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Reise in die heile Welt

Von Anke Sparmann

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Reise in die heile Welt

Moore sind Horte der Stabilität und federn bislang alle Umweltveränderungen lässig ab. Wie schaffen sie das nur? Eine Annäherung an ein matschiges Phänomen

Von Anke Sparmann

„Wo steckt mehr Wasser drin?“, fragt Hans Joosten an einem dieser sonnigen Tage in Karelien. „In Bier oder in einem Moor?“

„Hans, Bier, wetten?“

„Du meinst wohl, weil man auf Bier nicht laufen kann.“ Joosten zwinkert. Er steht wadentief im Moor, ein kräftiger Mann Ende fünfzig, sein kariertes Hemd spannt ein bisschen über dem Bauch. Man sollte mit Joosten keine Wetten abschließen, selbst wenn man sich seiner Sache gewiss ist. Das Moor liegt knapp vorn – mit einem Wasseranteil von 95 Prozent.

Seit dem frühen Morgen sind sie schon unterwegs, der Moorkundler Hans Joosten und 25 angehende Landschaftsökologen. Es ist eine große Gruppe, aber trotzdem wirkt sie verloren, hier, inmitten einer endlosen Moorlandschaft. Karelien liegt im Nordwesten Russlands; ein Fünftel der Fläche der Republik bedecken Moore. Auf ihrem Weg in diese Wildnis haben sie Zwergsträucher mit rot-weißem Absperrband markiert, um nicht vollends die Orientierung zu verlieren. Joosten legt die Hand über die Augen und lässt den Blick schweifen. „Wahnsinn!“

Moore gelten gemeinhin als Orte des Grusels, grau und verregnet. Doch dieses ist hell und heiter wie ein Gartengemälde von Monet, der Himmel so weit, als wäre man auf dem Meer. Die meisten haben die Gummistiefel ausgezogen und laufen barfuß, nach jedem Schritt gluckert Wasser in die Stapfen.