Gerda Althoff
Durch die Anden nach Cusco
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Durch die Anden nach Cusco
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von Gerda Althoff
Seit sechs Wochen ziehe ich nun schon durch Südamerika. Von Caracas aus, die Küste entlang, nach Kolumbien und weiter durch Ecuador.
Vor zwei Wochen habe ich die Grenze nach Peru überquert, Stopps gemacht in Chiclayo und Trujillo und sitze nun in meinem Hotel in Lima, um über den weiteren Verlauf der Reise nachzudenken.
Fest steht, ich will nach Cusco, doch da gibt es mehrere Möglichkeiten, die erst alle einmal gründlich durchdacht werden müssen.
Am einfachsten wäre ein Flug von Lima nach Cusco. Der dauert knapp eine Stunde, aber da sieht man rein gar nichts vom Land, wenn man mal von der Miniaturansicht oben aus dem Flugzeugfenster heraus absieht, falls man das Glück hat, einen Fensterplatz zu bekommen.
Das kann absolut reizvoll sein, aber schon ein paar Wolken reichen aus, um einem alles zu verderben und nach einer Stunde Waschkessel, steigt man enttäuscht aus dem Flieger.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit dem Bus die Pan Americana weiter runter zu fahren bis Nazca und von dort quer über die Anden nach Cusco zu gelangen, doch der ganze Küstenstreifen besteht vorwiegend aus Wüste.
Immer wieder sieht man Arbeitstrupps, die unermüdlich die weltbekannte Straße vom Sand befreien, den der Wind darüber weht.
Als Traumstraße der Welt entspricht sie nicht immer ihrem Ruf, teilweise sieht sie sogar recht armselig aus, wie eine schmutzige, unscheinbare Landstraße, kurz gesagt, der größte Teil der Strecke, die durch Peru führt, ist extrem langweilig.
Der dritte, aber strapaziöse und gefährlichste Weg, ist von Lima aus über Huancayo, Ayacucho und Andahuayllas, die Andenkette entlang nach Cusco.
Gefährlich, wegen der schlechten ungepflasterten Straßen, die bis zu 4800 Meter hoch durch die Anden führen und die kleinste Unaufmerksamkeit des Fahrers, oder ein Versagen der Bremsen, die bei den meisten Bussen keiner Prüfung standhalten würden, den unweigerlichen Absturz zur Folge hätte.
Das konnte bis zu 1000 Meter freier Fall bedeuten, Überlebenschance gleich null.
Eine weitere Gefahr sind die Guerillas, die sich in der Gegend um Ayacucho in den Bergen versteckt halten und sich von Zeit zu Zeit mit der Polizei heftige Kämpfe liefern.
Auch von Busüberfällen und Geiselnahmen, um die Regierung zu erpressen, hat man im Fernsehen schon berichtet. Doch die Regierung von Peru lässt sich nicht erpressen.
In der Beziehung ist Präsident Fujimori knallhart, was dann auch in den meisten Fällen mit dem Tod der Geiseln endet.
Mein Hotel liegt direkt am Busbahnhof, was einerseits praktisch ist, andererseits aber den, so schon hohen Lärmpegel des Verkehrs, noch erhöht.
Bevor ich eine Entscheidung treffe, muss ich erst einmal etwas essen. Mit leerem Bauch kann ich einfach nicht vernünftig nachdenken.
Gleich gegenüber des Hotels befindet sich ein kleines, einigermaßen sauberes Restaurant.
Es gibt Hühnchen mit Reis und braunen Bohnen, einem Gericht, dem man immer wieder in Südamerika begegnet und irgendwie gewöhnt man sich mit der Zeit daran.
Die Portion ist riesig, wer kann nur so viel essen!
Es schmeckt gar nicht so schlecht, ich habe aber kaum die Hälfte gegessen, als ich den Kellner zum Bezahlen heranwinke.
Mehr passt beim besten Willen nicht in meinen Magen.
öü