Besser schreiben im Alltag
Besser schreiben
im Alltag
Aktuelle Tipps und Vorlagen
für die private Korrespondenz
Dank
Ich danke allen ganz herzlich, die an diesem Buch mitgewirkt haben: vorab meiner geschätzten Kollegin Irmtraud Bräunlich Keller für die Idee, fürs Gegenlesen und für ihren wertvollen Input. Dann meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen vom Beobachter-Beratungszentrum, von denen sich wichtige Praxistipps in den einzelnen Kapiteln finden. Auch meine Freundin und ehemalige Kommilitonin Yolanda Mutter und mein Lebenspartner Markus Hegglin haben wertvolle Beiträge geleistet, ebenso die Lektorin Käthi Zeugin.
Online-Angebot zum Buch
Die über 200 Brief- und Vertragsmuster aus diesem Ratgeber sowie praktische Vorlagen stehen online bereit zum Herunterladen und Selberbearbeiten: www.beobachter.ch/download (Passwort: 6055)
Beobachter-Edition
4., überarbeitete Auflage, 2013
© 2006 Axel Springer Schweiz AG
Alle Rechte vorbehalten
www.beobachter.ch
Herausgeber: Der Schweizerische Beobachter, Zürich
Lektorat: Käthi Zeugin, Zürich
Umschlaggestaltung und Reihenkonzept: buchundgrafik.ch
Umschlagfoto: fotolia
Satz: Focus Grafik, Zürich
e-Book: mbassador GmbH, Luzern
ISBN 978-3-85569-605-5
eISBN 978-3-85569-765-6
Mit dem Beobachter online in Kontakt:
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www.twitter.com/BeobachterRat
www.beobachter.ch/google+
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Hilfe zur Selbsthilfe
Was bietet dieses Buch?
Vorlagen und Mustertexte online verfügbar
So schreibt man heute
Klar und verständlich
Was Sie vor dem Schreiben tun sollten
Was Sie nach dem Schreiben tun sollten
Der Textaufbau
Das bringt eine sorgfältige Textdisposition
Die Schönheit der schlichten Sprache
Zehn Regeln für gute Texte
Alle Regeln am Beispiel
Schreiben ohne Floskeln
Beispiele mit und ohne Floskeln
Rechtschreibung: gar nicht so kompliziert
Das Wichtigste in Kürze
Duzt man sich heute gross oder klein?
Satzzeichen: Punkt, Doppelpunkt, Gedankenstrich & Co.
Das verflixte Komma
Darstellungsregeln für Geschäfts- und andere formelle Briefe
Die formale Gestaltung
Die Absenderadresse
Die Empfängeradresse
Datum und Betreff
Die Anrede
Der Briefschluss
Das Postskriptum
Checkliste – der Kontrolldurchgang zum Schluss
Was gilt bei E-Mail und SMS?
Die Regeln für E-Mails
So gestalten Sie eine E-Mail
So versenden Sie eine E-Mail
Mails, die gelesen werden
So bekommen Sie die Mailflut in den Griff
Sicher ist sicher
Rechtliche Hinweise zu E-Mails
SMS schreiben
Wann und wozu brauchts Verträge?
Schriftlich ist sicherer
Klarheit schaffen
Das müssen Sie über Verträge wissen
Schwierige Botschaften: Reklamationen
Reklamieren, aber richtig
Auf Reklamationen antworten
Briefe an Vermieter, Handwerker und Nachbarinnen
Von der Wohnungssuche zum Mietvertrag
Wege zur neuen Wohnung
Der Mietvertrag
Wohngemeinschaft: Untermiete oder gemeinsamer Vertrag?
Wohnen mit Mängeln
Mängelrügen richtig gemacht
Umbau in der Wohnung: nicht ohne Einwilligung des Vermieters
Mietzins und Nebenkosten
Stimmt die Nebenkostenabrechnung?
Vom Kündigen und Gekündigtwerden
Kündigt der Vermieter korrekt?
Abnahmeprotokoll beim Auszug
Was geschieht mit dem Depot?
Keine Angst vor der Schlichtungsstelle
Sich gegen eine Kündigung wehren
Herabsetzung des Mietzinses verlangen
Den Mietzins hinterlegen
Handwerker in der Wohnung
Korrekte Verträge verhindern Streit
Wenn Handwerker schlecht arbeiten
Wenn Handwerker Schaden anrichten
Die lieben Nachbarn
Störungen frühzeitig ankündigen
Kinder, Katzen und andere Störenfriede
Als Vermieter Nachbarstreit schlichten
Rund um die Familie
Zusammenleben ohne Trauschein
Ins Eigenheim des Partners ziehen
Vollmachten für den Notfall
Die Heirat und ihre Folgen
Wer alles muss es wissen?
Wenn es in der Ehe kriselt
Briefe an die Schule
Nicht einverstanden mit dem Lehrer
Wenn Kinder «Verträge» abschliessen
Verträge im Familienalltag
Saubere Sache: Vertrag mit der Putzfrau
Kaufvertrag für tierische Familienmitglieder
Ihr seid herzlich eingeladen
Zusagen, danken, absagen
Glück wünschen und Anteil nehmen
Echte Anteilnahme
Herzliches Beileid
Von den letzten Dingen
Das eigenhändige Testament
Der Erbvorbezug
Die Bestattung regeln
Die Patientenverfügung
Fascht ä Familie: Leben im Verein
Die Organisation des Vereins
Schreiben für den Verein
Der Verein als Auftraggeber
Sponsoren suchen
Briefe an den Arbeitgeber
Die Bewerbung: So präsentieren Sie sich gut
Der Lebenslauf
Das Motivationsschreiben
Der Arbeitsvertrag
Weiterbildung, unbezahlter Urlaub und andere Wünsche
Abmachungen schriftlich fixieren
Konflikte am Arbeitsplatz
Überstunden, die nicht bezahlt werden
Wenn der Lohn ausbleibt
Probleme mit Kollegen und Vorgesetzten
Die Kündigung
Sich von den Kollegen verabschieden
Wenn die Kündigung missbräuchlich ist
Kündigungsschutz
Fristlos entlassen!
Wenn Sie freigestellt werden
Das Arbeitszeugnis, ein wichtiges Dokument
Nicht einverstanden mit dem Zeugnis
Vor Arbeitsgericht
Vom Kaufen und von finanziellen Fragen
Das Sofa kommt nicht, das Handy funktioniert nicht
Mangelhafte Ware
Gebrauchtes verkaufen
Kann man aus Verträgen aussteigen?
Das Abo beim Fitnessstudio
Einen Kursbesuch verschieben
Die Regeln beim Leasing
Haustürgeschäfte: Haben Sie einen Moment Zeit?
Probleme mit Telefon und Internet
Zu hohe Telefonrechnung
Nicht zufrieden mit dem Anbieter
Ärger mit «Abonnements» im Internet
Reisen: wenn die Ferien wenig Erholung bieten
Wenn Sie die Reise selber zusammenstellen
Post für Ihre Versicherung
Zusammenziehen und Versicherungen anpassen
Wenn ein Versicherungsfall eintritt
Werbung und Datenschutz
So wehren Sie sich gegen unerwünschte Werbung
Unbestellte Ware
Big Brother: Welche Daten sind wo über mich gespeichert?
Darlehen geben und erhalten
Darlehen kündigen
Wenn es mit der Rückzahlung hapert
Finanzielle Engpässe
Post vom Inkassobüro: So wehren Sie sich
Betreiben und betrieben werden
Betreibung eingeleitet: Wie reagieren?
Wenn Sie selber jemanden betreiben
Rückzug einer Betreibung
Behörden und Sozialversicherungen
Ein Verfahren in Gang setzen
Das Verfahren bei den Sozialversicherungen
Schreiben an Behörden und Ämter
Liebes Steueramt…
Kontakt mit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
Einsprachen gegen Bauprojekte
Bussen, Anzeigen und andere Themen für die Polizei
Einsprache gegen eine Busse
Briefe an Sozialversicherungen
An die Krankenkasse schreiben
Fragen an die AHV
Wünsche an die Pensionskasse
Arbeitslos – was nun?
Schreiben für die Öffentlichkeit
Die eigene Meinung kundtun
Leserbriefe, die abgedruckt werden
Für eine gute Sache: die Petition
Öffentlichkeitsarbeit für Vereine und Organisationen
Mit den Medien zusammenarbeiten
Selber einen Artikel schreiben
Anhang
Bücher, die weiterhelfen
Adressen und Links
Stichwortverzeichnis
Vorwort
Sie möchten Ihren gebrauchten Wagen verkaufen, eine Mietzinsherabsetzung verlangen oder die Arbeitsstelle kündigen. Wie gehen Sie vor?
Mal im Internet nachschauen, ob es Musterverträge oder Musterbriefe gibt. Aber wie war das gleich? Muss der Vertrag überhaupt schriftlich aufgesetzt werden oder reicht ein Handschlag? Muss man die Mietzinsherabsetzung eingeschrieben schicken oder genügt eine E-Mail? Und die Kündigung? Warum nicht per SMS?
Das Internet und die elektronischen Kommunikationsmittel haben unser Leben verändert. Sie haben vieles vereinfacht, vieles komplizierter gemacht und ein unglaubliches Tempo in unseren Alltag gebracht. Vor allem aber bringen die neuen Kommunikationsmittel neue Fragen mit sich. Gilt eine E-Mail oder eine SMS im Rechtsverkehr? Und die Muster aus dem Internet, halten sie einer rechtlichen Prüfung stand? Oft ist bei solchen Dokumenten nicht klar, welches Landesrecht ihnen zugrunde liegt – für die Anwender ein Risiko. Zwar kann man sich in einem Streitfall auf etwas Schriftliches berufen, möglicherweise widerspricht das Vereinbarte aber der Schweizer Rechtsordnung.
«Besser schreiben im Alltag» gibt Antworten auf solche Fragen – gut verständlich, kurz und bündig. Über 200 Brief- und Vertragsmuster helfen Ihnen bei den kleineren und grösseren administrativen Herausforderungen des täglichen Lebens. Dazu erhalten Sie viele nützliche Tipps aus der Beobachter-Beratungspraxis. Und Sie erfahren, wie Sie Ihren persönlichen Schreibstil weiterentwickeln und Ihre Gedanken in wenigen Schritten zu Papier bringen können. Aktuell, stilsicher und klar.
Viel Spass beim Schreiben!
Gabriela Baumgartner
Zürich, im März 2013
Beim Beobachter-Beratungszentrum rufen täglich rund 300 Menschen an. Sie suchen Rat bei einfachen Fragen, aber auch bei komplexen juristischen Problemen. Und immer wieder wünschen sich die Anrufenden Vorlagen oder möchten einen Brief gleich diktiert haben. Ob Gesuch, Einsprache Beim Beobachter-Beratungszentrum rufen täglich rund 300 Menschen oder Vertrag, ob Einladung, Kondolenzschreiben oder Leserbrief – die folgenden Kapitel helfen beim stilsicheren, korrekten Formulieren. Viele der Beispiele stammen aus der Beobachter-Beratungspraxis.
Das Beratungszentrum des Beobachters leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Den Abonnentinnen und Abonnenten wird die Rechtslage dargelegt, sie erfahren, welche Argumente am ehesten Erfolg versprechen und wie sie in einem Streitfall am besten vorgehen sollen. Ganz am Anfang einer rechtlichen Auseinandersetzung steht dann meist ein Brief. Ein eingeschriebener Brief.
Mit einem Brief widerruft eine Abonnentin den Kauf, zu dem sie sich an der Haustür hat überreden lassen. Mit einem Brief kündigt ein anderer Abonnent die Wohnung oder den Arbeitsvertrag. Und ein dritter reklamiert, weil ihn der Lärm der Nachbarn unerträglich dünkt oder weil der Chef mit der Lohnzahlung im Rückstand ist. Wieder andere mischen sich mit einem Leserbrief in die öffentliche Diskussion ein oder engagieren sich mit einer Petition. Und auch wenn es darum geht, die eigenen Angelegenheiten zu regeln, steht zu Beginn meist ein Schreiben: ein Testament, ein Darlehensvertrag, eine Vereinbarung mit einem Handwerker oder eine Patientenverfügung.
Im Rahmen ihrer Tätigkeit werden die Beraterinnen und Berater an der Beobachter-Hotline sehr häufig nach Vorlagen und Mustern gefragt. Oder die Ratsuchenden möchten die Einsprache gegen die Kündigung gleich diktiert erhalten. Die Erfahrung zeigt: Viele Menschen trauen sich das Schreiben nicht mehr zu. Dabei ist Schreiben wichtig und wird immer wichtiger. Wer etwas zu sagen hat, muss seine Botschaft auch schriftlich in die richtigen Worte und in die richtige Form kleiden können. Dabei will Ihnen dieses Buch helfen.
Was bietet dieses Buch?
Am Anfang steht ein kurzer Schreibkurs: Sie erfahren, wie man geschliffen formuliert. Dass es auch ohne aufgeplusterte Floskeln und ellenlange Schachtelsätze geht. Sie sehen, welche Arbeit vor dem Schreiben kommt, wie man einen Text vorbereitet. Zudem erhalten Sie einen Überblick über die aktuelle Rechtschreibung samt den Regeln zu den Satzzeichen. Wann immer Sie unsicher vor dem Bildschirm sitzen, weil Sie nicht wissen, mit welchem Satz Sie beginnen sollen, ob man nun «Stängel» oder «Stengel» schreibt oder wo auf dem Brief die Absenderadresse hingehört – gleich anschliessend, in Kapitel 2, erfahren Sie es.
In Kapitel 3 dreht sich alles um E-Mail und SMS. Was tun, damit Ihre Nachricht in der Masse nicht untergeht? Wie bekommt man selber die tägliche Mailflut in den Griff? Und was bedeuten all die Abkürzungen in der SMS der Tochter? Antworten finden Sie ab Seite 57.
Wissenswertes über Verträge aller Art und die rechtlichen Regeln, die dafür gelten, vermittelt Ihnen das vierte Kapitel (Seite 73). Dort sind die wichtigsten Fragen versammelt, die an der Beobachter-Hotline immer wieder gestellt werden: Welche Verträge müssen schriftlich geschlossen werden, wann genügt ein Händedruck? Wie lange muss ich Quittungen aufbewahren? Und was gilt bei E-Mail und Fax?
Kapitel 5 befasst sich mit besonders schwierigen Briefen: mit den Reklamationen und den Antworten auf Reklamationen. Ab Seite 81 finden Sie neben Musterbriefen auch eine Menge Tipps, die Sie beim Reklamieren wie beim Antworten beachten sollten.
Ab dem sechsten Kapitel finden Sie vielfältige Musterbriefe aus allen Bereichen des Alltags – und dazu wertvolle rechtliche Erläuterungen. Diese Kapitel sind inhaltlich ähnlich aufgebaut wie die Fachbereiche im Beobachter-Beratungszentrum:
■In Kapitel 6 gehts ums Wohnen, um Briefwechsel mit Vermietern, Nachbarinnen und Handwerkern (ab Seite 91).
■Im Kapitel zum Thema Familie (Seite 135) finden Sie Muster und Tipps zum Zusammenleben mit und ohne Trauschein, Vorschläge für Glückwünsche und Kondolenzschreiben, einen Anstellungsvertrag für Ihre Putzfrau, einen Kaufvertrag für den Hund sowie Testamentsmuster. Und am Schluss des Kapitels: Musterstatuten für Ihren Verein sowie Hilfe beim Schreiben eines Protokolls.
■Das Kapitel zum Thema Arbeit (Seite 199) befasst sich mit Bewerbungen, Arbeitsverträgen, dem Wunsch nach einer Auszeit, Konflikten am Arbeitsplatz und mit dem Gang vors Arbeitsgericht.
■Kapitel 9 handelt vom Kaufen und vom Geld. Ab Seite 241 geht es um Kauf- und Leasingverträge, Versicherungsgeschäfte, um Datenschutz, Betreibungen und finanzielle Sorgen.
■In Kapitel 10 finden Sie Tipps für Ihre Korrespondenz mit Sozialversicherungen und Behörden, für Anfragen, Einsprachen und Beschwerden (ab Seite 291).
■Das letzte Kapitel (Seite 325) schliesslich handelt vom Schreiben für die Öffentlichkeit: von Leserbriefen, Petitionen und Pressemitteilungen.
Die meisten Muster und Vorlagen sind echte Beispiele aus der Praxis oder beschreiben Probleme und Situationen, wie sie sich so oder ähnlich tatsächlich abgespielt haben. Trotzdem: In diesem Buch finden Sie ausschliesslich Vorschläge, wie man es machen könnte. Benutzen Sie die Muster als Anregung und finden Sie beim Schreiben zu Ihrem eigenen, persönlichen Stil. Bei rechtlichen Unsicherheiten lohnt es sich auf jeden Fall, eine Fachperson zu konsultieren. So gehen Sie auf Nummer sicher.
Vorlagen und Mustertexte online verfügbar
Alle mit diesem Piktogramm bezeichneten Brief- und Vertragsmuster stehen unter www.beobachter.ch/download (Passwort: 6055) als frei bearbeitbare Dokumente im Wordformat zum kostenlosen Download bereit. Sie können sie kopieren, Teile davon verwenden, andere mit eigenen Formulierungen überschreiben – wie Sie es für Ihren Brief oder Vertrag brauchen. Nützlich sind auch die «leeren« Vorlagen – etwa für eine Sitzungseinladung oder ein Protokoll. Kopieren Sie diese Vorlagen und füllen Sie Ihren eigenen Text ein.
Alle online verfügbaren Vorlagen sind wie im Buch nummeriert und nach Kapiteln gruppiert.
Wer schreibt, will gelesen und verstanden werden. Ein Brief, der beim Empfänger Fragen hinterlässt, hat sein Ziel verfehlt. Geradezu ärgerlich ist ein Schreiben, bei dem die Leserin die Botschaft aus ellenlangen Schachtelsätzen, angereichert mit leeren Phrasen und unverständlichen Fachausdrücken, herausschälen muss. Kurz, direkt und ohne Floskeln – so schreibt man heute.
Weniger ist mehr, lautet das Motto. Zeit ist schliesslich Geld. Doch diese Forderung verunsichert. Wirkt ein sehr kurzer Brief nicht unhöflich, fragen sich viele Schreiberinnen und Schreiber. Oder: Wie viel Spontanes ist in einem Geschäftsbrief erlaubt? Wie viel Humor?
Auf diese Fragen gibt es keine eindeutige Antwort. Wie viel Lockerheit, Humor oder Kürze Sie Ihrer Leserin zumuten können, müssen Sie bei jedem Brief neu herausfinden. Ob Sie Ihren Adressaten mit Grüezi, Herr Müller oder mit Sehr geehrter Herr Müller ansprechen, entscheiden Sie allein mit Ihrem gesunden Menschenverstand. Ob Sie ans Ende des Briefes herbstliche Grüsse oder traditionell freundliche Grüsse setzen, bestimmen Sie oder Ihre Vorgesetzten. Hier gibt es keine allgemein gültigen Regeln. Das wäre auch sinnlos. Sprache und Ton müssen zum Briefinhalt und zum Absender – im Geschäftsalltag zum Unternehmen – passen. Da versteht es sich von selbst, dass der Werbebrief eines Fitnessstudios anders daherkommen muss als die letzte Mahnung eines Versandhauses. Neben dem richtigen Ton auch die treffenden Worte zu finden, darum geht es in erster Linie in diesem Kapitel.
Bevor Sie Ihren Computer einschalten oder zum Stift greifen, überlegen Sie sich jedes Mal:
■Für wen schreibe ich diesen Brief? Für eine Behörde, eine ältere Person, für einen potenziellen Kunden?
■Was will ich dem Empfänger sagen? Erstellen Sie vor dem Schreiben eine kurze Textdisposition. Denn eine klare Struktur macht Ihren Text verständlich. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 24.
Moment! Warten Sie noch mit Drauflosformulieren. Überlegen Sie zuerst, wie Sie Ihre Gedanken klar und verständlich an die Frau oder den Mann bringen. Auch dazu gibt es Regeln zu beachten:
■Fassen Sie sich kurz! Gerade das papierlose Schreiben per E-Mail verleitet zur Geschwätzigkeit. Doch Ihr Leser will sich keine Prosastücke zu Gemüte führen – zumindest nicht eines von Ihnen. Er will in möglichst wenigen Sätzen erfahren, was Sie ihm mitteilen wollen und was Sie von ihm erwarten.
■Kommen Sie zur Sache, höflich und bestimmt. Und zwar rasch. Viele Schreiber kommen erst gegen Ende des Briefes auf den eigentlichen Punkt. Das ist falsch und verärgert Ihre Leserin. Schreiben Sie nicht um den heissen Brei herum, halten Sie sich zurück mit Belehrungen und Tiefsinn. Versuchen Sie auf keinen Fall, sich krampfhaft originell, witzig oder locker zu geben. Durch eine opulente Verpackung wird die Botschaft nicht besser.
Nur wenige Menschen können auf Anhieb druckreif formulieren. Für alle anderen gilt: Schreiben ist Arbeit. Und nach dem Schreiben fängt die Arbeit erst richtig an, denn jeder Text muss noch überarbeitet werden. Dieses Überarbeiten dauert oft länger als das Schreiben selbst. Setzen Sie deshalb Ihre Erwartungen nicht zu hoch an. Nehmen Sie sich Zeit, um an Ihrem ganz persönlichen Stil zu arbeiten.
Was Sie vor dem Schreiben tun sollten
■Erstellen Sie vor dem Schreiben eine Textdisposition (Muster auf Seite 25) und halten Sie alle nötigen Unterlagen bereit.
■Entscheiden Sie sich, ob Sie den Brief in der Wir- oder Ich-Form schreiben wollen.
■Schreiben Sie jetzt Ihren Brief. Nun können Sie drauflosformulieren – gerade so, wie es Ihnen in den Sinn kommt. Wichtig: Machen Sie sich erst ganz am Schluss ans Überarbeiten. So sparen Sie Zeit.
Was Sie nach dem Schreiben tun sollten
■Überarbeiten Sie Ihr Werk: Enthält es Floskeln oder sperrige, schwer verständliche Formulierungen? Stimmen die Satzlängen? Ist die Botschaft klar und verständlich? Benutzen Sie für Ihre Überarbeitung die Checkliste auf Seite 54.
■Geben Sie jetzt Ihren Text einer Kollegin oder einem Bekannten zum Gegenlesen und lassen Sie konstruktive Kritik einfliessen.
■Wenn Sie es sich leisten können, lassen Sie Ihren Text einen Tag liegen. Manchmal kommen einem nach Feierabend oder unter der Dusche plötzlich noch gute Ideen.
Legen Sie eine persönliche Sammlung mit Textbausteinen für verschiedene Brieftypen oder eine Musterbriefsammlung an. So können Sie auf eigene Vorlagen zurückgreifen, wenn Sie mal vor lauter Zeitdruck in einen Schreibstau geraten.
Drei Elemente kennzeichnen einen guten Text: eine ansprechende optische Gestaltung, eine verständliche Sprache und eine gute Struktur. Überlegen Sie sich vor dem Schreiben, was Sie Ihrem Leser wirklich sagen wollen.
Versuchen Sie, die Hauptaussage aus Ihrem Text herauszufiltern. Journalisten sprechen in diesem Zusammenhang vom «Küchenzuruf» eines Artikels. Gemeint ist die Quintessenz aus einem Text, also das, was die auf dem Sofa liegende, Zeitung lesende Frau ihrem Mann in der Küche nach der Lektüre des Artikels zuruft. Zum Beispiel: «Du Schatz, jetzt ist die Miss Schweiz auch noch schwanger!» Oder: «Nicht schon wieder: Am Wochenende soll es regnen!»
Versuchen Sie, den Inhalt Ihres Textes in einem einzigen Satz zusammenzufassen. Das ist manchmal fast der härteste Teil der Arbeit. Danach wird es Ihnen jedoch viel leichter fallen, Ihren Text lesefreundlich aufzubauen.
Nächster Schritt: Erstellen Sie eine schriftliche Textdisposition. So verhindern Sie Wiederholungen, Aus- und Abschweifungen, Nullaussagen und sprachliche Leerläufe; zudem arbeiten Sie beim Schreiben konzentrierter. Was nach viel Aufwand und Arbeit tönt, ist nur halb so wild. Wenn Sie Ihre Texte nach dem nebenstehenden Schema vorbereiten, werden Sie nicht nur beim Schreiben Zeit sparen, sondern auch weniger Zeitverlust durch Rückfragen produzieren. Diese Art der Textdisposition hat sich im Alltag nicht nur bei Geschäftsbriefen, sondern auch bei Berichten, Artikeln und Protokollen bestens bewährt.
Beginnen Sie beim Ausfüllen des Gitters mit dem zweiten Teil. Legen Sie also zuerst den Küchenzuruf fest, das Thema Ihres Textes. Fahren Sie dann mit dem dritten Teil fort und beschäftigen Sie sich erst zum Schluss mit dem Ein- und dem Ausstieg. So kommen Sie rascher voran und produzieren keine hässlichen Wiederholungen. Dies also die empfohlene Reihenfolge:
1. Küchenzuruf festlegen
2. Begründung
3. Ausstieg
4. Einstieg
Das bringt eine sorgfältige Textdisposition
Zur Illustration ein Beispiel, das garantiert ohne Textdisposition geschrieben wurde: Im nebenstehenden Brief fehlt ein klarer Aufbau, der Verfasser schreibt, was ihm gerade in den Sinn kommt. Dafür wimmelt es von passiven Formen, Schachtelsätzen und leeren Floskeln.
Erst nach mehrmaliger Lektüre merkt die geneigte Leserin, dass Herr Peter bei der Sprachschule XY als Lehrer tätig war und mit diesem Schreiben entlassen wird. Wo liegt das Problem?
■Der Verfasser schreibt um den heissen Brei herum und versteckt die unangenehme Botschaft in Floskeln und aufgeblähten Formulierungen.
■Den ersten Satz nimmt man ihm ganz und gar nicht ab. Im Gegenteil: Man kann sich gut vorstellen, dass er froh ist, die Kündigung nicht persönlich aussprechen zu müssen.
■Die Begründung verschleiert mehr, als sie sagt: Nicht die Planung der neuen Lehrgänge und auch nicht die Qualitätssicherung haben ergeben, dass Herr Peter nicht weiter berücksichtigt werden kann. Die Schule ist mit seinen Leistungen nicht mehr zufrieden. Das müsste in einer korrekten Begründung stehen.
■Und zum Schluss bedauert der Schreiber nicht etwa, dass er den Lehrer entlassen muss, sondern, dass er ihm die Kündigung mitteilen muss.
■Der Verfasser wünscht dem entlassenen Lehrer viel Erfolg – nach einem solchen Schreiben ist das blanker Zynismus.
Auch Kündigungen können klar und respektvoll abgefasst werden. Die Textdisposition für das obige Beispiel könnte etwa so aussehen:
> MUSTER 1
Wodurch unterscheidet sich ein guter von einem schlechten Text? Ganz einfach: Ein guter Text ist verständlich und angenehm zu lesen. Viele Menschen halten sich für dumm oder ungebildet, wenn sie einen kompliziert geschriebenen Text nicht verstehen. Nur wenige stellen den Schreiber infrage. Warum eigentlich?
Überlegen Sie sich einmal, warum Sie den folgenden Text nicht verstehen und ihn darum freiwillig wohl auch nicht lesen würden: «Allerdings ist die staatliche Funktionserfüllung nur formaler Natur, weil Rechtsnormen private Normen inhaltlich übernehmen, die staatliche Kontrolle private Kontrollmechanismen instrumentalisiert oder staatliche Kontrollentscheidungen privat erzielte – einvernehmliche oder staatliche – Streitschlichtungen sanktionieren.»
Wie bitte? Dieser Satz ist nicht einmal für juristisch ausgebildete Leser einfach verständlich, weil er eine Anreihung abstrakter Nomen enthält, unter denen man sich beim besten Willen nichts vorstellen kann. Und abgesehen vom unverständlichen Fachchinesisch ist der Satz viel zu lang. Wer das lesen und verstehen will, braucht neben einigem Fachwissen auch eine rechte Portion Geduld. Das kann nicht das Ziel eines guten Textes sein.
Zehn Regeln für gute Texte
Also: Ein guter Text ist so kurz wie möglich, er enthält keine Floskeln, keine Fremdwörter, keine Wiederholungen und ist nicht in elitärem Fachjargon geschrieben. Ein wirklich guter Text ist interessant und anregend, er macht die Adressaten neugierig. Kurz: Ein guter Text macht beim Lesen so richtig Spass. In Geschäftsbriefen oder in einer Reklamation ans Versandhaus können Sie das letzte Kriterium meist nicht erfüllen, weil Sie nichts besonders Spannendes zu schreiben und in der Regel auch keinen Unterhaltungsauftrag haben. Vergessen Sie also für solche Schreiben die letzte Anforderung wieder. Die anderen Punkte dagegen sollten Sie sich unbedingt merken und in Zukunft die folgenden Regeln beherzigen. Sie stützen sich auf die Stilkunde «Deutsch für Kenner», in der Wolf Schneider mit vielen einleuchtenden Beispielen zeigt, wie man Leser gefangen nimmt.
Regel 1: Kurze, konkrete Nomen wählen und sparsam einsetzen
Nomen sind die Hauptwörter. Mit ihnen bezeichnen wir Lebewesen (Tier, Kind), Dinge (Auto, Kerze) oder abstrakte Begriffe (Liebe, Vernunft). Packen Sie wenige und nur kurze Nomen in einen Satz. Kürze bedeutet Kraft: Risiko ist aussagekräftiger als Gefährdungspotenzial, Wissenslücke ist deutlicher als Informationsdefizit, heftiger Regen sagt mehr als ergiebige Niederschläge. Suchen Sie nach schlichten Wörtern, die etwas Konkretes beschreiben, unter dem sich die Leserin sofort etwas vorstellen kann: Fluss, Weiher oder Bergsee ist konkreter als Gewässer; Katze, Adler oder Lama sagt mehr als Tier.
Ein Wort ist umso klarer, je weniger Silben es hat. Mit der Kürze wächst die Verständlichkeit. Wählen Sie das kürzere Nomen oder sogar zwei kurze statt ein langes: Spanien und Portugal statt Pyrenäenhalbinsel, Wind- und Sonnenkraftwerke statt alternative Technologien. Kürzen Sie Nomen: Antwort statt Rückantwort, Initiative statt Eigeninitiative, Glatteis statt Glatteisbildung, Rauch statt Rauchentwicklung.
Benützen Sie beim Schreiben ein Synonymwörterbuch. So erweitern Sie Ihren Wortschatz. Niemand mag in einem Text über Gartenpflege auf jeder zweiten Zeile von «Pflanzen» lesen.
Regel 2: Kein Satz ohne konjugiertes Verb
Verben beschreiben eine Tätigkeit (spielen, laufen). Das Verb ist der Motor im Satz. Ein Satz ohne konjugiertes Verb ist ein unvollständiger Satz. Suchen Sie nach dynamischen, aussagekräftigen Verben und verzichten Sie auf schwerfällige. Dazu gehören die meisten, die auf «-ieren» enden (verbalisieren, dislozieren, instrumentalisieren, polemisieren). Vermeiden Sie Verdoppelungen (vorprogrammieren, aufoktroyieren) und Streckverben (in Erwägung ziehen, Verzicht leisten, Stimmenthaltung üben). Und auch hier gilt: Das konkrete Verb sagt mehr als das verallgemeinernde: hüpfen, schlendern oder hetzen ist farbiger als gehen; plaudern, schreien oder flüstern ist ausdrucksvoller als sagen.
Nur aktive, also konjugierte Verben sind frisch und dynamisch. Das Passiv ist eine schwer verständliche Form. Vermeiden Sie es, denn es verschweigt die handelnde Person: Der Hund wird geschlagen. Ebenso schwerfällig wirkt der Infinitiv, die unkonjugierte Grundform des Verbs: Wir haben beschlossen, Ihr Gesuch zu bewilligen.
Regel 3: Vermeiden Sie Adjektive
Mit Adjektiven oder Eigenschaftswörtern soll etwas näher beschrieben werden: das schöne Haus, mir geht es schlecht. Aber: Zu viele Adjektive blähen Ihren Text auf und verwässern eine Aussage, statt sie zu betonen. Besonders hässlich sind die Varianten im Kasten.
Erwünscht sind Adjektive nur, wenn sie unterscheiden: das blaue, nicht das rote Kleid. Oder wenn sie werten: ein sehenswerter Film. Wo ein Eigenschaftswort nicht zwingend nötig ist, lassen Sie es besser weg.
Regel 4: Vermeiden Sie Füllwörter
Nichtssagende Füllwörter gibt es zuhauf: in diesem Zusammenhang, gewissermassen, selbstredend, schlichtweg, insbesondere, meines Erachtens, regelrecht, echt, dann, gar, ja, nun, wohl… Verzichten Sie darauf. Entweder braucht es sie sowieso nicht oder sie lassen sich mit einem präzisen Begriff ersetzen.
Regel 5: Vorsicht bei Fremd- und Modewörtern
Fremdwörter machen einen Text schwer verständlich. Besonders peinlich ist es, wenn Sie sie falsch verwenden oder falsch schreiben. Damit machen Sie sich vor Ihrer Leserin lächerlich. Verzichten Sie also auf Fremdwörter und suchen Sie einen deutschen Ausdruck; ein paar Beispiele finden Sie im Kasten auf der nächsten Seite.
Bei den Modewörtern und gängigen Redewendungen scheiden sich die Geister: Sie können damit Ihre Leser abholen, sie aber auch verärgern. Setzen Sie Modewörter überlegt ein. Abgedroschen sind beispielsweise folgende Wendungen:
■Es ist mir bitterer Ernst.
■Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
■Studios schiessen wie Pilze aus dem Boden.
■Diese Mitteilung macht mich betroffen.
■Der Spitzensportler machte bei dieser Benefizveranstaltung eine gute Figur.
■Wenn das so weitergeht, müssen alle den Gürtel enger schnallen.
■Wir wollen doch nicht gleich das Kind mit dem Bad ausschütten.
■Er ist zu seinem neuen Job gekommen wie die Jungfrau zum Kind.
■Politik und Wirtschaft müssen dieses Problem proaktiv angehen.
■Könnten Sie mir für diese Besprechung ein Zeitfenster angeben?
Regel 6: Gesetz der drei Sekunden
Was in einem Satz zusammengehört und was Ihr Leser als zusammengehörend erkennen soll, muss sich ihm innert drei Sekunden – respektive in sechs Wörter oder zwölf Silben – erschlossen haben. Aus diesem Gesetz leitet sich die Grundregel ab: Nur ein Gedanke pro Satz.
Regel 7: Machen Sie mal einen Punkt
Lange, vollgestopfte Sätze erschweren die Verständlichkeit und sind zudem eine Fehlerquelle. Ein Satz mit neun Wörtern gilt bereits als schwer verständlich.
Also nicht: Die anwesenden Vereinsmitglieder nahmen nach den Erläuterungen durch den Kassierer und der Beantwortung einiger Fragen die Jahresrechnung für das letzte Vereinsjahr und das Budget für das kommende Jahr an und erteilten dem Vorstand einstimmig Décharge. Teilen Sie den Bandwurmsatz in mehrere Hauptsätze auf: Der Kassierer erläuterte die Jahresrechnung für das letzte Vereinsjahr. Er beantwortete einige Fragen dazu. Anschliessend präsentierte er das Budget für das kommende Jahr. Die anwesenden Vereinsmitglieder nahmen Budget und Jahresrechnung an. Einstimmig erteilten sie dem Vorstand Décharge.
Regel 8: Wichtiges kommt in Hauptsätze
Wichtige Aussagen gehören in möglichst kurze Hauptsätze. Verzichten Sie darauf, Nebensätze voranzustellen oder einzusieben. Hängen Sie sie an. Denken Sie daran: Wichtige Handlungen gehören nicht in Nebensätze.
Also nicht: Da es regnet, gehe ich heute nicht joggen. Oder: Ich gehe, da es regnet, heute nicht joggen. Sondern besser: Ich gehe heute nicht joggen, weil es regnet.
Regel 9: Verbhälften sowie Subjekt und Prädikat beieinanderlassen
Das Subjekt ist die handelnde Person im Satz, das Prädikat ist das konjugierte Verb. Zwischen diesen beiden Satzbestandteilen sollten nicht mehr als sechs Wörter oder zwölf Silben sein, sonst kann Ihnen der Leser nicht mehr folgen. Das Gleiche gilt für zusammengesetzte Verben; die Verbhälften sollten möglichst nahe beieinanderstehen.
Also nicht: Auch im Wasser sind Sie entsprechend Ihrem Hauttyp und dem verwendeten Lichtschutzfaktor bis zu 80 Minuten vor der Sonne geschützt. Das konjugierte Verb und das Partizip («sind» und «geschützt») sind in diesem Satz durch 15 Wörter getrennt. Besser verständlich ist: Auch im Wasser sind Sie vor der Sonne geschützt, und zwar bis zu 80 Minuten, abhängig von Ihrem Hauttyp und vom verwendeten Lichtschutzfaktor.
Regel 10: Keine meterlangen Attribute
Attribute sind Beifügungen. Das können einzelne Wörter sein oder ganze Satzteile, die den Sinn eines tragenden Wortes präzisieren sollen. Sie können hinter oder vor einem Nomen stehen: Das Kind ist hübsch oder das hübsche Kind. Lange Attribute machen den Satz schwerfällig und schwer verständlich. Verzichten Sie darauf.
Also nicht: Ein Vorurteil ist eine ohne Prüfung der objektiven Tatsachen voreilig gefasste oder übernommene, meist von feindseligen Gefühlen gegen jemand oder etwas geprägte Meinung. Weniger ist hier mehr: Ein Vorurteil ist eine voreilig gefasste, negative Meinung.
Oft lässt sich zudem die Kombination Attribut plus Nomen durch ein Verb ersetzen, was die Aussage dynamischer macht. Also nicht: die untergegangene Titanic, sondern: die Titanic ist untergegangen.
Alle Regeln am Beispiel
Nach so viel Theorie zur Veranschaulichung zwei Beispiele. Im ersten Brief mahnt eine Hausbesitzerin ihre Mieter zur Ordnung. Das Schreiben wimmelt von leeren Floskeln, passiven Verbformen und abstrakten Nomen. Wer soll sich da angesprochen fühlen? Die mahnende Botschaft erreicht die Adressaten nicht, der Brief wird – wenn überhaupt – gelesen und gleich wieder vergessen. Besser: Sprechen Sie Ihre Leser mit konkreten Wörtern an und machen Sie klar, was Sie erwarten. Verstecken Sie sich nie hinter abstrakten Formulierungen.
Auch das Beispiel auf der nächsten Seite aus dem Kundendienst eines Modehauses ist nicht geglückt: Der Verfasser macht aus einem lustvollen Einkaufsbummel eine bürokratische Staatsaffäre. Da vergeht einem die Lust auf die neue Frühjahrsmode. Besonders hässlich: Fast jeder Satz fängt mit «wir» an. Besser: Erwähnen Sie konkrete Vorteile, laden Sie ein und heben Sie ein spezielles Angebot hervor.
Floskeln sind ein Ärgernis. Für den Leser wie für die Schreiberin. Dem Leser stehlen sie Zeit, weil sie keine Informationen enthalten. Die Schreiberin hindern sie am Denken und am Entwickeln eigener Formulierungen. In manchen Texten empfindet man Floskeln als eine Frechheit. Oft führen sie einem die Geringschätzung des Verfassers vor Augen, der seine Leser rasch mit ein paar Standardphrasen abspeisen will. Achten Sie also darauf, dass Formulierungen wie im Kasten auf Seite 39 nie wieder in Ihren Texten auftauchen:
Beispiele mit und ohne Floskeln
Im unten stehenden Beispiel erkennt jedes Kind, dass hier ein typischer Standardbrief in der Welt herumgeschickt wird. Aber Kunden mögen keine floskelhaltigen, unpersönlichen Standardbriefe. Hier hat die Versicherungsgesellschaft eine Chance vergeben. Mit dem Abschluss des Schadenfalls könnte sie der Kundin noch einmal eine Werbebotschaft übermitteln und ihr das Gefühl geben, ihre Versicherungen am richtigen Ort abgeschlossen zu haben.
Auch das folgende Beispiel aus dem privaten Bereich ist nicht angenehm zu lesen: Die Verfasserin versteckt sich hinter Nominalisierungen und Floskeln; was sie wirklich beanstandet, geht aus ihrem Brief nicht hervor.
Seit Sommer 2006 gelten im deutschsprachigen Raum neue Rechtschreibregeln, ein langer Reformprozess hat sein Ende gefunden: Schon 1996 wurde die Rechtschreibreform von Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz offiziell verabschiedet. Ihr Ziel: mehr Systematik ins Regelwerk zu bringen, sodass die deutsche Rechtschreibung leichter zu erlernen ist.
Doch von Anfang an gab es viel Widerstand gegen die Reform. Schliesslich überarbeitete der eigens gegründete Rat für deutsche Rechtschreibung die umstrittenen Bereiche; im Sommer 2004 akzeptierten die Bildungsbehörden der beteiligten Länder seine Vorschläge.
Das Wichtigste in Kürze
Ein Resultat dieser Reform der Reform: Es gibt heute viel mehr Kann-Bestimmungen und damit zahlreiche Fälle, in denen es den Schreibenden überlassen bleibt, zwischen zwei zulässigen Varianten zu wählen. Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Regeln, die heute gelten.
Geschrieben wird nach dem Stammprinzip
Wörter aus der gleichen Wortfamilie werden gleich geschrieben. Beispiele: nummerieren (wegen Nummer), platzieren (wegen Platz), Gämse (Gams), Stängel (Stange), Gräuel (Grauen), einbläuen (blau), behände (Hand), Tipp (tippen), Tollpatsch (toll).
Wegen des Stammprinzips werden bei zusammengesetzten Wörtern von drei gleichen Konsonanten alle geschrieben: Schifffahrt (Schiff, Fahrt), Schritttempo (Schritt, Tempo), Brennnessel (Brenn, Nessel). Bei einigen Wörtern fällt das frühere «h» weg, weil ähnliche Wörter ebenfalls ohne «h» geschrieben werden: zum Beispiel Känguru (wegen Kakadu, Gnu) oder rau (wegen blau, grau).
Fremdwörter
Bei Wörtern, die aus anderen Sprachen stammen, kann das «h» geschrieben oder weggelassen werden: Katarrh ist so gut wie Katarr, Joghurt steht neben Jogurt. Gleichberechtigt sind «ph» und «f» in den Silben «phon», «phot» und «graph» sowie in ein paar Einzelfällen: Delphin oder Delfin, Biographie neben Biografie, Saxophon und Saxofon. Neben substantiell gilt auch substanziell als korrekt, neben Potential auch Potenzial.