Deuticke E-Book
Deine Stimme
in meinem Kopf
Roman
Aus dem Englischen
von Anne Braun
Deuticke
Die Originalausgabe erschien erstmals 2011 unter
dem Titel Your Voice in My Head bei Bloomsbury, London.
ISBN 978-3-552-06235-1
Copyright © by Emma Forrest 2011
Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe
© Deuticke im Paul Zsolnay Verlag Wien 2013
Satz: Eva Kaltenbrunner-Dorfinger, Wien
Schutzumschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich,
unter Verwendung eines Fotos von © Tom Hines
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Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Dieses Buch ist Sara Hawys Roberts gewidmet
(meinem Mädchen für alles).
Und Dr. R, seiner Frau, seinen Kindern
und all seinen Patienten, die nur seinetwegen
noch am Leben sind.
Ich war auf der Suche nach einem Wochenendjob, und obwohl ich eher an einen Samstagsjob beim Frisör dachte, war mein Teenie-Hirn davon überzeugt, Ophelia bräuchte jemanden, der auf sie aufpasst. Deshalb radelte ich jeden Tag nach der Schule, bevor meine Mutter nach Hause kam, zur Tate Gallery, um Millais’ Muse zu besuchen.
Eigentlich wollte ich keinen Samstagsjob beim Frisör und Radfahren war auch nicht meine Stärke, doch mit dreizehn dachte ich, dass Dreizehnjährige gern Rad fahren und anderen Leuten für ein Trinkgeld die Haare waschen. Erst später begriff ich meine Fehleinschätzung: »Dies oder das soll ich wollen, also werde ich es versuchen.«
Wenn ich mich der Tate Gallery näherte, wusste ich bereits, was mich erwartete. Ich sah Ophelias tizianrote Haare schon vor mir, ihren weißen Körper, der den Fluss hinuntertrieb, umgeben von Blumen. Manchmal war sie tot, wenn ich ankam. Andere Male war sie erst am Sterben und konnte noch von jemandem gerettet werden, der am Ufer stand und den ich noch nie gesehen hatte. Jemand, den Millais skizziert und dann übermalt hatte und der unter den Pigmenten nur flach atmete, damit man ihn nicht sah – ein Mann, der Ophelia erstmal machen ließ, aber keinesfalls zulassen würde, dass sie ertrank.
Obwohl ich damals noch keinerlei sexuelle Erfahrung hatte, gab es Tage, an denen ich das Gefühl hatte, Ophelia sei mitten in einem Geschlechtsakt; die Arme nach oben gestreckt, den Mund geöffnet, läge sie unter einem unsichtbaren Geliebten. Sehr viel später – nachdem ich mich zum ersten Mal verliebt hatte – wusste ich, dass sie seinen postkoitalen Geruch nicht loslassen konnte, der intensiver war als der Duft der Blumen am Ufer, an denen sie vorbeitrieb. Die Blumen flehen sie an, in diesem Augenblick zu verharren. Sein Duft fesselt sie an die Vergangenheit.
An diesen Nachmittagen war die Tate Gallery von einer Mischung aus auffällig gekleideten älteren und schwarz gekleideten, hippen jungen Besuchern bevölkert – Erstere waren vor dem Regen geflüchtet, die zweite Gruppe hoffte auf Regen, um länger bleiben zu können. Immer war mindestens ein Flirt im Gange. Aber ich saß hauptsächlich in der Mitte des großen Saals auf der gepolsterten Lederbank vor Millais’ Gemälde, futterte verstohlen eine Tüte Chips und weinte. Salz und Essig waren mein Untergang. Bevor das Jahr um war, wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem ich dreiundzwanzig Tüten auf einmal verschlungen hatte. Noch heute schmeckt salziges Essen – zum Beispiel Salt and Vinegar-Crisps oder die Würzpaste Marmite – für mich nach Kummer.
Ich wusste, dass das Bild mich zum Weinen bringen würde, trotzdem zog es mich immer wieder hin. In der Schule kritzelte ich meine Hefte mit ihrem Namen voll: OPHELIA, mit schönen, runden Buchstaben. Ich wollte ständig bei ihr sein, und wenn ich samstags aufwachte, ging ich wieder hin und weinte erneut. Ich wusste nie, ob ich um sie weinte oder um mich. Rückblickend ist es leicht zu sagen: Ich glaube, sie hat mich angesteckt. Damals, als Dreizehnjährige, befürchtete ich, in ihr mein eigenes Schicksal zu sehen.
Ein Mann schleicht um mich herum, während ich schreibe. Alle Tische in dem Café in Los Angeles sind belegt.
»Gehen Sie bald?«
Vor mir stehen mein Notebook, eine Kaffeetasse und ein Diktiergerät.
»Nein«, sage ich.
»Ich gebe Ihnen tausend Dollar, wenn Sie gehen.«
»Okay«, sage ich und packe meine Sachen zusammen.
»Was?«
»Geht klar. Tausend Dollar. Ich gehe.«
Er schaut mich an, als sei ich übergeschnappt, und sieht zu, dass er wegkommt.
Ich hatte es ernst genommen. Er nicht. Nach all den Jahren, die ich nun schon »normal« bin, schaltet mein Radar immer noch ab, wenn es darum geht, was andere ernst meinen und was nicht.
Mum ruft mich auf dem Handy an, und ich gehe nach draußen, um das Gespräch anzunehmen.
»Wie spricht man Tóibín aus?«, will meine Mutter wissen. »Du weißt schon, Colm Tóibín, der irische Schriftsteller.« Wir telefonieren täglich miteinander, ich in Amerika, sie in England, und das Tag für Tag, seit ich mit einundzwanzig hierher gezogen bin. Inzwischen bin ich zweiunddreißig und sie einundsiebzig, obwohl sie eher wie eine Siebzehnjährige klingt.
»Es wird ›toe-bean‹ ausgesprochen, wie ›toe – Zehe‹ und dann ›bean – Bohne‹.«
»Herrje, das hab ich befürchtet«, sagt sie und lässt diese Info kurz auf sich wirken, dann: »Nein, unmöglich.«
»Aber so heißt er nun mal. Und so wird er ausgesprochen.«
»Ich kann nicht durch die Gegend rennen und ›Zehen-Bohne‹ sagen. Das geht einfach nicht!«
»Dann sag doch einfach nur seinen Vornamen!«
»Er ist ein bekannter Mann.«
»Dann lies seine Bücher, aber sprich nicht darüber.«
»Nein.« Ich spüre, dass sie den Kopf schüttelt. »Ich komme sicher mal in eine Situation, in der ich seinen Namen sagen muss.«
Ich glaube, meine Mutter neigt einfach zu Schwarzseherei, und das macht ihr Schuldgefühle – wie allen Juden ihres Alters, die nicht direkt vom Holocaust betroffen waren. Als sie damals in New York aufwuchs, war sie echt traumatisiert, weil irische Kinder in das jüdische Viertel zogen und ihr ihr Kazoo und ihre Matrosenmütze klauten. Sie war ein pummeliges kleines Mädchen, das seine Törtchen in der Sockenschublade versteckte. Und was war ein pummeliges Kind in den vierziger Jahren in New York ohne sein Kazoo?
Ihr zweites schlimmes Erlebnis war der Tod ihres Vaters und wenig später der ihrer Mutter. Sie war damals noch im Teenageralter und wusste nicht mal, wie man sich einen Toast macht. Sie wurde sehr dünn – absichtlich, nicht weil sie keine Toasts mehr aß – und heiratete einen sehr viel älteren Mann. Die Ehe hielt nicht lange. Zum Glück verliebte sie sich dann in meinen Vater, und das war das Beste, was ihr passieren konnte.
Mum und ihr erster Mann hatten schon länger keinen Kontakt mehr gehabt, und ich hatte noch nicht viel Erfahrung mit meinen manischen Anfällen, als ich zufällig die Adresse des Mannes entdeckte, den ich bisher nur vom Hörensagen kannte. Ich schrieb ihm einen Brief, in dem ich fragte, ob er schon tot sei oder nicht. Nicht aus Bosheit, nur aus Neugier.
Mum regt sich immer sehr schnell auf. Auch wenn sie eben noch total ruhig ist (wenn sie zum Beispiel ihrer Katze beim Trinken zuschaut, sagt sie zuerst: »Brav, Jojo! Guter Junge.«), kann ihre Stimmung so plötzlich umschlagen wie das Wetter. (Die Katze trinkt weiter, Mums Lächeln erlischt. »Warum trinkst du so viel, Jojo? Was ist mit dir, Jojo? Bist du krank?«)
Ich rede oft mit mir selbst, weil ich das von Mum kenne, hauptsächlich in der Küche, wo ich sie schon mit großer Begeisterung sagen hörte: »Glutenfreies Brot verschafft mir ein unglaublich positives Gefühl.« Oder: »Ich fürchte, George Clooneys Zähne sind nochmal sein Ruin.«
Ich sehe meine Mutter überall. Aus einem bestimmten Blickwinkel hat das brasilianische Supermodel Gisele Bündchen ihr Gesicht, dann wieder erinnert sie mich an die schwarze Komikerin Wanda Sykes. Ich glaube, jeder Weiße hat einen schwarzen Doppelgänger und umgekehrt. Der schwarze Doppelgänger meines Dads ist der Vater in Der Prinz von Bel-Air. Und sein keltischer Doppelgänger ist Sean Connery.
Einmal kam in einem Hotel in Jamaika eine Frau auf ihn zu und sagte: »Gestern Abend dachten wir, Sie seien Sean Connery.« Und Dad erwiderte: »Gestern Abend war ich Sean Connery.«
Mein Dad weiß so gut wie alles, deshalb muss ich nie googeln. Dad reicht mir. Wenn ich eine Frage habe, schicke ich ihm eine E-Mail, er bekommt es heraus und antwortet dann unter dem Namen der beiden Google-Gründer-Milliardäre:
»Von London nach Cardiff: teuer? Wie lange dauert die Fahrt?«
»2–3 Std. mit Zug. Teuer, wenn man nicht im Voraus bucht. xx Larry Page und Sergey Brin.«
Mit vierzehn wollte ich mal vom Sportunterricht befreit werden. Dad verfasste ein Schreiben in Form eines Dreiecks:
An
Miss
Jenson, meine
Tochter kann heute
nicht am Sport teilnehmen.
Folgender Grund: Unpässlichkeit.
Es grüßt Sie herzlich Ihr Jeffrey Forrest
Das tat er nur zu seinem Privatvergnügen, so pingelig sorgfältig, dass ich zu spät zum Unterricht kam. Als ich Miss Jenson die Entschuldigung überreichte, riss sie sie in kleine Fetzen, ließ sie auf den Boden fallen und sagte, sie betrachte diese Entschuldigung als persönliche Beleidigung vonseiten meiner Familie.
Einmal bekam Dad eine Kreditkarte, die auf »Sir Jeffrey Forrest« ausgestellt war, weil American Express so blöd gewesen war, auf das Antragformular zu schreiben: »Schreiben Sie Ihren Namen in Druckbuchstaben in der gewünschten Form.«
Neulich hat er einen Flug gebucht und schickte mir die Flugdetails:
Sonderwünsche: | Spezielle Menüwünsche |
Sitz- wunsch |
SIR CHARMING JEFFREY FORREST | – | 12 J |
MS NÖRGEL JUDITH FORREST | – | 12 K |
Als ich ihn fragte, ob es wirklich klug war, sich selbst und meine Mutter so zu nennen, antwortete er, er könne nichts dafür: »Im Rahmen der neuen Vorschriften zum Schutz der inneren Sicherheit müssen die Namen auf den Tickets eine Kombination aus dem Eintrag im Pass und dem äußeren Erscheinungsbild beim Check-in sein.«
Ich finde, dass sich meine Eltern in ihrer Exzentrizität ganz gut ergänzen – zwei mit ihren Neurosen perfekt zusammenpassende Puzzleteile. Wie gern hätte ich auch so ein Puzzleteil!
Ich habe eine Schwester, Lisa, drei Jahre jünger als ich. Als sie klein war, hatte sie einen imaginären Freund namens Poofita Kim. Dieser war, wie sie anhand einer Zeichnung erklärte, auf der Flucht, weil er sechs Kinder ertränkt hatte. Die damals fünfjährige Lisa versteckte ihn bei sich. Ungefähr zur selben Zeit verfasste sie einen Brief an Margaret Thatcher.
Liebe Margaret Thatcher,
warum bist du immer so gemein? Gemeiner als der Teufel.
Bitte komm am Samstag um vier Uhr zu uns zum Tee, dann reden wir darüber.
Bitte komm mit Hut!
Früher habe ich Cola über Lisas Klavier geschüttet und die Füllung aus ihrer Plüschrobbe geholt, die sie immer mit ins Bett nahm, die hinterher so aussah, als habe man die Luft rausgelassen. Als Kind hielt Lisa meine Sünden gewissenhaft in ihrem Tagebuch fest:
3. Dezember 1987: Emma hat mich an den Haaren gezogen.
14. März 1988: Emma hat Cola auf mein Klavier geschüttet.
1. September 1988: Als Mum nicht herschaute, hat Emma mich ganz böse angestarrt, und hinterher hat sie es gesagt, sie hat mich gar nicht böse angestarrt.
Sie hat seit zwölf Jahren denselben Freund. Ich nicht.
Lisa hat mir Die gelbe Tapete von Charlotte Perkins Gilman geschenkt und mir ein Bild von Jon Stewart auf meine Slips genäht. Ich liebe sie abgöttisch – aber wehe, Mum setzt einen Fuß in den Raum, dann können wir uns plötzlich nicht mehr ausstehen.
Meine Großmutter ist neunzig und hat sich kürzlich einen jiddischen Akzent zugelegt, der sich einschleicht, wenn sie müde oder beschwipst ist. Ansonsten klingt sie genau wie Prunella Scales aus der alten BBC-Sitcom Fawlty Towers, nur mit sehr viel derberen Sprüchen. Als wir einmal zusammen Wimbledon schauten und ich sagte, Steffi Graf sei ganz hübsch, kreischte meine Großmutter: »Was?! Die hässliche Ziege?« Lauren Bacall kann sie auch nicht leiden, warum, weiß kein Mensch.
Vielleicht weil meine Familie so ist, wie sie ist, hat es eine Weile gedauert, bis ich merkte, dass meine Neurosen inzwischen weit mehr als nur exzentrische Marotten waren – mit zweiundzwanzig wohnte ich in Manhattan, stand beim Guardian unter Vertrag und mein erster Roman sollte demnächst erscheinen. Meine Ticks hatten die warmen Gewässer der Schrulligkeit hinter sich gelassen und waren an jene kalten, tiefen Stellen im Meer gelangt, wo sie das eine oder andere Todesopfer forderten. Meine Leute waren in England. Sie wussten nicht, dass ich mit Rasierklingen an mir herumritzte – an Armen, Beinen und am Bauch –, und sie wussten auch nicht, dass ich sechs bis sieben Mal pro Tag Fress- und anschließend Kotzattacken hatte. Obwohl ich wusste, wie sehr sie mich liebten, hatte ich auch in meinen schwärzesten Zeiten Angst davor, es ihnen zu sagen.
Ich hatte Angst, sie würden mich von New York wegholen, einer Stadt, die so verrückt war, dass sie mir einzelne kurze Momente der Freude verschaffte, für die ich zum Glück immer noch empfänglich war. Einmal, als ich mit meiner Freundin Angela Boatwright über die Avenue B schlenderte, flitzte ein kleiner Junge, ungefähr acht oder neun, auf dem Fahrrad an uns vorbei und rief: »Ich fick euch in den Arsch!« Er sagte es richtig ernst und stolz, wie ein Mann mit Arbeitsethos. Etwas später an diesem Tag pfiff ein Mann hinter mir her, der höflichste Pfiff, den ich je zu hören bekommen hatte. Es war ein Bauarbeiter, der hinter mir herrief: »Hol mich der Teufel, Kleine! Mit dir würd’ ich gern ins Kino gehen!«
Ich fühlte mich unsagbar einsam. Ich stellte mir vor, ich würde die Einladung des Bauarbeiters annehmen, mit ihm ins Kino gehen und den Kopf auf seine Schulter legen – und er würde schreien: »Pfui! Lass das! Ich hab doch nur gesagt, dass ich mit dir ins Kino will! Von Anfassen war nie die Rede!«
Ich hatte zwar einen Freund, einen sogenannten Bad Boyfriend, doch der hatte viel mit meiner Einsamkeit zu tun. Rückblickend ist es mir ein Rätsel, warum er überhaupt mit mir zusammen war. Er stand total auf meine Brüste und ... tja, das war’s schon, glaub ich. Sie waren ja auch schön. Meine Eltern wollte er nicht kennenlernen (»Ich hab’s nicht so mit Eltern«). Auf seiner No-Liste standen außerdem:
1. Kuchen
2. Poesie
Beides Dinge, die ich wirklich liebe. Ich bekomme sogar beide ganz gut hin. Alles, was ich sagen kann: Ich war neu in der Stadt. Ich kannte so gut wie niemanden. Und er war groß und attraktiv und hatte herrlich weiße Zähne.
Das erste Mal ging ich im Jahr 2000 zu Dr. R – schien mir ein gutes Jahr, um sein Leben zu ändern. Ich war mit der 6 gefahren, direkt von der Notaufnahme aus, wo sie mich über Nacht behalten hatten. Ich war so gefühllos geworden im Leben, dass ich Sex nur spürte, wenn es wehtat, und dabei sah ich mich aus weiter Ferne auf dem Bett liegen. Trotz des Ritzens und der Bulimie kam ich mit meinen selbstzerstörerischen Bemühungen nicht schnell genug voran, sodass mein Lover mir dabei half. In jener Nacht war er jedoch zu weit gegangen. Obwohl die U-Bahn voller lärmender Schulkinder war, fühlte ich mich wie in einem Schlauchboot auf hoher See. Ich spürte das Blut noch tropfen, als ich in Dr. Rs Wartezimmer saß und eine alte New York Times durchblätterte. Die roten Flecken auf meiner weißen Baumwollunterwäsche ließen mich an jemanden denken, der in einem verschneiten Irrgarten verblutete – und mit genau diesem Gefühl hatte es auch angefangen. In der New York Times war eine Karikatur, die ich nicht begriff. In meinem damaligen Zustand fühlte ich mich so einsam, so verloren und von allem getrennt, dass mir die Tränen kamen. Und so fand mich Dr. R vor, blutend und heulend, als ich endlich auf eine Empfehlung reagierte, die ich schon Monate zuvor bekommen hatte.
Die Tür wurde geöffnet, und Dr. R stand wie eine Debütantin bei ihrem ersten Ball oben im Treppenhaus, ein schlanker Mann mit schütterem Haar und einem Rollkragenpulli, den er in seine Cordsamthose gesteckt hatte, deren Gürtel viel zu hoch saß. Ich war richtig schockiert, als ich von Barbara, seiner Frau, erfuhr, dass er erst dreiundfünfzig gewesen war, als er starb. Seine Klugheit und sein fast unter der Brust sitzender Gürtel ließen ihn wesentlich älter wirken.
Meine Augen schweiften durch sein Zimmer. Ein Buch, das er über Kokainmissbrauch geschrieben hatte. Drei Tiffany-Lampen. Und ein gerahmtes Foto seiner beiden Söhne (Andy und Sam – deren Namen ich allerdings erst später aus dem Nachruf erfuhr). Ein kleiner Innenhof (doch das Fenster war nur im Sommer geöffnet, wenn von der Schule auf der anderen Straßenseite nicht zu viel Lärm herüberdrang). Am schönsten fand ich ein Kunstwerk: ein hölzerner Apothekerschrank aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert, mit ebenso alten Arzneien, darunter auch Arsen.
Dr. R lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück, wie eine Katze, die es sich auf dem Sofa gemütlich machte.
»Sie haben geweint«, sagte er.
»Die Fahrt mit der U-Bahn hat ziemlich lange gedauert«, entgegnete ich und machte die Linie 6 für meine Tränen verantwortlich, obwohl ich ihr nichts Schlimmeres vorzuwerfen hatte, als dass es nach McDonald’s gestunken hatte.
Die Linie 6 heißt auch IRT Lexington Avenue Line und befördert täglich an die 1,3 Millionen Fahrgäste. Sie ist die einzige U-Bahn-Strecke in Manhattan, die die Upper East Side befährt, und sie führt von Downtown Brooklyn durch Lower Manhattan und endet im Norden in der 125th Street in East Harlem. Sie wurde am 17. Oktober 1904 eröffnet, und wenn ich damit zu Dr. R fuhr, konnte ich mir an meinen schwärzesten Tagen sagen: »Ein Jahrhundert alt, und sie fährt immer noch!« Es gibt siebenundzwanzig Haltestellen, aber nur dreiundzwanzig werden noch bedient, was das Ganze irgendwie menschlicher macht. Wenn der Zug an der verdunkelten Haltestelle der 18th Street vorbeiraste, ohne sie eines Blickes zu würdigen, stellte ich mir vor, dass die Haltestelle 18th Street einfach in Rente gegangen war, weil sie für diese Welt zu sensibel war. In Wirklichkeit waren die neuen Züge mit ihren zehn Waggons einfach nur zu lang für ihren Bahnsteig. Doch ich sah in allem nur Schmerz und Trauer, und ich spülte diese Gefühle in meinem Mund hin und her wie edlen Wein.
Nach dem Tod von Dr. R fand ich heraus, dass er viele Menschen gerettet hat. Es ist ein komisches Gefühl, ein bisschen so wie man als Erwachsener feststellt, dass auch andere Leute den Fänger im Roggen gelesen haben, nicht nur man selbst. Ich wusste, dass er der Direktor des Kokain-Missbrauch-Programms am Columbia Presbyterian Hospital war. Nach seinem Tod erfuhr ich, dass er auch ein wegweisendes Programm für die psychologische Betreuung von Feuerwehrleuten initiiert hatte, die von 9/11 traumatisiert waren. Im Kondolenzbuch in der New York Times haben die meisten seiner Patienten geschrieben: »Er hat mir das Leben gerettet.«
Während der acht Jahre, in denen ich Dr. Rs Patientin war, kam er zu meinen Lesungen, obwohl die Doktor-Patienten-Richtlinien vorschreiben, dass wir nicht miteinander reden durften. Trotzdem hielt ich nach ihm Ausschau und freute mich, ihn zu sehen. Seine Witwe schrieb mir neulich, wie stolz er auf meinen Erfolg war und dass ich einen besonderen Platz in seinem Herzen hatte. Möglich, dass sie anderen Patienten schrieb: »Mein Mann konnte Sie nicht leiden. Er hat sich in den Sitzungen mit Ihnen zu Tode gelangweilt und dachte, Ihnen sei sowieso nicht zu helfen. P.S. Ihr Buch war scheiße.« Aber ich glaube nicht. Ich weiß, dass er einem seiner Patienten, der in finanziellen Schwierigkeiten steckte, Bilder abkaufte und sie in seinem Büro aufhängte. Ich fand eine Mail von 2005, in der er anfragte, ob er einen netten Surfer-Boyfriend von mir »mieten« könne, von dem er wusste, dass er mit aller Gewalt abstinent zu bleiben versuchte – für einen Freund, damit er der Tochter als Geburtstagsgeschenk Surfunterricht gab.
Er war ein fröhlicher Mensch, ein ewiger Optimist. Egal, was ich ihm erzählte, er fand es nie so schlimm wie ich selbst. »Oh, und dann hab ich den Kerl erstochen. Mit zweiundzwanzig Messerstichen.«
»Nur zweiundzwanzig? Immerhin weniger als dreiundzwanzig.«
Ich hatte grenzenloses Vertrauen zu ihm. Und mir gefiel, wie er mich sah. So einfach ist das.
Ich habe eine Mutter, der ich so nahestehe, dass wir manchmal dieselben Albträume haben. Ich erzähle ihr alles. Mein Vater kapiert nichts, wenn es um persönliche Dinge geht, die einem sehr wichtig sind. Ich habe also ein Elternteil, das mich liebt, aber nicht zuhört, und eines, das mich liebt und zu intensiv zuhört. Die Rolle der Psychiatrie, wie Dr. R sie verkörpert, ist die des distanzierten Beobachters. Und der Therapeut ist ein Mensch, dem man all seine Geheimnisse anvertrauen kann, weil man ihm nie beim Abendessen gegenübersitzen wird.
Als ich aus meiner Talsohle herauskletterte, ging ich jede Woche zu Dr. R. Danach alle zwei Wochen. Dann einmal im Monat. Zuletzt nur, wenn nötig. Von meinen Psychopharmaka nahm ich nur noch die halbe Dosis. Als ich nach Los Angeles zog, hatten wir telefonische Sitzungen. Drei- oder viermal pro Jahr sahen wir uns persönlich, immer wenn ich in New York war.
Letzten März rief ich an, um einen Termin zu vereinbaren, sobald ich wusste, dass ich nach New York fliegen würde, um einen Mann zu treffen, mit dem ich erst seit wenigen Monaten zusammen war. Doch bereits damals fiel es mir schwer, mir vorzustellen, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der wir uns nicht gekannt hatten (er bezeichnete sich selbst als meinen »Gypsy Husband«, was ich zu »GH« abkürzte). Ich würde Dr. R erzählen: »Ich habe mich verliebt, in einen lieben, freundlichen Mann, der auch schon durch die Hölle der Dunkelheit gegangen ist, aber trotzdem sind wir füreinander zum Licht geworden. Dank Ihnen geht es mir so gut, dass ich für jemanden ein Licht sein kann.«
Ich hatte auch vorgehabt, ihm zu sagen, dass er mich medikamentös neu einstellen und die Dosis weiter reduzieren könne, da ich mich nun schon recht lange Zeit ruhig und zufrieden fühlte. Ich hatte sogar einen Essay über meine Heilung nach einem Nervenzusammenbruch für den Guardian geschrieben, in dem ich meinen Therapeuten über den grünen Klee lobte. Ich fand es etwas seltsam, dass er mir keine Mail geschickt hatte, um mir zu sagen, dass er es gelesen hätte. Aber ich wusste ja, dass er immer viel zu tun hatte.
Das Hotel war schon gebucht und die Unterwäsche eingepackt, als ich ihn anrief, um einen Termin zu vereinbaren, an dem ich ihm die gute Nachricht erzählen wollte. Ich hatte »den Einen« getroffen. (»Macht es dir etwas aus, wenn ich dich in meinem Buch ›den Einen‹ nenne?«, frage ich GH, als ich auf der Veranda am Tippen bin, während er fürs Abendessen Lachs zubereitet. »Nein, das gefällt mir«, antwortet er, »denn es bedeutet, dass wir ›die Zwei‹ sind.«)
Dr. Rs Anrufbeantworter ging an, doch die Ansage war neu.
»Die Praxis ist aus gesundheitlichen Gründen geschlossen. Das Gerät zeichnet keine Anrufe auf.«
Keiner seiner Patienten ahnte, dass er krank war, und erst recht nicht, dass er Lungenkrebs hatte. Die ganzen neun Monate, von der Diagnose bis zu seinem Tod, verschwieg er es uns und eilte nach jeder Chemo in seine Sprechstunde zurück. Den einen oder anderen Termin sagte er ab, weil er sich nicht »auf dem Damm« fühlte. Unser letztes Gespräch fand statt, als ich ihn – wie so oft in unseren gemeinsamen acht Jahren – anrief, um ihn zu warnen, dass mein Scheck platzen könnte (Hypermaniker: können nicht mit Geld umgehen).
»Da mache ich mir gar keine Sorgen, Emma«, antwortete er. Er hatte noch ungefähr drei Wochen zu leben.
Als ich von meinem Besuch bei GH in New York zurückkehrte, rief ich die E-Mails einer Adresse ab, die ich eigens eingerichtet hatte, damit mir die Leserinnen und Leser über meine Website schreiben können.
21. Mai 2008
Emma,
als ich neulich auf Google ein »Kondolenzbuch für Dr. R« einrichtete, stieß ich auf einen Ihrer Artikel. Ihre Offenheit und Klarheit haben mich tief beeindruckt. Ich bin der Schwager von Dr. R, und ich weiß nicht, ob Sie schon wissen, dass er vor zwei Wochen verstorben ist, nach einem neun Monate langen Kampf gegen den Krebs. Ja, er war ein wahrhaft großer Mann, der seiner Familie schmerzlich fehlen wird. Sie werden viele Erinnerungen an ihn finden, wenn Sie in Google »Kondolenzbuch für Dr. R« eingeben.
John Crawford
Später an diesem Tag bekam ich eine Mail von Dad. Es war kein Dreieck.
Mum hat vorhin mit dir telefoniert und mir die traurige Nachricht erzählt. Ich bin traurig, weil er dir so geholfen hat, und weil ich weiß, wie sehr du an ihm hingst und ihm vertraut hast. Ich weiß nicht, wem als Erstem auffiel, dass gute Menschen jung sterben, aber es scheint tatsächlich mehr als nur eine statistische Ausnahmeerscheinung zu sein.
Nachdem ich von Dr. Rs Tod erfahren hatte, rief ich den Anrufbeantworter, der keine Nachrichten entgegennahm, noch mehrmals an, immer und immer wieder – wie wenn man auf der Suche nach Essen, das gar nicht da ist, die Kühlschranktür immer wieder auf- und zumacht. Wenn ich nur oft genug anrief, würde er irgendwann vielleicht doch da sein. Ich rief so lange an, bis der Anschluss eines Tages abgeschaltet war und ich außer meinem eigenen Atem nichts mehr hörte.
5. Juni 2008
Mit tiefer Betrübnis schreibe ich diese Worte. Dr. R hat meinen Sohn von seiner höchst gefährlichen Drogensucht geheilt. Er hat ihm das Leben gerettet und ihn uns zurückgegeben.
Seit damals ist, während der letzten zwölf Jahre, kaum eine Woche vergangen, ohne dass sie einander sahen oder, wenn mein Sohn verreist war, miteinander telefonierten. Dr. R wurde zu seinem Mentor, engen Freund und Coach. Wie alle, die das Privileg hatten, von ihm betreut zu werden, war mein Sohn wie vor den Kopf gestoßen, als er von Dr. Rs Ableben erfuhr, und er hat sich bis heute nicht von diesem Schock erholt.
H (NEW YORK, NY)
Ich sitze in meinem alten New Yorker Apartment im siebzehnten Stock und schreibe. Von hier aus kann ich das Krankenhaus sehen, in das ich nach meinem Selbstmordversuch eingeliefert worden war, nur wenige Wochen nach meinen ersten Sitzungen bei Dr. R. Er kam mich besuchen. Ich lag im Bett, an einen Monitor angeschlossen, als sie mir den Rücken zudrehten und meine Mutter ihm meinen Abschiedsbrief zeigte, den er kurz überflog und ihr dann zurückgab.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Ich dachte, es ginge ihr besser.«
Es ist wichtig für mich, dass mein Retter gleich zu Beginn einen Fehler gemacht hat. Das machte ihn in meinen Augen kleiner und menschlicher. Als er mir an jenem ersten, blutigen Tag Zoloft verschrieb und meinen Zustand überwachte, glaubte er, ich sei keine Gefahr mehr für mich selbst. Aber er hatte sich getäuscht.
Die Sanitäter brachten mich ins St Vincent’s Hospital, nachdem meine Mitbewohnerin mich bewusstlos vorgefunden hatte. Sie hatte mich nicht gleich entdeckt, weil ich ohnmächtig geworden und in einen geöffneten Koffer gefallen war, den ich noch gar nicht ausgepackt hatte. Drei Monate lang hatte ich es nicht geschafft. Nachdem man mir den Magen ausgepumpt hatte, wurde ich rund um die Uhr bewacht. Eine betrunkene Nonne hielt Sitzwache bei mir, und sie kam sogar mit, wenn ich auf die Toilette musste. »Jesus liebt dich!«, lallte sie. Ich stellte mir Jesus als Spanner auf dem Klo vor, keuchend und mit ungewaschenen Haaren.
Als ich dieses Apartment zum ersten Mal betrat, war der Blick auf die Stadt und das Empire State Building inmitten des Häusermeers eine ähnliche Offenbarung für mich wie damals in West Side Story für Richard Beymer der Augenblick, als sein Blick in dem überfüllten Raum plötzlich auf Natalie Wood fiel. Der Rest der Stadt verblasste. Es gab nur noch uns zwei, das Empire State, das fast bis zum Himmel ragte, und mich, die ich über meine Verhältnisse lebte. Ich bin nur einen Meter fünfundfünfzig groß. Ich betrachtete den Wolkenkratzer und hatte das Gefühl, er würde mich beschützen – und mir Sachen vom obersten Regalfach reichen, an die ich selbst nicht kam.
Rechts vom Empire State Building steht das massige MetLife Building, das wie der dicke und lustige beste Freund des Empire State Building wirkt. Ich kann auch das Chrysler Building mit seiner sechsgeschoßigen Stahlkrone sehen, spitz und schmal wie ein Louboutin-Stiletto. Ich sehe Carrie Bradshaw als Riesin vor mir, die auf dem Rücken liegt und einen Schuh in die Luft streckt, während sie leise heiße Tränen weint, da Big ihr gesagt hat, sie sei ihm zu anstrengend. Erstaunlich, dass ich hier oben gelandet bin und unter vielen anderen Gebäuden ausgerechnet auch dieses Krankenhaus sehen kann – ebenso erstaunlich wie die Tatsache, dass ich noch lebe und es überhaupt noch sehen kann.
»Jetzt sind Sie ja nicht mehr hübsch für Ehemann!«, schimpfte der indische Krankenpfleger an jenem schrecklichen Tag im März, während er meine Schnittwunden begutachtete und mir eine Infusionsnadel in die Armbeuge stach. Ich sage »schrecklich«, weil er das für alle war, die mich liebten. Für mich war der Tag aber nicht schrecklich, sondern genau so, wie ich es erwartet hatte. Ich hatte mich auf ihn gefreut. Mein Endspiel!
Als sie mir den Magen auspumpten, versuchten sie sich zusammenzureimen, ob die Narben an meinem Arm etwas mit dem Selbstmordversuch zu tun hatten. Hatten sie nicht. Ich hatte sie mir über Tage, Wochen und Monate zugefügt. Eine Graffiti-Künstlerin, die sich mitten in der Nacht zu ihrer Lieblingsmauer schleicht. Ich ritzte mich regelmäßig, meist mit Rasierklingen und hauptsächlich am Arm, manchmal aber auch an den Oberschenkeln, in letzter Zeit auch am Hals, im Nacken und im Gesicht – und einmal sogar am Bauch, mit großer Entschlossenheit. Mit sechzehn habe ich mit dem Ritzen begonnen.
»Und wann fing die Bulimie an?«, fragte Dr. R, der mit seinem viel zu hoch gezogenen Hosenbund auf seinem ledernen Drehstuhl saß. Seine Stirn war so stark gewölbt, als wollte das Gehirn herausspringen und sich zwischen uns legen – wie ein galant ausgebreiteter Umhang, der mir über meinen psychiatrischen Sumpf hinweghelfen sollte.
»An dem Tag, an dem ich nach New York zog.«
»Da hielten Sie es plötzlich für eine gute Idee?«
»Ja, glaub schon. So ähnlich wie die Höhlenmenschen, als sie damals das Feuer entdeckten.«
Er lachte. Er hatte ein nettes Lachen.
Und es war ja auch lustig. Da zog ich in die größte Stadt der Welt, verschanzte mich in meinem Apartment und futterte Unmengen von Kuchen. Und kotzte sie wieder aus. Es war ein jämmerliches Leben, doch ich fühlte mich unfähig, damit aufzuhören. Bulimie ist der böse Zwilling vom Orgasmus. Penetration und dann der Verlust jeder Kontrolle. Der sogenannte kleine Tod, la petite mort.
»Ihre Mutter glaubt«, sagte er, und seine eintönige Stimme mit dem Midwest-Einschlag ließ jeden Satz sachlich und nüchtern klingen, »dass New York das in Ihnen zum Vorschein gebracht hat.«
»Ja, o ja, klar. Aber ich denke, New York hat das ganz gut gemacht. Wie damals im Mittelalter, als man Blutegel ansetzte ...«
»Die das Fieber an die Oberfläche saugten?«
Es gab echt keine Anspielung, die er nicht verstand. Egal, ob es um Musik, Kino oder Emotionen ging.
»Ja, ich bin dieser Stadt unendlich dankbar. Sie war schon immer da, diese Traurigkeit – mit zwölf saß ich zum Beispiel nachts im Bett und betete, sterben zu dürfen –, doch bevor ich hierher gezogen bin, habe ich es nie ausgesprochen.«
Dr. R drehte sich auf seinem Stuhl. »Ich denke, man kann sagen, dass die Kombination aus Ritzen und Bulimie als eine Art Speedball fungierte, das diesen Event letztendlich auslöste.«
Event? Das klang nach Event-Management! Ich fand, dass das, was ich getan hatte, dank seiner Wortwahl gleich viel weniger erschreckend klang.