Morris L. West
Der rote Wolf
Roman
Ins Deutsche übertragen von Hansjürgen Wille und Barbara Klau
Edel eBooks
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "Summer of the Red Wolf".
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Copyright ©1971 by Morris L. West
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ISBN: 978-3-95530-241-2
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Die Leere war wie ein Sterben. Ich konnte das erkennen, denn vor vielen Jahren hatte ich sehr schwer krank im Hospital gelegen und darauf gewartet, daß der Arzt mir das Ergebnis seiner letzten Tests mitteilte. Wenn das Resultat positiv war, war ich verloren. Ich hatte so lange und unter solchen Qualen darauf gewartet, daß ich schon halb tot war. Ich spürte keine Trauer, nur Erleichterung, daß die Zeit des Wartens bald vorüber sein würde. Ich fühlte keine Angst, bedauerte nur, daß ich so wenig aus meinem Leben gemacht hatte. Menschen, die ich liebte, besuchten mich. Ich war froh, sie zu sehen, aber nicht unglücklich, wenn sie wieder fort waren, denn es war zu anstrengend, sie festzuhalten, und sie hatten Pflichten, die mich nichts mehr angingen. Meine Perspektive war anders als ihre. Ich sah alles ganz deutlich, aber ins Unendliche entrückt, und dennoch war es für mich so wirklich wie das Glas Wasser auf meinem Tisch. Selbst mein eigener Körper war etwas von mir Losgelöstes, das ich betrachten konnte mit seinem Knochenbau, seiner Muskulatur und seiner schwindenden Lebensfähigkeit. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte mich nicht wieder mit ihm vereinen, und schließlich gab ich den Versuch auf. Selbst als der Arzt kam und mir lächelnd sagte, daß ich am Leben bleiben würde, ließ mich das lange gleichgültig, denn es bedeutete nur, daß ich zu einer anderen Zeit das gleiche noch einmal würde durchmachen müssen, und jetzt war ich damit vertraut und hätte es vorgezogen, daß es mit mir zu Ende ging.
Tage nach Ruarris Tod war ich in diesem Zustand der Erstarrung. Ich machte die Aussagen, die das Gesetz von mir verlangte, ich holte Morrison aus dem Hospital nach Hause und leistete ihm Gesellschaft, wann immer ihn danach verlangte. Ich reichte die notwendigen Unterlagen für die Heiratsgenehmigung ein. Ich fischte mit Fergus William McCue und fing manchmal große und manchmal kleine Fische, hörte seinem Geschwätz zu, lachte auch hin und wieder darüber, beobachtete mich die ganze Zeit und fragte mich immer wieder, warum ich all diese sinnlosen Dinge tat.
Ich ging mit Kathleen und Morrison in den Gottesdienst, den Pfarrer Macphail für die ewige Ruhe von Ruarris Seele hielt; aber er ließ mich kalt, bewegte mich nicht im geringsten, als wäre es ein fremder Kult, bei dem ich nur ein Zuschauer und nicht beteiligt war. Wann immer sie sich frei machen konnte, verbrachte Kathleen die Nacht in dem Haus, und ich schlief mit ihr, trieb es mit ihr mit dem Mut der Verzweiflung, weil ich hoffte, daß der tödlichen Erstarrung eine Wiederauferstehung folgen und ich wieder zu leben beginnen würde.
Sie war sehr geduldig mit mir und wollte nicht, daß ich mich schämte oder für diesen merkwürdigen Körper entschuldigte, den sie so großmütig in ihren aufnahm. Immer wieder sagte sie zu mir:
»Ich habe das durchgemacht, was du jetzt durchmachst. Ich kenne das Gefühl. Und das Leben, das ich verloren habe, war in mir, war ein Teil von mir. Ich war viel schuldiger, als du es bist. Du mußt Geduld haben, Geduld . . . Jede Heilung braucht ihre Zeit. Du beraubst mich nicht. Ich bin jetzt reich und glücklich . . .«
Aber sie konnte nicht immer da sein, und die Tage ohne sie waren lang und die Nächte öde und leer. Die alte Hannah war meistens barsch zu mir, aber auch fürsorglich, stets auf mein und Morrisons Wohlbehagen bedacht. Er wirkte jetzt älter, gebeugter, hatte ein faltigeres Gesicht, und das Sprechen fiel ihm schwer. An seinen guten Tagen ging er im Garten auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt, wie ein meditierender Mönch.
Dann eines Tages rief mich ein Anwalt aus Stornoway an. Er bat mich, ihn, wann es mir passe, aufzusuchen. Er habe mir etwas mitzuteilen, das mit einem Testament zusammenhänge. Er war ein pedantischer kleiner Mann, trocken und nüchtern, ein spitzfindiger Bürokrat. Er sei als Vollstrecker des Testaments des verstorbenen Mr. Matheson eingesetzt, in dem auch ich bedacht sei. Es werde natürlich bis zu der gerichtlichen Bestätigung des Testaments wie üblich eine Weile dauern, aber der verstorbene Mr. Matheson habe alles gut geordnet zurückgelassen, und es sei flüssiges Geld für die Erbschaftssteuer vorhanden, so daß mir mein Erbteil ungeschmälert zukommen werde. Er würde mir, wenn ich es wünschte, das ganze Testament vorlesen, aber wenn ich mich mit dem auf mich bezogenen Absatz begnügte ... Ich tat es. Er las ihn mir vor:
»Meinem Freund . . ., der als der Seannachie bekannt ist, hinterlasse ich mein Segelschiff, das in Stornoway als The Mactire registriert ist, mit allem, was an Bord ist oder dazu gehört. Ich möchte ihn bitten, obwohl ich ihm das nicht zur Pflicht machen will, denn ich habe ihn schon mit so vielem belastet, den Namen des Schiffes beizubehalten, solange es in seinem Besitz bleibt. Vielleicht wird er eines Tages ein Epitaph für mich schreiben. Es ist ihm schwer geworden, gut von mir zu denken; und ich verüble ihm das nicht, denn ich denke selber nicht sehr gut von mir, aber ich hätte es gern, wenn man sich manchmal meiner freundlich erinnerte . . .«
Der Anwalt gab sich alle Mühe, den Willen des Erblassers zu erfüllen. Diese Bitte bildete aber keine Klausel des Testaments. Ich brauchte nichts zu unternehmen. Die Gefühle von Testatoren seien etwas anderes als ihre Absichten hinsichtlich ihres Eigentums – und so fort, und so fort . . . Bis ich ihn am liebsten angeschrien und ihm den Rat gegeben hätte, in den Hafen zu springen. Endlich ließ er mich ziehen, und ich ging in die Sonne hinaus und zum Hafenbecken hinunter, an dessen Mauer die Trawler einer neben dem anderen lagen, und auch ›The Mactire‹ lag dort friedlich vor Anker.
Plötzlich war das Sterben vorüber. Ich war wieder in meiner eigenen Haut, sah mit meinen eigenen Augen einfache, vertraute Dinge: die kreisenden Möwen, die um die Poller herumstehenden Schwätzer, die grauen Häuser, die geschäftigen Hausfrauen, die Robbe, die ihre Schnauze aus dem Wasser streckte, die für die Weber in Ballen verpackte Wolle und die beiden Männer, die die Netze flickten, die wie braune Spitzenschals über ihre Knie gebreitet waren. Es waren sehr alte Männer, und sie hatten gewiß viele Schiffe ausfahren sehen und es im Laufe der Jahre oft genug erlebt, daß Menschen starben und Schiffe untergingen; aber sie waren noch hier, verrichteten noch die gleichen einfachen Arbeiten, freuten sich der Sonne, solange sie schien, und der warmen, rauchigen Bar, wenn sie nicht schien. Für sie war das Leben seine eigene Absolution, und Zeit heilte früher oder später alles. Ich war nicht besser als sie und bestimmt nicht weiser: weshalb sollte ich darum mehr verlangen? Es war Zeit, sich aufzuraffen und etwas zu tun, und zur Hölle mit dem Gestern . . .
Eine Woche später heirateten Kathleen und ich im Salon von Morrisons Haus. Es war eine sehr schlichte Trauung, denn ihr einziger Sinn war, unsere bereits vollzogene Ehe zu besiegeln. Pfarrer Macphail traute uns, Hannah und Fergus William McCue waren die Zeugen, und Morrison führte mir die Braut zu. Auch das bedeutete sehr wenig, denn wir gehörten einander ja längst.
Dennoch gab das Hannah die Gelegenheit, das letzte Wort zu haben. Dies war es, was sie gesehen hatte, sagte sie zu mir: wir drei zusammen, Morrison, Kathleen und ich – und Ruarri Matheson war nicht dabei. »Sie brauchen es nicht zu glauben. Bin selber nicht sicher, ob ich es glaube.« Aber sie hatte das Feuer gesehen und die geschenkte und die verweigerte Liebe und all das übrige Verschwommene, das sich am Ende zu einer Wahrheit zusammenfügte. Sie habe mir noch etwas anderes zu sagen, sagte sie; aber das werde bis zu dem Augenblick warten müssen, da wir zum Flughafen aufbrächen.
Als es soweit war, war sie von der Aufregung und dem Champagner beschwipst und ebenso von der Freude, daß Morrison wieder fast der alte war. Sie rief mich in die Küche, zog mich zu sich hinunter und küßte mich, wobei sie mein Gesicht in ihren alten, trockenen Händen hielt. Dann sagte sie:
»Sie sind ein Glückspilz, mein Junge! Und wenn Sie jemals Ihrem süßen Mädchen untreu werden, dann werde ich aus meinem Grab heraussteigen und Ihnen in der Nacht als Geist erscheinen. Und darum sage ich Ihnen jetzt etwas, das Sie nicht vergessen dürfen und das Sie mir gleich wiederholen werden: ›Cha robh bàs fir gun ghràs fir . . .‹ – ›Nie ist ein Mensch gestorben, ohne daß ein anderer dankbar war.‹«
Einen solchen Ausspruch an einem Hochzeitstag zu hören, war hart. Aber später verstand ich ihn besser und die vielen Bedeutungen, die er haben konnte.
Wir leben jetzt glücklich in einem sehr alten Lande, wo Maßliebchen aus den Mündern längst toter Männer wachsen und Rosen aus den Lenden heiliger Jungfrauen, die nie ein Kind geboren haben – und das sind schönere Epitaphe als die, die man auf Grabsteinen liest. Für Ruarri den Wolf wird es keine Rosen geben, denn er ist verbrannt, und was von ihm geblieben ist, hat man auf Grund einer verstaubten gesetzlichen Bestimmung in der Morrisonschen Familiengruft unter einem Granitstein beigesetzt.
Aber es gibt ein Epitaph – dieses Buch –, und es ist in liebevoller Erinnerung an ihn geschrieben. Dies sind die Worte, mit denen es schließt:
Ich vermisse dich, Bruder Wolf. . . Gott, wie ich dich vermisse.
Plötzlich konnte ich die Grausamkeit der Welt nicht mehr ertragen.
Ich hatte es satt: die Kriege und das Töten, das Erstehen neuer Tyranneien, die Perfektionierung alter, die Lügen und die Politik, die Drogensucht und die schale Pornographie, die stinkenden Müllhaufen von Städten, den Schrecken, der über jedem Morgen hing. Eine dunkle Verzweiflung erfüllte mich. Ich fürchtete mich, schämte mich und war traurig, ein Mensch zu sein. Ich schrie nach Neugeburt oder zumindest nach der Aufnahme in eine neue Bruderschaft. Aber weder das eine noch das andere vermochte ich zu erlangen. Die Welt stand für mich nicht still. Ich konnte aus ihr nur in eine zweifelhafte Ewigkeit springen.
Ich begann unter einem immer wiederkehrenden Albtraum zu leiden. Ich träumte von Monstren, riesigen Reptilien in einer Landschaft aus Farnen und Bärlapp und schauerlichen Mooren mit unheimlichen Blüten. Der Himmel war schwarz von dahinziehenden Schrecknissen. In der Meerestiefe wimmelte es von Raubfischen. Auch ich war dort, losgelöst von der Zeit, saß in dem riesigen Schlachthaus, das die Wirklichkeit hinter dem Traum des Menschen vom Paradies war. Ich war allein, schrie meine Angst unter den seelenlosen Ungeheuern aus mir heraus. Ich duckte mich vor dem Schauspiel ihrer blutigen Schlachten. Ich rannte sinnlos durch einen Urweltdschungel, betäubt von gespenstischen Dissonanzen. Ich erwachte in Schweiß gebadet in meinen verwühlten Laken, zitternd unter dem Ansturm eines unvorstellbaren Grauens.
Ich wurde mir schließlich selber fremd; sogar mein Herz schien etwas Feindliches geworden zu sein, als ob alle Talismane, die meine Identität kennzeichneten, sich in feindliche Fetische verwandelt hätten. Es war mir, als zerspränge ich. Ich wußte, wenn ich mich nicht hinsetzen, die Scherben aufsammeln und wieder zusammenfügen konnte, würde ich vielleicht wahnsinnig werden oder alle Hoffnung auf Selbsterhaltung einem Akt absoluter Negation opfern. Da aber geschah etwas wie ein Wunder, auf das ich noch heute mit Staunen und Scheu zurückblicke.
Es war ein Morgen Anfang August. Ich war in düsterer Stimmung und schlenderte ziellos die alte Via Appia entlang, wo die umgestürzten Steine und Marmorfragmente und die geplünderten Grabstätten von der Flüchtigkeit menschlichen Bemühens zeugen. Es hatte in der Nacht geregnet, und ich stocherte in der feuchten Erde am Straßenrand, in der Hoffnung, eine jener Münzen oder ein Amulett zu finden, die manchmal an die Oberfläche des ausgelaugten, bröckligen Bodens kommen. Da rief eine Stimme meinen Namen und begrüßte mich in einem Englisch mit weichem schottischem Akzent.
Ich blickte verblüfft und zugleich ärgerlich über diese Störung meines kindlichen Zeitvertreibs auf. Es war ein hochgewachsener, kräftiger Mann, wohl fast zwei Meter groß, mit dichtem schneeweißem Haar, einem geröteten, sommersprossigen Gesicht und einem Grinsen, das ihn wie einen zufriedenen Pan aussehen ließ. Ich starrte ihn mit offenem Munde an, als mir plötzlich aufging, wer er war.
»Mein Gott! Alastair Morrison! Ich glaubte, Sie kurierten noch die Heiden in Thailand.«
»Das habe ich schon vor einem Jahr aufgegeben, weil ich nicht mehr recht wußte, wer Heide war und wer nicht. Was machen Sie in Rom?«
»Das gleiche frage ich Sie und noch vieles andere.«
Ich zitierte, was er früher einmal gesagt hatte. Er lachte, und ich stimmte in das Lachen ein. Ein merkwürdiger Gedanke, daß ich lange nicht gelacht hatte.
Wir gingen zu mir, ich tischte ihm Wein und Pasta auf, und wir sprachen von der Zeit, da er ein ärztlicher Missionar in Chiengmai und ich ein erfolgloser freier Schriftsteller in Südasien gewesen war. Er erzählte mir, er habe sich in das Haus seiner Familie zurückgezogen und Angel- und Jagdrechte auf den Hebriden erworben. Ich berichtete ihm, was ich getan, und von dem seltsamen Überdruß, der mich in den letzten Monaten gepackt hatte.
Er hörte zu, paffte aus einer alten Pfeife, warf hin und wieder eine lakonische Bemerkung oder eine Frage mit Widerhaken ein. Als ich mir alles vom Herzen geredet hatte, füllte er sein Glas noch einmal und stellte eine Diagnose.
»Manchmal macht sogar die Sonne einen Menschen krank. Er sieht alles so scharf, daß er blind wird und überhaupt nichts mehr sieht. Manchmal macht ihn sein Verstand krank, weil die Säfte, die seine Träume nähren, austrocknen. Dann ist es Zeit, zu gehen, Zeit, allem den Rücken zu kehren und sich auf den Weg zu machen.«
»Wohin?«
»Ins Unbekannte.«
»Und wo, zum Teufel, ist das?«
»Ein Ort, den Sie nicht kennen, in dem Sie ein Fremder und einsam sind und sich deswegen vielleicht fürchten.«
»Im Augenblick graut mir sogar davor, in die Stadt zu gehen, und dabei kenne ich sie wie meine Westentasche. Es graut mir, in einen Spiegel zu blicken, weil ich dann die Angst in meinen Augen sehe.«
»Es steht wirklich schlimm um Sie, mein Lieber.«
»Ja, es steht schlimm um mich.«
Er schwieg eine Weile, wobei er mich durch eine Rauchwolke beobachtete. Mir fiel dabei ein, daß selbst die Moskitos in Chiengmai vor seiner widerlichen Pfeife die Flucht ergriffen hatten.
Dann machte er mir den Vorschlag:
»Kommen Sie zu mir, wenn Sie mögen. Ob auf längere oder nur kurze Zeit, ist gleich. Das Haus ist leer. Sie würden Kost und Logis und Ihren Schnaps bezahlen. Sie können jedoch gratis fischen und bekommen noch manches andere umsonst.«
»Das ist sehr großzügig von Ihnen.«
»Ach, wir sind großzügige Leute. Das heißt: meistens.«
»Ist es Ihnen recht, wenn ich es mir überlege?«
»Überlegen Sie nicht zu lange, sonst wird die Krankheit wieder an Ihnen fressen, und Sie werden nichts tun. Außerdem ist die Luft jetzt mild, der Lachs wird bald zu wandern beginnen, und wenn Ihnen das richtige Gebet einfällt, wird die See bei Ihrer Überfahrt vielleicht ruhig sein.«
»Wie kann ich Ihnen Nachricht geben?«
»Das ist nicht nötig. Ich gebe Ihnen die Adresse, und dann kommen Sie oder kommen nicht. Aber selbst wenn Sie sich für ein anderes Ziel entscheiden, machen Sie sich auf, mein Lieber, sonst werden Sie noch wie eine jener alten Statuen werden, die es hier gibt: ohne Ohren, ohne Nase, ohne die Teile, mit denen man eine Frau liebt, und ohne Augen, um das Sternenlicht oder die Sonne auf den Bergen zu sehen.«
Ich brauchte zehn Tage, um einen Entschluß zu fassen und allen Mut zusammenzunehmen; dann wandte ich mein Gesicht nach Norden und machte mich auf, um die Straße zu den Inseln zu finden.
Ich war halb krank vor Angst: ein Nervenbündel. Im Flughafen Fiumicino drängten sich aufgeregte Touristen, und man hörte ein Gewirr verschiedener Sprachen. Im Londoner war es nicht anders, und ich betrank mich bis zur Besinnungslosigkeit, während ich auf das Flugzeug nach Inverness wartete. Wir wurden wie Sardinen in eine alte Viscount gepackt, stiegen in niedrig hängende Regenwolken auf, und ich schlief unruhig bis zur Landung.
Dann überfiel mich eine neue Angst. Ich war in der Sonne geboren. Ich hatte mein Leben lang in der strahlenden Pazifiklandschaft und in Städten an der Mittelmeerküste gelebt. Hier war eine schwarze Rollbahn, die vom letzten Regenschauer glänzte, eine braune Grasböschung mit einer grünen Weide dahinter, ein Hügel voll schwarzer Tannen, deren oberste Zweige von Wolkenfetzen verhüllt waren. Der Himmel hing niedrig. Das Licht war kalt und wenig freundlich, und ich war ein närrischer Pilger auf der vergeblichen Flucht vor sich selbst.
Ich hatte mir ein Auto bestellt, damit ich mich frei bewegen und schneller fliehen konnte, wenn das nötig wäre. Ich wartete eine halbe Stunde, während der kleine Flughafen sich leerte und die alte Melancholie in mir wieder zunahm. Endlich kam der Wagen. Ein apfelbäckiges Mädchen entschuldigte sich, übergab mir dann einen Vertrag, einige Schlüssel, eine Karte von den Highlands und verschwand wieder. Ich erinnere mich, ich saß eine lange Weile hinter dem Steuerrad und tat so, als studierte ich die Karte, aus der ich so wenig klug wurde wie aus der Inschrift auf einem Runenstein. Ich saß wie erstarrt da, blickte mich um, ohne etwas zu sehen, war hellwach und dennoch unfähig, mich auch nur zu einer einzigen Bewegung aufzuraffen. Dann fiel diese Starrheit von mir ab. Ich ließ den Motor an, fuhr durch das Tor hinaus und bog in die nach Inverness führende Straße ein.
Wenn ich so lange bei dem Rückblick auf jene Fahrt verweile, dann darum, weil ich jetzt weiß, daß alles, was damals geschah, eine Vorbereitung auf das war, was ich erlebte, als ich auf die Äußeren Inseln kam. Es gab keine Zwischenfälle, alles schien vorherbestimmt. Ich war ein kostümierter Schauspieler, der in einem Drama auftreten sollte, von dessen Text er noch keine Zeile gelesen und dessen Ausmaße er sich nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Ich, der Mann der Vernunft, hatte vergessen, wie man träumt; ich, der einst Gläubige, hatte den Glauben an das Schicksal verloren, ob es nun gut oder böse war; darum war ich völlig unwissend, allem geöffnet und sehr verletzlich.
Etwa eine Meile vom Flughafen entfernt zweigte eine Straße ab mit dem Schild: National Monument, Culloden. Ich war versucht, an ihr vorüberzufahren. Es verlangte mich nicht, mich in meinem jetzigen Kummer noch mit einem alten zu belasten. Aber dann sagte ich mir, das sei eine Torheit. Ich war ein Pilger, und ein Pilger muß den Schreinen an seinem Wege Reverenz erweisen, sonst könnten ihre Heiligen das Gesicht von ihm abkehren und ihre Dämonen ihm folgen. Ich fuhr darum, wohin ich eigentlich nicht wollte, und nahm etwas in mich auf, mit dem mich eigentlich nichts verband.
Oder doch? Nicht alles, was ein Mensch erbt, fällt ihm durch ein Vermächtnis zu. In Rom hatte ich einmal in dem Palazzo gelebt, in dem Heinrich Stuart gestorben ist, Herzog von York und Kardinal, Bruder Karl Eduards, Graf von Albanien, der kinderlos geblieben war. Die Römer, die nicht fromm sind, aber Sinn für Geschichte haben, hatten zu seinen Ehren eine Tafel angebracht, und wenn ich nach Hause kam oder ausging, mußte ich, was auf ihr stand, notgedrungen lesen.
Jetzt befand ich mich auf dem Schlachtfeld, wo der junge Prätendent den letzten tragischen Kampf um die Krone von England gekämpft hat. Ich sah die Grabhügel, auf denen, wie es heißt, nie Heide gewachsen ist noch je wachsen wird: das Grab des Engländers, die Gräber der Clans, der Camerongs, Mackintoshes, Frazers und der übrigen; das Grab der Campbells von Argyll, die gegen die Hochländer im Dienst des deutschen Königs kämpften. Ich legte einen Heidekrautzweig auf ihren Hügel, denn obwohl ich kein schottisches Blut in mir habe, bin ich durch eine Heirat mit den Campbells verwandt. Ich hielt neben dem Keppoch-Stein Rast, wo Alasdair, der 16. des Namens, starb, als er seine Stammesgenossen in die Schlacht führte. Ich erinnerte mich – wieso nur und warum? – an die Totenklage, die sein Barde für ihn verfaßt hatte:
Würdiger Sohn Colts, der von den Streitäxten,
den sogar die Männer im Süden ehrten,
den Falken, von allen den tapfersten . . .
Ich sah das Denkmal für die irischen Jakobiten, die ›Wildgänse‹, die Söhne Mileadhs, die in den Nachhutkämpfen fielen, ehe Cumberland sein Gemetzel unter den Hochländern begann und ihre wilden traurigen Hoffnungen vernichtete. Dann fuhr ich weiter durch die Tannenallee, wobei mir einfiel, was ich lange vergessen hatte: daß auch ich ein Nachkomme der ›Wildgänse‹ war, die in den schlechten Zeiten davongeflogen und in die fernsten Gegenden der Welt geflüchtet waren: nach Australien, Kanada, Amerika und allen Häfen Chinas.
An Inverness kann ich mich kaum erinnern, außer an die Höflichkeit der Menschen, die mir den Weg wiesen, die englischen Touristen und ihr Geplapper in der Bar, die Schreie der Möwen, die man ständig über den grauen Dächern hörte. Der erste unvertraute gälische Klang. Im übrigen war es eine Stadt voll geschäftiger Menschen, und ich war auf der Flucht vor Geschäftigkeit und Geschäften, vor Streit und Menschenansammlungen. Ich war auf dem Weg nach Westen, zu den Inseln und dem dunklen Ozean. Nur die Nacht oder der beschwerliche Weg würden mich aufhalten. In Fort Augustus, der öden Kleinstadt am Loch Ness, von wo aus Cumberland seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Schotten begann, übermannte mich Müdigkeit. Ein kalter Wind wehte aus Osten, es regnete, und das Wasser des Loch war düster und feindlich. Das Hotel war von Engländern überfüllt, aber es gab dort eine Mansarde, die ich bekommen konnte, wenn mich ihre Enge nicht störte, und Abendessen, wenn ich in zwanzig Minuten dazu erscheinen könnte, und der Nachtportier würde mir, sobald ich das Verlangen danach verspürte, einen Whisky servieren.
Ich nahm die Mansarde und fand mich pünktlich zum Essen ein, das fade schmeckte, aber sehr reichlich war. Der Whisky entging mir, denn die Halle war voller Engländer, kleiner Gruppen und Enklaven, von denen einige leise und andere laut sprachen, weil sie – Fremde in einem Land, das ihre Väter verwüstet hatten – zu selbstsicher oder zu unsicher waren. Auch ich war unsicher – Gott, ich erinnere mich genau, was für ein kläglicher Mensch ich an jenem Abend war –, und so ging ich in Wind und Regen hinaus, auf der Suche nach einer Kneipe, wo ich etwas trinken und mich damit aufheitern konnte. Ich fand sie zwei Minuten entfernt: eine kleine Taverne aus Stein mit einer Bar, in der es zum Bersten voll war. Es gab dort ein Torffeuer, zwei Kellnerinnen, Zwillingstöchter der Mutter Erde persönlich, und einen alten Dudelsackpfeifer, der sich mit Kampfliedern und schottischen Tänzen das Herz aus dem Leibe pfiff.
Ich drängte mich zu einer Ecke am anderen Ende durch, bestellte einen doppelten Malzwhisky, braun wie Sumpfwasser, und versuchte, zu vergessen, wer und was ich war. Bald begann ich selber zu singen, nicht den Text, denn der war gälisch und ich konnte kein Gälisch, sondern die Melodien, von denen ich viele kannte, wenn ich mich auch nicht im geringsten erinnern konnte, wo ich sie zum erstenmal gehört hatte. Weil ich sang, sprach mein Nachbar mich an, und ein großer Bursche legte seinen Arm um meine Schultern und befahl mir, mit ihm zu trinken »um die Kehle zu befeuchten«, wie er sagte, »denn selbst eine Drossel kann nicht trillern ohne einen Tautropfen in der Kehle«.
Es ging in der Schenke recht ausgelassen und fröhlich her, und das hob die Stimmung. Der Dudelsack spielte. Man unterhielt sich immer lauter, gepfeffert und zotig; schottische und gälische Laute mischten sich, kamen aus dem gleichen durstigen Schlund. Die Mädchen, drall wie mit Klee gefütterte Färsen, brüllten wie die übrigen und gossen ihren Boys braunes Bier in den Mund. Die Kellnerinnen eilten hin und her und schwitzten. Ein älterer Bauer tanzte einen schottischen Tanz mitten im Raum, während seine Zuschauer begeistert schrien und mit den Füßen stampften. Die Luft war blau und stickig von Tabak und Torfrauch, feuchtem Tweed und menschlichen Ausdünstungen. Aber es war Leben. Hier bildeten jene, die ihre kleinen Felder im Hochland bestellten, ihre Schafe auf den spärlichen Weiden im Gebirge grasen ließen und sich fragten, ob das Geld für sie und das Heu für ihr Vieh ausreichen würde, um den Winter zu überstehen, eine Bruderschaft, in der sich jeder geborgen fühlte.
Für mich war es etwas anderes: eine Poststation an der Straße ins Unbekannte. Ich würde hier ein ganzes Jahr bleiben können, ohne ihnen näherzukommen, als ich es jetzt war. Ich war nicht in ihrem Clanleben verwurzelt. Was für sie eine schmerzliche Erinnerung war, ein vertrautes Gestern, war für mich ein abgeschlossenes, abgetanes, vergessenes Kapitel Geschichte. Sie würden mir nie ihre Tür verschließen, noch mir Bett und Tisch verweigern, wenn ich es brauchte; aber sie würden sich hinter der Hecke der alten Sprache, des alten separatistischen Glaubens und ihrer Angst vor den Außenseitern, die ihnen immer wieder ihr Land geraubt hatten, um Schafe zu züchten und Wild, das Herren jagen konnten, für sich halten. Um zehn Uhr war ich mit Whisky und Gefühlsseligkeit bis an den Rand gefüllt. Der Dudelsackpfeifer, betrunken, wie es ein Barde sein muß, begleitete mich und die übrigen pfeifend aus der Bar. Aber die anderen gingen nach Hause, während ich im Regen in das Hotel zurückkehrte, die drei Treppen zu meiner Mansarde hinaufstieg und noch betrunkener als der Dudelsackpfeifer ins Bett sank. In jener Nacht träumte ich nicht von Ungeheuern; aber über dem Brummschädel, mit dem ich am Morgen erwachte, vergaß ich, für eine so besondere Gnade dankbar zu sein.
Trotz des Katers war ich entschlossen, mich früh auf den Weg zu machen. Ein verschlafener Nachtportier brachte mir Tee und Toast und erklärte mir, wie ich fahren müsse. »Sie fahren jetzt nach Glengarry und kommen so ins Glen Shield. Wenn im Gebirge Nebel ist – und zu dieser frühen Stunde ist das gut möglich –, dann fahren Sie langsam und vorsichtig, denn die Straße steigt steil an und ist schmal, und so mancher arme Mensch ist von dort in die Lochs gestürzt. Hinter den ›Fünf Schwestern‹ – das sind die Berge hinter Kintail – kommen Sie zu der Shield-Brücke und dann zu der Croe-Brücke, die am Ende des Loch Duich liegt. Danach bleibt das Loch immer zu Ihrer Linken, während nach rechts der Weg nirgendwohin führt, und so kommen Sie bestimmt nach Eilean Donan, das einst die Festung der Mackaes war. Wenn Sie eine halbe Krone in der Tasche haben, können Sie dort zwei Zimmer besichtigen, aber das lohnt nicht, denn für das gleiche Geld bekommen Sie einen Schnaps im Hotel, das gleich dahinter am Loch liegt. Danach kommen Sie nach Ardelve, wo es nichts Besonderes zu sehen gibt, und auf Ardelve folgt Kyle of Lochalsh, und dort können Sie, wenn die Touristen es nicht überschwemmt haben und das Handelsministerium dem Fährmann nicht die Lizenz genommen hat, mit Ihrem Wagen auf der Fähre nach Skye hinüberfahren. Und da beginnt das Macleod-Land, und der heilige Donan möge Sie behüten!«
Daraufhin bezahlte ich, wie es in alten Chroniken immer heißt, die Zeche und fuhr in Richtung Glengarry. Es war wenig Verkehr auf der Straße, und darum fuhr ich in gemächlichem Tempo, denn ich wollte die Whiskydünste aus meinem Kopf verscheuchen, und meine blutunterlaufenen Augen sollten sich am Grün erquicken, an den hohen Tannen, den gefiederten Birken, dem Heidekraut an den Felsenhängen und den kniehohen Farnen in den schmalen Tälern.
Fünf Minuten hinter Glengarry, noch im Wald, hörte ich ein langes Hupen hinter mir. Ich sah im Rückspiegel einen roten Sportwagen, der angerast kam mit einer Frau am Steuer. Vor mir war eine scharfe Kurve, und darum bremste ich, um sie vorbeizulassen. Eine Schockwelle durchfuhr mich, als sie vorübersauste. Sie mußte die Kurve knapp nehmen, wenn sie es schaffen wollte. Aber sie schaffte es nicht. Dreißig Meter vor der Kurve kam ein mit Tannenstämmen beladener Lastwagen um die Biegung. Sie war dadurch gezwungen, einen weiten Bogen zu machen. Die Räder ihres Autos stießen auf den mit Kies bestreuten Straßenrand, und es stürzte den Hang hinunter und entschwand meinen Blicken. Ich hörte ein Krachen im Birkengebüsch, dann das Kreischen von Metall, als der Wagen gegen die Tannenstämme prallte. Der Lastwagen war bereits auf und davon, und ich mußte mich deshalb allein um das kümmern, was ich dort unten finden würde.
Es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Die Birken hatten den Absturz gemildert, so daß das Auto nicht mit aller Gewalt gegen die Tannen geschleudert worden war. Eine Seite war eingedrückt, aber die Fahrerin war offenbar unversehrt ausgestiegen. Sie stand einen Augenblick breitbeinig da und betrachtete das Wrack. Dann setzte sie sich abrupt ins feuchte Gras und ließ den Kopf zwischen die Knie hinunterhängen. Ich kletterte zu ihr hinab.
»Ist Ihnen nichts passiert?«
»Ich glaube, nicht. Lassen Sie mich bitte einen Augenblick allein.« Sie sprach Englisch, aber mit leichtem schottischem Akzent. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch ihr Haar, das rabenschwarz war, und sie hatte schöne Beine und trug den Kilt der McNeils. Ich ließ sie in Ruhe, ging zu dem Wagen, stellte den Motor ab, schloß den Kofferraum auf und nahm das Gepäck heraus: einen Koffer, Aktentasche und Schminkköfferchen. Ich trug das alles den Hang hinauf und verstaute es in meinem Wagen. Als ich zurückkam, saß sie aufrecht und strich das Haar aus ihrem blassen ovalen Gesicht.
»Ich bin verrückt«, murmelte sie.
»Das kann man sagen. Und was wird nun?«
»Haben Sie nicht zufällig Whisky bei sich?«
»Nein. Aber ich werde Ihnen in Glengarry welchen besorgen. Wir können von dort einen Arzt anrufen.«
»Ich brauche keinen. Ich bin selber Ärztin. Ich habe mir nichts gebrochen, und ich blute auch nicht. Aber der Schock wird nicht lange auf sich warten lassen. Helfen Sie mir bitte auf.«
Ich zog sie den Abhang hinauf, setzte sie in das Auto und fuhr sie nach Glengarry zurück, wo man ihr Whisky und starken Tee gab und den Automobilklub anrief, damit das Wrack abgeschleppt wurde. Der Schock kam, und sie war ganz die sachliche Ärztin, bis er vorüber war. Dann fragte sie:
»Wohin wollten Sie fahren?«
»Zunächst einmal nach Kyle of Lochalsh.«
»Könnten Sie mich mitnehmen?«
»Natürlich. Ich habe gern Gesellschaft.«
»Und Sie sind ein besserer Fahrer als ich. Fahren wir also.«
Wir gingen zu meinem Auto, aber bevor wir abfuhren, stellten wir – Gott helfe uns! – einander förmlich vor. Sie war Kathleen McNeil, Dr. med. aus Edinburgh bzw. London, und in einer netten, damenhaften Art gab sie mir zu verstehen, daß ich mir keine falschen Hoffnungen und nicht die Notlage einer verrückten Fahrerin zunutze machen sollte. Was das betraf, war sie selber kühl bis ans Herz. Machen Sie den Mund auf, sagen Sie ah, atmen Sie tief ein, husten Sie, noch einmal bitte, und glauben Sie nicht, ich sei eine schlechte Ärztin, weil ich schöne Beine und eine gute Figur habe, und ich bin nicht einen Tag älter als zweiunddreißig – oder sind es fünfunddreißig? Nun, meine Liebe, man kann es erst ablehnen, wenn man darum gebeten wird; außerdem: selbst wenn Sie die Königin von Saba wären, in diesem Augenblick würde mich das nicht interessieren. Und wenn Sie sich auch darauf verstehen mögen, einen Patienten von Gallensteinen oder einem Kropf zu befreien, am Steuer eines Autos sind Sie eine große Gefahr!
Unten im Glen Shield war es noch neblig, und darum erklommen wir nur langsam den Berg und beteten, daß kein verrückter Hochländer aus dem Nebel angebraust käme, in der Gewißheit, daß der Gott der Freien Kirche seine Hand über das Steuerrad hielt. Eine unheimliche Stille hüllte uns ein, die nur unterbrochen wurde von Wasserfällen oder dem Blöken eines Schafs, das so erschreckend klang wie der Schrei eines Kindes, das sich verlaufen hat. Und dann plötzlich umfing uns strahlende Helle, ein Morgenglanz, wie ich ihn noch nie gesehen, nie zu sehen gehofft hatte. Der Himmel war hellblau und wolkenlos. Die Berge stiegen zu ihm auf, königlich gewandet in purpurne Heide und mit dem diamantenen Glitzern von Quellen und Bächen, dem Schimmern grauen Granits. Unten fiel das Land mit seinen Torfschichten und den Mooren, weiß von Asphodill, zum leuchtenden Wasser des Loch Cluane ab. Ich parkte den Wagen, und wir stiegen aus und standen dort nebeneinander, die einzigen menschlichen Wesen in einer Urwelteinsamkeit. Schafe mit schwarzem Kopf und zottigem Fell kletterten über die Torfhügel. Hoch im Blau zog ein Wanderfalke träge seine Kreise. Sonst waren da nur der Himmel, das Wasser und die fremde Schönheit der Berge.
Ich erinnere mich, daß ich in diesem Augenblick den Tränen nahe war. Ich verstand plötzlich, daß es die Anachoreten dazu getrieben hatte, der Wirrnis der alten Städte, der in ihnen herrschenden Ungerechtigkeit, Korruption und Grausamkeit zu entfliehen. Ich verstand die Lockung der Wüsten und der Berge, wo ein Mensch wieder beginnen konnte, zu sein. Ich fragte mich, wie meine eigene Angst enden würde: in einem Wahnsinnsausbruch der Enttäuschung oder in passiver Verblödung, ohne Hoffnung, gefangen in der Trostlosigkeit meines Trachtens.
»Sie haben trübe Gedanken«, sagte Dr. McNeil.
»Ja, das stimmt.«
»Dann sollten Sie sie hierlassen und vergessen.«
»Ich werde Ihren Rat befolgen, Frau Doktor.«
Da lachte sie; ihr Gesicht war plötzlich jung und schön, und ich war froh, daß sie bei mir war. Wir konnten wenigstens miteinander sprechen und uns den Rest der Fahrt angenehm machen.
»Wohin wollen Sie?« fragte ich sie.
»Nach Harris. Das liegt auf den Äußeren Inseln. Ich vertrete dort einen alten Freund meines Vaters. Es ist die einzige Art Urlaub, die ich mir im Augenblick leisten kann.«
»Ich fahre nach Lewis. Ich bleibe die Nacht in Skye, und wenn noch Platz ist, werde ich am Morgen mit der ersten Fähre von Uig weiterfahren. Wenn Sie sich eine lange Busfahrt ersparen wollen, können Sie mitkommen.«
»Vielen Dank. Das tue ich gern.«
Wenn ich jetzt zurückblicke, wundere ich mich, wie einfach sich alles anließ und was für ein Drama dann für uns beide daraus entstand. Wir waren Fremde, waren uns durch einen Zufall in einem Hochlandtal begegnet. Wir waren nichts weiter als Reisegefährten, und wir waren beide, wenn auch aus verschiedenen Gründen, entschlossen, das zu bleiben. Wir waren nur so intim miteinander, wie es Reisegefährten eben sind. Manchmal berührten sich unsere Hände, und es gab Augenblicke gemeinsamen Staunens und gemeinsamer Begeisterung. Wir hielten unsere Neugier aufeinander in Schach. Wir äußerten nichts, wodurch wir uns verraten konnten. Wir sprachen nur von dem, was außerhalb von uns war, unmittelbar sichtbar, unmittelbar erlebt. Das Gestern war ein zugeklapptes Buch, weil morgen ein neuer Tag war und wir dann wieder einander fremd wären. Und es war nur gut, daß wir beide nicht ahnten, was Muirgin, die schaumgeborene Zaubergöttin der Kelten, in unser beider Schicksal webte.
Was sie an jenem Tag für uns webte, war schlicht und schön. Wenn Zauber dabei war, dann war er heilsam für mich. Da war die Musik fremder Namen: Morvich und Auchtertyre, Balmacara und Luib, Sligachan und Kansaleyre. Da lag das schwarze Boot auf einem Kieselstrand, und fünf Meilen im Umkreis war kein Mann, keine Frau, kein Kind zu sehen; da war der alte, der uralte Mann, der bis zu den Knien in einem Forellenbach stand und seine Angel so feierlich auswarf, als sei es ein heiliger Ritus; da waren die Cuilliens, hoch und majestätisch, erloschene Vulkane aus der Zeit der Sintflut; da waren der goldene Blasentang, der wie ein Teppich auf den schwarzen Felsen unterhalb der Gezeitenmarke lag, und die Schwärme weißer Möwen über den weißen Häusern am Ufer. Da war die Frau, die das gemähte Gras umdrehte und zu Puppen häufte; da war die Herde schwarzköpfiger Schafe mit ihrem Hirten, der sie über die Straße trieb, während wir anhielten, damit er sie überqueren konnte. Und überall war dort Heide und grünes Moos und manchmal eine Holzbude und hin und wieder riesige Felsbrocken, die ein Gletscher dort hinterlassen hatte.
Als wir gegen Abend nach Uig kamen, wehte vom Golfstrom ein warmer Wind, der nach Ozean roch und schönes Wetter für den nächsten Tag verhieß.
In dem kleinen Hotel bekamen wir beide Abendbrot, aber es gab nur ein Zimmer mit zwei Betten, das wir miteinander hätten teilen können, wären wir verheiratet gewesen oder hätten wir so ausgesehen; aber wir waren nicht verheiratet und sahen auch nicht so aus. Und so suchte ich mir ein Zimmer in einem Bauernhaus, wo man mir zum Frühstück Eier und Schinken versprach – dazu Porridge, wenn ich wollte – und hoch und heilig versicherte, man werde mich rechtzeitig wecken, damit ich die Fähre bekäme. Ich wünschte Kathleen McNeil eine gute Nacht und daß sie sich erhole und ausruhe, aber im Grunde war mir das ziemlich gleichgültig. Ich würde sie am Morgen um acht abholen, zum Kai hinunterfahren und danach: viel Glück und auf Wiedersehen.
In jener Nacht lag ich lange wach, lauschte auf das leise Plätschern der Wellen und sah den Mond über Beinn Edra aufsteigen. Zwanzig Jahre lang war ich noch nie so einsam gewesen, aber auch noch nie so froh über die Einsamkeit. Ich hatte plötzlich eine komische Vision von Atlas, dem die Knochen weh taten, weil er die Welt auf seinen Schultern trug und der darum eines Tages beschloß, sie abzuwerfen und sie sich selbst und ihren Torheiten zu überlassen. Jetzt streckte und reckte er sich, um seine verkrampften Muskeln wieder geschmeidig zu machen, und fragte sich, warum zum Teufel er die undankbare Last so lange getragen hatte. Was er mit seiner Freiheit anfangen würde, war etwas anderes, über das er sich noch keine Gedanken zu machen brauchte.
Um Viertel nach acht parkten wir in der ersten Reihe der Autos, die auf die Fähre nach Tarbert, dem südlichen Hafen für die Inseln Harris und Lewis, warteten. Sie hatte an diesem Morgen Verspätung, sagte man uns, weil einer der Kräne nicht funktioniert hatte, und darum mußten wir eine Stunde totschlagen. Dr. Kathleen McNeil verlangte es nach einer weiteren Tasse Kaffee, weil sie in aller Hast gefrühstückt hatte. Sie ging davon, um sie in dem kleinen Strandcafé am entgegengesetzten Ende der Mole zu trinken. Ich schlenderte derweil zum Strand hinunter, um das Segelschiff zu betrachten, das in dem winzigen Innenhafen vor Anker lag. Es war ein schönes Schiff, etwa achtzehn Meter lang, solide gebaut und breit, um den nördlichen Meeren trotzen zu können, aber mit einem Rumpf, der verhieß, daß es ein gutes Tempo vorlegen konnte. Das Namensschild am Bug lautete: The Mactire, Stornoway.
Am Heck war ein Beiboot befestigt, und als ich hinsah, kam ein Mann mit dem Arm in einer Binde aus der Kajüte auf Deck geklettert und begann, das Beiboot an der Seite des Schiffes entlangzuziehen. Dann stieg er unbeholfen hinein, ergriff ein Ruder und ruderte auf das Ufer zu.
Er war ein großer Bursche, einen halben Kopf größer als ich, mit einem leuchtend roten Haarschopf und einem roten Wikingerbart, und seine Brust war so breit wie ein Heringsfaß. Ich erbot mich, ihm zu helfen, das Beiboot auf den Strand zu ziehen, doch er lehnte es mit einem Grinsen ab. »Ich habe immer noch eine gesunde Hand, aber haben Sie vielleicht ein Auto da? Ich bin heute morgen auf Deck ausgerutscht – so etwas Blödes! –, und ich glaube, ich habe mir das Handgelenk gebrochen. Ich will darum lieber einen Arzt aufsuchen, der es mir schient.«
Ich sagte ihm, ich hätte beides, ein Auto und einen tüchtigen Arzt, und er warf den Kopf zurück und lachte.
»Da kann man ja wirklich von Vorsehung sprechen. Jetzt brauche ich nur noch einen Matrosen zu finden, der mir hilft, die Mactire nach Stornoway zurückzubringen.«
Und das war der Augenblick, da ich genau in das Netz ging, das die Meeresgöttin für mich gewebt hatte. Unbesonnen sagte ich zu ihm: »Ich glaube, ich weiß einen.«
»Einen von hier?«
»Nein, mich.«
»Und was können Sie?«
»Ich kann ein Segel setzen und nach dem Kompaß fahren.«
»Und wo haben Sie gesegelt?«
»In Sydney und in den südlichen Gewässern, im Tyrrhenischen Meer und zwischen den griechischen Inseln.«
»Was ist mit Ihrer Frau?«
»Sie ist nicht meine Frau. Aber wenn ich sie dazu bringen kann, das Auto auf die Fähre und in Tarbert von ihr hinunterzufahren, haben Sie den Matrosen, den Sie brauchen.«
Er blickte mich lange abschätzend an. Seine Augen waren blau und kalt wie die See. Ich hielt ihn für einen Mann, der einen ermorden konnte, wenn man ihm am verkehrten Tag begegnete, aber auch fähig war, Berge für einen zu versetzen. Schließlich grinste er und streckte mir seine gesunde Hand entgegen.
»Abgemacht«, sagte er. »Und schönen Dank. Jetzt wollen wir mit Ihrer Doktorin reden.«
Und so geschah es, leicht und unkonventionell, wie es auf den Hebriden üblich ist. Obwohl wir es nicht wissen konnten, war das magische Quadrat vollendet – Alastair Morrison von den Morrisons, Dr. Kathleen McNeil, Edinburgh bzw. London, der große Rotbärtige, der Ruarri Matheson hieß, und ich, der Fremde im Land der Gälen.
Ich frage mich immer noch, warum ich dazu ausersehen wurde, uns alle zusammenzubringen. Ich bin mir noch immer nicht klar darüber, wieweit ich schuld bin an dem mit normalem Verstand nicht faßbaren Geschehen und dem Grauen, wie es einem sonst nur in alten Epen begegnet und dessen Opfer wir schließlich alle wurden.
»Jetzt werden wir erst mal eine Flagge hissen«, sagte Ruarri Matheson, »nur um zu zeigen, wer wir sind. Dann werden wir die Segel setzen und hier herausfahren.«
Er stand am Steuerrad, warf einen Blick auf meine Arbeit, als ich das Beiboot an Bord zog und es am Lukendeckel befestigte. Es war eine seltsame Flagge, das fletschende Maul eines Wolfs, rot auf weißem Grund. Ich fragte, was das bedeute. Er lachte.
»Man könnte es meine Hausflagge nennen. Es ist der Name des Schiffs, wissen Sie. Mactire ist ein altes gälisches Wort für Wolf. Und auf der Insel nennt man mich so: Red Ruarri, der rote Wolf. Ich bin nicht sicher, ob das ein Kompliment ist, aber sie haben mir nun einmal den Namen gegeben.«
»Ich dachte, Sie seien selber ein Insulaner.«
»Das bin ich auch, obwohl ich zehn Jahre weg war und erst seit drei Jahren wieder hier bin.«
»Was haben Sie gemacht?«
»Dies und das.«
»Und was machen Sie jetzt?«
»Ich bestelle mein Land. Außerdem fange ich Fische. Wenn ich Zeit habe, mache ich Fahrten mit diesem Segelschiff.«
Ich zog das Großsegel hoch, setzte den Klüver und den Besan, befestigte sie mit Klampen, dann kroch ich nach vorn, um den Anker zu lichten. Als ich wieder in der Plicht war, segelte Ruarri schon an der Mole entlang in den Kanal hinaus. Von da an hatten wir schwer zu schuften, denn der Wind kam von Westen, und wir mußten das Schiff in ihn hineintreiben, damit es nicht gegen die Riffe am Eingang zum Loch lief, und uns selber von der Küste fernhalten, ehe wir die lange Fahrt in nördlicher Richtung durch den Minch begannen.
Als ich die Segeltaue straffgezogen hatte, lächelte Ruarri mich an und sagte lakonisch:
»Gute Arbeit, Seannachie!«
»Was heißt Seannachie?«
»Ach, die Unwissenheit des Engländers! Ein Seannachie ist ein Geschichtenerzähler – wie Sie, wenn auch nicht ganz so, denn er hat alles im Kopf: die Geschichten der Clans, die bis weit in die Vergangenheit zurückreichen, und die Märchen aus der Zeit vor den Clans, und die Geschichten, die mit Orts- und Inselnamen zusammenhängen. Manchmal ist er auch ein Barde und kann die alten Lieder singen oder einem ein neues Gedicht für eine Hochzeit oder ein Begräbnis machen. Es gibt noch immer ein paar von ihnen auf den Inseln, und vielleicht werden Sie, wenn Sie zu einem Ceilidh gehen, einen hören; freilich müßten Sie dann Gälisch können, um ihn zu verstehen.«
»Wenn ich lange hierbleibe, werde ich es lernen müssen.«
»Werden Sie denn lange hierbleiben?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Und wo werden Sie wohnen?«
»Bei Alastair Morrison drüben in der Nähe von Laxay. Kennen Sie ihn?«
»Ich kenne ihn. Ich mag ihn. Obwohl ich nicht sicher bin, daß er immer mit mir oder dem, was ich tue, einverstanden ist. Übernehmen Sie jetzt das Steuerrad, ich werde uns einen Grog machen, damit wir nicht frieren. Halten Sie es fest in den Wind. Sonst werden wir nach Vaternish Point abgetrieben.«
Er machte mir damit ein Kompliment, und so klein es auch war, ich war groteskerweise stolz darauf. Es gibt kein reineres oder heilsameres Vergnügen für einen Mann, als bei kräftigem Wind ein Segelschiff zu steuern und den Wellenschlag des Meers zu spüren und das weiße, sich blähende, gut gesetzte Segel zu betrachten. Nachdem ich so lange in mir und in einer Gesellschaft gefangen gewesen war, an die ich nicht mehr glauben konnte, fühlte ich mich plötzlich befreit, beschwingt, frei wie die Seemöwe, die mit kaum zitternden Flügeln genau über dem Topp dahinschwebte.
Aber ich will ehrlich sein und gleich gestehen, daß ich kein guter Seemann bin. Mir fehlen die Muskeln und die Nerven, die Nase für Wind und Wetter und die hellsichtige mathematische Begabung, durch die man ein tüchtiger Navigator wird. Ich liebe das Meer, aber ich fürchte es auch. Ich fürchte seine Einsamkeit und sein Geheimnis, sein unberechenbares Toben, die unheimliche Drohung seiner Ruhe, und doch weiß ich genau: wenn die Tyrannen mit ihren Spionen und Verfolgern und Bürokraten und Manipulierern wiederkämen, würde ich lieber das Segel hissen, den Anker lichten und mich dem Wind, den tosenden Wellen aussetzen, ohne Hoffnung, Land zu sichten, als zu riskieren, wieder zu einem Sklaven zu werden.
Und plötzlich sang ich: ein altes Lied, an das ich mich aus meiner längst vergangenen Kindheit erinnerte. Ruarri kam mit zwei Bechern in der Faust auf Deck: schwarzer Kaffee mit einem kräftigen Schuß Malzwhisky. Er reichte mir den einen, prüfte unsere Fahrtrichtung und blickte mich dann mit seinen hellen Augen fragend an.
»Sie können also doch Gälisch, Seannachie?«
»Nein. Warum?«
»Das Lied – es heißt ›Morag of Dunvegan‹ –, und Sie haben es auf gälisch gesungen.«
»Aber ich verstehe kein Wort davon. Ich habe es wie vieles andere auswendig gelernt. Ein alter irischer Mönch, der Harfenspieler war und behauptete, jedes irische und schottische Lied zu kennen, und der aus uns allen Missionare machen wollte, hat es mich gelehrt.«
Er schien erleichtert, als hätte er mich einer Lüge verdächtigt und müsse nun Abbitte tun. »Sie sind ein guter Steuermann.«
»Ich habe selber ein Boot besessen. Ich habe mit ihm an Wettkämpfen teilgenommen, aber ich war nie wirklich ehrgeizig. Mir fehlt der Killerinstinkt.«
»Das ist aber ein komisches Wort.«
»Eine Redensart.«
Er war wachsam, bissig wie ein Tier des Waldes, immer auf der Hut. Er war zu jung, um am Krieg teilgenommen zu haben, aber er hatte die umsichtige Haltung eines Mannes, der zu einem Kommandotrupp gehört, den mißtrauischen Blick und das schnelle Reaktionsvermögen, und er hielt stets ein Lächeln bereit, um seine innere Spannung zu verbergen. Seine Sprache hatte etwas Chamäleonhaftes. Meistens sprach er in dem weichen, singenden Ton der Inselbewohner. Er verdrehte die Sätze, wie es ein Kelte tut, aber manchmal wich sein Akzent einem ganz fremden. Er sprach nie ausführlich über ein Thema, wie es ein Gebirgler tut, redete immer wieder drum herum, webte das Gespräch wie ein Stück Stoff. Er hatte alle möglichen witzigen Einfälle, sprach von diesem, bald von jenem, so daß man nie recht wußte, worauf er hinauswollte.
»Sagen Sie, Seannachie, was ist zwischen Ihnen und dieser Doktorin?«
»Nichts. Sie hat durch ihren verdammten Leichtsinn ihren Wagen zu Bruch gefahren. Ich habe mich erboten, sie nach Uig mitzunehmen.«
»Nicht interessiert?«
»Nein.«
»Sie sieht aber sehr gut aus.«
»Es gibt Haufen sehr gut aussehender Frauen.«
»Sie wäre vielleicht zu allem bereit.«
»Ich habe sie nicht danach gefragt.«
»Vielleicht werde ich sie eines Tages fragen.«
»Dies ist ein freies Land.«