Kulturelle Entdeckungen
Frankfurt/Main-Taunus/Offenbach
Frankfurt am Main, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, Offenbach am Main
© 2015
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Herausgeber)
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, Nachproduktion und Übernahme der Texte im Internet nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers
Redaktion:
Dr. Thomas Wurzel (verantwortlich)
Marietta Lüders
Dr. Wolfgang Fritzsche, Kultur-Büro AHB, Gustavsburg
Satz und Layout:
Müller-Stoiber & Reuss, Darmstadt
Vertrieb:
Verlag Schnell & Steiner GmbH,
Leibnizstraße 13, 93055 Regensburg
www.schnell-und-steiner.de
ISBN 978-3-7954-3955-9
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Frankfurt am Main
Hochtaunuskreis
Main-Taunus-Kreis
Offenbach am Main
Die Stadt Frankfurt am Main, die Stadt Offenbach am Main, der Hochtaunuskreis und der Main-Taunus-Kreis verstehen sich als das Herzstück der Rhein-Main-Region. Dabei ist zu denken an die Bevölkerungsdichte, die Wirtschaftskraft und den Sitz zahlreicher wichtiger Institutionen. Das gilt aber auch und vor allem für die Geschichtslandschaft und ihre kulturellen Schätze. Der Taunus und die Städte Frankfurt und Offenbach bilden gemeinsam eine historische Landschaft, die zu zahlreichen Entdeckungen einlädt.
Die Handels- und Messestadt Frankfurt und die Industriestadt Offenbach sind seit jeher die wirtschaftlichen Bezugspunkte der Städte und Dörfer in ihrer Umgebung gewesen. Und umgekehrt ist der Taunus seit seiner ästhetischen Entdeckung in der beginnenden Romantik das „Hausgebirge“ und bis heute das bevorzugte Erholungsgebiet der Frankfurter.
Der besondere Reichtum dieser kulturellen Landschaft liegt in ihrer historisch gewachsenen kleinteiligen Vielfalt: Die Reichsstadt Frankfurt, die Landgrafen von Hessen-Homburg und Hessen-Darmstadt, die Fürsten zu Isenburg, die Grafen und Fürsten von Nassau-Usingen, die Kurerzbischöfe von Mainz, später das Herzogtum Nassau und das Königreich Preußen – es waren zahlreiche Einflüsse, die sich hier auf engstem Raum begegneten und zu einer großen kulturellen Vielfalt beitrugen. Die Zeugnisse römischer Geschichte, die Burgen der mittelalterlichen Adelsgeschlechter wie der Herren von Eppstein und der Herren von Kronberg, die Schlossbauten seit der Renaissance bis in die Zeit um 1900, die Häuser der Stadtbürger, die Kirchen aller Konfessionen – eine Liste, die sich noch lange fortschreiben ließe und die in ihrer Buntheit in diesem Band einen lebendigen Ausdruck findet.
Viel Bekanntes, aber vor allem auch viel Unbekanntes wird beim Blättern in diesem eBook zu finden sein. Wir hoffen, dass es dazu beiträgt, die Region, in der wir leben, noch besser kennen und lieben zu lernen und zu manchen interessanten Ausflügen einlädt. Entdeckungen hält die Geschichtslandschaft Taunus, Frankfurt und Offenbach in Fülle bereit – Kleinodien, die oft in aufopferungsvoller Arbeit, nicht selten ehrenamtlich, gepflegt, erforscht und für die Öffentlichkeit erschlossen werden. In diesem Engagement für unser kulturelles Erbe zeigt sich der Bürgersinn dieser Region in besonders schöner Weise.
Wir wünschen den „Kulturellen Entdeckungen Frankfurt/Main-Taunus/Offenbach“ eine zahlreiche interessierte Leserschaft. Der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und allen beteiligten Personen und Institutionen gilt unser herzlicher Dank.
Im Juli 2015
Landrat des Main-Taunus-Kreises
Michael Cyriax
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main
Peter Feldmann
Landrat des Hochtaunuskreises
Ulrich Krebs
Oberbürgermeister der Stadt Offenbach am Main
Horst Schneider
Das vorliegende eBook „Frankfurt/Main-Taunus/Offenbach“ der von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gemeinsam mit den Sparkassen herausgegebenen Reihe „Kulturelle Entdeckungen“ ist der Stadt Frankfurt am Main, der Stadt Offenbach am Main, dem Hochtaunuskreis und dem Main-Taunus-Kreis gewidmet.
Sie basiert auf dem abschließenden Regionalband einer insgesamt achtbändigen Reihe, die zu vielfältigen Entdeckungen und Sehenswürdigkeiten in Hessen führt. Ihren Ursprung hatte die Reihe im Jahr 1995. Der erste Band war den südlichen Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg und dem Odenwaldkreis gewidmet. Damals war der Verein Museumsstraße Odenwald-Bergstraße e.V. gemeinsam mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen maßgeblich an der Entwicklung des Konzeptes beteiligt. Unter Einbeziehung der Städte Darmstadt und Offenbach sowie der Landkreise Groß-Gerau und Offenbach hat es hier bereits mehrere erheblich erweiterte Neuauflagen gegeben. Später schlossen sich drei Nordhessen gewidmete Bände an sowie weitere, mit denen hessische Lahn, Kinzig mit Vogelsberg, Wetterau und zuletzt Nassau vorgestellt wurden.
Die Verbindung der Städte Frankfurt und Offenbach mit ihren westlichen Nachbarn, dem Hochtaunuskreis und dem Main-Taunus-Kreis, führt zu einer abwechslungsreichen und spannenden Zusammenstellung von kulturellen Entdeckungen. Es werden urbane Sehenswürdigkeiten mit dem charakteristischen Flair der Landkreise verbunden, wodurch sich für jeden Geschmack ein Impuls für die individuelle Freizeitgestaltung finden lässt. Dabei soll das Interesse auf eher Unbekanntes gelenkt werden. So locken nicht nur historische Gemäuer wie die Burg Eppstein oder das Bassenheimer Palais. In Bad Soden (Main-Taunus-Kreis) beispielsweise wurde 1990 das „Märchenschloss aus 1001er Nacht“ als unkonventionelles Wohnhaus nach einem Entwurf des berühmten Wiener Künstlers Friedensreich Hundertwasser errichtet. Das Gebäude bricht mit konventionellen Architekturtraditionen und stellt sich als Gegensatz zu den meist streng klassizistischen Wohnhäusern in seiner Umgebung dar. Neben zahlreichen Baudenkmälern laden auch die landgräfliche Gartenlandschaft in Bad Homburg, der Waldfriedhof in Hofheim und natürlich der Große Feldberg zu Spaziergängen und Wanderungen ein. Von dieser höchsten Erhebung des Taunus kann man die Geschichte der Region erwandern: Der nahe gelegene Limeserlebnispfad Hochtaunus entlang der einstigen römischen Reichsgrenze macht die Geschichte des Landes Hessen im Altertum sozusagen erlebbar. In Kronberg im Taunus kann man den Blick so in die Landschaft richten wie es einst Künstler der Kronberger Malerkolonie taten, die in ihren Bildern das einmalige Panorama festgehalten haben. Auch in Frankfurt lassen sich historische Entwicklungen nachverfolgen: So war die Arbeitersiedlung Zeilsheim zu Zeiten ihrer Entstehung in den Jahren ab 1900 eine der modernsten Werksiedlungen Deutschlands; sie steht heute unter Denkmalschutz. Zahlreiche Kirchen wie die Sankt Leonhardskirche unweit des Eisernen Stegs oder die Paulskirche, in der alljährlich der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wird, zeugen von der großen Bedeutung Frankfurts zu nahezu allen Zeiten. Neben den „Alten Bekannten“ wie der Deutschen Börse oder dem Römer bietet dieser Band auch einen Blick auf Kuriositäten in Frankfurt: In Oberrad gibt es das „Grüne-Soße-Denkmal“ zu bestaunen, mit dem das traditionelle Leibgericht vieler Hessen gewürdigt wird und dessen Geschmack auch ortsfremde Besucher immer wieder erliegen. In unmittelbarer Nähe befindet sich das „Ich-Denkmal“, welches den Betrachter dazu einlädt, ein Teil des Denkmals zu werden und sich somit selbst ein Denkmal zu setzen – zumindest auf einem Erinnerungsfoto. Wie im Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis bestehen in Frankfurt Möglichkeiten, Spaziergänge inmitten einer prächtigen Flora zu unternehmen. In Bockenheim bietet dies der von Heinrich Siesmeyer entworfene Palmengarten, auf dem 1828 eröffneten Hauptfriedhof kann man die Ruhestätten bekannter Frankfurter Bürger wie die von Theodor W. Adorno, dem Verleger Siegfried Unseld oder auch von Arthur Schopenhauer entdecken. Die vorliegenden „Kulturellen Entdeckungen“ zeigen, dass es in Frankfurt außer den stadtbildprägenden Hochhäusern Vieles zu entdecken gibt. Offenbach fällt vor allem durch seine vielfältige Industriearchitektur auf, deren Ästhetik man sich kaum entziehen kann, wartet aber wie Frankfurt auch mit einigen schönen Parks und Grünanlagen auf. Museale Highlights wie das Deutsche Ledermuseum runden jeden Gang durch Offenbach ab.
Die vorliegenden Texte und Bilder laden Bürger/innen wie Besucher/innen dazu ein, eine kleine Reise oder einen Ausflug zu machen und dabei Neues oder schon Bekanntes wieder zu entdecken. Die Sehenswürdigkeiten werden in kurzen und informativen Texten vorgestellt. Der innere Aufbau folgt einem lexikografischen Prinzip, das eine schnelle Auffindbarkeit gewährleistet. Das nach Landkreisen und kreisfreien Städten geordnete Register erleichtert die Benutzung ebenso wie die ausklappbare Karte, die einen guten Überblick bietet. Jedem Text sind Informationen zur Zugänglichkeit, zu Öffnungszeiten, zur Anfahrt sowie Kontaktdaten vorangestellt. Die Bilder ermöglichen erste Eindrücke, welche sich bei der persönlichen Entdeckungsreise vervollständigen lassen. Die Auswahl der Sehenswürdigkeiten soll die Attraktivität der Region widerspiegeln. Sie beansprucht keine Vollständigkeit, die sie weder geben kann noch möchte. Der Band soll eine Orientierung über kulturelle Entdeckungen in Frankfurt, Offenbach, dem Hochtaunuskreis und dem Main-Taunus-Kreis geben, die zu jeder Zeit durch eigene Erfahrungen ergänzbar ist.
Besonderer Dank gilt den Autorinnen und Autoren, die bei der Erstellung der „Kulturellen Entdeckungen“ mit ihrem Wissen über die lokalen Gegebenheiten mitgewirkt haben. Gerade durch die enge Zusammenarbeit mit ortskundigen Bürgerinnen und Bürgern ist es uns möglich, „Entdeckungen“ abseits bekannter Pfade vorzustellen. Ohne das Wissen „aus der Region – für die Region“ wäre die Erarbeitung der vorliegenden Publikation nicht in solcher Qualität möglich.
Für die freundliche Unterstützung beim Zusammentragen der Abbildungen möchten wir uns bei allen Personen und Institutionen bedanken. Diese Ausgabe der „Kulturellen Entdeckungen“ entstand als Gemeinschaftswerk der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit der Frankfurter Sparkasse, der Taunus-Sparkasse und der Städtischen Sparkasse Offenbach am Main. Wir wünschen uns, dass Sie durch die Lektüre zu neuen Entdeckungstouren angeregt werden und dabei kulturelle Entdeckungen erleben werden.
Frankfurt am Main, im Juli 2015
Gerhard Grandke
Vorsitzender des Vorstandes der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen hat von 2007 bis 2012 „Kulturelle Entdeckungen“ in Hessen in einer acht Bände umfassenden Publikationsreihe vorgestellt. Der letzte Band war der Stadt Frankfurt Main sowie den Landkreisen Main-Taunus und Hochtaunus gewidmet. Bislang sind diese Bücher klassisch auf Papier gedruckt worden.
Mit dem eBook „Kulturelle Entdeckungen Frankfurt/Main-Taunus/Offenbach“ veröffentlicht die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ihr erstes digitales Buch. Für diesen Schritt in Richtung Digitalisierung hat sie den zuletzt erschienenen Band um die Stadt Offenbach erweitert. Das Format des eBooks ist ein Informationsmedium, das mit der Ausrichtung der „Kulturellen Entdeckungen“ als Reise- und Erkundungshandbuch übereinstimmt. Es zeigt sich, dass sich das Leserverhalten in die Richtung von multimedialen Inhalten entwickelt. Die „Kulturellen Entdeckungen“ auch auf Smartphones und Tablets lesen zu können, ermöglicht den Leserinnen und Lesern nun jederzeit eine spontane kulturelle Erkundungstour, bei der das Anschalten des bevorzugten e-Readers genügt. Um diesen Bedürfnissen entgegen zu kommen, möchte die Stiftung ein verstärktes Engagement im digitalen Zeitalter beginnen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Kultur auch in Zukunft ihren hohen Stellenwert im Leben der Bürger unseres Landes beibehält. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern viel Spaß beim Stöbern und Entdecken und hoffe, dass Sie von dieser Art des Kulturerlebens ebenso begeistert sind wie ich.
Dr. Thomas Wurzel
Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
Frankfurt am Main
Bergen-Enkheim
Bonames
Heddernheim
Höchst
Kalbach-Riedberg
Nied
Niederrad
Oberrad
Preungesheim
Schwanheim
Seckbach
Zeilsheim
Bad Homburg v. d. Höhe, Dornholzhausen, Kirdorf, Ober-Erlenbach
Friedrichsdorf, Seulberg
Glashütten
Grävenwiesbach
Königstein im Taunus, Falkenstein
Kronberg im Taunus
Oberursel (Taunus), Weißkirchen
Schmitten, Arnoldshain, Niederreifenberg, Oberreifenberg, Seelenberg
Steinbach (Taunus)
Usingen, Kransberg, Merzhausen
Weilrod, Altweilnau, Emmershausen, Gemünden, Hasselbach, Neuweilnau, Rod an der Weil
Bad Soden
Eppstein
Eschborn
Flörsheim, Bad Weilbach, Wicker
Hattersheim, Eddersheim
Hochheim, Massenheim
Hofheim, Diedenbergen, Kapellenberg, Langenheim, Marxheim, Wallau
Kelkheim, Fischbach, Hornau, Münster, Ruppertshain
Kriftel
Liederbach, Oberliederbach
Schwalbach
Sulzbach
Stadt Offenbach am Main
Lage
Träger
Zugänglichkeit
Infos
Dorotheenstraße 1
Ev. Kirchengemeinde
Di–So 10–17 Uhr
Gemeindebüro
Dorotheenstraße 3, Tel. 06172 21089
www.erloeserkirche-badhomburg.de
Die evangelische Pfarrkirche war 1689 im Rahmen des damaligen Schlossbaus abgerissen worden. Um 1820 begann Landgraf Friedrich VI. Joseph mit ersten Planungen zu einem Neubau, die aber nicht realisiert wurden. Unter seinem Nachfolger, Landgraf Ferdinand, wurde der Gedanke 1865 wieder aufgegriffen, ein Kirchenbaufonds eingerichtet und ein Kirchenbaurat bestellt. Erst unter dem Patronat Kaiser Wilhelms II. und seiner Ehefrau Kaiserin Auguste Viktoria nahmen die Pläne Gestalt an. Nach Entwürfen des 1902 verstorbenen Berliner Oberbaurates Max Spitta wurde unter Leitung von Franz Schwechten in den Jahren 1903 bis 1908 von der Firma Holzmann die prachtvolle Erlöserkirche in neoromanischen Formen errichtet. Franz Schwechten entwarf im Auftrag Kaiser Wilhelms auch die Berliner Gedächtniskirche in Anlehnung an die Gelnhäuser Marienkirche. Die Erlöserkirche vereint Zitate aus sämtlichen bedeutenden kaiserlichen Kirchenbauten des frühen bis späten Mittelalters. Die Kubatur des Sandsteinbaus weist unübersehbar auf den Dom zu Speyer hin, der kreuzförmige Grundriss mit Emporen und Kuppeln im Inneren zitiert in Form und Ausstattung die Pfalzkapelle zu Aachen und byzantinische Vorbilder wie die Chorakirche in Istanbul, die Kathedrale San Marco in Venedig oder die Kathedrale von Monreale auf Sizilien.
Das im gedämpften Licht der farbig komplett ausgestalteten Kirche alles überstrahlende Goldmosaik der Kuppel zeigt Christus Pankreator. Auf den ersten Blick erscheint er nahezu identisch mit seinen Vorbildern in der Chorakirche und in Monreale, bei genauerem Hinsehen aber ist er dem neuzeitlichen Christusbild entsprechend abgewandelt. So weist er mit freundlichem Blick auf die Bibel und segnet die Welt anstatt sie zu belehren. Das Mosaik entwarf Hermann Schaper, die Fenster in Grisailletechnik Alexander Linnemann aus Frankfurt und die Bauplastik Gotthold Riegelmann aus Charlottenburg.
Die Raumwirkung dieses ungestört und perfekt erhaltenen Dokuments wilhelminischer Repräsentation lässt sich besonders eindrucksvoll während der regelmäßig stattfindenden Orgelkonzerte genießen.
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Saalburgstraße
Ev. Erlöserkirchengemeinde
von außen frei zugänglich, Besichtigungen und Führungen nach Absprache
Tel. 06172-21089
www.erloeserkirche-badhomburg.de
Auf dem reformierten Friedhof in Bad Homburg v. d. Höhe steht ein kleines Gebäude, dessen Funktion nur wenigen Besuchern bekannt ist. Es handelt sich um ein so genanntes Heiliges Grab, eine der Nachbildungen des Christus-Grabes der Jerusalemer Grabeskirche, wie sie in Europa vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit hinein errichtet wurden.
Das Bauwerk blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Errichtet wurde es im Jahr 1490 auf dem Friedhof der Marien kirche in Gelnhausen. Zu jener Zeit war es durchaus üblich, aus dem Heiligen Land neben anderen Reliquien auch die „richtigen“ Maße des Grabes Christi mitzubringen, um dieses bedeutende, aber ferne Heiligtum in die eigene Lebenswelt zu übertragen. Mit solchen Stiftungen konnte man Ablass zeitlicher Sündenstrafen erlangen und darüber hinaus den Menschen umliegender Gegenden eine Heiliggrab-Wallfahrt ohne die Gefahren und Kosten einer langwierigen Reise ins Heilige Land ermöglichen.
Mit der Reformation verlor das kleine Bauwerk in Gelnhausen derlei Funktionen. Es wurde nur noch selten besucht und begann zu verfallen, bis es in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts dem Straßenbau weichen sollte. Als der Hessen-Homburgische Landgraf Friedrich VI. Joseph von dem drohenden Abriss erfuhr, beschloss er, das Heilige Grab zu erwerben und nach Homburg überführen zu lassen. Dort wurde es auf dem reformierten Friedhof gleichsam als Requisite in einem melancholischen Garten wieder aufgestellt.
Doch schon in den 1880er Jahren stand erneut ein Abriss zur Diskussion, diesmal wegen Baufälligkeit. Allein die Achtung Kaiser Wilhelms I. als damaligem Landesherrn vor der inzwischen aus gestorbenen Landgrafenfamilie ermöglichte eine umfassende Restaurierung, die jedoch letztlich nicht zu nachhaltiger Bekanntheit führte.
Nach einem erneuten über hundertjährigen Dornröschenschlaf wurde die abermals dringend notwendige und im Jahr 2004 hervorragend durchgeführte Restaurierung des Heiligen Grabes mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis belohnt.
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Unterhalb des Saalburgrestaurants in südwestlicher Richtung im Wald
Land Hessen
jederzeit frei zugänglich
Die im Jahre 1912 errichtete Jupitersäule stellt eine Kopie der 1904/05 in Mainz bei archäologischen Grabungen in etwa 2.000 Bruchstücken gefundenen Säule dar. Sie wurde nach Rekonstruktion der archäologischen Fundstücke von den Mainzer Bildhauern Eduard Schmahl und C. Nebel hergestellt.
Die 12,50 Meter hohe Säule ist nicht nur die älteste, sondern auch die größte Säule dieser Art, die in den römischen Provinzen gefunden wurde. Die Säule wurde als Weihedenkmal zu Ehren des Kaisers Nero zwischen 54 und 68 nach Christus von zwei Mainzer Kaufleuten bei Mainz errichtet. Die Jupitersäule besteht aus zwei hohen Sockeln, und dem runden Säulenschaft, der sich nach oben hin verjüngt und mit einem korinthischen Kapitell abschließt, und einer hoch aufgerichtete Jupiterfigur, die Blitze aus Bronze schleudert. Insgesamt sind auf der reich gestalteten Säule 28 Gottheiten als Reliefs abgebildet. Auf dem Sockel werden in einer Weihe inschrift sowohl die Bewohner der Siedlung als auch die Finanziers, die beiden Kaufleute Quintus Julius Priscus und Quintus Julius Auctus, genannt. Außerdem werden die beiden wohl einheimischen Bildhauer „[Samus] et Severus Venicarii f(ilii) sculpserunt“ erwähnt. Auf dem unteren Sockel sind in großen Reliefs Jupiter, Fortuna, Minerva, Mercurius und Herakles, auf dem oberen Apollon und die beiden Dioskuren abgebildet. Auf den Säulentrommeln sind Neptun, Diana, Victoria und Mars neben weniger bekannten Göttern zu sehen. Nach seinem Selbstmord verfiel Nero auf Anordnung des Senates der „damnatio memoriae“: Alle Erinnerung an ihn sollte gelöscht werden. Sein Name wurde auf der Säule ausgeschlagen, allerdings sind die Reste noch lesbar. In der Endphase des Römischen Reichs wurde die Säule gründlich zerschlagen, denn inzwischen war das Christentum zur Staatsreligion erhoben worden und die heidnischen Götter mussten verschwinden.
Die rekonstruierten Originalteile der Säule befinden sich im Landesmuseum Mainz und sind seit 2010 wieder zu besichtigen.
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Stadtmitte bis Stadtrand (ausgeschildert)
Privat und öffentliche Hand
teilweise zugänglich, Führungen nach Absprache
Flyer, Infotafeln, www.bad-homburg.de
Die Landgräfliche Gartenlandschaft Bad Homburg ist eine der größten und bedeutendsten gartenkünstlerischen Schöpfungen in Deutschland – ähnlich dem praktisch zeitgleich entstandenen, aber besser bekannten Wörlitzer Park bei Dessau in Sachsen-Anhalt. Hier in Homburg, wie die Residenzstadt damals noch hieß, entstanden die Anlagen zwischen 1770 und 1840. Sie gehen vom Schloss und Schlosspark der Landgrafen aus. Von dort führt die schnurgerade Tannenwaldallee in Richtung Westen zum Wald am Taunushang. Entlang dieser Allee reih(t)en sich einzelne Gärten und Waldparks, die von den Mitgliedern der landgräflichen Familie gestaltet wurden und zumeist ihre Namen tragen: Der Englische Garten, der Louisgarten, der Gustavs garten, der Kleine Tannenwald, der Ferdinandsgarten, das Heuchelheimer Hohlfeld als Bindeglied und schließlich der Philippsgarten. Der Gustavsgarten und der Kleine Tannenwald werden fortlaufend restauriert und sind tagsüber geöffnet.
Westlich des Gotischen Hauses folgen der Große Tannenwald mit Lustwald, Buschwiesen, Forst- und Hirschgarten und Elisabethenschneise. Bei jedem Park oder Waldstück – ob heute noch erhalten oder nur noch in historischen Karten abzulesen – stehen Infotafeln mit Hinweisen auf die Geschichte und Lage der Gartenanlagen, zudem restauriert die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe einige der Gärten.
In der Mitte der Achse Tannenwaldallee – Elisabethschneise steht das Gotische Haus und bietet sich als Startpunkt für Spaziergänge an. Schon jetzt findet der Besucher im Museum eine Abteilung, die Einblicke in das (garten) künstlerische Werk von Landgräfin Elizabeth und die Bedeutung des Gotischen Hauses innerhalb der landgräflichen Garten- und Landschaftsgestaltung gibt.
Steht man vor der Waldseite des Gotischen Hauses, befindet sich rechts in Höhe der Wohnblocks in einem Waldstück das sogenannte Pferdegrab, die Begräbnisstätte des Lieblingspferdes Madjar von Landgraf Friedrich V. Ludwig. Ein neuer Weg – Teil der Rekonstruktion der alten Landschaftsparks – führt daran vorbei und in den Lustwald hinein.
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Dornholzhausen, Stadtrand (ausgeschildert)
Stadt Bad Homburg v. d. Höhe
Di-Sa 14-17 Uhr, So 10-18 Uhr, Führungen zu Sonderausstellungen So 15 Uhr und nach Absprache
Flyer, Infotafeln
www.bad-homburg.de/museum
Das Gotische Haus ist ein Jagd- und Lustschlösschen im neogotischen Stil der Romantik. Es liegt in der Verlängerung der Tannenwaldallee, die das Homburger Schloss einst mit dem Großen Tannenwald verband. Im dortigen Hirschgarten wurden schon im 18. Jahrhundert Jagdgesellschaften abgehalten. Landgraf Friedrich VI. Joseph (1769-1829) wünschte deshalb, sich zum Festmahl mit seiner Jagdgesellschaft in der Nähe zurück ziehen zu können.
Erst 1823, nachdem er die englische Prinzessin Elizabeth (1770-1840) geheiratet hatte, konnte die neue Landgräfin ihm diesen Wunsch erfüllen. Sehr wahrscheinlich stammen die Pläne für das Gebäude von ihr selbst. Schon für den Park von Windsor Castle hatte sie eine Ruine im gotischen Stil Englands, dem Tudorstil, entworfen. Diese Variante der Neogotik setzt das Gotische Haus in einzigartiger Weise auf europäischem Festland fort. Es wurde kein Kulissenbau wie das Gotische Haus im Park von Wörlitz und keine Ruine wie im Park von Windsor Castle, sondern ein großzügiger Speisesaal mit angrenzenden Räumlichkeiten.
Nachdem Friedrich VI. Joseph 1829 gestorben war, wechselte das Gebäude oft die Besitzer und seine innere und äußere Gestaltung. Schließlich bezog es die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe 1985 mit dem Stadtarchiv und dem Städtischen Museum mit seinem sehr beliebten Museumscafé.
Die Sammlung des Museums umfasst bürgerliche Schenkungen und städtische Ankäufe und geht selbst auf eine Schenkung des Mäzens Alfred Lindheimer im Jahr 1916 zurück. Die Dauerausstellung zeigt Exponate zur Geschichte der Landgrafschaft, der Stadt und ihrer Entwicklung zum internationalen Kur- und Badeort, ein Hölderlin-Kabinett, das an die beiden Aufenthalte des Dichters in Homburg v. d. Höhe erinnert, eine Abteilung zu Mode und Hut mit ihrem Meisterstück, dem „Homburg Hut“, und ein Münzkabinett. Regelmäßig wech selnde Sonderausstellungen widmen sich Einzelaspekten dieser kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlung.
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Kaiser-Friedrich-Promenade 84
Orthodoxe Gemeinde
Führungen im Rahmen der Kurparkführungen jeweils am 1. Dienstag im Monat 15 Uhr ab Kaiser-Wilhelm-Bad
Pfarrbüro: Am Elisabethenbrunnen 4, Tel. 06172 456209
Seit Gründung des Kurbades war Bad Homburg ebenso wie andere Modebäder ein Magnet auch für russische Besucher. Mit Schließung der Spielbank 1872 ging die Zahl der Besucher zunächst zurück, stieg aber dank eines deutschrussischen Handelsabkommens und dem damit verbundenen erleichterten Devisenhandel nach 1894 rasch wieder an. Der Bau der russischen Kirche im Kurpark ging auf die Initiative des Geheimen Staatsrates Alexander von Poworoff zurück, der in St. Petersburg die finan ziellen Mittel für den Kirchenbau sammelte. Auf einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Grundstück wurde unter der Leitung des Stadtbaumeisters Louis Jacobi die Kirche nach einem Entwurf des russischen Architekten Louis N. Benois in den Jahren 1896 bis 1899 errichtet. Sowohl bei der Grundsteinlegung als auch bei der Einweihung waren kaiserliche Gäste anwesend: 1896 kam Zar Nikolaus mit seiner Gemahlin Alexandra, einer Darmstädter Prinzessin, zur Einweihung am 22. September 1899 reiste Kaiserin Friedrich an.
Louis Benois, der zur selben Zeit die russische Kirche auf der Mathildenhöhe in Darmstadt baute, orientierte sich bei seinen Plänen an den altrussischen Kirchen des 16. und 17. Jahrhunderts, deren Schmuckfreude er mit den Formen und Materialien des deutschen Historismus kombinierte.
Der kleine Zentralbau mit Sakristei-Anbau und offener Eingangshalle unter verschieden geneigten Satteldächern wurde aus hellem Werkstein und roten Verblendklinkern errichtet. Die Wandflächen sind farbenprächtig dekoriert mit horizontalen Schmuckbändern aus Klinkern und Friesen aus blau-grundigen, grün-bunten Keramikfliesen, vermutlich von dem damals weltweit führenden Hersteller Villeroy und Boch. Das typisch russische Aussehen verleihen die grazile Laterne mit goldglänzender Zwiebel haube und die breiten, spitzenartigen, ebenfalls vergoldeten Blechbänder an den Dachkanten.
Der überkuppelte Innenraum wird von einer reich geschnitzten Ikonostase dominiert, die Ausmalung der Innenwände wurde nach den Plänen Benois‘ erst 1981 durch den Ikonenmaler Adam W. Russak ausgeführt.
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Saalburg 1, 61350 Bad Homburg v. d. H.
Land Hessen, hessenArchäologie
März–Oktober täglich 9-18 Uhr, November–Februar täglich außer Mo 9–16 Uhr, 25.–26. Dezember und 1. Januar von 9-16 Uhr, 24. und 31. Dezember geschlossen
Tel. 06175 9374-0
www.saalburgmuseum.de
Zur Römerzeit war die Saalburg ein Kastell, das der Überwachung eines Limesabschnitts im Taunus diente. Der Limes bildete vom Beginn des 2. Jahrhunderts nach Christus für rund 150 Jahre die Grenze des Römischen Reichs zu den Stammesgebieten der Germanen. Im Kastell waren 600 Mann, Fußsoldaten und Reiter, stationiert. Ein Dorf mit Handwerker-, Händler- und Wirtshäusern, Badeanlage und Gästehaus umgab das Kastell. Diesen Häusern sind zwei Gebäude nachempfunden, die heute als Kasse und Museumsshop dienen. Nach ersten archäologischen Untersuchungen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf Initiative Kaiser Wilhelms II. das Kastell von 1897 bis 1907 als Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Von 2003 bis 2009 erfolgte mit der Rekonstruktion weiterer Gebäude der Ausbau zu einem archäologischen Park. Im Jahr 2005 wurde der Limes, und damit auch die Saalburg, in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.
Ein anschauliches und lebendiges Bild von der römischen Lebensweise erschließt sich dem Besucher auf seinem Rundgang durch das Kastell. Innerhalb der Umwehrung mit Mauer und vier Toren sind eine Reihe von Gebäuden wieder aufgebaut worden. Das Horreum, der Getreidespeicher, dient als Ausstellungsraum. Zahlreiche archäologische Funde dokumentieren die unterschiedlichsten Bereiche des alltäglichen Lebens: Essen und Trinken, Bauen und Handwerk, Waffen und Ausrüstung, Kleidung und Schmuck, Medizin und Körperpflege, Geldwesen und Religion. Das Praetorium, das Wohnhaus des Kommandanten, beherbergt die Verwaltung des Museums und das Saalburg-Forschungsinstitut. Das zentrale Stabsgebäude, die Principia, beeindruckt durch seine große Halle und den stimmungsvollen Innenhof. Zur Römerzeit lagen hier das Fahnenheiligtum, die Amtsräume, Schreibstuben und Waffenkammern. Die Fabrica ist den Werkstattgebäuden römischer Militärlager nachempfunden. In den Centuriae, den Mannschaftsbaracken, waren die einfachen Soldaten untergebracht. Zu sehen ist eine Mannschaftsstube, das Contubernium, in dem acht Soldaten auf engstem Raum gewohnt haben.
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Herrngasse
Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen
Park und Höfe tagsüber frei zugänglich
Tel. 06172 9262-150 oder -159
http://www.schloesser-hessen.de
Von 1678 bis 1686 ließ Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg ein repräsentatives Schloss, die „Friedrichsburg“, in Form einer regelmäßigen Barockanlage an der Stelle einer älteren Turmburg errichten. Baumeister war Paul Andrich, welcher Teile der alten Burg erhielt. Heute dominiert der von weitem sichtbare Weiße Turm der mittelalterlichen Anlage den oberen Hof. Um den notwendigen Bauplatz für die geplante Anlage zu erhalten, musste die alte evangelische Kirche weichen. Größere Umgestaltungen in klassizistische Formen erfuhr das Schloss unter Landgraf Friedrich VI. Joseph nach Plänen von Georg Moller in den Jahren 1835 bis 1840. Der Königsflügel im oberen Hof wurde aufgestockt, der Bibliotheksflügel umgebaut und die Innenausstattung dem Zeitgeschmack angepasst. Die letzte große Umbauphase erlebte das Schloss unter den Hohenzollern, die es von 1866 bis 1918 als Sommersitz nutzten.
Eingebettet in einen großzügigen Schlosspark erhebt sich die Residenz auf einem Sporn oberhalb der Altstadt. Die sechs Flügel gruppieren sich rechtwinklig um zwei hintereinander gestaffelte Höfe. Die Südwestecke des oberen Hofes wurde nicht geschlossen, da der ambitionierte Bau nie ganz vollendet wurde. Akzentuiert wird die noch stark in der Tradition der Renaissance stehende Anlage von zwei markanten Torbauten, die jeweils in der Mittelachse den unteren und den oberen Schlosshof erschließen. Der Turmaufsatz über dem stadtseitigen Portal dient gleichzeitig als Glockenturm der Schlosskirche, in der sich die Gruft der Homburger Landgrafen befindet. Gestalterischer Höhepunkt der beiden aufwendig mit Pilastern, Beschlagwerk, Wappen und Löwen köpfen dekorierten Sandsteinportale ist zweifellos die Halbfigur des über dem Portal aus dem Gewände heraus reitenden Landgrafen Friedrich II. in Feld- herrenpose im oberen Hof. Sie wurde von dem Aschaffenburger Bildhauer Zacharias Juncker dem Jüngeren geschaffen.
Mit dem Neubau im 17. Jahrhundert wurde auch das umgebende Terrain gestaltet und sukzessive bis ins 19. Jahrhundert in eine reizvolle, abwechslungsreiche Parklandschaft verwandelt.
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Schloss
Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen
Park und Höfe tagsüber frei zugänglich
Tel. 06172 9262-150 oder -159
http://www.schloesser-hessen.de
Von 1866 bis 1918 nutzten die Hohen zollern das Schloss als Sommersitz. Besonders Wilhelm II. schätzte die Aufenthalte in Bad Homburg sehr. Neben Umbauten im Inneren ließ er durch den Stadtbaumeister Louis Jacobi im Hof eine Loggia, die so genannte „romanische Halle“, an den Speisesaal anbauen. Dafür hatte die russische Generalswitwe von Peter einige hervorragende romanische Kapitelle und Säulen aus dem späten 12. Jahrhundert, Teile des 1810 abgebrochenen Kreuzganges der Benediktinerabtei Brauweiler bei Köln, geschenkt. Diese Spolien hatte zunächst der französische Steuereinnehmer Dautzenberg erworben, um sie in seinem Gut bei Aachen einzubauen, verkaufte sie aber 1883 an General von Peter weiter. Jacobi rekonstruierte eine dreijochige Halle in enger Anlehnung an den bereits 1860-62 ebenfalls um wenige verbliebene Originalteile wieder rekonstruierten Kreuzgang von Brauweiler. Die Parallelen in der Geschichte: Da die Originalbauteile bis auf die Pfeiler mit den Ecksäulen alle verstreut aufbewahrt und unauffindbar waren, sind in Brauweiler die heutigen Doppelsäulchen mit ihren Kapitellen „eine mit neuen Formen versehene Kopie der Originale“, wie man im Sanierungsbericht des Fraunhofer-Instituts liest. Heute ist die ehemalige Abtei Sitz des Rheinischen Landesamtes für Denkmalpflege – Schloss Homburg Sitz der Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Einen Antrag auf Rückerstattung der Kapitelle nach Brauweiler hat es offenbar noch nicht gegeben.
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7 km nordwestlich vom Stadtzentrum 50°15’19.91“ N, 8°32’39.33“ O
Stadt Bad Homburg
Lokal: Di–So 10–21 Uhr, im Winter bis 18 Uhr
www.bad-homburg-tourismus.de
Aussichtstürme erfreuten sich im 19. Jahrhundert als Ausflugsziele größter Beliebtheit und wurden vorwiegend in Holz, manchmal auch mit Nebenverwendung als Wassertürme in Stein errichtet.
Seit 1878 konnten auch die Wanderer zum Herzberg von einem hölzernen Turm die weite Aussicht in die Main ebene bestaunen. Der 1885 gegründete Bad Homburger Taunusklub plante seit 1891, diesen Holzturm durch einen stabilen, gemauerten Turm zu ersetzen. 1910 lagen endlich die für den Bau erforder lichen 25.000 Goldmark bereit und der Klub konnte mit der konkreten Planung beginnen. Kaiser Wilhelm II., in diesen Jahren ständiger Sommergast in Bad Homburg, beschäftigte sich persönlich intensiv mit der Gestaltung des Turmes. Einen ersten Entwurf des Stadtbaumeis ters Louis Jacobi, der einen der damals modernen „Bismarcktürme“ entworfen hatte, lehnte Wilhelm II. mit dem Hinweis ab, dieser habe keinen Bezug zu der benachbarten Saalburg, die gerade mit kaiserlicher Unterstützung rekonstruiert worden war, und verlangte einen Turm in Form eines römischen Wachturms. Ob es wirklich die Begeisterung für die römische Geschichte oder ob das Zerwürfnis mit seinem einstigen „eisernen Kanzler“ dafür entscheidend war, den ersten Plan abzulehnen, lässt sich heute nicht mehr verifizieren. Jedenfalls wurde daraufhin mit Genehmigung des Kaisers nach den Plänen von Heinrich Foeller, einem Mit arbeiter des inzwischen verstorbenen Louis Jacobi, ein „römischer Wachturm“ von 24,5 Metern Höhe errichtet.
Als Baumaterial griff man auf Taunusquarzit zurück, die Fachwerkaufbauten wurden in heimischem Eichenholz ausgeführt. Im Inneren führen 110 Stufen auf die Aussichtsplattform. Am 30. Juli 1911 fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Einweihung des Turmes statt. Seit 1932 steht Wanderern die Gaststätte am Fuß des Turmes zur Verfügung. Der Turm, der inzwischen in Besitz der Stadt Bad Homburg ist, wurde 2007 grund legend restauriert und ist seit Dezember 2008 wieder ein beliebtes Ausflugsziel für zahlreiche Familien und Wandergruppen aus der Region.
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Am Kirchberg 2
Kath. Pfarrgemeinde Kirdorf
täglich geöffnet.
Pfarrbüro Am Kirchberg 2
Tel. 06172 82184
www.st-johannes-hg.de
Kirdorf, heute Ortsteil von Bad Homburg, gehörte mit kurzer Unterbrechung zu Kurmainz und stellte somit eine katholische Enklave in protestantischer, hessischer Umgebung dar. Diese Besonderheit dürfte ausschlaggebend gewesen sein, in den 1850er Jahren einen derart gewaltigen Bau als vierte Kirche in Folge an derselben Stelle, auf einer Geländeterrasse oberhalb des alten Ortskerns, zu errichten. Aufgrund ihrer Größe wird Sankt Johannes auch gerne als „Taunusdom“ bezeichnet. Finanziert wurde der in den Jahren 1858 bis 1862 erfolgte Bau von der Kirchengemeinde des kleinen, aber dank der Nachbarschaft zu dem aufstrebenden Kurbad Homburg wirtschaftlich florierenden Dorf. Die Pläne erstellte der Mainzer Provinzialbaumeister Ignatz Opfermann. Aus Platzgründen drehte er allerdings das neue Schiff in Nordsüd-Richtung, weshalb der Chor im Norden statt im Osten liegt. Eingeweiht wurde Sankt Johannes durch den Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Kettler im Jahre 1862, seit 1884 gehört die Pfarrei zum Bistum Limburg.
Die Pseudobasilika mit Doppel turmfassade und Polygonchor wurde in spätklassizistischen, klar gegliederten Architekturformen mit starken Anklängen an die aufkommende Neoromanik errichtet. Sowohl die Geschosse der schlanken Fronttürme als auch das fünfachsige Langhaus und der Polygonchor werden von Lisenen und schmalen Blendbogenfriesen gegliedert, das Freigeschoss der Türme wird durch rundbogig überfangene Biforenfenster belichtet. Der ursprünglich ganz im Sinne der Romantik konzipierte, unverputzte Bruchsteinbau mit Buntsand steindekor wurde 1906 als Geschenk von Kaiser Wilhelm II. verputzt, nach der in Kirdorf sehr umstrittenen Eingemeindung.
Im Inneren überrascht der Taunusdom mit der lichten Weite seiner Gewölbe und der von 1923-25 geschaffenen, prachtvollen Ausmalung in einer Mischform aus Jugendstil und byzantinischem Stil durch den Offenburger Maler August Kolb und seinen drei Söhnen. Die vom Mainzer Orgelbauer Hermann Dreymann 1862 geschaffene Orgel steht ebenso wie die Kirche unter Denkmalschutz.
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Ober-Erlenbacher Straße 9
Kath. Kirchengemeinde Sankt Martin zu Ober-Erlenbach
täglich 8-19 Uhr, außer während Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen
Kath. Pfarrbüro Ober-Erlenbach
Tel. 06172 41619
www.st-martin-hg.de
Weithin sichtbar überragt der Turm der Kirche von Sankt Martin den alten Ortskern von Ober-Erlenbach. Genau genommen ist es gar kein Turm, sondern ein verschieferter dreistöckiger Dachreiter, wie er sich häufig auf protestantischen Kirchen in Oberhessen findet. Es scheint, als bilde er eine Einheit mit dem stei nernen Mauerwerk des Kirchen körpers. Kirchen mit einem solchen Unterbau findet man allerdings eher in der katholischen Gegend um Mainz. Dass die Ober-Erlenbacher Kirche sich an solche Vorbilder hält, ist nicht verwunderlich, denn das Dorf gehörte schon zum Kurfürstentum Mainz, als im Jahre 1765 die Sankt Martinskirche in ihrer heutigen Form unter dem Patronatsherrn Johann Philipp Graf von Ingelheim erbaut wurde.
Man betritt die Kirche über eine breite Freitreppe, von der man annehmen könnte, dass sie von Anfang an zum Kirchenbauensemble gehörte. Sie wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut, was meist nur die älteren Ober-Erlenbacher wissen.
Nach dem Betreten der Kirche befindet man sich in einem weiten, harmonischen Raum. Auch das Innere der Kirche erscheint auf den ersten Blick als Einheit. Tatsächlich sind die barocken Altäre erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachträglich eingebaut worden. Sie stammen aus einem auf gelösten Kloster in Ilbenstadt. Die Stationsbilder des Kreuzweges und die Statuen dürften zumindest zum Teil ebenfalls aus diesem Kloster stammen. Für die prächtige Kanzel gibt es wiederum Vorbilder im Mainzer Raum.
Einheitlich in ihrem Erscheinungsbild ist auch das spätklassizistische Gehäuse mit der im Jahre 1839 vom bekannten Mainzer Orgelbaumeister Dreymann geschaffenen Orgel. Als eine der ältesten ihrer Art wirkt sie zwar äußerlich schlicht, zählt aber mit ihren 1.400 Pfeifen und 22 Registern zu den am besten im Original erhaltenen Instrumenten im Rhein-Main-Gebiet.
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Parkstraße 1 / Königsteiner Straße 86
Stadt Bad Soden
von außen jederzeit frei zugänglich, Museum und Galerie Mi, Sa und So 15–18 Uhr und nach Anmeldung Stadtarchiv Mo-Do 8.30-16 Uhr und Fr 8.30-12 Uhr nach Anmeldung Tel. 06196 208-414
www.bad-soden.de
Am Südhang des Burgberges wurde 1870/71 anstelle des Gradierwerkes ein neues Badehaus in spätklassizistischen Formen errichtet. Bei Baubeginn stellte man jedoch fest, dass der Bauplatz im Park für den schweren Bau mit gewölbten Badekabinen nicht tragfähig war. Mit erheblichen Kosten musste eine Pfahlgründung eingebracht werden. Es entstand ein lang gestreckter, eingeschossiger Backsteinbau mit 19 Fensterachsen in strenger axialer Lisenengliederung und erhöhten Kopfbauten sowie fünfachsigem Mittel risalit, dessen mittlere drei Achsen um jeweils ein Geschoss erhöht wurden. Als der Bau fertig war, hatte er wenig Ähnlichkeit mit den Bauplänen. Die Fenster waren zu klein und das neue Prunkstück wurde spöttisch mit dem Pferdestall der Bockenheimer Husarenkaserne verglichen. Später wurden die Fenster wieder ausgebrochen und durch große Rundbogenfenster ersetzt. Die Zinkdächer waren undicht und der durchgefaulte Dachstuhl musste bald ebenso ersetzt werden, wie die Technik im Kesselhaus.
Im Zuge des Neubaus wurde der gesamte Kurpark, der schon 1848 durch den damaligen Frankfurter Stadtgärtner Sebastian Rinz erweitert worden war, durch seinen Nachfolger Andreas Weber neu gestaltet. Der schlichte, spätklassizistische Bau wurde 1905/6 in allen Bau gliedern um ein Geschoss aufgestockt. Im Anschluss an diese Baumaßnahme wurde wiederum der Park erweitert, jetzt durch die Gebrüder Ferdinand und Philipp Siesmayer. 1914/15 wurde dem Mitteltrakt des Badehauses ein repräsentativer Altan mit Balkon vorgebaut. Aus dem spätklassizistischen Badehaus war mit seiner stark gegliederten, flach geneigten Dachlandschaft ein südländisch anmutendes Schloss entstanden. In den Eckbauten befanden sich die Fürstenbäder, im Mitteltrakt das Maschinenhaus mit hohem Schornstein. In den anschließenden Badeflügeln waren je zwölf Badekabinen untergebracht. Nach starken Kriegszerstörungen wurde das Badehaus in den fünfziger Jahren wiederhergestellt und modernisiert. In den neunziger Jahren wurde es denkmalgerecht saniert und dabei auch die Balustrade von 1914 rekonstruiert.
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Zum Quellenpark 38
Privatbesitz
von außen frei zugänglich
http://www.bad-soden.de
www.hundertwasser.at
Am Rande des alten Kurzentrums Quellenpark überrascht ein Wohnhaus, das mit allen Architekturtraditionen der Badestadt bricht, eine Großplastik in weichen, schwingenden Formen als Kontrapunkt zu den streng klassizistischen Wohnhäusern der Umgebung.
Das phantasievolle Wohnhaus wurde von dem Wiener Maler Friedensreich Hundertwasser um 1990 entworfen, die Ausführungspläne stammen von dem Architekten Peter Pelikan. Das auf dem Nachbargrundstück 1722 errichtete erste Kurhaus Bad Sodens, „Haus Bockenheimer“ wurde in den Bau integriert. Da das Hundertwasserhaus auf dem Quellgebiet des Solbrunnens geplant war, konnte für die Gründung keine Baugrube ausgehoben werden. Stattdessen wurden 251 Betonpfähle auf den felsigen Untergrund eingebracht. In dem Gebäude komplex mit einem rund 30 Meter hohen, neungeschossigen Turm befinden sich 17 Wohnungen. Hundertwasser beschäftigte sich schon seit den 1950er Jahren mit Architektur. Seine wenigen Objekte, die zur Ausführung kamen, zeichnen sich durch ihre beinah amorph wirkenden Formen, ihre lebhafte Farbigkeit und ihre märchenhaften Dekore wie Goldzwiebeln oder -kugeln in allen Größen als Bekrönung der Türmchen, Dächer und Brüstungen aus. Er setzte sich dafür ein, dass alle Menschen ihr eigenes Paradies bauen könnten, ohne Behinderung durch behördliche Vorschriften oder einengende Traditionen. Er schrieb: „Das Bunte, das Vielfältige, das Mannigfaltige, ist auf alle Fälle besser als das Graue, das Durchschnittsgrau …. Jeder soll bauen können, und solange diese Baufreiheit nicht existiert, kann man die gegenwärtige, geplante Architektur überhaupt nicht zur Kunst rechnen. Die Architektur unterliegt bei uns derselben Zensur wie die Malerei in der Sowjetunion. Was realisiert ist, sind einzeln dastehende erbärmliche Kompromisse von Linealmenschen mit schlechtem Gewissen!“ In seinen Hausentwürfen hat er erfolgreich seine Vorstellungen durchgesetzt. Hundertwasser postulierte eine Versöhnung zwischen Natur und Architektur, das äußere Zeichen dafür sind bei seinen Häusern die übermäßig begrünten Dach- und Balkonflächen.
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Königsteiner Straße 89
privat
von außen frei zugänglich, sonst während der Restaurantöffnungszeiten
Tel. 06196 643390
Zu den architektonischen Perlen Bad Sodens zählt zweifellos die Villa Nassovia in der Königsteiner Straße. Die zwei geschossige Villa wurde in der Blütezeit des Badeortes um 1820 als Kurpension errichtet. Der für diese Zeit typisch schlichte, klar gegliederte Baukörper erhält seinen besonderen Charme durch den zweigeschossigen, gusseisernen Balkonvorbau. Die industriell gefertigten filigranen Gitter in variierenden Rosettenformen schmücken die Fassade wie ein Spitzengewebe.
Der Bau ist noch weitgehend un verändert erhalten, lediglich die ehemals segmentbogig geschlossenen Fenster flügel der Dachgauben und die feine Unterteilung der queroblongen Mezzaningeschossfenster wurden modernisiert. Das gepflegte Anwesen mit seinem alten Baumbestand ist noch von dem origi nalen Eisengitter eingefriedet. In der Geschichte des Kurortes mit seinen vielen namhaften Kurgästen spielt die Villa Nassovia eine besondere Rolle als beliebter Aufenthaltsort zahlreicher berühmter Künstler. Im Jahre 1843 logierte hier Giacomo Meyerbeer, mit richtigem Namen Liebmann Meyer Beer, der als deutscher Komponist nach Studienjahren in Frankreich und Italien die musikalischen Strömungen der Zeit in seinen Opern miteinander verband und somit prägend für die deutsche Opernwelt des 19. Jahrhunderts wurde. Felix Mendelssohn-Bartoldy wohnte in den Jahren 1844, 1845 und 1847 mit seiner sechsköpfigen Familie und drei Haus angestellten in der Villa. Aber nicht nur Musiker, auch Dichter liebten offenbar die kunstsinnige Umgebung. Ebenfalls im Jahr 1844 logierte hier Hoffmann von Fallersleben, der Dichter des Deutschlandliedes hier. Dr. Heinrich Hoffmann, der für seinen „Struwwelpeter“ weltweit berühmte Frankfurter Arzt, gehörte aus gesundheitlichen Gründen seit den 1880er Jahren bis zu seinem Tod 1894 zu den Stammgästen in der Villa Nassovia.
Das denkmalgeschützte Anwesen beherbergt heute ein italienisches Restaurant, die „Casa Mendelssohn“, in dem Liebhaber der Kochkunst die schöne Umgebung genießen können.
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