Bernd Gärtner

Äthiopien Danakil Schicksal

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Zu meiner Person

Zu diesem Buch

1. Hauptteil

2. Hauptteil

Zwischen 2. und 3. Hauptteil

3. Hauptteil

Schlußwort

Danke

Impressum

Vorwort

VORWORT:

Ich bin kein Schriftsteller. Ich habe mir noch nie Gedanken gemacht wie man ein Buch schreibt. Bevor ich anfing dieses Buch zu schreiben, wusste ich schon den Titel. Äthiopien, Danakil, Schicksal. Das sind drei Wörter die mein jetziges Leben sehr prägen. Drei Wörter, warum ich mir meines Lebens sehr bewusst geworden bin.

Ein richtiger Schriftsteller, ein Schriftsteller mit Erfahrung, weiß er auch schon von Anfang an den Titel? Weiß er auch schon von Anfang an was im Vorwort stehen soll? Ich mache mir zum ersten Mal Gedanken, welchen Sinn ein Vorwort haben soll.

Doch was zählt, ist, dass dieses Vorwort für mich Sinn macht. Dass dieses Buch für mich Sinn macht. Mein Vorwort richtet sich an alle Leser, die dieses Buch in der Hand halten.

Ich möchte vieles von mir erzählen. Erfahrenes, Gedanken und Gefühle wiedergeben. Sensationsinteresse zu wecken meinerseits ist hier sicherlich fehl am Platz. Sensationsgier soll hier nicht gestillt werden. Das ist für mich wichtig das dies im Vorwort klar geregelt ist.

Die Reise die ich gemacht habe - sie könnte eine wunderbare Vorlage für einen Roman sein. Die anfangs unbeschwerte Zeit einer Reise durch Äthiopien, eine Reise durch wunderbare Landschaften, die Begegnung mit wunderbaren Menschen. Ich könnte sehr schöne Bilder von meiner Reise beim Leser hervorrufen.

Doch dies wird nicht der Fall sein. Sachlich, eher nüchtern möchte ich von dieser Reise erzählen, die mein Leben lebenslang beeinflussen wird.

Worin sehe ich den Sinn von diesem Buch?

In wenigen Stunden, eigentlich in wenigen Minuten, vielleicht Sekunden haben sich meine Glaubensansätze, meine Werte, hat sich mein im Sinn im Leben stark verändert. Diese Veränderung ist sehr gut für mich. Ich habe gelernt und lerne immer wieder für mich mit neuen Herausforderungen und mit meinem Leben bewusster umzugehen.

Vor Äthiopien habe ich gelebt. Ich habe mich gefreut, ich habe manchmal Ängste gefühlt. Aber mein Leben war mir sehr unbewusst. Nur durch viel Glück und Schicksal kann ich hier sitzen und schreiben. Wie ich vor Äthiopien lebte, so leben meiner Erfahrung nach die meisten Mitmenschen.

Ich habe durch einen unglaublichen Überfall gelernt, dass es in meinem Leben ein Schicksal gibt. Zuvor habe ich mir über Schicksal oder sonstige Glaubensfragen kaum Gedanken gemacht. Jetzt weiß ich, dass ich ein Schicksal habe. Es gibt Gründe, warum etwas passiert, warum ich jetzt und später manche Aufgabe meistern muss.

Durch den Überfall habe ich aber zudem etwas anderes gelernt: mein Schicksal kann ich auch selbst in die Hand nehmen. Es klingt fremd, wenn ich zum einen sage, dass ich ein Schicksal habe, dieses Schicksal aber auch selbst beeinflussen kann. Ich hoffe, dass mancher Leser diese Aussage nachvollziehen kann. Ich hoffe, dass alle Leser nach dem Buch verstehen, was ich damit ausdrücken mag.

 

 

Zu meiner Person

ZU MEINER PERSON:

Ich bin 35Jahre alt. Nach außen ein Vorzeigedeutscher. Ich habe meine Stellung in dieser Gesellschaft gefunden.

Irgendwann werde ich mit meiner Partnerin zusammenziehen, darauf freue ich mich unheimlich.

Stark geprägt wurde ich in der Erziehung von meinen Eltern: mein Vater Lehrer, meine Mutter Hausfrau. Das ist gut so, wie ich geprägt wurde. Werte, Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und so viele deutsche Tugenden liegen wohl in meiner Erziehung. Diese machen mich aus. Mein Umfeld mag mich deswegen oder mag mich deswegen nicht.

Beruflich bin ich Abteilungsleiter in einem Gartencenter. Mittlerweile arbeite ich in diesem Gartencenter schon über 7Jahre.

Da es in einem Gartencenter im Winter wenig Arbeit gibt, habe ich in dieser Zeit viel Freizeit.

Diese Zeit nutzte ich von Anfang an um im Winter auf Reisen zu gehen. Ich sage bewusst reisen. Mit Urlaub hat dies für mich nichts gemeinsam.

Die Beweggründe des Reisens haben sich im Laufe der Jahre für mich verändert. Am Anfang ging es in erster Linie darum, von hier wegzukommen. Bayern ist sehr schön. Aber 12Wochen Urlaub im Winter ist doch eine sehr lange Zeit.

Die erste Reise als Backpacker ging nach Thailand. Die nächsten Jahre bin ich nach Indien, Indonesien, Peru, Laos, Kambodscha und viele weitere Länder gereist. Von jeder Reise habe ich etwas mitgenommen. Sei es, dass ich mich bei jeder Reise besser kennenlernte, sei es, dass ich viele interessante Erfahrungen und Begegnungen hatte.

Irgendwie war ich in den ersten Jahren bei den Reisen sehr gestresst. Ich wollte in einem Land, in einer Region, in einer Stadt immer alles sehen was in Reiseführern als interessant herausgestellt wurde. So wie das damals war, war es auch gut für mich. Doch im Laufe der Jahre habe ich erkannt, was für mich wichtig am Reisen ist.

Da ist zum einen das Freisein. Darunter verstehe ich zum Beispiel ein Busticket zu kaufen, sich in den Bus zu setzen und an einem anderen Ort anzukommen.

Alles selbst bestimmen zu können, nicht wie unter dem Druck der Arbeitswelt funktionieren zu müssen. Sicherlich muss ich auch beim Reisen funktionieren, aber anders.

Zum anderen das "andere Welten" entdecken. Für mich ist dies eine sehr schöne Sache. Durch Märkte zu schlendern um die Stände zu studieren, auf Menschen zu treffen, deren Neugierde ich wecke, die meine Neugierde wecken. Mich in ein Cafe oder auf eine Bank zu setzen und das Treiben auf der Straße zu beobachten. Landschaften zu genießen. Ein bisschen Kultur zu erfahren. Das heißt für mich heute Reisen.

Mir ging es bis Äthiopien so wie den meisten Reisenden. Ich wollte andere Welten entdecken. Ich bin dazu weit geflogen, habe mich in fremden Ländern bewegt.

Aber irgendwie war ich immer nur ein Zuschauer. Quasi wie im Theater. Ich sitze im Zuschauersaal und beobachte das Spiel auf der Bühne. Heute weiß ich, dass ich manchmal selbst auf der Bühne war. Meist waren es sehr schöne Momente. Auch in Äthiopien war ich immer wieder auf der Bühne. Auch wenn ich eine andereWelt auf der Bühne kennenlernen wollte, so war ich mir den Regeln und Werten dieser anderen Welt nicht bewusst.

Dieses Buch ist für mich auch eine Art Reise. Keine geografische Fernreise, aber eine Reise deren Ziel ich weiß. Ich bin sehr gespannt, wie ich dieses Ziel erreichen werde, welche Umwege ich gehen muss. Vielleicht sprudelt alles aus mir heraus. Vielleicht ist das Buch ja sehr schnell geschrieben. Vielleicht überlege ich jedes Wort, jeden Satzbau, die Wirkung des Geschriebenen auf den Leser. Ich bin wirklich gespannt.

 

Zu diesem Buch

ZU DIESEM BUCH:

Ich werde das Buch in drei Teile gliedern.

Im ersten Teil wird es darum gehen, warum ich Äthiopien bereisen wollte und um die erste Zeit in Äthiopien. Eine kurze Zusammenfassung meiner Reise. Ich hoffe, dass dieser Teil für Sie nicht zu langwierig ist. Wie bereits erwähnt, das Buch soll kein Roman werden.

Dieser Teil wird abgelöst vom zweiten Teil. Als ich andere Glaubensansätze, Werte, Sinnansätze erleben musste. In der Nähe von Geiselnahmen war, mit anderen angefreundeten Menschen erschossen werden sollte. Wie mir geholfen wurde, wieder nach Deutschland zurück zu kommen. Gesund nach Hause zu kommen.

Im dritten Teil wird es um die Zeit nach Äthiopien gehen. Wie mir geholfen wurde, dass ich heute hier sitze und dieses Buch schreiben kann. Was ich selbst unternommen habe um meine Selbstheilungskräfte zu aktivieren, zu fördern. Wie ich jetzt mit einem gewissen Abstand das Abenteuer Danakil sehe, wie ich Danakil heute bewerte. Auch wenn der dritte Teil erst am Ende steht, so ist dieser der eigentliche Beweggrund für dieses Buch. Ich hoffe, dass ich Sie mit diesem Buch auf irgendeine Art und Weise mitnehmen kann. Das Sie das Buch nicht bereits im 1.Hauptteil schließen.

 

1. Hauptteil

1. HAUPTTEIL

Puzzle ist für mich ein Wort, das ich heute wesentlich bewusster wahrnehme als vor meinem Urlaub in Äthiopien. Für mich besteht das Leben mittlerweile aus vielen kleinen Puzzle Teilen, die zusammen das Leben bilden. Jedes Puzzle Teil hat seinen Grund. Für mich ist in meinem Leben ein wichtiges Puzzle Teil mein Urlaub 2008/2009 in Indonesien.

Dort habe ich andere Individualreisende kennengelernt. Zusammen entschlossen wir uns ein Boot zu mieten. Mit diesem Boot sind wir von Lombock aus nach Flores gefahren. Auch wenn wir alle Individualreisende waren, so hat mir und den anderen dieser Boottrip sehr viel Spaß gemacht. Daher entschlossen wir uns auf Flores einen Jeep mit Fahrer zu mieten um die Insel zu erkunden.

In dieser Gruppe war auch Klaus dabei. Klaus ist Rentner, der jeden Winter alleine für drei Monate auf Weltreise geht. Während wir auf dem Boot waren, haben wir viel Zeit gehabt uns zu unterhalten. Dabei ging es natürlich auch um bisherige Reisen. Klaus erzählte mir von einer seiner Reisen: eine geführte Tour durch Äthiopien. Dies wäre die schönste Reise in seinem Leben gewesen.

Die nächsten Winterurlaube verbrachte ich danach in Peru und in Laos/Kambodscha. Mir gefielen diese Länder an sich sehr gut. Doch einen Nachteil haben für mich die Fernreisen in westliche oder östliche Richtung: die Zeitverschiebung. Auch wenn ich gewöhnlich für 5 und mehr Wochen unterwegs bin, so hat mich das Jetlack immer fest im Griff.

Im Sommer 2011 kamen mir wieder die Worte von Klaus in den Kopf: "die schönste Reise in meinem Leben war Äthiopien". Dieser Satz hat mich drei Jahre nach Indonesien gefesselt. Hinzu kam ja auch, das Äthiopien fast die gleiche Zeitzone hat wie Deutschland. Aus diesem Grund habe ich mich über Äthiopien informiert.

Ich war überrascht was für ein falsches Bild ich über Äthiopien ich bis zu diesem Zeitpunkt hatte. Anscheinend war mein Bild von Äthiopien stark durch die Hungersnot in den 80iger Jahren geprägt. Bis zu meiner Reisevorbereitung hatte ich gedacht, Äthiopien sei ein reines Wüstenland. Unfruchtbares, trockenes Land. Vielleicht auch mit kriegerischer Tendenz? Ich wusste anscheinend nichts über Äthiopien.

Doch ich wurde eines besseren belehrt. Äthiopien hat sehr viele Facetten. Da gibt es zum einen Wüsten. Aber auch sehr viel Wasser. Und dann eine Hochebene, das sogenannte Dach von Afrika. Äthiopien = die Wiege der Menschheit. Sehr viel Kultur.

Durch diese paar Fakten, ein paar Bilder im Internet und mein Bauchgefühl war ich mir sehr schnell sicher, dass ich den nächsten Winterurlaub in Äthiopien verbringen wollte.

Schon im August habe ich meinen Flug gebucht. Als Reiseerfahrener weiß ich, dass ein früher Buchungstermin günstige Preise ermöglicht. Danach war für mich "Äthiopien" erst mal auf Eis gelegt.

Als ich im Dezember endlich Urlaub hatte, habe ich mich auf die Reise vorbereitet. In einem Reiseführer habe ich mich über mögliche Stationen meiner Reise informiert. Im Internet habe ich versucht vorab Informationen über Trekking Möglichkeiten in Äthiopien zu sammeln. Auf der Seite des Auswärtigen Amtes habe ich mich nochmals über die Sicherheitslage in Äthiopien und die von mir zu bereisenden Gebiete erkundigt. Gut informiert freute ich mich auf die anstehende Reise.

Kurz nach Weihnachten ging es endlich los. Ich flog von München über Amsterdam, Karthoum nach Addis Ababa. Obwohl der Flug mehr als günstig war, bekam ich ein Upgrade in die Businessclass. Spät Abends am Flughafen in Addis angekommen wollte ich noch vor dem Einreiseschalter am Geldautomaten Birr abheben. Doch der Geldautomat war leider nicht funktionstüchtig. Aus meiner Reisevorbereitung wusste ich, dass es in Äthiopien sehr schwer sein wird an Bargeld heranzukommen. Dieser kaputte Automat verunsicherte mich. Was sollte ich machen, wenn es wirklich kaum Geldautomaten, zumindest funktionsfähige, in Äthiopien gibt. Ich hatte ja nur wenige Euro und US Dollar in bar dabei. Doch die Beschaffung von Geld sollte in den nächsten Wochen kein Problem darstellen.

Nach der offiziellen Einreise ging ich in den Abholbereich des Flughafens. Sofort begrüßte mich ein älterer Äthiopier mit meinem Namen auf seinem Schild. Also hat die Hotelbuchung mit Abholung vom Flughafen gut geklappt. Ich dachte, wir würden sofort zum Hotel losfahren. Doch ich wurde eines Besseren belehrt.

Dieser Mann führte mich zu einem jüngeren Mann, der mich zum Hotel fahren sollte. Ich war startklar. Mein Fahrer leider nicht. Nachdem er auch einen anderen Gast zumgleichen Hotel bringen musste, wollte er uns in einer Fahrt zum Hotel bringen. 20 Minuten zeigte ich Geduld. Dann verlor ich die Geduld - und er fuhr mich endlich zum Hotel.

Calcutta, Varanasi, diese beiden Städte hatte ich als "Moloche dieser Welt" in Erinnerung. Wer dies sagt, der war noch nicht in Addis. Obwohl die Straßen nur spärlich beleuchtet waren konnte ich Massen an schlafenden Menschen am Straßenrand erkennen. Ich bekam eine Ahnung, wo ich gelandet bin. Nach ca. 15Minuten kamen wir am Hotel an, ich bezahlte die vereinbarten 15Dollar für die Fahrt. Ich möchte gar nicht wissen, durch wie viele Hände diese 15Dollar gegangen sind.

Der Check-in in diesem Budgethotel verlief problemlos. Ich bekam ein einfaches Zimmer zugewiesen. Willkommen im Backpacker Urlaub. Auch wenn ich könnte, ich möchte im Winterurlaub eher einfach leben. Das heißt, dass ich gerne laufe um mir ein Taxi zu sparen. Das ich eher in Budgethotels absteige als in Sterne Hotels. Das ich lieber an der Straße esse als in einem Restaurant. So fand ich mich in diesem Zimmer als Backpacker wieder. Ich habe noch meine Zähne geputzt, mein Gesicht gewaschen. Duschen wollte ich nicht, da das Wasser mehr nach Abwasser als nach Brauchwasser stank. Dann habe ich mich in meinem Schlafsack schlafen gelegt.

Am nächsten Morgen bin ich zeitig aufgewacht. Irgendwie war ich auf Sommer eingestellt. Doch die Luft fühlte sich kalt an. Nach einem typischen Touristenfrühstück organisierte ich das Busticket für die Weiterfahrt am nächsten Tag. Dann wollte ich auf eigene Faust die Stadt erkunden. Als ich loslief verlor ich bald die Orientierung. Da es keine bzw. kaum Straßenschilder in Addis gibt, wusste ich nicht wie ich zu meinen Zielen laufen konnte. Daher versuchte ich mich durchzufragen. Ganz zu meiner Freude waren die Äthiopier selbst in der Hauptstadt sehr freundlich. Meistens antworteten sie mit einem Lächeln im Gesicht. Die meisten Äthiopier in Addis sprechen Englisch. Wusste jemand den Weg nicht, so hat er das auch gesagt.

Den ganzen Tag wanderte ich durch die Stadt. Stadt ist eigentlich die falsche Bezeichnung für Addis. Für mich bestehte Addis überwiegend aus Straßen, riesigen geteerten Kreisverkehren, Minibussen, Taxis, ein paar Gebäuden und Menschenmassen. Schlafende, zugedröhnte Menschen am Straßenrand, in Grünanlagen. Ein Zentrum, einen Stadtkern, eine Shoppingstraße konnte ich nicht ausfindig machen. Ein paar Stunden in der Stadt spazieren zugehen waren dann auch genug für mich. Auch wollte ich vor Anbruch der Dämmerung zurück im Hotel sein.

Am ersten Tag wurde mir bewusst, dass "schwarzhäutige" Menschen für mich noch etwas Fremdes waren - ich trotz deren freundlichen Gesinnung mich etwas unsicher fühlte. Doch dieses Gefühl sollte in den nächsten Tagen verschwinden.

Um 4Uhr am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Taxi zum Mesquel Square zum Busbahnhof. Ich war überrascht, dass um diese Uhrzeit schon viele Sportler unterwegs waren. Mit einem Bus wollte ich nach Bahir Dar weiterfahren. Bahir Dar liegt am Tana Lake und dieses Gebiet wird als Riviera Äthiopiens bezeichnet. Die Fahrt selbst war klasse. Wir fuhren durch wunderbare, durch landwirtschaftlich geprägte Landschaften. Auf den Feldern arbeiteten Männer, Frauen und Kinder mit einfachsten Hilfsmitteln. Ich fühlte mich mindestens 2000Jahre zurückversetzt. Nach ein paar Stunden kamen die ersten Pässe. Vom Bus aus konnte ich wunderbare Aussichten auf die Bergwelt genießen. Wirklich klasse.

Im Bus war auch ein Ehepaar. Er, Tim aus Kanada, sie, Claire aus China. Die beiden waren mir sehr angenehm. Als wir in Bahir Dar angekommen sind, entschlossen wir gemeinsam ein Hotel zu suchen. Ein Schlepper hatte uns im Griff. Tim vertraute anfangs den Schlepper. Doch dieser konnte unsere Wünsche nicht erfüllen. Also entledigten wir uns den Schlepper und gingen selbst zu einem staatlichen Hotel, dem Tana Hotel. Dieses liegt wunderbar am See, mit einem sehr schönen Ausblick. Natürlich viel zu teuer. Eigentlich wollte ich duschen, das Wasser roch auch besser als in Addis, es war jedoch sehr kalt. Daher konnte ich mich nur waschen.

Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass dieser Urlaub kein „relaxter“ Urlaub werden sollte. Es würde nicht so sein, dass man nach einem anstrengenden Tag zu einer Massage geht wie in Südostasien. Es würde nicht so sein, dass ich den Tag bequem verleben konnte. Es würde nicht so sein, dass der Urlaub komfortabel ist.

Da das Hotel vom Stadtkern ca. 200Meter entfernt war, wollte ich nachts nicht außerhalb essen. Darum aß ich im Hotel meine erste äthiopische Spezialität: Injera mit irgendwas. Es schmeckte sehr gut, war sehr sättigend und recht günstig. Auch schloss ich Bekanntschaft mit äthiopischen Bier und fand Gefallen daran.

Am nächsten Tag fuhr ich mit Tim, Claire und anderen Touristen auf die Klosterinseln im Tana Lake. Diese Klöster waren früher Rückzugsorte für die Kaiser. Dort konnten sie meditieren und die nächsten Kriege vorbereiten. Für mich waren die Kirchen sehr interessant. Die Kirchen sind alle rund gebaut. Die Außenwände sind mit sehr bunten, farbkräftigen Bildern bemalt. Obwohl die Bilder vom Stil eher simpel gehalten sind, haben sie auf mich und auch auf die anderen sehr gewirkt.

Auf den Bildern wird die Bibel erzählt. Hintergrund hierfür ist, dass früher die meisten Äthiopier Analphabeten waren, auch heute noch sind. Nur durch die Bilder konnten sie die Bibel begreifen.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag weiterfahren. Da ich durch die Luftverschmutzung starke Halsschmerzen hatte, entschied ich mich noch einen Tag in Bahir Dar zu bleiben. Diesen nutzte ich, um auf einen Markt zu gehen. Dieses Erlebnis war sehr interessant für mich. Dieser Markt hatte nur wenige Gemeinsamkeiten mit mir bekannten Märkten aus Asien. Das Angebot war eher knapp, viele Menschen saßen auf dem Boden, vor ihnen ein Tuch ausgebreitet auf dem sie ihre wenigen Habseligkeiten anpriesen. Aber ich genoss das Schlendern durch den Markt. Das einzig nervige waren die selbsternannten "guides". Selbst mir gelang es nicht diese abzuschütteln. Aber diese gehören eben zu Äthiopien wie das Amen in der Kirche.

Am nächsten Tag ging es mir besser. Also reiste ich mit dem Bus nach Gondar weiter. Tim und Claire wollten später nachkommen. Am Busbahnhof in Bahir Dar war mein Plan mit einem öffentlichen Bus weiter zu reisen. Es war mir aber nur sehr schwer möglich einen öffentlichen Bus für Gondar zu finden. All die Schlepper versuchten mich zu völlig überteuerten Sammeltaxis zu lotsen. Als ich doch endlich den richtigen Bus ausmachte, entschied ich mich doch für ein Sammeltaxi.

Da Gondar eine sehr bekannte Universitätsstadt der Medizin ist fahren sehr viele kranke Menschen dorthin. Dementsprechend sah es in dem öffentlichen Bus aus. Ich hatte Angst, mir im öffentlichen Bus Krankheiten zu holen. Nachdem ich lange über den Preis des Sammeltaxis verhandelt habe ging es endlich los.

Auch diese Fahrt war landschaftlich äußerst reizend. Da ich der einzige Tourist im Bus war, hatte ich mit den Mitreisenden viel Spaß. In Gondar angekommen machte ich mich auf die Suche nach einem Hotel. Ein Rikschafahrer fuhr mich zum Circle-Hotel. Das Zimmer war sehr sauber, sehr hell, die Dusche funktionierte entgegen der Aussage des Hotelangestellten nicht. Dafür war der Preis wieder völlig überteuert, für äthiopische Verhältnisse aber angemessen.

Am ersten Tag schlenderte ich durch die Stadt. Am Abend liefen mir Tim und Claire über den Weg. Wir entschieden zusammen Essen zu gehen. Am übernächsten Tag wollten wir zusammen in die Simien Mountains fahren um dort eine mehrtäööüä