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Viel Leid liegt auf der Menschheit. Ist dies die ursprüngliche Absicht Gottes mit uns Menschen, daß er uns grundlos zum Kranksein, zum Leiden und letztlich – als unentrinnbares Schicksal – zum harten Tode bestimmt hat? Eine solche Annahme stünde aber dem Wort der Hl. Schrift entgegen: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, daß es sehr gut war, und er segnete sein Werk.“
Warum aber trotzdem der leidvolle Zustand des Menschen auf Erden? Wiederum müssen wir hinhören auf die Heilige Schrift, die uns vom Sündenfall der Stammeltern erzählt: „Durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt.“ Gott hatte gesprochen: „Vom Baum der Erkenntnis dürft ihr nicht essen. In dem Augenblick, wo ihr esset, werdet ihr sterben.“ Die Schlange aber, der Teufel, der Lügner und Mörder seit Anbeginn, sagt: „Keineswegs werdet ihr sterben. Vielmehr werden euch die Augen aufgehen, ihr werdet Gut und Bös erkennen und ihr werdet sein wie Gott.“
Unsere Stammeltern ließen sich verführen, und so traf sie Gottes strafende Gerechtigkeit: „Durch einen Menschen kam die Sünde, und durch die Sünde der Tod. In Adam haben wir alle gesündigt.“
Blieb nun dieser Zustand für alle Zeiten so, wie er durch die Sünde und die nachfolgende, alle Nachkommen Adams und Evas erfassende Strafverhängung Gottes geworden war? Nein, kaum hatte Gott Gericht gehalten, verhieß er in seiner Barmherzigkeit den Erlöser. In der Fülle der Zeit wurde der Sohn des ewigen Vaters Mensch, im Wirken des Hl. Schöpfergeistes, von der allerreinsten Jungfrau Maria. Er nahm unsere Schwachheiten auf sich, lebte auf Erden und spendete Wohltaten.
Was die vier Evangelien von den Krankenheilungen Jesu erzählen, ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Wirken unseres Heilandes und Erlösers. Und als die vom ewigen Vater bestimmte Zeit da war, brachte sich Christus für uns zum Opfer der Sühne dar. Das geschah am heiligen Karfreitag. Am heiligen Ostertag aber erstand unser Herr und Erlöser glorreich von den Toten, und 40 Tage später ging er heim zum Vater.
Die an Christus Glaubenden sind einbezogen in sein heiliges Leiden und Sterben, aber auch in seine Auferstehung. Und dies ist unser fester Glaube: am Ende der Tage wird auch unser Leib auferstehen und dem verklärten Leibe Christi gleichgestaltet sein.
Dann sind Leid und Tod für immer überwunden und „wir werden immerdar beim Herrn sein“.
Es ist heute Mode geworden, die Erzählung der Hl. Schrift von der Erschaffung des Menschen und dem Sündenfall in Abrede zu stellen. Man beruft sich auf die Ergebnisse der Erforschung der Menschheitsgeschichte. Man behauptet, die biblische Erzählung stehe in offensichtlichem Gegensatz zu den Feststellungen der Wissenschaft. Was wir bisher Sünde nannten, soll nichts anderes sein als „Entwicklungsrückstände“.
Ich weiß, daß ich damit ein heißes Eisen anrühre. Aber die Frage ist wirklich brennend und verlangt eine verpflichtende Antwort. Denn wenn die Aussagen der Hl. Schrift nicht der Wahrheit entsprechen, ist unserem Glauben der Boden entzogen. Welches ist nun unser Vorgehen? Wir wissen, daß die Offenbarung Gottes an uns Menschen in der Hl. Schrift des Alten und Neuen Bundes niedergelegt ist, und daß die Offenbarung eine viel weitere Sicht hat als die rein menschliche Erkenntnis. Die irdische Wissenschaft betrachtet die den Sinnen zugängliche Welt; sie kann freilich durch die richtige Anwendung der Denkprinzipien auch den einen Gott, den Schöpfer und Weltenlenker erkennen, aber darüber hinaus tappt sie im dunkeln. Anders der Glaube: er setzt auf die Wahrhaftigkeit Gottes und dringt von der Betrachtung der irdischen Dinge zur übernatürlichen Wirklichkeit vor. Da diese unseren Sinnen nicht zugänglich ist, nennen wir sie aus unserer Sicht heraus „Geheimnis des Glaubens“. Die Offenbarung hat also für die Menschen guten Willens mehr Glaubwürdigkeit als die Aussagen der Wissenschaft. Grundsätzlich stehen Glaube und Wissenschaft überhaupt nicht im Gegensatz zueinander. Wir wissen aber auch, daß die Aussagen der Hl. Schrift einem anderen Zwecke dienen als die der Naturwissenschaften.
Der Grund, warum wir die biblische Botschaft von der Erschaffung und dem Sündenfall des Menschen annehmen, liegt in der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Von Jesus Christus aus geht unsere Schau in die Vergangenheit. Sprach unser Herr und Heiland nicht unmißverständlich vom Teufel, vom Fürsten dieser Welt, den hinauszuwerfen er gekommen sei? Und wenn moderne Schriftgelehrte die Tatsache der Ur- und Erbsünde leugnen wollen und behaupten, Christus habe nie mit einem einzigen Wort davon gesprochen, dann ist dieser Behauptung das Wort des Herrn aus Johannes 8,44 entgegenzuhalten: „Der Teufel … war der Mörder von Anbeginn, und steht nicht in der Wahrheit, weil es in ihm keine Wahrheit gibt. Er ist der Lügner und der Lüge Vater.“ Diese Anspielung an die Verführung der Stammeltern im Paradies ist klar genug! –
Welchen Sinn hätte überhaupt das Leiden und Sterben unseres Herrn, wenn er es nicht als das Lamm Gottes auf sich genommen hätte, um uns von Schuld und Sünde zu erlösen? Bei allen Stationen seines Leidens und Sterbens finden sich Hinweise auf das verhängnisvolle Geschehen zu Beginn der Menschheit, wo er, wie der hl. Paulus sagt, als der „zweite Adam“ gutmachte, was der erste Adam fehlte. „Ihr werdet sein wie Gott“, hatte der Teufel gelogen. Jesus muß vor Pilatus die Anklage hören: „Er hat sich zum Sohne Gottes gemacht.“ – „Dornen und Disteln soll die Erde zum Fluche tragen“, lautete Gottes Wort an Adam. „Christus trug diesen Fluch durch das Tragen der Dornenkrone ab“, sagte der hl. Basilius. – Und bedenkt man das Schlüsselwort zur Genüge, das unser Herr am Kreuze zum reumütigen Schächer sprach: „Noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein“, so ist hier der Endpunkt der Zurückführung der Menschheit, von dem sie durch ihren Ungehorsam von Gott weggegangen war!
Bis aber der Tag der Auferstehung erscheint, ist unser Leib dem Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen. „Der Tod ist der Sold der Sünde.“ Den Sinn des Todes kann der Ungläubige nicht erfassen. Wir aber haben die Antwort des Glaubens, und im Glauben steht auch die untrügliche Hoffnung der künftigen Auferstehung und Seligkeit. Der Tod übt also noch immer seine Herrschaft aus. Er kann plötzlich und gewaltsam kommen. Unsere Zeitungen sind täglich voll mit Nachrichten tragischer Unglücksfälle. Der Tod kann aber auch natürlich kommen. Die Kräfte des Menschen brauchen sich auf, das Herz versagt seinen Dienst und die Seele scheidet vom Leibe. „Der Geist geht zu Gott.“ Der müde Leib aber fällt der Verwesung anheim. Er ist Staub und kehrt zum Staube zurück. Der Tod kann aber auch vorzeitig eintreten, indem er durch eine Krankheit ein Menschenleben dem Ende zuführt. Es kann ein heftiges Fieber sein, das in wenigen Tagen das Leben auslöscht. Es kann auch ein langsames Siechtum sein, so daß der Tod als Erlöser von schwerem und peinvollem Leid erscheint.
Der Krankheit kann oft durch die ärztliche Kunst Einhalt geboten werden. Freilich ist damit der Tod des Menschen nur aufgeschoben. Nulla herba contra mortem – gegen den Tod gibt’s kein Heilkraut. Es ist aber alles einzusetzen, daß ein Leben so lange wie möglich erhalten bleibt. Der Arzt, der eines Menschen Leben rettet, ist nach dem Priester wohl der größte Wohltäter und Helfer der Menschheit. Darum ist er aber auch an die Verpflichtung seines Amtes gebunden, wie es der Priester für die ihm anvertrauten Seelen ist!
Auf welche Weise kann nun einem Menschen die Gesundheit wiedergegeben werden? Die heutige Medizin stellt auf künstlichem Wege viele Heilmittel her. Gott hat aber auch die Natur mit vielen Heilkräften ausgestattet: die Erde spendet Kräuter und Früchte, und die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde besitzen viele, zum Teil noch völlig unbekannte Heilwirkungen.
Die Tiere finden instinktiv das natürliche Heilmittel. Der Mensch hingegen muß die heilenden Kräfte der Natur erforschen und auf Grund der Erfahrungen das richtige Heilmittel finden.
Natürlich gibt es auch Krankheiten, deren Ursache ein seelisches Leiden ist. Hier helfen die natürlichen Heilmittel wenig. Jahrelange seelische Belastung kann einen Menschen schwer krank machen.
Leib und Seele sind Wesensteile des Menschen. Beide beeinflussen sich gegenseitig. Sehr oft findet ein Mensch sein Gleichgewicht wieder, wenn er sich offen aussprechen kann. Die Ohrenbeichte ist ein unermeßlicher Segen für den Menschen, der durch ehrliches Bekenntnis seine Seelenruhe wiederfindet. Sie ist mehr als nur eine Aussprache unter vier Augen.
Krankheiten können also mit natürlichen und künstlichen Mitteln behoben werden. Es gibt für einzelne Fälle auch Heilung oder wesentliche Besserung durch Suggestion, Hypnose oder Magnetismus. Doch sind diese Heilmethoden noch lange nicht genügend erforscht, und ihre bleibende Wirkung ist nicht gesichert. Meines Erachtens muß doch die überwiegende Anzahl der Krankheitsfälle durch die erprobten Heilmittel der Medizin erfolgreich behandelt werden. Aber auch bei der Behandlung mit bewährten Medizinen ist ein seelisches Moment nicht außer acht zu lassen, und das ist die Person des Arztes. Wo der Patient zu seinem Arzte Vertrauen hat, geht die Heilung viel rascher voran. Der Mensch ist eben keine Maschine, die bei Behebung des Schadens wieder tadellos funktioniert, sondern ein Wesen, das eine feinfühlige Behandlung verlangt.
Es gibt aber auch ganz merkwürdige Krankheiten, die der Kunst auch des erfahrensten Arztes spotten. Es liegt auf der Hand, daß bei solchen Krankheiten das Einwirken außernatürlicher Kräfte vermutet wird. Ein böser Mensch kann eine Familie nachteilig beeinflussen. Wir können die Möglichkeit dunkler Machenschaften grundsätzlich nicht in Abrede stellen. Es gibt sie! Sie schrumpfen aber bei kritischer Überprüfung auf einen minimalen Bruchteil zusammen. Dort, wo ein lebendiger Glaube herrscht und wo die Gottesliebe lebt, wird man überhaupt kaum von solchen Dingen hören, geschweige denn, sie in Wirklichkeit feststellen.
Aus all dem Gesagten wird nun der Sinn meiner Schrift klar. Aus langjähriger Erfahrung als Lehrer, Seelsorger und Ratgeber in vielen Leiden kann ich wichtige Beobachtungen zur Sprache bringen.
Ich möchte nun nicht, daß diese Erfahrungen verlorengehen, sondern vielen Suchenden wertvolle Hinweise vermitteln. Wir müssen es bedauern, wenn bewährte Helfer dahingeschieden sind, ohne daß sie ihre Erfahrungen schriftlich festgehalten haben. Spätere Generationen müssen dann wieder mühsam auf neuem Grunde aufbauen. Überdies ist mir das Ausüben der diesbezüglichen Tätigkeit derart erschwert worden, daß ich praktisch kaum mehr etwas tun kann. Möchten andere, deren Hände nicht gebunden sind, aus meinen Erfahrungen lernen und zum Nutzen und Segen vieler Hilfesuchenden beitragen. Von denen, die bereits Hilfe fanden, werden sich nicht wenige aus meinen Darlegungen Rat holen und erfolgreich selber eine Kur unternehmen können, sofern es sich nicht um schwerwiegende Fälle handelt, die unter Kontrolle des Arztes gehören.
Schon meine Mutter selig zeigte ein reges Interesse an der Naturheilkunde. Sie besaß selber mehrere Kräuterbücher, kannte Pfarrer Kneipps Heilmethode und experimentierte mit uns Kindern viel in gesunden und kranken Tagen. Sie war eine kluge Frau, die ihr Wissen zu vermitteln verstand, und die Erinnerung an ihre Erfolge prägte sich meinem Gedächtnis unauslöschlich ein.
Dies alles weckte in mir schon frühzeitig ein reges Interesse für die Naturheilkunde. Vier volle Jahre durfte ich als Student an einer Klosterschule weilen, wo viel köstliche Freiheit und echter Familiengeist lebte. Ich konnte in dieser Zeit manches selber experimentieren. Besonders hatte es mir Pfarrer Künzles „Chrut und Unchrut“ angetan.
Einmal hatte ich bei einem Lustspiel die Hauptrolle bekommen, und ausgerechnet am Abend vor der Aufführung befiel mich Heiserkeit. Es wurde mir ein halber Liter Wein aus dem Klosterkeller bewilligt. Den Wein sott ich auf Pfarrer Künzles Rat 10 Minuten lang mit Bibernellwurzeln. Ich mußte mich nach jedem Schluck dieses schrecklichen Gebräus aufs Bett legen, aber anderntags hielt die Stimme durch!
In meinem Zimmer roch es nicht selten in schlimmster Weise nach Knoblauch und frischem Farnkraut. Einmal stopfte ich ein weißes Kopfkissen mit frischem Farnkraut voll, um besonders gut schlafen zu können. Ich tat zwar die ganze Nacht kein Auge zu, war aber am Morgen frisch wie nach einem ununterbrochenen achtstündigen Schlafe. Das Kissen freilich sah mit seinen grünen Flecken erbärmlich aus, so daß ich einen ernsthaften Verweis erhielt.
Ich trat im selben Kloster in den Bündnerbergen ein, und in den Fraterjahren sammelte ich selber manches Kraut und sott, sehr zum Ärger des Küchenbruders, vielerlei Tee.
P. Thomas Häberle OSB
Als junger Pater wurde ich fast jeden Sonntag auf Aushilfe geschickt. Das Jahr 1947 wurde gewissermaßen mein Schicksalsjahr. Zehn volle Monate hatte ich ein Bergdorf an einer herrlichen Sonnenhalde zu betreuen.
Am Feste Mariä Lichtmeß brach sich eine Frau in den Fünfzigerjahren den Oberschenkel und lag deswegen drei volle Monate im Spital. Als sie heimkehrte, besuchte ich sie alle vierzehn Tage und tat meine Pflicht als Geistlicher. Sie kam aber nicht zu Kräften, sondern wurde zusehends schwächer. Ende Juni des Jahres hatte sich ihr Zustand so verschlechtert, daß sie weder essen mochte, noch Schlaf finden konnte. Ihr Gesicht war gelb, der Unterleib aufgetrieben und die Beine waren stark angeschwollen. Da faßte ich mir ein Herz und sagte ihr, sie solle die vom Arzt verordneten Schwitzpillen weglassen und statt dessen alle Viertelstunden einen Schluck Hagebuttentee trinken. Denn so hatte ich einmal in „Salvia“, der von Pfarrer Künzle redigierten Zeitschrift, gelesen: „Beginnende Wassersucht kannst mit Hagebuttentee bekämpfen; wenns aber vom Saufen kommt, ist nichts mehr zu machen!“ Auch verbot ich der Frau strikte jeden Bohnenkaffee. Ich verschrieb ihr jeden Tag eine gehörige Portion Holdermus und vor dem Schlafengehen zwei Äpfel. Dann kehrte ich wieder ins Kloster zurück.
Dort erst kam mir die Schwere meines Tuns so recht zu Bewußtsein. Am nächsten Sonntag wagte ich keinen Schritt in jenes Haus. Aber 8 Tage später mußte ich doch hingehen, um mein Amt als Seelsorger auszuüben. Als ich in die Stube trat, saß die Frau freudestrahlend auf ihrem Kanapee und sagte: „Jetzt kann ich wieder schlafen und mag auch wieder essen. Das Schwitzen hat aufgehört.“ Tatsächlich sah das eine Bein bereits wieder normal aus. Nach zwei weiteren Wochen war die Frau vollends hergestellt und ging wieder ihrer gewohnten Arbeit nach. Nur ein leichtes Hinken mit dem einen Bein war ihr geblieben.
Freilich belehrte mich später der berühmte Kräuterheilkundige und Pendler Pfarrer Emmenegger in Maienfeld, ich solle in Zukunft nie mehr Hagebutten unvermischt geben, sie griffen sonst auf die Dauer das Herz an.
Vier Jahre später kam ich vom Kloster weg an einen nicht sehr großen Seelsorgeposten in einem bündnerischen Seitental. Die Kranken lagen mir auch dort ganz besonders am Herzen. Die Betreuung der Kranken ist ein wichtiger Teil der Seelsorge. – Es ist merkwürdig, daß mir die Vorsehung stets zur rechten Zeit das Richtige in die Hände spielte. Zuerst erhielt ich das große Heilbuch des Pfarrers Kneipp. Dann sah ich bei einem Mitbruder das Yogabuch des indischen Arztes Doktor Yesudian. Derselbe Mitbruder wies mich hin auf Camille Droz’ Broschüre: „Das Kohlblatt und seine wunderbaren Heilwirkungen“.
Ein seit frühester Jugendzeit anhaftendes Leberleiden samt seinen unangenehmen Folgen trieb mich zum Kuren, und siehe da, der Erfolg blieb nicht aus.
Bei den zahlreichen Krankenbesuchen bei jung und alt sah ich nicht nur viele Arten von Krankheiten, sondern wurde selber immer mehr um Rat gefragt.
Der erste Fall, den ich mit Kohlblatt behandelte, war folgender. Ein Mann hatte ein lästiges Ekzem an der Hand. Der Arzt hatte mit Salben das Ekzem vom einen Ende der Hand zum anderen getrieben. Ich riet dem Mann, Tag und Nacht Kohlblätter aufzulegen. In zwei Wochen war das Übel gebannt.
Bei einem nächsten Fall kam eine verzweifelte Frau zu mir. Sie hatte einen hochroten Kopf, Arme und Beine aber waren eiskalt und zitterten. Nach Angaben des Pfarrers Kneipp handelte es sich hier um Hyperämie, eine Störung des Kreislaufs. Nach Kneipp verordnete ich 2–3mal täglich Fußwechselbäder, dazu das Lapidar Nr. 4 von Pfarrer Künzle. Nach einem Monat war die Frau geheilt.
Ich hatte auch Abbé Mermets Buch „Das Pendel“ gelesen, ebenso P. Kunibert Mohlbergs „Briefe an Tschü“. So wußte ich bereits einiges über den schädlichen Einfluß der unterirdischen Wasserläufe unter Schlafstellen. Eines Tages bat mich die Präsidentin des Müttervereines, einmal bei Frau Anna nachzusehen, es stehe nicht gut mit ihr. Diese Frau stand in der Mitte der Fünfzigerjahre. Sie zitterte, und Hand in Hand mit dieser Erscheinung trat ein merklicher Kräftezerfall ein. War es Krebs? Der Arzt war ratlos. Ich hatte einmal einem Buben im Religionsunterricht ein Coca-Cola-Hütchen abgenommen, und dieses diente mir nun anstelle der Taschenuhr als Pendel. Ich ging in das Haus, wo die Frau wohnte, und untersuchte es auf Wasserstrahlen. Es stellte sich heraus, daß die Frau just auf einer starken Wasserader schlief, die der Länge nach in etwa 20 m Tiefe unter dem Bette durchging. Dasselbe stellte ich beim Küchentisch fest, wo die Frau meist arbeitete.
Ich legte dort Bakelitteller unter das Bett und unter einen Teppich auf dem Boden. Nach einem Monat hatten das Zittern und die Schwäche ohne ein weiteres Medikament aufgehört!
Eine Frau bekam an einer Backe eine verdächtige Geschwulst. Der Arzt stach die Geschwulst auf, aber es kam weder Wasser noch Eiter zum Vorschein. Wiederum stand die Frage da: Krebs? Der Arzt schickte die Frau zur Untersuchung in ein Spital. Nach dreiwöchigen Proben waren alle Ergebnisse negativ, und man riet der Frau zur Operation. Das wollte sie aber nicht, und nach Hause zurückgekehrt, klagte sie mir ihr Leid. Ich konsultierte Pfarrer Kneipps Heilbuch. Und dort stand: „Harte Geschwulste heilt man mit Auflagen von Eichenrindenabsud.“ Nachts legte die Frau nun ein feuchtes Tüchlein auf, das in Eichenrindenabsud getaucht worden war. Tagsüber betupfte sie damit immer wieder die Geschwulst. Nach 2 Wochen war die Geschwulst verschwunden.
Die betreffende Frau hatte einen neunzehnjährigen Sohn, der einen Karbunkel am Hals hatte, eingesäumt von sechs Eißen. Der Bursche hatte auch schon Temperatur und schlich wie ein zum Tode Verurteilter umher. Was tun? Seine Mutter hatte Vertrauen zu mir gefaßt und bat mich um Hilfe. Ich verordnete dem Burschen strenge Bettruhe und veranlaßte seine Mutter, morgens, mittags und abends immer wieder frische Kohlblätter aufzulegen. Die Karbunkel brachen auf und verbreiteten einen fürchterlichen Geruch. Nach 3 Wochen aber war das Übel behoben und kehrte nicht wieder.
Ein alter Mann hatte sich am Schienbein eine schlimme Infektion zugezogen. Das Bein war stark angeschwollen und verfärbt. In zwei Wochen hatte das Kohlblatt alle eiternden Stoffe herausgezogen und die Wunde schloß sich wieder.
Ein schwerkranker Mann bekam eine Thrombose an einem Bein. Auch hier sah das Bein nach Kohlblattauflagen zwei Wochen später wieder normal aus.
Ich muß aber gestehen: es mochten ebenso wie das Kohlblatt auch die Spritzen des Arztes geholfen haben.
In einem Fall brauchte man meine Hilfe nicht. Da rief mich eine Mutter zu ihrem angeblich schwerkranken Buben. Sie erzählte mir voller Besorgnis, daß der Bub zu allem auch noch Blut im Urin habe; er müsse wohl sterben! Ich betrachtete den Inhalt des Nachtgeschirrs und fragte, ob der Bub kürzlich Randen (Rote Rüben) gegessen hätte. Die Frau bestätigte meine Vermutung! In diesem Falle brauchte der „Patient“ keine Medizin!