Nées en France
Jeunes musulmanes dans la société laïque
Von Pia Keßler und Tülin Aytimur
Reclam
Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe in der Originalsprache: Nées en France. Jeunes musulmanes dans la société laïque. Textes et dossier. Hrsg. von Wolfgang Ader. Stuttgart: Reclam, 2005. (Universal-Bibliothek. 9139.)
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der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-960860-0
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015445-8
www.reclam.de
Inhalt
Vorwort zum Thema
A
Née en France. Histoire d’une jeune beur
A 1 Erstinformationen zum Werk und zu den Autorinnen
A 2 Inhalt
A 3 Personen
A 4 Handlungsstruktur und Erzähltechnik
B 1
La Fatiha. Née en France, mariée de force en Algérie
B 1.1 Erstinformationen zum Werk und zur Autorin
B 1.2 Inhalt
B 1.3 Personen
B 1.4 Struktur und Erzähltechnik
B 2
Ils disent que je suis une beurette
B 2.1 Erstinformationen zum Werk und zur Autorin
B 2.2 Inhalt
B 2.3 Die Familie
B 3
Bas les voiles!
B 3.1 Erstinformationen zum Werk und zur Autorin
B 3.2 Inhalt
B 3.3 Textsorte und Erzähltechnik
C 1
Les jeunes Africaines
C 2
Les mariages forcés
C 3
Une loi? Non
D
Ni Putes Ni Soumises!
Schlusswort
Dossier pédagogique
Lektüretipps und Medienempfehlungen
Anmerkungen
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Vorwort zum Thema
Die Bilder auf den beiden folgenden Seiten verdeutlichen bereits die gesamte Thematik von Nées en France – Jeunes musulmanes dans la société laïque. Wie auch immer sich muslimische Frauen in der westlichen Welt verhalten, sie müssen sich positionieren. Sie müssen sich positionieren zu ihrem Vater, zu ihrem Partner oder Ehemann, zu ihrer Familie, zur Gesellschaft im Allgemeinen. Ob nun die Diskussion über Schleier, Kopftuch, Burkini, westliche Kleidung – es geht immer um die Auseinandersetzung mit zwei Kulturen, mit zwei Religionen, mit zwei Weltanschauungen, auch, wenn die Frau schon der dritten Einwanderergeneration angehört. Die Texte, die unter dem Titel Nées en France zusammengestellt sind, stammen allesamt aus den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts und sollten nicht dazu verleiten, in Klischees abzurutschen. Es gibt sie, die muslimischen Frauen, die den Spagat geschafft haben, die – verschleiert oder unverschleiert – ihre Position in Frankreich oder allgemeiner in der westlichen Welt gefunden haben und diese auch behaupten, in der Schule, in der Universität, im Beruf. Auch wenn die Textauswahl nahelegen könnte, dass es nur Schwarz oder Weiß, nur unterdrückte und zwangsverheiratete Musliminnen auf der einen Seite und freie, selbstbestimmte westliche Frauen auf der anderen geben könnte.
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Assia Djebar
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»J’écris, comme tant d’autres femmes écrivains algériennes avec un sentiment d’urgence, contre la régression et la misogynie« (Assia Djebar1).
Die Biographie und das Werk der im Februar 2015 verstorbenen algerischen Schriftstellerin Assia Djebar zeigen beispielhaft zum einen den Kampf der maghrebinischen Frauen um Gleichberechtigung, zeigen aber auch, dass das oben erwähnte Schwarz/Weiß längst durchbrochen ist.
Assia Djebar ist die bekannteste und renommierteste maghrebinische Romanautorin, Theaterschriftstellerin, Filmemacherin, Historikerin. Sie war seit 2006 Mitglied der Académie française, lebte in Paris und New York und thematisierte immer ihre algerische Herkunft, ihre traditionelle Sozialisation und den »clash of cultures«. Ein besonderes Anliegen war ihr in jedem ihrer Werke die Rolle der Frau im Maghreb, in Algerien. Sie hat für Gleichberechtigung gekämpft und geschrieben. Sie fühlte sich den Frauen, um die es in dieser Textsammlung geht, in jeder Hinsicht sehr verbunden.
Der erste Text »Née en France. Histoire d’une jeune beur« thematisiert den »clash of cultures« zwischen den Einwanderern der ersten Generation und den Töchtern, die in Frankreich geboren wurden. Es geht um den Konflikt zwischen privatem und öffentlichem Leben von Aïcha, um das »Drinnen« im Gegensatz zum »Draußen«, um das Leben in der traditionellen Familie und den Schulbesuch eines staatlichen Gymnasiums in Frankreich und um die psychischen Probleme, die ein solches Leben mit sich bringen kann. Im zweiten Text »La Fatiha« geht es um die Ausübung elterlicher – vor allem mütterlicher – Gewalt. Die Mutter, die im Maghreb männlich dominierte Verhaltensweisen und Unterdrückung erlebt hat, überträgt diese unkritisch auf ihre Tochter. Im dritten Text »Ils disent que je suis une beurette« spielen sowohl die Mutter als Traditionswahrerin und verlängerter Arm des autoritären Vaters als auch der gewalttätige und ebenfalls stark unter dem »clash of cultures« leidende ältere Bruder eine wichtige Rolle. Im vierten Text »Bas les voiles!« geht es um die Frage der Verschleierung der islamischen Frau und die Reaktionen der westlichen Frauen darauf. Die drei Zeitungsartikel »Les jeunes Africaines, nouvelles championnes de l’intégration«, »Les mariages forcés déchirent des familles issues de l’immigration« und »Une loi? Non«, sowie der Aufruf »Ni Putes Ni Soumises!« regen die Diskussion über die Thematik »Verschleierung, Kopftuch, Zwangsehe, Integration« an. Die Textsammlung kann den Austausch über diese Themen, die längst auch in Deutschland heftig diskutiert werden, beflügeln und die Schüler/innen zu einer Stellungnahme jenseits von Klischees und unverrückbaren Meinungen herausfordern.