Zeittafel

Ausgewählte Daten, die sich auf Erzherzog Ludwig Salvator in Mallorca beziehen:

1847 am 4. 8. Geburt von Ludwig Salvator im Palazzo Pitti zu Florenz als Sohn des Großherzogs Leopold II. von Toskana und seiner zweiten Frau, der Großherzogin Maria Antonia, Prinzessin beider Sizilien.

1860 Leopold II. der Toskana erwirbt in Böhmen die Domäne Brandeis nördlich von Prag, die er nach seinem Tod testamentarisch Ludwig Salvator hinterlassen wird.

1867 Ludwig Salvator erstmals auf den Balearen.

1869 Es erscheinen: “Beitrag zur Kenntnis der Coleopteren-Fauna der Balearen”, ein Büchlein über die Käferwelt auf den Balearen. Und Band I des Monumentalwerkes “Die Balearen in Wort und Bild geschildert”, dem bis 1884 weitere sechs Bände und 1897 eine zweibändige Zusammenfassung folgen.

1871 Ludwig Salvator zum zweiten Mal auf Mallorca; Unterkunft im gemieteten Palast der Grafen von Formiguera in Palma.

1872 Kauf der Finca Miramar als erste Besitzung Salvators auf Mallorca.

1875 Großherzogin Maria Antonia besucht Ludwig Salvator erstmals auf Mallorca. Die Herberge von Ca Mado Pilla auf der Besitzung Miramar wird in Betrieb genommen. Salvator beginnt, durch den Erwerb des Gutes Son Galceran seine Ländereien auf Mallorca zu erweitern.

1877 Zweiter Besuch der Großherzogin Maria Antonia auf Mallorca. Salvator wird von der Provinzdeputation zum “Adoptivsohn der Balearen” ernannt.

1881 Es erscheint “Die Stadt Palma” als Sonderdruck aus den “Balearen”.

1886 Ludwig Salvator richtet sich in Miramar ein.

Band I von “Las Baleares”, einer spanischen Ausgabe der “Balearen”, erscheint, dem 1890 Band II folgt.

1892 Kaiserin Elisabeth (Sissi) besucht im Dezember Ludwig Salvator auf Mallorca.

1893 Kaiserin Elisabeth kommt im Januar erneut nach Mallorca.

1894 Auf Mallorca trifft die Dampfyacht “Nixe II” ein.

Es erscheint “Spanien in Wort und Bild”.

1895 Erstausgabe von “Rondayes de Mallorca” (Sammlung von 54 Märchen in Mallorquín).

1896 “Märchen aus Mallorca” (deutschsprachige Ausgabe der “Rondayes”).

1899 Reise mit der „Nixe II” von Mallorca zum Heiligen Land.

1910 “Die Felsenfesten Mallorcas - Geschichte und Sage”.

1911 “Lo que se de Miramar” (ein Führer durch die Besitzung Miramar in Mallorquín ).

1912 “Somnis d’estiu ran de mar” (Beobachtungen an Mallorcas Küste in Mallorquín); “Sommerträumereien am Meeresufer” (deutsche Ausgabe davon).

1914 Es erscheint das Buch: “Porto Pi - In der Bucht von Palma de Mallorca”.

1915 Am 13. Mai bezieht Ludwig Salvator mit seinem gesamten Hofstaat das Schloß Brandeis in Böhmen, wo er am Nachmittag des 12. Oktober stirbt.

Erzherzog Ludwig Salvator

Die schönsten

Märchen

aus

Mallorca

neu erzählt von
Eduarda

illustriert von
Nicki Wambolt

verlegt bei vitolibro

Die schönsten Märchen aus Mallorca
© Vitolibro S. L, Mallorca und Malente, September 2011
Umschlagkonzept: Vitolibro
Motiv: Nicki Wambolt
Gestaltung: Juliana Salazar, Santa Eugènia
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
ISBN 9783869405087
DL PM 1487-2011

Weiteres finden Sie unter www.vitolibro.de
... der Verlag mit dem Flieger

Ein paar Worte vorweg

Gleich zu Beginn sei’s offen gestanden: Eigentlich spielen wir Bridge. Wir sind vier Frauen aller Altersstufen, naja, und ganz ehrlich, so toll Bridgespielen ist, eigentlich treffen wir uns zum Quatschen und Ratschen und zum Disputieren.

Wir wohnen nicht weit voneinander, unweit von der Tramuntana in der Pla, wie die ganze Ebene genannt wird, und wir treffen uns einmal in der Woche. Meist reden wir Castellano miteinander, also Spanisch, auch wenn’s nicht so ganz perfekt ist, macht ja nix. Und alle mischen ein paar Brocken Englisch dazwischen. Manche auch bröckchenweise Mallorquín oder Deutsch. Das ist lustig, Hauptsache, wie verstehen uns.

Das Ganze kam so.

Immer nach einer Partie Bridge haben wir uns angewöhnt, jeweils ein Salvator-Märchen aus dem Gedächtnis neu zu erzählen. Dann wiederholt es jede in ihrer Sprache. Dann hören wir uns gegenseitig zu, in unseren vier Muttersprachen. Dieselbe Geschichte, mit der wir immer ganz locker umgehen. Und, na klar, jedes Mal hat sie sich verändert, weil wir sie eben nicht vorlesen. Nebenbei: Wenn Du dieses Buch gelesen hast und diese “cuentos” weiter erzählst, ändern sie sich ja wieder. Gut so.

Daß dieses Buch zuerst auf deutsch erscheint, entstand durch Zufall. Ich bin die Deutsche in der Runde. Ich hatte von dem neuen Verlag Vitolibro gelesen und einfach angerufen, ob ihn das interessiert. Hier das Ergebnis.

Wir hoffen natürlich, dass unsere Neufassung auch den Weg in unsere anderen drei Sprachen findet.

Zugegeben, so anders als die Originalversion vom Erzherzog ist diese Fassung gar nicht. Weil ich ja Respekt davor habe.

Aber wir alle haben festgestellt, dass wir beim Erzählen die Sache mit dem Original nicht so ernst nehmen. Hat der gute Salvator übrigens selbst nicht, er ließ ganz verschiedene Fassungen drucken, zuerst sogar ohne seinen Namen drauf.

Richtige Volkskundler bemühen sich um die Reinheit des Originals - es gibt ja gar kein “Original”. Dabei habe ich mich mit dieser Fassung durchaus bemüht, nicht radikal was Neues draus zu machen. Wir alle wollen die Erstfassungen und Erstübersetzungen - die sich allesamt bemühen, am Original zu bleiben - nicht hemmungslos verhunzen oder gar eine neue Sprechsprache draus machen. Doch haben wir festgestellt, dass wir einerseits im Original manches zuerst gar nicht verstanden. Und dass zweitens ein bisschen mehr Heute den Märchen doch gut tut.

Fröhliche Lektüre wünscht

Eduarda

Eu Frarêt (Pollensa) = Das Mönchlein

Wie aus einem Böhnchen Schritt für Schritt ein Mädchen wird, das eine Nase kostet

s war einmal - naja, vielleicht war es auch nicht, was macht das schon. Dem Stieglitz soll es gut gehen, der Disteln mag und daher ja auch Distelfink heißt. Er ist für seine Fruchtbarkeit bekannt, und er ist beharrlich, also so hartnäckig wie ein Mönch. Dir wünsche ich, dass du einen guten Eindruck machst, ich bekomme dafür ein doppeltes Maß Getreide.

Genug gesprungen. Jetzt geht’s los.

Es war einmal ein Mönchlein ganz alleine unterwegs, neugierig und guter Dinge. Und er schaute um sich her und schaute vor sich hin - und da lag doch auf dem Weg vor ihm eine gute kleine Saubohne.

Das Mönchlein hob sie auf und lief und lief, bis es zu einem Häuschen kam. Es ging bis vor die Tür und fragte laut:

“Ave, sei gegrüßt, liebe María Purísima. Kannst du mir bitte dieses Sauböhnchen aufbewahren? Ich möchte es auf meinem weiteren Weg nicht verlieren und komme morgen wieder, um es zu holen.”

“Aber, lieber Mönch. Ich bin beschäftigt. Leg das Böhnchen einfach auf den Knetetrog.”

Da legte das Mönchlein nun also die Saubohne auf den Knetetrog und ging davon, immer weiter auf seinem einsamen Weg.

Aber was soll ich sagen, die Bewohnerin dieses Häuschens hatte ein Hähnchen. Das hatte gut aufgepasst, es sprang herbei, hüpfte auf den Knetetrog, und flugs, hast du nicht gesehen, fraß es das leckere Sauböhnchen.

Am folgenden Tag kehrte das Mönchlein zurück.

“Ave, María Purísima, sei wieder gegrüßt. Nun möchte ich es wieder abholen, gibst du mir bitte mein Sauböhnchen zurück?”

“O, liebes Mönchlein! Hastdunichtgesehen hat das Hähnchen das Böhnchen gefressen.”

Der Mönch dachte sich sein Teil und sagte: “Also entweder will ich das Sauböhnchen, oder ich will das Hähnchen, in dem es steckt.”

“Na gut, was soll ich machen, nehmt also das Hähnchen, welches das Sauböhnchen gefressen hat.”

Das Mönchlein trug das Hähnchen fort und ging weiter und immer weiter und schaute um sich und vor sich hin. Als es lange gelaufen war, da hörte es - bimbambum - zur Messe läuten. Und da war ein Häuschen am Wege, und das Mönchlein ging hin und fragte wieder vor der Tür:

“Ave, sei gegrüßt, María Purísima. Ich bin unterwegs und habe ein Hähnchen bei mir. Nun aber hat es zur Messe geläutet, und die möchte ich nicht versäumen. Kannst du mir bitte dieses schöne Hähnchen aufbewahren, damit ich in die Messe gehen kann?”

“Aber ja, lieber Mönch, ich bin grade sehr beschäftigt. Laß doch das Hähnchen einfach im Hof, bis die Messe vorbei ist.”

Aber was soll ich sagen, in ihrem Hause war ein Schweinchen. Das schnupperte herum und hatte gut aufgepasst. Das hat man ja noch nicht gehört, aber so war es, das Schweinchen fand das Hähnchen, und schneller, als man denken kann, hatte das Schweinchen das Hähnchen aufgefressen.

Die Messe hatte schön lange gedauert, und das Mönchlein war guter Laune nach dem langen Knien und Sitzen. Nun wollte es sich wieder auf den Weg machen und sein Hähnchen mitnehmen.