Brigitte Voß
Heißer Herbst 1989
Tagebuchaufzeichnungen September/Oktober, Leipzig
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Tagebuch
Nachwort
Weitere Werke der Autorin
Impressum neobooks
Beim Aufräumen meines Schrankes fand ich dieses kleine, aber für mich bedeutsame Tagebuch. Natürlich hatte ich es nicht vergessen. Die Erinnerung daran war allerdings verblasst.
Neugierig las ich, was ich vor mehr als 23 Jahren mit der Schreibmaschine geschrieben hatte. Beim Umblättern der etwas vergilbten Seiten verstärkte sich das Pochen in der Brust, ob ich es nun wollte oder nicht. Die damaligen Gefühle waren wieder da: diese Zerrissenheit, Angst, Wut, das Leben in der DDR.
Sofort holte ich meinen Laptop aus dem Schrank und tippte die mit viel Tipp-Ex korrigierten Zeilen ab. Ich habe nichts verändert, also den gleichen Wortlaut übernommen. Nur die Rechtschreibung wurde der Neuen angepasst und wenige Abkürzungen habe ich erklärt.
Montag, 11.September 1989
Heute war ich in der Innenstadt beim Friseur. Seitdem bin ich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich verändert. Während die Friseuse an meinen Locken zupfte, rief sie plötzlich mit zorniger Stimme: „Die Bullen fangen wieder an zu arbeiten!“ Durch das große Fenster sah ich eine Vielzahl von Wagen der Bereitschaftspolizei. Mir war sofort alles klar: Montag, 17 Uhr – Friedensgebet in der Nikolaikirche.
Die Neugierde trieb mich Richtung Kirche. Brühl, Ritterstraße, Nikolaistraße, Innenhöfe, überall standen die hässlich grünen Fahrzeuge, beladen mit Uniformierten, sicher auch mit diversem Knüppelgerät. War das ein machtvolles Aufgebot! Es stand in keinem Verhääüü