Else Lasker-Schüler
Sämtliche Gedichte
Mit einem Nachwort von Uljana Wolf
FISCHER E-Books
Else Schüler wurde 1869 in Elberfeld geboren. 1902 erschien ihr erster Gedichtband ›Styx‹. 1932 erhielt die Autorin den letztmals vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten vergebenen Kleist-Preis. 1933 emigrierte sie nach Zürich, 1934 reist sie erstmals nach Palästina. Nachdem ihr 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt wurde, reiste sie zum dritten Mal nach Palästina, der Kriegsausbruch verhinderte ihre Rückkehr. 1943 erschien ihr letzter Gedichtband ›Mein blaues Klavier‹. 1945 starb Else Lasker-Schüler und wurde auf dem Ölberg in Jerusalem begraben.
Else Lasker-Schüler gilt heute als die wichtigste Lyrikerin des Expressionismus. Karl Kraus sah in ihr 1910 die »stärkste und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschlands«. Dass Gottfried Benn sie 1952 »die größte Dichterin, die Deutschland je hatte« nannte, erhob sie in den literarischen Adelsstand. Ihre Gedichte sind von einer Kraft und Tiefe, die noch immer berühren wie auch herausfordern.
Mit einem ausführlichen Nachwort von Uljana Wolf.
Covergestaltung: buxdesign, München
Coverabbildung: © Friedrich Pfäfflin/DLA Marbach
Erschienen bei FISCHER Taschenbuch
Frankfurt am Main, März 2016
© S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstraße 114,
Frankfurt am Main 2016
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ISBN 978-3-10-403597-0
Karl Kraus zum Abdruck des Gedichts in ›Die Fackel‹. Jg. 12, Nr. 313/314 vom 31. Dezember 1910. S. Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe. -Kritische Ausgabe. Hg. von Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 1.2.: Gedichte. Anmerkungen. Bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki unter Mitarbeit von Norbert Oellers. Frankfurt am Main 1996, S. 169f.
Sie klingen am Kleiderrand des Ichs im Gedicht ›An zwei Freunde‹, das zärtlich die eigene tätowierte, mandelkernige Fremdheit beschwört. Und sie rasseln zornig in einem Brief an Ludwig von Ficker, Anfang Dezember 1914, in dem sich Else Lasker-Schüler über die antisemitischen Äußerungen von Margarethe Langen beklagt, der Schwester des expressionistischen Dichters Georg Trakl, mit dem sie befreundet war: »Ich bin zu feierlich für solche Mätzchen, zu viel Schellen hängen an mir, um diesen Ton zu hören und nicht Ekel zu kriegen.« Georg Trakl war kurz zuvor in Krakau gestorben. Auf Bitten Ludwig von Fickers hatte Lasker-Schüler Margarethe mehrmals in ihrer Berliner Wohnung besucht und sich um sie gekümmert. S. Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Hg. von Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 7: Briefe 1914–1924. Bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main 2004, S. 73.
Allerdings schrieb sie es nicht als »aunt, but an Indian from Berlin […] where are the dear brothers the Inkas and the last of the Asteks.« Brief an Louis Asher vom 11. Januar 1933, in: Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Hg. von Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 8: Briefe 1925–1933. Bearbeitet von Sigrid Bauschinger. Frankfurt am Main 2005, S. 332.
Auf die Eigentümlichkeiten der Else Lasker-Schüler-Rezeption durch ihre Wegbereiter Werner Kraft und Ernst Ginsberg im Umfeld des (katholisch geprägten) Kösel-Verlags geht detailliert Jakob Hessing ein: »Dichterin im Vakuum. Die Heimkehr einer Emigrantin als kulturpolitisches Phänomen«. In: Text+Kritik: Else Lasker-Schüler. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. Heft 122, München 1994, S. 3–17.
Franz Kafka. Briefe 1902–1924. Hg. von Max Brod. Frankfurt 1975, S. 338.
Kafka war nicht gut auf Else Lasker-Schüler zu sprechen. An Felice Bauer schrieb er: »Ich kann ihre Gedichte nicht leiden, ich fühle bei -ihnen nichts als Langweile über ihre Leere und Widerwillen wegen des- künstlichen Aufwandes.« Franz Kafka, Brief an Felice Bauer, 12./13. Februar 1913, in: Franz Kafka. Briefe 1913–März 1914. Hg. von Hans-Gerd Koch. Frankfurt am Main 1999, S. 88.
Unter anderem in der Erzählung ›Arthur Aronymus und seine Väter‹- von 1932. S. Erika Klüsener: Else Lasker-Schüler in Selbstzeug-nissen und Bilddokumenten. Reinbek 1980, sowie Sigrid Bauschinger: Zur Biographie Else Lasker-Schülers. In: Text+Kritik: Else Lasker-Schüler. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. Heft 122, München 1994, S. 88.
Kurt Pinthus (Hg.): Menschheitsdämmerung. Ein Dokument des Expressionismus. Berlin 1920, S. 294.
Gilles Deleuze und Félix Guattari: Kafka. Für eine kleine Literatur. Übers. von Burkhart Kroeber. Frankfurt 1976, S. 28f. (Hervorhebung UW).
»Man kann im Wasser ertrinken oder bis auf den Grund schadlos tauchen wo Rosen und Tang wachsen; Wasser sucht immer, manchmal nimmt Wasser Gestalt an und dann bin ich heimatlos – wohin.« Else Lasker-Schüler an Hanns Hirt, wahrscheinlich Januar 1915, in: Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Hg. von Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 7: Briefe 1914–1924. Bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main 2004, S. 78.
Die Orientierung an den Erstdrucken hat andererseits zufolge, dass manche Schreibweisen (»eisenfarb’ne« statt »eisenfarbene«) die Gedichte ferner wirken lassen, als sie sind. Zudem wird manche gewinnbringende Änderung nicht abgebildet – so die spätere Streichung der letzten redundanten Zeile in ›Sterne des Fatums‹ … Oh well. Brüche, Unschärfe: q.e.d.
Brief an den Schriftsteller und Literaturhistoriker Jethro Bithell in Manchester. Zitiert nach Peter Sprengel: Else Lasker-Schüler und das Kabarett, in: Text+Kritik: Else Lasker-Schüler. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. Heft 122, München 1994, S. 82.
S. Peter Sprengel, Kabarett (wie Anm. 12), S. 83.
Walter Benjamin: Die Aufgabe des Übersetzers. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Bd. IV/1, Frankfurt am Main 1972, S. 11.
Emine Sevgi Özdamar: Seltsame Sterne starren zur Erde. Köln 2008 (2. Aufl.), u.a. S. 137, 166, 189. Andere Namen sind Kolchosin, Schneewittchen, Türken-Emi und – Rumpelstilzchen, als das sich die Protagonistin konsequent selbst bezeichnet. Ihrer ersten deutschen Bekanntschaft gibt sie den Namen Albrecht Dürer. Wie bei Else Lasker-Schüler betont das Benennungsspiel die Fluidität jeder Identität, nicht das Festgelegte – und nimmt es so den Nazis weg.
S. Jakob Hessing, Vakuum (wie Anm. 3).
Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Hg. von Andreas B. Kilcher, Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 9: Briefe. 1933–1936. Bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main 2008, S. 134. S. auch Karl Jürgen Skrodzki: Else Lasker-Schüler in Zürich. Vortrag, gehalten auf Einladung des Vereins für jüdische Kultur und Wissenschaft (VJKW), Zürich: »Tag des jüdischen Buches« am 26. Januar 2014: http://www.kj-skrodzki.de/Dokumente/Text_079.htm#A35. Abgerufen am 16.7.2015.
Özdamar: Seltsame Sterne (wie Anmerkung 15), S. 15.
So lautet eine der vielen angereicherten Namen, mit denen Lasker-Schüler ihre Schrift-Stücke unterzeichnete. Hier aus einem Brief an den französischen Schriftsteller Marcel Brion vom 29. Januar 1932. In: Briefe 1925–1933 (wie Anm. 3), S. 289.
Verhöhnt mich auch lachend der Wirbelwind,
– Mein Kind, das ist ein Königskind,
Mit Locken, wie Sonnenscheinen.
Ich sitze sinnend unter dem Dach,
Bin in den Nächten fieberwach
Und nähe Hemdchen aus Leinen.
– Meiner Mutter Wiegenfest ist heut’,
Gestorben sind Vater und Mutter beid’
Und sahen nicht mehr den Kleinen.
– Meine Mutter träumte einmal schwer. –
– Sie sah mich nicht an ohne Seufzer mehr
Und ohne heimliches Weinen. –
Verlacht mich auch neckisch der Wirbelwind, –
Mein Kind, das ist ein Himmelskind,
Mit Locken, wie Sonnenscheinen.
Ich sitze einsam unter dem Dach,
Bin in den Nächten fieberwach
Und nähe Hemdchen aus Leinen.
Meiner Mutter Wiegenfest ist heut’,
Gestorben sind Vater und Mutter beid’
Und sahen nicht mehr den Kleinen.
..... Meiner Mutter träumte damals bang’
In der Nacht vor meinem Untergang.
– Ich sah sie heimlich weinen ....
Bist wie der graue, sonnenlose Tag,
Der sündig sich auf junge Rosen legt.
– Mir war, wie ich an Deiner Seite lag,
Als ob mein Herze sich nicht mehr bewegt.
Ich küßte Deine bleichen Wangen rot,
Entwand ein Lächeln Deinem starren Blick.
– Du tratest meine junge Seele tot
Und kehrtest in Dein kaltes Sein zurück.
Dein sünd’ger Mund ist meine Totengruft,
Betäubend ist sein süßer Atemduft,
Denn meine Tugenden entschliefen.
Ich trinke sinnberauscht aus seiner Quelle
Und sinke willenlos in ihre Tiefen,
Verklärten Blickes in die Hölle.
Mein weißer Leib erglüht in seinem Hauch,
Er zittert, wie ein junger Rosenstrauch,
Geküßt vom warmen Maienregen.
– Ich folge Dir ins wilde Land der Sünde
Und pflücke Feuerlilien auf den Wegen.
– Wenn ich die Heimat auch nicht wiederfinde. –
Weißt du, daß du gefesselt liegst
In meiner wilden Phantasie …
Damit du mich mit Küssen besiegst
In den schwarzen Nächten, in der Dämm’rung früh.
Weißt du, wo die Anemonen stehn
Rotfunkelnd, wie ein Feuermeer …
Ich hab’ zu tief in die Kelche gesehn
Und lasse die Sünde nimmermehr.
Und wäre sie noch so thränenreich –
Und stürbst du in meiner sengenden Glut …
Meine Hölle verbirgt dein Himmelreich,
Und zerschmelzen sollst du in meinem Blut.
Es treiben mich brennende Lebensgewalten,
Gefühle, die ich nicht zügeln kann.
Und Gedanken, die sich zur Form gestalten,
Sie greifen mich wie Wölfe an.
Ich irre durch duftende Sonnentage …
Und die Nacht erschüttert von meinem Schrei.
Meine Lust stöhnt wie eine Marterklage
Und reißt sich von ihrer Fessel frei.
Und schwebt auf zitternden, schimmernden Schwingen
Dem sonn’gen Thal in den jungen Schoß.
Und läßt sich von jedem Mai’nhauch bezwingen
Und giebt der Natur sich willenlos.
Der Sturm pfeift über ein junges Haupt
Und zerschlägt die Götter, an die er geglaubt,
Und die gold’nen Märchen vom Glücke. –
Sein holdes Liebchen liegt unter dem Moos.
Der Tod erstarrte erbarmungslos
Die sonnigen Kinderblicke. –
Die Nachtviolen singen ein Lied,
Wenn wie Himmelsbrand das Abendrot glüht.
– Es klingt wie Engelchoräle; –
Und das Lied durchzittert die nächtliche Luft;
Es bringt ihm Grüße aus ihrer Gruft –
– Und zerreißt seine schluchzende Seele. – – –
Umarm’ mich mütterlich und weich,
Und zeige mir das Himmelreich,
Du träumerische Nacht;
Und bette meine Sorgen,
In deinem Schoß verborgen,
Auf Rosen und auf Silberlaub
Im tiefen Erdenstaub.
Im Dämmerlicht, im Dämmerschein
Zerstäuben deine Träumerei’n
In blauer Wolkenpracht.
Ich rüste mich zur Tagesschlacht!
Und sehne mich nach ew’ger Nacht.
Zu schmelzen still im Abendrot,
In deinem Heilandarme, Tod.
Ich hört’ dich hämmern diese Nacht
An einem Sarg im tiefen Erdenschacht.
Was willst du von mir, bleicher Sensemann,
Mein Herz gehört dem ew’gen Leben an
Mit all den Blüten und der Maienlust.
Ich bin so jung wie frühe Morgenglut.
Für deinen Becher ist zu heiß mein Blut.
Scher’ dich des Weges, alter Nimmersatt!
Was soll ich in der kalten Totenstadt
Ich, mit dem Jubel in der Brust!
Wir wollen wie der Mondenschein
Die junge Frühlingsnacht durchwachen.
Wir wollen wie zwei Kinder sein!
Du hüllst mich in dein Goldhaar ein
Und lehrst mich so wie du zu lachen.
An deiner reinen Mädchenbrust
Entflieht der Fluch aus meinem Leben.
Zum Kampfe hab’ ich jung gemußt.
Ich sehnte mich nach Kinderlust
Und niemand konnte sie mir geben.
Ich sehnte mich nach Mutterlieb’
Und Vaterwort und Frühlingsspielen.
Den Fluch, der mich durchs Leben trieb
Begann ich, da er bei mir blieb
Wie einen treuen Feind zu lieben.
Die Bäume prangen seidenfein
Und Liebe duftet von den Zweigen.
Du mußt mir Vater und Mutter sein
Und Frühlingsspiel und Schätzelein
Und – ganz mein Eigen .....
Ihr kennt ja All’ die Liebe nicht
Die in mir glüht, die in mir stürmt
Wie unerfüllte Weltenpflicht.
Das Feuer hat sich aufgetürmt
In meiner Seele Einsamkeit
Und brennt wie Steppenbrand.
Du! mit dem roten jungen Mund ....
Du weichst zurück in banger Scheu?
Und nennst mein Fühlen ungesund.
Es blieb dem tiefen Drang getreu
Dem Mittage der Frühlingszeit
Im Sonnenland.
Du! mit den Augen jugendcharme ....
Du schlägst sie nieder angsterfüllt?
Und fürchtest, daß mein Flammenarm
Dich an sich reißt in Nächten wild.
Nimm dir zum Schatz den Erdenmann
Ihm friert selbst in der Sonne Glut.
Du! mit den Wangen südenbraun ....
Du zitterst wie die Frühlingsflur,
Auf deinem Leibe will ich bau’n
Den roten Garten der Natur
Und pflanzen all die Sehnsucht an
Aus meinem ungestümen Blut.
Du hast ein dunk’les Lied mit meinem Blut geschrieben –
Seitdem sind meine Lippen kalt und blaß.
Du hast mich aus dem Rosenparadies vertrieben!
Ich mußt’ sie lassen, alle die mich lieben.
Gleich einem Vagabund zieh’ ich fürbaß.
Und in den Nächten wenn die Rosen singen –
Dann brütet still der Tod – ich weiß nicht was ....
Ich möchte dir mein krankes Herze bringen
Den gift’gen Odem und mein mühsam Ringen,
Mein Weh und alles Kranke und den Haß.
Mein Liebster, bleibe bei mir die Nacht
Ich fürchte mich vor den dunklen Lüften.
Ich hab’ so viel Schmerzliches durchgemacht
Und Erinnerung steigt aus den Totengrüften.
Ich fürchte mich vor dem Heulen der Stürme
Und dem Glockengeläute der Kirchentürme
Vor all’ den Thränen, die heimlich fließen
Und sich über meine Sehnsucht ergießen.
Leg’ deinen Arm um meinen Leib,
Du mußt ihn wie dein Kind umfassen. –
Ich seh’ im Geiste ein junges Weib –
Das Weib bin ich – von Gott verlassen ....
Mein Liebster, erzähle von heiteren Dingen!
Und ein Lied von Maienlust mußt du singen!
Und herzige Worte und schmeichelnde sagen .....
Damit sie die Raben des Schicksals verjagen.
Mein Liebster, siehst du die bleichen Gespenster?
Von mitternächtlichen Wolken getragen .....
Sie klopfen deutlich ans Erkerfenster.
Ein Sterbender will »Lebewol« mir sagen.
Ich möchte ihm Blüten vom Lebensbaum pflücken …
Und die Schlingen zerreißen, die mich erdrücken!
Mein Liebster, küsse, – küß’ mich in Gluten
Und laß deinen Jubelquell über mich fluten!
Ich schlummerte an einem Zauberbronnen
Die Nacht – und träumte einen stillen Traum –
Von Sternenglanz und Mondenblässe
Und silberhellem Wellenschaum.
Von dunkler Schönheit der Cypresse
Und von dem Glühen deiner Augensonnen.
Der Neumond kann sich nicht vom Morgen trennen –
Ich hör’ ihn mit den jungen Faunen scherzen. –
Im Thale blühen heiße Purpurrosen
Und Lilien, andachtsvoll wie heil’ge Kerzen
Und sonnenfarbig, goldene Mimosen
Und Blüten, die wie meine Lippen brennen .....
Es brennt der Keim im zitternden Grün
Und die Erde glüht unter dem Nachtfrost
Und die Funken, die aus dem Jenseits sprühn
Umschmeicheln den Sturmwind von Nordost.
Es rötet die Lippe der Natur die paradiesische Sünde
Und die Sehnsucht schickt ihre Kräfte aus, wie brennende Wüstenwinde. –
Als eine Natter kam ich zur Welt
Und das Böse lodert und steigt und quellt
Wie die Sündflut aus Riesenquellen
Und die Unschuld ertrinkt in den Wellen.
Ich hasse das Leben und dich und euch
Das Morgenrot und die Lenznacht.
Durch mein Irrlichtauge verirrt euch ins Reich
In den Sumpf der teuflischen Allmacht.
Die holdesten Nächte umfängt meine Gier mit blutiggefärbten Banden,
Denn die Schlange, der Teufel vom Paradies ist in mir auferstanden.
Ein Giftbeet ist mein schillernder Leib
Und der Frevel dient ihm zum Zeitvertreib
Mit seinen lockenden Düften
Den Lenzhauch der Welt zu vergiften.
Ich will: vom Leben der gazellenschlanken
Mädchen, mit glühenden Rosengedanken.
Sie sollen vor meinem Grabe stehn
Und zündend in die Tiefe sehn.
Und jubelnde Lieder vom Uebermut singen
Wenn bleiche Winde durch die Totenstadt wehn
Und mit der Kraft meiner Seele ringen.
Ich will: vom Leben der wettergebräunten
Knaben, die nie eine Thräne weinten.
Sie sollen in meine Totengruft schaun
Und ihr Glück auf der Flur meiner Seele baun
Und die bleierne Luft der Einsamkeit sprengen
Und die Grabesschatten des Abendgraun
Mit ihrer blühenden Glut versengen.
Ich will vom Leben der weißen Gluten
Der Sonne, und von der Wolke Morgenbluten
Dem quellenden Rot der Himmelsbrust.
Bis meine Lippen sich wieder färben
Und junger Odem durchströmt meine Brust …
Ich will nicht sterben!
Ich bin ein armes Mägdelein
Und weine leise im Sonnenschein ....
Der Hunger kam als schlechtes Weib
Und höhnte über meinen Leib,
Der alles Leid in Unschuld trägt.
Ich bin ein armes Mägdelein
Und weine leise im Sonnenschein ....
Der Hunger kam in Teufelstracht
Und hat mir dreizehn Dukaten zur Nacht
Verstohlen unters Pfühl gelegt.
Ich bin ein armes Mägdelein ....
Sie jagten mich aus dem Kämmerlein.
Mein süßes Kind kommt tot zur Welt