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Über das Buch
Box Saxton ist ein erfolgreicher Bauunternehmer und Immobilienmakler in Christchurch, bis die Finanzkrise ihm den Boden unter den Füßen wegreißt. Er muss sein Haus mit Meerblick verlassen und sich in einer nicht gerade erstklassigen Gegend einmieten. Die teure Privatschule für seine beiden Kinder lässt sich nicht länger finanzieren. Sein 19-jähriger Sohn Mark wird mit diesen Veränderungen nicht fertig und nimmt sich das Leben. Box, der nun als einfacher Bauarbeiter weit entfernt arbeitet, fliegt sofort nach Hause, um bei seiner Frau Liz und Tochter Heather zu sein und die Beisetzung im Familiengrab vorzubereiten.
Doch da taucht Marks leiblicher Vater auf, Tipene, ein Maori, der die Mutter des Jungen bald nach der Geburt verlassen hat. Mark hatte nie eine Verbindung zu ihm. Nach dem Gesetz der Maori muss ein Familienmitglied in der Grabstelle der Ahnen beigesetzt werden, und dieser Tradition will Tipene folgen. Box und seine Frau weigern sich, den Leichnam des Jungen herauszugeben, deshalb stiehlt Tipene ihn, wobei er das neuseeländische Recht auf seiner Seite hat. Box verfolgt ihn in seinem alten Pickup, um die Leiche seines Sohnes zurückzubekommen.

Carl Nixon beschreibt in seinem spannenden Roman sehr genau die Auswirkungen der Finanzkrise, ebenso den unlösbaren Konflikt zwischen zwei verschiedenen Formen der spirituellen Bindung an das eigene Land.

»Settlers Creek« erschien 2010 im englischen Original und war nominiert für den International IMPAC Dublin Literary Award 2012. Nixons erster Roman, »Rocking Horse Road«, war äußerst erfolgreich, das Buch stand 4 Monate auf der KrimiZEIT-Bestenliste.

Über den Autor
Carl Nixon, geboren 1967 in Christchurch, ist ein neuseeländischer Autor von Romanen, Kurzgeschichten und Dramen. Er gewann mit seinen Werken viele Preise, darunter den Katherine Mansfield Short Story Contest. 2007 war Nixon der Ursula Bethell/Creative New Zealand Writer in Residence an der University of Canterbury. Dort vollendete er seinen ersten Roman »Rocking Horse Road«, der äußerst erfolgreich war – das Buch stand 4 Monate auf der KrimiZEIT-Bestenliste. »Settlers Creek« erschien 2010 im englischen Original, 2013 auf Deutsch und war nominiert für den International IMPAC Dublin Literary Award 2012.
Für Alice und Fenton
P1020241
Erläuterungen zu einigen Maori-Begriffen finden sich am Ende des Buches.

Prolog

Ein paar Witzbolde haben eine nackte Schaufensterpuppe an eine der großen Kiefern gehängt. Das war der erste Gedanke des alten Mannes. Vermutlich wollten sie die Jogger erschrecken, die da vorbeikamen. Teenager oder Studenten – junge Leute jedenfalls, die ein paar Bier zuviel intus hatten. Die sind wohl gestern nacht in die Hügel hochgefahren, um sich zu amüsieren.

Der Mann war unterwegs, um Kiefernzapfen zu sammeln, die der Nachtwind von den kahlen Zweigen geschüttelt hatte. Die brauchte er zum Kaminanzünden. Vorsichtig legte er den Nylonsack, den er bei sich hatte, aufs Gras. »Gardener Grain« war in verblassendem Waldgrün darauf zu lesen. Die sechs oder sieben Zapfen, die er bislang eingesammelt hatte, beulten den Stoff bereits aus, und er blieb einen Moment stehen, um sicherzugehen, daß der Sack auf dem steilen grasbewachsenen Abhang nicht ins Rutschen geriet.

Langsam setzte er sich in Bewegung, ging am Abhang entlang zu einer lockeren Kieferngruppe in etwa fünfzig Metern Entfernung. Der Morgen war völlig windstill, und die Figur an dem Baum bewegte sich nicht.

Der Mann trat vorsichtig auf das Gras. Er hatte Angst zu stürzen. An diesem Morgen hatte er sein Arthrosemittel nicht genommen, weil ihm schlecht wurde, wenn er die Tabletten zweimal am Tag schluckte, wie es der Arzt verschrieben hatte. Er glaubte nicht an Tabletten. Und sein Vertrauen in Ärzte war äußerst beschränkt. Er befürchtete, daß die kleinen weißen Dreiecke ihm ein Magengeschwür beschert hatten. Und schon begannen seine Fingergelenke wieder zu schmerzen, vielleicht nur deshalb, weil er an sie gedacht hatte. Er sah auf seine Hände hinab, die Knöchel waren angeschwollen und blau verfärbt. In seinen Füßen pochte es.

Der Wetterbericht um sechs Uhr morgens hatte gewarnt, daß am Nachmittag aus südlicher Richtung ein Unwetter aufziehen würde, aber jetzt strahlte der Himmel noch makellos blau. Es war der dritte Sonntag im April, sehr früh am Morgen, die Herbstsonne war erst vor einer halben Stunde aufgegangen. In der Nacht hatte es heftigen Wind gegeben, doch er hatte sich vor Tagesanbruch gelegt. In der klaren Luft waren im Norden die Ausläufer der südlichen Vororte der Stadt auszumachen. Die Häuser drängelten sich die Hügel hinauf: rote, orangefarbene und weiße Dächer über briefmarkengroßen Rasenstücken, dazu die hartrandigen, schnurgeraden Linien der Straßen, die an diesem Sonntagmorgen noch menschenleer dalagen. Von seinem Hügel aus konnte er auf die weitläufigen Sportplätze der örtlichen Grundschule schauen und auf eine weichgezeichnete Reihe alter Weiden und Pappeln dahinter, die den Flußlauf erkennen ließ. Jenseits davon die Ansammlung von Hochhäusern im Stadtzentrum, hinter denen sich am Horizont im Westen die Berge abzeichneten; sie wirkten zum Greifen nahe, lagen aber gut zwei Autostunden entfernt.

Der alte Mann arbeitete sich unterhalb des Wanderwegs voran, fast bis zu den Knien im nie gemähten Gras, das höchstens ab und an ein paar Schafe sah. Er hörte zwei eifrige frühe Mountainbiker, die sich zwischen heftigen Atemstößen abgehackt unterhielten, während sie sich den Berg hinaufkämpften. Wegen der Bäume konnte er sie jedoch nicht sehen. Die Sonne schien auf die Felsnase über ihm, während seine Seite des Hügels, die westliche, bis ins Tal hinunter im Schatten lag. Als er den Kopf hob und zu den hohen Monterey-Kiefern hinüberschaute, sah er seinen Atem in der kalten Morgenluft. Unterhalb des Wegs standen etwa ein Dutzend Kiefern eng zusammen. Sie hatten sich zum größten Teil selbst ausgesät und waren so dicht gewachsen, daß sich ihre Zweige ineinander verschlangen. Die Nadeln lagen in einer so dicken Schicht darunter, daß dort nichts wuchs. Da konnte man leicht ausrutschen.

Er hatte während des Gehens auf den Boden gesehen, doch jetzt, als er nahe genug bei den Bäumen war, hob er den Blick.

»O Gott!« Seine Stimme zerriß die Morgenstille. Keine Schaufensterpuppe. Natürlich nicht. Wie hatte er das nur denken können? »O Gott! Um Gottes willen!« Splitterfasernackt. »Gott!« Leiser diesmal.

Der Kopf war leicht in den Nacken gelegt, angehoben von dem dicken Knoten. Das Kinn wies auf die ersten kahlen Zweige. Die Augen waren geschlossen, und der Mann dankte im Stillen dafür. Unwillkürlich starrte er auf das Schamhaar. Die dunkle Nacktschnecke darin, der Penis.

Der tote Mann – nein, nicht mal alt genug dafür, vermutlich noch ein Teenager, der arme Kerl –, der Fast-Mann also, der Junge hatte seine Sachen ordentlich zusammengelegt und in einer Vertiefung zwischen den Baumwurzeln gestapelt.

»O mein Gott«, dachte er.

Dieser Junge war im Begriff, sich zu erhängen, und hatte sich noch die Mühe gemacht, seine Kleider zusammenzufalten. Der alte Mann staunte. Oben auf dem Stapel die Bluejeans. Der schwarzglänzende Ledergürtel lag aufgerollt daneben.

Er spürte sein Herz hämmern, als wäre er den ganzen Weg aus dem Tal hochgerannt. Er trat näher heran. Mit einem Blick erkannte er, wie der Junge es bewerkstelligt hatte. Ein Drahtzaun lief den Hügel hinauf und trennte ein Privatgrundstück von dem stadteigenen Naturschutzgebiet mit seiner Neupflanzung von Flachs und diesen blödsinnigen Kohlbäumen. Der Junge muß auf den nächstgelegenen Zaunpfahl geklettert sein, das Seil über den Ast geworfen und verknotet haben. Dann hat er sich die Schlinge um den Hals gelegt. Und ist gesprungen. So einfach war das.

Der Mann wandte den Blick von der baumelnden Leiche und schaute über die Stadt. Er atmete tief ein. Der Herbsthimmel war blau, weit und wolkenlos. Er spürte einen Schweißausbruch auf der Stirn. In den Handflächen dasselbe. Er wischte sich die Hände an der Hose ab und fragte sich, wie lange der Junge da wohl schon hing. Die Bäume schützten ihn vor den Blicken der frühmorgendlichen Jogger und Mountainbiker, aber sicher nicht den ganzen gestrigen Tag schon, nicht so lange. Irgend jemand hätte ihn entdeckt.

Das Haus des Mannes war das drittletzte an dem asphaltierten Teil der Straße. Wegen seiner Arthritis schlief er schlecht und hörte gewöhnlich, wenn Autos nachts bis zum Farmtor fuhren. In der letzten Nacht hatte er nichts gehört.

Er dachte daran, sofort zum Haus zurückzukehren und die Polizei zu benachrichtigen. Doch irgendwie schien ihm das nicht richtig. Aus einem Grund, den er erst sehr viel später würde benennen können, dachte er an seinen Vater. Weihnachten war er vierzig Jahre tot gewesen, und immer noch fragte sich der Mann, was der alte Griesgram wohl tun würde, wenn er jetzt hier wäre.

Er seufzte und ging noch näher heran, wobei er auf die rutschigen Kiefernnadeln achtgab. Trotz seiner steifen Finger und der Druckstelle unter seinem linken Fuß kletterte er auf den Zaunpfahl. Langsam, Zentimeter für Zentimeter; flüssige, schnelle Bewegungen waren ihm schon lange nicht mehr möglich. Er kam sich vor wie aus Holz gemacht, wie ein Liegestuhl vielleicht, den man behutsam auseinanderklappen mußte, weil die Scharniere verrostet waren. Der Pfosten, auf dem sein Fuß jetzt stand, war erst kürzlich erneuert worden, wie einige andere auch. Das Holz war hell, ohne Flechten oder feuchte Flecken. Der alte Mann hatte im letzten Sommer ein paar Leute von der Stadt gesehen, die verfaulte Zaunpfähle durch neue ersetzten. Jetzt, mit einem Fuß auf dem Pfahl und einer Hand an der rauhen Baumrinde, konnte er sich mit dem anderen Fuß vom Boden des Abhangs abstoßen. Er schwankte ein bißchen, dann stützte er sich am Baum ab und fand Halt.

Der Leichnam hing mit dem Rücken zu ihm. Als er sicher stand, fischte der alte Mann mit der Linken sein Taschenmesser aus der Gesäßtasche und klappte mit Hilfe seiner Zähne die große Klinge heraus. Das Metall berührte seine Zunge, und sofort schmeckte er es im ganzen Mund: scharf und brackig, seine Füllungen schmerzten davon. Er balancierte auf dem Pfosten und schwankte wieder ein wenig, als hätte sich ein Morgenwind erhoben, doch die Luft war ruhig und kalt.

Nein, die Leiche war gestern noch nicht dagewesen, da war er ganz sicher. Wenn der Junge am gestrigen Abend hier raufgekommen war, als es noch hell genug war, um das zu tun, was er tun zu müssen glaubte, dann hatte er die ganze Nacht da gehangen. Der Mann erinnerte sich, daß der Wind kurz vor Mitternacht ziemlich heftig gewesen war. Er hatte im Bett gelegen und gelauscht, wie der Wind auf Südwest gedreht hatte und die Kiefern und die beiden großen Eukalyptusbäume bei seinem Haus in der Dunkelheit knarrten und rauschten. Im Nebenzimmer hatte Irene, seine Frau, mit ihrem schweren Federbett geraschelt. Sie nahm jeden Abend zwei Schlaftabletten und wäre nicht mal dann aufgewacht, wenn am Fußende ihres Bettes ein Eisenbahnzug voller Sexualverbrecher gehalten hätte.

Er stellte sich vor, wie der Junge in der Dunkelheit tot am Baum hing. Wie der starke Wind ihn wohl gedreht haben mochte. Der Südwestwind blies immer heftig durch dieses Tal. Bog die Bäume. Er stellte sich vor, wie sich der Leichnam bewegte, hin- und herschwang, sich drehte – und das weniger als hundert Meter von seinem Haus entfernt, wo er friedlich in seinem Bett lag. Die Knochen in den Fußballen des Mannes begannen zu schmerzen, der Pfahl bot zuwenig Platz, er mußte auf den Ballen balancieren. Er versuchte den Schmerz zu ignorieren, um sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Er mußte sich weiter strecken, als er gedacht hatte, um mit seinem Messer an das Seil zu kommen. Es war eine erstklassige Klinge, mußte sie auch sein, denn das Messer hatte eine hübsche Stange Geld gekostet. Er schärfte sie regelmäßig, daher bedurfte es nur zweier ziemlich riskanter Bewegungen mit nach vorn gerecktem Oberkörper, und das Seil zerfaserte und riß.

Der Junge stürzte zu Boden. Das Geräusch ließ den alten Mann erschauern. Der Leichnam sackte nicht in sich zusammen, wie er erwartet hatte, sondern blieb steif und begann sofort den Abhang hinabzurutschen. Einen entsetzlichen Moment lang dachte der Mann, daß er endlos weiterrutschen würde, bis über einen Kamm hinaus, hinter dem er ihn nicht mehr würde sehen können, vielleicht sogar bis in die Neupflanzungen ... Doch er blieb an ein paar aus dem Boden ragenden Wurzeln hängen. Da lag er, den Kopf mit dem dunklen glatten Haar nach unten.

Vorsichtig ließ sich der Mann von dem Zaunpfahl herunter, brauchte dazu sogar länger als zum Raufklettern. Als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, dehnte er seinen Rücken, so gut es eben ging, und bewegte die Zehen in seinen Stiefeln, um wieder Gefühl in den Füßen zu bekommen.

Ganz in seiner Nähe klingelte ein Telefon. Dem Mann entfuhr ein kurzer Schrei. Er schaute sich nach allen Seiten um, dann wandelte sich sein Schrecken in Wut. Es war kein normaler Klingelton, sondern eine Melodie, blechern, schmissig. Dieser verdammte Lärm kam von den Baumwurzeln her. Das beschissene Handy mußte in den Kleidern stecken. Gott, was war er erschrocken! Als der Adrenalinstoß vorbei war, wurde ihm klar, daß er die Melodie kannte. Aus einer alten Fernsehserie. Nicht M*A*S*H oder Mini-Max, aber etwas Ähnliches, auf jeden Fall eine Comedy-Serie. Die Musik war geradezu lächerlich vergnügt, und er wünschte sie zum Teufel.

Er blieb stehen und wartete ab.

Später, beim Polizeiverhör in seiner Küche, fragte ihn der junge Beamte, warum er nicht drangegangen war. Er antwortete völlig wahrheitsgemäß, daß er nicht einmal auf die Idee gekommen war. Die Polizisten waren nicht gut auf ihn zu sprechen, weil er den Jungen abgeschnitten hatte. Offenbar hatte er sich da an Beweismitteln zu schaffen gemacht. Das war dem alten Mann egal. Er war überzeugt, das Richtige getan zu haben.

Endlich riß die Musik ab.

Er stampfte ein paarmal mit dem Fuß auf und tastete sich dann vorsichtig über die glatten Kiefernnadeln hinweg zu der Stelle, wo der nackte Leichnam des Jungen zum Halten gekommen war. Er lag auf dem Rücken, von dem Fall klebte Matsch auf seiner Seite und seinem linken Bein. Als der alte Mann ganz nahe war und nicht mehr so erschrocken, erkannte er, daß der Junge eine dunkle Hautfarbe hatte. Also das, was die Mutter des Mannes »eine Abreibung mit der Teerbürste« genannt hatte. Um den Hals herum war die Haut blutunterlaufen, ebenso an den Knöcheln, wo sich wohl das Blut gestaut hatte, aber das war nicht mehr als eine Vermutung, schließlich war er kein Arzt. Aber auch der konnte jetzt nicht mehr helfen.

Der Hang lag noch immer im Schatten, und der Mann fror. Er schlang die Arme um seine Brust und schlug sich mit den Händen ein wenig warm. Er schaute sich um. Nichts hatte sich verändert. Trotz der Kälte zog er seine Jacke aus und versuchte, sie über den Leichnam zu breiten. Sie war zu klein, um den ganzen Körper zu bedecken. Er zupfte sie zurecht, schaffte es aber schließlich nur, Bauch, Brust und Geschlecht des Jungen zu bedecken. Ohne ihn zu berühren, zog er die Kapuze heraus und bedeckte damit die Blutergüsse um den Hals. Er versuchte, nicht auf die zerfaserte Nabelschnur zu schauen, die aus dem Genick wuchs.

Nachdem er alles erledigt hatte, machte sich der Mann auf den Weg bergauf, seinen Nylonsack ließ er liegen, wo er war. Er duckte sich unter den Kiefernästen und zwängte sich durch einen schmalen Durchlaß zwischen den dicken Stämmen. Als er auf dem Wanderweg ankam, atmete er erneut heftig und spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Drei junge Frauen in Leggings und rotgelben Windbreakern stiegen gerade über den Tritt am Farmzaun. Sie joggten auf ihn zu. Vermutlich hielten sie ihn für einen alten Mann, der eben vom Pinkeln aus dem Wald kam. Eine von ihnen lächelte und grüßte ihn. Er erwiderte den Gruß nicht. Während sie sich entfernten, hörte er noch, wie dieselbe Joggerin eine Bemerkung über ihn machte, verstand aber nichts. Die beiden anderen lachten.

Er ging den Weg entlang, so schnell seine entzündeten Gelenke es zuließen. Zu Hause angekommen, ignorierte er die blöden Fragen seiner Frau und rief die Polizei an.

Erster Teil

Eins

Box Saxton kniete auf dem halbfertigen Dach des Schulgebäudes. Als sich der Wind drehte, richtete er sich auf und blickte nach Süden über das Wasser des langgezogenen Hafenbeckens. Der Himmel über ihm war noch immer wolkenlos, ein bleiches Herbstblau, aber im Süden, hinter der Hügelkette, ballten sich bereits Gewitterwolken zusammen. Als Box das letzte Mal hochgeschaut hatte, waren die noch nicht dagewesen. Die grüne Wand aus Büschen hinter der Schule hatte angefangen zu rascheln. Die Zweige des Ginseng bogen sich aus der Hecke und schnappten nach jeder Bö zurück. Die hohen Buchen und Rimu-Harzeiben schwankten leise. Box beobachtete, wie die etwa sechs Yachten, die in der engen Bucht ankerten, unter dem unerwarteten Anstoß des Südwinds erzitterten und den Bug wegdrehten. Schaumkronen tauchten im Hafenbecken auf. Die Wellen wuchsen höher, bis sie schäumend brachen, um im nächsten Moment durch den Wind neu zu erstehen, der sich gegen die in den Hafen einlaufende Flut stellte.

Box’ Nasenflügel blähten sich. Er roch die Salzgischt, die der Wind durch die abgekühlte Luft zu ihm hintrug. Er schauderte und zog sich die abgetragene Kappe tiefer ins Gesicht. Noch vor einer halben Stunde hatte er hier oben in der Sonne geschwitzt, aber jetzt fror er in seinem T-Shirt und den Shorts. Er nahm einen Nagel aus seinem Werkzeuggürtel und trieb ihn mit drei präzisen Hammerschlägen durch das Blech in die Dachbalken. Das wiederholte er, bis er am Ende der Blechplatte angekommen war. Er stand auf.

Die Bays Primary School war eine terrassenförmige Anlage an der Ostseite des Hafens. Die Spielfelder befanden sich auf der untersten Ebene, und das Verwaltungsgebäude und die Klassenräume zogen sich den Hügel hinauf bis dorthin, wo die Vegetation endete. Der neue Klassenraum, an dem Box arbeitete, wurde unmittelbar an den Zaun auf der Rückseite des Schulgeländes gebaut. Ab hier stieg das Terrain bis zum Hügelkamm so steil an, daß man nicht weiterbauen konnte. Von dort, wo Box stand, konnte er die ungefähr zwanzig verstreut liegenden Häuser der Anwohner der engen Bucht überblicken.

Letzte Nacht hatte er mit einer Flasche Bier in der Hand auf seinem Motelbett gelegen und den Wetterbericht gesehen, nach den Spätnachrichten. Seinen allabendlichen Anruf bei Liz hatte er da schon hinter sich. Meistens bestanden die Telefonate daraus, daß er ihr zuhörte, während er auf der Bettkante saß und auf die Betonwand einen halben Meter vor seiner Nase starrte. Manchmal warf er etwas ein, versuchte fröhlich zu wirken, wohl wissend, daß seine Rolle bei diesen Gesprächen darin bestand, Liz zu bestärken. Sie war in der Stadt, sorgte für die Kinder und hatte selbst noch einen Fulltime-Job. Und rotierte, um das alles unter einen Hut zu kriegen. Gestern nacht waren es die typischen Klagen gewesen: Mark (er war weggegangen, ohne ihr zu sagen, wohin und wann er wiederkommen würde); der Boiler in der Küche leckte, und die Hausverwaltung hatte versprochen, einen Klempner zu schicken, allerdings schon vor ein paar Tagen, und niemand war gekommen; Heather, die ihr schulisches Engagement so gut wie ganz zugunsten ihrer Freundinnen aufgegeben hatte, und, schlimmer noch, auch Jungs traten auf den Plan (mit fünfzehn redete sie glücklicherweise bislang nur von ihnen); und natürlich mußte das Dauerthema Geldsorgen ausführlich erörtert werden. Darüber konnten sie stundenlang reden.

Als Box auflegte, tat ihm das rechte Ohr weh, so stark hatte er den Hörer dagegengepreßt. Während des Gesprächs hatte er eine Dose Bier geleert, jetzt öffnete er eine zweite und legte sich aufs Bett. Zwischen seinen ausgestreckten Beinen sah er auf den Fernseher. Was lief, war ihm egal. Das Programm diente allein als Hintergrundrauschen – Ton und Bild flimmerten ohne jede Bedeutung vorbei. Gestern war Samstag, und das Motel lag an einer Hauptstraße. Die Bässe aus den Autos der Jungs und der Lärm der frisierten Motoren drangen durch die dicken Mauern und übertönten den Fernseher. Er hatte ihn lauter gestellt.

Eine Reality Show war zu Ende, die nächste fing an. Und dann war auch die vorbei. Die Spätnachrichten, dann das Wetter. Zum ersten Mal an diesem Abend nahm Box seine fünf Sinne zusammen und schaute zu.

Jetzt stand er auf dem Dach des Schulgebäudes in der sich rasch abkühlenden Luft und sah auf seine Armbanduhr. Es war 11:15 Uhr. Der Wettermensch im Fernsehen hatte für den späten Vormittag eine Gewitterfront aus Süden angekündigt. Box hatte gehofft, daß die Vorhersage falsch war, zumindest was den Zeitpunkt anlangte, so daß ihnen fast ein voller Arbeitstag bliebe. Nun sah es ganz und gar nicht danach aus. Wie eine alte Dampflok näherte sich die Front pünktlich ihrem Ziel – laut, stürmisch und kalt wie Stahl. Box war mit solchen Sturmfronten aus dem Süden aufgewachsen, doch sie beeindruckten ihn noch immer. Sie brauten sich über dem Südpolarmeer zusammen, nicht weit von der Antarktis, und wenn sie genügend Kräfte gesammelt hatten, dann tobten sie mit Donner und Sturzregen nach Norden. Hier war der Ort, an dem sie zuerst auf Land trafen. Box stellte sich gern vor, er könnte die Eisberge und die Pinguin­scheiße im Wind riechen.

Die Temperatur fiel von Minute zu Minute. Quatsch, von Sekunde zu Sekunde. Auf Box’ braungebrannten Unterarmen stellten sich die Härchen auf, er bekam eine Gänsehaut.

Das neue Unterrichtsgebäude sollte in zehn Tagen fertig sein, damit es im zweiten Schulhalbjahr bereits genutzt werden konnte. Deshalb arbeiteten sie sonntags. Der Dachstuhl war fertig, aber sie hatten erst am Nachmittag des Vortags damit begonnen, das Dachblech anzubringen. Mitch wäre nicht erfreut darüber, daß sie nun den größten Teil eines weiteren Tages verloren, schließlich waren sie schon genug im Rückstand. Sogar in den paar Augenblicken, die Box weggeschaut hatte, waren die Wolken nähergekommen; wie ein schlammiger Tsunami wälzten sie sich über die Hügel. Er steckte den Hammer in seinen Werkzeuggürtel, lief leichtfüßig über das Dach zur Leiter und kletterte hinunter, um sein Buschhemd aus dem Pickup zu holen.

Taylor und natürlich Grant packten schon ihre Sachen zusammen. Das war vorhersehbar. Was Taylor anlangte, genügte schon das kleinste Anzeichen von schlechtem Wetter, und er ließ das Werkzeug fallen. Die beiden würden schon so gut wie in der Kneipe sein, wenn es gerade mal sachte anfing zu tröpfeln. Und es war mehr als wahrscheinlich, daß sie Mitch erzählten, sie hätten bis 17 Uhr gearbeitet. Sie hatten sowieso schon die ganze Zeit gemault, daß sie an einem Sonntag hier sein mußten.

Tatsächlich hatte Box keine Zeit, sich um die beiden zu kümmern. Die Rezession, der globale Abschwung, die internationale Finanzkrise – was auch immer es war – hatte die Bauindustrie wie eine Dampfwalze plattgemacht. Box wußte das besser, als ihm lieb sein konnte. Er schaute Taylor und Grant beim Einpacken zu. Während jede Menge Zimmerleute arbeitslos waren, jammerten die beiden, weil sie sonntags ranmußten; beklagten sich darüber, eine feste Stelle zu haben und auch noch Überstunden bezahlt zu bekommen. Denen war nicht mal ansatzweise bewußt, wieviel Glück sie hatten. Dank Mitch und seinen Kontakten zu Regierungskreisen, bekamen diese beiden Clowns die Arbeit jeden Tag auf dem Silbertablett serviert, und das das ganze Jahr über.

Wären es seine Leute gewesen, hätte Box sie noch zu einem letzten Großeinsatz verdonnert, bevor es richtig zu donnern anfing. Das Dach müßte unbedingt noch drauf, jedenfalls größtenteils. Aber Taylor war der Vorarbeiter und Box derzeit kaum mehr als ein Tagelöhner. Er hatte hier ungefähr soviel zu sagen wie der jüngste Lehrling. Box schüttelte den Kopf und ging zu seinem Pickup.

Als er zurückkam und sich gerade das Buschhemd überzog, stand Taylor auf dem Betonfundament bei den Sägeböcken. Die roten Ohrenschützer hingen ihm um den Hals.

»Wir sind weg. Kommst du mit?«

»Vermutlich dauert es noch eine Stunde, bis es regnet«, erwiderte Box.

Taylor zuckte mit den Schultern. »Wir gehen ein Bier trinken.«

»Wenn wir alle weitermachen, kriegen wir das Dach vielleicht noch dicht.«

Taylor sah nach den Wolken und schüttelte den Kopf. Seine lockigen braunen Haare waren voller Sägespäne. Er war noch in seinen Zwanzigern, verbarg aber unter seinem farbbespritzten Sweatshirt bereits einen Bierbauch in Luftballongröße; darunter kamen kurze, muskulöse Beine zum Vorschein.

»Nein, dazu reicht die Zeit nicht mehr.«

»Wenn das Dach erst mal drauf ist, können wir die Wände abisolieren. Die Putzer könnten dann morgen anfangen.«

»Es fängt gleich an zu schiffen.«

»Wir müssen uns schon verdammt ranhalten, wenn das vor dem 29. fertig sein soll.«

»Das schaffen wir schon.«

Box’ größere Erfahrung spielte hier keine Rolle. Er wußte sogar, daß sie gegen ihn sprach. Taylor wollte ihn nicht dabeihaben. Eingebildetes Arschloch. Er war einer von denen, die immer nach einem Kritikpunkt suchen, nach einem Grund, einen runterzumachen, die sowieso immer alles besser wissen. Jetzt ließ er Box spüren, wer hier das Kommando hatte.

»Wieso bist du da so sicher?«

»Vergiß es. Wir sind weg. Kommst du mit oder nicht?«

Box gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verbergen. Er schüttelte den Kopf. »Ich mach noch fertig, was ich kann. Dafür werde ich schließlich bezahlt.«

»Wie du willst.« Das Grinsen hätte ihm Box am liebsten mit einer Handvoll Hobelspäne aus dem Gesicht gerieben.

Statt dessen ließ er ihn stehen und ging zur Leiter. Er stieg aufs Dach, wo der aufgefrischte Wind ihm eine Ladung Eis ins Gesicht blies. Es war ziemlich sinnlos, Taylor zu widersprechen. Box war das alles ohnehin scheißegal, der Baustellenzoff mit seinen Machtspielchen. Ein Sturm im Wasserglas. Damit war er fertig. Er machte seine Arbeit und blieb für sich. Es ging ihm nur darum, genug Geld zu verdienen, um die Hyänen von seiner Türschwelle zu vertreiben, und dann zu Liz und den Kindern zurückzukehren.

Box nagelte weiter das Blech fest, sah aber unwillkürlich immer wieder auf die beiden anderen herunter. Grant lud sein Werkzeug in Taylors großen roten Nissan. Der SUV war fast neu, wohl auf Pump gekauft, dachte Box. Grant hüpfte um Taylor herum wie ein dämlicher Labradorwelpe, voller Begeisterung, daß es jetzt in die Kneipe ging. Als alles eingeladen war, hätte sich Box nicht gewundert, wenn Taylor nach Grant gepfiffen hätte, damit er auf den Beifahrersitz sprang. Beim Wegfahren ließ Taylor noch die Hinterräder durchdrehen und wirbelte lose Steine vom frisch betonierten Fundament auf. Box sah dem Wagen nach, wie er die Serpentinen zum Meer runterkurvte und dann nach rechts abbog in die einzige Straße, die vom Hafen hochführte.

»Nichtsnutz«, sagte Box und schlug einen weiteren Nagel ein. Taylor war faul. Nachlässig, außer wenn Mitch ihm auf die Finger sah. Und sogar schlampig, er machte es sich immer so leicht, wie es irgend ging. Er hatte weder die innere Einstellung noch die nötige Erfahrung, um ein guter Bauarbeiter zu sein. Mitch war erst seit sieben oder acht Jahren im Geschäft, und die meiste Zeit hatten seine Leute Fertighäuser montiert, was auch ein Affe mit Nagelpistole gekonnt hätte. Aber wenn man Taylor hörte, mußte man meinen, er hätte alles im Alleingang erledigt. Er hielt sich für den größten Bauhandwerker aller Zeiten.

Box dachte: Schluß damit. Er sog die kalte Luft tief in seine Lungen und atmete langsam durch den Mund wieder aus. Er versuchte, seinen Kopf freizumachen, die Schultermuskulatur zu entspannen. Liz hatte jahrelang Yoga unterrichtet und ihm immer beibringen wollen, wie man richtig atmete. Sie spürte, daß er zuviel Spannung im Körper hatte, was immer das bedeuten mochte.

Er sollte Taylor nicht so nah an sich ranlassen. Box erinnerte sich, daß das größte Problem des Kerls seine Jugend war. Mit seinen dreiundzwanzig war er fast halb so alt wie Box.

Box nagelte weiter, behielt aber die Wetterentwicklung im Auge.

***

Er hatte sich geirrt. Bereits vierzig Minuten später war die Sonne ausgelöscht, und der Tag versank in einem milchigen Halbdämmer. Die Wolken hingen dunkel und schwer dicht über ihm. Der Wind hatte aufgefrischt und blies nun so stark, daß es idiotisch gewesen wäre, auf dem Dach weiterzuarbeiten. Box war fast am Ende des Blechs angelangt, als der erste dicke Tropfen neben seiner Hand auf dem Metall aufschlug. Der nächste traf ihn an der Ferse, dann an der Schulter. Und dann klatschte einer auf seinen bloßen Nacken, genau oberhalb des Hemdkragens – er explodierte wie ein eisiger Nadelstich. Jetzt setzte der Regen voll ein. Einen Augenblick lang konnte Box den Regen auf der sonnenwarmen Erde riechen, doch der Wolkenbruch wusch rasch alle Gerüche weg. Das Geräusch der auf das Blech klatschenden Tropfen wurde zu dem Stakkato einer von mehreren Händen geschlagenen Trommel. Es fühlte sich an, als hätte jemand in den Wolken einen Wasserhahn aufgedreht.

Box stemmte sich gegen den Regen und schaffte es über das rutschige Dach zur Leiter. Das Wasser floß bereits über den Rand der Dachrinne und ergoß sich vier Meter tief auf den trockenen, rissigen Boden der Baustelle. Er zwang sich, die Leiter langsam herunterzuklettern. Das letzte, was er jetzt brauchte, war ein Sturz mit Beinbruch. Liz wäre begeistert. Obwohl das Krankentagegeld mehr als willkommen wäre.

Als er heil unten angekommen war, duckte er sich unter das Drittel des Vordachs, das schon fertig war. Er schüttelte die Arme und wischte sich die Tropfen von seinem Buschhemd; prall und rund schimmerten sie im silbrigfahlen Licht. Die Beine seiner mit Farbe und Gips bespritzten kurzen Arbeitshose waren völlig durchnäßt. Der Regen dröhnte ihm in den Ohren. Der Lärm kam nicht nur vom Dach, sondern auch von dem freiliegenden Betonfundament und von dem asphaltierten Spielplatz vor den Klassenzimmern. Box schaute zu, wie sich ein Haufen schmutziggelber Sägespäne, der sich während der vergangenen trockenheißen Herbsttage angesammelt hatte, in eine Art Haferbrei verwandelte. Die Erde um die Baustelle herum, die vor ein paar Minuten noch hart und rissig gewesen war, konnte das Wasser nicht mehr ableiten und begann es einzusaugen. Bald war alles um die Fundamente herum schlammig aufgeweicht.

Es hatte keinen Sinn, auf eine Regenpause zu warten. Das war kein Frühlingsschauer. Dieses Unwetter würde sich den ganzen Tag über halten. Das hatten sie schon in der Glotze gesagt, und als Box jetzt zum Himmel hochblickte, glaubte er ihnen sogar. Er nahm sein Werkzeug aus dem Gürtel und verstaute es ordentlich in seinem Werkzeugkasten, den er verschloß. Er sammelte sich einen Moment, und dann stürzte er vornübergebeugt los. Seine Stiefel versanken im Matsch. Die Baustelle war ringsum mit einem Sicherheitszaun abgesperrt. Box zog das Tor hinter sich zu und befestigte das Vorhängeschloß. Als er das Tor geschlossen hatte, zu seinem Pickup gerannt war, das Werkzeug in dem Kasten auf der hölzernen Ladefläche verstaut, die Fahrer­tür aufgeschlossen hatte und auf den Sitz geklettert war, befand sich kein trockener Faden mehr an seinem Körper.

Box knallte die Tür zu. In der Fahrerkabine hörte er, wie sein schneller Atem sich mit dem Aufklatschen des Regens auf dem Metalldach mischte. Es hatte eine Zeit gegeben, da er es sogar komisch gefunden hätte, so dazusitzen, mit den klatschnassen Sachen auf der Haut. Aber jetzt war er nur stocksauer, angepißt. Wütend schlug er aufs Lenkrad.

Er war einfach nicht in Form. Daß er Ende des Monats sechsundvierzig wurde, war keine Entschuldigung. Er mußte wieder anfangen zu laufen, vielleicht ein bißchen Boxtraining. Liz haßte es, wenn er boxen ging, aber ihm hatte es immer Spaß gemacht, und es war verdammt gut für die Kondition. Box war groß und breitschultrig, und er hatte immer auf seine Fitneß geachtet. Er besaß nur die Andeutung eines Bauchs, war sich dessen aber schamhaft bewußt, sogar Liz gegenüber. Keine Eitelkeit. Box verabscheute die Vorstellung, körperlich abzubauen. Er kannte zu viele Typen, die übergewichtige Wracks wurden, bevor sie fünfzig waren.

Er nahm die Kappe vom Kopf und schüttelte das Wasser auf den Boden vor dem Beifahrersitz. Sie war mal dunkelblau gewesen, mit dem aufgestickten Logo der All Blacks vorne, aber die Stickerei hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst, und das tiefe Blau war zu einem verwaschenen Himmelblau verblichen. Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf und spürte die eine Woche alten kratzigen Haarstoppeln.

Als Junge hatte er lange rote Haare, aber mit Mitte Zwanzig wurde ihm klar, daß so ein voller Haarschopf nur Nachteile hatte. Liz schnitt ihm im Freien die Haare mit der Haarschneidemaschine auf kürzester Stufe. Manchmal rasierte er sich auch beim Duschen Gesicht und Kopf. Im Scherz brüstete er sich oft, wieviel er in seinem Leben am Shampoo gespart hatte. Im Sommer trug er tagsüber eine Baseballkappe, auch drinnen. Im Winter hatte er eine Wollmütze auf dem Kopf, sie fühlte sich an wie Haare, saß und wärmte aber besser. Auch diese Pointe hatte er im Repertoire. Es gab Typen, mit denen er monatelang zusammengearbeitet hatte und die dennoch überrascht waren, wenn sie ihn zum ersten Mal ohne Kopfbedeckung sahen; sie waren wie alle davon ausgegangen, daß jeder Mensch Haare hat.

Der Pickup stand auf dem asphaltierten Parkplatz bei der Schulbibliothek. Die Kreidelinien eines Himmel-und-Hölle-Spiels verschwammen unter der dünnen Wasserschicht, die sich gebildet hatte. Der Regen war sogar noch stärker geworden. Box nahm die Plastikdose mit seinem Lunch vom Beifahrersitz und öffnete sie. Sie enthielt ein Sandwich mit Schinken und Käse und ein hartes Ei. Er hatte sich das am Morgen im Motel zurechtgemacht, neben dem Waschbecken stand ein kleiner tragbarer Gasherd. Das Ei war noch ein bißchen warm. Den Motor anzulassen wäre sinnlos. Die Heizung war kaputt. Sie hatte am Ende des letzten Winters den Geist aufgegeben, und Box hatte nicht das Geld gehabt, sie reparieren zu lassen. Er hatte es immer noch nicht. Außerdem kostete die Reparatur mit dreihundert Dollar mehr, als der ganze Wagen noch wert war.

Sein Handy klingelte. Box fuhr zusammen und hatte alle Mühe, das Ei in der Hand zu behalten. Er fluchte. Er hatte völlig vergessen, daß das Telefon zwischen den Sitzen steckte. Er nahm es nie auf die Baustelle mit. Bei der Arbeit wollte er nicht gestört werden, schon gar nicht von einem Handy in der Tasche, das jeden Augenblick losgehen konnte; das hieße, gleichzeitig in zwei Welten zu sein. Er nahm das Telefon und drückte eine Taste.

»Ja, hallo?«

»Alles okay, Box? Du klingst sauer.«

Es war Mitch, der aus dem Norden anrief, er war wegen des Regens auf dem Dach nicht leicht zu verstehen.

»Nein, alles in Ordnung, Mitch.«

»Wie läuft’s da unten?«

»Gar nicht mehr. Regen.«

»Was?«

Lauter diesmal: »Es regnet. Unwetter von Süden.«

»Habt ihr das Dach fertig?«

»Nein. Erst halb.«

»Scheiße.« Das war laut genug für Box. »Dieses Wetter hat mir gerade noch gefehlt. Der April soll doch eigentlich beständig sein.«

»Der Wetterbericht sagt, es zieht heute nacht durch, und morgen nachmittag ist es wieder schön.«

»Ich kann mir solche Unterbrechungen nicht mehr leisten.«

»Hoffe, den Kindern macht es nichts aus, in einem Klassenzimmer ohne Wände zu sitzen.«

»Mach keine Witze.« Mitch seufzte so laut, daß Box es durch den Lärm des Regens hörte. »Ich brauche euch auf der Baustelle an der George Street. Da gibt es jede Menge zu tun.«

»Geht klar. Ich kann gleich rüberfahren, muß nur noch in meinem Motel vorbei und trockene Sachen anziehen. Aber Taylor und Grant sind schon weg.«

»Wohin?«

»Weiß nicht.«

»Nutzloser Drecksack. Ich hab’s schon auf Taylors Handy probiert, aber er hat’s ausgemacht.«

»Du hast ihn eingestellt.«

»Danke, daß du mich daran erinnerst. Okay. Du fährst zum Motel, und wenn du Taylor dort triffst, dann sag ihm, daß er und Grant sofort ihre Ärsche in die George Street bewegen sollen. Und daß Taylor sein gottverdammtes Telefon wieder anmachen soll.«

»Darf ich dich wörtlich zitieren?«

»Wie du willst, Box, solange er nur das macht, was man ihm sagt.«

Mitch legte auf.

Box aß seinen Lunch, ließ den Motor an und fuhr los.

***

Am Fuß des Hügels machte er die Scheinwerfer an, obwohl es erst kurz nach Mittag war. Die Straße an dieser Seite des Hafens führte durch zahlreiche Buchten und an Landzungen vorbei. Er sah ein Durcheinander von Häusern, die sich zwischen die Bäume duckten. Andere, teurere Anwesen hatte man oben auf die Bergrücken gebaut. Box stellte sich vor, wie deren Besitzer nachts dort saßen und über das schwarze Wasser zu den Lichtern der Stadt hinübersahen. Heute jedoch nicht: Der Hafen war in niedrighängenden Wolken und Regen verschwunden.

Die Scheibenwischer kämpften gegen die gewaltigen Wassermassen an. Sie kannten nur zwei Geschwindigkeiten: an oder aus. Wenn sie an waren, beschrieben die abgenutzten Wischblätter in spastischen Zuckungen etwa drei Viertel ihres Bogens, bevor sie abrupt nach links zurückfielen. Dann entstand eine unnatürlich lange Pause, bevor sie die Kraft für den nächsten Einsatz aufbrachten. Die meiste Zeit sah Box die Welt vor sich wie durch einen Schleier. Er beugte sich beim Fahren nach vorn, um durch den Wolkenbruch überhaupt etwas zu sehen. Der Pickup hatte die letzte technische Überprüfung nur um Haaresbreite geschafft.

Die Straße war schwarz und rutschig. An manchen Stellen hatte Herbstlaub die Rinnsteine verstopft, und ganze Bäche flossen auf die Straße und vor ihm her, kleine Fontänen spritzten um sein Auto herum. Zu seiner Rechten schlugen die Wellen gegen und über die niedrigen Betonmauern, die man gebaut hatte, um zu verhindern, daß die Straße unterspült wurde.

Wieder läutete sein Telefon. Box tastete danach, ohne den Blick von der Straße zu wenden. Schließlich hatte er es am Ohr. »Ja, es regnet immer noch, Mitch.«

»Box?«

Es war nicht Mitch, sondern Liz. Es war etwas passiert. Das hörte er sofort an ihrer Stimme, sogar über den Lärm des Regens und des Motors hinweg. Sie hatte seinen Namen so ausgesprochen, daß er wie ein leeres Loch klang.

»Liz?«

Keine Antwort.

»Liz? Ich bin’s, hörst du mich?«

Sie stöhnte seinen Namen fast.

»Ich bin da, was ist passiert?«

»Mark, es ist Mark.«

»Was hat er denn diesmal angestellt?«

»Ein Unfall.«

»Was ist denn passiert?«

»Box.« Ihre Stimme zitterte.

»So sag es mir doch, um Gottes willen.«

Der Regen strömt herab. Die Scheibenwischer bahnen sich ihren Weg und enthüllen für einen Moment die schmale Straße mit ihrer weißen Mittellinie. Die Gischt einer Welle weht über die dunkle Fahrbahn und trifft den Pickup an der Seite.

»Er ist tot. Mark ist tot, Box.«

***

Box läßt das Telefon los. Es fällt in seinen Schoß, macht Geräusche. Er hört Liz seinen Namen sagen.

Gerade fährt er über eine spitze Landzunge, wo die Straße in den Fels gesprengt wurde. Die schartige Wand der Klippe ragt senkrecht über dem Asphalt auf, ohne auch nur Platz für einen Fußweg zu lassen. Hier kann er nicht anhalten. Er fährt weiter, bis er oberhalb eines Kiesstrands eine Parkbucht findet, gebaut für Urlauber, die hier picknicken und baden. Box fährt seinen Wagen hinein und stellt den Motor ab. Vor ihm verbeißen sich die Wellen in den Strand, eine nach der anderen, endlos. Der Hafen ist in Wolken und Regen untergegangen. Die Wellen sind dunkelbraun, voll Tang, Treibholz und Schlick vom Grund des Hafenbeckens. Ohne Motorgeräusch hört er die Wellen, ihr Dröhnen mischt sich mit dem Trommeln des Regens auf dem Autodach und dem Heulen des Sturms; in seinem Kopf vermischt sich das alles zu einem einzigen Getöse.

Er tastet wieder nach dem Handy. »Liz. Liz, ich bin wieder dran.«

Sie weint. Offenbar haben die paar Wörter, die er verstanden hat, ihre letzte Kraft aufgebraucht. Er wartet, lauscht dem Tosen um ihn her und dem Weinen seiner Frau.

Alles ist überklar und zeitlos. Box erinnert sich daran, daß er es beim Tod seines Großvaters genauso empfunden hat. Der Arzt war ins Wartezimmer des Krankenhauses gekommen und hatte ihm gesagt, daß sein Opa tot war. Box wußte den Namen des Arztes nicht mehr, vielleicht hatte er ihn auch nie gekannt, aber wenn er jetzt, in seinem Pickup, die Augen schließt, sieht er ihn vor sich, seine großen dunklen Augen und die feine weißliche Narbe in der braunen Haut unterhalb des linken Auges. Es hatte Blumen gegeben in diesem Wartezimmer, orangefarbene und weiße Margeriten in einer grünen Vase auf dem Fensterbrett.

Ein Unfall. Es muß ein Autounfall gewesen sein. Das würde ihm Liz gleich sagen.

Er öffnet die Augen und bemerkt, daß etwa vierzig oder fünfzig Meter vom Strand entfernt ein Floß vertäut liegt. Es hebt und senkt sich in der Dünung, und weiße Schaumkronen brechen darüber hinweg. Box hört den Regen, das Krachen der Wellen und manchmal das Rollen von Steinen. Fee-fi-fo-fum. Verdammt, wieso dachte er jetzt ausgerechnet an dieses Märchen?

Nach einer quälend langen Zeit spürt er, daß Liz einen neuen Anlauf unternimmt, um weiterzusprechen.

»Bitte entschuldige, Box.«

»Alles gut, ich bin da. Sag mir, was passiert ist.«

»Gestern nacht.« Sie bricht ab und setzt dann wieder an: »Gestern nacht ist Mark nicht nach Hause gekommen. Ich habe ihn auf dem Handy angerufen, zigmal, aber es kam nur der Anrufbeantworter. Er ist die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen.«

»Du hättest mir Bescheid sagen sollen.«

»Wozu? Was hättest du von dort aus schon tun können?«

Da hatte sie recht. Es tat trotzdem weh. »Okay.«

»Ich hab gedacht, daß er bestimmt bei einem Freund übernachtet und bald wieder da ist. Das hat er ja auch früher schon gemacht, oder?«

»Ja.«

»Und dann standen heute morgen zwei Polizisten vor der Tür. Als ich sie sah, wußte ich sofort, was passiert war.«

»Wann war das?«

»Früh, ungefähr um neun.«

Und jetzt war schon nach Mittag. »Neun? Warum hast du mich nicht sofort angerufen?« Ihre Stimme wurde eine Spur schärfer. »Ich habe es den ganzen Morgen über versucht, Box.«

Er schweigt, und sie spricht weiter. Er hört die Wörter Hügel und Baum, und dann sagt sie das Seil aus der Garage. Er sinkt tief in seinen Sitz, ihre Worte schlagen ihn zusammen, jedes einzelne ein Fausthieb. Und dann schließlich, endlich hat sie zum Glück ausgeredet.

»Ich bin, so schnell ich kann, zu Hause – in fünf, sechs Stunden.«

»Bitte fahr jetzt nicht, Box.«

»Das geht schon.«

»Du solltest nicht fahren.«

»Mein Gott, Liz!«

»Nein. Hör mir zu. Ich muß ganz sicher sein, daß dir nichts passieren kann. Ich muß wissen, daß du da bist. Verstehst du das?«

»Es wird schon gehen, mach dir keine Sorgen.«

»Bitte nimm den Flieger.«

Sie bettelt fast. Box erträgt das kaum. Nicht von Liz.

»Okay.«

»Dann bist du sogar eher hier.«

»Okay.«

»Versprich’s mir.«

»Ich fahre direkt zum Flughafen.«

»Danke. Ich liebe dich.«

»Bin bald zu Hause.«

»Okay.«

»Liz ...« Sie hat aufgelegt.

Box schaut auf das Display seines Telefons. Zehn verpaßte Anrufe. Er sitzt in dem kalten Pickup, schaut auf den Hafen durch einen Vorhang aus Wasser. Mit einemmal zittert er am ganzen Leib, wie ein Hund, der das Wasser aus dem Fell schüttelt. Seine Kleider sind durchnäßt, die feuchtkalten Shorts kleben am Oberschenkel. Sogar das T-Shirt unter dem Buschhemd ist naß. Er packt das Lenkrad und drückt es so fest, daß seine Knöchel weiß werden. Überall Wasser. Es ist mehr wie in einem U-Boot als in einem Auto. Er hat so geparkt, daß ihn der Wind von der Seite trifft; eine starke Bö schüttelt den ganzen Wagen. Box sitzt in der Fahrerkabine und spürt, wie seine Welt erzittert und ins Rutschen gerät.

Zwei

Box fuhr rein instinktiv, unter Schock, in seinem Kopf wirbelte alles durcheinander, und er konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Der Pickup folgte der Straße in die Buchten und wieder hinaus, durch die spritzenden Wasserlachen, durch die Salzgischt der anbrandenden Wellen, unter den tiefhängenden schwarzen Wolken, bis sich Box endlich am Hafen wiederfand. Fünf Minuten später wies ihn ein Schild zur Schnellstraße.

Er wartete an der Ampel, der Pickup klapperte. Der Flughafen lag etwa eine halbe Stunde entfernt. Box fuhr nicht ins Motel zurück. Seine Kleider, der Koffer und seine anderen Sachen waren ihm gleichgültig. Er mußte sofort zum Flughafen. Und nach Norden fliegen. Zu seiner Frau und seinen Kindern. Er ertappte sich und spulte zurück wie bei einem Tonband, dann begann er von vorn: zu seiner Frau und seiner Tochter. Zu Liz und Heather.

Die Ampel stand auf Grün, wer weiß, wie lange schon. Box hatte es nicht bemerkt, vielleicht war es ihm auch einfach egal gewesen. Er wußte es selbst nicht. Der Fahrer eines blauen Peugeot hinter ihm hupte energisch. Box schaute in den Rückspiegel und sah einen Mann in einem dunklen Anzug mit blondem Bürstenschnitt. Zugleich erhaschte er einen Blick auf sich selbst im Spiegel. Seine Augen waren klein und hart. Die Haut spannte über den Backenknochen. Erneut hupte der Peugeot. Jetzt fuhr Box erst recht nicht los. Als die Ampel gerade wieder auf Rot sprang, überquerte er die Kreuzung. Der Peugeot schaffte es nicht mehr.

Er war dankbar, daß auf der Schnellstraße nur wenige Autos fuhren. Vermutlich wegen der Unwetterwarnungen. Wer nur irgend konnte, blieb bei einem solchen Wetter zu Hause und machte es sich gemütlich. Box fuhr auf der rechten Spur. Die Scheibenwischer krochen hin und her. Er starrte unverwandt geradeaus. Er bemerkte kaum, daß er einen grünen Kombi überholte und kurze Zeit später ein weiteres Auto. Sein Pickup vibrierte. Es klang wie ein zorniger Bienenschwarm. Die Vibrationen gingen vom Motor aus und setzten sich durch die Karosserie in die Lenksäule und seine Arme fort. Das Rattern wurde lauter und lauter, bis es schließlich Box’ Geistesabwesenheit durchbrach. Er sah auf den Tacho, wo sich die Nadel bei Hundertzwanzig bewegte. Keine gute Idee. Sicht miserabel. Und mindestens zwei seiner Reifen waren total abgefahren. Er nahm den Fuß vom Gas. Bei hundert ließ das Vibrieren nach, bei fünfundachtzig hörte es ganz auf.

Mark ist tot! Sein einziger Gedanke bestand aus drei Wörtern.

Die Wahrheit des Satzes traf Box mit einer Wucht, als hätte er es gerade erst erfahren. Die Wörter wurden ihm direkt ins Ohr gebrüllt, gewaltsam eingetrichtert. Er fing wieder an zu zittern. Diesmal rührten die Vibrationen nicht vom Motor her, sondern kamen aus ihm selbst. Seine Hände am Lenkrad zitterten, seine Zähne klapperten laut. Er hatte gedacht, das gäbe es nur in Filmen und Büchern. Das Geräusch ließ ihn an das aufziehbare Gebiß denken, das er als Kind gehabt hatte. Es war ganz von selbst über den Fußboden gehopst, Mund auf, Mund zu, weiße Zähne und roter Gaumen. Ein Geburtstagsgeschenk seines älteren Bruders Paul.

Box fuhr auf eine Reklametafel neben der Straße zu. Sie zeigte das lebensgroße Bild einer lächelnden Familie. Alle standen in der Küche und tranken aus dampfenden Bechern. In diesem Regen wirkte das Bild warm und einladend, eine Szene, in die Box liebend gern eingetreten wäre. Er konnte nicht sagen, was die Reklame zu verkaufen versuchte, vielleicht Kaffee oder Fleischbrühe. Aber es konnte alles und jedes sein, oder? Strom, dämliche Glühbirnen, Lebensversicherungen, irgendwas. Aber etwas an diesem Bild – das sanftgelbe Licht, die warme Küche, die schöne dunkelhaarige Frau, der Junge, der ungefähr zwölf sein mußte –, irgend etwas daran ließ das volle Gewicht dessen, was geschehen war, plötzlich auf Box herabstürzen, als wäre ihm im Schlaf ein stinkender Sack über den Kopf gestülpt worden.