Reto Andrea Savoldelli
Zur Entstehung des HIERONYMUS
Vom Filmdrehbuch zum Roman / kostenlos bis Ende September 2013
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Zur Entstehung des «HIERONYMUS – über Kino und Liebe in Zeiten der Reinkarnation» von Reto Andrea Savoldelli.
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Vom Filmdrehbuch zum Roman
Warum sollten wir nicht den Lateiner Maurus und sein „Habent sua fata libelli“ bemühen, da doch sein Ausspruch auf die Odyssee hinweist, die der Roman „Hieronymus“ hinter sich bringen musste, um den sicheren Hafen von Leserhänden zu erreichen. Es gibt Bücher, die werden erwartet, geschrieben, gedruckt und bezahlt. Die Geschichte, die zu diesem Buch gehört, ist vertrackter.
Savoldelli beim Drehen von “Stella da Falla” (hier in Genua) mit Nina Dobroluba (rechts)
Savoldellis dokumentarischer Spielfilm „Stella da Falla“, dessen Arbeitstitel übrigens „Hieronymus“ lautete und vom Schweizer Fernsehen zusammen mit der Eidgenösischen Filmförderung finanziert wurde, stellte ein Novum dar. Er war der erste von einem öffentlichen Sender in Europa ausgestrahlte Film, der die in der Gegenwart agierende Hauptperson unter der Nachwirkung eines früheren Lebens zeigt (im Juli 1972).
Savoldelli als “Stella da Falla” im Mittelalter
Der Film war der schweizerische Wettbewerbsbeitrag am Filmfestival Locarno 1972, an dem sich Andrej Tarkovski als Jurypräsident interessiert zeigte. Mit Tarkovski nahm Savoldelli später, als er in der Anthroposophenzentrale in Dornach als Geschäftsführer einen Verlag aufbaute, wieder brieflichen Kontakt auf. Es war ihm zu Ohren gekommen, dass Tarkovski nach der Beendiugng von „Das Opfer“ ein Filmprojekt über Rudolf Steiner plante, dessen Ausführung sein früher Tod verhinderte.
Als sich Savoldelli für seinen nächsten Film anschickte, die Darstellung einer individuellen Entwicklung in verschiedenen Lebensläufen auszubauen, traf er auf Unverständnis und auf Abwehr. Die hatte sich bereits in der in allen schweizerischen Leitmedien geführten Auseinandersetzung um „Stella da Falla“ vorbereitet. Für die kritischen Stimmen war der Filmkritiker und spätere Spiegel-Redaktor Urs Jäggi federführend, der in seinem Buch „Film in der Schweiz“ (1978), nach ähnlichen Beurteilungen in verschiedenen Zeitschriften zuvor, sich zu „Stella da Falla“ wie folgt äusserte: «Bei „Stella da Falla“ handelt es sich um die narzistische Selbstbespiegelung eines bis dahin stark überschätzten Pseudogenies» (S.91). - Unter den Verteidigern des Films war Dr. Martin Schaub (TagesAnzeiger, Zürich) der bekannteste. Er hatte während der Filmherstellung die Filmcrew wiederholt besucht und mehrere Artikel zu Savoldellis Filmen verfasst.
Überraschende Unterstützung erfuhr der Film durch Dimitri Eipides, dem Begründer und Co-Direktor des Filmfestivals in Montreal, welches den Film 1973 auszeichnete. Eipides schrieb Savoldelli in einem Brief: «The difficulties you described to me in your letter as well as the clipping of the review in the Tribune de Lausanne do not, particularly, surprise me. Truly I was more surprised to see a film like yours come out of Switzerland ... a pleasant surprise. - It is very rare that either the press or audiences at large are capable of making the transition from the established, conventional cinema - with all its attractions storyline, flattering morality etc. - to a freer art form. One hopes that the public will eventually become visually educated and then their evaluation and criteria of films will inevitably be very different...»