Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1742
Countdown für KOROMBACH
Der Plan des Maschtaren – und die Invasion der Zwerge
von Robert Feldhoff
Während Perry Rhodan und seine Gefährten an der Großen Leere und in den Weiten des Arresums versuchen, einerseits zwischen Ayindi und der Damurial zu vermitteln und andererseits die unglaubliche Gefahr durch die Abruse zu beseitigen, verändert sich die Situation im heimatlichen Solsystem und in der Milchstraße. Dort dehnt sich die Todesstrahlung vom Mars nach wie vor ohne Unterbrechung aus; wer in ihren Bann kommt, muss sterben. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Erde von der Strahlung erfasst und alles Leben auf dem Planeten vernichtet wird.
Zu Beginn des Jahres 1218 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4805 alter Zeit – kommt für die Terraner nun auch noch der Ärger mit den Hamamesch dazu: Die Angehörigen dieses Händlervolks aus Hirdobaan, die dank der BASIS-Expedition zur Großen Leere überhaupt erst auf die Milchstraße aufmerksam wurden, haben mit ihren mysteriösen Waren und phantastischen Basaren für Aufsehen gesorgt. Wer unter den Einfluss dieser Waren gerät, weist suchtartiges Verhalten auf – die Verantwortlichen Terras sehen darin eine ernsthafte Gefahr.
Mittlerweile entstanden in verschiedenen Gebieten der Milchstraße die ersten sieben Basare. Der Versuch der Hamamesch, auch im Einflussbereich der Terraner Basare zu errichten, wurde von der Liga Freier Terraner und der Kosmischen Hanse mit Waffengewalt gestoppt.
Doch damit ist der Einfallsreichtum der Händler noch lange nicht zu Ende – jetzt läuft der COUNTDOWN FÜR KOROMBACH ...
Homer G. Adams – Der Chef der Kosmischen Hanse verhält sich merkwürdig.
Geo Sheremdoc – Der LFT-Kommissar wittert Unheil.
Esker Harror, Harold Nyman – Zwei menschliche Agenten im Auftrag der Hamamesch.
Koka Szari Misonan – Die Erste Terranerin steht unter politischem Druck.
Jorror – Der Maschtar entwickelt einen teuflischen Plan.
»Hallo, Amira! Wie bitte? Doch, der Treffpunkt ist gut, wir wollen darüber nicht diskutieren. Dort sind viele Leute. Worum es geht? Das können wir dir nicht sagen, o nein ... Du erfährst es natürlich dann, deshalb bestellen wir dich ja. Und, bevor wir es vergessen: Du darfst niemanden informieren, weil sonst der Zweck des Besuchs in Frage gestellt wird. Sei vorsichtig. Wir sehen uns morgen.«
Schweigen.
Dann: »Was ist mit dir? Hast du Magenschmerzen?«
»Ja, so ähnlich könnte man es ausdrücken, Amira. Es geht mir wirklich nicht sehr gut.«
*
Die kleine, pausbäckige Frau bewegte sich mit scheinbar sicheren Schritten über den Stadtteilmarkt von Atlan Village, Terrania.
Dass sie ab und zu gehetzte Blicke zu den Seiten warf, konnte nur ein sehr guter Beobachter bemerken. Aber solche Beobachter waren vorhanden: Die beiden Männer ließen sie keine Sekunde lang aus den Augen.
Zwischen Menschen und Außerirdischen bewegte sie sich durch das Gassengewirr. Den beiden Männern fiel es nicht schwer, sie zu verfolgen. Sie verfügten über eine erstklassige Ausbildung. Daher wussten sie genau, dass dieser Ort nicht in ihre Pläne passte; dass sie noch ein wenig abwarten mussten.
Als sie den zentralen Marktplatz erreichte, stockte die Frau eine Sekunde lang. Sie brauchte die Zeit, um sich zu orientieren. Wahrscheinlich war sie niemals zuvor hier gewesen.
Auf engstem Raum drängten sich mehr als dreitausend Wesen. Obwohl die meisten entweder Terraner oder zumindest Humanoide waren, fielen die hoch gewachsenen Exoten besonders ins Auge.
Dreißig Ertruser. Eine ganze Gruppe. Machen Lärm für hundert Leute.
Auf die Ertruser musste man Acht geben. Wenn sie aber mehr als fünfzig Meter entfernt waren, konnten sie selbst mit ihren überragenden Reflexen und der überirdischen Körperkraft nichts ausrichten.
Ruhe, signalisierte der eine Mann dem anderen. Lass sie laufen, bis die Kerle verschwunden sind.
Der Name der Frau lautete Amira Steer. Von der resoluten Persönlichkeit blieb in diesem Moment nicht viel übrig, als sie beinahe kleinlaut an einem der Stände Halt machte. Sie kaufte zweihundert Gramm ferronischen Konfekt, bestreut mit einer exotischen Zuckersorte – sehr viel mehr, als sie noch würde essen können. Gedankenverloren langte sie in die Tüte. Ihre Pausbacken bewegten sich, nervös, mit offen stehendem Mund.
Sie war eine blonde Mischlingsfrau, mit einer arkonidischen Mutter und einem Vater von Terra.
Ihre Funktion bestand darin, für 17 neuarkonidische Siedlerwelten die Handelsinteressen zu vertreten. Findercraft-Import, so lautete der Name ihres Unternehmens. Was niemand wusste: Findercraft-Import befand sich unter Kontrolle der Galactic Guardians. Jene interstellare Organisation von Mördern, Erpressern und Dieben, die seit längerer Zeit schon von sich reden machte ...
Gefährliche Gesellschaft, Amira Steer. Du hast einen Fehler gemacht. Einer der zwei Männer krümmte sich plötzlich, wie unter einem plötzlichen Magenkrampf. Der andere bemerkte es wohl, reagierte aber nicht. Von den übrigen Passanten wurde keiner aufmerksam.
Geh weiter! Du verdirbst alles. – So ist es gut.
Amira Steer blieb vor den Gemüsesorten stehen, musterte ein paar, zuerst die terranischen, dann die vom Mars, von Ferrol und von Olymp. Ein syntronischer Marktschreier versuchte das allgegenwärtige Gemurmel zu durchdringen, reichte aber nur ein paar Meter weit, weil seine Lautstärke begrenzt war. Ungeduldig schob sie ihn beiseite. Ihre Blicke wanderten immer wieder durch die Reihen der Leute.
Die beiden Männer jedoch verhielten sich viel zu vorsichtig. Für eine Person wie Amira Steer war es völlig ausgeschlossen, sie zu entdecken.
Die Ertruser verließen den Markt im selben Augenblick. Damit hatten sie freie Bahn.
Einer der Männer ließ sich mit dem Strom in ihre Nähe treiben. Dabei verhielt er sich so geschickt, dass ihre Aufmerksamkeit immer auf Vorgänge in der anderen Richtung gelenkt war.
Aus der Hosentasche zog er unauffällig einen winzigen Gegenstand. Es handelte sich um ein extrem teures Gebilde, nicht größer als ein Kügelchen aus Papier. Aus einem Meter Entfernung schnippte er den Gegenstand auf ihre Jacke.
Damit war seine Mission erfüllt.
Er achtete immer noch sorgfältig darauf, nicht in ihr Blickfeld zu geraten, bewegte sich fort von ihr, schlug einen zufällig wirkenden Weg in Richtung Marktausgang ein. Dabei blieb er häufig an den verschiedensten Buden stehen. Alles musste zufällig aussehen. Keinesfalls durfte er jetzt seinen Partner treffen. Es war nicht ausgeschlossen, dass irgendwo eine Aufzeichnungsmaschine lief. Wenn NATHAN diese später auswertete, konnte der Syntron anhand von Bewegungskontrollen vielleicht beweisen, dass sie sich kannten; und dass sie Amira Steer vor ihrem Tod beobachtet hatten.
So weit durfte es auf keinen Fall kommen. An einem schwebenden Getränkestand kaufte er Wasser, das mit sauren Geschmacksstoffen versetzt war. Er trank es aus – und verschwand mit einem ganzen Pulk von Leuten.
Der zweite Mann, der sich eben vor Magenschmerzen gekrümmt hatte, übernahm den restlichen Part. Er behielt Amira Steers Bewegungen genau im Auge.
Mit einem Kodegeber setzte er die vorbereitete Apparatur in Betrieb.
Zur selben Zeit erwachte der »Papierschnipsel« an Amira Steers Jacke zum syntronischen Leben. Der Schnipsel verwandelte sich in eine unsichtbare Masse, die an ihrer Jacke bis zum Kragen emporkroch.
Hätte sie jetzt Gift oder einen tödlichen Energiestoß abgegeben, niemand hätte die Version vom Unfalltod geglaubt.
Stattdessen bewegte sich die Masse – von der Frau unbemerkt – über ihren Hals, über die Wange bis vor den linken Augapfel. Dort verwandelte sie sich in einen nicht-transparenten, dünnen Film. Vor ihren Augen formte sich in deutlich leserlichen Buchstaben eine Botschaft.
HALLO, AMIRA! DU BIST ALSO GEKOMMEN. DAS IST GUT. IN DER MITTE DES MARKTES BEFINDET SICH EIN MÜLLVERNICHTER. BEGIB DICH DORTHIN, STELL DICH EINEN METER ENTFERNT DAVON AUF, SPRICH MIT NIEMANDEM UND WARTE AUF UNS!
Ein Wimpernschlag wischte die Substanz weg. Sie widerstand sogar der Versuchung, sich die Augen zu reiben. Der Mann nahm das mit einer gewissen Bewunderung zur Kenntnis; sie verhielt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten absolut professionell.
Am Ende erreichte Amira den angewiesenen Standort.
Der Müllschlucker funktionierte auf Desintegratorbasis. Es handelte sich um einen zwei Meter hohen, blassen Zylinder, der mit einem grünen Streifen gekennzeichnet war. Im Inneren herrschte ein Feld, das Materie in ihre Bestandteile aufspaltete. Der ionisierte Nebel wurde aufgefangen, abgesaugt und zu neuen Rohstoffen zusammengesetzt; aber erst in der Zentrale.
Ein solches Gerät funktionierte absolut zuverlässig. Die automatische Steuerung schloss jeden Unfall aus. Sobald jemand versuchte, seinen Fuß oder eine Hand ins Innere zu strecken, legte die Automatik sämtliche Prozesse lahm. Menschen konnten sich daran nicht verletzen. Auch nicht Amira Steer – aber so war es auch nicht beabsichtigt.
»So, da wäre ich«, murmelte sie, für niemanden hörbar. »Was, zum Teufel, wollt ihr? Warum diese Geheimniskrämerei?«
Der Mann bewegte sich indessen zum Ausgang des Marktes.
Zehn Sekunden. Fünf, vier ... Stopp.
Er blieb stehen, um das Ereignis aus den Augenwinkeln zu betrachten.
Die Schnipselmasse, die in Amira Steers Augenwinkeln zurückgeblieben war, reagierte unter der Streustrahlung des Desintegratorfeldes. Sie löste sich auf – und erzeugte dabei einen kaum wahrnehmbaren elektromagnetischen Impuls. Das Verfahren hatte den Vorteil, dass selbst mit den besten Ortergeräten niemand eine Spur zu einem der beiden Männer verfolgen konnte.
Der Impuls wurde von einem Mikroempfänger im Inneren des Müllschluckers aufgenommen. Im selben Sekundenbruchteil löste er eine Fehlsteuerung des tödlichen Feldes aus.
Die Frau bemerkte nichts mehr davon.
Der Mann dagegen nahm eine kurze, flimmernde Erscheinung rund um den Müllschlucker wahr. Im Umkreis eines Meters löste das Feld jegliche Materie auf. Die Maschine vernichtete sich selbst, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Von Amira Steers Körper blieb lediglich eine vergehende Wolke zurück.
Grünliches Flimmern. Schon vorbei.
Durch die Menge lief ein kollektiver Aufschrei. Zunächst nur von wenigen Personen, die den Vorgang durch Zufall beobachtet hatten, dann aufgenommen von den umstehenden Personen. Explodierende Müllschlucker, so etwas konnte es nicht geben.
Außer Amira Steer kamen zwei weitere Personen zu Schaden. Dass es weitere Opfer gab, erschwerte den Behörden die Ermittlungen. Es gab jetzt sehr viel mehr Spuren zu verfolgen.
Sie hatten dafür gesorgt, dass keine einzige ans Ziel führte.
Amira Steer war tot. Das Ermittlungsergebnis konnte nicht anders lauten als »Unfall, technisches Versagen«. Der Mann bewegte sich unruhig auf die Unfallstelle zu, so wie alle anderen, und entfernte sich, als Sekunden später eine robotische Helfermannschaft aus dem Himmel fiel.
*
»Heute ist der 10. Februar 1218. Neue Galaktische Zeitrechnung.«
Der kleine Mann, der auf der Hochterrasse des HQ Hanse dem durchtrainierten Glatzkopf gegenübersaß, betonte die banale Aussage so, als komme ihr außerordentliche Bedeutung zu.
»Das heißt«, führte er weiter aus, »dass die Entfernung zwischen Erde und Mars bei etwa, na, sagen wir ... 224 Millionen Kilometern liegt. Auf ein paar Millionen mehr oder weniger kommt es nicht an.«
Um diese Zeit pfiff ein erbarmungslos kalter, schneidender Wind über die Terrasse. Weder der kleine Mann mit dem großen Schädel noch der Athlet, der ihm gegenübersaß, ließen sich davon stören. Ihre dampfenden Kaffeebecher hielten sie mit beiden Händen fest; sie wärmten sich daran, solange es die aufgehende Sonne noch nicht konnte.
»Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst, Homer. Das heutige Datum ist mir durchaus bekannt. Ich wüsste allerdings nicht, was daran besonders sein sollte.«
Geo Sheremdoc war 1,82 Meter groß. Sein Gesicht wirkte so verkniffen und stur, dass sich die meisten Menschen seiner Meinung schon beugten, bevor er sie überhaupt begründet hatte.
Charismatisch. Der erste LFT-Kommissar seit vielen Jahren.
Ihm eilte der Ruf voraus, selbst in Krisensituationen niemals zu versagen. Inzwischen hatte er sich eine Position geschaffen, aus der er weite Bereiche des Solsystems kontrollierte. Er war derjenige, dessen Wort in den Raumschiffen und Stationen des Systems zählte. Natürlich bis auf Widerruf – dies war eine Demokratie, und er schuldete ihren Vertretern Rechenschaft.
»Ich stelle das Datum nicht deswegen heraus, Geo, weil es besonders wäre, sondern weil ich mich um die Entwicklung sorge. Der Mars strahlt nach wie vor das Todesfeld aus. Die Kristalle bedecken immer noch den ganzen Planeten. Ich schätze, dass für uns gegen Anfang März alles gelaufen ist. Dann müssen wir die Erde endgültig evakuieren.«
Geo Sheremdoc schüttelte den Kopf. »Falsch, Homer. Wir haben die Zusage der Ayindi, den Prozess zu stoppen.«
»Und was, wenn sie dazu gar nicht in der Lage sind?«
»Warten wir es ab.«
»So einfach ist das nicht. Ich persönlich bin natürlich davon überzeugt, dass wir es irgendwie schaffen. Aber außerhalb des Systems denken die Wesen anders. Die Möglichkeit, dass das Solsystem diesmal wirklich untergeht, wird immer wahrscheinlicher. Wir sind keine Götter, nicht wahr? Einmal muss ja schließlich das erste Mal sein. Höre dir einmal Arkoniden oder Akonen an. Sogar die Haluter und Blues zweifeln.«
»Ich wünschte mir, dass du auf den Punkt kommen würdest!«
Homer G. Adams schaute sein Gegenüber giftig an.
Sheremdoc hatte eine unangenehme Art, das eigene Reden als Geschwafel erscheinen zu lassen. Höflichkeit war nicht die Stärke des LFT-Kommissars. Und deshalb konnte sich Adams bestens vorstellen, dass der Glatzkopf auch einem Perry Rhodan ins Wort gefallen wäre.
Adams grinste unwillkürlich. Mit dem kleinen Unterschied, dachte er, dass ihm Rhodan dazu niemals einen Anlass geboten hätte.
»Ich bin absolut auf dem Weg, diesen Punkt anzusteuern, Geo. Die Vorbereitungen zur Evakuierung laufen. Diesen Punkt können wir getrost Koka Szari Misonan und den Experten überlassen. Was passiert aber, wenn wir das Solsystem doch irgendwie retten?«
Geo Sheremdoc schüttelte missbilligend den Kopf. »Was machst du dir Gedanken? Ist dieser Fall nicht der einfachste von allen?«
»Nein. Wenn die Gefahr vorbei ist, wird die Erde wirtschaftlich so schwach dastehen wie selten zuvor in ihrer Geschichte. Niemand investiert auch nur einen Galax auf Terra. Die Kapitalflucht ist derart ausgeprägt, dass wir am Ende, bildlich gesprochen, in Hemd und Socken dastehen werden. Glaub mir, Geo: Wenn wir das nicht bald beenden oder bremsen, sind bald auch die Socken unten. Ich versuche derzeit, Terras Finanzen so weit wie möglich über Ausweichmärkte laufen zu lassen, die wir ebenfalls weitgehend kontrollieren. Olymp oder Plophos beispielsweise. Ich kann die Verluste aber nur teilweise auffangen.«
Der Glatzkopf brauchte ein paar Sekunden, um darüber nachzudenken. »Ich verstehe«, sagte er dann. »Du wirst einen Grund haben, darüber mit mir zu sprechen. Welcher ist das?«
»Nur ein Vorschlag, Geo ...« Der kleine Mann lächelte hintergründig, angenehm umspielt von den ersten heißen Strahlen, die Sol über den Horizont schickte. Je mehr der Becher sich in seinen Händen abkühlte, desto wärmer wurde das Gesicht. »Wir zwei werden unsere Arbeit besser teilen. Ich habe nicht die Absicht, mich länger um die Hamamesch zu kümmern. Dieser Bereich fällt jetzt vollständig in deine Zuständigkeit.«
»Und du?«
»Ich begebe mich auf eine Goodwill-Tour über Terra, anschließend zu den wichtigsten Handelspartnern. Ich mache jedermann klar, dass unser System eine wirtschaftliche Zukunft besitzt. Sonst messen wir irgendwann den Verlust nicht mehr in Hunderten von Milliarden, auch nicht in Tausenden. Dann wird es höher. So etwas holen wir in dreißig Jahren nicht auf.«
Der Mann im Gleiter war 1,97 Meter groß. Dieses Schicksal teilte er statistisch mit etwa 60 Millionen weiteren Bewohnern des Solsystems. Allein die Größe stellte also noch kein signifikantes Merkmal dar.
Seine Erscheinung wirkte schlank, regelrecht abgezehrt – aber auch das reichte nicht, den Kreis der in Frage kommenden Personen einzugrenzen. Schlanke männliche Humanoide von knapp zwei Metern Größe gab es wie Sand am Meer.
Und die wichtigsten Merkmale, anhand derer man ihn hätte zurückverfolgen können, existierten in dieser Form nicht mehr.
Esker Harror war jetzt Neuarkonide – kein Terraner mehr. Sein neuer Name lautete Seano Bonk. Er hatte rote Augen – keine blauen mehr.
Sein Haar war lang und weiß. Auf die braune Ursprungsfarbe hätte vielleicht noch ein genetischer Test hingewiesen. Der kurze Schnitt und der links gezogene Scheitel waren jedoch verschwunden. Die Stimmfrequenz war leicht in die Höhe verschoben. Sein Blick wirkte dagegen noch immer schläfrig, der Gesichtsausdruck zynisch und verkniffen.
Doch die Gesamtheit der Merkmale unterschied sich von seiner früheren Identität so sehr, dass nur noch eine gewisse Ähnlichkeit bestand. Selbst NATHAN hatte keine Chance, aus Seano Bonk den Hanse-Spezialisten Esker Harror zu machen.
Auf Terra bewegte er sich absolut inkognito.
Soeben hatten sie dafür gesorgt, dass das auch in Zukunft so bleiben würde.
Harror krümmte sich wieder, als sie das Gebäude der Findercraft-Import erreichten. Er konnte die Schmerzen nicht ertragen.