„Papa! Es geht los! Die Jungen schlüpfen gleich! Da drin bewegt sich schon was!“

Cham stürmt in die Küche, die Haare voller Stroh. Heute Nacht hat er in der Scheune geschlafen. Er hatte solche Angst gehabt, das Schlüpfen zu verpassen!

Seine Schwester Nyna springt von ihrem Stuhl auf und lässt ihre Butterbrote stehen. Aufgeregt fragt sie:

„Die Kleinen schlüpfen? Hast du sie gesehen?“

„He, ganz ruhig!“, beschwichtigt sie ihr Vater Antos. „Die Schalen sind schwer zu knacken. Das kann über eine Stunde dauern. Setz dich, Cham! Und du bleib sitzen, Nyna! Ihr habt noch genug Zeit für das Frühstück.“

„Nein, nein!“, protestiert der Junge. „Ich gehe wieder zurück!“

„Ich komme mit!“, ruft das Mädchen.

Antos kann ein Lächeln nicht unterdrücken angesichts ihrer Ungeduld. Aber er kann sie verstehen: Das Ereignis findet nur alle neun Jahre statt, die Kinder sind also zum ersten Mal dabei. Beim letzten Schlüpfen war Nyna noch nicht geboren, und Cham hatte gerade erst angefangen zu laufen.

Eine Stunde später, als Antos in die Scheune kommt, knien sein Sohn und seine Tochter im Stroh und beobachten drei große Eier. Zwei sind beige mit braunen Flecken, das dritte hat eine hübsche graublaue Schale. Dieses Ei hat Nyna gefunden. Wie war sie stolz gewesen an dem Tag, an dem sie es heimbrachte! Sie war bis zum Fuß der Klippen hinuntergestiegen, um aufs Meer hinauszuschauen, das sich nach drei Tagen Sturm endlich wieder beruhigt hatte. Dort entdeckte sie das graue Ei, mitten zwischen den Kieselsteinen. Die Wellen hätten es zerbrechen, die Gezeiten es fortschwemmen können. Als das Mädchen das Ei in seine Hände nahm, schlug sein Herz schneller. Vor Freude natürlich, aber da war noch ein anderes, seltsames Gefühl, als hätte das Meer ihr ein Geschenk gemacht …

Antos untersucht die Schalen, die von winzigen Rissen durchzogen sind. Von Zeit zu Zeit ertönt ein leichtes Knacken, und ein weiterer Riss erscheint. Jedes Mal stoßen die Kinder einen Schrei aus:

„Jetzt geht es los!“

Aber die Schalen zerbrechen immer noch nicht.

„Warum dauert das so lange?“, mault Cham ungeduldig.

„Ein bisschen mehr Geduld, mein Junge! Wir haben neun Jahre lang auf die Eier gewartet, nun können wir auch noch ein paar Minuten länger warten, bis die Jungen schlüpfen!“

Plötzlich beginnen die beigefarbenen Eier, sich zu bewegen. Die Risse werden breiter. Fast im selben Augenblick fliegen die Eierschalen in kleinen Stückchen davon, und zwei kleine Köpfe tauchen auf. Köpfe mit kräftigen Kiefern, von grünen Schuppen bedeckt.

„Oooooh!“, hauchen Nyna und Cham.

Unter ihren entzückten Blicken kommen zwei Babydrachen auf die Welt!