Voll durchblicken
„Nun, Josefine und Luzie, freut ihr euch auf den Urlaub bei Tante Agathe?“, fragt uns Papa und drückt auf den Klingelknopf.
„Jaaa!“, schreit meine kleine Schwester Luzie, während sie die Stufen hinauf hüpft. Ich frage mich, was wohl Tante Agathes neueste Erfindungen sind.
Tante Agathe ist unsere Lieblingstante. Sie ist Erfinderin und hat bereits alle möglichen genialen Maschinen entwickelt, zum Beispiel den „Badewannen-Automaten“, der einen von Kopf bis Fuß wäscht, den „Schnürsenkel- Einfädel-Apparat“ oder den „Badeanzug mit Düsenantrieb“ …
Die Tür öffnet sich plötzlich von selbst, und wir sehen eine Tasse Tee durch die Luft fliegen. Tante Agathes Stimme ist ganz in der Nähe zu hören.
„Meine Schätzchen, mein lieber Peter! Wie schön, euch zu sehen!“
Vor Schreck weichen wir ein paar Schritte zurück.
„Oh, entschuldigt, ich habe ganz vergessen, dass ich noch immer unsichtbar bin“, ruft die Stimme.
„Was hast du dir jetzt schon wieder einfallen lassen?“, brummt Papa.
„Unsichtbarkeits-Pillen, lieber Peter!“, erklärt meine Tante. „Ich mache gerade die letzten Tests. Aber regt euch nicht auf, ich werde mich in ein paar Minuten zurückverwandeln.“ Und sie fügt hinzu: „In der Zwischenzeit könnt ihr ja eure Mäntel ablegen. Edgar wird euch die Koffer abnehmen.“
Wir sehen, wie unsere Mäntel von selbst auf die Garderobe schweben. Dann hören wir Schritte die Treppe herunterkommen: Edgar, der Haus-Roboter, erscheint und schnarrt mit metallischer Stimme ein „Guten Tag, meine Engelchen!“
Auf einmal ruft Luzie: „Du beginnst sichtbar zu werden, Tante Agathe!“ Und tatsächlich erscheinen wie aus dem Nichts die Umrisse von Tante Agathes Kleid auf der untersten Treppenstufe. „Um so besser, jetzt kann ich euch umarmen, ohne dass ihr euch fürchten müsst.“