Text zum Buch
Yeonmi Park träumte nicht von der Freiheit, als sie im Alter von erst 13 Jahren aus Nordkorea floh. Sie wusste nicht einmal, was Freiheit ist. Alles, was sie wusste, war, dass sie um ihr Leben lief, dass sie und ihre Familie sterben würden, wenn sie blieben – vor Hunger, an einer Krankheit oder gar durch Exekution. In ihrem Buch erzählt Yeonmi Park von ihrem Kampf ums Überleben in einem der dunkelsten und repressivsten Regime unserer Zeit; sie erzählt von ihrer grauenhaften Odyssee durch die chinesische Unterwelt, bevölkert von Schmugglern und Menschenhändlern, bis nach Südkorea; und sie erzählt von ihrem erstaunlichen Weg zur führenden Menschenrechts-Aktivistin mit noch nicht einmal 21 Jahren.
Weitere Informationen zu Yeonmi Park finden Sie am Ende des Buches.
Yeonmi Park
mit Maryanne Vollers
Mut zur Freiheit
Meine Flucht aus Nordkorea
Deutsch von pociao,
Sabine Herting, Jörn Ingwersen
Für meine Familie
und für alle Menschen auf der ganzen Welt,
die für die Freiheit kämpfen
»Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben.«
- Joan Didion
INHALT
VORWORT
TEIL 1
Nordkorea
KAPITEL 1
Selbst Vögel und Mäuse können dich flüstern hören
KAPITEL 2
Eine gefährliche Vergangenheit
KAPITEL 3
Schwalben und Elstern
KAPITEL 4
Blut und Tränen
KAPITEL 5
Der Geliebte Führer
KAPITEL 6
Stadt der Träume
KAPITEL 7
Die dunkelsten Nächte
KAPITEL 8
Ein Lied für Choson
KAPITEL 9
Die Generation jangmadang
KAPITEL 10
Lichter aus China
KAPITEL 11
Vermisst
TEIL 2
China
KAPITEL 12
Jenseits der Dunkelheit
KAPITEL 13
Pakt mit dem Teufel
KAPITEL 14
Ein Geburtstagsgeschenk
KAPITEL 15
Staub und Knochen
KAPITEL 16
Entführt
KAPITEL 17
Wie Manna vom Himmel
KAPITEL 18
Den Sternen nach
TEIL 3
Südkorea
KAPITEL 19
Die Freiheitsvögel
KAPITEL 20
Träume und Albträume
KAPITEL 21
Ein hungriger Geist
KAPITEL 22
So lernen wir uns kennen
KAPITEL 23
Glückliche Fügung
KAPITEL 24
Heimkehr
DANKSAGUNGEN
BILDTEIL
VORWORT
Es war eine kalte, schwarze Nacht, als meine Mutter und ich am 31. März 2007 das steile Felsufer des Jalu hinunterkletterten, der Nordkorea von China trennt. Über und unter uns waren Patrouillen, und alle hundert Meter standen auf beiden Seiten des Flusses Soldaten, die auf jeden schossen, der die Grenze zu überqueren versuchte. Wir wussten nicht, was uns bevorstand, aber wir wollten um jeden Preis ans andere Flussufer, denn drüben in China hatten wir zumindest eine Chance zu überleben.
Ich war dreizehn und wog siebenundzwanzig Kilo. Eine Woche zuvor hatte ich noch im Krankenhaus meiner Heimatstadt Hyesan gelegen mit einer heftigen Darminfektion, die die Ärzte irrtümlicherweise für eine Blinddarmentzündung gehalten hatten. Ich hatte immer noch starke Wundschmerzen und war von dem Eingriff so schwach, dass ich kaum gehen konnte.
Der junge nordkoreanische Schleuser, der uns über die Grenze brachte, hatte darauf bestanden, dass wir in der Nacht aufbrachen. Er hatte einigen Wachposten ein paar Scheine in die Hand gedrückt, damit sie wegschauten, doch alle Grenzsoldaten in der Gegend konnte er nicht bestechen. Wir mussten also sehr vorsichtig sein. Ich folgte ihm in der Dunkelheit, war aber so wacklig auf den Beinen, dass ich die Böschung auf dem Po hinunterrutschen musste und kleine Steinlawinen auslöste, die den Hang herabstürzten. Er drehte sich um und zischte mir wütend zu, ich solle nicht so viel Lärm machen. Doch es war zu spät. Schon sahen wir die Silhouette eines nordkoreanischen Soldaten, der vom Flussbett aus zu uns hinaufkletterte. Es schien keiner der bestochenen Grenzwächter zu sein.
»Zurück!«, rief der Mann. »Verschwindet!«
Unser Fluchthelfer kletterte zu ihm hinunter, und wir hörten, wie sie sich leise unterhielten. Anschließend kehrte er allein zurück.
»Los, weiter«, befahl er uns. »Beeilt euch!«
Es war Anfang Frühling, es wurde allmählich wärmer, sodass der zugefrorene Fluss an manchen Stellen bereits aufgetaut war. Dort, wo wir ihn überqueren wollten, war er schmal und das Wasser nicht allzu tief. Tagsüber war die Stelle vor der Sonne geschützt, das Eis war also noch fest genug, um unser Gewicht zu tragen – zumindest hofften wir es. Unser Helfer rief mit seinem Handy jemanden auf dem chinesischen Flussufer an, und dann zischte er leise: »Los!«
Er ging voraus, doch meine Füße rührten sich nicht vom Fleck. Wie gelähmt vor Angst klammerte ich mich an meine Mutter. Der Schleuser kehrte zu uns zurück, packte meine Hände und zerrte mich über das Eis. Als wir festen Boden unter den Füßen hatten, liefen wir schnell los und blieben erst wieder stehen, als wir außer Sichtweite der Grenzposten waren.
Das Flussufer war dunkel, doch die Lichter von Changbai auf der chinesischen Seite leuchteten hell vor uns. Ich drehte mich um und warf einen letzten Blick auf das Land, in dem ich geboren worden war. Die Stromversorgung war wie üblich unterbrochen, sodass ich nur den schwarzen leeren Horizont sah. Kurze Zeit später erreichten wir eine kleine Hütte am Rand einiger flacher unbestellter Felder, und erst da spürte ich, wie mir das Herz in der Brust pochte.
Als ich aus Nordkorea flüchtete, träumte ich nicht von der Freiheit. Ich wusste nicht einmal, was es bedeutete, frei zu sein. Ich wusste nur, dass wir sterben würden – an Hunger, an einer Krankheit oder den unmenschlichen Bedingungen in den Arbeitslagern –, wenn meine Familie in Nordkorea blieb. Der Hunger war unerträglich geworden: Für eine Schale Reis war ich bereit, mein Leben zu riskieren.
Doch unsere Reise bedeutete mehr als nur Überleben. Meine Mutter und ich waren auch auf der Suche nach meiner älteren Schwester Eunmi, die wenige Tage zuvor nach China geflohen war und von der wir seitdem nichts mehr gehört hatten. Wir hofften, dass sie auf der anderen Flussseite auf uns warten würde. Stattdessen empfing uns ein glatzköpfiger Chinese mittleren Alters. Der Mann war Koreaner, so wie viele Leute in dieser Gegend. Er sagte etwas zu meiner Mutter, dann führte er sie um das Gebäude herum. Von dort, wo ich wartete, hörte ich, wie sie ihn anflehte: »Aniyo! Aniyo!« Nein! Nein!
Da wusste ich, dass etwas Schreckliches im Gange war. Wir waren an einem schlimmen Ort angekommen, vielleicht noch schlimmer als der, den wir verlassen hatten.
Für zwei Dinge bin ich zutiefst dankbar: dass ich in Nordkorea geboren wurde und dass ich aus Nordkorea geflüchtet bin. Beides hat mich geprägt, und ich würde es niemals gegen ein gewöhnliches, beschauliches Leben eintauschen wollen. Doch zu dem Menschen, der ich heute bin, hat mich noch viel mehr gemacht.
Wie Zehntausende anderer Nordkoreaner kam ich nach meiner Flucht nach Südkorea, wo wir als Staatsbürger anerkannt werden, so als hätten eine unüberwindbare Grenze und ein fast siebzig Jahre alter Konflikt mit all seinen Spannungen uns niemals getrennt. Die Menschen im Norden und Süden haben dieselben ethnischen Wurzeln, und wir sprechen dieselbe Sprache – nur dass es im Norden keine Worte wie »Einkaufszentrum«, »Freiheit« oder gar »Liebe« gibt, jedenfalls nicht so, wie der Rest der Welt sie kennt. Die einzig wahre »Liebe«, die wir empfinden dürfen, ist die Vergötterung der Kims, einer Dynastie von Diktatoren, die seit drei Generationen über Nordkorea herrscht. Das Regime blockiert jegliche Informationen von außen, verbietet Videos oder Kinofilme und stört Radiosender. In Nordkorea gibt es weder das World Wide Web noch Wikipedia. Die einzigen Bücher sind voller Propaganda, die uns weismacht, dass wir im großartigsten Land der Erde leben, obgleich mindestens die Hälfte aller Nordkoreaner in extremer Armut dahinvegetiert und an chronischer Unterernährung leidet. Meine frühere Heimat nennt sich nicht einmal Nordkorea – sondern Choson, das wahre Korea, ein perfektes sozialistisches Paradies, in dem 25 Millionen Menschen nur dafür da sind, um dem Obersten Führer Kim Jong-un zu dienen. Viele Flüchtlinge nennen sich selbst »Überläufer«, weil wir uns weigern, unser Schicksal anzunehmen und für den Führer zu sterben. Das Regime nennt uns Verräter. Sollte ich jemals zurückkehren, würde ich hingerichtet.
Die Informationsblockade funktioniert in beide Richtungen. Die Regierung versucht nicht nur, ihre Untertanen von ausländischen Medien fernzuhalten, sondern tut auch alles, damit der Rest der Welt nicht erfährt, was in Nordkorea tatsächlich los ist. Das Regime des sogenannten »Einsiedlerreiches« versucht, sich unsichtbar zu machen. Nur wir, die geflohen sind, können beschreiben, was hinter der undurchdringlichen Grenze wirklich vor sich geht. Allerdings haben unsere Geschichten bis vor Kurzem nur wenige Menschen erreicht.
Ich kam im Frühling 2009 in Südkorea an, mit fünfzehn Jahren, ohne einen Cent in der Tasche und schulisch auf dem Stand eines Zweitklässlers. Fünf Jahre später studierte ich Polizeimanagement an einer der angesehensten Universitäten von Seoul, und spätestens da wurde mir klar, wie dringend das Land, in dem ich zur Welt gekommen bin, ein rechtsstaatliches System braucht.
Ich habe die Geschichte meiner Flucht aus Nordkorea unzählige Male erzählt. Wie meine Mutter und ich von Menschenhändlern über die Grenze nach China gelockt wurden, wo meine Mutter alles tat, um mich zu beschützen. Sie opferte sich und ließ sich sogar von einem Kerl vergewaltigen, der es ursprünglich auf mich abgesehen hatte. In China suchten wir vergebens nach meiner Schwester. Meinem Vater gelang ebenfalls die Flucht über die Grenze, er starb aber nur wenige Monate später an einem unbehandelten Krebsleiden. 2009 wurden meine Mutter und ich von christlichen Missionaren gerettet, die uns zur chinesisch-mongolischen Grenze brachten. Von dort marschierten wir in einer endlosen Winternacht durch die eisige Gobiwüste und folgten den Sternen in die Freiheit.
All das ist wahr, aber es ist nicht die ganze Geschichte.
Bis heute wusste nur meine Mutter, was in diesen beiden Jahren geschah – von dem Tag an, als wir den Jalu überquerten, bis hin zu unserer Ankunft in Südkorea, wo für uns beide ein neues Leben begann. Anderen Überläufern und Menschenrechtsanwälten hatte ich kaum etwas über meine Zeit in China erzählt. Irgendwie glaubte ich, dass das Unaussprechliche von selbst verschwinden würde, wenn ich darüber schwieg. Ich redete mir ein, dass vieles davon niemals geschehen war, und versuchte, den Rest zu vergessen.
Doch als ich anfing, dieses Buch zu schreiben, wurde mir bewusst, dass mein Leben ohne die ganze Wahrheit ohnmächtig bliebe und keinen wirklichen Sinn hätte. Mit Hilfe meiner Mutter kehrten die Erinnerungen an unser Leben in Nordkorea und China zu mir zurück wie Szenen aus einem längst vergessenen Albtraum. Manche Ereignisse brachen mit schrecklicher Klarheit wieder hervor, andere blieben verschwommen und durcheinander wie ein Kartenspiel, das über den Boden verstreut ist. Schreiben wurde für mich zu einem Prozess des Erinnerns, und es war zugleich der Versuch, diesen Erinnerungen einen Sinn zu verleihen.
Auch Bücher haben mir geholfen, meine Welt zu ordnen. Kaum war ich in Südkorea angekommen, stürzte ich mich auf die wichtigsten Werke der Weltliteratur. Erst in koreanischer Übersetzung, später dann auf Englisch. Und als ich anfing, dieses Buch hier zu schreiben, stolperte ich über eine berühmte Zeile von Joan Didion. »Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben.« Obwohl sie und ich aus unterschiedlichen Kulturen stammen, spürte ich, wie die Wahrheit dieser Worte in mir widerhallte. Manchmal können wir mit unseren eigenen Erinnerungen nur leben, wenn wir sie in Form einer Geschichte mit anderen teilen und dabei versuchen, in Ereignissen, die unerklärlich scheinen, einen Sinn zu erkennen.
Während meiner Odyssee habe ich mit eigenen Augen gesehen, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind, ich habe aber auch Akte der Nächstenliebe und der Aufopferung erlebt und zwar dort, wo ich es am wenigsten für möglich gehalten hätte. Ich weiß, dass uns ein Teil unserer Menschlichkeit abhandenkommen kann, wenn wir ums blanke Überleben kämpfen. Aber ich weiß auch, dass der Funke menschlicher Würde niemals ganz erlischt und wieder aufflackert, sobald man ihm den Sauerstoff der Freiheit und die Kraft der Liebe zuführt.
Dies ist die Geschichte der Entscheidungen, die ich traf, um zu überleben.
TEIL 1
Nordkorea
KAPITEL 1
Selbst Vögel und Mäuse können dich flüstern hören
Wie der Schwanz eines Drachens schlängelt sich der Jalu auf seinem Weg zum Gelben Meer zwischen Nordkorea und China entlang. Im Changbai-Gebirge fließt er durch ein Tal, und dort breitet sich die Stadt Hyesan mit ihren 200 000 Einwohnern aus, zwischen sanften Hügeln und einem hohen Plateau, das von Feldern, Hainen und Gräbern bedeckt ist. Der Fluss, zumeist flach und zahm, ist im Winter, der fast das ganze Jahr andauert, zugefroren. Es ist der kälteste Teil Nordkoreas mit Temperaturen von bis zu 40 Grad unter null. Hier überleben nur die Stärksten.
Für mich war Hyesan mein Zuhause.
Direkt auf dem gegenüberliegenden Ufer liegt die chinesische Stadt Changbai; hier gibt es viele Menschen mit koreanischen Wurzeln. Die Familien zu beiden Seiten des Ufers treiben seit Generationen Handel miteinander. Als Kind stand ich in der Dunkelheit, starrte über den Fluss auf die Lichter von Changbai und fragte mich, was jenseits unserer Stadtgrenze vor sich ging. Es war aufregend zu sehen, wie an Feiertagen oder zum chinesischen Neujahrstag die bunten Feuerwerkskörper am samtschwarzen Himmel explodierten. Auf unserer Seite des Flusses gab es so etwas nicht. Manchmal, wenn ich mit meinen Eimern zum Fluss ging, um Wasser zu holen, und der feuchte Wind aus der richtigen Richtung kam, stieg mir der Duft ihres köstlichen Essens in die Nase, ölige Nudeln und Teigtaschen, die in den Küchen auf der anderen Seite zubereitet wurden. Derselbe Wind trug auch die Stimmen der chinesischen Kinder zu uns herüber, die am anderen Ufer spielten.
»He, ihr da drüben! Habt ihr Hunger?«, riefen die Jungs auf Koreanisch.
»Nein! Haltet den Mund, ihr fetten Chinesen!«, rief ich zurück.
Dass ich keinen Hunger hatte, stimmte nicht. Ich hatte sogar großen Hunger, aber es hatte keinen Zweck, mit ihnen darüber zu diskutieren.
Ich kam viel zu früh auf die Welt.
Meine Mutter war erst im siebten Monat schwanger, als die Wehen einsetzten, und so wog ich bei meiner Geburt am 4. Oktober 1993 nicht einmal drei Pfund. Der Arzt im Krankenhaus von Hyesan erklärte meiner Mutter, ich sei so klein, dass sie nichts für mich tun könnten. »Kann sein, dass sie überlebt, kann aber auch nicht sein«, sagte er. »Wir wissen es nicht.« Ich musste es also aus eigener Kraft schaffen.
Egal, in wie viele Decken meine Mutter mich wickelte, sie konnte mich nicht warm halten. Deshalb erhitzte sie einen Stein und steckte ihn zwischen die Decken; so blieb ich am Leben. Ein paar Tage später brachten mich meine Eltern nach Hause und warteten ab.
Meine Schwester Eunmi war zwei Jahre zuvor zur Welt gekommen, und dieses Mal hatte mein Vater Park Jin-sik gehofft, es würde ein Junge werden. Im patriarchalischen Nordkorea zählten eigentlich nur die männlichen Nachkommen. Doch rasch hatte er seine Enttäuschung überwunden. Meistens ist es die Mutter, die eine starke Bindung zu ihrem Kind aufbaut, doch bei uns war es mein Vater, der mich tröstete, wenn ich weinte. In seinen Armen fühlte ich mich geborgen und geliebt. Beide, meine Mutter und mein Vater, ermutigten mich von Anfang an, stolz auf mich zu sein.
Als ich noch klein war, wohnten wir in einem einstöckigen Haus an einem Hang über den Bahngleisen, die sich wie eine verrostete Wirbelsäule durch die Stadt schlängelten.
Unser Haus war eng und zugig, und da die Wand an die des Nachbarhauses grenzte, bekamen wir immer mit, was dort drüben vor sich ging. Außerdem hörten wir, wie nachts die Mäuse quiekend durchs Dachgebälk huschten. Trotzdem war es für mich ein Paradies, weil wir dort als Familie alle zusammen waren.
Meine frühesten Erinnerungen handeln von Dunkelheit und Kälte. Während der Wintermonate war unser Lieblingsplatz im Haus eine kleine Feuerstelle, in der Holz oder Kohle brannte, je nachdem, was wir gerade auftreiben konnten. Wir kochten auf dem offenen Feuer, und unter dem Zementboden verliefen Schächte, durch die der Rauch zu einem Schornstein aus Holz auf der anderen Seite des Hauses gelangte. Dieses traditionelle Heizsystem sollte den Raum warm halten, aber gegen die eisigen Nächte kam es nicht an. Am Ende des Tages breitete meine Mutter eine dicke Decke vor dem Feuer aus, und wir krochen darunter – zuerst meine Mutter, dann ich, meine Schwester und schließlich mein Vater an der kältesten Stelle. Wenn die Sonne unterging, konnte man so gut wie nichts mehr sehen. In unserem Teil des Landes war es normal, dass man Wochen und Monate keinen Strom hatte, und Kerzen waren sehr teuer. So spielten wir im Dunkeln. Manchmal neckten wir uns auch unter der Decke.
»Wem gehört dieser Fuß?«, fragte meine Mutter und stieß uns mit ihrem Zeh an.
»Das ist meiner!«, rief dann Eunmi.
Im Winter und manchmal auch im Sommer sahen wir morgens und abends, wie der Rauch aus den Schornsteinen aufstieg – überall, wohin man auch blickte. Unser Viertel war klein und überschaubar; wir kannten jeden, der hier wohnte. Wenn kein Rauch aus dem Haus eines Nachbarn kam, gingen wir hin und klopften an die Tür, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war.
Die ungepflasterten Straßen zwischen unseren Häusern waren für Autos zu schmal, was aber nicht weiter schlimm war, denn es gab ohnehin nur ganz wenig Verkehr. In unserem Viertel ging man zu Fuß, nur wenige Leute konnten sich ein Fahrrad oder gar ein Motorrad leisten. Nach dem Regen füllten sich die Wege mit Schlamm und waren glitschig, und das war dann die schönste Zeit für die Kinder aus der Nachbarschaft, um Fangen zu spielen. Ich war kleiner und langsamer als die anderen Kinder meines Alters, und es fiel mir schwer mitzuhalten.
Als ich in die Schule kam, musste mich Eunmi gelegentlich gegen die älteren Kinder verteidigen. Auch sie war nicht besonders groß, aber gewitzt und flink. Sie beschützte mich und spielte mit mir. Wenn es schneite, trug sie mich einen der Hügel hinter unserem Viertel hinauf, setzte mich auf ihren Schoß und schlang die Arme um mich. Dann hielt ich mich an ihr fest, während wir lachend und schreiend auf dem Hintern den Hügel hinunterrutschten. Ich war einfach froh, sie zu haben.
Im Sommer gingen alle Kinder zum Fluss hinunter und spielten im Wasser, bloß ich lernte nie schwimmen. Ich saß immer nur am Ufer, während die anderen herumplanschten. Manchmal merkten meine Schwester oder meine beste Freundin Yong-ja, dass ich allein dasaß, und brachten mir ein paar hübsche Steine mit, die sie am Grund des Flusses gefunden hatten. Und manchmal trugen sie mich auf dem Arm ein paar Schritte ins Wasser und brachten mich dann ans Ufer zurück.
Yong-ja und ich waren gleich alt und wohnten im selben Viertel. Ich mochte sie, weil wir beide eine blühende Fantasie hatten und uns unsere Spielsachen selbst bastelten. Auf dem Markt gab es richtige Puppen und anderes Spielzeug zu kaufen, aber das war meistens viel zu teuer. Stattdessen nahmen wir Ton und formten daraus kleine Schalen und Tiere, manchmal sogar winzige Panzer. Selbstgemachte Militärfahrzeuge standen in Nordkorea hoch im Kurs, doch Yong-ja und ich machten lieber Papierpuppen und verbrachten Stunden damit, sie aus Pappe auszuschneiden oder aus Papierresten Kleider und Schals für sie zu kreieren.
Manchmal bastelte meine Mutter uns Windrädchen. Die befestigten wir auf dem Metallgeländer der kleinen Brücke, die über die Gleise führte und die wir die Wolkenbrücke nannten. Jahre später, als das Leben viel härter und komplizierter wurde, kam ich manchmal an dieser Brücke vorbei und dachte daran, wie glücklich wir gewesen waren, wenn wir zusahen, wie die Rädchen sich im Wind drehten.
Früher kannte ich keinen Hintergrundlärm wie jetzt in Südkorea oder in den Vereinigten Staaten. Es gab weder das Scheppern von Müllabfuhrlastern noch das allgegenwärtige Hupen von Autos und auch keine klingelnden Telefone. Ich hörte nur Geräusche, die von Menschen stammten: Frauen, die Geschirr spülten, Mütter, die ihre Kinder riefen, das Klirren von Löffeln und Essstäbchen auf Reisschalen, wenn sich die Familien zum Essen setzten. Manchmal bekam ich mit, wie eine meiner Freundinnen von ihren Eltern ausgeschimpft wurde. Damals plärrte keine Musik im Hintergrund, und es gab keine Smartphones, die einen ständig ablenkten. Dafür waren die Menschen sich näher, es existierte eine Vertrautheit, die aus der modernen Welt, in der ich heute lebe, weitgehend verschwunden ist.
In unserem Haus in Hyesan wurde oft das Wasser abgestellt, sodass meine Mutter unsere Wäsche normalerweise zum Fluss hinuntertrug und sie dort wusch. Wenn sie sie zurückbrachte, breitete sie sie zum Trocknen auf dem von der Feuerstelle gewärmten Boden aus.
Auch Strom war selten in unserem Viertel, und wenn die Lichter angingen, waren die Leute so froh, dass sie jubelten und in die Hände klatschten. Sogar mitten in der Nacht standen wir auf, um es zu feiern. Wenn man nur wenig hat, können einen Kleinigkeiten glücklich machen – und das ist eines der wenigen Dinge, die ich wirklich vermisse. Natürlich blieben die Lichter nie lange an. Wenn sie flackernd erloschen, sagten wir »Das war’s« und legten uns wieder schlafen.
Aber selbst wenn es Strom gab, war er so schwach, dass viele Familien Spannungsverstärker besaßen, um die Haushaltsgeräte in Gang zu halten. Diese Teile fingen ständig Feuer, und eines Abends im März, als meine Eltern nicht da waren, passierte es auch bei uns. Ich war damals noch ganz klein und kann mich nur erinnern, dass ich schreiend aufwachte, als mich jemand durch Rauch und Flammen wegtrug. Ich weiß nicht, ob es meine Schwester oder eine Nachbarin war, die mich rettete. Als jemand meiner Mutter von dem Feuer erzählte, lief sie schnell nach Hause, aber da waren Eunmi und ich bereits bei den Nachbarn in Sicherheit. Unser Haus wurde durch das Feuer zerstört, doch mein Vater baute es mit seinen eigenen Händen sofort wieder auf.
Später legten wir in unserem kleinen eingezäunten Hof einen Garten an. Meine Mutter und meine Schwester hatten kein Interesse daran, aber mein Vater und ich waren begeistert. Wir pflanzten Kürbisse, Kohl, Gurken und Sonnenblumen. Am Zaun entlang wuchsen wunderschöne Fuchsien. Es gab für mich nichts Schöneres, als meine Ohren mit den langen zarten Blüten zu schmücken und so zu tun, als wären es Anhänger. Meine Mutter fragte meinen Vater, warum er den kostbaren Platz für Blumen verschwendete, aber er hörte nicht auf sie.
In Nordkorea sind die Menschen noch eng mit der Natur verbunden, und so entwickeln sie allerlei Fähigkeiten, um das Wetter vorhersagen zu können. Wir hatten kein Internet und konnten wegen der Stromknappheit auch nicht den Wetterbericht im Staatsfernsehen sehen. Also mussten wir uns mit unseren eigenen Beobachtungen behelfen.
In den langen Sommernächten versammelten sich unsere Nachbarn vor den Eingängen ihrer Häuser. Stühle gab es nicht, die Leute saßen einfach auf dem Boden und betrachteten den Himmel. Wenn wir Millionen von Sternen sahen, sagte ein Nachbar: »Morgen scheint die Sonne«, und alle murmelten zustimmend. Wenn es aber nur Tausende von Sternen gab, sagte vielleicht ein anderer: »Sieht ganz danach aus, als würde es morgen wolkig.« Das war unsere örtliche Wettervorhersage.
Der schönste Tag im Monat war der Nudeltag, wenn meine Mutter frische, feuchte Nudeln kaufte, die mit einer Maschine in der Stadt hergestellt wurden. Wir wollten, dass sie so lange wie möglich hielten, deshalb breiteten wir sie auf dem warmen Küchenboden zum Trocknen aus. Für meine Schwester und mich war es wie ein Feiertag, denn wir konnten ein paar Nudeln stibitzen und sie essen, während sie noch weich und süß waren. In den ersten Jahren meines Lebens, bevor die schlimmste Hungersnot Mitte der 1990er-Jahre auch unsere Stadt fest im Griff hatte, kamen unsere Freundinnen zu uns, und wir teilten die Nudeln mit ihnen. In Nordkorea wird erwartet, dass man alles teilt. Doch später, als die Zeiten für unsere Familie und das Land härter wurden, sagte meine Mutter, dass wir die anderen Kinder fortschicken müssten. Jetzt konnten wir es uns nicht mehr leisten, anderen etwas abzugeben.
In guten Zeiten bestand ein Familienessen aus Reis, Kimchi, irgendwelchen Bohnen und Seetangsuppe. Doch all das war in schlechten Zeiten viel zu teuer. Manchmal fiel eine Mahlzeit auch ganz aus, und oft hatten wir nur einen dünnen Brei aus Weizen oder Gerste, Bohnen oder schwarze, gefrorene Kartoffeln, die wir zu Mehl verarbeiteten. Daraus machten wir dann Teigtaschen, die mit Kohl gefüllt wurden.
Das Land, in dem ich aufwuchs, war nicht das, in dem meine Eltern in den 1960er- und 1970er-Jahren gelebt hatten. Als sie jung waren, kümmerte sich der Staat um die Grundbedürfnisse seiner Bürger: Kleidung, medizinische Versorgung, Nahrung. Nach dem Ende des Kalten Krieges ließen die bis dahin kommunistischen Staaten, die unser Land zuvor unterstützt hatten, es mehr oder weniger im Stich, und die Planwirtschaft brach zusammen. Plötzlich waren die Nordkoreaner auf sich allein gestellt.
Ich war noch zu klein, um zu erkennen, wie verzweifelt die Lage für die Erwachsenen wurde. Auch meine Familie litt unter der massiven Nahrungsmittelnot, die in den 1990er-Jahren herrschte, und wenn meine Schwester und ich schliefen, lagen meine Eltern manchmal wach, krank vor Sorge, wie sie uns vor dem Verhungern bewahren könnten.
Ich lernte rasch, nichts von dem weiterzuerzählen, was ich zufällig zu Hause mitbekam. Man schärfte mir ein, meine Meinung für mich zu behalten, nichts infrage zu stellen, der Regierung zu gehorchen und nur das zu tun, zu sagen oder zu denken, was mir von oben befohlen wurde. Ich glaubte sogar, dass unser Geliebter Führer, Kim Jong-il, meine Gedanken lesen und ich bestraft werden konnte, wenn ich etwas Böses dachte. Und selbst wenn er mich nicht hörte, Spione waren überall. Sie horchten an unseren Fenstern und beobachteten uns auf dem Schulhof. Jede Familie gehörte einem inminban an, einer Art Nachbarschaftsverbund, und wir hatten Anweisung, jeden zu melden, der etwas Falsches sagte. Wir lebten in ständiger Angst, und fast jeder – sogar meine Mutter – musste am eigenen Leib erfahren, welche Konsequenzen drohten, wenn man den Mund aufmachte.
Ich war erst neun Monate alt, als Kim Il-sung am 8. Juli 1994 starb. Die Leute beteten den 82-jährigen »Großen Führer« geradezu an. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte Kim Il-sung Nordkorea fast fünf Jahrzehnte mit eiserner Hand regiert, und seine Anhänger – darunter auch meine Mutter – hatten ihn für unsterblich gehalten. Sein Tod stürzte das ganze Land in tiefe Trauer und Ungewissheit. Der Sohn des Großen Führers, Kim Jong-il, war bereits auserkoren, seinem Vater zu folgen, doch die gewaltige Leere, die Kim Il-sung hinterlassen hatte, machte alle nervös.
Meine Mutter nahm mich auf den Rücken und schloss sich den Tausenden von Trauernden an, die sich während der offiziellen Trauerzeit täglich vor Kim Il-sungs monumentalem Denkmal in Hyesan versammelten und um ihren verstorbenen Großen Führer weinten. Sie brachten Blumen und Becher mit Reiswein mit, um ihrer Verehrung und Trauer Ausdruck zu verleihen.
Während dieser Zeit besuchte uns ein Verwandter meines Vaters aus dem Nordosten Chinas, wo viele Menschen koreanischer Abstammung lebten. Da er von auswärts kam, hielt sich seine Ehrfurcht für den Großen Führer in Grenzen, und als meine Mutter von einem ihrer Ausflüge zum Monument zurückkehrte, erzählte Onkel Jong-soo ihr eine Geschichte, die er gerade gehört hatte. Die Regierung in Pjöngjang hatte verkündet, Kim Il-sung sei an einem Herzinfarkt gestorben, Jong-soo aber sagte, ein chinesischer Freund von ihm habe von einem nordkoreanischen Polizeioffizier gehört, dass das nicht wahr sei. Die wirkliche Todesursache sei hwa-bjung gewesen, ein weit verbreitetes Leiden in Nord- und Südkorea, das man als »Krankheit, die von mentalem oder emotionalem Stress ausgelöst wird« übersetzen könnte. Jong-soo hatte gehört, dass es Streit zwischen Kim Il-sung und Kim Jong-il über die Pläne des älteren Kim gegeben habe, Gespräche mit Südkorea zu führen …
»Schweig!«, sagte meine Mutter. »Kein Wort mehr!« Sie war derart aufgebracht, dass er es wagte, Gerüchte über das Regime zu verbreiten, dass sie ihrem Gast den Mund verbot.
Am nächsten Tag ging sie mit ihrer besten Freundin noch einmal zu dem Denkmal, um frische Blumen niederzulegen. Dort bemerkten sie, dass irgendwer die Gaben mutwillig zerstört hatte.
»Oh, es gibt so viele böse Menschen auf der Welt!«, sagte ihre Freundin.
»Da hast du recht!«, entgegnete meine Mutter. »Du kannst dir nicht vorstellen, welche bösen Gerüchte unsere Feinde verbreiten.« Und dann erzählte sie ihrer Freundin von den Lügen, die sie gehört hätte.
Als sie am nächsten Tag über die Wolkenbrücke zurückkehrte, fiel ihr ein offiziell wirkender Wagen auf, der etwas unterhalb von unserem Haus parkte. Eine Gruppe von Männern stand um ihn herum. Im selben Augenblick wusste sie, dass ihr etwas Schreckliches bevorstand.
Es waren Zivilbeamte der gefürchteten bo-wi-bu, der nordkoreanischen Geheimpolizei, die ihre Opfer in die Straflager für politische Gefangene steckten und sich um staatsgefährdende Bedrohungen kümmerten. Jeder wusste, dass sie einen Verdächtigen einfach mitnehmen konnten und man nie wieder etwas von ihm hörte. Schlimmer noch, diese Männer waren keine örtlichen Beamten, sondern vom Ministerium für Staatssicherheit geschickt worden.
Der befehlshabende Offizier passte meine Mutter vor unserer Haustür ab und führte sie zum Haus ihrer Nachbarin, das er sich für den Nachmittag ausgeliehen hatte. Sie setzten sich, dann sah er sie mit Augen an, die wie schwarzes Glas waren.
»Wissen Sie, weshalb ich gekommen bin?«, fragte er.
»Ja, das weiß ich«, antwortete meine Mutter.
»Woher also haben Sie das?«
Sie erzählte ihm, sie habe es von einem chinesischen Verwandten ihres Mannes gehört, und der wiederum habe es von einem Freund.
»Und was glauben Sie?«, wollte er wissen.
»Dass es ein schreckliches und böses Gerücht ist«, entgegnete sie aufrichtig. »Eine Lüge, die von unseren Feinden verbreitet wird, weil sie die großartigste Nation der Welt zerstören wollen!«
»Und was glauben Sie, haben Sie falsch gemacht?«, fragte er ausdruckslos.
»Ich hätte es sofort der Partei melden müssen, mein Herr, statt es weiterzuerzählen.«
»Nein, Sie irren sich«, entgegnete er. »Sie hätten niemals darüber reden dürfen.«
Jetzt war sie sicher, dass sie sterben müsste. Sie sagte ihm immer wieder, wie leid es ihr tue, flehte ihn an, er möge sie ihren beiden Kindern zuliebe verschonen. In Korea gibt es eine Redensart dafür: Sie bettelte so lange, bis sie Angst hatte, die Hände könnten ihr abfallen.
Schließlich sagte er in einem so scharfen Tonfall, dass ihr das Blut in den Adern stockte: »Erwähnen Sie das niemals wieder. Nicht vor Ihren Bekannten, Ihrem Ehemann oder Ihren Kindern. Verstehen Sie, was sonst mit Ihnen geschehen wird?«
Das tat sie. Restlos!
Dann vernahm er Onkel Jong-soo, der mit der Familie nervös in unserem Haus wartete. Meine Mutter glaubt, dass sie nur deswegen nicht bestraft wurde, weil Onkel Jong-soo dem Beamten erzählte, wie wütend sie gewesen sei, als er ihr das Gerücht erzählt hatte.
Als es vorbei war, fuhren die Männer der Staatssicherheit in ihrem Wagen davon. Mein Onkel kehrte nach China zurück. Als mein Vater meine Mutter fragte, was die Polizisten von ihr gewollt hätten, antwortete sie nur, darüber dürfe sie nicht reden, und dann erwähnte sie es nie wieder. Mein Vater wurde zu Grabe getragen, ohne jemals zu erfahren, wie haarscharf sie einer Katastrophe entkommen waren.
Viele Jahre später, nachdem sie mir die Geschichte erzählt hatte, verstand ich schließlich, warum sie nie gesagt hatte: »Viel Spaß!«, wenn ich morgens zur Schule ging, oder auch nur: »Nimm dich vor Fremden in Acht«. Was ich stattdessen von ihr zu hören bekam, war: »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst.«
In den meisten Ländern ermutigen Mütter ihre Kinder, Fragen zu stellen – nicht so in Nordkorea. Kaum war ich alt genug, um zu verstehen, schärfte meine Mutter mir ein, meine Zunge zu hüten. »Vergiss nicht, Yeonmi-ya«, sagte sie leise: »Auch wenn du glaubst, ganz allein zu sein, können Vögel und Mäuse dich flüstern hören.« Sie wollte mir keine Angst machen, trotzdem breiteten sich in dem Moment tiefe Dunkelheit und Panik in mir aus.