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Das verborgene Lied erzählt eine Geschichte über die tragischen Kon sequenzen verschmähter Liebe. Warum ist Dimity, die weibliche Hauptfigur, so fasziniert von dem Maler Charles Aubrey und seiner Familie?
Dimity stammt aus sehr armen Verhältnissen. Sie wächst einsam und vernachlässigt auf, hat ihr Dorf noch nie verlassen. Dann lernt sie Charles Aubrey und seine Familie kennen. Die Aubreys sind Kosmopoliten, sehr aufgeschlossen und gastfreundlich. Dimity erhascht einen Blick auf diesen völlig anderen Lebensstil und diese Mentalität, die eine staunende Faszination bei ihr auslösen.
Zach will die Geheimnisse in seiner Familiengeschichte lüften. Wie beeinflusst die Vergangenheit das Leben Ihrer Charaktere?
Im Grunde hat Zach das Gefühl, an einem Scheideweg zu stehen – sein Leben verläuft nicht so, wie er es geplant hatte, und er glaubt, sowohl beruflich als auch in seiner Ehe versagt zu haben. In solchen Zeiten, wenn wir unseren weiteren Weg nicht sehen können, sind wir oft versucht, stattdessen zurückzublicken. Und genau das tut Zach. Ich zeige in meinen Geschichten gerne auf, wie so vieles, was wir tun, aus vergangenen Ereignissen resultiert – den kleinen wie den großen –, auch, wenn uns das nicht bewusst ist.
Die ausgesprochen stimmungsvolle Kulisse Ihres Romans bildet Dorset. Warum haben Sie sich gerade für diese Landschaft entschieden?
Dorset ist eine der schönsten Gegenden von England und verkörpert für mich alles, was es so herrlich macht, am Meer zu sein. Es hat eine atemberaubende Küstenlinie und diese typisch hügelige Landschaft landeinwärts.Vor allem im Sommer ist die Region ein beliebtes Urlaubsziel. Vor ein paar Jahren habe ich Dorset dann im Winter besucht. Wie düster und schroff mir plötzlich alles erschien, ganz anders als an den heiteren, warmen Sommertagen, die ich zuvor dort erlebt hatte! Auf einmal konnte ich mir gut vorstellen, wie unglaublich hart eine bettelarme Kindheit in den 1930er Jahren dort gewesen sein muss, wie Dimity sie erlebt hat.