Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1731
Die Beaumortels
Sie kommen aus dem Einsatz zurück – doch sie sind irgendwie anders
von Ernst Vlcek
Die Menschheit im Jahr 1217 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4804 alter Zeit – ist an mehreren Stellen des Kosmos in Ereignisse verwickelt, die auf den ersten Blick zwar nichts miteinander zu tun haben, in Wirklichkeit aber in enger Beziehung stehen: im Arresum, der Minus-Seite des Universums, ebenso wie in der heimatlichen Milchstraße.
Im Solsystem erreicht die Todesstrahlung vom Mars von Tag zu Tag eine größere Ausdehnung; wer in ihren Bann kommt, muss sterben. Illusionen verunsichern die Menschen, und das Mondgehirn NATHAN geht merkwürdigen Tätigkeiten nach. Seit einiger Zeit sorgen darüber hinaus die mysteriösen Waren der Hamamesch in den Magellanschen Wolken und in der Milchstraße für Probleme.
Perry Rhodan und seine Begleiter operieren mit drei Rochenschiffen der Ayindi auf der »anderen Seite« des Universums. Im Nihhat-Nebel stießen die Galaktiker auf das Volk der Barrayd und erhielten von diesen neue Informationen. Die Terraner eroberten ein Kristallschiff und entdeckten einen Werftplaneten; sie erhielten Informationen von »gefangenen« Kommandanten der Abruse; sie entkamen einer »Eising«-Attacke und der Wunderwaffe Eventail.
In der Enklave der humanoiden Barrayd treffen die Terraner auf den Kyberklon Voltago, dem es in der Todeszone der Abruse gelungen ist, weitere Erkenntnisse zu erlangen. Währenddessen entwickelt sich aber die Situation auf der BASIS in eine Richtung, die niemand voraussehen konnte. Eine Gruppe von Menschen verhält sich merkwürdig – man nennt sie DIE BEAUMORTELS ...
Joseph Broussard jr. – Der Anführer der Beausoleils hat mit unerwarteten Problemen zu kämpfen.
Alexius Bullet – Der Beausoleil bemerkt, wie er sich verändert.
Lugia Scinagra – Die Stellvertreterin des Kommandanten muss mit unpopulären Aktionen beginnen.
Hamiller – Das »Herz« der BASIS verhält sich erneut merkwürdig.
Karla Zazis – Sie erinnert sich an eine Begegnung auf Opal.
Die Beausoleils drängten sich in ihren SERUNS vor der roten Schranke und warteten darauf, die Quarantäneschleuse der BASIS passieren zu dürfen. Es handelte sich lediglich um eine Routineuntersuchung, die sonst relativ rasch ablief.
Für Joseph Broussard Juniors Leute ging es dennoch zu langsam. Sie brannten darauf, sich mit ihren Freunden aus Alexius Bullets Gruppe über deren Erlebnisse zu unterhalten. Dazu hatten sie bisher keine Gelegenheit gehabt, weil die drei Einsatzgruppen voneinander getrennt gewesen waren und auch gesondert gecheckt wurden.
»He, was soll das?«, beschwerte sich Lyle Storck laut, um über die Kommunikationsanlage gehört zu werden. »Glaubt ihr, dass wir aus dem Arresum Läuse einschleppen, oder was?«
Einige aus Josephs Gruppe lachten; es klang nicht heiter. Sie waren keine vollen drei Wochen im Arresum gewesen, nicht einmal die Hälfte der maximalen Frist.
Dennoch standen sie unter großer Anspannung. Der Vorfall mit der TYRONA und Alex' Einsatzgruppe hatte an ihren Nerven gezerrt. Dabei war alles glimpflich verlaufen, und nun mussten sie sich dieser Schikane zur Quarantäne unterziehen.
»Mädchen, Arfe, hab doch ein Einsehen«, maulte ein anderer. »Wir kommen aus der Todeszone des Arresums. Dort lebt nichts, womit wir uns infiziert haben könnten.«
»Sie denken wohl, dass uns irgendwelche abrusischen Kristalle anhaften.«
»Unsinn! Seit dem Bericht aus dem Solsystem ist doch klar, dass abrusische Kristallstrukturen im Parresum keinen Bestand haben. Zumindest nicht in so kleinen Mengen, wie wir sie einschleppen könnten.«
»Wir kamen mit solchen nicht einmal in Berührung. Das würde höchstens Alex' Gruppe betreffen.«
»Unsere liebe Chefmedizinerin Loidan ist eben überaus penibel.«
»Das liegt wohl mehr an der Hamiller-Tube.«
»Hört auf zu maulen, camarades«, besänftigte Joseph seine Leute. »Die Ärzte tun nur ihre Pflicht. Die Prozedur ist euch nicht unbekannt. Also seid friedlich. Ihr kommt noch rechtzeitig genug zu eurer Jolie Blonde.«
»Die haben wir uns nach dieser Tour auch redlich verdient.«
Die Atmosphäre in der Quarantänestation entspannte sich ein wenig.
Die Hälfte seiner Gruppe war bereits durch die Diagnoseschleuse gegangen, als die Reihe an Joseph kam. Er wollte Sheena Chambers, einer draufgängerischen Roten, den Vortritt lassen, aber sie stieß ihn burschikos vorwärts.
Joseph trat in die Schleuse. Er ließ das Scanning geduldig über sich ergehen, wurde in die nächste Zelle geschleust, neuerlich abgetastet und von einer Robotstimme gebeten, seinen SERUN auszuziehen und auf die Markierung zu legen. Der SERUN verschwand über ein Antigravfeld in einer Öffnung. Joseph wusste, dass Roboter nun die Daten des Pikosyns checkten.
Ein Piktogramm leuchtete vor Joseph auf, und er folgte ihm in die Desinfektionsschleuse. Minuten später öffnete sich vor ihm ein Schott, und er kam in einen Korridor, an dessen Ende sich der Ausgang in den Auffangraum befand.
»Joseph Broussard junior, geboren elfhundertsechzig auf Terra«, leierte eine menschliche Stimme gelangweilt herunter, und Joseph erkannte die von Doc Salmaka aus Arfe Loidans Team. »Checksumme okay. Befunde negativ. Darf passieren.«
Im Falle, dass irgendetwas mit ihm nicht gestimmt hätte, hätte ihm ein Energievorhang den Weg zum Ausgang versperrt, und Joseph wäre nach links, zurück in die Quarantäne, geleitet worden. Aber darüber brauchte er sich keine Gedanken zu machen. Was hätte mit ihm schon nicht in Ordnung sein sollen?
Zwei Schritte vor dem Ausgang meldete sich die Stimme der Hamiller-Tube in der gewohnt geschraubten Art, wobei sie ihm immer eine spezielle Anrede widmete:
»Willkommen daheim auf der BASIS, Monsieur Broussard. Es freut mich, dass Sie wohlbehalten zurückgekehrt sind.«
Als Joseph durch das sich öffnende Schott in den Auffangraum trat, wurde er von seinen aufgeregten Leuten empfangen, die bereits gecheckt worden waren. Sie redeten alle auf einmal auf ihn ein, sodass er kein Wort verstand. Schließlich erteilte er einem von ihnen das Wort und ließ sich erklären, worum es ging.
»Sie haben Michaels und Alex' Gruppe nicht parallel gecheckt, sondern tun dies erst anschließend. Das müsste nicht sein. Warum halten sie sie unnötig hin?«
Joseph sah im Hintergrund Arlo Rutan mit zufriedenem Gesichtsausdruck stehen.
»Ich werde der Sache nachgehen«, sagte er und ging auf den Ertruser zu.
»Hallo, Joe!«, rief ihm der Chef der Landetruppen dröhnend entgegen; nur um ihn zu ärgern, weil er wusste, dass Joseph diese Koseform seines Namens nicht mochte. »Die Beausoleils haben es wieder mal geschafft, sich ohne besondere Leistung in den Vordergrund zu spielen. Das angebliche Husarenstück der fünfzig Schiffbrüchigen hat auf der BASIS bereits die Runde gemacht. Aber mich beeindruckt ihr damit nicht.«
»Zögerst du die Quarantäneuntersuchung deshalb hinaus – um uns eins auszuwischen, Arlo?«, fragte Joseph.
»Ich möchte nur Tumulten vorbeugen«, erwiderte Arlo Rutan lakonisch. »Ihr werdet noch Gelegenheit genug bekommen, mit euren Heldentaten auf der Kristallwelt Opal zu prahlen. Ihr bekommt alle eine Woche frei. Aber jetzt verzieht euch in eure Unterkünfte oder in die Freizeiträume. Ich möchte nicht, dass der Betrieb auf der BASIS durch euch gestört wird.«
»Du solltest dich besser informieren, Arlo«, sagte Joseph im Weggehen, zeigte dem Ertruser über die Schulter die Faust und streckte dann den Mittelfinger aus. »Ich war gar nicht auf Opal.«
Zurück bei seinen Leuten, forderte er sie auf, sich erst einmal in die Mannschaftsräume zurückzuziehen. Beim Verlassen des Auffangraumes wurden sie von einer großen Menge der BASIS-Mannschaft mit Hochrufen empfangen. Ein blonder, jugendlich wirkender Mann aus der Menge, der Joseph bekannt vorkam, ergriff ihn am Arm und fragte: »Ist Karla schon durch? Geht's ihr gut?«
Jetzt erst erkannte Joseph in dem Blondschopf den Astronomen Clark Murdock, der mit Karla Zazis aus Alex' Gruppe zusammenlebte.
»Petite Karla geht es gut«, antwortete Joseph und schüttelte ihn ab. »Aber es wird noch eine Weile dauern, bis sie durch die Kontrollen ist.«
Nicht, dass Joseph etwas gegen eine Verbindung Karlas mit einem Astronomen hätte. Warum auch? Es ging ihn nichts an.
Er hatte nur keine Lust, allen möglichen Leuten Auskunft über den Gesundheitszustand der schiffbrüchigen Beausoleils zu geben. Er hatte noch nicht einmal Gelegenheit gehabt, seine Leute zu kontaktieren.
*
Lugia Scinagra hatte die Unterlagen eingesehen, die die Zellaktivatorträger auf der BASIS zurückgelassen hatten, bevor sie gleich wieder auf Drängen der Ayindi ins Arresum zurückgekehrt waren.
Die Mannschaft der TYRONA hatte jede Menge Glück gehabt, dass sie überlebt hatte. Dieser »Eventail« genannte Kristallfächer, den die Abruse als neue Waffe einsetzte, hatte die TYRONA mit seinem Eising vernichtet. Der Kristallfächer konnte in Zukunft auch den beiden verbliebenen Rochenschiffen überaus gefährlich werden. Dazu hatte der Arkonide Atlan jedoch gemeint:
»Wir setzen voraus, dass die Ayindi auf jede neue Gefahr durch die Abruse eine Antwort finden. Andernfalls fliegen wir keine weiteren Einsätze.«
Daraufhin waren die Zellaktivatorträger mit der CADRION und der CIRIAC ins Arresum zurückgekehrt. Diesmal ohne sterbliche Einsatzkommandos.
Lugia Scinagra war darüber einigermaßen erleichtert. Es hatte schon zu viele Ausfälle unter den Beausoleils gegeben.
Dies hatte ihnen den Spottnamen »Beaumortels« eingebracht, was so viel bedeutete wie die »schönen Sterblichen«. Und wie es mit Geschmacklosigkeiten eben so war, hatte sich der Name rasch eingebürgert.
Diesmal hätte es beinahe eine ganze Gruppe erwischt. Die Kommandantstellvertreterin mochte sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die auf der Kristallwelt Opal Ausgesetzten nicht rechtzeitig abgeholt worden wären. Dabei drängte sich ihr die Erinnerung an das tragische Schicksal der ODIN-Mannschaft unwillkürlich auf ...
Sie rief die Chefmedizinerin Arfe Loidan an, die den medizinischen Check-up der Beausoleils beaufsichtigte.
»Wie geht's deinen Sorgenkindern, Arfe?«, erkundigte sie sich, nachdem sich das Bildnis der kleinen, molligen Plophoserin mit dem rosigen Gesicht vor ihr aufgebaut hatte.
»Wir könnten uns die Quarantäne glatt sparen«, antwortete Arfe Loidan. »Aber Hamiller besteht auf Einhaltung der Vorschriften. Was aus dem Arresum zurückkommt, ist sowieso steriler als ein OP. Und die Beausoleils scheinen zudem noch eine Vitalspritze bekommen zu haben.«
»Wie meinst du das?«
»Nun, sie sind aufgedreht, überdreht geradezu wie high. Zumindest jene aus der Bullet-Gruppe, ausgerechnet die, denen es beinahe an den Kragen gegangen wäre.«
»Das ist nur zu verständlich«, meinte Lugia. »Man könnte sagen, dass sie ihr zweites Leben feiern.«
»Beausoleils sind eben nicht unterzukriegen«, sagte die Plophoserin wohlmeinend. »Da, sieh selbst.«
Sie schaltete in den Quarantäneraum mit der Bullet-Truppe um. Die 50 Männer und Frauen hatten sich über den Raum verteilt.
Sie lehnten lässig an der Wand, standen oder saßen allein oder in Gruppen beisammen, spazierten ohne Unrast herum. Dabei unterhielt sich jeder mit jedem, auch von einem Ende des Raumes zum anderen. Es wurde auch viel gelacht. Die Beausoleils waren fröhlich wie eh und je.
»He, Bébé, hast du Durst?«, rief eine Frau von irgendwoher.
Der Angesprochene war an die zwei Meter groß und massig; ein Bulle von einem Mann. Er hieß Paul Conte, aber alle nannten ihn nur »Bébé«, weil sein rundliches Gesicht einen so rosigen Teint hatte wie ein Baby. Die Beausoleils behaupteten, dass Bébé so stark sei, dass er es sogar mit einem Ertruser aufnehmen könne.
»Ich könnte ein ganzes Fass Bier auf einen Zug leeren«, verkündete Paul Conte lauthals. »Aber noch mehr freue ich mich darauf, es Arlo zu zeigen. Ich werde ihm zur Begrüßung die Hand zerquetschen.«
Das folgende Gelächter mischte sich mit Pfiffen und Gejohle. Als der Lärm abebbte, verkündete Alexius Bullet, der etwa so groß wie Conte war, nur schlanker und einen durchtrainierten Körper hatte, mit ernstem Gesicht:
»Ich weiß nicht, wie es euch anderen geht. Aber ich fühle mich ähnlich wie Bébé: Ich könnte Bäume ausreißen!« Plötzlich grinste er und rief in die Runde: »Wir Beausoleils sind nicht unterzukriegen. Wir haben wie Katzen neun Leben.«
»Wir sind unsterblich – auch ohne Zellaktivatoren!«
Andere griffen den Slogan auf; dann riefen und wiederholten sie ihn im Chor.
An Alexius Bullets Seite stand eine schlanke Frau, die einen schutzbedürftigen Eindruck machte. Lugia kannte ihren Namen. Sie hieß Karla Zazis und wurde die »kleine Karla« genannt, obwohl sie mit 1,72 Metern nicht so klein war. Sie wandte ihr hübsches Gesicht zu Alex hoch und sagte irgendetwas; ihr Mund hatte dabei einen maliziösen Ausdruck, wie Lugia fand.
Alex fuhr der Frau schalkhaft durchs Haar und lachte.
Lugia blendete sich aus.
»Warum tut sich bei der Bullet-Gruppe nichts, Arfe?«, erkundigte sich die Kommandantstellvertreterin bei der Chefmedizinerin. »Warum schleust ihr sie noch nicht durch?«
»Sie sind als Letzte dran. Wir beginnen mit Broussards Leuten. Wir wollen die drei Einsatzgruppen voneinander getrennt checken.«
»Aber warum nimmst du sie nicht gleichzeitig dran? Die Möglichkeiten dafür hast du.«
»Arlo hat das so gewollt«, rechtfertigte sich die Plophoserin. »Er meint, die Beausoleils würden sich wie die Wilde Horde aufführen, wenn wir sie alle auf einmal auf die BASIS losließen. Dafür wollte er ihnen zwei Schichten Dienst nachlassen. Aber ich habe auf einer Woche bestanden. Die steht ihnen mindestens zu.«
»Das mildert diese unnötige Schikane doch nicht«, sagte Lugia ärgerlich. »Los, Arfe, mach zwei weitere Checkpoints auf, und fertige die Beausoleils so rasch wie möglich ab. Es ist nicht nötig, sie über Gebühr hinzuhalten.«
»Eigentlich hast du Recht, Lugia«, stimmte Arfe Loidan zu. »Ich werde schneller machen.«
»Und zieh Alexius Bullet vor«, bat Lugia. »Ich möchte mich mit ihm unterhalten, bevor er mit seinen Leuten feiert. Ich komme zu euch. Bullet soll in einem Sprechzimmer auf mich warten.«
Als Lugia eintraf, wartete Alexius Bullet bereits auf sie. Sie schrak vor seinem Anblick zurück. Er war völlig verändert, war das genaue Gegenteil des lebenssprühenden Beau, den sie eben in der Quarantänestation gesehen hatte. Er war blass und wirkte zittrig. Nichts war mehr von dem kraftstrotzenden Alex vorhanden, der sich fühlte, als könne er Bäume ausreißen.
»Was ist geschehen?«, erkundigte sich Lugia sorgenvoll.
»Nichts weiter«, sagte Alex nervös und versuchte vergeblich, sich zu straffen. Er machte eine fahrige Handbewegung. »Schwamm drüber! Warum wolltest du mich sprechen?«
»Ich kenne den Einsatzbericht, wollte mich aber zusätzlich über deine persönlichen Eindrücke informieren, Alex«, sagte Lugia und sah ihn fest an. Er wich ihrem Blick aus. Sie fuhr nachdenklich fort: »Das erscheint mir nun aber nicht mehr wichtig. Ich habe dich in der Quarantänestation als Energiebündel gesehen. Und jetzt stehst du verunsichert, fast eingeschüchtert vor mir. Ich möchte wissen, wie es zu diesem plötzlichen Wechsel gekommen ist.«
Alex sah zuerst durch sie hindurch, dann zog er seine Blicke zurück und sah ihr in die Augen. Er versuchte ein Lächeln. Als hätte er ihre letzten Worte gar nicht gehört, begann er zu erzählen:
»Nun, über das, was auf Opal passiert ist, werden meine Leute genügend Geschichten erzählen. Du weißt ja, wie das so ist. Tatsächlich hat sich aber nicht viel ereignet, abgesehen davon, dass jede Menge Skelettics uns in ihrem eigenartigen Gang umtanzten.
Und dann immer gleich abhauten, wenn wir näher kamen. Das sind schon recht seltsame Gestalten ... Obwohl sie eigentlich nur blöd in der Gegend herumstaksen, lassen sie sich gut ausfabulieren. Du wirst staunen, welchen Stellenwert sie in den Geschichten meiner Leute bekommen werden. Dagegen wirst du kaum hören, dass wir, während wir auf Opal ausgesetzt waren, die SERUNS gestrichen voll hatten ...«
»Alex!«, fiel ihm Lugia Scinagra schneidend ins Wort. »Keine Ausflüchte! Ich will wissen, was dir auf der BASIS widerfahren ist!«
»Na schön«, sagte Alex daraufhin und warf ergeben die Hände in die Luft. »Es ist eigentlich nicht der Rede wert. Aber als ich aus der Quarantänestation kam, da wartete einer von Arlos Ertrusern auf mich. Slinter heißt er. Er hat offenbar unsere Gespräche abgehört und zog mich damit auf. Wir hätten wohl Kraftpillen zu uns genommen, weil wir uns so bärenstark fühlten, und ob ich es mit ihm aufnehmen wolle und solche Stänkereien. Ich wollte ihm ausweichen, aber er umfasste mich mit beiden Armen und hob mich hoch. Ich dachte, er wolle mich erdrücken. Aber das war es nicht, was mich fertig gemacht hat. Er muss einen Schocker getragen haben, denn ich wurde wie elektrisiert durchgeschüttelt. Dann ließ er mich einfach fallen und rannte weg.«
»Das ist ein starkes Stück«, sagte Lugia bedauernd. »Ich werde der Angelegenheit schnell nachgehen.«
»Nein«, verlangte Alex. »Das ist die Sache nicht wert. Wir werden es unter uns ausmachen. Lass das lieber.«
Da Lugia den Eindruck hatte, dass er wieder erholter wirkte, stimmte sie zu.
»Meinetwegen«, sagte sie und streckte ihm nachträglich die Hand zur Begrüßung entgegen. »Willkommen, zurück auf der BASIS!«
Alex wollte ihre Hand spontan ergreifen. Aber kurz bevor er sie erreichte, hielt er inne. Seine Hand begann für einen Moment zu zittern, dann zog er sie blitzschnell zurück und schob sie in die Hosentasche. Lugia hatte den Eindruck, dass sein Gesicht zuerst einen erstaunten und dann einen verstörten Ausdruck annahm, bevor er sich ein Grinsen abzwang.
»Warum denn so förmlich?«, sagte er unbeholfen. »Schließlich sind wir ja nicht von den Toten auferstanden. Er ist ja nichts passiert. Aber trotzdem – ich glaube, jetzt beginne ich die Nachwirkung der Strapazen zu spüren. Und der Streich, den mir Slinter spielte, war auch nicht ohne. Könnten wir unser Gespräch nicht auf ein andermal verschieben? Eigentlich hat es sich ohnehin erübrigt. Alles, was es noch zu sagen gäbe, ist Raumfahrergarn.«
»In Ordnung«, stimmte Lugia zu, keineswegs zufrieden mit dem Gespräch. »Geh und ruh dich aus.«
Diesmal unterließ es Lugia, ihm die Hand zu reichen, weil es ihr selbst als übertriebene Förmlichkeit erschien. Alex nickte ihr wortlos zu, drehte sich ruckartig rum und verließ fluchtartig den Raum.
Lugia sah ihm nachdenklich nach. Sie beschloss, mit Arlo Rutan ein ernstes Wort zu reden. Er musste etwas gegen die rivalisierende Cliquenbildung innerhalb seiner Einsatztruppen unternehmen. Es ging nicht an, dass Mitglieder einer Gruppe, die gerade aus dem Einsatz kam, von anderen drangsaliert wurden.