Stefan George – Karl und Hanna Wolfskehl
Der Briefwechsel
1892–1933
Herausgegeben von
Birgit Wägenbaur
und
Ute Oelmann
im Auftrag der
Stefan George Stiftung
C.H.BECK
Mit dieser Edition liegt der umfangreichste erhaltene Briefwechsel Stefan Georgesvor. Die 868 Stücke umfassende Korrespondenz mit Karl und Hanna Wolfskehl gewährt Einblicke in Georges Denken und Arbeiten über mehr als vier Jahrzehnte – von 1892 bis zu seinem Tod 1933. Den Schwerpunkt des Austauschs bilden die Jahre 1892 bis 1901, in denen George in der Öffentlichkeit hervortrat und sich zum Ziel setzte, die deutsche Lyrik von Grund auf zu erneuern. Dabei war Karl Wolfskehl sein treuester Helfer, der sich in dieser Zeit vom Philologen zum eigenständigen Dichter entwickelte. Die Geschichte der von George begründeten Zeitschrift Blätter für die Kunst (1892–1919) ist ohne die Mitarbeit Wolfskehls ebenso wenig denkbar wie die Planung und Verwirklichung des zwischen 1910 bis 1912 erscheinenden Jahrbuchs für die geistige Bewegung. Die unterschiedlichen Temperamente der beiden Freunde prägen den Duktus der Briefe, so auch die Korrespondenz um 1914, in der die Auseinandersetzungen zwischen leidenschaftlichen Befürwortern des Krieges wie Karl Wolfskehl und Friedrich Gundolf und dem abwartend mahnenden Stefan George ihre Spuren hinterlassen haben.
An Wolfskehls Seite steht seine Frau Hanna, die über viele Jahre ebenfalls ein vertrautes Verhältnis zu George pflegte. Ihre Briefe, die das familiäre Zusammenleben der Wolfskehls mit George beleuchten und vom gesellschaftlichen Leben Schwabings berichten, erweitern die Vielfalt der Themen, Stimmungen und Töne.
Insgesamt spiegelt der Briefwechsel auf eindrucksvolle Weise die dichterische „Selbsterfindung“ eines der bedeutendsten deutschen Dichter. Zugleich führt er in ein literarisches und künstlerisches Feld ein, in dem Wolfskehl als Netzwerker über lange Zeit die wichtigste Rolle spielte. Hier profilieren sich zwei herausragende Protagonisten der klassischen Moderne, deren intensive Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Autoren und literarischen Strömungen ein komplexes Bild der literarischen und künstlerischen Avantgarde um 1900 entstehen lässt.
Dr. Birgit Wägenbaur ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stefan George Archiv in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart.
Dr. Ute Oelmann leitete von 1987 bis 2014 das Stefan George Archiv in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart.
EINLEITUNG
Zur Edition
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Danksagung
BRIEFWECHSEL
TEXTANHANG
NACHWORT
ANHANG
Siglen- und Kurztitelverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Personenregister
Der Briefwechsel zwischen Stefan George und Karl Wolfskehl führt ins Zentrum des literarischen Feldes der Jahrhundertwende. Er erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten, von 1892 bis 1933, dem Todesjahr Georges. Die größte Briefdichte liegt zwischen 1894 und 1901: den Jahren, in denen George als Dichter in der Öffentlichkeit hervortrat und sich zum Ziel setzte, die deutsche Lyrik von Grund auf zu erneuern. Sein treuester Helfer dabei war Wolfskehl. So profilieren sich in diesem Briefwechsel zwei herausragende Protagonisten der literarischen Moderne, deren Genese durch ihr Wechselgespräch aufs Neue beleuchtet wird. Wolfskehl war für George der einzige Freund aus seiner Frühzeit, mit dem er bis an sein Lebensende in Kontakt stand. Umgekehrt war für Wolfskehl die Begegnung mit Stefan George lebensbestimmend: Stets sah er in ihr eine schicksalhafte Fügung. Auch Wolfskehls Frau Hanna entwickelte in den Jahren nach 1900 ein vertrautes Verhältnis zu George. Ihre Briefe bilden die dritte eigenständige Stimme in der Korrespondenz. Briefe weiterer Freunde, so etwa von Carl August Klein und Friedrich Gundolf, vervollständigen das Bild. Sie veranschaulichen, dass dieser Briefwechsel aus einem engen Beziehungsgeflecht verschiedener Personen heraus entstand.
Während Stefan Georges Werdegang bestens erforscht ist, schon 1972 mit der Zeittafel der Versuch unternommen wurde, sein Leben Tag für Tag zu rekonstruieren,[1] und auch sein dichterisches Selbstverständnis vielfach nachgezeichnet und hinterfragt wurde,[2] weist Wolfskehls Biographie noch eine Reihe blinder Stellen auf. Bislang wurden vor allem die letzten 15 Jahre seines Lebens durch mehrbändige Ausgaben seiner Exilbriefe[3] und Friedrich Voits Werkbiographie ausgeleuchtet.[4] Für die Jahre vor 1933 fehlt eine solche Darstellung noch. Wer sich über diese Zeit ein Bild machen möchte, ist auf Manfred Schlössers Katalog zum 100. Geburtstag angewiesen, der schlaglichtartig Material aus allen Lebensphasen versammelt.[5] Auch Voit umreißt auf 100 Seiten die biographischen Stationen vor der Emigration. Die Quellen für diese Zeit sind Karl Wolfskehls Briefwechsel mit Albert Verwey und jener mit Friedrich Gundolf, die ein lebendiges Bild seiner Persönlichkeit entstehen lassen, jedoch erst um 1900 einsetzen. Der vorliegende Briefwechsel mit George gibt nun auch erstmals Einblicke in die Zeit davor.
Als Karl Wolfskehl am 16. November 1892 seinen ersten Brief an Stefan George richtete, war er 23 Jahre alt und stand am Ende seines Germanistikstudiums in Gießen. Er stammte aus einer angesehenen und wohlhabenden jüdischen Familie in Darmstadt, wo er fünf Jahre zuvor am Ludwig-Georgs-Gymnasium das Abitur gemacht hatte. Auch der um ein Jahr ältere Stefan George, Sohn eines Gastwirts und Weinhändlers aus Bingen, hatte diese Schule besucht und sie 1888, ein Jahr nach Wolfskehl, abgeschlossen. Während ihrer Schulzeit kamen sie jedoch nicht miteinander in Kontakt. Auch in Berlin, wo beide im Wintersemester 1889/90 studierten, lernten sie einander nicht kennen. Erst über seinen Gießener Freund Georg Edward kam Wolfskehl in Berührung mit Georges Dichtung. Zu diesem Zeitpunkt, im Herbst 1892, hatte George zwei schmale Gedichtsammlungen vorgelegt, die Hymnen (Ende 1890) und die Pilgerfahrten (Ende 1891), die er privat hatte drucken lassen und nur an Personen verteilte, die für seine Dichtung aufgeschlossen waren. Zu diesen gehörte auch Edward, der mit bürgerlichem Namen Georg Geilfus hieß und unter dem Pseudonym Georg Edward erste Gedichte veröffentlicht hatte. Schon damals war George, geprägt durch sein Erlebnis des französischen Symbolismus, davon überzeugt, die deutsche Dichtung revolutionieren zu können. Mit diesem Sendungsbewusstsein konfrontierte er auch Edward, als er im Frühjahr 1892 auf der Suche nach Mitarbeitern für eine von ihm geplante neue Zeitschrift mit ihm zusammentraf: Wahre Poesie richte sich nur an «wenige Auserwählte». Man müsse sich hüten, sie vor «profanen Blicken» zu enthüllen und so «in den Schmutz zu ziehen».[6] Die Herablassung, mit der er bei diesem Treffen Bekannte Edwards behandelte, machte deutlich, dass er sein exklusives Dichtungsverständnis durchaus praktisch verstand und seine Gesprächspartner danach auswählte. Als Edward und Wolfskehl sich dann im Herbst 1892 anfreundeten und Edward Wolfskehl seine Exemplare der Hymnen und der Pilgerfahrten auslieh, berichtete er ihm sicher auch von der vorangegangenen Begegnung mit George. Dem Vorwort des eben erschienenen ersten Heftes der Blätter für die Kunst, das Edward besaß, war Georges Stoßrichtung ebenfalls zu entnehmen: Hier wird eine neue antinaturalistische «geistige Kunst» propagiert. Das Vorwort, das sich an «noch unbekannte ähnlichgesinnte» (BfdK I/1, S. 2) richtet, endet programmatisch mit dem Satz: «In der kunst glauben wir an eine glänzende wiedergeburt». Dieses Bekenntnis könnte als Maxime sowohl über Georges als auch über Wolfskehls Leben gestellt werden. Es offenbart bei aller Verschiedenheit der Temperamente ihre Übereinstimmung im Wesentlichen.
Rückblickend bezeichnete Wolfskehl seine erste Begegnung mit Georges Gedichten als ein «Mirakulum»: Er sei 1892 ein typischer «Giessner Bierstudent» gewesen, wenn auch «voller inneren Aufruhrs, immer am Platzen vor Unruhe und Drang».[7] Das ‹Wunder› sei gewesen, dass er sofort die herausragende Qualität von Georges Dichtung erkannt habe. Was nur heißt, dass er schon damals das untrügliche ästhetische Gespür und das klare Urteilsvermögen besaß, die ihn zeitlebens auszeichneten und die ihn später etwa auch als Ersten die Bedeutung der späten Hymnen Hölderlins erkennen ließen. Schon als Student bewegte sich Wolfskehl sicher in der deutschen Literaturgeschichte. Er, der selbst nur einmal Gehörtes oder Gelesenes auswendig rezitieren konnte,[8] war vertraut mit Werken aus allen literarischen Epochen, vom Mittelalter über den Barock und die Romantik bis hin zur Gegenwart. Hier aber, in der Gegenwart, war ihm noch kein herausragender Dichter begegnet. So führte die Lektüre von Georges Gedichten zu einer Art Erweckungserlebnis, wie Georg Edward erinnert: «Eines Tages geschah etwas Unerwartetes. Ich hatte Karl Wolfskehl Gedichte von Stefan George gegeben, und schon am nächsten Morgen in aller Frühe kam er in höchster Aufregung an mein Bett gestürmt; er war so hingerissen und erschüttert von den Versen, daß er ausrief, in der ganzen deutschen Literatur gäbe es nichts, was daran heranreiche. Er schrieb darauf einen begeisterten Brief an George».[9]
Mit diesem Brief wollte sich Wolfskehl George als Gleichgesinnter zu erkennen geben. Schon der erste Satz ist voraussetzungsreich. Den hohen Anspruch seines Gegenübers implizierend, stellt Wolfskehl sich – rhetorisch geschickt – dem ihm völlig Unbekannten als einen Vertrauten vor. Dabei beruft er sich, geschult an der Romantik, auf das eigentliche Erkennen durch das innere Auge. Dass George nach Wahlverwandten suchte, wusste er von seinem Freund Edward und durch das Vorwort der Blätter für die Kunst. Die weiteren Ausführungen unterstreichen, dass Wolfskehl sowohl mit Georges Gedichten als auch mit seinem exklusiven Dichtungskonzept vertraut war. Der Vergleich mit Goethe, dem einzigen im Vorwort der Blätter für die Kunst namentlich genannten Autor, zeigt, wie überlegt Wolfskehl den Brief formulierte, um vor George bestehen zu können: Ausgehend von der ästhetischen Wirkung der Gedichte und ihrem hermetischen Charakter, der dem Leser eine hohe Aufmerksamkeit abverlange,[10] nimmt Wolfskehl eine literarhistorische Verortung vor, die schließlich in einer an Dichte kaum mehr zu übertreffenden Beschreibung kulminiert: «Ernst einzeln, nach innen gekehrt und dabei doch mit wunderbarem Feingefühl aller Sinne das Äußere erfassend so zeigt sich mir Ihre poetische Individualität mit dem vollen Zauber echtester Begabung einerseits und auf der andern Seite Stolz im frohen Bewußtsein ihrer Kraft» (Br. 1). Die abschließende Bitte, von den Gedichten eine Abschrift nehmen zu dürfen, wirkt demgegenüber nur mehr wie ein schwacher Aufhänger. George war über dieses Schreiben so verblüfft, dass er sogar gegenüber Ida Coblenz die Bemerkung fallen ließ: «Da habe ich heute einen seltsamen Brief von einem jungen Mann aus Darmstadt bekommen, Karl Wolfskehl heißt er.»[11]
Von hier nimmt der Briefwechsel seinen Ausgang. Bereits die Quantität der überlieferten Briefe gibt einen Hinweis auf Art und Verlauf der Freundschaft zwischen Stefan George und Karl Wolfskehl. Die meisten Briefe stammen von Wolfskehl: 360 sind an George adressiert und 18 weitere an dessen Adlatus Carl August Klein sowie den ‹Sekretär› Friedrich Gundolf. Von George sind 271 Briefe erhalten, die um 51 in seinem Auftrag verfasste Briefe Friedrich und Ernst Gundolfs ergänzt werden sowie um 16 Briefe Kleins. Hanna Wolfskehl richtete insgesamt 99 Briefe an George und zwei an Friedrich Gundolf, von George sind 26 Briefe an sie überliefert sowie elf weitere der Brüder Gundolf. Die Dichte der zwischen Wolfskehl und George gewechselten Briefe beschreibt eine Kurve, die in den Jahren zwischen 1894/95 und 1901 ihren deutlichen Höhepunkt erreicht, danach wieder abfällt und Anfang der 20er Jahre gegen null geht. An dieser Kurve lässt sich deutlich die Zeit der intensivsten Zusammenarbeit ablesen. Es waren die Jahre, in denen George noch auf der Suche nach Weggefährten war, bevor er sich um 1900 mit den öffentlichen Ausgaben seiner Werke als Autor etabliert hatte und eine wachsende Zahl von Anhängern um sich scharte. Für Wolfskehl waren es die Jahre, bevor er in München sein ureigenes Wirkungsfeld fand. Allerdings geht aus der Kurve nicht hervor, dass ihr persönlicher Kontakt in der Münchner Zeit zunahm. Ab 1899 verbrachte George jährlich einige Wochen am Jahresanfang bei Wolfskehls in München. Ende 1909, nach dem Umzug in die Römerstraße, mietete Wolfskehl eigens zwei Räume im Oberstock des Hauses, über die George nach Belieben verfügen konnte und die erst 1919 mit dem Wegzug der Wolfskehls von München aufgegeben wurden. Einer dieser Räume war das Zimmer mit der Kugellampe, das berühmte «Kugelzimmer».
Verbunden waren George und Wolfskehl in ihrer Überzeugung, dass das Wichtigste im Leben die Kunst sei, und, dadurch mitbedingt, in ihrer zutiefst antibürgerlichen Haltung. George hatte zeitlebens keinen festen Wohnsitz. Bis zum Tod der Mutter im November 1913 war das Elternhaus in Bingen der Ort, von wo aus er zu seinen häufigen Reisen aufbrach. Zugleich kristallisierte sich im Laufe der Jahre ein fester Rhythmus heraus, der sein Wanderleben im Wechsel zwischen verschiedenen Orten strukturierte. Es handelte sich dabei meist um die Wohnorte seiner engsten Vertrauten, in späteren Jahren «Pfalzen» genannt. München war eine der ersten dieser «Pfalzen», noch bevor der Begriff dafür geprägt wurde. Wolfskehl lebte zwar seit seiner Eheschließung auf großbürgerlichem Fuße in München, war jedoch zugleich eine der zentralen Persönlichkeiten der Bohème der Stadt. Jährlich unternahm er längere Reisen ohne Frau und Kinder, meist in sein geliebtes Italien. Nach dem Verlust des Vermögens 1919 und der Verlagerung des Familienwohnsitzes in das badische Kiechlinsbergen, wo er 1915 ein Landgut erworben hatte, in dem er selbst sich aber nur einige Wochen im Jahr aufhielt, führte Wolfskehl ein ruheloses Leben, zunächst als Hauslehrer in Florenz, dann in wechselnden Bleiben in München, bis er 1933 Deutschland verließ. Auf dem Münchner Meldeamt hatte er schon 1899 seinen Berufsstand als «Privatgelehrter» angegeben. Ein solcher war er im wahrsten Sinne des Wortes: Im Laufe der Jahre erlas er sich ein exorbitantes Wissen über die deutsche und andere Nationalliteraturen und daran angrenzende Gebiete, wie die Kunst- und Religionsgeschichte, die Ethnologie oder Archäologie. Für seine Anthologien, so die zusammen mit George herausgegebenen Bände Deutsche Dichtung, die zusammen mit Friedrich von der Leyen veranstaltete Sammlung Älteste Deutsche Dichtungen und die Editionen von Wein-Gedichten, wie auch für seinen Auktionskatalog der Bibliothek Manheimer konnte er immer aus dem Vollen schöpfen. Was Literatur, Kunst und Kultur betraf, war Wolfskehl ein Universalgelehrter. Die Voraussetzung dafür war neben einem ausgezeichneten Gedächtnis vor allem die Möglichkeit, über seine Zeit frei verfügen und sie der Lektüre widmen zu können. Indem Wolfskehl sich gegen den Widerstand seiner Familie weigerte, einen bürgerlichen Beruf zu ergreifen, verschaffte er sich diesen Freiraum.
Anders als bei Wolfskehl hatten Georges Eltern schon früh akzeptiert, dass ihr Sohn keine bürgerliche Laufbahn einschlagen würde. Ihre finanzielle Unterstützung bildete eine der Voraussetzungen dafür, dass George schon als junger Mann mit dem Selbstverständnis eines freien Dichters auftreten konnte, worum ihn Wolfskehl noch 1896 beneidete (Br. 123). Erst nach Abschluss des Verlagsvertrags mit Georg Bondi im Sommer 1898 und dem Erscheinen der öffentlichen Ausgaben seiner Werke verfügte George über ein eigenes Einkommen. Seinen sparsamen Lebensstil, der sich unter anderem in weitgehendem Verzicht auf persönlichen Besitz manifestierte, behielt er aber zeitlebens bei. Nur wenn es um Kunst ging, konnte George verschwenderisch werden, so etwa bei der kostbaren Ausstattung der Erstausgabe des Teppichs des Lebens. Überhaupt erzielten seine Erstausgaben durch ihre Seltenheit – nur wenige gelangten in den freien Handel – schon bald hohe Preise im Antiquariatsgeschäft. So zahlte sich Georges exklusive Werkpolitik auch hinsichtlich der reellen Wertsteigerung seiner Werke und Autographen aus. Wolfskehl gehörte zu den frühesten und leidenschaftlichsten Sammlern von Georges Büchern, die er freilich alle mit persönlichen Widmungen versehen geschenkt bekam. Gleichwohl beteiligte er sich von Anfang an auch finanziell an Georges Vorhaben. Schon die Spende zum Baudelaire-Denkmal in den ersten Wochen ihrer Bekanntschaft sollte George versichern, dass seine Bewunderung nicht nur auf Worten gründe. Wolfskehl war ein großzügiger Mensch. Als solcher erwies er sich sowohl in seiner Gastfreundschaft gegenüber George und den häufigen Geldspenden für die Blätter für die Kunst als auch gegenüber anderen Freunden, wie etwa Carl August Klein (Br. 694). Nun besaß Wolfskehl aber bis zum Tod des Vaters 1907 kein eigenes Vermögen, und er verdiente auch nichts. Aus seinen Briefen an George geht hervor, wie stark er sich von den Eltern unter Druck gesetzt fühlte, einen Beruf zu ergreifen. In ihnen offenbart sich Wolfskehls Zerrissenheit zwischen seinem Lebensideal – ausgedrückt im Stichwort «Ferrara» – und der Nötigung zu einem Brotberuf. «Ferrara» als Anspielung auf die Förderung der Künste an den italienischen Renaissancehöfen symbolisierte für Wolfskehl das Ideal eines freien, allein der Kunst gewidmeten Lebens. Demgegenüber steht die Klage, «mich will man bürgerlich machen» (Br. 84), und das trotzige Gelöbnis, selbst noch «in den Schranken des Tagsdaseins nimmer ein Bürger» zu werden (Br. 123). Die Philisterschelte der Romantiker schwingt hier noch mit. Auch George verwandte den Begriff ‹Bürger› zeitlebens pejorativ.[12] Erst mit Wolfskehls Heirat verzichteten die Eltern darauf, ihren Sohn weiterhin zu einer beruflichen Karriere zu drängen. Sie gewährten dem jungen Paar einen festen Unterhalt, mit dem sich ein angemessenes Leben führen ließ. Größere Extraausgaben waren jedoch nicht vorgesehen. So begründete Wolfskehl die Wahl Münchens als Wohnort mit den dortigen günstigen Lebenshaltungskosten (Br. 253), die Drucklegung des Sauls und anderer Publikationen war aus eigenen Mitteln nicht möglich (Br. 565, 592), und auch für größere Reisen fehlte das Geld. Eine Freundin der Familie, die Malerin Charlotte von Gruenewald, überliefert eine Episode, die nicht nur die finanzielle Abhängigkeit, sondern auch Georges souverän-humorvollen Umgang mit Wolfskehls emotionalem Überschwang, der in die eine oder andere Richtung ausschlagen konnte, beleuchtet:
«Seit Tagen wurde im Hause Wolfskehl von nichts anderem gesprochen. ‹Teneriffa› das war die Losung. Es sollte so schön dort sein, so billig, man müsste absolut den Winter mit der ganzen Familie & etlichen Freunden dort verbringen. Der Karl schrieb an seinen Vater darüber und alle warteten fiebernd auf die zustimmende Antwort. Und die Antwort kam, als der Karl nicht zu Hause war; Hanna und George lasen den Brief – aber die Antwort war absolut nicht zustimmend, im Gegenteil: ein ganz klares ‹Nein› – ungeordnetes Leben etc. stand da zu lesen. Man zitterte wie der Karl dies ‹Nein› aufnehmen würde. Da kam Stephan [!] George zum Tee herunter zu Hanna, in den Händen eine Unmenge schwarzer Bänder, Kravatten, alles was er schwarzes im Hause hatte finden können, das wurde überall in den Zimmern aufgehängt, ‹Trauerfahnen› damit der Karl beim Heimkommen gleich im Bilde sei, dass die Fahrt nach Teneriffa ins Wasser gefallen sei.»[13]
Das vertraute Verhältnis zwischen Gast und Gastgebern schloss auch die Kinder mit ein. Noch Jahrzehnte später sprach Judith Köllhofer von George als «mein[em] Onkel Meister der mich kannte von Geburt an ja!! der mich liebhatte».[14] Diese familiäre Vertrautheit prägte insbesondere die Jahre zwischen 1900 und 1910.
Für Wolfskehl begann mit der Eheschließung Ende 1898 ein neuer Lebensabschnitt. Schon während der Verlobungszeit reflektierte er – von sich selbst in der dritten Person sprechend – die neu gewonnene innere Stabilität: «Er lebt, er liebt er schwankt ein bislein nach rechts und links dies aber sehr gemäßigt gegen früher und geht im ganzen recht zielessicher (wieder gegen früher) seine Straße zum Tempel hin» (Br. 247). Tatsächlich lassen die Briefe aus den zwei Münchner Jahrzehnten nicht mehr die früheren depressiven Stimmungsschwankungen erkennen. Es fehlen die toposartigen Klagen über die Leere des Alltags. Das Ende der Auseinandersetzungen mit den Eltern und die relative äußere Unabhängigkeit ermöglichten Wolfskehl endlich, wovon er immer geträumt hatte: ein Leben für die Kunst. Er wurde zu dem, als der er in die Literatur- und Kulturgeschichte einging und in zahlreichen Erinnerungsbüchern der Epoche beschworen wird: der wortmächtige, andere mit seiner Begeisterung ansteckende Multiplikator, der Mittelpunkt der Münchner Kunstszene, die «zentrale Figur des Schwabinger Lebens und Treibens», der «‹Schwabinger Zeus› […] mit dunklem Vollbart»[15] und vor allem der Wegbereiter Stefan Georges und seiner neuen Kunst in München. Seine Briefe lassen erahnen, wie sehr dieses «Gesprächsgenie» (Kluncker) andere in seinen Bann gezogen haben muss. Wolfskehls weitumgreifende Persönlichkeit tritt in anderen Briefwechseln noch stärker in den Vordergrund. George gegenüber wird seine Expressivität gezügelt durch den Gestus der Verehrung. Dieser verdeckt einerseits das Verschwenderische seines Wesens[16] und entdeckt zugleich das wesentliche Movens seines Handelns. Wolfskehls Entscheidung für ein Leben im Dienste Georges, das durch sein Bedürfnis nach vielfältigen Anregungen von außen nicht tangiert wurde, sondern, wie er es sah, davon noch profitierte, behielt für ihn zeitlebens Gültigkeit, die religiösen Konnotationen dieses von ihm ‹Kult› genannten Dienstes miteingeschlossen: «Wie […] mein äußres Sein von vielen Reizen nur reicher gestimmt wird, also bedarf ich auch der Seelenspeise vielfältiger Art. Daß ich dennoch zum Lichte betend walle und aller Augenblicke farbiges Leben nur meinem Culte frommt: ich fühle es fest» (Br. 143).
Seit dem Herbst 1893, als George und Wolfskehl sich zweimal wöchentlich in Münchner Cafés zu intensiven Gesprächen trafen, konnte sich George sicher sein, dass Wolfskehl seine Kunstauffassung teilte. Die Merksprüche der Blätter für die Kunst, von denen einige auch von Wolfskehl stammen, stellen die Quintessenz von Georges Poetologie dar. Einige Stichpunkte zu seinem Kunstwollen diktierte George unter der Überschrift «Kunst für die Kunst» auch Hanna Wolfskehl: «Es handelte sich darum einmal in Einer Sache (hier der Kunst) zu verwirklichen: das Runde Vollkommene nach allen Seiten Richtige Aus und Durchgebildete Gleichgewichtige in Können und Bestreben { Persönlichkeit | Genie und { Leistung | Material/Göthes Seufzer: … Und so verderb ich unglücklicher Dichter/In dem schlechtesten Stoff leider nun Leben und Kunst.» Neben Georges Anspruch, das schlechthin Perfekte im Bereich der Kunst zu schaffen, veranschaulicht das abschließende Zitat aus Goethes Venezianischen Epigrammen, was dies für den Künstler persönlich bedeutet: ein nie endendes Abarbeiten an der Sprache. Entsprechend notierte George handschriftlich unter Hannas Zeilen: «Dies zu erreichen in Kunst setzt ein Leben voraus» (StGA). Aus dem künstlerischen Vollkommenheitsstreben begründet sich der kategoriale Vorrang des Kunstwerks gegenüber allen anderen lebensweltlichen Rücksichten, seien diese materieller oder anderer Art. An dieser klaren Wertigkeit orientierte sich George sein Leben lang und setzte eine solche Orientierung auch bei Wolfskehl voraus. So konnte er die Lektüre der Blätter für die Kunst als Heilmittel gegen dessen Niedergeschlagenheit empfehlen (Br. 103), voraussetzend, dass die in der Zeitschrift versammelten Gedichte zumindest ein Versprechen auf jene höchste Vollendung darstellten. In der Tat sah Wolfskehl in Georges Dichtung das hohe Ideal bereits verwirklicht, wie sein über die Jahrzehnte wiederholter und variierter Ausruf «Wahrlich die Zeiten sind erfüllet!» (Br. 90) verdeutlicht. Wie George verstand auch er die Zeitschrift als einen genuinen Teil des ‹Werks›, als ein Mittel, dessen reformerische und geschmacksbildende Wirkung weiter zu entfalten. In den Dienst des solchermaßen emphatisch verstandenen Werks stellte auch er sein eigenes Schaffen: «Bald hoffe ich wieder beitragen zu können zum Werke, dessen Bauherr Sie sind» (Br. 90).
Wolfskehls eigene Auffassung von Kunst und Künstlertum war wesentlich von der Romantik geprägt. Georges Schaffen begriff er als konkrete Erfüllung romantischer Kunstsehnsucht (Br. 347), als reinsten Ausdruck romantischer Kunstreligion. Seine von Novalis herkommende Vorstellung, dass «die Kunst als Priestertum gefasst (und was wäre Kunst anders) ein Enteignen des Selbstes verlangt» (Br. 84) wies schon 1895 auf die Kosmik voraus. Wenige Jahre später, beeinflusst von Bachofens Matriarchatstheorie und Nietzsches Philosophie des Rausches, interpretierte er dann die Romantik als «inbrünstige Blutflamme» kosmisch um (Br. 347). Wolfskehl war und blieb ein Mystiker. Daran änderte auch die Kosmikerkrise nichts. Sein fortbestehendes Interesse für die Esoterik zeigte sich etwa auch an seiner Teilnahme an spiritistischen Sitzungen auf Alexander von Bernus’ Stift Neuburg. 1910 trat er, wie auch Melchior Lechter, kurz vor einer gemeinsamen Indienreise der theosophischen Gesellschaft bei. Noch in den 20er Jahren setzte er sich im Zusammenhang mit seiner Wein-Anthologie intensiv mit einer «Metaphysik des Rausches» auseinander und erfasste als Literarhistoriker die verschiedenen Erscheinungsweisen des «dionysischen Eros» (Br. 788). So war Wolfskehls Ästhetik untrennbar mit seinem Selbstverständnis verknüpft.
Während seiner Schwabinger Jahre stilisierte sich Wolfskehl gerne als Dionysos. George dagegen war für ihn zeitlebens der poeta vates, der Dichter-Priester und Seher. Mit diesem George-Bild, das Georges Selbstverständnis spiegelte und das den Briefwechsel von Anfang an bestimmte, prägte Wolfskehl maßgeblich die öffentliche Wahrnehmung Georges. Dessen Selbststilisierung und Wolfskehls Zuschreibungen können kaum voneinander getrennt werden und stehen in einem engen Wechselbezug zueinander. In fragloser Anerkennung seiner künstlerischen Meisterschaft bezeichnete Wolfskehl George schon Ende 1895 erstmals als «meinen Meister» (Br. 90). Wenngleich der Begriff ‹Meister› schlicht ein Ausdruck der Anerkennung war, mit dem auch George von ihm geschätzte Künstler ansprach, so verlieh Wolfskehl ihm doch durch die Verbindung mit dem Possessivpronomen eine spezifische Bedeutung. Lange vor Wolters’ Herrschaft und Dienst (1909) verstand er seine Beziehung zu George als Meister-Schüler-Verhältnis, in dem die Rollen klar verteilt waren. Mit seiner Unterordnung unter George bzw. das von ihm verkörperte Kunstideal erwirkte er sich aber auch einen Freiraum. So reklamierte Wolfskehl, dass die Regeln, denen sich die «Olympier» unterwerfen müssten, nicht für die «dii minorum» gelten würden, dass er etwa bei seinen sozialen Kontakten freizügiger sein könne als George und auch Umgang mit Andersgesinnten pflegen dürfe, so etwa mit Richard Dehmel und Detlev von Liliencron (Br. 102). Wolfskehls Subordination war nie bedingungslos, bei aller emphatischen Zugewandtheit bewahrte er immer seine Eigenständigkeit: auch und gerade im ‹Dienst›. George lehnte Wolfskehls großzügige Auslegung denn auch kategorisch ab: «Hier soll es keine verträglichkeit geben» (Br. 103). In Sachen Kunst gab es für ihn keine Ausnahmen. Nur durch Abgrenzung konnte er seine eigene dichterische Bewegung konturieren. Während Wolfskehl die Unterscheidung zwischen Priester und Gemeinde auf die Kunst-Religion übertrug – «Sie müssen im Tempel verweilen – lassen Sie uns doch draußen schwärmend Kunde bringen» (Br. 104) –, setzte George voraus, dass Wolfskehl sich als ‹Gleichgesinnter› auch dem gleichen Verhaltenskodex unterwerfen müsse. In der Auseinandersetzung mit Wolfskehl formulierte er somit zum ersten Mal, was er später überhaupt von seinen Anhängern erwartete: die Befolgung seiner Regeln als Distinktionsmerkmal für die Zugehörigkeit zum ‹Kreis›. Tatsächlich behandelte er Wolfskehl als Mitstreiter im Kampf um die Durchsetzung ihres gemeinsamen Kunstideals in den Jahren vor und nach 1900 als Ebenbürtigen. Als solcher trat Wolfskehl auch auf, wenn er etwa Gundolfs Veröffentlichung in der Wiener Rundschau gegen Georges Kritik mit seinen eigenen «ältesten Blätter-Grundsätzen» verteidigte (Br. 334). Dass George in Wolfskehl einen Freund sah, lassen seine Briefe erkennen. Allein die Anreden und Abschiedsformeln, mit denen er Wolfskehl viele Jahre lang als «mein lieber Freund» oder «lieber Karl» begrüßte und sich von ihm «in herzlicher Gesinnung» verabschiedete, veranschaulichen die Nähe zwischen ihnen. Mit einer Einladung wie der vom März 1897 – «Was Sie in Ihrer karte fragen, sollen Sie gar nicht fragen. Sie sind mir zu jeder stunde willkommen» (Br. 163) – forderte George Wolfskehl explizit zu weniger Zurückhaltung auf. Selbst Freund Lechter, der mit George auf Augenhöhe kommunizierte, ermahnte Wolfskehl, George beim Vornamen ‹Stefan› zu nennen.[17] Doch Wolfskehl verharrte bei aller Eigenständigkeit in der Position des verehrenden «Jüngers» (Br. 104), sei es, weil es ihm selbst ein Bedürfnis war, sei es, weil er damit Georges Anspruch auf Singularität entgegenkam. Er stilisierte George zum Künstler par excellence, zu einem Wesen, das Göttliches und Menschliches, Ewiges und Zeitliches in sich vereinigt (Br. 236). Von der Liebe zur Kunst zur Anbetung des Künstlers ist es nicht weit, wenn die Kunst religiös gefasst wird: Wolfskehl bewahrte nicht nur jeden Brief, jede Postkarte und jede Visitenkarte Georges sorgfältig auf, sondern auch abgerissene Zettel mit Kritzeleien von dessen Hand oder eine abgeschnittene Haarlocke, annotiert mit ‹heiliges Haar des göttlichen Dichters Stefan› (S. 353). Er schmückte sein Haus mit einem George-Porträt und platzierte eine weiße Lilie davor (Abb. 9). Mit seinem «Archiv», von dem im Briefwechsel häufig die Rede ist, baute er George einen Schrein. Wolfskehl selbst nannte seine Verehrung «Cult» (Br. 143). Insofern könnte man ihn durchaus als den Begründer eines Kultes um George bezeichnen. Allerdings hatte er damit nach innen, für den Kreis, keine Vorbildfunktion. Im Gegenteil: Seine persönliche Ausstrahlung, seine temperamentvolle Persönlichkeit, seine freizügige Auffassung vom ‹Dienst› ließen sich immer weniger mit Georges Vorstellungen verbinden. Spätestens ab 1910 suchte George, der inzwischen zum «charismatischen Führer» (M. Weber) einer stetig wachsenden Anzahl von Verehrern geworden war, seine jüngeren Anhänger von ihm fernzuhalten.
Wolfskehls Ergebenheitsbekundungen wirken heute fremd, wie sie auch schon manchen Zeitgenossen befremdeten. So liegt es nahe, nach einer psychologischen Erklärung für sein Verhalten zu suchen und seine George-Treue etwa als «einzige Möglichkeit dieser grenzenlos beweglichen und bewegungshungrigen Existenz» zu deuten, sich gerade noch «diesseits des Selbstverlusts zu halten».[18] Diese These scheint durch die frühen Briefe bestätigt zu werden, wenn Wolfskehl etwa im Januar 1897 bekennt: «Wahrlich ich wüßte nicht wie ich leben könnte wenn ich Sie verlöre» (Br. 156). Nun fehlen aber gerade ab der Jahrhundertwende, als er seinen «Menschenhunger» (Br. 104) erst richtig ausleben konnte, solche Äußerungen. Nicht nur die George-Beziehung, auch andere Koordinaten – Eheschließung, Familiengründung und relative finanzielle Unabhängigkeit – trugen zu Wolfskehls innerer Festigung bei. Dass für sein Selbstverständnis insbesondere auch sein Judentum prägend war, geht aus vielen Äußerungen hervor und lässt sich der bloßen Unterschrift «Karol. Ulait. Foliat. Zionist» (Br. 507) entnehmen, über die sich Wolfskehl 1903 dazu bekennt, sowohl Dichter und Weggefährte Georges als auch Jude zu sein. Gleichwohl hinderten diese Konstanten nicht, dass Wolfskehl auf spirituellem Gebiet experimentierte und auch neuen Kunstrichtungen gegenüber aufgeschlossen war. So liebte er die expressionistische Malerei und war mit bedeutenden Künstlern, wie Alfred Kubin, Franz Marc, Ernst Klee und Wassily Kandinsky, dessen Über das Geistige in der Kunst er beeinflusste, zum Teil eng befreundet. Wie seine Sammlung von Texten rund um den Wein zeigt, die er als ein Buch «zum Lächeln, nicht zum Lernen» begriff,[19] richtete er selbst in der Literatur seine Aufmerksamkeit auf Skurriles, Merkwürdiges, Abseitiges und Komisches. Norbert von Hellingraths Charakterisierung Wolfskehls, der «sich an tausend dinge verschwendet kleinste und große der alles mischt den himmel mit trödelkram und trödelkram mit himmelslicht wie die urgottheiten alles rauschhaft vermischten»,[20] fasst in nuce den Eindruck zusammen, den Wolfskehl bei denen hinterließ, die ihm persönlich begegneten. George soll einmal über ihn gesagt haben, «man hätte aus der Fülle seiner Geistes- und Seelensubstanz drei komplette Genies machen können, […] der liebe Gott habe freilich verabsäumt, diese brodelnde Fülle rechtzeitig aufzuteilen.»[21] Die radikale Kompromisslosigkeit, die George prägte, war Wolfskehls Sache nicht. Georges Vorwurf: «Sie der mensch der tausend geschicke vergessen leicht ein tausendeinstes» (Br. 212) offenbart eine untergründige Spannung zwischen ihnen, die Wolfskehl durch seine regelmäßigen Treuebekenntnisse zu überbrücken suchte. Die der Unterschiedlichkeit ihrer Temperamente geschuldete Ambivalenz in seinem Verhältnis zu Wolfskehl brachte George schon 1897 in dem Gedicht «K. W.» auf den Punkt. Das Gedicht, das mit dem Ausruf «Wir seligen!» anhebt und die Hochstimmung der gemeinsam der Kunst gewidmeten Stunden evoziert, zieht mit einem «Und dennoch» die Grenze: «Und dennoch fühl ich reue in mir gären://Dein leben ehrend muss ich es vermeiden ·» (SW IV, S. 76). Das lyrische Ich konstatiert beides: die Beglückung durch das mit ‹K. W.› übereinstimmende Dichtungsverständnis und die gleichzeitige Notwendigkeit, sich von dem Überschwang eines Lebens, das als rauschhafte Feier der Kunst verstanden wird, abzugrenzen, um dichterisch produktiv werden zu können.
Von ihrer Unterschiedlichkeit zeugt auch die Schrift. Während Georges Briefe immer gut lesbar sind, anfangs kurrent geschrieben, später in seiner eigenen Stil-Schrift, ist das hervorstechendste Merkmal von Wolfskehls Briefen ihre Schwerlesbarkeit. So expressiv und flüssig das Schriftbild ist, so wenig lassen sich die einzelnen Buchstaben voneinander unterscheiden, die Wortzwischenräume sind nicht eingehalten, oft erschließt sich die Bedeutung eines Wortes nur aus dem Kontext, und auch dies scheitert regelmäßig an der Breite von Wolfskehls Wortschatz, der aus den ausgefallensten Bereichen schöpft, sowie an seiner Vorliebe für Wortspiele und Wortneubildungen. Alle seine Briefpartner, auch George, beschwerten sich über die Unleserlichkeit seiner Schrift. Im Juli 1894 erwähnte George erstmals Wolfskehls «runenartige buchstaben» (Br. 33). Später bat er wiederholt, dass Wolfskehl in seinen Briefen doch so ordentlich schreiben möge wie in seinen Manuskripten für die Blätter für die Kunst, die als Druckvorlagen verwendet wurden (Br. 437). Selbst Gundolf, der von allen Freunden Wolfskehls Schrift noch am besten lesen konnte, resignierte zeitweise: «auch ich der letzte Entzifferer bekomme sie nur noch bruchstückweise heraus – sodass bei Ihren verehrern und Freunden eine Verschwörung im werk ist Ihre briefe nimmer zu beantworten bis sie auf grossem papier deutlich entgegenleuchten – der Meister meint auch dies gehöre zum doch nicht Äusserlichen.»[22] Allerdings zeitigten alle diese Ermahnungen, seien sie ernst oder humorvoll formuliert, wie der Brief der ‹Gesellschaft der Berliner Empfänger Wolfskehlischer Briefe› im November 1903 (Br. 513), kaum eine Wirkung, außer dass bei besonders wichtigen Angelegenheiten nun Hanna das Schreiben übernahm. Dass Wolfskehl den Aufforderungen, deutlicher zu schreiben, nicht nachkam, muss George als Zumutung empfunden haben. Über Gundolf ließ er mitteilen, dass «er höchstens 10–15 Minuten auf eines Schreibens Lektüre verwenden könne» (Br. 346). Edgar Salin interpretiert Wolfskehls Schrift als Zeichen «hartnäckige[r] Selbstbehauptung, selbst wo er sich vor dem Meister beugt.»[23] Tatsächlich hielt Wolfskehl an der Kurrentschrift fest, während andere Anhänger Georges als Ausdruck ihrer Ergebenheit die StG-Schrift verwandten.
In der Flüchtigkeit von Wolfskehls Schrift drückt sich sein Verständnis des Briefes als eines Gesprächsersatzes aus. Langsamer – und damit deutlicher – zu schreiben, hätte für ihn bedeutet, seinen Mitteilungsdrang zu zügeln. Das tat er nicht. Wolfskehl verfasste seine Briefe, wie er sprach, und fand so zu dem ihm eigenen expressiven Briefstil. Karlhans Kluncker, einer der besten Kenner von Wolfskehls Briefen, rechnet diese zum Kernbereich seines Werks und hält Wolfskehl für einen «der bedeutendsten Briefschreiber der Epoche», der «das Medium des Briefs mit auktorialer Souveränität und Originalität handhabt.»[24] Ganz anders George, der von sich selbst sagte, dass der Brief gerade kein Medium für ihn sei: «das schreiben ist nicht meine art der mitteilung» (Br. 281). Sowohl der oft geringe Umfang als auch der knappe Stil seiner Briefe lassen erkennen, dass George in ihnen vor allem ein Mittel sah, um sachliche Nachrichten zu übermitteln, Geschäftliches auszutauschen, Verhaltensanweisungen zu geben oder Termine zu vereinbaren. Darüber hinaus gab es für ihn keinen Anlass zum Schreiben. Er reagierte vielmehr konsterniert, wenn Wolfskehl die Seltenheit seiner Schreiben beklagte: «Oder sollen wir uns von ‹ansichten› schreiben? wir die so lang im jahr getrennten mit unsren immer wechselnden welten!» (Br. 389) Nur sehr gelegentlich erlaubte sich George eine dezente Anspielung auf sein eigenes Befinden (Br. 297, 515). Kluncker setzt Georges Briefe in einen klaren Gegensatz zu denen Wolfskehls:
«Stefan George hat einmal zur Abwehr von ‹Briefduselei› seiner Freunde die unwiderlegliche Feststellung getroffen, dass man mit Menschen, die nicht da sind, auch nicht reden könne, und er hat sein eigenes Briefverhalten entsprechend eingerichtet. Der literarische Gegentyp zum Wolfskehl’schen Brief ist der Brief Georges. Wolfskehls Überschwenglichkeit im Brief steht die spröde Kargheit der Briefnachricht Georges gegenüber. […] Wo die Briefe Georges gerade die Abwesenheit einer natürlichen Gesprächssituation zum inneren Prinzip erheben, suggerieren Wolfskehls Briefe eben diese Situation und entwickeln daraus einen eigenen Prosastil des Briefes».[25]
Die sprachliche Verknappung als Stilmittel erlaubte es George auf zweifache Weise, sich in seinen Briefen nicht preiszugeben: zum einen in der Zurücknahme seiner Emotionalität und des damit einhergehenden, zumindest partiellen Entzugs seiner Persönlichkeit, zum anderen in der klaren Behauptung seines Standpunkts, der umso schärfer hervortritt. Wolfskehls Briefe dagegen leben von literarischen Anspielungen, Neologismen, Romantizismen und biblischer Metaphorik. Seine Sprachgewalt zeigt sich nicht zuletzt in der Variationsbreite seiner Wiederholungen. In den jährlichen Geburtstagsbriefen an George oder wenn er das Erscheinen neuer Georgescher Werke feiert, gewinnen seine Briefe einen hochtonigen Duktus hymnischer Verehrung, ohne dass ihr Superlativismus redundant werden würde. In der Komplexität der Satzkonstruktionen und der Vielschichtigkeit der Metaphorik erweist sich nicht zuletzt die Literarizität seiner Briefe. Trotz ihrer sprachlichen Fülle sind aber auch sie von Zurückhaltung gekennzeichnet. Berichte über Nur-Privates, insbesondere über Frauenbeziehungen, wie Wolfskehl sie dem Freund Edward lieferte, fehlen. So sind die Verlobung mit Lore Schultz im Frühjahr 1895, das Verhältnis zu Luise Dernburg in den Jahren 1896/97[26] und die Verlobung mit seiner späteren Frau Hanna weitgehend ausgeblendet. Wobei George durchaus in Intimstes eingeweiht war, wie Wolfskehls Bitte belegt, bei Melchior Lechter wegen seiner Affäre mit dessen Geliebter Elsa Plötz ein gutes Wort für ihn einzulegen (Br. 215). Eine ausführlichere Behandlung solcher Themen fand jedoch nur mündlich statt. Umgekehrt kommt im Briefwechsel selbstverständlich auch Georges Privatleben nie zur Sprache.
George war ein Mensch, der seine Privatsphäre extrem schützte. Aus gutem Grund: Mit zunehmender Bekanntheit und vor dem Hintergrund des Homosexuellenparagraphen 175 war dies ein Gebot des sozialen Überlebens. Der abschreckende Schauprozess um Oscar Wilde konnte George in dieser Haltung nur bestärken. Seine Ächtung Roderich Huchs, als dieser sich Indiskretionen zuschulden kommen ließ (Br. 406, 441), Wolfskehls sofortige Beteuerung der eigenen Verschwiegenheit, als Friedrich von der Leyen öffentlich über das Konzept der «übergeschlechtlichen Liebe» bei George sprach (Br. 663), erklären sich so. Darüber hinaus war George aber auch ganz grundsätzlich darauf bedacht, seine Außenwirkung zu kontrollieren. Dass er zeitlebens höchsten Wert darauf legte, seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu steuern, war Bestandteil seiner Werkstrategie, die unmittelbar aus seinem dichterischen Selbstverständnis erwuchs. So ging die Selbststilisierung zum herrscherlichen Dichter-Seher unter anderem mit einer gezielten Bildpolitik einher,[27] wie der Verbreitung entsprechend stilisierter Porträtfotografien und der Unterdrückung anderer Aufnahmen. Auch Wolfskehl hatte als Verstärker und Multiplikator dieses George-Bildes eine solche werkstrategische Funktion. Mit der umfassenden Selbststilisierung ging zugleich eine allgemeine Tendenz zur Mystifikation einher, die auch die Briefe prägt. In späteren Jahren hielt George sogar seinen jeweiligen Aufenthaltsort geheim und war nur über Deckadressen zu erreichen, an die sich in den 20er Jahren auch Wolfskehl wenden musste. Aus Gründen der Geheimhaltung (Briefe konnten auch in falsche Hände geraten) – oder auch der Bequemlichkeit – werden im Briefwechsel Namen fast durchgehend abgekürzt, Sachverhalte oft nur angespielt und deren Erörterung auf die mündliche Mitteilung verschoben. George und Wolfskehl spannten sich damit wechselseitig auf die Folter. Drängte Wolfskehl einerseits: «Lieber lieber Meister daß Sie mir doch einmal unverhüllt redeten! Sie raunen stets von großen Seltsamkeiten und überraschenden Wendungen die sich tätigen und lassen mich schmachten» (Br. 181), so verklausulierte er andererseits selbst: «Von Neuigkeiten wären Seltsamste zu erzählen doch nur in Ihrer Seele geheimste Gänge hinein – selbst der Feder wag ich nicht alles zu vertrauen» (Br. 367). Wolfskehl erinnerte sich später, dass er in den ersten Jahren «nicht viel von den äusseren Vorgängen» erfahren habe, seine Beziehung zu George sei «ganz im Geistigen» geblieben.[28] Spätestens ab 1896 wusste Wolfskehl aber auch um die ‹äusseren Vorgänge› Bescheid und war als einer der engsten Mitarbeiter Georges an deren Durchführung beteiligt.
Gleich nach den ersten persönlichen Treffen in München im Herbst 1893 tritt Wolfskehl im Briefwechsel als derjenige hervor, als der er sich für George von da an bewähren sollte: als Berichterstatter über aktuelle literarische Ereignisse. Über alles, was für George von Interesse sein könnte, hielt er ihn auf dem Laufenden: erste Regungen von Zeitschriftenneugründungen, Zeitschriften- und Zeitungsartikel von Nachahmern, Geistesverwandten oder Widersachern, Klatsch und Tratsch des literarischen Feldes – von allem wusste Wolfskehl auf seine rhapsodische Weise zu berichten. So spiegeln seine Briefe die zeitgenössische Literatur- und Kunstszene plastisch wider, seien es die Anfänge der epochemachenden Zeitschrift Insel oder auch die Entstehung der Darmstädter Künstlerkolonie. Wolfskehls ‹Menschenhunger› prädestinierte ihn, ein Netzwerker der ersten Stunde zu sein. Hellhörig erfuhr er von allen neuen Tendenzen, wog und wertete mit gleicherweise scharfem Verstand wie sicherem Gefühl und jonglierte souverän mit Tatsachen, Gerüchten, Meinungen und Ideen. Gleichzeitig konnte er auf einen ungeheuren Fundus literarhistorischer Kenntnisse zurückgreifen, wovon vor allem die gemeinsame Anthologienreihe Deutsche Dichtung profitierte. Auf die wichtige Funktion, die er damit für George hatte, verweist Wolfskehl selbstbewusst in seinem Gedicht «Der Meister», in dem er diesen sagen lässt: «Euch dank ich mein WISSEN: mir danket den WEG!»[29] Umgekehrt apostrophierte auch George Wolfskehl in einer ihm gewidmeten Strophe des Gedichts «Geheimes Deutschland» als «Der horcher der wisser von überall/Ballwerfer mit sternen in taumel und tanz/Der fänger unfangbar» (SW IX, S. 48). Nur im sogenannten ‹Kugelzimmer›, der Lehre Georges lauschend, habe sich Wolfskehls «apostelgestalt» beschieden und sei verstummt. Mit der ‹Apostelgestalt› bezieht sich George auf Wolfskehls Gedicht «Berufung», in dem das lyrische Ich bekennt: «Ich bin dein knecht ich will dein Petrus sein».[30] In diesem Gedicht beschwört Wolfskehl die «über wahl und wollen» stehende Schicksalsgemeinschaft des Herrn und seines Apostels: des Apostels, der «dieses Einen Andrer immer ist/Sein schatten auf der rundbahn immer ist» (BfdK IX, S. 53). Als Petrus wollte er der Fels sein, auf den George bauen konnte: Christologische Anspielungen bilden auch im Briefwechsel einen durchgehenden Subtext. Die Jahre ihrer engsten Zusammenarbeit waren zum Zeitpunkt des Erscheinens des Gedichts im Jahr 1910 zwar längst vorbei, doch verstand sich Wolfskehl weiterhin – wie schon 15 Jahre zuvor und noch 15 Jahre später – als Georges Verkünder: so mit seinen drei George-Aufsätzen in der Allgemeinen Kunst-Chronik 1894, im Darmstädter Tagblatt 1898 und im Pan 1899, mit denen er das Bild Georges in der literarischen Öffentlichkeit maßgeblich prägte, so mit seinem programmatischen Aufsatz über die Blätter für die Kunst, der 1910 den Auftakt zu den drei Jahrbüchern für die geistige Bewegung bildete und in dem erstmals der Begriff «Geheimes Deutschland» fällt, und dann wieder ab 1926 mit mehreren Aufsätzen, von denen Wolfskehl selbst den 1928 zu Georges 60. Geburtstag erschienenen Beitrag für einen seiner besten hielt. George konnte sich immer sicher sein, dass Wolfskehl in seinem Sinne sprechen würde. Selbst in den 20er Jahren, als die Distanz zwischen ihnen unüberbrückbar schien, ging er davon wie von einer Selbstverständlichkeit aus (Br. 814). Zeitlebens besaß er in Wolfskehl einen wortmächtigen Gefolgsmann, der seiner künstlerischen Bewegung eine Stimme in der Öffentlichkeit verlieh. Ihr gemeinsames Ziel in der Kunst lässt sich – mit Georges Worten – in der vereinfachten Formel fassen: «den Deutschen ein wenig geschmack beizubringen» (Br. 131). Stilbildend sollte dabei Georges Dichtung wirken. Das ausführende Organ waren die Blätter für die Kunst. Zusammen arbeiteten George und Wolfskehl seit Mitte der 1890er Jahre daran, den «kreis der Wissenden» zu vergrößern (Br. 148). So gab George Wolfskehl 1896 Empfehlungen nach Berlin mit, die ihn bei seinen Freunden – Melchior Lechter, Ida Auerbach, Reinhold und Sabine Lepsius – einführten. Umgekehrt brachte auch Wolfskehl geeignete Freunde und Bekannte zu George, so etwa Ernst Hardt oder Oscar A. H. Schmitz. Die wichtigsten der von ihm vermittelten Kontakte waren zweifellos die mit Friedrich Gundolf und Norbert von Hellingrath. Vor der Kosmikerkrise ging Wolfskehl noch davon aus, dass sich in München ein eigener Kreis von George-Anhängern konstituiert habe, zu dem er neben sich auch Klages, Schuler, Dauthendey und Henry von Heiseler rechnete (Br. 343). Später begriff er sich als den Statthalter Georges in München (Br. 516), der dessen Positionen anderen gegenüber vertrat, stellvertretend Manuskripte in Empfang nahm und Anfragen beantwortete oder an George weiterleitete.
Die Briefe, die George und Wolfskehl miteinander wechselten, sind nicht zuletzt Geschäftsbriefe. Sie spiegeln minutiös ihre Zusammenarbeit wider. Ermutigt durch George, lieferte Wolfskehl schon seit dem Frühjahr 1894 eigene dichterische Beiträge für die Blätter für die Kunst, deren beständigster Mitarbeiter er in den nächsten 25 Jahren wurde. George schätzte Wolfskehls Dichtungen sehr. Schon im September 1895 äußerte er gegenüber Ida Auerbach: «ich sehe in ihm den einzigen unter den ‹Jungen› der die forderung begriffen nicht aus einem erzählchen heraus sondern aus rausch und rhythmus heraus zu schaffen. der nicht wie wir sich durchgerungen sondern nachdem er unsre bildung genossen sofort mit dem neuen beginnt.»[31] Durch George wurde Wolfskehl zum Dichter. Häufiger konkreter Anlass für die Briefe sind daher Wolfskehls BlätterDeutsche DichtungseineGesamt-VorredeBlätter für die KunstBlätter