Unzählige Male ist es mir in Indien so ergangen: Die Taxifahrer versuchten nicht, mich übers Ohr zu hauen, die Basarhändler verkauften mir ihre Waren zu „einheimischen“ Preisen, die Kellner bedienten mich mit ausgesuchter Freundlichkeit, und in langen Warteschlangen ließ man mich bereitwillig vor. Das alles, weil ich Hindi sprach, dessen sich die meisten Inder bedienen.
Nun, in der Warteschlange hätte ich auch anders vorankommen können: Gibt es doch im indischen Bundesstaat Rajasthan seit kurzem eine Verordnung, die besagt, dass jede Person, die sich im Zuge der Familienplanung hat sterilisieren lassen und dies durch einen Ausweis belegen kann, sich an die Spitze jeder Schlange vorschieben darf. Ehrlich gesagt – der Weg über das Hindi war mir da doch schon lieber!
Denn so schwer, wie es durch seine schwungvoll-fremden Zeichen erscheinen mag, ist das Hindi auch wieder nicht. Schließlich handelt es sich bei dieser Sprache um einen weit entfernten Verwandten des Deutschen. Hindi und Deutsch sind beide mehr oder weniger mit dem Sanskrit verwandt – das Hindi natürlich mehr als das Deutsche. Ähnlichkeiten zum Deutschen haben sich zumindest bei einigen Vokabeln bis heute erhalten. So bedeutet bandhan „Verbindung“ oder „Bande“, sitārā ist der „Stern“ und shāl bleibt „Schal“. Klingt doch gar nicht so schwer, oder? Selbst die Engländer, die sich mit dem Erlernen fremder Zungen nicht sehr leicht tun, haben sich in den 200 Jahren ihrer Herrschaft über Indien an die 2000 Wörter aus dem Hindi angeeignet.
Einige davon fanden auch den Weg ins Deutsche: So weiß jeder heutzutage, was ein Bungalow (von Hindi: banglā) ist, dass Curry (Hindi: kahī) lange im Munde nachzubrennen pflegt oder dass ein Shampoo (von: cāmpnā – kneten,– massieren) gut einmassiert werden will. Kaum jemand jedoch weiß, dass es sich bei diesen Worten um Verbalimporte aus Indien handelt.
Dafür dürfte das Hindi die Sprache der Zukunft sein: Zwar steht es in der Reihenfolge der meist gesprochenen Sprachen hinter Chinesisch und Englisch an dritter Stelle – dabei wird das in Pakistan gesprochene Urdu, das vom Hindi nur geringfügig abweicht, mitgerechnet – doch ist zu erwarten, dass sich noch einiges in der Reihenfolge tut! Womit wir wieder bei der Geburtenkontrolle angelangt wären …
Bei meinen vielen Reisen durch Indien ist mir eines immmer aufgefallen: Wenn ich Englisch sprach, respektierte man mich als einen sāhib (Herr) aus dem fernen, reichen Europa. Das machte sich immer ganz gut, wenn ich mich durch brenzlige Situationen hindurchboxen musste. Englisch ist in Indien immer noch die Sprache des Befehle erteilenden Vorgesetzten. Sprach ich dagegen Hindi, so öffneten sich die Gesichter zu einem breiten, einladenden Lachen, und ich war viel mehr als der sāhib: Man hatte mich als dost, „Freund“, akzeptiert.
Merke: Das schönste Kompliment, das man den Bewohnern eines Landes machen kann, ist, ihre Sprache zu sprechen — oder es wenigstens zu versuchen.
Der Kauderwelsch-Band „Hindi” ist in drei wichtige Abschnitte gegliedert:
Grammatik
Die Grammatik beschränkt sich auf das Wesentliche und ist so einfach gehalten wie möglich. Deshalb sind auch nicht sämtliche Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten der Sprache erklärt. Wer nach der Lektüre gerne noch tiefer in die Grammatik eindringen möchte, findet im Anhang einige Tipps zum Weiterlernen. Natürlich kann man die Grammatik auch überspringen und sofort mit dem Konversationsteil beginnen. Wenn dann Fragen auftauchen, kann man immer noch in der Grammatik nachsehen.
Konversation
In diesem Teil finden Sie Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen einen ersten Eindruck davon vermitteln sollen, wie Hindi „funktioniert“, und die Sie auf das vorbereiten sollen, was Sie später in Indien hören werden.
Wort-für-Wort-Übersetzung
Jede Sprache hat ein typisches Satzbaumuster. Um die sich vom Deutschen unterscheidende Wortfolge der Sätze auf Hindi zu verstehen, ist die Wort-für-Wort-Übersetzung in kursiver Schrift gedacht. Jedem Hindi-Wort entspricht ein Wort in der Wort-für-Wort-Übersetzung.
ye santre bahtarīn haiñ.
diese Orangen am-besten sind
Diese Orangen sind am besten.
Wird ein Hindi-Wort im Deutschen durch zwei Wörter übersetzt, werden diese zwei Wörter in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit einem Bindestrich verbunden.
kitnā / kyā bajā hai?
wie-viel / was geschlagen ist
Wie spät ist es?
Werden in einem Satz mehrere Wörter angegeben, die man untereinander austauschen kann, steht ein Schrägstrich zwischen diesen.
Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung können Sie bald eigene Sätze bilden. Sie können die Beispielsätze als Fundus von Satzschablonen und -mustern benutzen, die Sie selbst Ihren Bedürfnissen anpassen. Mit einem kleinen bisschen Kreativität und Mut können Sie sich neue Sätze „zusammenbauen”, auch wenn das Ergebnis nicht immer grammatikalisch perfekt ausfällt.
Wörterlisten
Die Wörterlisten am Ende des Buches helfen Ihnen dabei. Sie enthalten einen Grundwortschatz von je ca. 1000 Wörtern Deutsch–Hindi und Hindi–Deutsch, mit denen man schon eine ganze Menge anfangen kann.
das Wichtigste im Überblick
Die Rubrik „Das Wichtigste im Überblick“ hilft, die wichtigsten Sätze und Formulierungen stets parat zu haben, da nun die gewünschte Satzkonstruktion mit dem entsprechenden Vokabular aus den einzelnen Kapiteln kombiniert werden kann. Wenn alles nicht mehr weiterhilft, dann ist vielleicht das Kapitel „Nichts verstanden? – Weiterlernen!“ der richtige Tipp, stets bereit, mit der richtigen Formulierung für z. B. „Ich habe leider nicht verstanden.“ oder „Wie bitte?“ auszuhelfen.
Zu diesem Buch ist zusätzlich ein AusspracheTrainer als MP3-Download erhältlich unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-hindi-mp3-1265
Auch erhältlich auf Audio-CD unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-hindi-audio-cd-75
Der AusspracheTrainer enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch mit einem markiert sind.
Hörproben: In ausgewählten Kapiteln im Konversationsteil dieses Buches können Sie sich unter den dort angegebenen Links Ausschnitte aus dem AusspracheTrainer anhören.
Das Hindi ist ein Abkömmling des Sanskrit, der legendären heiligen „Sprache der Götter“, die ihre Blütezeit um 400 v. Chr. hatte. Deutsch und Hindi sind beide mehr oder weniger mit dem Sanskrit verwandt – das Hindi natürlich mehr als das Deutsche. Beide Sprache sind Tochtersprachen des sogenannten Proto-Indo-Europäisch (PIE). Das PIE wurde von den Ariern in Zentralasien gesprochen, und da niemand weiß, wie sie selber ihre Sprache nannten, behilft man sich mit diesem wissenschaftlichen Kürzel. Als die Arier von Zentralasien aus in verschiedene Himmelsrichtungen abwanderten, wurde im Laufe der Zeit aus dem PIE im indischen Raum das Sanskrit und in Europa die verschiedenen indo-europäischen Sprachen und Sprachgruppen wie Griechisch, Latein, Germanisch oder Slawisch.
Seit den großen Mosleminvasionen, die Indien ab dem frühen 11. Jahrhundert heimgesucht hatten, besteht ein beachtlicher Teil des Vokabulars aus persischen oder arabischen Wörtern, die die Eindringlinge aus ihrer Heimat mitgebracht hatten. Aus diesem Grunde gibt es im Hindi eine Vielzahl von Vokabeln, die ebenso im modernen Arabisch vorkommen oder auch in anderen Sprachen der islamischen Welt. (Beispiel: akhbār – Zeitung, im Hindi als auch Arabisch; kitāb – Buch, im Hindi und im Türkischen). Das Hindi ist somit eine Art Mischsprache, in der sich Sanskrit mit Persisch und Arabisch vermengt, was jedoch einen kleinen Nachteil mit sich bringt: Für viele Vokabeln des Deutschen existiert gleich ein ganzes Sortiment an Hindi-Begriffen. Die einen entstammen dem persisch-arabischen Bereich, die anderen dem Sanskrit. Dazu einige Beispiele:
Blut | khūn, rūdhir, rakt, lahū |
Haus | ghar, makān, bhawan, mansil |
Liebe | pyār, prem, mohabbat, ishk |
Zeit | samay, zamānā, wakt, kāl |
aber | magar, lekin, par, parantu, kintu |
Regional verschieden ist natürlich – der immensen Größe des Landes zufolge – die Aussprache als auch die „Qualität“ des Hindi. Im allgemeinen wird gesagt, dass das Hindi im Bundesstaat Uttar Pradesh im Norden des Landes das „reinste“ sei. Besonders die Stadt Lucknow wird als eine Art Hochburg der Hindikultur betrachtet. Nicht so gut weg kommt dagegen Mumbai: Dort, so sagt man, wird bindās-Hindi gesprochen. bindās ist ein Slangwort und nicht leicht zu übersetzen. Es bedeutet so viel wie „dreckig, frech, großschnäuzig, cool“ oder „sorglos, unbekümmert“. Das Mumbai-Hindi legt keinen Wert auf korrekte Grammatik, was sich aus der bunten Mischkultur der Stadt erklärt. Schließlich wohnen dort Abertausende von Menschen, die eine der vielen indischen Sprachen zur Muttersprache haben: Marathi, Gujarati oder Panjabi, Konkani, Telugu oder Tulu. Hindi ist für alle der geeignete gemeinsame Nenner, um zu kommunizieren. Dass die ausgefeilte Grammatik dabei auf der Strecke bleibt, ist einzusehen.
Hiermit haben wir nun ausgesprochen, dass es einen Wust von Sprachen in Indien gibt. Nicht ganz zu Unrecht hat der indische Journalist und Schriftsteller Khushwant Singh sein Land als ein neuzeitliches Babel bezeichnet. Offiziell werden 23 Sprachen als Landessprachen anerkannt, allen voran Englisch und Hindi. Insgesamt soll es nicht weniger als 225 verschiedene Sprachen und weitere 845 Dialekte in Indien geben, einige davon noch unerforscht. Zwei große Sprachgruppen existieren in Indien: die dravidische im Süden des Landes und die vom Sanskrit abstammende im Norden, der das Hindi angehört. Gemeinsam ist den beiden Gruppen lediglich eine Anzahl von Sanskrit-Vokabeln. Zöge man eine Linie quer durch Indien, etwa von Goa im Westen nach Hyderabad und weiter geradeaus, so erhielte man grob das sprachlich geteilte Indien. Oberhalb der Trennungslinie wird Hindi von jedermann verstanden, unterhalb nur in weit geringerem Maße.
Die indische Regierung ist bemüht, Hindi auch im Süden als Nationalsprache zu propagieren, und es ist zu erwarten, dass sich die Zahl der Hindi-Sprecher dort in Zukunft erhöhen wird.
Urdu
Noch etwas für Travellers in Pakistan: Wer Hindi spricht, wird überall in Pakistan zurechtkommen. Wie schon erwähnt, ist das pakistanische Urdu dem Hindi fast gleichzusetzen. Die Grammatik ist absolut die gleiche, nur der Wortschatz weicht in einigen Fällen voneinander ab. Wenn der Hindi-Sprecher Vokabeln von Sanskrit-Herkunft benutzt, wird der Urdu-Sprecher auf Wörter aus dem persisch-arabischen Bereich zurückgreifen. Man könnte Hindi und Urdu mit zwei Kreisen vergleichen, die sich weitgehend überschneiden, jedoch noch ihre „eigenen“, ungedeckten Kreissektoren bewahren.
Das Urdu wird in dem Arabischen entlehnten Schriftzeichen von rechts nach links geschrieben, während das Hindi mit seinem Devanagari-Alphabet „normal“ von links nach rechts verläuft.
Transkribierung
Da das Hindi über Laute verfügt, die es nicht in den europäischen Sprachen gibt, wurde ein Transkribierungssystem entwickelt, mit dem diese Laute eindeutig gekennzeichnet werden können. Diese Art der Transkribierung findet man in linguistischen oder kulturellen Fachbüchern vor. Im Folgenden benutzen wir eine etwas vereinfachte Variante dieser fachmännischen Umschreibung. Diese ist ausreichend, um dem Laien die Aussprache zu verdeutlichen, lässt aber einige Feinheiten aus, die unter Umständen verwirrend sein können. Im Hindi gibt es z. B. zwei „sch“-Laute, die praktisch gleich ausgesprochen werden, in Fachbüchern aber dennoch unterschiedlich transkribiert werden. Diese Feinheit lassen wir hier aus praktischen Gründen aus (bei uns einheitlich: sh). Außerdem werden die im Hindi vorhandenen Nasallaute oft auf verschiedene Art dargestellt; wir begnügen uns hier mit einer vereinfachten Variante, die zur Aussprache völlig ausreicht.
to calo, hindī warna-mālā likho!
dann geh Hindi Alphabet schreibe
Also los, schreibe jetzt das Hindi-Alphabet!
Das Hindi verfügt über 11 Selbstlaute (Vokale) und 35 Mitlaute (Konsonanten). Außer den Zeichen für diese Laute gibt es im Devanagari-Alphabet eine theoretisch unbegrenzte Zahl von kombinierten Konsonanten, so dass die Schrift nicht einfach zu erlernen ist.
Devanagari-Vokale | |||||
a | ā | i | ī | u | ū |
ri | e | ai | o | au | |
Devanagari-Konsonanten | |||||
k / q | kh | g | gh | ||
c | ch | j / z | jh | ñ | |
h | / | h | |||
t | th | d | dh | n | |
p | ph | b | bh | m | |
y | r | l | w | ||
sh | s | h | ksh | dny |
Dass das Devanagari-Alphabet nicht ganz so einfach ist, hat auch David Beckham am eigenen Leib erfahren müssen. Die Schrift hatte es ihm angetan, und so beauftragte er einen Tätwowierer, ihm den Namen seiner Frau Victoria auf den Arm zu tätwowieren. Der Tätowierer war des Hindi wohl nicht hundertprozentig mächtig, und nun läuft David mit der Aufschrift „Vhiktoria“ herum. Pech gehabt!
Wir beschränken uns hier auf die notwendigen Erklärungen zur Aussprache der Laute. Beachtet werden muss unbedingt, dass es im Hindi lange und kurze Vokale gibt! Eine lange oder kurze Aussprache existiert sowohl für das a als auch für das i und u. Die Vokale e und o werden im allgemeinen immer lang gesprochen. Lange Vokale sind durch einen waagerechten Dehnungsstrich gekennzeichnet: ā, ī, ū.
a
– kurzes „a“ wie in Pass, nass, Band
Beispiele: kalam (Bleistift), durbal (schwach), mastī (Spaß)
ai
– wird oft (aber nicht immer) wie „ä“ ausgesprochen:
Beispiele: hai (ist), paisā (Geld), kaise (wie)
ā
– langes „a“ wie z.B. in Saal, Haar, Paar
Beispiele: māl (Sache/n), pālnā (hegen), fïl-hāl (vorläufig)
c
– etwa wie „tsch“ in Patsche, Watsche
Beispiele: cākū (Messer), cār (vier), bacānā (retten)
e
– klares, langes „e“ wie in mehr, Beere, sehr, oder wie ein französisches „é“ in Protégé
Beispiele: namasté (Gruß), aré (oh, he, hallo), ret (Sand)
ī
– langes „i“ wie in Bier, mir, vier
Beispiele: pīnā (trinken), pānī (Wasser), battī (Lampe)
j
– stimmhaft, etwa „dsch“ wie in Dschungel, oder wie ein englisches „g“ in Roger, George
Beispiele: rājā (König), jānā (gehen), jītnā (siegen)
o
– wie deutsches „o“ in bohren, Moor, hohl
Beispiele: konā (Ecke), honā (sein), potā (Enkel)
r
– etwas gerollt wie ein übertriebenes deutsches „r“; wie bayrisch Krruzitürrken oder engl. cry, try
Beispiele: karnā (tun, machen), rotī (Fladenbrot), bār (mal)
s
– scharfes „s“ wie in besser, Messer, Gewässer
Beispiele: sapnā (Traum), pās (nahebei), pīsnā (mahlen)
sh
– „sch“ wie in Scheune, schieben, schleudern
Beispiele: shor (Lärm), hosh (Verstand), dush (böse)
u
– kurzes u wie in Mutter, Kutte, bunt
Beispiele: guru (Lehrmeister), gu (Melasse), purush (Mann)
ū
– langes u wie in Uhr, Fuhre, pur
Beispiele: pūrā (voll), dūr (weit), mūtra (Urin)
w
– genau wie ein deutsches „w“: wasant (Frühling),
Beispiele: jawāb (Antwort), jān-lewā (lebensgefährlich)
z
– weiches „s“ wie in super, Suppe, Seife
Beispiele: zamānā (Zeit), bāzī (Wette), zabān (Zunge, Sprache)
die Retroflexe
Die Retroflexe sind so „typisch indisch“, dass der englische Komiker Peter Sellers, wann immer er einen glaubwürdigen indischen Akzent hervorzaubern wollte, einfach alles mit herumgerollter Zunge „verhindisierte“. Der Effekt war zwar parodiehaft übertrieben, jedoch ganz eindeutig „indisch“.
Bedauerlicherweise verfügt das Hindi über eine Anzahl von Lauten, die in keiner anderen außerindischen Sprache auftauchen und deren Aussprache dem Fremden einige Übung abverlangt. Diese Laute sind die Retroflexe , h, , h, , und h. Um sie richtig auszusprechen, muss die Zunge nach oben gerollt und an den Gaumen gedrückt werden. Die Aussprache dieser Laute erfordert einige Übung, und besonders hierbei gilt die Devise: Gut zuhören und so viel wie möglich nachplappern, auch wenn es am Anfang unmöglich erscheint. Übung macht den Sprachenkünstler!
aspirierte Laute
Eine weitere Schwierigkeit sind die aspirierten Laute (behauchte Laute) kh, gh, ch, jh, th, dh, h, h, ph, bh und h. Das h in den Lauten ist deutlich hörbar zu machen, so als sagte man Block-haus, Ab-hang, Birming-ham, usw.
Ganz übel wird es, wenn ein Laut ein Retroflex und gleichzeitig behaucht ist. Von diesen Zungenbrechern gibt es zum Glück nur drei: h, h, h.
nasalierte Vokale
Weiterhin verfügt das Hindi über nasalierte Vokale, die hier durch ein ~ gekennzeichnet werden. Ausgesprochen werden sie, als folge ihnen ein verschnupft gesprochenes n.
Ali Khāñ Dilli meñ pahūñctā hai.
Ali Khan Delhi in ankommend ist
Ali Khan kommt in Delhi an.
jangal meñ mangal.
Wildnis in Segen
In der Einöde liegt Segen. (indisches Sprichwort)
Betonung
Die Betonung im Hindi ist bei weitem nicht so wichtig wie die richtige Länge der Vokale, und sie kann variieren. Hier ein Schlüssel, mit dem die Betonung meistens klappen wird:
• bei zweisilbigen Wörtern: Betonung auf der ersten Silbe, sofern kein langer Vokal vorkommt, ansonsten auf dem langen Vokal (also ā, ī, ū, o, e).
• bei drei- oder mehrsilbigen Wörtern: Betonung auf der zweiten Silbe, bzw., falls nach der zweiten Silbe ein langer Vokal auftaucht (also ā, ī, ū, o, e), auf diesem.
• Doppelkonsonanten wie in cammac (Löffel) oder happā (Stempel) sollten bewusst lang gesprochen werden, als sagte man cam-mac, hap-pā usw.
Damit wird es meist klappen. Zur leichteren Aussprache, und damit der Leser besser in den Rhythmus der Worte kommt, werden wir im Folgenden zahlreiche längere Worte durch Bindestrich in ihre Grundbestandteile unterteilen. Also z.B. ārām-deh statt ārāmdeh, was etwas kompliziert zu lesen aussieht. Dies ist aber nicht bei allen langen Vokabeln möglich.
Wer nach einem langen Flug endlich seinen Fuß auf indischen Boden setzt, wird mit Sicherheit irgendetwas benötigen: Ein Zimmer, einen Schluck Trinkbares oder einen Satz Kleidung, weil die Airline das Gepäck versehentlich nach Khartoum geschickt hat. Für solche Notsituationen sollte man die richtige Frage parat haben, die man selbst im stärksten Stress oder dumpfsten Jet-Lag noch hervorstammeln kann.
Wo ist … ?
… kahāñ hai?
… wo ist
Wo ist … ?
lerīn kahāñ hai?
Toilette wo ist
Wo ist die Toilette?
hoel | Hotel |
kamrā | Zimmer |
resoran | Restaurant |
dukān | Geschäft |
lerīn | Toilette |
pulīs | Polizei |
benk | Bank |
samān | Gepäck |
samān-ghar | Gepäckaufbewahrung |
eksī | Taxi |
dawā-khānā, farmesī | Apotheke |
hospital, aspial | Krankenhaus |
dakar | Arzt |
rājdūtāwās | Botschaft |
relwe steshan | Bahnhof |
posaffïs | Postamt |
cyber café | Internetladen |
pablik fon | öffentliches Telefon |
mandir | Tempel |
Gibt es … ?
Lässt man das kahāñ in den obigen Fragen weg, so erhält man:
hoel hai?
Hotel ist
Gibt es ein Hotel?
kamrā hai?
Zimmer ist
Gibt es ein Zimmer?
ja & nein
hañ | ja |
nahīñ | nein |
Will man besonders höflich sein, so empfiehlt sich das Voranstellen der Höflichkeitspartikel -jī:
jī hāñ | ja bitte |
jī nahīñ | nein danke, nein mein Herr / meine Dame |
-jī kann auch an Namen gehängt werden, um jemanden höflich anzusprechen. Zum Beispiel:
Gāndhī-jī
Gandhi-(Höflichkeitspartikel)
verehrter Gandhi
Sharmā-jī
Sharma-(Höflichkeitspartikel)
lieber Herr Sharma
Bei Vornamen kann statt des -jī auch ein -ū angehängt werden. Das -ū drückt nicht nur Höflichkeit, sondern auch eine gewisse Vertrautheit und Nähe aus (vielleicht wie in „ach, mein liebes Karlchen“). Man könnte es auch Verniedlichungspartikel nennen. Beispiel:
Wasantū
Vasant-(Verniedlichungspartikel)
mein lieber Vasant
Bei Namen, die auf -ā enden, wird dieses weggelassen und durch ein -ū ersetzt:
Smītū
Smita-(Verniedlichungspartikel)
meine liebe Smita
Rāmū
Rama-(Verniedlichungspartikel)
mein lieber Rām(ā)
Bei einigen Namen würde das Anhängen allerdings seltsam klingen. Ich bin in Indien oft Rainer-jī genannt worden, das hört sich sehr gut an; „Rainerū“ hingegen würde sehr eigenartig klingen. Um bei indischen Namen zu bleiben: Aus dem Namen Harsh könnte nur Harsh-jī werden, auch hier klänge Harshū sehr merkwürdig; ebenso könnte aus Lakshmī nicht „Lakshmū“ werden, nur Lakshmī-jī. Eine konkrete Regel gibt es nicht, es hilft nur längere Übung und Fingerspitzengefühl, um zu verstehen, wo das -ū passt und wo nicht. Bei Unsicherheit ist es angebracht, einfach auf das pflegeleichtere -jī zurück zu greifen.
Das Hindi unterscheidet weibliche und männliche Hauptwörter (Substantive), die sich weitgehend an den Endungen voneinander unterscheiden. Endet ein Hauptwort auf -ā, so ist es zumeist männlich, endet es auf -ī, so ist es zumeist weiblich. Es gibt unzählige Ausnahmen, von denen wir gleich einige vorstellen werden, hier jedoch erst einmal ein paar Beispiele zur Regel.
männlich | |
kamrā | Zimmer |
kandhā | Schulter |
kanghā | Kamm |
nāshtā | Frühstück |
weiblich | |
gāī | Wagen, Auto |
opī | Hut, Mütze |
roshnī | Licht |
bijlī | Strom, Blitz |
Hauptwörter, die auf einen Konsonant enden, sind zumeist männlich. Beispiele:
phūl | Blume |
kambal | (Zu-) Decke |
sābun | Seife |
patlūn | Hose |
Nun gibt es, wie oben schon erwähnt, zahreiche Ausnahmen zu der Regel, die für einen Anfänger sehr verwirrend sein können:
weibliche Hauptwörter mit ā-Endung | |
shīghratā | Schnelligkeit |
wīratā | Heldenhaftigkeit, Mannhaftigkeit |
widyā | Wissenschaft |
mūrkhtā | Dummheit |
männliche Hauptwörter auf ī-Endung | |
dahī | Joghurt |
yogī | Yogi |
ādmī | Mann |
bhāī | Bruder |
weibliche Hauptwörter mit Konsonant-Endung | |
imārat | Gebäude |
zabān | Sprache |
muskuraha | Lächeln |
gaba | Problem, Ärger |
Es gibt einige wenige Hauptwörter, die männlich oder weiblich behandelt werden können. Die einzigen, die man antreffen wird, sind wahrscheinlich
dukān | Geschäft |
kalam | Bleistift, Kuli |
weitere Hauptwortendungen | |
-a | = männlich |
-i | = weiblich |
-u | = männlich |
-u | = männlich / weiblich |
Leider gibt es zu der oben aufgestellten Regel Tausende von Ausnahmen, die man alle eigentlich auswendig können müsste, um ganz korrekt zu sprechen. Wie wir sehen werden, richten sich Eigenschaftswörter im Hindi in Zahl und Geschlecht nach dem dazugehörigen Hauptwort.
Beispiele zu -ū | |
cākū (Messer) | männlich |
dārū (Alkohol, Schnaps) | weiblich |
ārzū (Wunsch, Verlangen) | weiblich |
Für den normalen Sprachgebrauch reicht es, die Hauptwörter nach der Regel zu behandeln, nicht nach den Ausnahmen. Um das Thema zu vereinfachen, können wir alle Hauptwörter, die auf -ā enden, als männlich behandeln, solche, die auf -ī enden, als weiblich. Hauptwörter, die auf einen Konsonanten enden, können als männlich behandelt werden.