Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
Epilog
Kommentar
Leserkontaktseite
Glossar
Risszeichnung Raumfrachter STELLARIS
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2711
Falle für den Jäger
Konfrontation im Orionnebel – die KRUSENSTERN gegen die XYANGO
Leo Lukas
Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine aufregende, wechselvolle Geschichte erlebt: Die Terraner – wie sich die Angehörigen der geeinten Menschheit nennen – haben nicht nur seit Jahrtausenden die eigene Galaxis erkundet, sie sind längst in ferne Sterneninseln vorgestoßen. Immer wieder treffen Perry Rhodan und seine Gefährten auf raumfahrende Zivilisationen – und auf die Spur kosmischer Mächte, die das Geschehen im Universum beeinflussen.
Im Jahr 1514 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das nach alter Zeitrechnung dem Anfang des sechsten Jahrtausends entspricht, gehört die Erde zur Liga Freier Terraner. Tausende von Sonnensystemen, auf deren Welten Menschen siedeln, haben sich zu diesem Sternenstaat zusammengeschlossen.
Doch ausgerechnet der Mond, der nächste Himmelskörper, ist den Terranern fremd geworden. Seit einigen Jahren hat er sich in ein abweisendes Feld gehüllt, seine Oberfläche ist merkwürdig verunstaltet. Wer zu ihm vordringen möchte, riskiert sein Leben. Dort herrschen die Onryonen, die im Namen des Atopischen Tribunals die Auslieferung Perry Rhodans und Imperator Bostichs fordern.
Aber solange es Unterstützung für den unsterblichen Terraner gibt, vermag auch das Tribunal nicht so zu agieren, wie es möchte. Infolgedessen setzen die Onryonen alles daran, die Freunde Rhodans auszuschalten: Als Ersten trifft es Reginald Bull und die JULES VERNE. Als Icho Tolot ins Fadenkreuz gerät, stellt ein anderer eine FALLE FÜR DEN JÄGER ...
Perry Rhodan – Ein zukünftiger Verbrecher, gegenwärtig auf der Flucht.
Leza Vlyoth – Ein Marshall des Atopischen Tribunals, genannt »der perfekte Jäger«.
Jatin – Eine wenig ausgelastete Leibärztin, geblendet von der unverhofften großen Liebe.
Peo Tatsanor – Ein hochbegabter junger Báalol, getrieben von Ehrgeiz und Glasfrost.
»Je mehr man altert, desto mehr überzeugt man sich, dass Seine heilige Majestät der Zufall gut drei Viertel der Geschäfte dieses miserablen Universums besorgt.«
Friedrich II. an Voltaire
Prolog
Nach der Jagd ist vor der Jagd
»Wir sollten feiern!«, sagte Peo Tatsanor.
Er sprach ins Leere, genauer: gegen die Wand.
Die Wand bestand aus einem undefinierbaren Material, bläulich schimmernd und zugleich mattbraun, wie schlammig zähflüssiger Stahl. Darin eingebettete Holos zeigten Sternkarten, Auflistungen aus Schriftzeichen, die Peo nicht zu entziffern vermochte, sowie grellbunte Diagramme. Sprunghaft rotierten sie um immer wieder andere Achsen.
»Warum?«
Peo zuckte zusammen. Er hatte keine Antwort erwartet.
Zum einen redete er schon länger halblaut vor sich hin. Er führte ganz gern Selbstgespräche; schließlich verstand und schätzte ihn kein anderer so wie er. Zum zweiten befand sich niemand sonst in dem Raum, der vielleicht die Schiffszentrale darstellte, vielleicht aber auch nur eine Abstellkammer oder eine Gefängniszelle.
An diesem Ort konnte man sich nie sicher sein. Beständigkeit war ein Fremdwort in der XYANGO.
»Weil unsere erste gemeinsame Jagd von Erfolg gekrönt wurde«, gab Peo zurück und bemerkte sogleich, wie peinlich nassforsch er sich anhörte.
»Von Erfolg gekrönt?«, echote er in Gedanken. Geht's nicht noch ein bisschen pathetischer?
»Ich habe, was ich wollte. Dies stellt für mich keine Besonderheit dar. Sind bei deinem Volk Triumphzeremonien nach Einsätzen, welche im Wesentlichen plangemäß verliefen, üblich?« Die Stimme klang kalt, aber durchaus interessiert.
»Äh ... ja. Bei vielen Völkern der Milchstraße. Man gratuliert sich gegenseitig, ehrt auch das erlegte Wild ...«
»Das habe ich bereits getan. – Was brauchst du für deine persönliche Festlichkeit?«
Überrumpelt fragte Peo Tatsanor, hauptsächlich um etwas Zeit zu gewinnen: »Willst du dich nicht zu mir gesellen, Marshall?«
»Nein. Nenne deine Wünsche. WISTER wird sie nach Möglichkeit erfüllen.«
WISTER war der Bordrechner des Schiffes, des seltsamsten Vehikels, von dem Peo jemals gehört hatte. Die XYANGO wandelte ihre Gestalt auf ähnlich verblüffende Weise wie ihr Kommandant.
»Ich dachte, wir sind ... Partner.«
»Verifiziert. Gleichwohl halte ich mich lieber in meinem eigenen Bereich auf. Distanz schafft Freiheit. Nähe tötet.«
»Verstehe«, sagte Peo. Er strich sich über den Nacken, die millimeterkurzen, steil aufgerichteten Härchen glättend.
*
Na schön, dann feierte er eben allein.
Peo orderte, was ihm an kulinarischen Köstlichkeiten einfiel, und bekam alles gemäß seiner Beschreibungen. WISTER war gut. Keine Märchenfee, die jede ungenaue Formulierung übel nahm, sondern eine hochwertige künstliche Intelligenz, die dank ihrer umfassenden Datenspeicher imstande war, Lücken auszufüllen und mangelhafte Angaben im Sinne des Bestellers zu extrapolieren.
Das Essen schmeckte ausgezeichnet.
Wie zu Hause? – Nein, viel besser.
»Ein Digestif wäre angebracht«, sagte Peo zu der Wand, nachdem er herzhaft gerülpst hatte.
»Destillierte Frucht- oder Getreideessenzen?«, fragte die beflissene Stimme des Bordrechners.
»Glasfrost.«
»Sehr zum Wohl.«
Ein Tischchen rollte heran, auf dem eine flache Schale stand. Peo griff, etwas zu gierig für den nörglerischen Part seines Bewusstseins, nach einer der Kapseln, zerdrückte sie unter der Nase und inhalierte den daraus entfleuchenden, safrangelben Nebel.
Unmittelbar stellte sich Zufriedenheit ein. Mehr noch: das Gefühl, weit über allen Niederungen des herkömmlichen Lebens zu stehen.
Mit Fug und Recht. Der Herr der XYANGO, Marshall Leza Vlyoth – ob er und sein Schiff wirklich so hießen, spielte keine Rolle – hatte Peo Tatsanor auserkoren, kosmisches Recht durchsetzen zu helfen. Und sie hatten ihre Pflicht erfüllt, in geradezu grandioser Weise.
Sie waren siegreich aus dem Kampf gegen einen als unbesiegbar geltenden Widersacher, einen Helfer Perry Rhodans – eines Fraktors – hervorgegangen: Icho Tolot, der Haluter.
Der Haluter schlechthin hatte verloren. Er hing irgendwo an Bord der XYANGO in einem Stasisfeld absoluter Kälte fest. Bewegungsunfähig, vollkommen machtlos.
Im Gegensatz zu den Siegern: dem Marshall und Peo.
Der Báalol strich sich über den Bauch, lehnte sich in seinem Schmiegesessel zurück und dachte: Das ist Macht.
Er stellte sich all die Krippen-, Schul- und Studienkollegen vor, die ihn immer verlacht und seine hochfliegenden Ambitionen nie ernst genommen hatten. Mit einer Fingerbewegung wischte er ihre Nachbilder ins gnadenlose Vakuum des Weltalls.
Es war ihm völlig egal, dass sie nicht sehen konnten, was aus ihm geworden war: der perfekte Partner eines perfekten Jägers. Zusammen hatten sie das teuerste Wild dieser Galaxis zur Strecke gebracht.
Icho Tolot.
Lautlos formten Peos Lippen die Konsonanten und Vokale des berühmten Namens. Der legendäre Kämpfer der Milchstraße, ein Zellaktivatorträger noch dazu, befand sich in Vlyoths und seiner Gewalt.
»Wunderbar«, sagte er.
»Das Essen war genehm?«, fragte WISTER.
Peo lachte, dass die Wände hallten. »Ja, das auch.«
*
Stunden des Glücks verstrichen, voller beseligender Visionen.
Auf einem Thron aus schlangenhaft sich windender, braunblauer, urgewaltig aufgeladener Materie sitzend, hielt Peo Tatsanor Gericht über sämtliche Schurken seiner Vergangenheit. Er urteilte hart, aber ungerecht.
Das Glasfrost, die Droge, die auch sein Partner benutzte, befeuerte Peos Phantasie. In herrlichen, eindrucksvollen Bildern malte er sich aus, wie er all jene bestrafte, die ihn im Laufe seines bisherigen Lebens schlecht behandelt hatten. Derer gab es viele. Für jeden und jede fiel Peo eine ganz spezielle, ganz besonders perfide Tortur ein.
Er amüsierte sich königlich. Zumal die Chancen gut standen, dass er seine Rachephantasien schon bald würde verwirklichen können.
Wer oder was sollte ihn, Leza Vlyoth und die XYANGO aufhalten?
Stundenlang schwelgte er so dahin. Irgendwann ließ die Wirkung des Glasfrosts nach, und bevor Peo eine weitere Kapsel zerdrücken konnte, bemerkte er, dass sich die sanften Vibrationen des Schiffs intensiviert hatten.
»Was ist los?«, fragte er die Wand, unangenehm ernüchtert. »Sind wir gestartet?«
Fast synchron bejahten die Stimmen WISTERS und des Marshalls. Dieser fügte hinzu: »Wir haben den Orbit der Dunkelwelt verlassen.«
»Auf zu neuen Taten, was?«
»Ja.«
»Wohin?«
»Zum Heimatsystem der Terraner. Man hat mir mitgeteilt, dass sich das Primärziel mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem einzigen Mond der terranischen Ursprungswelt herumtreibt.«
»Das Primärziel? Wer ist das? Doch nicht etwa ...?«
Jäh veränderten sich die Holo-Sphären. Was sie nun zeigten, erinnerte Peo an die schematischen Darstellungen, mit denen man ihn auf der Hochschule im Fach »Strategie und Taktik des Raumkriegs« gequält hatte. Vollkommen vergeblich übrigens.
»He, Leute! Was ist denn jetzt los?«
»Wir wurden beschossen«, informierte WISTER emotionslos.
»Heiliger Brechdurchfall! Von wem?«
»Das Fremdschiff entzieht sich der Beobachtung mittels eines hochwertigen Tarnschirms. Ich kann seine Position nur durch die Herkunft des Schusses annähernd eruieren. Schwaches Strahlgeschütz, mutmaßlich terranischer Fabrikation.«
»Tut's uns was?«
»Nein. Wir erwidern das Feuer in ungefähre Richtung des Gegners, um ihn davon abzuhalten, uns den Weg zu verlegen. Dies wird gelingen, da nach allen Analysen die XYANGO dem unbekannten Angreifer weit überlegen ist. Der Marshall gibt in diesem Moment sogar seine Identität preis und verkündet, dass er im Auftrag des Atopischen Tribunals unterwegs ist, mit einem Gefangenen an Bord.«
»Sehr gut. Und, ist die Gegenseite angemessen beeindruckt?«
»Sie desaktivieren ihren Tarnschirm und funken zurück.«
»Kann ich das sehen?«
»Sehr wohl, junger Herr.«
Eines der Holos blähte sich auf. Es zeigte einen Humanoiden, der Peo Tatsanor schockierend bekannt vorkam.
*
»Mein Name«, sagte der Mann im Holo, »ist Perry Rhodan. Ich bin Polyport-Präfekt des Galaktikums. Kraft meines Amtes fordere ich euch auf, zu stoppen und euer Schiff für eine Inspektion zu öffnen. Sollte sich mein Freund Icho Tolot tatsächlich an Bord befinden, ist er unverzüglich freizulassen.«
Peo fühlte sich, als hätte man ihn mit Eiswasser überschüttet. Rhodan!
Selbst Marshall Vlyoth klang ein klein wenig konsterniert. »Das Primärziel«, fauchte er rau, womit er Peos Vermutung bestätigte.
»Großartig! Den schnappen wir uns. Sag bloß, ich bringe dir kein Glück, Partner!«
»In der Tat«, sagte der Jaj, sofort wieder kühl und gefasst, »ist dies eine äußerst günstige Entwicklung der Dinge. Ich werde Profit daraus ziehen; allerdings nicht auf der Stelle. Einen Fraktor dieses Kalibers dingfest zu machen verlangt gewisse Vorbereitung.«
»Aber wenn er uns entkommt?«
Vlyoth gab ein gurgelndes Geräusch von sich, das wohl einem Lachen entsprach. »Keine Sorge, Partner. Rhodan kann uns nicht mehr entkommen. Er mag erfahren und außergewöhnlich verschlagen sein, aber er hat nicht die geringste Chance.«
Unter Verwandten
Sechs Tage zuvor
Am 6. Juli 1514 NGZ flog die KRUSENSTERN ins Perkon-System ein.
Sie kam von Rhea, dem größten Mond des Gasriesenplaneten Iapetos im System der Sonne Taranis. Exakt fünfzig Linearetappen waren nötig gewesen, um die Distanz von 33.991 Lichtjahren zu überwinden.
Perkon lag auf der milchstraßenabgewandten Seite des Kugelsternhaufens M 13, den die Arkoniden Thantur-Lok nannten, und von dessen drei Hauptwelten nur 71 Lichtjahre entfernt.
»Praktisch vor Gaumarol da Bostichs Haustür«, sagte Viccor Bughassidow, nachdem die Bordpositronik Klarmeldung gegeben hatte. »Ich nehme an, du willst deinen Mitangeklagten trotzdem nicht kontaktieren?«
Schmunzelnd schüttelte Perry Rhodan den Kopf. »Momentan möchte ich mir keine Komplikationen einhandeln. Ein Schritt nach dem anderen. Erst mal rüsten wir dein Schiff auf, dann sehen wir weiter.«
Sie befanden sich in der Zentrale des uralten Posbi-Raumers, den sich Bughassidow zur Privatjacht hatte umbauen lassen. Wobei man statt Jacht besser »fliegendes Lustschloss« sagte: Die KRUSENSTERN war ein Würfel von stolzen zweieinhalb Kilometern Kantenlänge.
Allein auf der bugseitigen Außenfläche hätte eine ganze Stadt Platz gefunden. Tatsächlich erhob sich dort, inmitten zahlreicher anderer historisierender Gebäude, eine erheblich vergrößerte Nachbildung der Basilius-Kathedrale.
Im Gegensatz zu diesem und anderen Bereichen des Schiffs – das Rhodan manchmal wie eine gigantische Spieluhr vorkam, wie das überreich bestückte Kuriositätenkabinett eines großen Jungen, der fast alle seine Träume verwirklichen konnte – war die Zentrale schlicht und funktional gestaltet. Sie hätte genauso als Regieraum einer mittleren Filmproduktionsfirma dienen können.
Bughassidow liebte es zu klotzen, statt zu kleckern; aber offensichtlich beherrschte der exorbitant reiche Industriemagnat auch die Kunst des noblen Understatements.
Richtig schlau war Perry Rhodan aus ihm noch nicht geworden. Aufs erste sympathisch unprätentiös, zweifellos hochintelligent und weltgewandt, erschien sein Charakter dennoch widersprüchlich.
Obwohl er sich vielerlei Spleens erlaubte, verschleuderte Bughassidow sein Erbe keineswegs blindlings. Er bewegte sich selbstsicher in der Öffentlichkeit, verkroch sich aber immer wieder gern in seiner fliegenden Festung, der KRUSENSTERN.
Einerseits erweckte er den Eindruck, mitten im Leben zu stehen und weiter in die Zukunft zu blicken als die meisten seiner Zeitgenossen; andererseits nahm er Zuflucht zur Vergangenheit, zu einem antiken Russland, das er auf seltsame Weise idealisierte. Er liebte Fabergé-Eier und ließ sich von ausgesuchten Handwerkern neue, noch elaboriertere Miniatur-Kunstwerke anfertigen.
Der »Kreml« genannte Aufbau, in dem er seine illustren Gäste zu empfangen pflegte, beherbergte auch eine ausgedehnte Galerie mit Ikonen. Allerdings hatte Bughassidow bedauernd gemeint, er könne an deren Heil bringende Wirkung längst nicht mehr glauben.
Jedenfalls war er eine faszinierende Persönlichkeit, ein Energiebündel, sowohl zu philosophischen Exkursen als auch zu gelegentlicher Melancholie neigend. Nicht sonderlich groß gewachsen, aber durchtrainiert, wirkte der 51-Jährige jugendlich und fit.
Mit Perry Rhodan verband ihn die Abenteuerlust und konkreter eine Abmachung, die sie unlängst geschlossen hatten: Bughassidow stellte seine beträchtlichen Mittel und insbesondere die KRUSENSTERN zur Verfügung. Im Gegenzug würde ihn Rhodan später dabei unterstützen, die Medusischen Welten zu finden und zu erforschen.
»Funkanruf«, meldete der Epsaler Park Astrur, der Leiter der Schiffssicherheit. »Von der HEYDRANGOTHA.«
»Dem Schiff Announ da Zoltrals.«
»Ja. Sie war vor uns da und hat bereits an der Raumwerft im Orbit von Perkon-V angedockt.«
»Bitte auf den Schirm«, sagte Viccor Bughassidow nonchalant, über seine Bartstoppeln streichelnd, dass es leise knisterte. »Ich unterhalte mich immer wieder gern mit alteingesessenem galaktischem Adel.«
*
Die Frau im Holo trug das schlohweiße Haar schulterlang. Einige stilvoll drapierte Strähnen umrahmten ihr Gesicht, das von fast schon zu perfekter Schönheit war. Aus dem Alabaster der makellosen Haut blitzten rubinrote Augen.
»Willkommen in der Sternenbaronie Perkon«, sagte die Arkonidin mit einer Stimme, klar und scharfkantig wie eine Glasscherbe. »Meine Hilfskräfte haben eurem Schiff soeben Signaturen zugewiesen, die euch den Status von Sondergästen dieses unbescheidenen Khasurn verleihen. Ihr erspart euch also die Einreise-Formalitäten, und das schwarze Schaf unserer Familie kann unverzüglich bei mir zum Rapport antreten.«
Damit war Perry Rhodan, Verwitweter da Zoltral gemeint. »Muss das sein?«, fragte er trocken, mäßig begeistert. »Und warum?«
Announ zog süffisant den rechten Mundwinkel hoch. »Zu meinem Plaisir. Wozu sind Männer gut, außer die Frauen zu erfreuen? Ich darf daran erinnern, dass in diesen Gefilden mein Wort Gesetz ist und ich euch jederzeit die gerade erst erteilten Sondervollmachten entziehen kann. Komm schon, Rhodan!«
»So viel zur feinen Klinge der hohen Diplomatie«, sagte Bughassidow.
»Für dich gilt die Einladung übrigens nicht«, versetzte die Arkonidin herablassend. »Auf dich bin ich nicht neugierig.«
Perry Rhodan verzichtete darauf, gegen die rüde Behandlung zu protestieren. Während die dritte Pilotin der KRUSENSTERN das Anlege-Manöver einleitete, trottete er zum Turbolift, der zum nächstgelegenen Materietransmitter führte.
*
»Ich gestehe, dass es mir mörderischen Spaß bereitet, einen ehemaligen Kristallimperator herumzukommandieren«, sagte Announ da Zoltral, nachdem er neben ihr Platz genommen hatte.
»Das dachte ich mir. Allerdings war ich nie Kristallimperator; mein Titel lautete Großadministrator des Vereinten Imperiums«, sagte Rhodan.
»Du warst der mächtigste Mann im arkonidischen Reich, und zwar über mehr als zwei Jahrhunderte. Außer Bostich I. hielt sich nur Ragnaari der Große länger in dieser Position. Hast du die Zeit an der Spitze genossen?«
Rhodan zuckte die Achseln. »Das ist lange her. Mir wurde inzwischen mehrfach drastisch vor Augen geführt, wie klein ich als einzelner Mensch bin und wie sehr auf die Hilfe anderer angewiesen.«
»Deshalb beugst du dich den Launen einer arroganten, entfernten Verwandten deiner Exfrau?«
»In Maßen. Schließlich sind Viccor und ich dir zu Dank verpflichtet. Das Plasmagehirn wird die KRUSENSTERN erheblich aufwerten.«
»Du hast es überredet, noch einmal auf Weltraumfahrt zu gehen. Ich habe bloß den Kontakt ermöglicht.«
»Und es mit der HEYDRANGOTHA an den Onryonen vorbeigeschmuggelt.«
Bras'cooi