Wege zu echter Freundschaft
Aus dem Englischen übersetzt von Heike Geist
Christen und Muslime stellen gemeinsam mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung dar. Täglich berichten Medien über gewaltsame Konflikte zwischen ihnen. Wie können Christen in dieser turbulenten Welt Botschafter von Jesus Christus und seinem Frieden sein? Wie können sie freundschaftliche Beziehungen mit Muslimen aufbauen?
David W. Shenk bezeugt, dass Christen ihrem eigenen Glauben zutiefst treu bleiben und zugleich echte Beziehungen zu Muslimen entwickeln können. Auf der Basis seiner lebenslangen Erfahrung und tiefen Kenntnis liefert dieses Buch eine Fülle von wertvollen Anregungen.
Spannend und unterhaltsam erzählt Shenk von positiven Überraschungen und spektakulären Erfolgen, aber auch von tragischen Fehlern und Missverständnissen. Fragen am Ende jedes Kapitels dienen dazu, die Inhalte in Kleingruppen oder selbstständig weiter zu vertiefen.
„Ich kann mir kaum ein Buch vorstellen, das besser in unsere Zeit passt. Als jemand, die häufig in den Krisenregionen des Nahen Ostens ist, um Menschen des Friedens aufzusuchen, finde ich dieses Buch extrem hilfreich und inspirierend.“
Lynne Hybels,
Mitgründerin der Willow Creek Community Church
„David Shenk liefert ein kraftvolles Hilfsmittel, das zeigt, wie wir Brücken der Freundschaft mit unseren muslimischen Nachbarn bauen können. Ich ermutige Sie, die bewährten Wege, die in diesem herausfordernden Buch beschrieben werden, zu lesen, aufzunehmen und mutig einzuschlagen.“
Geoff Tunnicliffe,
Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz
„Shenk besteht darauf, dass wir unserem eigenen Glauben zutiefst treu bleiben und zugleich echte Beziehungen zu Menschen anstreben können, die an ihren Überzeugungen festhalten. Seine lebenslange Erfahrung mit Begegnungen zwischen Christen und Muslimen bietet beides: Klarheit über die Herausforderungen dieser Beziehungen und Hoffnung auf Frieden zwischen allen Kindern Abrahams.“
Laurie Mellinger,
Dekanin am Evangelical Seminary
„In dieser entscheidenden Zeit müssen David Shenks prophetischem Ruf alle folgen, die sich nach Frieden in dieser Welt sehnen – seinem Ruf, das Kapitel des historischen Misstrauens und der Feindseligkeit abzuschließen und das Risiko des ernsthaften Gespräches mit unseren muslimischen Nachbarn hoffnungsvoll einzugehen.“
Andrew F. Bush,
Professor für Mission an der Eastern University
„Inmitten von Konfliktstürmen zwischen Muslimen und Christen ist dieses Buch ein Donnerschlag der Gnade. Ohne Abstriche bei seinen eigenen Überzeugungen zu machen und aus einer tiefen persönlichen Erfahrung heraus, bringt David Shenk unserer geteilten Welt kraftvolle Weisheit und Empathie.“
Rachel Pieh Jones,
Autorin und Bloggerin
„Aus einer tiefen Quelle von Erfahrung liefert Shenk lehrreiche und praktische Wege, wie Christen Muslimen Freunde werden können. Ich empfehle dieses Buch all jenen, die einer gebrochenen und belasteten Welt Gottes Botschaft der Versöhnung verkünden möchten.“
John Azumah,
Dozent für World Christianity and Islam,
Columbia Theological Seminary
Dr. David W. Shenk wurde 1937 in Ostafrika als Kind von Missionaren geboren.
Der Theologe und Anthropologe promovierte an der Universität von New York und lebte mit seiner Familie jahrzehntelang in Tansania, Somalia und Kenia. David W. Shenk arbeitete als Gemeindepastor sowie in unterschiedlichen Funktionen für die nordamerikanische Missionsgesellschaft Eastern Mennonite Missions (EMM), die er auch eine Zeit lang leitete. Von 1998 bis 2002 war er Theologieprofessor und Dekan des Lithuania Christian College in Klaipeda, Litauen.
Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit und seines Engagements im Dialog mit Muslimen war er bereits in über 100 Ländern. Er ist weltweit als Redner sowohl im christlichen wie auch im muslimischen Kontext gefragt. Heute ist David W. Shenk Global Consultant für EMM, wenn es um Beziehungen zwischen Christen und Muslimen geht, und besucht jährlich etwa 15 Länder. Als Referent und Dozent ist er auch am Theologischen Seminar Bienenberg, Liestal, sowie der Akademie für Weltmission, Korntal, tätig.
David W. Shenk verfasste (zum Teil als Co-Autor) 15 Bücher und zahlreiche Broschüren sowie Kursmaterial. Auf Deutsch erschien Woran ich glaube – Ein Muslim und ein Christ im Gespräch (Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2005) sowie (mit Ervin R. Stutzman) Neue Gemeinden – Gemeindegründung im Neuen Testament und heute (Verlag Wolfgang Simson, Lörrach 1992).
Er und seine Frau Grace haben vier erwachsene Kinder und sieben Enkel. Sie leben in Mountville, Pennsylvania, USA.
Dieses Buch als E-Book: ISBN 978-3-86256-771-3
Dieses Buch in gedruckter Form:
ISBN 978-3-86256-069-1, Bestell-Nummer 590 069
Die englische Originalausgabe dieses Buches erschien unter dem Titel Christian. Muslim. Friend – Twelve Paths to Real Relationship. © 2014 Herald Press, Harrisonburg, Virginia 22802, USA. All rights reserved.
Die deutsche Übersetzung wurde in Zusammenarbeit mit Christen begegnen Muslimen, einem Arbeitszweig von MEOS – Interkulturelle Dienste, herausgegeben. Der Verlag dankt auch dem Theologischen Seminar Bienenberg sowie der Schweizerischen Mennonitischen Mission für ihre Unterstützung bei der Herausgabe dieses Buches.
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar
Bibelzitate, sofern nicht anders angegeben, sind der Übersetzung Hoffnung für alle entnommen. Copyright 1983, 1996, 2003 by International Bible Society. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Koranzitate und die Verszählung sind der deutschen Übersetzung von Rudi Paret entnommen (Der Koran – Kommentar und Konkordanz. Kohlhammer, Stuttgart 122014). Die Verszählung weicht in den unterschiedlichen Koran-Übersetzungen etwas voneinander ab.
Im Deutschen eingebürgerte arabische Namen und Begriffe (z. B. Kaaba) werden in der gebräuchlichen deutschen Schreibweise wiedergegeben, andere in vereinfachter deutscher Umschrift (z. B. Hidschra).
Lektorat: Małgorzata Stanek, Lukas Baumann
Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson
Umschlagbilder: William Perugini, Photographee.eu/Shutterstock.com
Satz: Neufeld Media, Weißenburg in Bayern
© 2015 Neufeld Verlag Schwarzenfeld
Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages www.neufeld-verlag.de / www.neufeld-verlag.ch
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Zu diesem Buch
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Über den Autor
Impressum
Vorwort
Einführung: Meine Reise mit Muslimen
Wer seid ihr?
Warum seid ihr gekommen?
Die Herrschaft Gottes suchen
Friedenstiften und Gebet
Der Schmerz und die Freude des Dialoges
Umzug nach Kenia
Freundschaftliche Beziehungen mit Sufis kultivieren
Eine globale Sicht auf die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen
KAPITEL 1
Integer leben
Authentisches Zeugnis
Den Behörden gegenüber Rechenschaft ablegen
Verlassen Sie das Land, wenn Sie hoffen, dass meine Leute Christen werden
Fragt den Christen
Das Salz der Integrität
Unschuldig wie die Tauben
KAPITEL 2
Sich seiner Identität bewusst sein
Die politische Ordnung und das Reich Gottes
Einander ermutigen
Versteckspiele vermeiden
Identität in der Gemeinde von Philadelphia
Eine bewusste Identität kann Türen öffnen
Identität beim Besuch einer Moschee
Einwände gegen das Versteckspiel
Identität und gelebter Ausdruck
Symbole kommunizieren Identität
Identität entdecken in Mogadischu
Debatten um Kontextualisierung
Das Evangelium der Freiheit
KAPITEL 3
Respekt erweisen
Gegenseitigen Respekt fördern
Was denken Sie über Mohammed?
Keine Mauern bauen
Der Koran und die Bibel
Einwände gegen eine respektvolle Haltung
Die Hinweise auf das Evangelium erkennen
Menschen des Buches
KAPITEL 4
Vertrauen aufbauen
Grundlagen des Vertrauensaufbaus
Gezielte Schritte, um Vertrauen aufzubauen
Eine revolutionäre Präsenz
Wer bezahlt euch?
Islam im Lehrplan!
Geld für Gefälligkeiten?
Bibelstudien und Imame
Halima verbürgt sich für das Evangelium
Die Gute Nachricht innerhalb der muslimischen Weltsicht verkünden
Von Vertrauen zum Glauben
KAPITEL 5
Gespräch über die verschiedenen Glaubensgrundlagen
Die abrahamitischen Religionen
Das Haus des Islam: Umma
Die sechs Säulen der Pflicht
Kurzer Vergleich zwischen der Umma und der christlichen Gemeinde
Die große Stadt: die Gemeinde
Die zwölf Tore
Die zwölf Fundamentsteine
Das Lamm als Zentrum der Gemeinde
Die Gemeinde trifft die Umma
Von Frauen überrascht
Gemeinschaften, die Heilung für die Nationen bringen
Heilung für die Einzelnen
Ein Leben spendender Fluss
KAPITEL 6
Gastfreundschaft leben
Gastfreundliche Gemeinschaften
Unser Vater ist gastfreundlich!
Ein Becher kalten Wassers
Sprache: die Herausforderung der Gastfreundschaft
Gastfreundschaft leben und erleben
Ein gemeinsames Wort
Wie man sich bei gemeinsamen Mahlzeiten von Muslimen und Christen verhält
Muslimische Gäste willkommen heißen
Gastfreundschaft von Gemeinschaft zu Gemeinschaft
Bei Freundschaften vorsichtig sein
Beziehungen zu muslimischen Nachbarn aufbauen
Politische Auswirkungen von Gastfreundschaft
Diskussion über Kernwerte
Beispiele der Fürsorge
KAPITEL 7
Fragen beantworten
Fragen akzeptieren
Wurde die Bibel verändert?
Was bedeutet es, wenn ihr Christen vom Sohn Gottes sprecht?
Warum benennt ihr Gott als Dreieinigkeit?
Wie konnte der Messias gekreuzigt werden?
Unglaubliches Opfer
Überraschend gute Nachricht
Wie sehr liebt Gott?
KAPITEL 8
Zerrbilder korrigieren
Sagt die Wahrheit und seid freundlich
Die muslimischen Verzerrungen über den Heiligen Geist klarstellen
Die Verzerrungen der Christen über Allah ansprechen
Das muslimische Zerrbild der Bibel ansprechen
Das christliche Zerrbild des Korans ansprechen
Die Botschaft der Schriften erkunden
Guten Willen fördern
KAPITEL 9
Die Wahl bedenken: Die Hidschra. Das Kreuz.
Mohammed: Von Mekka nach Medina
Jesus: Von Galiläa nach Jerusalem
Konstantin: Der Marsch auf Rom
Welchen Weg wählen wir?
KAPITEL 10
Frieden suchen und leben
Den Weg Jesu wählen
Die Bedeutung des Kreuzes
Versöhnt und vergeben
Den Hass wählen
Indonesische Friedensstifter
Dem Dschihād begegnen
Heilung für die Nationen
KAPITEL 11
Mit Menschen des Friedens zusammenarbeiten
Definition von Terrorismus – und seine Wurzeln
Ein früherer Dschihadist spricht sich für Frieden aus
Samen des Friedens aussäen
Ein Botschafter des Friedefürsten
Beziehungen für den Frieden aufbauen
Friedenstiften in Tansania
Informelle Friedensbeziehungen
Lassen Sie sich von Fehlern nicht entmutigen
Ahmed, der einbeinige Friedensstifter
KAPITEL 12
Christus empfehlen
Ahmeds erwachendes Interesse am Evangelium
Was ist das Evangelium?
Der Zugang zur Bibel ist wichtig
Ein Muslim fragt nach Zeichen der Wahrheit im Islam
Das messianische Geheimnis
Wunder und Erscheinungen
Offene Türen: die Gemeinde von Philadelphia
Die offenen Türen durchschreiten
Die Überraschung der Gemeinde
Eine Botschaft aus Kairo
In Hoffnung leben
Anhang
A. Christian/Muslim Relations Team
Unsere Verpflichtung zum Zeugnisgeben
B. Namen und Eigenschaften Jesu im Koran
C. Bezüge des Korans auf die Bibel
Gott hat frühere Schriften offenbart
Die Menschen des Buches sollen ihre Schriften respektieren und schützen
Literatur
Mehr aus dem Neufeld Verlag:
Dem anderen als Mensch begegnen
Mit fremden Freunden leben
Eine Kultur des Friedens
Vom Konflikt zur Versöhnung
Von Liebe und Widerstand
Über den Verlag
Für Ahmed Ali Haile,
einen Botschafter des Friedens
Wir machen äußerst unterschiedliche Erfahrungen, wenn wir Muslime treffen und kennenlernen. Ich habe viele Moscheen besucht und führte dort viele Gespräche mit Muslimen über den Glauben. Viele der Leserinnen und Leser1 leben jedoch in Regionen, in denen es einem Nicht-Muslim unmöglich wäre, eine Moschee zu betreten. Dennoch hoffe ich, dass die Grundprinzipien, auf denen dieses Buch basiert, all jenen Christen eine Hilfe sein werden, die mit Muslimen in Kontakt stehen, wie immer auch die Umstände sein mögen.
Ich bin Nordamerikaner und in Tansania aufgewachsen, wo meine Eltern mit einer mennonitischen Missionsgesellschaft als Pioniermissionare dienten. Diese Herkunft hat mich wesentlich geprägt. Ich schreibe daher ganz anders als ein nigerianischer Christ, der an Jesus, den Messias, glaubt und in einer muslimischen Familie aufwuchs, oder als ein Christ, der im überbevölkerten Stadtgebiet von Jakarta in Indonesien geboren wurde. Wenn wir über Wege zu echter Freundschaft zwischen Christen und Muslimen nachdenken, bin ich mir dessen bewusst, dass meine eigenen Erfahrungen sich von jenen der Christen im Nahen Osten unterscheiden, die die alten christlichen Kirchen in mehrheitlich muslimischen Gesellschaften repräsentieren. Jede christliche Gemeinde hat eine besondere Gabe, eine Antwort auf die Frage zu geben, wie Christen freundschaftliche Beziehungen mit Muslimen aufbauen können. In diesem Buch sollen die beschriebenen zwölf Wege zu echter Freundschaft ein bescheidener Beitrag zum Austausch über aktuelle Herausforderungen und Realitäten sein, mit denen man konfrontiert ist, wenn man als Christ Beziehungen zu Muslimen aufbaut. Dabei konzentriere ich mich insbesondere auf nordamerikanische und westliche Christen.
In diesem Buch beschreibe ich die Erfahrung westlicher Christen, die sich beauftragt fühlen, gute Nachbarn unter Muslimen zu sein. In gewisser Weise beinhaltet dieses Buch meine persönliche Geschichte. Es berichtet von den Entdeckungen, die ich als nordamerikanischer Christ, der an Jesus, den Messias, glaubt, in meinen langjährigen Freundschaften mit Muslimen gemacht habe. Ich schreibe für alle, die unter Muslimen leben und ihnen dienen wollen. Ich treffe vielfach Christen, die ihre Heimat im Westen verlassen, um unter Muslimen zu leben und ihnen zu dienen. Diese Menschen bitten mich oft um Rat, wie sie sich in die muslimische Gemeinschaft einbringen können. Ich hoffe, dieses Buch kann sowohl Ermutigung als auch hilfreicher Rat für diejenigen sein, die freundschaftliche Beziehungen zu Muslimen in jeder Region dieser Welt aufbauen und pflegen möchten.
Ich schreibe auch für westliche Christen, die sich von Gott aufgerufen fühlen, in ihrer direkten Umgebung Kontakte zu Muslimen aufzubauen. Für viele Christen im Westen sind Muslime längst zu ihren Nachbarn geworden. Dieses Buch will uns alle, Muslime wie Christen, dafür ausrüsten, einander gute Nachbarn zu sein.
Die Bücher, die wir bisher in der Reihe Christians Meeting Muslims herausgebracht haben, können denjenigen als Ressource dienen, die sich mit uns auf die Reise begeben möchten. Jedes der drei Bücher kann mit wenigen Worten zusammengefasst werden: Der Dialog steht im Fokus des Buches Woran ich glaube. Ein Muslim und ein Christ im Gespräch, das ich gemeinsam mit Badru D. Kateregga2 geschrieben habe. Journeys of the Muslims Nations and the Christian Church: Exploring the Mission of Two Communities handelt vom Zeugnis von Jesus Christus und von seiner Einladung an uns Menschen. Ahmed Ali Haile spricht in Teatime in Mogadishu: My Journey as a Peace Ambassador in the World of Islam vom Friedenstiften.
Jedes dieser Bücher enthält Fragen zum weiteren Selbststudium. Es umfasst dreizehn Abschnitte oder Kapitel und zielt darauf ab, Diskussionen in Kleingruppen anzuregen. Und es kann als Schulmaterial verwendet werden. Jedes Buch ist ein Gewinn für all jene, die unter dem Aspekt der christuszentrierten Nachfolge die muslimische Gemeinschaft besser verstehen wollen.
Warum habe ich mir dann die Mühe gemacht, ein viertes Buch zu schreiben? Ich konzentriere mich hier auf die Freuden und Herausforderungen in Freundschaften zwischen Christen und Muslimen. Dabei schreibe ich mit Dringlichkeit, denn wir leben in einer Zeit, in der unsere Hingabe, Freundschaften aufzubauen, nicht selten aufs Äußerste herausgefordert wird. Dieses Buch ergänzt die bereits vorliegenden drei Bücher der erwähnten Reihe.
Dieses Buch habe ich auch mit dem Ziel geschrieben, Kleingruppen zum regen Austausch zu bewegen, und für den Gebrauch im Unterricht als Lehrbuch zu christlichmuslimischen Beziehungen. Die Fragen am Ende jedes Kapitels dienen dazu, die damit verbundenen Herausforderungen und Gelegenheiten zu entdecken.
In meinem Unterwegssein mit Muslimen wurde ich enorm beschenkt. Ich hoffe, dass dieses Buch den einen oder anderen ebenfalls inspiriert, die Freuden und Herausforderungen zu entdecken, auf die man stößt, wenn Christen Muslime kennenlernen.
David W. Shenk
1Im Folgenden wird um der Lesbarkeit willen auf die Nennung der weiblichen Formen verzichtet, die männlichen Formen (Christ, Muslim usw.) beziehen sich selbstverständlich gleichermaßen auf weibliche und männliche Personen.
2Prof. Badru D. Kateregga ist Vize-Kanzler der Kampala University und Gastprofessor an der Makerere University in Kampala, Uganda. Von 1985 bis 1995 war er Botschafter der Republik Uganda in Saudi-Arabien, den Golfstaaten und Pakistan.
Mein Eintauchen in die muslimische Gemeinschaft begann in Somalia auf dem Flughafen in Mogadischu. Zwei Tage nach unserer Ankunft nahm meine Freundschaft mit Muslimen in einer lauten Teestube im Stadtzentrum ihren Anfang. Im August 1963 stieg ich mit meiner Familie aus einer propellerbetriebenen DC-3-Maschine und wir fanden uns auf einer Landebahn in der Nähe der windigen Strände am Horn von Afrika wieder. Meine Frau Grace und ich waren mit unseren zwei Töchtern, der zweijährigen Karen und der zwei Monate alten Doris, in Somalia angekommen.
Während der Stunde, die wir brauchten, um uns durch das verwirrende Chaos von Einwanderungsbehörde, Zollkontrolle, Inspektion der Gesundheitsdokumente und der Deklaration unserer finanziellen Mittel zu kämpfen, während gleichzeitig Gepäckträger nach uns riefen und wir einer erbitterten Diskussion über die zu zahlenden Trinkgelder ausgesetzt waren, hörten wir den Ausruf Allah sicher Hunderte Male. Wir wussten damit, dass wir in einer Gesellschaft angekommen waren, in der man sich der umfassenden Gegenwart Gottes sehr bewusst ist.
Eigentlich hofften wir, unauffällig durch den Flughafen Mogadischus schlüpfen zu können. Wir wussten, dass Somalia eines der wenigen Länder in der Welt war, das fast hundertprozentig muslimisch war. Wir würden als Christen, die in Somalia lebten, nur einer winzigen, wenn überhaupt wahrnehmbaren, Minderheit angehören. Wir hatten daher gehofft, die Einreisekontrolle ohne Aufsehen durchlaufen zu können. Sollte das überhaupt möglich gewesen sein, so hatte auf jeden Fall die Feilscherei der Leute, die um unser Gepäck stritten, diesen Wunsch zunichte gemacht.
Mitten in all dem Chaos rief nämlich jemand in gebrochenem Englisch: „Seid ihr von der Somalischen Mennonitischen Mission?“
„Ja, wir sind bei der Mennonitischen Mission!“ Mit einem Schlag war es mit jeder Überlegung, ob wir unsere Identität maskieren könnten oder sollten, vorbei. „Dann bist du ein wahrer Wadad (heiliger Mann Gottes)!“, schlussfolgerte einer der größten Gepäckträger, und viele drehten sich nach uns um, weil sie wissen wollten, wer der genannte heilige Mann und seine Familie sei. So verlief also unsere stille Ankunft in Somalia. Ich nehme an, dass noch am gleichen Abend die ganze Stadt Mogadischu wusste, dass ein weiterer Amerikaner zur Somalia Mennonite Mission (SMM) dazugestoßen war.
Dieses Ereignis war wirklich beachtlich. Nur ein Jahr zuvor war der Direktor der Mission durch einen eifersüchtigen Imam (religiösen Leiter) getötet worden, weil ihn die Präsenz der „Mission“ beunruhigt hatte. Sein persönlicher Krieg begann, als er davon hörte, dass einige junge Somali ihre Loyalität zu Jesus, dem Messias, erklärt und ein Bekenntnis zum christlichen Glauben abgelegt hatten. Die Art und Weise, wie diese Erklärung einiger Studierender bekannt geworden war, hatte Unruhe gestiftet. Entsprechend wurde das Schulungsangebot der Mission für einige Monate eingestellt und es wurden neue Gesetze durch das Parlament erlassen, dass nur der Islam als wahre Religion in Somalia propagiert werden dürfe.
1963, nur ein Jahr nach diesen Vorfällen, war unsere junge Familie in Somalia angekommen, um dabei zu helfen, die Bildungsarbeit der Mission weiterzuführen. Unsere Ankunft war ein Signal, dass die Mission auch trotz dieser Tragödie keine Absicht hatte, sich zurückzuziehen.
Die überraschende Hartnäckigkeit der Mission führte bei den Somali zu Fragen. Häufig wurde angenommen, dass wir Agenten einer Kolonialmacht, z. B. der Regierung der Vereinigten Staaten, sein müssten. Genau darum drehte sich auch der Inhalt der Unterhaltung in der Teestube ein paar Abende nach unserer Ankunft.
Drei oder vier Studierende unseres Erwachsenenbildungsprogramms zur englischen Literatur in Mogadischu luden mich in eine belebte Teestube ein, die nur ein paar Straßen vom Schulgelände entfernt lag. Mit viel Humor vertrauten sie mir an, dass es vor allem Männersache sei, in offenen Teestuben abendlich Tee zu trinken. Um uns herum ergingen sich auch viele Männer über einer Tasse Tee begeistert in Diskussionen über wichtige Themen. Trotzdem waren auch einige unverheiratete Lehrerinnen, die in unserer Mission mitarbeiteten, in unserer Gruppe dabei. Diese Frauen aus Nordamerika wollten ihre Präsenz in Somalia als Chance nutzen, manche Grenzen auszuweiten, die die männerdominierte Gesellschaft Somalias den Frauen aufgezwungen hatte.
Meine Gastgeber bestellten Gewürztee ohne Milch, gesüßt mit fünf gut gehäuften Teelöffeln Zucker. Die Studierenden forderten mich dann mit der Frage heraus, die ihnen zuvorderst auf der Zunge lag, während wir unseren Tee nippten. Sie fragten: „Warum seid ihr nach Somalia gekommen?“
„Gott hat uns gerufen“, erklärte ich ihnen ganz einfach. „Unsere Familie ist hier, weil es Gottes Auftrag ist. Jesus diente den Menschen in Not. Ich bete, dass wir ebenfalls denen dienen können, die in Not sind. Wir sind euch dankbar, dass ihr und eure Mitbürger uns willkommen geheißen habt. Es ist ein Privileg, die Somali kennen und schätzen zu lernen.“
Sie waren ziemlich überrascht zu hören, dass Gott uns beauftragt hatte. Sie erklärten, dass die Somali über Gott Bescheid wüssten und dass man sie nicht über ihn belehren müsse. Sollten wir aber beabsichtigen, Menschen von Gott zu erzählen, dann sollten wir besser zu den Menschen im Süden Somalias gehen, die den traditionellen afrikanischen Religionen anhingen. Dennoch betonten sie ihre Wertschätzung für die medizinischen und pädagogischen Programme, die durch die SMM in verschiedenen Regionen entwickelt worden waren.
So sah unser Eintauchen in die islamische Welt in der ersten halben Woche in Somalia aus. Ich komme später wieder auf die weitere Geschichte unserer Familie zu sprechen. An dieser Stelle möchte ich nur sagen, dass dieses Eintauchen und die Abenteuer während der nächsten 50 Jahre auf erstaunlich unterschiedlichen Wegen Fortsetzung fanden.
Dieses Buch erzählt zwar von Abenteuern, aber es geht um mehr. Ich möchte aus meinem Herzen heraus mitteilen, wie Beziehungen von Christen mit Muslimen aussehen können. Dieses Buch beschreibt zudem, was Muslime mich über die christliche Präsenz und unser Zeugnis unter ihnen gelehrt haben. Das sind nicht meine Memoiren. Dieses Buch ist vielmehr eine Geschichtensammlung aus meiner Reise, wie ich Muslime kennen und schätzen gelernt habe.
Ich schreibe dieses Buch mit der Überzeugung, dass jeder Muslim einen Christen zum Freund und jeder Christ einen Muslim zum Freund haben sollte. Im Verlauf des Buches beschreibe ich zwölf Zugänge, die zu einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Christen und Muslimen führen. Die Weltbevölkerung besteht zur Hälfte entweder aus Muslimen oder aus Christen. Diese Glaubensgemeinschaften, wie auch die Juden, sind der festen Überzeugung, dass ihr Glaube in Gottes Berufung an Abraham gründet, die Nationen zu segnen. Das bedeutet, dass diese Glaubensgemeinschaften eine besondere Verantwortung dafür tragen, Frieden zu stiften. Der Auftrag, in unserer pluralistischen Welt hingebungsvolle Menschen des Friedens zu sein, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch.
Die Frage, die ich damals, vor einem halben Jahrhundert in der Teestube in Mogadischu, erstmals mit Muslimen diskutierte, lautet noch immer: Was bedeutet es, dass das Reich Gottes auf Erden kommen soll? Sowohl gläubige Muslime als auch fromme Christen sehnen sich danach, dass jeder ihrer Lebensbereiche unter Gottes Herrschaft und unter seinem Willen steht. Das Streben nach der Herrschaft Gottes ist unser gemeinsamer Glaubensstrang und unsere gemeinsame Absicht, die uns in manchen Aspekten unserer Arbeit und unseres Handelns als Christen und Muslime zusammenbringen kann. Beispielsweise sind beide Gemeinschaften in ihren Schriften dazu beauftragt, sich um die Waisen zu kümmern.
Ich gehöre einer Täufergemeinde an. Innerhalb der täuferischen Gemeinschaft von Christen bin ich Mitglied einer Mennonitengemeinde. „Mennoniten“ ist ein Spitzname, abgeleitet von ihrem frühen Leiter Menno Simons. Die Mennonitische Weltkonferenz hat sieben Überzeugungen formuliert, die uns als mennonitische Gemeinden charakterisieren.3 Alle sieben Überzeugungen waren für mich bedeutsam, als ich dieses Buch schrieb, doch eine Aussage ist in meiner freundschaftlichen Beziehung zu Muslimen besonders wertvoll: Täuferische Christen wollen alle Aspekte ihres Lebens unter die Autorität Gottes stellen.4
Im sechzehnten Jahrhundert führte die Überzeugung der Täufer, all ihre Lebensbereiche unter die Autorität Jesu Christi zu stellen, sie in einen ernsthaften Konflikt mit den damaligen Autoritäten. Europa stand damals im Krieg mit dem muslimischen Osmanischen Reich. Michael Sattler, einer der führenden Täufer, bestand darauf, dass Jesus niemals einen Muslim töten würde, da Jesus Muslime liebt. Die Täufer stimmten in diesem Punkt grundsätzlich mit Sattler überein. Die Weigerung der Täufer, gegen die osmanischen Türken in den Krieg zu ziehen, wurde als Hochverrat gewertet. Daher starben viele Täufer als Märtyrer für ihre Entscheidung, Muslime zu lieben, anstatt gegen sie zu kämpfen.
Was bedeutet es also für mich, in dieser turbulenten Welt ein treuer Botschafter Christi und seines Friedens zu sein?5 Ich schreibe diese Zeilen im Juni 2014, der sich als Monat des Schreckens erweist. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat mehrere Hundert Schülerinnen in Nigeria entführt. Die Vereinigten Staaten bereiten sich darauf vor, noch mehr militärische Unterstützung für die „moderaten“ Muslime in Syrien zu liefern. Die terroristische Bewegung der Al Shabab aus dem Sudan hat in Kenia einen Markt bombardiert und Christen während ihres Gottesdienstes angegriffen. Christliche Bürgerwehren „säubern“ mit Gewalt den Süden des Tschads von Muslimen. Es gibt Berichte, dass durch eine Drohne muslimische Soldaten im Südjemen getötet wurden. Das Parlament der Europäischen Union rückt politisch immer mehr nach rechts, während viele Menschen sich aufgrund der wachsenden Gemeinschaft muslimischer Immigranten sorgen. Es gibt erneut Berichte über Morde an Hunderten von Dorfbewohnern durch Boko Haram im Borno-Staat in Nigeria. Sunnitische Muslime in Pakistan töteten schiitische Pilger, die auf der Heimreise vom Irak waren und in einen Hinterhalt gerieten. Der internationale Flughafen in Karachi, Pakistan, wurde von Kämpfern attackiert. Die Friedensverhandlungen zwischen Palästina und Israel sind gescheitert. Der Irak scheint durch den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten auseinanderzubrechen. In einer Moschee im Zentrum von Mombasa, Kenia, wurde ein muslimischer Geistlicher, der sich stark für den Frieden zwischen verfeindeten Somali-Stämmen einsetzte, während des Gebetes getötet. Pakistan hat Luftschläge gegen Taliban-Aufständische initiiert. Der ägyptische Gerichtshof hat Mitglieder der Muslimbruderschaft in Ägypten zum Tode verurteilt.
Diese 30 Tage im Juni 2014 zeigen beispielhaft den Kontext auf, in dem freundschaftliche Beziehungen zwischen Muslimen und Christen gelebt werden müssen. Das Überraschende dabei ist, dass alle Teilnehmenden in den beschriebenen Konflikten denken, sie seien auf Gottes Seite! Sollten wir es noch nicht bemerkt haben: Friedenstiften ist dringend gefragt!
Ist es nicht anmaßend, in solchen Zeiten über Freundschaft zu schreiben? Nein, das ist es nicht. Weil wir wissen, dass Gott sich dem Friedenstiften verpflichtet hat. Gott hat einen Plan, und dieser Plan schließt uns ein. Genauso, wie Gott Jesus als seinen Friedensbotschafter sandte, so sendet Jesus auch alle seine Jünger als Friedensstifter in die Welt. Gottes großartiger Plan besteht darin, dass die ganze Welt durch seine Friedensbotschafter wie durch Salz gewürzt wird.6
Ein anschauliches Beispiel dafür, wie man Frieden stiften kann, ereignete sich inmitten der oben aufgeführten Vorkommnisse im Juni 2014. Am Pfingstsonntag, den 8. Juni 2014, lud Papst Franziskus den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und den israelischen Präsidenten Schimon Peres zum Friedensgebet beim Sonnenuntergang in den Vatikanischen Gärten ein. Die Gebete konzentrierten sich auf drei Anliegen, die den Muslimen, Juden und Christen gemeinsam sind: Gott für seine Schöpfung zu danken, Vergebung von Gott zu empfangen und Gott um Frieden zu bitten.
Der Sprecher des Papstes sagte in einer Stellungnahme, dass das Gebet eine Möglichkeit sei, Herzen und daher auch die Geschichte zu verändern7 sowie scheinbar unüberwindliche Hindernisse zu überwinden, damit Frieden im Nahen Osten geschlossen werden kann. Alle drei genannten Führungspersönlichkeiten bekennen ihren Glauben an den Gott Abrahams, der Gläubige beauftragt hat, ein Segen für alle Nationen zu sein. Sie glauben also, dass Gott Frieden will.
Frieden zu stiften beginnt mit ganz kleinen Schritten und ist vergleichbar mit dem kleinen Senfkorn, auf das Jesus in einem Gleichnis verweist.8 Einer meiner Kollegen hat an einem Wochenende für ein paar Muslime und Christen eine gemeinsame Bootsfahrt organisiert. Sie hatten eine wunderbare und gute Zeit zusammen! Mein Kollege hat dadurch ein Senfkorn gepflanzt. Genau solche „Senfkörner“, die weltweit gepflanzt werden, geben uns Hoffnung. Auf diese Weise entstehen freundschaftliche Beziehungen.
Es ist meine Grundüberzeugung, dass derartige freundschaftliche Beziehungen im Gebet gegründet sein müssen. Als ich gerade gestern durch die Einreisekontrolle in New York ging, sagte ein Beamter zu mir: „Mit einem dermaßen abgestempelten und abgenutzten Pass könnten Sie fast selber ein Flugzeug kaufen und sich das Geld sparen, das Sie für die Tickets ausgeben.“ Als er dann meinen Pass mit den vielen Visastempeln durchblätterte, fragte er mich, welchen Beruf ich ausübe, wenn ich so viel reisen müsse. Ich sagte ihm, ich sei als Botschafter Christi und seines Friedens weltweit unterwegs und vor allem im Bereich des Beziehungsaufbaus zwischen Christen und Muslimen tätig. Da es überall auf der Welt Christen und Muslime gebe, würde ich entsprechend viel reisen. „Gott segne Sie“, rief der Beamte aus, „unsere Welt braucht Friedensstifter, aber vergessen Sie nicht, dass die Welt auch viel Gebet braucht.“ Ich denke, der Grenzbeamte hatte recht!
Vor einigen Jahren lud meine Glaubensgemeinschaft in den Vereinigten Staaten mich und einen muslimischen Imam zu einem Abend des Dialoges ein. Mein Weggenosse, der Imam, zeichnete zwei sich überlappende Kreise auf eine Tafel. Im Zentrum, das für ihn die muslimische Gemeinschaft darstellte, schrieb er „Koran“ hinein. Ins Zentrum, das die christliche Gemeinschaft darstellte, schrieb er „Christus“ hinein. Er erklärte, dass diese verschiedenen Zentren sich nie ganz überlappen könnten, da sie so unterschiedlich seien. Das ist der Schmerz des Dialoges. Muslime verkünden, dass der Koran die volle und endgültige Offenbarung des Willens Gottes sei. Christen bekennen, dass Jesus die volle und endgültige Offenbarung Gottes sei – er offenbare nicht nur seinen Willen, sondern auch das Wesen Gottes. Sie bekennen, dass mit dem Messias das Reich Gottes auf die Erde kam und es nur in ihm ewige Errettung gibt. Muslime sehen wiederum Mohammed als perfektes Beispiel an, dem alle Menschen nacheifern sollen.
Also was nun? Kommt es wirklich darauf an, ob Jesus oder Mohammed das Zentrum darstellen?
„Es kommt nicht darauf an“, betonte neulich meine deutsche Sitznachbarin auf unserem gemeinsamen Flug von Frankfurt ganz vehement. Sie verwarf die Beharrlichkeit, mit der Muslime und Christen glauben, dass es wesentlich sei, wer im Zentrum steht.
Mein Taxifahrer, den ich auf einer meiner Reisen nach Singapur traf, würde ihr widersprechen. Sobald wir ins Taxi gestiegen waren, fragte er mich: „Glauben Sie an Jesus Christus? Er ist der Retter. Er ist der Weg!“
Auch der Imam der Moschee in Harrisburg würde der Frau aus Deutschland nicht zustimmen. Am Ende eines abendlichen langen Gespräches umarmte mich der freundliche Imam und weinte, als er mich bat: „Du bist ein zu guter Mann, um Christ zu sein. Ich bitte dich flehentlich, Muslim zu werden.“
In Kapitel 5 werden wir die verschiedenen Glaubensgrundlagen ausführlicher erkunden, und welche Konsequenzen das hat, wenn wir respektvolle freundschaftliche Beziehungen zueinander aufbauen wollen. Zuvor komme ich in meinen Erzählungen auf meinen ersten Abend in der Teestube in Mogadischu und die darauffolgende Jahre zurück. Dieser Abend war nur die erste vieler solcher Erfahrungen. Die Gespräche in Somalia setzten sich während der darauffolgenden zehn Jahre fort. Überall, wo unsere Leute tätig waren, entwickelten sich Gemeinschaften von Messiasgläubigen.9 Im Johannesevangelium wird ebenfalls berichtet, wie Nikodemus nachts zu Jesus kam, um ihn nach dem Reich Gottes zu fragen.10 Es waren freudvolle Jahre!
Das Land, das wir zu lieben gelernt hatten, wurde zu einem marxistischen Staat unter starker sowjetischer Kontrolle. Die Veränderung kam wie ein rollender Gewittersturm über Somalia, der immer mehr Fahrt aufnahm, als er über das mit Akazien übersäte Weideland Somalias hinwegzog. Am 21. Oktober 1969 schlug der Blitz in Form eines Militärschlages ein. Somalia wurde ein marxistisch-leninistischer Revolutionsstaat. Schnell streckte die marxistische Regierung ihre Fühler in alle Bereiche der somalischen Wirtschaft und Politik aus. Infolgedessen mussten alle westlichen Ausländer das Land verlassen. Es fiel uns schwer, diese Tatsache zu akzeptieren, aber wir vertrauten darauf, dass sich neue Türen und Gelegenheiten für einen Dienst unter Muslimen öffnen würden. Das geschah dann tatsächlich in Kenia.
Das Zentrum hat sich zu einem Begegnungsort für viele Menschen aus den weiten Regionen des Horns von Afrika entwickelt. Es hat sich auch eine Gemeinschaft von gläubigen Christen gebildet. Zudem nutzen verschiedene Gemeinden mit unterschiedlichen Traditionen das Zentrum als Begegnungsort. Mit einem vor Ort erarbeiteten Bibelleseprogramm werden jedes Jahr Hunderte von Studierenden erreicht.