Nika Vero
Kreise schließen sich
Eine Katzengeschichte aus der alltäglichen und nichtalltäglichen Wirklichkeit
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Inhaltsverzeichnis
Titel
HERR SEGNE MEINER HÄNDE ARBEIT
VORWORT
DER BEGINN EINES AUSSERGEWÖHNLICHEN KREISES
MEINE MUTTER
DIE FAMILIE
UNSERE ENTWICKLUNG
DIE NEUEN MENSCHEN
LENNY UND ICH
ENERGIEARBEIT
DAS VERBOTENE ZIMMER
ALLTAG
UNSERE KINDHEIT
CHARAKTEREIGENSCHAFTEN, CHARAKTERZÜGE
PUBERTÄT UND ERWACHTE SEXUALITÄT
GRAVIERENDE VERÄNDERUNG
DRAUSSEN
FELIX
UNSER ERSTER GEBURTSTAG
MEIN TRAURIGSTER TAG
TAGEBUCH DER VERARBEITUNG
UNSERE VORGÄNGER
WINTER
VERÄNDERUNG
TIERLIEBE
DER KREIS SCHLIESST SICH
FELIX‘ ABSCHIED
ENDE
NACHWORT
DANKSAGUNG
WIDMUNG
Quellennachweis
Impressum neobooks
Unsere Hände sind göttliche Werkzeuge. Sie dienen uns unter anderem dazu, universelle Heilkräfte zu übertragen. Sie besitzen die Fähigkeit zu segnen und liebevolle Heilarbeit zu leisten, sowohl in der feinstofflichen Energietransformation, als auch der grobstofflichen künstlerischen Tätigkeit. Sich ganz im Bewusstsein dessen, jener „Handlung“ in Schönheit und Ganzheit auszudrücken und hinzugeben. Das ist Heilung! Heilung, die jedes Lebewesen einschließt, insbesondere auch unseren Planeten – unsere liebe Mutter Erde – Erdgöttin „Gaia“.
DANKE,
DASS DEIN GEDANKE DURCH MEINE HÄNDE FLIESST
AMEN
OM NAHAMA SHIVAYA
Diese Geschichte ist für all jene geschrieben, welche diese Welt einmal aus anderen Augen betrachten möchten.
Ein Kreis ist das Symbol der Einheit. Er hat weder einen Anfang noch ein Ende. Aber er hat seine eigene Geschichte.
Auf der Reise unseres Lebens nehmen viele Geschichten ihren Anfang und mit jeder einzelnen öffnet sich ein Kreis für uns. Dabei geht es um Erfahrungen, die wir im Alltag oder in einzelnen Lebensphasen durch Begegnungen mit Menschen oder Situationen erleben. Es sind Geschehnisse, die sich außerhalb unseres Körpers abspielen und etwas in unserem Innern auslösen – und gerade dann haben sie auch etwas mit uns zu tun! Sie konfrontieren uns mit bestimmten Herausforderungen, völlig gleichgültig ob diese positiver oder negativer Art sind. Sie geben uns Gelegenheit zur Klärung, damit wir einen Kreis nach dem anderen schließen können.
Hierbei kommen oft Gefühle mit ins Spiel, die wir im Laufe unseres Lebens in uns aufnehmen und immer wieder dann abrufen, wenn ähnliche Situationen auftauchen. Diese können erfreulich oder schmerzhaft sein. Sie wiederholen sich, wenn wir es versäumt haben oder nicht für notwendig erachteten, ein klärungsbedürftiges Thema abschließen zu wollen.
Dennoch ist es immer nur das GEFÜHL, das gekoppelt an den Gedanken sofort eine Beurteilung auslöst, ohne abzuwarten, ob aus einer neuen Situation vielleicht doch etwas Anderes entstehen kann. So entwickeln sich mit der Zeit starre und festgefahrene Muster in uns und wir verlernen, offen und ohne Erwartung zu sein. Wir verschließen unsere Herzen und vergessen mehr und mehr, mit staunenden Kinderaugen freudig und unvoreingenommen auf alles was sich uns zeigt, zu schauen. Aus vielen Enttäuschungen heraus legen wir sogar unser GOTT–VERTRAUEN ab. Und unsere Lebensaufgabe haben wir dabei auch noch vergessen.
Gefühle, die in der akuten Situation und darüber hinaus nicht „wirklich“ gefühlt werden, nennt man EMOTIONEN. Werden diese als sehr unangenehm, bedrückend, schmerzlich und angsteinflößend empfunden, finden sie sogleich ihre Verdrängung und Verbannung in einer der finstersten Ecken unseres Unterbewusstseins. Hier abgelegt, brauchen wir sie uns nicht länger anzuschauen und uns auch nicht länger damit auseinander zu setzen. Das gilt allerdings nur für den Moment, denn letztendlich begleiten sie uns eben doch – ein Leben lang!
Unser Körper vergisst nichts! Weder Schocks durch Unfälle oder Stürze, wenn diese nicht aufgelöst wurden (denn der Schock bleibt sozusagen in den Knochen sitzen), die Schreckensinformation, welche uns „ins Blut übergegangen“ ist, noch die Einnahme von Betäubungsmitteln (Suchtmitteln), mit denen wir versuchen unser Leid vergessen zu wollen. Von Selbstvorwürfen, Selbstzweifeln, Selbstverleugnung, Selbstverurteilung oder Schuldgefühlen ganz zu schweigen.
Jene im System abgespeicherten Emotionen sind trügerisch, manipulieren und beherrschen unser Leben, wenn wir das zulassen! Fassen wir jedoch all unseren Mut zusammen und stellen uns diesen Emotionen, die eine Aufforderung darstellen über uns hinauszuwachsen, besteht die Gelegenheit und Chance auf Heilung! Diese Heilung beschränkt sich nicht nur auf den Mensch und jegliches Leben auf diesem Planeten, sie umfasst die ganze Welt, das gesamte Universum und ALLES WAS IST.
Nicht gelöste Emotionen führen zu Konflikten, die sich auch in zwischenmenschlichen Beziehungen zum Ausdruck bringen können. Diese werden oft über viele Generationen hinweg weitergegeben. Die nicht verarbeiteten Erlebnisse kommen dann wieder an die Oberfläche und zeigen sich anderen Familienmitgliedern unwissentlich als Aufgabe. Oder wir bekommen unseren ungelösten inneren Widerstandskampf permanent sowohl durch andere Personen als auch Situationen wiedergespiegelt.
Fest gefahrene, immer wiederkehrende Muster und nicht gelöste Konflikte erzeugen Spannungen und setzen schließlich Energieblockaden in Körper und Geist. Nach und nach haben wir sie uns unbewusst eingeprägt und programmiert. Eine Weile mag alles gut gehen, aber irgendwann gerät unter diesen Voraussetzungen das ursprünglich herrschende Gleichgewicht ins Schwanken, das System beginnt zu streiken und bricht schließlich ganz zusammen. Die Seele leidet stillschweigend unter den gegebenen Umständen und verdeutlicht das über unseren Körper durch Beschwerden auf unterschiedliche Weise.
Im Laufe von Erfahrungen und mit aufmerksamer Beobachtung lernen wir mit der Zeit gewisse Zeichen zu erkennen und wissen, was zu tun ist, damit sich der ein oder andere Störfaktor in uns auflösen und gehen darf.
Geben wir uns also diese wichtige und bewusstseinserweiternde Zeit, erfahren wir uns im Einklang mit allem was ist und erleben, wie sich jeder Themen-Kreis in unserem Leben nacheinander schließt. JEDER besitzt die Fähigkeit, durch angewandte Heil- und Lichtarbeit und das Aktivieren der Selbstheilungskräfte eigenverantwortlich und unterstützend an der Vollendung des göttlichen Plans mitzuwirken!
Alles mit dem Konflikt in Zusammenhang stehende gewinnt für uns mit einem Mal an Klarheit und Ausstrahlungskraft. In unserem Herzen verbreitet sich eine intensive Wärme und ungewohnte große Weite von Erleichterung.
All das geschieht, wenn wir uns jenen negativbesetzten Gefühlen gestellt, sie herausfordernd angeschaut und für den Moment angenommen haben! Schauen wir also genau hin und spüren in jenes unangenehme Gefühl hinein, dann verstehen wir was uns permanent stört und unglücklich macht. Von da an braucht uns das Symptom nicht länger mit seinem Auftauchen daran zu erinnern. Jener vom Konflikt ausgelöste Zustand klärt sich und das emotionale Thema löst sich wie durch ein WUNDER ganz unspektakulär auf. Da es nun nicht mehr vorhanden ist, dauert es sogar manchmal eine ganze Weile, bis es uns selber auffällt.
Bei jeder Heilwerdungsarbeit schließen wir einen unserer vielen Kreise und verhelfen jenem Kapitel in unserem Leben zu einem Ende. Man kann dazu auch sagen, es ist eine „runde Sache“ daraus geworden. Alles ergibt plötzlich einen Sinn und wir fragen nicht mehr nach dem WARUM?
Ich bin ein Mensch.
In meiner Erziehung wurde ich, wie bei den meisten Menschen, darauf ausgerichtet, nur an das zu glauben, was man sehen kann. Von der Existenz der unsichtbaren Welt in uns und um uns herum war nie die Rede, außer, dass es Gott irgendwo gibt. Doch schon zu dieser Zeit sagte mir mein Gefühl etwas ganz anderes - nämlich, dass da „draußen“ noch viel, viel mehr sein muss!
Irgendwann lernte ich nicht mehr einfach alles hinzunehmen, was andere Menschen als „Wahrheit“ ansehen. Eine Wahrheit, die meist nur darauf beruht, dass etwas IMMER schon so war – und das bereits seit vielen Generationen. Nach dem Motto: „Da weiß man schließlich, worauf man sich verlassen kann und fühlt sich sicher!“
Durch eigene Erfahrungen bestätigte und festigte sich mein Glaube an die unsichtbaren, fast unvorstellbaren Dinge im Leben. Und ich stellte fest: „Es gibt nichts, was es nicht gibt!“
Das HINTERfragen, warum etwas gerade hier und jetzt geschieht, ist dabei hilfreich, um die Bedeutung von Geschehnissen im Leben besser verstehen zu lernen.
Informationen und Erklärungen bestimmter Lebensumstände und deren Inhalte gibt es überall zu entdecken! Ob in der Begegnung mit Zahlen, Formen, Farben, Tieren, Pflanzen, Steinen oder über Gedanken, Gefühle und Gespräche. Diese Botschaften kreuzen so lange unseren Weg, bis wir sie irgendwann erkennen und annehmen. Mit der Zeit WISSEN wir schließlich, dass ALLES gut ist wie es ist und seine Berechtigung hat, zu SEIN.
Die Geschichte zweier Katzen und deren Entwicklung waren eine große Bereicherung an Erkenntnissen und erhöhten mein Verständnis von Zusammenhängen. So wurden diese Tiere zu meinen Lehrmeistern! Mir wurde klar, wann ein (Themen-) Kreis beginnt, was in der Zwischenzeit geschieht und wie er sich schließt.
Die Anschauung von physischen und psychischen Veränderungen während der einzelnen Entwicklungsstufen zeigten dabei durchaus Parallelen zwischen Mensch und Tier. Bestimmte Themenbereiche spiegelten sich permanent wider, denn man ist sich schließlich nicht „zufällig“ begegnet.
Vergangene Erfahrungen hinterlassen beim Tier ebenso wie beim Menschen Spuren auf der emotionalen Ebene und diese erkennen wir am Verhalten und an diversen Reaktionen. Eventuelle Auffälligkeiten geben uns die Chance, das Thema zu bearbeiten und sich davon frei zu machen. Jede Art der Konfrontation gibt also Gelegenheit, sich spielerisch und aufgeschlossen damit auseinander zu setzen. WAS HABEN WIR ZU VERLIEREN? Nichts, denn wir können immer nur dazu gewinnen! Trotzdem bestehen die Fragen: „Welchen Sinn macht das alles?“ „Gibt es überhaupt einen Sinn im Leben?“
Jeder muss das für sich selbst herausfinden!
Möglicherweise geht es ja darum: wahrhaft und ausschließlich ZU LEBEN, das Leben mit all seinen Facetten anzunehmen, den natürlichen Impulsen zu folgen und EINS zu sein mit sich und dem, was um uns herum geschieht; mit Begeisterung dabei sein, Spaß und Freude zu haben, bei allem was wir tun und das Streben nach innerer Freiheit, um von Verstrickungen losgelöst zu sein.
Hierbei können besonders Tiere ein wunderbares Vorbild und idealer Spiegel sein, denn sie zeigen deutlich ihr Verhältnis zum DASEIN. Sie gehen ihrem Instinkt auf natürliche Weise nach und leben zufrieden, solange der Mensch sich nicht einmischt und sie dabei stört!
Lieber Mensch! Lebe in DANKBARKEIT und freue dich über das GESCHENK deines Lebens mit allem, was es dir anbietet und was auch immer du erfährst, um dich wieder an deine GÖTTLICHKEIT zu erinnern – nimm es an! Lerne aufmerksam zu sein, dann bekommst du deine Antworten – und lausche auf das, was dein Gefühl dir sagt.
Ja, das Leben hat einen Sinn! NICHTS geschieht ohne einen Sinn!
Ich heiße Lucy. Geboren wurde ich mit vier weiteren Geschwistern, in der Höhle eines Kratzbaumes. Es war genau der 23.06.2008, an dem wir das Licht der Welt erblickten. Nachdem wir es endlich nacheinander geschafft hatten, durch den engen Geburtskanal ins Freie zu gelangen, begann für uns ein neu zu erkundendes Dasein. Wir verließen freiwillig einen behaglichen, warmen und geschützten Raum, weil er uns zu eng geworden war und die Zeit reif war, sich der individuell gewählten und zu erfahrenden Aufgabe zu stellen. Außerdem erwartete man uns draußen bereits. Nachdem wir die erschreckend kalte und helle Umgebung wahrgenommen hatten, wurden wir abgenabelt. SCHOCK!
Jedem einzelnen von uns wurde mit dem ersten Atemzug der „göttliche Odem des Lebens“ eingehaucht. Mit dem EINATMEN wurde unser erster Ton erzeugt und von jetzt an begann unsere irdische Uhr zu ticken. Sogleich füllten sich unsere Lungen mit Sauerstoff und gaben uns die Fähigkeit eigenständig zu atmen. Ein Automatismus wurde in Gang gesetzt, der uns ein- und ausatmen ließ. Von nun an übernahmen wir das, was ein anderer Organismus etwa neun Wochen lang für uns getan hatte.
Wir atmeten! Das heißt, ES atmete uns – was auch immer ES war, der Atemfluss geschah ganz von SELBST – EIN und AUS, ein und aus…! Zwar waren wir noch hilflos, blind und taub, dennoch: es konnte losgehen – wir waren bereit!
Erst die Atmung ermöglicht uns das irdische Leben. Über das Atmen findet jeglicher Stoffwechselvorgang in unserem Körper statt und unsere Zellen werden mit dem nötigen Sauerstoff belebt und erhalten. Der Atem verbindet unsere Seele mit dem Körper. Bei all unseren täglichen Aktionen (hektisch oder ruhig) und auch seelischen Empfindungen (lachen oder weinen…) passt sich unsere Atmung diesem Zustand an. (14)
Darüber, dass ich nicht das einzige Neugeborene war, freute ich mich sehr, denn ab sofort sollte es nie langweilig werden! Laut der numerologischen Errechnung unseres Geburtsdatums begann unsere Reise hier auf Erden mit der Zahl Fünf. Das heißt es ging bei uns in diesem Leben unter anderem um die Themen Aufbruch in die Freiheit, Unabhängigkeit, Rebellion, Jugend, Wandel, Fortschritt, Evolution, Sexualität und Vergnügen jeglicher Art. Die Fünf ist das Symbol unserer Sinne und all dessen, was unser Bewusstsein erweitert. All das war vergleichbar mit den Phasen des Erwachsenwerdens beim Menschen.
Die Numerologie bietet die Möglichkeit mit Hilfe von Zahlen und anhand des Namens oder/und des Geburtsdatums Zusammenhänge des Lebens zu erkennen und das eigene Selbst zu verstehen. (14)
Dank unseres natürlichen Instinktes bekamen meine Geschwister und ich bald heraus, wie man hier überlebt. An den acht Zitzen unserer Mutter fand jedes von uns genügend Platz und ausreichend zu Trinken. Mit unseren Tasthaaren (Schnurrhaaren), konnten wir uns gegenseitig wahrnehmen, unseren Futterplatz aufspüren und uns zu ihm vortasten, denn in den ersten Tagen hatten wir unsere Augen noch geschlossen. Meine über alles geliebte Mutter wusste mir und meinen Geschwistern so viel Geborgenheit zu schenken, dass wir uns sicher und beschützt fühlten. Inmitten dieser weich-kuscheligen Wärme und der Vibration der schnurrenden Bande genoss ich mein Dasein.
Zum Kreislauf aller Dinge und allen Lebens gehören gleichermaßen auch Verluste. Wir erlebten, wie sich ein Geschwisterchen von uns und dem ihm gerade neu geschenkten Leben nach weniger als einer Woche wieder verabschiedete. Von Anfang an hatte es sich von uns und seiner Nahrung zurückgezogen, weil ihm sein Schicksal bewusst war. Es hatte seinen Plan verstanden, den es mit in diese Welt gebracht hatte.
Nun waren wir noch zu viert und alles ging weiter seinen gewohnten Gang, der mit wesentlichen Fortschritten einherging. Mit der Aufnahme von Muttermilch und dem Liebesbeweis unserer Mutter fehlte es uns Kindern an nichts! Nach etwa zehn Tagen wurden wir dann um eine Sinnesfunktion bereichert. Im Zyklus der stetigen Weiterentwicklung trat eine ganz gravierende Veränderung für uns ein. Unsere Augen begannen sich nach und nach zu öffnen. Anfangs waren sie noch etwas empfindlich und mussten sich erst einmal an die ungewohnten hellen Lichtverhältnisse gewöhnen. Doch mit der Zeit ergaben sich uns plötzlich ungeahnte Möglichkeiten und wir erlebten fortan das Leben farbig und noch lebendiger, als wir es bisher kannten. Wir konnten uns gegenseitig sehen und alles um uns herum erkennen und in Augenschein nehmen. Zum ersten Mal sah ich sie alle; alle die ich in den wenigen Tagen meines Lebens liebgewonnen hatte – meine Familie! Alle waren so niedlich und hübsch anzusehen. Meine Schwester war schwarz (wie unser verstorbenes Geschwisterchen) und hatte einige großzügig verteilte weiße Härchen im Fell, die allerdings im Laufe der Zeit wieder verschwanden. Einer meiner Brüder war ebenfalls schwarz, aber etwas heller. Bei ihm konnte man je nach Lichteinfall eine zarte Tigerzeichnung erkennen. Mein anderer Bruder war graugetigert. Ich hatte auch eine Tigerzeichnung, allerdings sehr abstrakt, eher großzügig und kreisförmig. Alle hatten wir ein sehr strubbliges, flauschiges Fell.
Es war faszinierend die Welt auf diese Weise zu entdecken, weil alles auf einmal ganz anders war! Hatten wir uns doch eben noch einer anderen Kommunikation bedient, durch die wir erkennen durften, dass wir unterschiedlich rochen, atmeten und schnurrten. So erfuhr ich über diesen Verlauf, dass jedes Lebewesen ein Individuum ist – und das hatte ich allein durch aufmerksames Beobachten für mich gelernt! Juhu, ich hatte meine erste Erkenntnis erlangt! Mit dem SEHEN veränderte sich einiges für uns – wir entwickelten eine neu hergestellte Sicherheit im Umgang miteinander und eine andersartige Vertrautheit mit der Umgebung. Auch unser Gehör übernahm im etwa gleichen Zeitraum seine Funktion. Töne und Klänge lernten wir zunehmend zuzuordnen, wie zum Beispiel das Atmen, Schnurren, Knurren, Fauchen und Miauen. Unsere Gehirne erhielten zeitgleich neue Aufträge – und die lauteten: empfangen, übertragen und ausführen. Wir waren glücklich über das Geschenk, das uns neue Entfaltungs- und Erfahrungsmöglichkeiten bot.
Wie man sich inzwischen vielleicht schon denken kann, handelt es sich bei mir und meiner Familie um KATZEN.
Jede Begegnung, mit wem und was auch immer, kann eine Bedeutung haben und eine Botschaft enthalten. Bei der genauen Betrachtung einer Katze kann man beispielsweise feststellen, dass sie das Leben, so wie es gerade ist, vollkommen genießt und dabei ganz sie selbst ist. Egal, was sie gerade tut oder mit was sie sich beschäftigt, sie gibt sich dieser Sache genussvoll und bedingungslos hin. Wenn sie schläft, schläft sie, wenn sie isst, isst sie, wenn sie sich putzt, putzt sie sich, wenn sie spielt, spielt sie und wenn sie schnurrt, öffnet sie die Herzen der Menschen. Jeden ihrer Schritte wählt sie mit Bedacht. Während des Sprungs ist sie bereits mit ihrem Ziel verbunden. Geschmeidig bewegt sie ihren Körper und gönnt sich Ruhe, wenn es ihr danach ist. Ihrer Körperpflege widmet sie große Ausdauer und Hingabe und lässt wissen, wenn sie Beachtung und Aufmerksamkeit möchte. Offen und ehrlich zeigt sie nach außen ihre Befindlichkeit und bringt dies deutlich zum Ausdruck.
In allem, was wir Katzen tun, bringen wir unendlich viel Geduld auf.
Als die ältesten Begleiter des Menschen empfehlen wir, das Leben mit allen Sinnen wahrzunehmen und es voll und ganz zu leben!
Und endlich sah ich sie! Dieses wunderbare Wesen erfüllt von Liebe, Geduld und Güte. Ihr hatte ich es zu verdanken, dass ich mich angenommen und geliebt fühlte. Sie war die Anmut in Person und von beachtlicher Schönheit! Ihr schwarzes Fell glänzte und jede ihrer Bewegungen verlieh ihrem Wesen einen grazilen Touch. In jeder Körperhaltung strahlte sie eine gewisse Würde aus, die sich auf sehr sanfte und liebreizende Weise zeigte; und sie war noch so jung – erst ein Jahr. Ihr Name war Lisa und ich liebte sie so sehr. Meine Mama! Sie hatte es nicht immer leicht mit uns quirligen Kindern als alleinerziehende Mutter. Und doch brachte sie so viel Nachsicht uns gegenüber auf. Manchmal wirkte sie sehr müde, trotzdem wies sie uns in unserem Benehmen zurecht, lehrte uns im Umgang miteinander und griff ein, wenn unser Spiel zu ernst wurde. Sie war zu jeder Zeit bereit, Liebkosungen zu geben und ihre Streicheleinheiten taten mir sooo gut – schnurrrrr. Sie war ein großer Segen für uns, denn sie brachte uns eine wahrhaft ansteckende Ruhe und Gelassenheit entgegen. Ihre warmherzige Art mit uns umzugehen und mit uns zu kommunizieren verliehen ihr unseren Respekt und uneingeschränkten Gehorsam – meistens jedenfalls. Ihre würdevolle Ausstrahlung und Autorität setzte sie sehr einfühlsam ein, so dass wir trotzdem verstanden, was sie meinte. Als wir uns nach ein paar Tagen in Laufübungen versuchten und uns vorsichtig aus unserer Höhle wagten, passte sie verantwortungsbewusst auf uns auf. Dabei bewies sie immer wieder ihre – fast – unerschöpfliche Ausdauer mit uns. Manchmal musste sie doch deutlicher werden und gab uns einen leichten Klaps hinter die Ohren oder auf den Po. Auch trug sie einen nach dem anderen wieder in die Höhle zurück, wenn sie der Meinung war, dass wir fürs Erste genug von den neuen Informationen aufgenommen hatten.
Dann legte sie sich wieder mit uns zusammen hin und ließ uns an ihren Zitzen saugen. Jetzt erst merkten wir, wie sehr uns die Laufversuche ermüdeten und wir schliefen schnurrend und knetend ein. Das war für uns eine echte Erholung! Bald darauf waren wir alle wieder bei Kräften und konnten wieder mit vollem Eifer und Elan weiter herumtollen.
Kneten ist ein angeborener Instinkt von Katzenbabys. Sie treten die Brust der Katzenmutter, um den Milchfluss anzuregen. Man nennt es deshalb auch „Milchtritt“. Manche Katzen kneten auch noch, wenn sie erwachsen sind, weil ein weicher Untergrund sie an den Schutz und die behagliche Wärme ihrer Mutter erinnert.
Wenn sie selbst hungrig wurde oder ihren eigenen Bedürfnissen nachgehen wollte, kündigte sie dies an, bevor sie ging. Das gab uns das nötige Vertrauen, weil wir wussten, dass sie kurze Zeit später wieder erscheinen würde. Nach etwa einer Stunde war sie meistens wieder bei uns. Die Freude sie wiederzusehen war unermesslich! Ihre Fürsorge und Nestwärme, die sie uns allen angedeihen ließ, waren das Größte!
Als wir fünf Wochen alt waren, verließ Mama Lisa nachmittags unsere Höhle. Doch diesmal wurde es Abend und sie zeigte sich immer noch nicht. Während wir kleinen Fellknäule aneinander gekuschelt zusammen lagen, warteten wir vergeblich auf ihre Rückkehr. So sehr wir sie auch zu uns wünschten und nach ihr riefen – sie kam nicht. Wir vermissten ihre so wohlige Wärme und ihren beruhigenden Herzschlag in dieser ersten Nacht. Wir kuschelten uns ganz eng aneinander und brauchten uns mehr denn je, in diesem Moment, in dieser Situation. In eine Ecke gedrängt lagen wir fast unbeweglich da. Nur unsere Atembewegung verriet, dass WIR noch am Leben waren. Die Höhle war noch viel zu groß für uns allein! Unsere Mama Lisa hatte meistens mit dem Kopf nach draußen gelegen, und so war die Höhle und der Schutz ihres Körpers zu unserem „Heim des Vertrauens“ geworden. Eine von uns geglaubte sichere Welt brach in jenem Augenblick ihres Verschwindens für uns alle zusammen. Traurig schliefen wir ein.
Auch der nächste Morgen erwachte ohne ein Lebenszeichen von ihr. Für sie hatte sich überraschend ein Kreis geschlossen, denn sie war mit einer anderen Absicht von uns gegangen. Für uns öffnete sich damit ein neuer Kreis und wir waren ab sofort auf fremde Hilfe von außen angewiesen. Einer Hilfe, deren Vertrauen noch nicht vollständig aufgebaut war und die sich auf einem wackligen Fundament bewegte. Vorstellungen, Lernprozesse und Erziehungsmethoden, die für eine Katzenmutter bei der Erziehung zur Selbstverständlichkeit gehörten, wurden nun in die Hände von Menschen gelegt. Der Grundstein eines neuen Verlaufes, der für uns alle zu einer großen Herausforderung werden sollte, hatte seinen Anfang genommen. Unsere Mutter hatte unbeabsichtigt und endgültig jene Aufgaben, die für unsere aller Entwicklung notwendig waren, aus ihren Pfoten gegeben.
Wir wohnten bei einer Menschenfamilie, die aus zwei Erwachsenen und drei Kindern bestand. Ein Sohn von 8 Jahren und zwei Töchtern von 6 und knapp 4 Jahren. Dann gab es zwei Rennmäuse im Haus, die des Nachts ganz schön aktiv waren. Und draußen campierten außerdem noch drei Häschen. Meine bzw. unsere Großmutter mütterlicherseits lebte ebenfalls hier. Die Familie war offensichtlich sehr tierlieb.
Die Großmutter mit Namen PÜNKTCHEN war bunt gescheckt: rot und graugetigert mit viel weiß, also dreifarbig und eine sogenannte ``Glückskatze``. Sie konnte uns alle nicht leiden, nicht einmal ihre eigene Tochter! Sie wollte einfach nichts von uns wissen und fauchte uns sogar an! Es kam soweit, dass die Menschen-Familienmutter meiner Mutter und der Großmutter unterschiedliche Ausgänge und Futterplätze zuweisen musste. Zugegebener Weise hätte ich meine Großmutter gerne näher kennengelernt, denn sie hatte einen „Tick“, den ich nur kurze Zeit später, in einer etwas abgewandelten Form übernehmen sollte. Und von der Ahnengeschichte her betrachtet, wäre es bestimmt interessant gewesen zu erfahren, welch ungelöster Konflikt dahinter steckte und wie weit dieser zurücklag. Irgendwann aber hatte Großmutter wahrscheinlich die Nase so voll von uns, dass sie das Weite suchte und schließlich für immer verschwand. Man sah sie hier und da noch mal, aber nach Hause kam sie nicht mehr zurück.
Es war immer etwas los bei unserer Menschenfamilie, besonders bei den Kindern. Diese hatten fast täglich Besuch von anderen Kindern, die natürlich auch unseretwegen kamen. Manchmal wurde es mir wirklich zu viel, weil sie nicht immer zaghaft mit uns umgingen. Manche Kinder waren harmlos, andere hingegen trieben es hin und wieder ein wenig zu weit! Sie waren grob und hatten keinerlei Feingefühl. Das hatte natürlich auch mit ihrem Alter zu tun, aber trotzdem riss mir ein Kind fast den Arm heraus, so fest zog und ruderte es an meinem Pfötchen. Ein anderes legte mir sein kleines Patschhändchen um den Hals und hob mich hoch – es hätte mich fast erhängt! Ganz zu schweigen von dem Lärm, den sie jedes Mal machten, mit ihren feinen Stimmchen! In dem Haus, das wir mit bewohnen durften, war uns ein bestimmter Raum zugeteilt. In diesem stand nicht viel Mobiliar, so dass uns der Hall in den Ohren manchmal unerträglich wurde. Katzen haben bekanntlich ein sehr feines Gehör! Wir waren diesen Prozeduren so lange ausgesetzt, bis die Menschenmutter Erbarmen mit uns hatte und eingriff, um uns von diesen kleinen Quälgeistern zu befreien. Nun konnten wir uns bis zum nächsten Angriff der Kleinen erst einmal erholen.
Unsere Unterkunft war ein separater kleiner Wintergarten von etwa acht Quadratmetern. Hier wurde unsere Mutter und später auch wir von den Menschen gefüttert. Mama Lisa hatte zu ihren Lebzeiten direkten Zugang zum Garten, wenn sie mal musste oder Lust und Appetit auf Mäuschen hatte. Tür und Rollladen waren so eingestellt, dass sie rein und raus gehen konnte. Wir waren noch zu klein, um ihr zu folgen, also bestand keine Gefahr, dass wir wegliefen. Dies war also unser kleines Reich, in dem der darin stehende Kratzbaum unseren Lebensmittelpunkt ausmachte, weil uns seine Höhle unbeschreiblichen Frieden und Geborgenheit schenkte. Waren Kinder anwesend, wurde es ganz schön eng in unserer Unterkunft. Weglaufen oder verstecken war undenkbar; sie waren immer schneller! Ein Schnapp und sie hatten uns in ihren Fängen. Wir waren ihnen gewissermaßen hilflos ausgeliefert. Auch Mama Lisa hatte wenig Einfluss darauf, uns vor ihnen zu schützen. Also stellten wir uns diesen Herausforderungen und machten das Beste daraus, sahen das Ganze positiv und übten uns in Toleranz und Loyalität. Eigentlich waren sie ja manchmal auch ganz süß, die kleinen Menschenkinder. Sie waren genauso verspielt wie wir – nur für uns leider eine Nummer zu groß.
In das danebenliegende Wohnzimmer, das durch eine Glasschiebetür abgetrennt war, durften wir nur selten und wenn nur unter Aufsicht der Menschen. Dieses Wohnzimmer war größer als unser Raum und man konnte sich wunderbar verkriechen. Hier waren wir vor den Kindern sicher und freiwillig kamen wir sicherlich nicht mehr aus unseren Verstecken heraus.
Seit wir eine Woche alt waren, besuchte uns regelmäßig ein großer weiblicher Mensch, jede Woche ein Mal. Ihr reichte es, uns einfach nur beim Spielen oder Toben zu beobachten. Sanft und behutsam nahm sie auch schon mal einen von uns in die Hand und streichelte uns, während sie jedem von uns liebe Worte zuflüsterte. Sie lernte auch noch unsere Mutter Lisa kennen und gab ihr zu verstehen, welch bezaubernde Babies sie doch habe. Wir hatten das Glück, dass sie es war, die in der Woche, in der unsere Familie Urlaub machte, nach uns schaute und Mama Lisa, Großmutter Pünktchen und die anderen Tiere versorgte. Wir fanden sehr schnell Vertrauen zu ihr, denn sie schenkte uns viel von ihrer Zeit. Zwei Mal brachte sie jemanden aus ihrer Familie mit, dem sie uns mal vorstellen wollte. Ein Mal war es ihr Junge, das nächste Mal ihr männlicher Partner. Alle waren ausgesprochen freundlich und nett. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich einmal mehr mit ihnen zu tun haben würde.
Nachdem wir unsere neugewonnene Erfahrung wie Sehen, Hören, Laufen, Spielen, … erleben durften und gleichzeitig den tragischen Verlust unserer über alles geliebten Mutter zu verarbeiten hatten, ging es mit unserer Weiterentwicklung stetig vorwärts. Ich erkannte, dass sich in jedem Verlust auch eine Gelegenheit verbirgt. Wie aus dem Nichts heraus tauchte eine neue Tür auf, die es galt behutsam, neugierig und entschlossen zu öffnen. Dadurch eröffneten sich uns Horizonte und Wege, die wir zuvor noch nicht bereit gewesen waren freiwillig zu wählen. Obwohl ich sehr traurig war, gewann ich großes Vertrauen zu den Menschen. Sie fingen uns auf mit ihrer Tierliebe, boten uns Schutz und gaben uns die nötige Zuwendung. Wir erfuhren von ihnen, was mit unserer Mutter geschehen war. Für ihren kleinen Ausflug hatte sie sich für eine gefährliche Variante entschieden und sich wahrscheinlich gerade auf dem Rückweg zu uns befunden. Dazu musste sie eine viel befahrenen Bundesstraße überqueren. Wie es das Schicksal so wollte, wurde sie dabei von einem Auto erfasst, welches ihr das Leben und uns die Mutter nahm. Damit hatte so früh keiner gerechnet, doch das Leben ging weiter, wie man so schön sagt. Wir Geschwister hatten uns und die Menschen, die wirklich alles gaben, damit es uns gut ging. Neben der Muttermilch hatten wir schon vorsichtig mit festen Nahrungsversuchen begonnen. Trotzdem brauchten wir für den Übergang eine Ersatzmuttermilch. Das erledigte der Menschenvater, denn er war zu dieser Zeit mit uns alleine. Seine Familie machte Urlaub mit den Großeltern. Liebevoll rührte er uns täglich mehrmals die Ersatzmilch an und stellte sie uns zum Essen bereit. Das war zwar kein Vergleich zu Mutters Milch, aber es war in Ordnung. Außerdem bekamen wir diese Milch nur etwa zwei Wochen lang – und das war zu verkraften. Diese Zeit der fürsorglichen Zuwendung seitens der Menschen brachte einiges wieder ins Gleichgewicht, von dem was wir bisher erlebt hatten.
Man sollte nie sagen, dass etwas umsonst geschehen ist, nur weil zum aktuellen Zeitpunkt des Geschehnisses noch das nötige Verständnis fehlt. Alles braucht nun mal seine Zeit! Alles was wir erleben unterliegt einem Plan, der uns unterschiedliche Varianten des Verlaufs anbietet. Wir bestimmen durch unsere Entscheidung selbst in welche Richtung es gehen soll. Dabei tragen wir auch die Verantwortung für den jeweiligen Ausgang und wie wir damit umgehen. Was für uns richtig oder falsch ist, können wir nicht objektiv beurteilen, denn unser Ego mischt sich allzu gerne ein. Es wählt mit Vorliebe den einfachen und bequemen Weg und sucht sein Glück im Außen. Wenn es uns schlecht geht, fühlt es sich sicher, fühlen wir in der Stille einen Moment lang unser wahres Sein, fühlt es sich bedroht – denn im EINS SEIN löst sich unser Ego auf. Deshalb ist es gierig nach Macht und Aufmerksamkeit, leitet uns hin zu Mangelgefühlen, aus denen schlechte Angewohnheiten entstehen – alles, um uns von unserem eigentlichen Lebensplan, unserer geistigen Entfaltung abzuhalten! Aber unsere Seele ist es, die im Stillen geduldig darauf wartet, dass wir den Weg gehen, auf dem wir das Geheimnis jeglicher Weisheit in unserem Innern erkennen, denn sie weiß, dass die Kraft Gottes durch Körper, Geist und Seele wirkt, wenn unser Ego beiseitegetreten ist. Ganz gleich, wie schwer uns das Schicksal zugesetzt hat, es geschieht nichts ohne eine tiefgründige Bedeutung, ein kleiner Wink, der uns als Wegweiser dient. Damit müssen wir uns vorerst abfinden, bis wir es begriffen haben! Das, was wir durch ein bestimmtes Vorkommnis erfahren, kann letzten Endes also zu einer großen Bereicherung werden!
Nachdem wir uns, dank der menschlichen Unterstützung, vom Tod unserer Mutter allmählich erholt hatten, übten wir uns weiter im stabilen Gehen, Laufen und sogar Klettern. An den anfänglichen Übungen hatte sie sich noch mit erfreuen dürfen, aber mit der Zeit wurden wir immer geübter und geschickter – und das beobachtete Mama Lisa nun von einer anderen Sphäre aus. Wir lernten auf die Katzentoilette zu gehen. Mal ging es besser, ein anderes Mal daneben, doch wir gaben nicht gleich auf. Wenn einer musste, mussten alle anderen auch und der Andrang war groß. Jeder drängelte um einen unbenutzten Platz, bei der Abwicklung gemeinsamer Geschäfte. Doch so manch einer bekam dabei trotzdem mal ein nasses oder klebriges Füßchen, bevor er aus der Kiste sprang. Die nachfolgend auffällig hinterlassenen Spuren verrieten es. Eine Toilette reichte bei vier heranwachsenden Miezen bald nicht mehr, wie unsere Menschen klugerweise bemerkten. Und somit gab es Zustimmung für eine zweite Toilette.
Was uns Mama Lisa nicht mehr hatte beibringen können, lernten wir durch hinschauen und abgucken, wie es der andere machte. Jeder zeigte dabei unterschiedliche Techniken oder brachte neue Ideen für bestimmte Handlungen mit ein, z. B. beim Zuscharren eines erfolgreichen Geschäfts. Interessant war, wem dies wichtig war und wem nicht. Für den einen war es zur Selbstverständlichkeit und Routine geworden, dem anderen waren Spielen und Toben wichtiger. So wurde diese aufwendige Sache einfach mal eben vergessen. Da wir das mit der anschließenden Säuberungsaktion noch nicht für so wichtig erachteten und auch nicht wussten wie das geht, widmete uns die Familienmutter ihre Zeit und zeigte es uns. Mit einem mit Babyöl getränktem Tuch wischte sie uns nacheinander sanft den manchmal noch etwas verschmierten Po ab und machte uns damit einen wichtigen Impuls bewusst. So wie es unsere Mutter mit sauberlecken anfangs tat.
Das Klettern auf den Kratzbaum war eine tolle Sache! Je höher, umso mehr dachten wir: „oh, wie komm` ich hier nur wieder runter?“ Es klappte immer irgendwie – mal ging es schneller, mal brauchte es eine große Portion Mut. Wenn wir müde wurden, gingen wir nach wie vor in unsere Höhle, zum Kuscheln und Schlafen. Das Essen bestand nun aus fester Nahrung, die wir inzwischen gut kauen konnten und die außerdem noch ausgesprochen gut schmeckte. Ernsten Streit gab es zwischen uns Geschwistern nicht, dafür liebten wir uns viel zu sehr. Aber mal so ´ne kleine Kabbelei stand schon auf der Tagesordnung, das war auch in Ordnung! Wurde es einem von uns mal zu viel, half immer noch Fauchen und Knurren! Es war ein schönes, abwechslungsreiches und aufregendes Leben, das wir miteinander teilten – in dieser überaus netten Familie. Sie gaben sich die allergrößte Mühe uns zu erziehen und bei Laune zu halten. Wir waren inzwischen schon neun Wochen alt und ich spürte, dass sich etwas Neues und Fremdes anbahnte. Unsere Menschenfamilie, besonders die Mutter, beobachtete uns plötzlich sehr intensiv. Auf eigenartige Weise erforschten sie unseren Umgang untereinander und miteinander. Und das hatte einen guten Grund.
Als wir knapp zehn Wochen alt waren, entschieden sich unsere Familienmenschen schweren Herzens zu einer Trennung von uns. Sie konnten uns nicht alle behalten und hatten sich mit dieser Entscheidung schon seit längerem auseinander gesetzt. Aus diesem bevorstehenden Anlass hatten sie uns auch so genau über einen gewissen Zeitraum beobachtet. Ihre Absicht war, herauszufinden, welches von uns Pärchen besonders viel miteinander spielt und aneinander hängt.
Am 30.09.2008 war es dann soweit, die Würfel waren gefallen! Mein schwarzer Bruder und ich sollten umziehen. Unser getigerter Bruder und die schwarze Schwester durften weiterhin in ihrem bekannten zu Hause wohnen. Schon sehr früh hatte sich herauskristallisiert, dass der getigerte Kater, dessen Name FINDUS lautete, in der Familie bleiben würde. Nur mit welcher Schwester war noch die Frage? Klar war aber, dass jeweils ein Pärchen oder Zweiergespann beieinander blieb! Dies war sozusagen eine Entschädigung dafür, dass uns mit fünf Wochen bereits die Mutter genommen worden war. Und da bin ich unserer Menschenfamilie sehr, sehr dankbar, dass sie das berücksichtigte. Womit keiner rechnete war, dass Findus kurze Zeit nach unserem Auszug spurlos verschwand. Die Menschenfamilie hatte ihm und unserer Schwester schon die „Freiheit“ eingeräumt, tagsüber draußen sein zu dürfen. Immerhin hatten sie ja auch einen Heimvorteil und brauchten sich nicht erst an ein neues zu Hause zu gewöhnen. Über Nacht sollten sich beide Katzen dann zum Schlafen wieder drinnen einfinden. Findus aber schien am Draußen sein so großen Gefallen gefunden zu haben, dass er es abends zwei Mal schaffte durch den Spalt der zugehenden Tür zu huschen. Er war von Anfang an der aufgeschlossenste von uns gewesen, der zu jedem Menschen ging, um ihn zu begrüßen. Zunächst blieb er einen Tag lang weg, kam aber wieder. Das merkwürdige an ihm war, dass er nach fremder Umgebung roch. Nachdem er ein zweites Mal ausgerissen war, kam er nicht mehr wieder. Für unsere liebe schwarze Schwester, die den Namen FINE erhalten hatte, war das ein großer Verlust und sie vermisste ihn sehr. Jetzt hatte sie zwar ihr zu Hause behalten dürfen, aber das letzte Geschwisterchen auch noch verloren. Darüber war sie sehr traurig. Unsere Menschenfamilie hatte besonderes Mitgefühl für Fine und verhalf einem im Tierheim wohnenden hellgetigerten Kater zu einem neuen Zuhause. So kam Fine also zu einem neuen Spielgefährten, den sie sehr schnell lieb gewann. FYNN, so nannte ihn die Familie von nun an, war ein herzensguter, verschmuster und immer schnurrender Kerl. Aber das kam eigentlich alles etwas später. Zurück zu unserem Umzug.
Es war ein aufregender Vormittag, denn mein Bruder und ich wussten ja noch gar nicht genau, wohin es ging und was auf uns zukam. Bei wem wir einziehen würden, da hatte ich schon so eine leise Vermutung. Mein Bruder war hart im Nehmen und kein bisschen zimperlich, aber mir war es in meiner Magengegend sehr mulmig zumute. Mittags um 12:00 Uhr war es soweit! Die weibliche Person, die für uns sorgte, während die Menschenfamilie im Urlaub war und auch regelmäßig nach uns geschaut hatte, stand nun vor der Tür. Sie hatte eine Transportbox dabei. Einen Moment lang unterhielt sie sich noch mit unserer Familienmutter, was sie immer tat, wenn sie hier war. Als sie sich uns nun zuwandte und wir ihren liebevollen Zuspruch erhielten, setzte sie einen nach dem anderen vorsichtig in diese graue Kunststoffbox hinein. Wir kannten ihre Stimme, denn sie hatte immer mit uns gesprochen, wenn sie uns besucht hatte. Stets ermutigte sie uns in allem, was uns gerade beschäftigte und sie brachte eine erfrischende, aufheiternde und ansteckende Laune mit. Sie war wirklich nett, aber trotzdem wäre ich viel lieber hier in meiner gewohnten Umgebung geblieben, vor allem mit all den vertrauten Gesichtern. Nun ja, es war nicht mehr zu ändern, es sollte so sein und ich versuchte das Positive in dieser Situation zu sehen. Die Hauptsache und das Wichtigste waren, meinen geliebten Bruder bei mir zu wissen. Die Beziehung zu ihm hatte sich immer mehr zu einer engen Freundschaft entwickelt. Wir verstanden uns so gut und hatten jede Menge Spaß miteinander. Zu ihm hatte ich Vertrauen und spürte eine enge Verbundenheit. Mit ihm an meiner Seite fühlte ich mich sicher.
Wir wurden nun in dieser recht großen Box zu Fuß transportiert. Das mochte bedeuten, dass wir gar nicht weit reisen würden!? Sogar unsere Menschenfamilienkinder begleiteten uns auf unserem Weg. Sie waren natürlich wie wir neugierig auf unser neues Zuhause. Jedes Kind half außerdem beim Tragen verschiedener Utensilien, beispielsweise der Katzentoilette. Eine der beiden Toiletten war nämlich von unserem neuen Menschenweibchen gesponsert worden. Hieß das etwa, dass bereits festgestanden hatte, dass wir zu ihr kommen würden? Das erklärte natürlich einiges und trotzdem schien mir doch so manches entgangen zu sein.
„Wir sind angekommen“, ging es mir in dem Augenblick durch den Kopf, als alle stehen blieben und ein Schlüsselbund zu hören war. Unser neuer weiblicher Bezugs-Mensch schloss nun eine Tür auf und alle traten hinein. Nachdem die Tür hinter allen Mitläufern wieder geschlossen worden war, setzte sie meinen Bruder und mich behutsam auf dem Boden ab. Sämtliche Türen, die ins Freie führten, sollten uns zunächst einmal für längere Zeit verschlossen bleiben. Aus Sicht der Menschen mit gutem Grund.
Langsam öffnete sich der Deckel und wir wurden von etwas unsanften, aber vertrauten Kinderhändchen herausgehoben. „Hi, Hilfe, ich will doch ganz schnell wieder in die gewohnte Umgebung zurück!“, dachte ich sofort. Mein Bruder blieb da etwas cooler. Die Kinder brachten zusätzlich auch noch etwas Unruhe herein, was mich öfters mal erschreckte und zusammenzucken ließ. Alles war so anders, alles war neu und fremd! „Eigentlich ist das alles doch gar nicht so schlimm, man muss sich nur erst einmal daran gewöhnen“, gab mir mein Bruder zu verstehen und zeigte sich neugierig und interessiert. Nachdem sich die Kinder von uns und unserem neuen Menschenweibchen verabschiedet hatten, kehrte etwas Ruhe ein. Jetzt bekamen wir endlich Gelegenheit, unsere neue Umgebung auszukundschaften. Wir befanden uns in einem großen Raum im Untergeschoss. Es war hell hier, denn die Tür hatte eine Glasfront und es gab ein Fenster direkt daneben. Das Fenster und die Deckenhöhe glichen in Größe und Höhe einem gewöhnlichen Wohnraum. Da es am Haus keine Garage gab, diente dieser Raum als eine Art Ersatz, zum Unterstellen diverser Geräte und anderer Dinge. Von der Größe her hätte hier locker ein Auto hinein gepasst. Doch die Autos blieben natürlich draußen! Für uns gab es viele schöne Ecken zum Verstecken. Am liebsten wäre ich gleich in eine gekrochen und nie wieder herausgekommen. Aber mein Bruder munterte mich immer wieder auf und das Menschenweibchen gab sich allergrößte Mühe, es mir so angenehm wie möglich zu machen. Sie konnte sich in meine Situation gut hineinversetzen und ich merkte, dass sie mich verstand. Sie saß einfach nur da und beobachtete uns. Entweder sprach sie zu uns oder sie summte beruhigend eine Melodie vor sich hin. Von meinem Gefühl her hielten wir uns in diesem Raum sehr lange auf. Wir bekamen ausreichend Zeit, uns mit der neuen Situation vertraut zu machen. Wir sollten keiner Reizüberflutung ausgesetzt werden, deshalb war die Tür zu den anderen Räumen zunächst noch verschlossen. Und je länger wir uns hier umschauten, umso mehr entdeckten wir. Dort drüben hin hatte man also unsere Toilette gestellt – gut zu wissen! Da war der Futterplatz, direkt neben dem Eingang. Sehr nett hergerichtet! Denn unter dem Tablett mit Futterschälchen lag eine Fußmatte, damit unsere Pfötchen auf dem Warmen stehen konnten. Auf dem Tablett standen ein Schälchen für Nassfutter, ein Trockenfutterbehälter und außerdem noch ein gefüllter Wasserspender für den Durst. Das Trockenfutter, stellten wir bald fest, rutschte immer automatisch nach, wenn wir etwas davon weggefuttert hatten. So verhielt es sich auch mit dem Wasser, es floss automatisch aus seinem Türmchen nach. Somit stand uns sozusagen die Küche immer offen, wenn wir zwischendurch mal hungrig oder durstig waren. Neben dem Futterplatz stand ein kleines, gemütliches Körbchen. Das war wohl unser Schlafplatz, nahm ich an. Vorübergehend hatten wir beide genug Platz darin, so klein wie wir noch waren. Außer unseren wenigen Katzendingen sammelte sich hier noch allerhand Menschenkram an, wie zum Beispiel Mountainbikes, gestapelte Gartenstühle und ein kleiner Elektrorasenmäher, auf zwei an die Wand gestellten Schreibtischen lagen jede Menge unnützer Sachen, ein Behälter für Plastikmüll, unterschiedliche Gartengeräte, zwei zusammengeklappte Gartentische, ein Fahrradträger fürs Auto, ineinander gestellte Eimer. Auf einem großen, bis an die Decke reichenden Wandregal standen Blumentöpfe, Tapeziermaterial, Rasendünger und Grassamen, außerdem kleinere und größere Utensilien, die man in einem Haus mit Garten noch so brauchte. Wichtig war noch der Mülleimer mit Deckel, in dem unser Müll aus der Toilette entsorgt werden konnte. Direkt neben diesem Raum grenzte ein kleiner Vorratskeller, offen und zugänglich, ohne Tür. Ich hatte mich die ganze Zeit über eher ängstlich und zurückhaltend gezeigt, während mein Bruder ungehemmt und vorwitzig den Raum durchstreifte und alles beschnupperte. Um mir Geborgenheit und Schutz zu vermitteln, nahm mich das Menschenweibchen auf die Hand – da passte ich nämlich noch hinein. Aus einem Impuls heraus wählte ich einen ihrer Finger aus und begann daran zu nuckeln. Ich saugte an dieser kleinen, weichen Fingerkuppe und fühlte mich an meine Höhle und die behagliche Wärme meiner Mama erinnert. Ich nuckelte, schnurrte, knetete und wollte gar nicht mehr aufhören, weil mich dieses wohlige Gefühl aus der Vergangenheit wie in einen Rausch fallen ließ. In diesem Wohlbehagen und dem Rhythmus meines Saugreflexes schlief ich sogar in ihrer Hand ein. Für meinen neuen menschlichen Beschützer gab es nur eine Erklärung: durch den zweiten Verlust, nämlich der Trennung unserer gewohnten Umgebung und jener liebgewonnenen Menschen, wurde ich (vielmehr mein Unterbewusstsein) an den ersten Verlust, den meiner Mutter, erinnert. Das löste in mir das Nuckeln als Ausgleich und Konfliktbewältigung aus. Und jetzt kommen wir zu dem Tick meiner Großmutter – sie nuckelte ebenfalls! Zwar nicht an einem Finger, sie nuckelte eher an dem Kleidungsstück des Menschen, von dem sie sich streicheln ließ. Wer weiß was ihr einst widerfahren war, oder anderen Generationen vor uns, dass jenes Verhalten in dieser Art zum Ausdruck kam? Denn Nuckeln deutet auf ein emotionales Bedüüößääßäöäüüüü