Deutschland: »Von der See bis zu den Alpen, von der Oder bis zum Rhein« | |
Chronik: Daten zur Geschichte Deutschlands | |
Die schönsten Reiseziele Deutschlands | |
Baden-Württemberg – Das »Musterländle« | |
Bayern – Multiplikation von Schönheit | |
Berlin – Alte und neue deutsche Hauptstadt | |
Brandenburg – Land mit Monotonie als Abwechslungsreichtum | |
Bremen – Eine Stadt mit Seefahrer-Vergangenheit | |
Hamburg – Vorzeigestadt mit nördlichem Charme | |
Hessen – Land mit zwei Seiten | |
Mecklenburg-Vorpommern – Seen und Backsteingotik | |
Niedersachsen – Land der Tiefebene | |
Nordrhein-Westfalen – Das bevölkerungsreichste Bundesland | |
Rheinland-Pfalz – Geschichte und Natur | |
Saarland – Zwischen den Nationen | |
Sachsen – Land der Tüftler und Tüchtigen | |
Sachsen-Anhalt – Deutschlands Mitte | |
Schleswig-Holstein – Land zwischen den Meeren | |
Thüringen – Geistesgeschichte mit viel Grün | |
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»Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah« dichtete einst Goethe. Ein Reiseführer auf den Spuren des deutschen Dichterfürsten? Ja und nein, viele der hier vorgestellten Sehenswürdigkeiten gab es schon zu Goethes Lebzeiten, aber bei Weitem nicht alle. Wir haben hier den Versuch unternommen, eine informative Melange aus klassischen Reiseführer-»Schönheiten«, spektakulären Events sowie verblüffenden Orten anzurühren. Erfahrene Autoren haben ihre ganz persönlichen Highlights und Lieblingsplätze zusammengestellt: Sehenswertes der Extraklasse wechselt mit naheliegenden Kleinodien. Das kann eine fantasievolle Architektur, ein herausragendes Kunstwerk, ein besonderes Hotel oder Restaurant sowie eine spektakuläre Landschaft sein.
Ganz bewusst haben wir auf Routen-Empfehlungen verzichtet, um den Gebrauchswert des Buches nicht einzuengen. Für jedes der einzelnen Bundesländer wurde eine alphabetisch sortierte Auswahl von Top-Zielen getroffen, die sowohl für einen Tagesausflug als auch für eine längere Tour zu den besonderen Schönheiten Deutschlands taugt.
Miriam Diefenbach, Hannah Glaser, Andrea Herfurth-Schindler, Marlis Kappelhoff, Roland Mischke, Thorsten Moeck, Paul von Naredi-Rainer, Christian Nowak, Rolf Purpar, Stefan Sachs, Detlef Schmalenberg, Horst Schmidt-Brümmer, Christian Schnohr, Tim Stinauer, Katrin Tams, Klaus Viedebantt sowie die Redakteure bei www.die-journalisten.de.
Deutschland
Eine Übersichtskarte von Deutschland mit den eingezeichneten Bundesländern finden Sie in der vorderen Umschlagklappe. |
Deutschland ist verkehrstechnisch perfekt erschlossen. Zwischen den Städten pendeln Flugzeuge, die Autobahnen gelten als die besten der Welt und die gute Infrastruktur bindet selbst abgelegene Orte und Plätze ein. Doch ist Deutschland überall gleich? Wer von Berlin nach Düsseldorf fliegt, von Köln nach München oder von Leipzig nach Frankfurt – nur je eine Stunde – fragt sich schon manchmal: Sind das alles deutsche Städte? Zwischen Hamburg und Stuttgart etwa gibt es erhebliche Unterschiede: dialektal, mental, in der regionalen Folklore und in der Geschichte. Zwischen der stolzen Hanse-Vergangenheit des Nordens und der krachledernen Brauchtumspflege im Bayerischen liegen geistige Welten. Der Franke erlebt seine Region als so herzlichrau, bier-, wurst- und senfselig, dass er kaum Lust aufbringt, nach Usedom an der polnischen Grenze zu fahren – es sei denn er ist FKK-Fan. Der Sachse dagegen und noch mehr der Anhaltiner hat zu Hause eigentlich auch alles, was er zum guten Leben braucht, ist aber unruhig, rastlos, weltversessen und hat deshalb in Leipzig einen überdimensionierten Flughafen mit Verbindungen zu allen Kontinenten gebaut. Der Mecklenburger empfindet das oberbayerische Diandl als etwas Exotisches und der Badener gerät ins Staunen, hört er eine nordische Deern Platt snacken. Ganz zu schweigen von den Regionalküchen, die sich stark unterscheiden. Und auch in den Konfessionen sind sich die Deutschen keineswegs einig: Der nordöstliche Teil ist überwiegend protestantisch, der südwestliche katholisch. Man leistet sich jedoch konfessionelle Einsprengsel: Im lutherischen Thüringen liegt das stramm katholische Eichsfeld als Enklave, in Schwaben gibt es die meisten christlichen Sonderkirchen und Sekten.
Deutschland wird zwar regiert als Nationalstaat, ist aber ein lockerer Verbund verwandter Völker, ein Land des ausgeprägten Regionalismus, das sich zwar in seiner Hauptstadt eine proper ausgestattete Regierung mit einem riesigen Parlament leistet – aber wehe, Berlin redet den Hessen in die Schulpolitik rein oder will Baden-Württemberg dazu nötigen, noch mehr Subventions- und Fördergelder nach Mecklenburg-Vorpommern umzuschichten. Dann gibt es regelmäßig – sozusagen ein politischer Pawlowscher Reflex – Krach!
Deutschland hat 16 Bundesländer und dort werden 5000 verschiedene Würste und Wurstsorten hergestellt … Es ist die Vielfalt, die das Land der Stämme auszeichnet mit den Frohgemüter aus dem Rheinland, den Grüblern von der Nordsee, den Tüftlern und Grantlern in den Ländern mit einem »Sachsen« im Namen oder den schwäbischprotestantischen Schaffern.
»Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?«, formulierte einst Goethe, der Nationaldichter aller Deutschen. Ist er das wirklich? Im überwiegenden Teil des Landes schon, an jedem Gymnasium wird der »Faust« durchgenommen. Während die Mitteldeutschen aber auf den gebürtigen Hessen und gelernten Thüringer, der am liebsten ein Italiener gewesen wäre, stolz sind, begegnen ihm die Süddeutschen skeptischer. War Goethe nicht doch zu grüblerisch und gelehrt, also fast schon norddeutsch? Wieso hat er sich in Erfurt mit Napoleon getroffen, den er sogar bewunderte? Und warum hat dieser Lustgreis sich mit über siebzig in Marienbad in eine Neunzehnjährige verguckt und sogar um ihre Hand angehalten, anstatt gemächlich zu kuren? Ja ja, der Goethe!
Die Vielfalt der Menschen und Mentalitäten trifft auch auf die deutsche Landschaft zu. Wer von Warschau nach Wladiwostok mit dem Zug fährt, wozu er mindestens sieben Tage braucht, erlebt vor dem Zugfenster ausschließlich landschaftliche Monotonie. Von Mittelosteuropa bis vor die Tore Japans ist es mal flach, mal hügelig, die Städte sehen alle gleich aus, die Trabantenstädte noch gleicher, und nicht mal beim Essen gibt es besondere regionale Unterschiede. Immer Borschtsch, Pelmeni und Piroggen.
In Deutschland dagegen kann man in sieben Tagen eine Weltreise unternehmen. Sie führt von der sturmgezausten Nord- oder Ostsee über die in Nebel und Melancholie getauchte norddeutsche Tiefebene, durch karge Heidelandschaften oder brandenburgische Birken- und Kiefernwälder, führt an mächtigen Strömen mit idyllischen Weinbergen vorbei, durch dunkle Tannenforste und bis auf hohe Alpenberge. Und dazwischen rangeln die Städte um die Gunst der Touristen, mehr als hundert davon gibt es hierzulande; gemeint sind größere Städte mit mindestens 50 000 Einwohnern. Sie haben Gotik und Renaissance, Dome und Marktplätze, im unmittelbaren Umfeld finden sich Schlösser und meist auch etwas Ritterburgenromantik, Abteien und geschmückte Dörfer mit Höfen, Mühlen und Fachwerkhäusern. Vielfalt allerorten. Zudem kann Deutschland im Auto, per Bahn oder auf dem Fahrrad, im Boot oder zu Pferde, aber auch per pedes erkundet werden.
Es gilt erst seit einigen Jahren als hip, in Deutschland zu reisen, sich die Regionen mit ihren Attraktionen und Spezialitäten zu erschließen und von dem Land zu schwärmen. Zwei verdruckste Nachkriegsgenerationen waren dazu nicht locker genug und behaupteten immer, die Berge in Österreich seien schöner als die in Bayern, das Meer nirgendwo so türkis wie vor Rimini und auf Mallorca sei sowieso immer Sommer. Allmählich setzt sich unter den Deutschen, die weniger an der Last des Zweiten Weltkriegs tragen müssen und die es als Nation nicht mehr so oft nach Analyse und Vergebung von Fremden verlangt, die Erkenntnis durch, die einer ihrer Dichter, Johann Gottfried Herder, schon vor mehr als 200 Jahren preisgab: »Heimat ist, wo man sich nicht erklären muss.«
Ausländische Besucher dagegen, die immer häufiger zu uns kommen, können genau benennen, was sie an Deutschland schätzen. In seinem eigensinnigen Geschichtsbuch »Germany, oh Germany« legt der Brite Simon Winder in überraschender Klarheit dar: Wer die deutsche Geschichte nicht nur als Ouvertüre zu Hitler und dem Nazi-Größenwahn verengt, entdeckt, dass sie zu den faszinierendsten Geschichten Europas gehört. Der Autor, ein intimer Deutschlandkenner, hat ausgedehnte Sightseeing-Touren durch das Land unternommen, pompöse Scheußlichkeiten gesehen, aber auch den »allerschönsten Raum der Welt«, den Vogelsaal des Bamberger Naturkundemuseums. Er hat sich in das altdeutsche Duodez-Erbe vertieft und präsentiert seitenweise originelle, bisweilen bizarre Herrscherfiguren der deutschen Geschichte, die viele gar nicht (mehr) kennen. Erst vom dahergereisten Engländer erfahren manche Deutsche, dass es sich bei Siegfried nicht um einen Schmuddelgermanen handelt und Sachsen womöglich – wegen der Wirtschaft – ausschlaggebender für die deutsche Entwicklung war als das militärische Preußen. Aus dem Puzzle verschiedener Fürstentümer, einer entsetzlichen Kleinstaaterei mit Zöllen, Beschränkungen und blasiertem Beamtentum, ist tatsächlich ein Nationalstaat geworden, der dies aber nicht von ganzem Herzen sein will. Das längst Vollendete wird ständig unterminiert mit Zweifeln, mit Klagen, sogar leichtem Hohn – wenn das nicht witzig ist.
Eines steht fest: Deutschland ist schön. Wer im Dämmerlicht des Morgens den von der Sonne goldgesprenkelten Großen Feldberg im Taunus sieht und von seinem Gipfel aus die imposante Skyline von Frankfurt am Main (von Spöttern auch Houston bei Offenbach genannt), den ergreift ein sakrales Gefühl. Diese Empfindungen lösen auch die verschachtelten Terrassen des Kaiserstuhls nahe dem badischen Freiburg aus. Die kilometerlangen Baumparaden an Flüssen – etwa entlang der Werra nördlich von Eisenach –, die Kirschblüte im Wetteraukreis, die Kreidefelsen auf der Insel Rügen und der wunderbar von Altbauten eingefasste Marktplatz von Tübingen.
Andacht halten vor majestätischer Natur, das ist auch am Nordfriesischen Wattenmeer mit seinen Leuchtfeuern auf den Inseln angemessen, mit seinem Muschelwerk, dem Bernstein und den versunkenen Schiffen mitsamt der Seemannsgeschichte und der Piraterie. Begeisterung entwickelt sich beim Anblick der Plön in der Holsteinischen Schweiz, einer von Seen flankierten, prallgrünen Landzunge, der herzförmigen Insel Poel vor Wismar und auf den Märchenwegen von Spessart, Odenwald und Nordhessen.
Der Kyffhäuser mit dem Barbarossa-Denkmal ist ein deutscher Sagenort, der Brocken im Harz der Lieblingsplatz germanischer Hexen und vitaler Senioren, die Mündung der Mosel in den Rhein beim Deutschen Eck in Koblenz ein mächtiger Anblick, ebenso die wassergefüllten Tagebaue der Lausitz und in Sachsen, inzwischen eine der größten Seenlandschaften der Welt. Ausgesprochen lieblich dagegen mutet der Spreewald an, das Venedig des Ostens, das Siebengebirge südöstlich von Bonn oder der Bodensee mit seinen Sandbänken, an dem laut Umfragen die zufriedensten Deutschen leben. Deutschland bietet eine Weltreise.
Bronzezeit: Kulturen der Hügelgräber und Urnenfelder. Die Himmelsscheibe von Nebra, gefunden im heutigen Sachsen-Anhalt, belegt, dass bereits zu dieser Zeit die Astronomie eine bedeutende Rolle spielte.
In der Eisenzeit leben im Norden der Region die Germanen, im Süden die Kelten.
Bei der Schlacht im Teutoburger Wald siegen germanische Stammeskrieger unter Führung des Cherusker-Fürsten Arminius (»Hermann«) über die römischen Truppen des Varus.
Eroberung Galliens durch die Römer. Gebiete links des Rheins geraten unter römische Herrschaft. 180 n. Chr. wird die Porta Nigra in Trier durch die dort siedelnden Römer errichtet. Wichtigste Städte zu römischer Zeit sind neben Trier, Köln, Augsburg und Mainz.
In der Schlacht am Limes ziehen Alemannen, Franken und Sachsen gegen den Grenzwall, den die Römer 83 n. Chr. errichteten.
In der Zeit der Völkerwanderung ziehen germanische und andere Stämme mehrere Jahrhunderte lang quer durch Mitteleuropa.
Reich der Merowinger, einer fränkischen Herrscherdynastie.
Krönung Kaiser Karls. Auf dem Höhepunkt der fränkischen Macht erhebt Karl der Große Anspruch auf die Führungsmacht in Europa.
Zeit der Karolinger.
Sächsisches Kaisertum. Heinrich der Vogler, Herzog von Sachsen, wird zum König Heinrich I. gekrönt.
Otto I. wird in Rom zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt. Beginn des sogenannten »Heiligen Römischen Reiches«.
Herrschaft der Salier, eines fränkischen Adelsgeschlechts.
Gang nach Canossa – König Heinrich IV. erwirkt bei Papst Gregor durch Buße die Aufhebung seiner Verbannung. Im Investiturstreit geht es um den politischen Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht, um das Recht auf die Amtseinsetzung von Geistlichen.
Staufisches Kaisertum, Ausdehnung des Heiligen Römischen Reichs bis Sizilien. Der Staufer Friedrich Barbarossa wird König und Kaiser. Er führt das römisch-deutsche Reich zu einem Höhepunkt von Macht und Kultur.
Rudolf von Habsburg wird deutscher König, Beginn der Dynastie der Habsburger.
Kaiser Karl IV. erlässt die Goldene Bulle, das wichtigste Verfassungsdokument im deutschen Mittelalter.
Das Konzil von Konstanz soll die Einheit der Kirche wiederherstellen, scheitert aber größtenteils. In Böhmen kommt es zu Aufständen.
Die Hinrichtung des tschechischen Reformators Jan Hus markiert den Beginn der Hussitenkriege.
Beginn der Reformation. Durch die Veröffentlichung seiner 95 Thesen gibt Martin Luther den Impuls für die spätere Spaltung der Kirche. Luther selbst überträgt die Heilige Schrift ins Deutsche und prägt damit das Neuhochdeutsche.
Die Ausweitung lokaler Bauernaufstände in großen Teilen des süddeutschen Sprachraums führt zu den Bauernkriegen, bei denen die Aufständischen letztendlich erfolglos bleiben.
Im Schmalkaldischen Krieg versucht Karl V. die Anerkennung des Protestantismus zu verhindern und die Macht der Reichsstände einzuschränken.
Augsburger Religionsfrieden.
Dreißigjähriger Krieg. Vordergründig ein Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten, geht es auch um die Vormachtstellung in Europa. Die Kriegsschäden prägen viele Regionen nachhaltig. Gleichzeitig wütet über viele Jahre auch die Pest in Europa und Deutschland. Krieg und Naturkatastrophen dezimieren die Bevölkerung um beinahe 50 Prozent.
Der französische König Ludwig XIV. erhebt im Namen seiner Schwägerin Lieselotte von der Pfalz Ansprüche auf die vakante Kurpfalz am Rhein. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg werden große, weit entwickelte Regionen Mitteleuropas schwer verwüstet, darunter Heidelberg.
Preußen wird Königreich, Brandenburgs Kurfürst wird König Friedrich I.
Sein Nachfolger, der »Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm I., forciert vor allem die Entwicklung des preußischen Militärs.
Zu den frühesten Zeugnissen deutschsprachiger Literatur gehören der »Heliand« aus dem 9. Jh. und die Merseburger Zaubersprüche, die ungefähr zur gleichen Zeit entstanden. Die Zeit der Völkerwanderung schlug sich in dem Versepos »Das Lied der Nibelungen« nieder, das zu Beginn des 13. Jh. aufgeschrieben wurde. Über die Zeit von Minnesang und Rittertum dichtete Walther von der Vogelweide (vermutlich 1170–1230). Als die bedeutendsten deutschen Autoren des 18. bzw. 19. Jh. gelten Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) und Friedrich Schiller (1759–1805) sowie die Brüder Grimm, die ab dem 19. Jh. durch die Sammlung deutscher Märchen bekannt wurden. Im 20. Jh. waren unter den deutschen Literaturnobelpreisträgern Gerhart Hauptmann (1862–1946), Thomas Mann (1875–1955), Hermann Hesse (1877–1962), Heinrich Böll (1917–1985) und Günter Grass (*1927), im 21. Jh. kam bislang Herta Müller dazu (*1953). Die Frankfurter Buchmesse gilt als bedeutendster Treffpunkt des internationalen Verlagswesens und der Literaturszene.
Unter König Friedrich II., genannt »der Große«, kann Preußen eine bedeutende Machtstellung in Europa einnehmen.
Siebenjähriger Krieg, auch »Dritter Schlesischer Krieg«. Die europäischen Großmächte kämpfen erneut um die Vormachtstellung in Europa, wobei es auch um Kolonialgebiete und die Vorherrschaft auf See geht.
Frankreich und Österreich unterzeichnen den Friedensvertrag von Lunéville. Gebiete links des Rheins unterliegen nun der Herrschaft Frankreichs, rechtrheinische Gebiete gehören zu Baden.
Der Reichsdeputationshauptschluss regelt europaweit Besitzrechte und Entschädigungspflichten – das letzte bedeutende Gesetz des Heiligen Römischen Reiches. Der Rheinbund von 1806 bedeutet das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Völkerschlacht bei Leipzig, die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege. Napoleon unterliegt. Beim Wiener Kongress 1814/15 regeln bevollmächtigte Vertreter aus rund 200 europäischen Staaten und Städten die Grenzen Europas neu.
Zeit des Deutschen Bundes, eines von Österreich und Preu - ßen dominierten Staatenbundes mit Sitz in Frankfurt a.M.
Die Gründung der Hanse gab dem europäischem Handel im Mittelalter ungeheuren Aufschwung: Von der Mitte des 12. und bis zum 17. Jh. gewährten 170 große und kleine Hansestädte von Skandinavien bis zum Rheinland ihren Kaufleuten gemeinsame Auslandsniederlassungen und Handelslizenzen. Dies brachte allenthalben großen Reichtum und kulturelle Entwicklung hervor.
Zu den Deutschen Komponisten mit Weltruf gehören Heinrich Schütz (1585–1672) und Georg Friedrich Händel (1685–1759). Johann Sebastian Bach (1685–1750), Ludwig van Beethoven (1770–1827), Richard Wagner (1813–1883), Johannes Brahms (1833–1879) und Richard Strauss (1864–1949) erklingen heute auf allen fünf Kontinenten. Deutschland und Österreich beanspruchen beide für sich die Herkunft von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–91).
Hambacher Fest: Höhepunkt bürgerlicher Opposition, die Teilnehmer fordern deutsche Einheit, Freiheit und Demokratie.
Gründung des Deutschen Zollvereins, der die Zusammenarbeit deutscher Bundesstaaten in Sachen Zoll- und Handelspolitik regelt.
Die Verarmung zahlreicher Bauern und Handwerker durch die industrielle Revolution führt im März 1848 zu Aufständen mit vielen Toten. In der Frankfurter Paulskirche tagt 1848/49 die Nationalversammlung, das erste frei gewählte Parlament für ganz Deutschland.
Viele verarmte Deutsche wandern in die USA aus.
Preußens König Wilhelm I. beruft Otto von Bismarck zum Reichskanzler. Dieser geht politisch auf Konfrontationskurs.
Ferdinand Lassalle gründet den »Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein« als erste Arbeiterpartei Deutschlands. Zu seinen Zielen gehört das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht.
Preußisch-Österreichischer Krieg und Norddeutscher Bund.
Deutsch-Französischer Krieg. Der provozierte Krieg gegen Frankreich gibt Bismarck Gelegenheit, unter König Wilhelm I. ein neues Kaiserreich zu begründen, die Proklamation erfolgt am 18. Januar in Versailles. Deutschland beginnt eigene Kolonien zu erwerben, vor allem in Afrika und der Südsee.
Unter Kaiser Wilhelm II. ist Deutschland geprägt von wirt - schaftlichem Aufschwung auf der einen und massiver Aufrüstung sowie zunehmend aggressiver Außenpolitik auf der anderen Seite.
Das Bürgerliche Gesetzbuch tritt in Kraft.
Erster Weltkrieg. Moderne Waffensysteme haben verheerende Folgen auf allen Seiten, militärisch und zivil. Gleichzeitig gibt es kriegsbedingt große Fortschritte in der medizinischen Forschung und Versorgung.
Auf dem Feld der Philosophie zählen der Humanist Nikolaus von Kues (1401–1464) und Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zu den bedeutendsten deutschen Vertretern. Der Name Immanuel Kant (1724–1804) wurde weltweit zum Synonym für Aufklärung. In seiner Nachfolge machten sich auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), Arthur Schopenhauer (1788–1860), Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844–1900) und Martin Heidegger (1889–1976) international einen Namen. Die von Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820–1895) formulierten Theorien zum Kommunismus prägten die Welt vom Beginn des 20. Jh. bis heute. In der zweiten Hälfte wurden auch Theodor W. Adorno (1903–1969) und Max Horkheimer (1895–1973) sowie in ihrer Nachfolge Jürgen Habermas (*1929) zu weltweit gehörten und gelesenen Philosophen.
Ausrufung der Republik.
Nach Inflation und bürgerkriegsartigen Ausschreitungen stabilisiert sich die Weimarer Republik. Gleichzeitig gelten die Zwanzigerjahre als goldene Zeit im Bereich von Kunst und Kabarett.
Die Weltwirtschaftskrise trifft Deutschland hart. Millionen von Menschen sind arbeitslos gemeldet. Massenelend und Hunger breiten sich aus.
Machtergreifung durch die NSDAP: Adolf Hitler wird am 30. Januar Reichskanzler.
Olympische Sommerspiele in Berlin. Die Nationalsozialisten nutzen die Spiele zu Propagandazwecken.
Der Hitler-Stalin-Pakt schafft am 23. August die Grundlage für den deutschen Angriffskrieg gegen Polen.
Zweiter Weltkrieg. Weltweit finden 55 Millionen Menschen den Tod. Sechs Millionen Juden sowie geistig Behinderte, Homosexuelle und politisch Andersdenkende sterben in deutschen Konzentrationslagern. Deutschland wird in vier Besatzungszonen aufgeteilt.
Der Marshall-Plan regelt den Wiederaufbau Europas.
Nach der Währungsreform in den Westzonen Deutschlands lässt Stalin die Zugangswege nach Berlin blockieren. Der Westteil der Stadt wird ein Jahr lang über eine Luftbrücke versorgt. Stalin muss die Blockade abbrechen.
Gründung der Bundesrepublik Deutschland.
Gründung der Deutschen Demokratischen Republik.
Die DDR errichtet entlang der innerdeutschen Grenze Sperranlagen. Nur innerhalb Berlins ist ein Überqueren der Zonengrenze noch möglich.
Aufstand in der DDR. Mit Hilfe der Volkspolizei schlägt das sowjetische Militär die Erhebung blutig nieder.
Bau der Berliner Mauer.
In München finden die Olympischen Sommerspiele statt. Terroristen ermorden elf israelische Sportler.
Auf Friedensdemonstrationen (Montagsdemonstrationen) in verschiedenen Städten, darunter Leipzig, Dresden, Halle und Berlin, bereiten Hundertausende DDR-Bürger der Wiedervereinigung den Weg.
Am 9. November öffnet die DDR-Führung die Mauer, nach einem Massenansturm auf die Grenzübergänge.
Der Tag der Wiedervereinigung Deutschlands wird zum Nationalfeiertag erklärt.
Teilnahme am Krieg im Kosovo. Der erste Kampfeinsatz deutscher Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg.
Einführung des Euro als gemeinsame Währung der Europäischen Union.
Angela Merkel wird zur ersten Bundeskanzlerin gewählt.
Nach dem Rücktritt von Horst Köhler wird Christian Wulff am 30. Juni zum Bundespräsidenten gewählt.
Winfried Kretschmann wird erster grüner Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 wird im Juni nach kurzem Baustopp weitergeführt.
Nach dem Rücktritt von Christian Wulff wird am 18. März Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt.
Der sogenannte NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München beginnt.
Zu den bedeutenden Erfindern Deutschlands gehören u.a. Johannes Gutenberg (1400–1468), Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, Werner von Siemens, der im 19. Jh. die Elektrotechnik begründete, und Konrad Zuse (1910–1995), der 1941 den ersten programmierbaren Computer der Welt erfand.
Die Entwicklungen von Nikolaus Otto (1832–1891), Gottlieb Daimler (1834–1900), Rudolf Diesel (1858–1913) und Carl Benz (1844–1929) im Bereich der Motoren auf Erdölbasis bildeten die Grundlagen des heutigen weltweiten Verkehrswesens.
Die Wälder rauschen, die Wirtschaft brummt und die Leute schaffen viel in Deutschlands südwestlichem Bundesland. Zum Schaffen gehört auch das Sparen. Schwaben und Badener horten aber nicht nur Geld, sie können es auch besonders gut vermehren: Knapp 180 Export-Euro-Milliarden malochen sie pro Jahr zusammen.
Seit 1952 müssen sie miteinander auskommen, aber ei, dos geht scho! Wegen der Zwangsfusion rutscht dem Schwaben nicht gleich s’ Gläsle Trollinger aus der Hand und der Badener klebt sich kaum noch den Spruch s ’ gibt Badische und Unsymbadische ans Autoheck. Beide wissen, dass sie gemeinsam vieles können – außer Hochdeutsch –, und sind beide gleichermaßen stolz darauf. Vergessen ist die vor Jahren erfolgte archäologische Grabung an der Mentalitätsgrenze zwischen Pforzheim und Karlsruhe, bei der ein Skelett aus der Steinzeit zutage kam und der Grabungschef überlegte, ob das wegen der dicken Ellbogen ein Ur-Schwabe war.
Baden-Württemberger sind weltoffen. Klischees, die zusammenschnurren auf Formulierungen wie Mir kaufet nix und Mir gebet nix, sind überholt. Möge alle Welt glauben, dass man sich im Ländle von Spätzle mit Soß ernährt, obwohl das Land um die 60 Michelin-Sterne hat und als deutsches Mekka der Feinschmecker gilt. Mögen alle denken, der selbstgekelterte Wein hier sei eine Essig-Variante – vor allem die Badener machen mit ihrer trockenen Riesling-Spätlese den deutschen Winzern etwas vor. Auch Fremde sind, allen Vorurteilen zuwider, gern gesehen zwischen Bodensee und Kraichgau, Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Nur wenn die sich als Rei’gschmeckte geben und womöglich noch dialektal anpassen mit Sch-Lauten oder angehängten le-Silben, also zum Beispiel im Wirtshaus Roschtbrätle bestellen, kann es ungemütlich werden. Hochschwäbisch ist nun mal nichts für Leute aus Franken, dem Rheintal oder Mecklenburg-Vorpommern. Es ist eine Geheimsprache, um ungestörter miteinander zu kommunizieren. Gern lassen die Baden-Württemberger aber auch mal durchblicken, dass sie sprachlich wahre Wendegewinner sind: Wegen der Sachsen sind sie vom letzten auf den vorletzten Platz der Dialekt-Beliebtheitsskala gerückt. Das freut den Schwob und den Badenser ebenso.
Festspiele Baden-Baden gGmbH
Beim Alten Bahnhof 2 76530 Baden-Baden
(072 21) 30 13-101
Fax (072 21) 30 13-211 (Ticket-Service)
www.festspielhaus.de
Die Führung Mo–Fr 11 und Sa/So 14 Uhr dauert 75 Min., das Ticket kostet € 8, ermäßigt € 6
Das Land ist katholisch und evangelisch, fromm, aber auf vielfältige Weise, teilweise bis in die pietistische Freudlosigkeit, von der Mentalität her jedoch alemannisch, also lebenszugewandt. Das heißt in dieser Gegend immer auch fabelhaft tüchtig zu sein. Das Arbeitsethos ist ausgeprägt, nirgendwo sind Arbeitnehmer und -geber so früh auf den Beinen wie hier. Das Musterländle steht für Kreativität, Maßarbeit und Gewissenhaftigkeit, mitunter gemischt mit Genialität. Wie bei den anderen skurrilen Sprachdeutschen, den Sachsen, gibt es im Südwesten der Republik die meisten Tüftler und Patentanmeldungen. Badisch-württembergischer Zusammenarbeit verdanken die Deutschen ihre Autokultur. Oder wie man vor Ort sagt: ihr heilix Blechle. Bollenhut und Biotechnik, Brezel und Bits und Bytes passen dort perfekt zusammen.
Wer aber die Seele des Landes spüren will, der muss auf die Schwäbische Barockstraße, wo laut Thaddäus Troll die Steine musizieren und die Heiligen tanzen. Selig machen die Blicke auf den südlichen Schwarzwald, wenn die Nebel der Sonne entgegen steigen. Und schön sind die Städte in ihrer Mischung aus Tradition (Freiburg), Gelehrsamkeit (Heidelberg), Rechtschaffenheit (Karlsruhe) und visionärem Mut (Stuttgart).
Mehr als ein großer Bahnhof für die Kunst. Als die berühmte Bäder- und Casino-Stadt beschloss, ein Festspielhaus einzurichten, kamen die Planer auf die geniale Idee, den ehemaligen Baden-Badener Stadtbahnhof mit einzubeziehen. Der denkmalgeschützte Bau, schon lange nicht mehr von der Bahn genutzt, wurde topsaniert und in den Neubau integriert. In der einstigen Bahnhofshalle befinden sich seit 1998 Kassen, Garderoben und Gastronomie, im früheren Wartesaal erster Klasse – mit holzvertäfelten Wänden und Kristalllüstern an der Decke – empfängt das Restaurant »Aida« seine Gäste. Tafeln in altehrwürdigem Ambiente, das ist mal etwas anderes.
Das mit 2500 Plätzen zweitgrößte Opernhaus Europas – nur noch übertroffen von der Opéra Bastille in Paris – ist das erste privat getragene Opernhaus des Kontinents. Jeder 20. Baden-Badener fände Platz darin, gäbe es nicht immer so viele Fremde, die da schon die Plätze besetzt halten. Ein großer und gediegener Kreis von Förderern sorgt dafür, dass Bühnenstars wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter, der Klavier-Artist Lang Lang, die Sangesdiva Anna Netrebko, berühmte Dirigenten, Orchester und Ballett-Compagnien regelmäßig in diesem prächtigen Musentempel auftreten können. Der Spielplan ist stets gut besetzt, die Künstler sind begeistert von der außerordentlich guten Akustik im Saal, und die Stadt profitiert vom Zuspruch des Publikums, das Hotelzimmer bucht und Lokale, Thermen, Golfplätze und nicht zuletzt auch das Casino besucht. Selbst der Flughafen musste erweitert werden, so groß ist der Andrang. Der Plan mit diesem Festspielhaus ist aufgegangen, die Kultur hat eine opulente Heimstätte gefunden. Und über diese »Umwegrentabilität« ist Baden-Baden noch vermögender geworden und beweist, dass es sich lohnt, in Kultur zu investieren.
Late-Night-Talker Harald Schmidt war schon da und wagte keinen einzigen zynischen Satz. Entertainer Frank Elstner ist Stammgast und ohnehin immer freundlich-verbindlich. Selbst Verona Pooth verzichtete auf grammatikalische Stilbrüche. Nicht Stars und Sternchen stehen auf einer der berühmtesten Pferderennbahnen der Erde im Mittelpunkt, sondern die Vierbeiner in ihrem rasenden Galopp. Rund 70 000 Besucher finden Platz im »badischen Ascot«, wenn Ende August das Hauptereignis der Rennsaison, die »Große Woche«, zelebriert wird. Dann erlebt der badische Weiler in der Rheinebene zwischen Rastatt und Offenburg, ein hübsches, aber unscheinbares Städtchen, einen Auftrieb an Schönen und Reichen in einer Armada teurer Automobile und umgeben von Heerscharen dienstbarer Geister, wie es ihn so geballt nirgendwo in Deutschland gibt.
Es geht auch ums Sehen und Gesehenwerden, aber der Pferderennsport lockt die besten Sportler an. An sechs Renntagen werden in einem solchen Ausmaß Preisgelder verteilt und Wetten abgeschlossen, dass das Event in dieser Hinsicht zur Weltspitze gehört. Ausgetragen wurde die Veranstaltung seit 1873 vom Internationalen Club Baden-Baden, die berühmte Casino-Stadt ist nur einige Kilometer entfernt; seit 2010 steht die Rennbahn unter der Führung des Joint Venture Baden Racing.
Die Bénazet-Tribüne ist seit 2004 das Herzstück der Internationalen Galopprennbahn Iffezheim, hier hält Hof, was Rang und Namen oder einfach nur viel Geld hat. Über den Zaun hinweg verfolgt das Publikum staunend, wie Damen mit wagenradgroßen Hüten und Herren in blütenweißen Anzügen Champagner schlürfen und Konversation halten. Den weniger betuchten Zuschauern gehört ein weitläufiges Gelände mit Würstchenbuden, Bierausschank, Kinder-Ponyreiten und Monitoren überall, die das Auf und Ab des Wettenverlaufs zeigen. Je niedriger der Kurs, desto mehr haben auf das Pferd gesetzt. Ein Wettschein ist schon für einen Euro zu haben. Die Pferde tänzeln ins Rund, die kleinen Jockeys sitzen auf, der Gong ertönt. Mit dem voranpreschenden Feld wogt die Begeisterung. Später ertönt die Fanfare, das Rennen ist gelaufen, die Trophäe wird vergeben. Wer sie erhält, ist egal, der Spaß war es wert, mitgewettet zu haben.
Pferderennbahn Iffezheim
Rennbahnstr. 16 76473 Iffezheim
(072 29) 187-0
Fax (072 29) 187-366
www.baden-racing.com
Reisezeit: Zur »Großen Woche« Ende August.
Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Das ist wahr, aber für Freunde guten Essens und herausragender Weine noch nicht alles. Sie reisen nach Baiersbronn nicht zur Nahrungsaufnahme, sondern um Hochgenuss zu finden. Die Feriengemeinde im nördlichen Schwarzwald bietet gleich mehrere Filialen der gehobenen Gastronomie, als Flaggschiff gilt aber die »Schwarzwaldstube« im Hotel Traube Tonbach. Dort agiert einer der besten Köche Europas, Harald Wohlfahrt, ein Virtuose der Aromen. Er sorgt für unvergessliche Geschmackserlebnisse, die Menschen dazu bringen, von weither anzureisen. Selbst verwöhnte Franzosen kommen zum Tafeln.
Alles ist durchdacht wie eine stimmige Komposition. Jeder Gang ein Kunstwerk für sich, ein Teil des kulinarischen Zusammenspiels mit dem Endziel höchster Gaumenfreuden. Fisch, Fleisch, Gemüse, Zutaten, die Patisserie, die Weine – alles harmonisiert. Und der Maitre ist ein menschenfreundlicher Gastgeber. Nach dem Menü sucht er das persönliche Gespräch mit seinen Gästen und freut sich ehrlich, wenn es ihm gelungen ist, seine Besucher ein bisschen glücklich zu machen. Wohlfahrt will nicht nur etwas verkaufen, er will etwas Besonderes bieten.
Der Reiz der Baiersbronner Küche besteht darin, dass von der deftigen Schwarzwälder Vesper über noble Schlemmerkost alles im Angebot ist. Lukullische Freuden garantieren die Schwarzwaldforellen, die meist als geräucherte Forellenfilets angeboten werden – eine lokale Delikatesse. Auffällig ist, dass in der Schwarzwaldstube, diesem Tempel der Kulinarik, keine steife Atmosphäre herrscht. Der Service ist grundiert von einer lockeren, verbindlichen Freundlichkeit. Man will Liebhaber der guten Küche nicht enttäuschen. Das ist mehr als sämtliche Sterne, die über diesem Restaurant leuchten.
Schwarzwaldstube
Im Hotel Traube Tonbach Tonbachstr. 237 72270 Baiersbronn
(074 42) 492-0
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Reservierung für die »Schwarzwaldstube« wird dringend empfohlen
Tourismuszentrale Blaubeuren
Aachgasse 7 89143 Blaubeuren
(073 44) 92 10 25
www.blaubeuren.de
Der Mann hatte Mut, und dazu das Glück des Tüchtigen. 1985 drang der Höhlenforscher Jochen Hasenmayer bei einem Tauchgang über einen Kilometer weit vor und entdeckte eine gigantische Höhle, die heute »Mörike-Dom« genannt wird. Unter und über Wasser befinden sich dort meterhohe Tropfsteine. Inzwischen ist das größte Höhlensystem der Schwäbischen Alb über etwa zehn Kilometer Länge befahren, allerdings gibt es keinen Zugang für Laien. Touristen können aber an den Stadtrand des wie eine Muschel ins Urtal der Donau eingebetteten Blaubeuren gehen, es gibt eine Beschilderung. Dort befindet sich der Blautopf, mit 21 Metern eine der tiefsten und größten Quellen in Deutschland. Eine Karstquelle, deren Schüttung pro Sekunde zwischen 310 und 32000 Litern beträgt. Zu einem so gewaltigen Wasserschwall kam es 1988, als die Schneeschmelze so rasant vonstatten ging, dass das Höhlensystem das Wasser heftig nach draußen drückte. Man blickt in die grünblaue Tiefe des 30 Meter breiten Trichters und hört es blubbern, pausenlos seit Jahrhunderten.
Nahebei steht die historische Hammerschmiede, in der früher Bauern und Handwerker ihre Werkzeuge herstellen ließen. Sie ist für die Öffentlichkeit zugänglich, mit dem Quellwasser wird ein Schauschmieden vorgeführt. Auch die Mönche des 1085 gegründeten ehemaligen Benediktinerklosters profitierten von der Quelle. Über einen von ihnen gegrabenen Kanal wurde das Wasser direkt in ihr Badhaus geleitet. Die Klosteranlage, die 1556 Sitz einer evangelischen Schule wurde, weist einen der bedeutendsten spätgotischen Hochaltäre und wertvolles Chorgestühl auf, beides aus Ulmer Werkstätten. Bei den Altarplastiken soll der berühmte Bildschnitzermeister Michel Erhart Hand angelegt haben. Die Klosterschule beherbergt heute das Evangelisch-theologische Seminar, ein altsprachliches Internat-Gymnasium. Das einzige erhaltene deutsche Mönchsbad ist heute das Heimatmuseum, ein Fachwerkkleinod mit schiefer Fassade. Noch mehr Fachwerk gibt es in der Altstadt, das schönste Haus ist der »Hohe Wil« (»Steiles Dach«).
»Sufer isch’s und glatt …«, sagte der Dichter Johann Peter Hebel über die Gegend mit den beiden markanten Erhebungen südlich von Freiburg. Sauber und gepflegt, wo man auch hinschaut. Vom Schauinsland (1284 m) – der Name ist Programm – lässt sich das gut überschauen.
Der Berg liegt zwar 10 Kilometer von der badischen Hauptstadt entfernt, gilt aber trotzdem als Hausberg. Man kann ihn erwandern oder sich von der Talstation Horben aus mit einer Großkabinenbahn auf die Gipfelregion befördern lassen. Der Blick von dort umfasst nicht nur die Rheinebene bis zu den Vogesen – ein buckliges Land –, sondern auch einen Mentalitätsraum. Schweizer und Franzosen sind in der Region Oberrhein nähere und wesensverwandtere Nachbarn der Badener als Mittel- und Norddeutsche. Das zeigt sich in der kulinarischen Kultur, der Lebenseinstellung und der ähnlichen Bebauung der Dörfer und Städte.
Aus der eher flachen Rheinebene nordwestlich von Freiburg erhebt sich unvermittelt ein kleines Gebirge vulkanischen Ursprungs. Warum es den Namen Kaiserstuhl (557 m) erhielt, ist nicht geklärt. Wahrscheinlich empfanden die Anwohner das Mini-Gebirge als so imposant, dass es nur kaiserlich sein konnte. Das Besondere daran ist das nahezu mediterrane Mikroklima – die Region gehört zu den konstant wärmsten Deutschlands. Da lag es natürlich nahe, dort Wein anzubauen. Die berühmten Sorten vom Kaiserstuhl heißen Achkarren, Bickensohl, Ihringen und Oberrotweil, typische Namen der Gegend. Sie sind überaus aromatisch und vollmundig, sie gelten als Raritäten, weshalb sie auch nicht ganz billig sind. Die Landschaft um den Kaiserstuhl weist zudem einen Reichtum an Pflanzen und Tieren auf, der einen Besuch lohnt. Schon um 1850 kamen erste »Luftschnapper«, wie Sommerfrischler genannt wurden.
Mönchsbad: Heimatmuseum
Klosterhof 11 89143 Blaubeuren
(073 44) 92 10 26
Ende März–Ende Okt. Di–Fr 10–16, Sa/So 10–17 Uhr Eintritt € 1,50/1
Kloster Blaubeuren
Klosterhof 2 89143 Blaubeuren
(073 44) 96 26 25
www.seminar-blaubeuren.de
1. März–1. Nov. tägl. 10–18, 2. Nov.–28. Feb. Mo–Fr 14–16, Sa/So/ Fei 11–16 Uhr
Eintritt € 2,50/2
Freiburg Information
Rathausplatz 2–4 79098 Freiburg i. Br.
(07 61) 38 81-880
www.freiburg.de
Reisezeit: im Herbst zur Weinlese.
Freiburger Münster
Münsterplatz 79098 Freiburg i. Br. Mo–Sa 10–17, So/Fei 13–19.30 Uhr
keine Besichtigung während der Gottesdienste
Bürger- und Tourismusbüro der Stadt Hechingen
Kirchplatz 12 72379 Hechingen
(074 71) 940-211 bis -214
www.hechingen.de
Wer sich an einem der Markttage, die seit 1800 auf dem Münsterplatz abgehalten werden, an Obst-, Gemüse- und Blumenständen, Touristen und Händlern vorbeiwindet und durchs mächtige Portal aus rotem Sandstein das Freiburger Münster betritt, gerät in die Stille. Der Trubel draußen, die entzückten Ausrufe der Zugereisten, die über die den Platz säumenden alten Gebäude – das rote Kaufhaus mit Laubengang und Staffelgiebeln von 1532, das Wenzingerhaus mit dem Museum für Stadtgeschichte, das Kornhaus, und alle diese Bauten flankiert von Erkern mit spitzen Helmen – staunen, sind auf einmal weit weg. Das alte Gotteshaus, dessen Vorgängerbau aus dem Jahr 1200 stammte und das nach mehr als 150 Jahren Bauzeit seit 1513 in heutiger Form existiert, ist ein wahrer Kunsthort. Mit Glasgemälden in den Chorkapellen, dem berühmten Hochaltarbild (1516) von Hans Baldung Grien, seinem bedeutendsten Werk, und einem Altarbild (1521) von Hans Holbein dem Jüngeren in der Universitätskapelle. Kunst und Ruhe bringen die Besucher zur Besinnung.
Der Schweizer Historiker Jacob Burckhardt bewunderte den 116 Meter hohen Turm (1330) der Kathedrale und feierte ihn als den »schönsten der Christenheit«. Man kann ihn besteigen, den vielfach durchbrochenen Turmhelm betrachten und hat von dort oben eine wunderbare Aussicht über die Dächer der Stadt bis zu den gestaffelten Weinbergen (650 Hektar Rebfläche) und Höhenzügen ringsumher. Danach aber geht es wieder hinunter in den 116 Meter langen Kirchenraum, zu dessen Sehenswürdigkeiten die großen bemalten Glasfenster, gestiftet von den Freiburger Zünften, die Orgel und ein Fastentuch aus dem 16. Jahrhundert, mit dem in der Fastenzeit der Chor verhängt wird, gehören.
Was wäre New York ohne Hechingen? Aus der »Zollernstadt« stammt Friedrich von Steuben (1730–1794), der nach Amerika auswanderte, sich dort als General einen Namen machte und dem zu Ehren die New Yorker alljährlich die prachtvollste Parade durch Manhattan inszenieren.
Zum Geschlecht der Hohenzollern gehörte Steuben nicht. »Hohenzollern« ist abgeleitet vom »Hohenzoller«, einem 855 Meter hohen, kegelförmigen Berg mit dichter Bewaldung im Westen der Schwäbischen Alb. Das Bauwerk darauf präsentiert sich als trutziges Monumentalbild einer mittelalterlichen Ritterburg, obwohl es in seiner heutigen Form erst seit 1867 zu sehen ist. Mit Zugbrücke und dem Zinnenkranz des preußischen Adlers, mit Burghofromantik, Blauem Salon, Grafensaal und einer Schatzkammer, in der die preußische Krone in Plüsch lagert. Die anheimelnde Burg entsprach zu ihrer Entstehung schon nicht mehr dem zeitgemäßen Bauen, sie war auf alt gemacht und die Dokumentation eines politischen Machtanspruchs.
Die »Zoller«, wie sie zunächst hießen, sind bereits 1062 urkundlich erwähnt. Ihr Aufstieg begann 1190, als sich die schwäbische Linie herausbildete, die nun unter Hohenzollern firmierte. Von einem Burggebäude auf dem Berg ist erstmals im Jahr 1267 die Rede. Die Adligen unterstützten die Katholische Liga und die Häuser Wittelsbach und Habsburg im Kampf gegen das reformierte Christentum. Dafür wurden sie 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben – der Beginn einer deutschen Karriere. Die Linien des brandenburgisch-preußischen und des schwäbischen Zweigs schlossen sich per Erbvertrag zusammen. Mit Unterstützung Preußens konnte das schwäbische Haus seine Souveränität bewahren und sein Territorium erweitern.
Die Geschichte Preußens ging erst mit dem Untergang des Nationalsozialismus zu Ende. Wer heute von der Burg auf die Stadt Hechingen herabblickt, denkt wohl kaum an die Tragik der Hohenzollern. Mehr als eine halbe Million Besucher pro Jahr besichtigen das Bauwerk.
Eine der berühmtesten Ruinen der Erde lädt ein zu romantischen Spaziergängen, historischen Anekdoten und einer unvergesslichen Aussicht. Schon Mark Twain bemerkte: »Um gut zu wirken, muss eine Ruine den richtigen Standort haben. Diese hier hätte nicht günstiger gelegen sein können.« Das von Efeu umrankte, imposante Wahrzeichen der Stadt am Neckar erhebt sich auf der Nordseite des Königstuhls über den Gassen und pittoresken Häusern der Heidelberger Altstadt. Rund 500 Jahre war das Heidelberger Schloss Residenz der Kurfürsten von der Pfalz, bis es 1689 und 1693 im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen zerstört und in den Folgejahren nur zu einem geringen Teil wiederaufgebaut wurde – was seiner Schönheit jedoch keinen Abbruch tut.