Nach außen schien es eine Idylle, das Leben des Schriftstellerpaars Eva und Erwin Strittmatter in Schulzenhof. Ihrem ältesten gemeinsamen Sohn war es zeitweilig ein »Alptraum in schöner Landschaft«. Es brauchte diese Erinnerungen – mal hart, mal heiter -, um die Eltern in einem anderen Licht zu sehen.
»Drei Jahre, bevor meine Mutter starb, veröffentlichte sie ein Buch über ihr Leben. Wie Vater das Schulzenhofer Leben sah, kann man in seinen Tagebüchern lesen. – Meine Eltern haben das ihre gesagt, und also sage ich das meine. So einfach ist das – und so schwer.«
Er heißt Erwin wie sein Vater, seinen Familiennamen hat er längst abgelegt. Im Jahr 2001 beginnt er, in Briefen von seiner Kindheit und Jugend zu erzählen: Wie auch seine Brüder wurde er schon als Kleinkind der Großmutter in Obhut gegeben. Bei den Besuchen und als er später dort lebte, musste er sich dem strengen »System Schulzenhof« des Vaters fügen, der alles seinem Werk unterordnete. Mal hart, mal heiter schildert Berner, wie zerrissen die Mutter zwischen der Liebe zu ihren Söhnen und der Bewunderung für den Mann war. Während er sich nun erinnert, rücken ihm die alten Konflikte und Verletzungen schmerzlich nah. Er hält es aus, er verändert sich, er differenziert, streitet und findet endlich die innere Freiheit, die Eltern zu akzeptieren, wie sie waren.
Erinnerungen an Schulzenhof
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
6. 2. 2001
7. 3. 2001
30. 3. 2001
19. 4. 2001
3. 5. 2001
9. 5. 2001
16. 5. 2001
18. 5. 2001
28. 5. 2001
30. 5. 2001
26. 6. 2001
27. 6. 2001
14. 7. 2001
19. 7. 2001
31. 7. 2001
10. 8. 2001
21. 8. 2001
28. 8. 2001
12. 9. 2001
2. 11. 2001
15. 11. 2001
16. 12. 2001
Nachbemerkung
Über Erwin Berner
Impressum
Wem dieses Buch gefallen hat, der liest auch gerne …
all denen, die auch eine leicht verquere Kindheit hatten
6. 2. 2001
Liebes Herzchen!
Denke nicht, Deine Ansichtskarte von Zürich hätte mich beruhigt. Mitteilungen wie Ich komme weder zum Zeichnen noch zum Schreiben; aber ich werde auch diese Zeit überstehen … lassen mich besorgt fragen: Warum kommst Du nicht zum Zeichnen und zum Schreiben? Geht es Dir gesundheitlich schlecht? Mußt Du Opiate schlucken? Oder experimentierst Du maßloser Knabe mit harten Drogen und glaubst, Du könntest den Wahn zeitlich eingrenzen? Ich hoffe inständig, nur meine Phantasie läßt die Teufel tanzen. Also, die Karte war gut. Ich erwarte auch nicht mehr Worte, nur eindeutigere. Bitte. Stecke die Karte in einen Briefumschlag, falls Dir die Worte für die Umwelt zu verräterisch erscheinen.
Da ich von Deinem derzeitigen Leben nichts weiß, will ich ein wenig von meinen letzten Monaten erzählen. Vorab: Ich sitze in einem Eckcafé im Prenzlauer Berg, nicht weit von dem Café, vor dessen Tür wir im vergangenen Mai saßen – erinnerst Du Dich?
Gleich ist es Abend. Die Dielen in dem nur vom Kerzenlicht erleuchteten Raum schimmern weiß. Ich habe einen guten Blick aus dem Fenster. Leute hasten durch den Regen ihren Verabredungen entgegen, und der Cappuccino kostet hier nur drei Mark. Dazu gibt’s gepolsterte Stühle – Luxus! Ich schreibe ohne Brille. Die Brille könnte wie das Rauchen den Kopfschmerz hervorlocken. Er harrt im Hinterkopf auf seine Stunde.
Gestern habe ich »Die Spezialisten« beendet. Ich hatte die Tragikomödie 1990 zu schreiben begonnen, bald aber den Handlungsfaden aus den Augen verloren. Ende November letzten Jahres hatte ich ihn zufällig wieder in der Hand gehalten. Der Handlungsfaden sollte mich zum Stückschluß führen, sofern mir meine Lebensumstände den Faden nicht aus der Hand reißen würden.
Danach sah es aus, Anfang Dezember. Johanna lag in Berlin-Lichtenberg im Krankenhaus, eine Etage über dem Kreißsaal, in dem ich laut meiner Mutter im Sommer 1953 zur Welt gekommen bin. Sie hatte sich einer Unterleibsoperation unterzogen. Tapfer ertrug sie die Schmerzen in ihrem geschwächten Körper. Ja, wir gewannen der alten Frau Knispel, in die sich die Chansonsängerin Johanna kurzzeitig verwandelt hatte und die mir, wenn wir spazierten, am Arm hing, Komik ab. Erlebten wir doch, wie Johanna von Tag zu Tag gesundete.
Anders meine Mutter. Sie hatte sich wegen starker Beinschmerzen in ein Berliner Krankenhaus einweisen lassen. Mutter bezog ein Einzelzimmer auf der Neurologischen Station. Vom Bett aus gab sie den Ärzten bekannt, wie stark die Schmerzen waren, die sie plagten. Die Ärzte sollten ihr die entsprechenden Tabletten verabreichen. Das geschah nicht. Vielmehr verweigerten sie ihr die bisherigen Schmerz-, Herz-, Diabetes- und anderen Medikamente. Die Ärzte »setzten« Mutter auf »Entzug«. So sahen mein Bruder Jakob und ich sie. Es war furchtbar. Man kennt das aus Filmen; aber die eigene Mutter so zu erleben: hochfahrend, nervös, wirr redend, ohne Erinnerung für Fakten, lügend und schwitzend, sich unkontrolliert den Kopf kratzend und mit zitterndem Fuß. Das schlimmste war der Blick; als sähe sie den Leibhaftigen am Bett sitzen und nicht mich, den eigenen Sohn. – Ich war gleich allen Beteiligten ratlos. Jakob vereinbarte mit dem behandelnden Arzt ein Gespräch, denn unsere Mutter konnte oder wollte uns nicht sagen, was im Krankenhaus mit ihr geschah und wie ihre gesundheitlichen Aussichten waren. Der Arzt gab zögernd zu, daß es sich um einen »starken Entzug« handele. Nach vierzehn Tagen redete Mutter selbst von einer Tablettensucht. Eine Einsicht, die sie kurz darauf in Frage stellte, als sie uns erklärte, sie habe nichts Unrechtes getan, sie habe lediglich Tabletten eingenommen, die ihr vom Schmerztherapeuten verschrieben worden seien. Was nicht stimmte. Mutter hatte nicht nur einen, sondern mindestens drei Ärzte um Medikamente gebeten. Und sie hatte verschiedene Schmerzstiller gleichzeitig geschluckt und ihre Wirkung studiert. Aber auch hier gilt: Keiner, der sich auf Suchtmittel einläßt, sieht in Gänze die Folgen voraus. So sagte ich es Mutter. So benickte sie es, wenn ich sie fast jeden zweiten Tag im Krankenhaus besuchte. Besuche, die mehr und mehr Audienzen glichen. Besuche, die mich verstummen ließen, obgleich ich mir auf dem Weg Gesprächsthemen überlegt hatte.
Mutter blieb bis kurz vorm Jahreswechsel im Krankenhaus. Dann interessierte sie sich nicht mehr für ihre Diät und für die von den Neurologen empfohlene Nachbehandlung. Sie ließ sich nach Schulzenhof chauffieren, wo sie sich ins Bett legte und aß. Wohl nimmt Mutter noch die Antidepressiva, auf die man sie im Krankenhaus »eingestellt« hat. Dazu schluckt sie jedoch wie vormals Schlafmittel. Von der behandelten Tablettensucht spricht sie nicht mehr. Es sei denn, ich treibe sie während unserer Telefonate oder Jakob treibt sie am Wochenende in Schulzenhof durch Fragen in die Enge – was sie uns verübelt. Und wieder sitzt jene Ärztin aus L. an Mutters Bett und stellt Rezepte für schmerzlindernde Medikamente aus.
Ich lief also im Dezember von Krankenhaus zu Krankenhaus. Zwischendurch entwickelte und schrieb ich den zweiten Teil der »Spezialisten«. Ende Dezember wurde mir schwindelig, und ich bekam starkes Ohrensausen. Den Schwindel bekämpfte ich mit Hilfe von Kopfständen (1991 auf den Theaterproben in Zürich gelernt!). Das Ohrgeräusch hält an. Vielleicht ebbt es im Frühjahr ab, wenn ich die Kraft habe, Sport zu treiben. Als ich am 30. Dezember trotz Krankenhausbesuchen, Schwindel und Ohrensausen das letzte Bild der »Spezialisten« ins Heft geschrieben hatte, war ich nicht wenig stolz. Allein so was vergeht. Oder der Stolz verwandelt sich in den aberwitzigen Drang, das nächste Theaterstück zu schreiben. Jedenfalls ließ mich der Gedanke an die abgeschlossene Rohfassung ruhig aufs nächste Jahr schauen. Den Weihnachtsabend hatten die alte Frau Knispel und ich in meiner Wohnung verlebt. Silvester feierten wir am Wohnzimmertisch der bereits weniger alten Frau Knispel.
Seit letzter Woche ist Johanna gesund geschrieben. Übermorgen fahren wir, sofern es Mutter recht ist, nach Schulzenhof. Wir wollen ihr zum einundsiebzigsten Geburtstag gratulieren. Der Untergrund ihrer Tablettenabhängigkeit ist tragisch. Mutter hat sich verschlissen. In Ehe und Arbeit. Sie hat auch Vaters Tod nicht verwunden. Mutter lebt stark in der Vergangenheit. Oft erträgt sie diese Vergangenheit, die viele Fragen stellt, nicht. Auch möchte Mutter über ihr Leben schreiben. Der Aufbau-Verlag hat schon mehrmals den Buchtitel bekanntgemacht; doch fehlen Mutter zum Schreiben die Kraft und die Konzentration. Das alles mag neben den körperlichen Schmerzen, die ich nicht anzweifeln will, der Grund für ihren Tablettenkonsum sein.
Morgen werde ich Lisa Rettich ein Exemplar der »Spezialisten« überreichen. Lisa ist Regieassistentin am Berliner Ensemble und wird das Stück dem Chefdramaturgen geben. Heute habe ich es samt Brief an den Intendanten vom Cottbusser Staatstheater geschickt. Nachdem mein Theaterstück »Leben im Karton« mehr oder weniger ungelesen in den Theaterdramaturgien verstaubt ist, will ich mich diesmal an die Theater-Macher wenden. Egal, was sie über »Die Spezialisten« denken, sie sollen wahrnehmen, daß ich Stücke schreibe.
Was gibt’s noch zu berichten? Meine Plüschraupe Krethi ist abermals schwanger. Heute abend kommt sie nieder. Ich habe im Spielwarengeschäft kleine Plastetiere gekauft. Es wird sich zeigen, ob Krethi einem Affen oder einer Hyäne das Leben schenkt. Was es auch sein mag: Krethi kümmert sich nicht um ihre Kinder. Es geht ihr nur ums Gekreische bei der Geburt. Johanna darf am Telefon zuhören. Denn ohne Publikum …
Herzchen, ich hoffe, nicht die obengenannten Gründe halten Dich vom Zeichnen und vom Schreiben ab. Laß mich annehmen, Du bist nur träge. Nein, das ist es wohl nicht.
Melde Dich. Erkläre Dich!
Grüße Deinen Freund Reto
7. 3. 2001
Liebes Herzchen!
Ich habe auf dem Wohnungsflur Kopfstand gemacht, Raupe Krethi und Maus Mullito ins Bücherregal gesetzt, auf dem Kohlenhof eine Tonne Kohlen bestellt und bin mit der U-Bahn zum Alexanderplatz gefahren. Hier sitze ich in einem Bistro, das zur Markthalle gehört, und trinke Kaffee und esse ein Quark-Vanille-Hörnchen – ich kann vom Süßen nicht lassen … Leute kommen und gehen. Die jungen Frauen hinterm Tresen haben mit sich zu tun. Sie führen einander verwegene Frisuren vor. Für die Kunden bleiben nur gleichgültige Blicke.
Durch die wandhohen Fensterscheiben sehe ich den S-Bahnhof. Die andere Fensterfront läßt mich auf den Sokkel des Fernsehturms schauen. Und ich sehe, sofern ich sehen will, Fußgänger. Zumeist will ich nicht sehen, weil ich mit meinen Texten beschäftigt bin.
Wind zerrt an den auf Kleiderbügeln hängenden Mänteln und Jacken eines fliegenden Händlers. Sobald es auf dem Platz windet, zieht es im Bistro; die gläsernen Türen schließen schlecht, und oberhalb der Fenster befinden sich Belüftungsschlitze – man sollte hier nicht, wie ich es tue, über Stunden sitzen.
Warteposition. Ich lebe in Erwartung. Die Theater sollen auf mein Theaterstück reagieren. Und ich erwarte den 28. März, an dem ich in einer Bibliothek in Berlin-Mitte »Die Spezialisten« vorlesen werde. Weil ich warte, wage ich mich nicht an eine größere Arbeit heran und habe mich auf die Korrektur des »Brief-Tagebuchs« 1985/86 eingelassen.
1985 und 1986 waren für mich wichtige Jahre. In S. – hundert Kilometer nördlich von Berlin entfernt – spielte ich die Hauptrolle in der Rockoper »Hexensprüche«. Endlich durfte ich, was ich von Jugend an ersehnt hatte: auf der Bühne singen. Vollplayback zwar, doch waren die Lieder von mir im Tonstudio »eingesungen« worden. Auch das hatte ich mir von Jugend an erträumt.
Obgleich ich auf der Bühne singen, spielen und tanzen durfte, blieb ich unzufrieden. Die Rockoper war zu spät in mein Leben gekommen.
Neben der Rockoper mußte ich den Herzog Orsino in Shakespeares »Was ihr wollt« spielen. Den Vorstellungen gingen unerquickliche Proben unter der Aufsicht einer dicklichen Regisseurin voraus. Die Frau wirkte unrein und alterslos. Sie hatte ihr fettiges Haar zu einem Pferdeschwanz gewunden, und ein grauschwarzer Pullover umwallte ihren unförmigen Leib. Selbstgefällig verkündete sie ihren künstlerischen Anspruch, dem sie weder durch Regieeinfälle noch durch ihre Schauspielerführung gerecht wurde. Nach vielen Wortgefechten schmiß ich der Regisseurin, die ich zu meiner speziellen Feindin ernannt hatte, Orsinos Degen vor die Füße. Ich riet ihr, den liebesverzückten Herzog selbst zu spielen. Mit dieser Empfehlung verließ ich kurz vor der Premiere die Probebühne. – Schließlich spielte ich den Herzog doch.
Zu meiner Theaterzeit in S. gehört übrigens eine Vorgeschichte.
Von 1967 an lebte ich für vier Jahre bei meinen Eltern in Schulzenhof. Mit dreizehn hatte ich mir den Orts- und Schulwechsel ertrotzt. Ich hatte Neuruppin, der Puschkin-Schule und meiner Großmutter endlich den Rücken kehren dürfen. Bis zum Ende der achten Klasse besuchte ich mit Freude die Grundschule in Menz, einem größeren Dorf in der Nähe von Schulzenhof.
Einmal im Monat veranstaltete die Menzer Schulleitung eine Theaterfahrt nach S. Ich sah dort »Madame Butterfly«, »Don Carlos«, »Das Tagebuch der Anne Frank«, das DDR-Gegenwartsstück »Frau Flinz« – 1986 sollte ich in einer Neuinszenierung einen der Söhne der Flinz spielen –, und ich sah »My fair Lady«, jenes Musical, das an vielen DDR-Theatern gezeigt wurde, weil es jedermann sehen wollte. Wenn ich mich recht erinnere, kostete uns Schüler die Theaterfahrt sieben Mark. Klingt das nicht phantastisch?
Mit dem Beginn der neunten Klasse endete die Theater- und Schulfreude. Ich wechselte an die Rheinsberger Oberschule. Wieder begann ich die Schule zu verabscheuen. Ich tat es genauso heftig oder gar noch heftiger als in meiner Neuruppiner Zeit. Das aber will ich nicht erzählen. Ich will sagen: obwohl ich ungute Erinnerungen an die Regisseurin von »Was ihr wollt« habe und S. Neuruppin, jener kopfsteingepflasterten Kleinstadt, aus der ich mich als Jugendlicher fortgesehnt hatte, zum Verzweifeln ähnelte, war es für mich bedeutungsvoll, in S. Theater zu spielen.
Das »Brief-Tagebuch« 1985/86 berührt mich seltsam. Schlaglichtartig erhellt es mein einstiges Leben. Damals dachte ich, ich würde nach dem Theaterengagement in S. nur noch schreiben. Ich ahnte nicht das baldige Ende der DDR und daß es künftig zuallererst darauf ankommen würde, die eigene ökonomische Existenz zu sichern.
Wenn ich mich mit den Briefen beschäftige, drängt sich mir mal wieder die Einsicht auf, daß ich viele Freundschaften verloren habe. Zwar war ich es nie allein, der die freundschaftlichen Gefühle zerstörte, ich trug aber jedesmal einen beachtlichen Schuldanteil vom Platz. Ich mag darum nicht trauern. Ließe ich mich aufs Trauern ein, ich hätte dazu Grund genug …
Wenn ich es richtig sehe, sind die meisten Freundschaften zerfallen. Besser gesagt, sie sind implodiert. Die Zeit oder äußere Umstände sorgten für ein Vakuum. Ich starrte auf Trümmer; doch letztendlich blieb nichts. Nur notierte Erinnerungen. Ich lese sie, und all die Gefühle, insbesondere die Verletzungen und Kränkungen, beleben sich neu. Ich fühle, als wäre ich soeben gekränkt und verletzt worden. Ist das nicht lächerlich? Ja, sagen wir es deutlich: Ich bin nachtragend. Das ist so, und ich kann es nicht ändern.
Auch die Freundschaft, die mich mit Vaters Ärztin Klara verband, gehört zu den zerfallenen.
Klara bot mir in Schulzenhof im Beisein der Eltern eine Zigarette an … Vater hatte sich das Rauchen abgewöhnt; ich hatte es mir, sechzehnjährig, heimlich angewöhnt. Die Eltern entdeckten es, was den häuslichen Ärger vermehrte. Klara aber hielt mir nach dem Mittagessen einfach ihre Zigarettenschachtel hin. Sie behandelte mich wie einen Erwachsenen. In kurzer Zeit waren wir miteinander vertraut. Klara erfuhr meine Pubertätsnöte; sie stand mir bei, als ich gegen Vaters Willen die Oberschule für immer verließ; sie nahm Anteil an meiner Schauspielausbildung, an meinen Theater- und Filmarbeiten; sie vermittelte mir ein Untermietzimmer in Berlin-Friedrichshain; sie betreute mich medizinisch. Ich verbrachte manchen Abend in Klaras Wohnung am Strausberger Platz. – Zeit verging. Ich begann ernsthaft zu schreiben und bevorzugte die Einsamkeit. Wenn ich Klara traf, blieb ich stumm, denn sie hatte Vertrauen gebrochen. Ohne üble Absicht, doch von mir unerlaubt, hatte sie Mutter von meiner unglücklichen Liebe zu einem Schauspielerkollegen erzählt. Meine Eltern wußten seitdem, wie es sexuell um mich stand. Das schürte die unterschwellige Spannung, die auch diese Freundschaft implodieren ließ.
Noch heute fällt es mir schwer, Klara zu begegnen. Treffe ich sie im Haus der Eltern oder in Schulzenhof, so verhalte ich mich ihr gegenüber, ohne es zu wollen, abweisend. Manchmal denke ich darüber nach, was ich Klara alles verdanke. Dann aber erinnere ich mich an ihren Vertrauensbruch und daran, daß ich nichts zu erzählen hätte. Gar nichts.
In meinem »Brief-Tagebuch« lese ich, wie unerbittlich ich mich löste. Ich war in einem Alter, in dem man meint, stets neue Freunde zu finden. Man weiß noch nicht, daß jeder Freundschaft ein Teil seines eigenen unwiederbringlichen Lebens anhaftet. Darüber denke ich im Moment nach. Nein, ändern möchte ich nichts, und jeder Abschied mußte sein. In ihrer Summe befremden mich die Abschiede jedoch. Das wollte ich sagen und daß man letztendlich keine Vorstellung davon hat, wie Leben verläuft.
Und ich wollte sagen, ich war ein wenig krank. Eine Grippe hatte mich trotz Schutzimpfung ereilt. Nun schlukke ich Antibiotika, denn ich möchte arbeiten. Gleich habe ich die Grippe überwunden. Dafür nistet neuerdings ein Muskelzittern in meinem Oberschenkel. Wenn ich abends auf dem Sofa liege, irritiert und amüsiert mich das Eigenleben des Muskels.
Ich vermehre die Grüße um einen weiteren Gruß.
Erwin, sage ich, laß uns in der Sonne spazieren. Nach der Krankheit siehst du elend aus. Denk dran, am nächsten Mittwoch willst du vor die Leute gehn …
30. 3. 2001
Hallo Herzchen!
War Spanien schön, belebend und inspirierend? Ich hoffe es sehr für Dich. Auch danke ich für den Brief und für die Zeichnung. Sie liegt auf meinem Schreibtisch. Wenn ich das Balkonfenster öffne oder schließe, betrachte ich Dein Ornament. Du bist zum farbigen Übermalen zurückgekehrt … Wenn ich in diesem Jahr, wie geplant, meine Wohnung malern lasse, werde ich einige Deiner Zeichnungen rahmen und an die wieder vorzeigbaren Wände hängen.
Tja, Du bist nach Spanien und ich bin zum »Anderen Ufer« gereist. Ich wollte mir das Aprilheft der »Siegessäule« holen. Leider ist das Ufer geschlossen. Bin ich umsonst nach Westberlin gereist. Nun sitze ich in einem Ausweich-Café an der Akazienstraße.
Noch steckt mir der vorgestrige Abend in den Knochen und im Gemüt. Der Vortrag der »Spezialisten« war kraftraubender, als ich erwartet hatte. Ich befürchte auch, das Stück könnte Zuhörer verprellt haben. Es malt von der Nationalen Volksarmee ein Bild, das verhärteten ehemaligen SED-Genossen bestimmt nicht gefällt. Nun gut, ich wußte, was ich schrieb, als ich schrieb. Daß ich mich mit dem Theaterstück, wie man sagt, in die Nesseln setze.
Gestern wollte ich einzig spazieren und zwischendurch in einer Gaststätte vor mich hin starren … Heute fühle ich mich körperlich etwas munterer. Vielleicht komme ich gegen Abend in Zürich vorbei, und wir flanieren ein bißchen. Oder ich nehme den kürzeren Weg, der mich in die Westberliner Szene führt. Zeit wird’s. Alles ist mir derart entrückt. Beim Frühstück habe ich mein Sexualleben überdacht. Mir schien, daß ich in wissender Unschuld lebe. Ich habe Verschiedenes kennengelernt und weiß, was Mann sexuell veranstalten kann. Wenn ich aber in die Schwulenzeitungen schaue, empfinde ich manches Angebot als so bizarr, als käme ich geradewegs vom Dorf. Was ich lese, macht mich hilflos – wie meine erste Liebe.
Michael hieß er. Beide waren wir siebzehn. Wir lagen im Ehebett seiner Eltern, damals in Rheinsberg. Wir berührten uns im Dunkeln. Zungenküsse und dergleichen kannten wir nicht, und das Gebiet unterhalb des Bauchnabels war tabu. Aber wir waren wild und verspielt. Mehr war nicht. Doch. Ich habe Freundschaft verraten. Ein Jahr später.
Ich hatte die Oberschule aufgekündigt. Den Kontakt zu den Mitschülern hatte ich abgebrochen. Zu allen. Ein halbes Jahr arbeitete ich auf einem Volksgut. Nach dem Sommer sollte das Schauspielstudium beginnen. Jetzt saß ich auf dem Gehöft meiner Eltern auf der Bank unter der Birke. Zwei ehemalige Mitschüler besuchten mich unangemeldet. Ein Junge und ein Mädchen. Sie erzählten, was sich nach meiner Fahnenflucht an der Schule zugetragen hatte. Plötzlich hieß es: Michael ist schwul! … Ein Wort, das ich kaum zu denken wagte, so absonderlich und folgenreich war, was sich dahinter verbarg. Nun wehte das Wort »schwul« im leichten Sommerwind über den Hof. Ganz selbstverständlich war es ausgesprochen worden.
Michael ging mit der Schwester von der und der, sagte das Mädchen. Nach dem Kino wollte er sie küssen. Am ganzen Körper hat er gezittert, erzählte die Schwester von der und der.
Und der Junge sagte: Jetzt, wo er schwul ist, steht Michael dumm da, in der Klasse.
Wir schwiegen. Dann sagte der Junge: Michael bedauert, daß du nicht mehr zu uns gehörst. Er behauptet, du bist sein einziger Freund.
Ich fühlte, wie mein Mund austrocknete. Kopfschüttelnd sagte ich:
Michael bildet sich ein, ich bin sein Freund.
Die Mitschüler – der Junge und das Mädchen – waren’s zufrieden. Sie stiegen aufs Motorrad und fuhren davon. Nach den Sommerferien würden sie den Klassenkameraden erzählen, was ich gesagt hatte. Und sie würden es Michael erzählen … Ich saß auf der Bank unter der Birke und schmeckte den Verrat.
Anfang 1988 suchte mich ein einstiger Mitschüler in meiner Wohnung auf. Er lud mich, den Abtrünnigen, zum Treffen der Abiturienten ein. Ich sagte, ich würde wohl kommen. Ich wollte nicht die Mitschüler wiedersehen. Mir lag einzig daran, Michael zu sehen. Würde er auch zur Feier kommen? Er, der Übelbeleumdete. Ich wagte meinen Besuch nicht nach Michael zu fragen.
Wie gewünscht, schrieb ich eine ironische Selbstbiographie fürs Klassentreffen. Und ich probierte daheim für die Wiederbegegnung mit Michael Kleidung aus. Zwischendurch sah ich mir im Spiegel in die Augen … Der Tag nahte. Meine Hände schwitzten. Schließlich zitterten mir, sobald ich an die bevorstehende Begegnung dachte, die Knie.
Ich fuhr nicht zum Klassentreffen. Ich sagte mir: Mit denen kann ich nicht in einer Herberge übernachten. Ich will sie nicht betrunken erleben, meine ehemaligen Mitschüler; ich will ihre Anzüglichkeiten nicht hören. Und ich sagte mir: Dort gehöre ich nicht hin. Abtrünniger, der ich bin! So schämte ich mich meines Verrats in den Zeiten der Unschuld.
Es ist eigenartig. Durch ungünstige familiäre Verhältnisse lernte ich in meiner Jugend lügen. All die kleinen und großen Lügen habe ich vergessen. Und entsinne ich mich einer Lüge, so kann ich sie mir verzeihen. Meine Lügen sind durch die Umstände, in denen ich lebte, gerechtfertigt. Mit Michael verhält es sich anders. Diese Lüge haftet mir als unverzeihlich an. Ich sehe nicht, wie ich sie wiedergutmachen könnte. Durch einen Satz habe ich meine erste Liebe ruiniert. Weil sie »zufällig« einem Jungen galt: Michael.
Wir waren gleich groß. Michaels Haut war blaß, und sein Haar war seidig und kastanienfarben. An graubraune Augen und an ein Hohlkreuz erinnere ich mich. An den handgestrickten Pullover mit spitzem Ausschnitt. Mir ist, als könnte ich den Pullover riechen.
Michael war im Gegensatz zu mir ein guter Schüler. Ich, der Einzelgänger, wollte ihn zum Freund haben, und unser Klassenlehrer Ringer erfüllte mir den Wunsch. Er bat den guten Schüler, sich um den Einzelgänger zu kümmern.
Michael und ich gingen im seinerzeit noch verwilderten Teil des Rheinsberger Schloßparks spazieren. Wir trafen uns auch außerhalb der Stadt. Michael schrieb für mich mathematische Gleichungen in den Sand; er wollte mir helfen. Ich sah auf den schönen schmächtigen Jungen … Ich sollte annoncieren, sollte Michael suchen. Aber das wird nicht geschehen, Herzchen. Ich hoffe, Du hast Liebe niemals verraten und bist frei von solcher Last.
Überlege ich es recht, so waren auch hier die Umstände schuld.
Gut, ich will heimfahren, ohne die »Siegessäule«. Ich werde ein Hähnchen grillen, schlafen, das »Brief-Tagebuch« abschreiben und danach über den Abend entscheiden.
Hat man es in Zürich erfahren: meine Plüschraupe Krethi de Berner wurde heiliggesprochen? Wegen unendlicher Schönheit, sagt Krethi. Ein Wesen, das so schön ist und sich dennoch selbstlos und aufopferungsvoll jedem Fotografen und jeder Talkshow stellt, muß heilig sein. Johanna mag es nicht glauben. Das kränkt Kräthi.
Ich umarme den Reisenden
19. 4. 2001
Hallo Herzchen!
Ich habe mich warm angezogen – lange Unterhose und dicker Pullover –, um in der kalten Küche sitzen und schreiben zu können.
Auf dem Fensterbrett steht eine blaßblaue Glasschale. Gefärbte Eier füllen derzeit die Schale. Schokoladenküken, Gelee-Eier und zwei Hasen aus Marzipan umlagern sie. All dies Osterwerk gehört nicht mir. Ich habe nur zwischen dem Osterhasen, der Maus Mullito und der Raupe Krethi vermittelt. Mit anderen Worten, ich war der Irre, der nachts Eier gefärbt hat, derweil die Herrschaften auf dem Küchenradio faulenzten.
Ostern ist also vorüber. Ich hoffe, in Zürich war das Wetter weniger erbärmlich. Hier frieren Wind und Regen den Frühling ein. Aber er kommt, der Frühling. Oder?
Johanna ist erst am Sonntag von Stralsund zurückgekehrt. Lisa hat Ostern bei ihrer Verwandtschaft in Eberswalde verlebt. Ich war somit ganz mir und dem unwirtlichen Wetter ausgeliefert. Einmal habe ich die Westberliner Schwulen-Szene aufgesucht … Ansonsten saß ich daheim oder im Café über meinen Texten.
Vorgestern haben Johanna und ich meine Mutter in Schulzenhof besucht. Zuvor haben wir in Rheinsberg zu Mittag gegessen. Rheinsberg hübscht sich auf: Blumenrabatten und Denkmäler. Man möchte den Bewunderern des Preußentums etwas fürs Auge bieten. Ich aber laufe durch die Stadt und erwarte, jemandem aus meiner Schulzeit zu begegnen. Ich will ihn nicht am Gesicht, ich will ihn an einer für ihn charakteristischen Bewegung ausmachen.
Mag ich Neuruppin und S. nicht sonderlich leiden, so widersteht mir Rheinsberg von Herzen. Als Kind mochte ich die Stadt. In meiner die Dinge verklärenden Phantasie bestand sie aus dem Schloß, dem dazugehörigen Park und dem Eisgeschäft. Einst fuhren Christa, die junge Hausangestellte der Eltern, und ich mit dem Fahrrad von Schulzenhof nach Rheinsberg. Sommer war es. Christa kaufte für uns Eis. Wir saßen im Park auf dem Rasen zwischen dem Schloß und dem See. Die Sonne schien, das Eis tropfte, und auf der gegenüberliegenden Uferseite sah man den Obelisken, auf dem der schwule Prinz Heinrich preußische Kriegshelden hatte verewigen lassen. Nur sein älterer Bruder Friedrich war auf dem Obelisken unerwähnt geblieben – wovon ich damals freilich nichts wußte. Damals prägte sich mir die sommerlich heitere Szenerie ein. So dachte ich mir fortan Rheinsberg, wenn es mir in den Sinn kam.
Meine Idee von Rheinsberg änderte sich schlagartig, als ich dort zur Oberschule ging. Heute sehe ich mich, den mäßig begabten Schüler Erwin, durch Seitenstraßen zur Schule laufen. Gern wäre ich unsichtbar gewesen. Außerdem wollte ich, von den Lehrern und Schülern unbeobachtet, rauchen. Der Druck, der Druck – ich war ihm nicht gewachsen. Während ich mich auf die mündliche Abschlußprüfung für die zehnte Klasse vorbereitete, hatte ich zu rauchen begonnen. An einem Tag von null auf zwanzig Zigaretten.
Der Druck ließ mich lügen. Der Druck ließ mich Bücher und Schallplatten stehlen.
Ich hatte in den Sommerferien in der Rheinsberger Buchhandlung gearbeitet. Ich mochte die Verkäuferinnen; trotzdem stahl ich. Die Verkäuferinnen entdeckten es. Sie stellten mich zur Rede und verlangten die gestohlenen Schallplatten und Bücher zurück und schwiegen. Wäre meine Dieberei in der Schule und in der Kleinstadt bekanntgeworden – ich weiß nicht, was ich getan hätte … So aber stahl ich dank der nachsichtigen Buchhändlerinnen nie wieder.
Der Druck verführte mich, Feuer zu legen. Ich entzündete am Waldrand Laub und trockenes Moos. Hypnotisiert starrte ich in die Flammen. Erst wenn ich ahnte, ich würde sie im nächsten Moment nicht mehr bändigen, löschte ich das Feuer. Ähnlich wie bei den Diebereien wähnte ich mich überlegen. Gleichzeitig ängstigte ich mich vor mir. Fühlte ich mich durch Mitschüler oder durch Lehrer als Außenseiter geächtet, so zündelte ich. Oder ich schwänzte die Schule. Oder ich überlegte, wie ich mein Leben beenden würde. Der schulische Druck, der Druck im Elternhaus – nein, ich war ihm nicht gewachsen.
Solche Erinnerungen belagern mein Hirn, wenn ich, scheinbar ein Fremder, durch Rheinsberg laufe. Und dann komme ich nach Schulzenhof …
Bevor Johanna und ich meine Mutter im neuen Haus aufsuchen, besichtigen wir das Grundstück oder wir spazieren bis zum nahe gelegenen Törnsee.
Wenn wir zum Törnsee laufen, besuchen wir auch den kleinen Waldfriedhof. Er ist dem Ort auf einem von Tannen bewachsenen Hügel vorgelagert. Wir öffnen die hölzerne Pforte und treten an Bruder Matthes’ Grab. Ich starre auf das Geburts- und das Todesdatum und denke, es liegt alles dicht beieinander – und schon ist Matthes ewig tot. Ich trete an Vaters Grab. Efeu rankt über den Waldboden. Waldmeister umwuchert das Grab. Ich lese den Grabspruch, schaue auf die Stele neben dem Grab und denke und fühle nichts.
Wir verlassen den Friedhof und wandern zum Gehöft. Linker Hand sehen Sie eine Feuerstelle der Germanen … Es scheint, als würden wir ein Freiluftmuseum besichtigen. Nun, nachdem das alte Haus und der Pferdestall um- und ausgebaut worden sind, lautet der Satz eher: Linker Hand können Sie vielleicht noch eine Feuerstelle der Germanen sehen … Ich muß meine Phantasie bemühen, wenn ich in Schulzenhof für Johanna und für mich meine Kindheit heraufbeschwören will. All die Veränderungen. Wer hat ihrer bedurft? Mutter, die die Baumaßnahmen veranlaßt hat, nützen die Verbesserungen nichts. Mutter lebt im neuen Haus auf dem hinteren Teil des Anwesens, im Garten. Sie bewegt sich zwischen Zimmer, Küche und Bad. Ihr bleibt der Blick aus dem Fenster. Mutter wagt sich nur in der warmen Jahreszeit ins Freie. Dann sitzt sie hinter dem neuen Haus auf einem weißen Plastestuhl unter der Markise. Die Sicht aufs Gehöft und aufs Wiesental verbergen mannshohe Sträucher.
Vorgestern war das Zusammensein mit Mutter erträglich. Sie wirkte ruhig und gegenwärtig. Wenn Johanna oder ich redeten, sah sie uns an. Wir konnten auch über verschiedene Themen sprechen. Wir blieben länger in Schulzenhof als geplant – für gewöhnlich halten wir uns nur eine Stunde im neuen Haus auf. Ich kochte Kaffee und deckte in der holzgetäfelten Diele den Tisch. Mutter erzählte derweil. Obwohl sie gefaßter wirkte, streichelte mein Finger mehrmals ihren Rücken. Mutter barmte mich. Mehr noch barmte sie mich, als sie sich erhob und gekrümmt zur Treppe hinkte, die von der Diele aus zu Vaters unterm Dach gelegenen Arbeitszimmer führt. Einem Korbschrank hinter der Treppe entnahm sie zwei Konfektschachteln, die sie uns als Osterpräsente überreichte. Das zu sehen … Es sehen zu müssen.
Johanna und ich bestätigten uns auf der Heimfahrt gegenseitig, daß die Begegnung mit Mutter seit längerer Zeit die angenehmste gewesen sei. Gestern hörte ich jedoch am Telefon von Mutters Mitarbeiterin Franziska, Mutter hätte nach unserem Besuch ihr gegenüber beanstandet, ich würde elend aussehen. Falten hätte ich im Gesicht und ich wäre mager. Mutter wäre beunruhigt, vernahm ich zu meiner eigenen Beunruhigung. Und ich fragte mich: Warum konnte mir Mutter nicht sagen, wie sie mich sieht? Was wird umschwiegen? – Wieder dieser Druck. Zum Glück befreie ich mich heute auf andere Weise von ihm. Ich stehle nicht, ich lüge nicht, ich schwänze nicht die Arbeit, ich zündele nicht. Ich schreibe. Das reicht, um mich, zumindest zeitweilig, vom Druck zu befreien. Was nicht verwunderlich ist, denn heute betrachte ich mein Leben in der Rückschau. Zukunft brauche ich nur fürs Schreiben. Mag auch neuerlich Druck auf mir lasten, die Angst vorm Leben ist nicht mehr groß. Die Frage liegt nahe: Was wollt ihr von mir? Ich gehe, wenn’s mir nicht paßt. Ganz schnell. Solch Wissen ist tröstlich.
Ehe ich den Brief zu schreiben begann, dachte ich, meine Veranlagung hat mich für den Schauspielerberuf vorherbestimmt. Ich rede nicht von Begabung, sondern von Homosexualität. Als Jugendlicher ahnte ich, etwas stimmt mit mir nicht. Ich bin anders. Das verwirrte mich. Ich floh ins Spiel, denn auch Diebstahl, Zündeln und Selbstmordversuch waren Spiel. Hilferuf und Spiel. Ja. Schauspieler neigen zum Nachahmen, zur Verstellung. So etwas hat mich nie interessiert. Ich wußte, das Talent zur Verstellung ist mir ebensowenig eigen wie die Begabung für Malerei. Ich wollte mich im Spiel verwandeln, bis zur Selbstaufgabe. Jedermann wollte ich sein, nur nicht der, der ich war. Indes ist auch das nicht selten ein Antrieb für Leute, die meinen, sie müßten Schauspieler werden. Der Gedanke kam mir, weil es mich erstaunt, daß ich die Schauspielerei nicht vermisse.
Ich danke Dir für die beiden Ansichtskarten aus Spanien. Eine der Karten klemmt nun an der mattgläsernen Tür meines Küchenschranks.
Kommst Du im Mai oder im Juni nach Berlin? Ich möchte mit Dir flanieren …
3. 5. 2001
Liebes Herzchen!
Was machen, wenn man um 5 Uhr erwacht und nicht wieder einschlafen kann? … Ich stand auf, frühstückte, turnte ein wenig, duschte und putzte reihum die Fenster. Anschließend kaufte ich auf dem Markt vorm Kosmos-Kino Blumen und pflanzte sie daheim in die Balkonkästen; denn, Herzchen: Der Frühling ist da! Wuchtig ist er ins Land eingefallen. Siehst Du ab und an den Wetterbericht der »Tagesschau«, ja? Dann weißt Du, was hier die Stunde geschlagen hat. Warm ist es wie im vergangenen Mai. Ich hoffe sehr, das Telefon wird läuten und Du verkündest mir, daß Du in Berlin bist. Ich höre, Deine Schwester urlaubt im Ausland. Unterdessen darfst Du in ihrer Wohnung logieren. Ich möchte es so; also soll es so sein. Nun, ruf an! Sag, Du bist in Berlin. – Ja, ich weiß, es ist zu einem nicht unwesentlichen Teil eine Frage des Geldes. Ich bin schon still und vertraue auf Dein Improvisationstalent.
Grämen mich auch in meiner Wohnung die Wände in Küche, Bad und hinterem Zimmer, so stimmen mich doch augenblicklich die frisch geputzten Fenster froh. Ebenso froh bin ich, daß ich in meiner Wohnung eine von mir festgelegte Ordnung einhalte. Ich könnte jederzeit jemanden in sie einlassen, ohne mich an der Tür dafür entschuldigen zu müssen, daß sie unaufgeräumt ist. Unordnung gehört zu meinen bedrückenden Kindheitserinnerungen. Grob gesagt, wuchs ich zwischen Stecknadeln auf.
Meine Großmutter war unorganisiert. Gewiß war sie durch uns Enkelkinder überfordert; aber das war es nicht allein. Großmutter neigte dazu, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Und zum Schluß blieb alles liegen. Wie die Stecknadeln.
Neben dem Schlafzimmerfenster stand die Singer-Nähmaschine. Drumherum lagen auf den Stühlen und den Ehebetten zugeschnittene Hosen, aufgetrennte Röcke und abgesteckte Blusen. Wenn mein Bruder Ilja und ich mittags von der Schule heimkamen, war das Essen nicht gekocht. Großmutter hatte, einer Eingebung folgend, an einer Hose weitergenäht. Stecknadeln im Mund, öffnete sie uns die Wohnungstür. Um ihren Hals hing das abgewetzte gelbe Maßband. Die Betten waren nicht gemacht. Die Bettdecken lüfteten auf den Stühlen im Kinderzimmer. An manchem Tag nahmen wir Kinder, wenn wir abends zu Bett gehen wollten, die Bettdecken vom Stuhl.
Stecknadeln im Mund, kochte Großmutter das Mittagessen oft zwischen Tür und Angel. Von der Küche her zischte sie uns Kommandos zu. Wenn wir nicht sofort parierten, nahm sie, ehe sie losbläkte, die Nadeln aus dem Mund. Sie legte sie ab, wo sie grade stand. Gleich darauf vergaß sie sie. So lagen auf Tischen, Stühlen und Schränken Stecknadeln, und auf den Fußböden lagen Stoffreste, Heftfäden und weiße Schneiderkreide.
Nahm sich Großmutter ein Zimmer der düsteren, fußkalten Parterrewohnung gründlich vor, so wurde zuvor aller Schurrmurr vorübergehend in ein anderes Zimmer ausgelagert. Vorübergehend ließ sich in Wochen rechnen. Die Küche glich dauerhaft einem Schlachtfeld. Ich liebe Küchen und sitze gern in ihnen. In Küchen kann es anheimelnd friedlich sein. In Großmutters Küche lohnte es nicht, auf solch anheimelnde Stimmung zu warten. Aus dem Schuhschrank quollen ungeputzte Kinder- und Frauenschuhe. Das Schuhputzzeug lag vor dem Schrank. Ebenso ein Paar, dessen einer Schuh glänzte, der andere würde, falls sich die Zeit dafür fände, vor dem Winter geputzt werden. Auf dem Schuhschrank wässerten in einer Keramikdose Salzheringe. Gepellte Zwiebeln lagen daneben. Sie sollten der Marinade beigefügt werden, dann aber …
Die Wohnung hatte kein Bad. Eine Wäscheleine spannte sich mehrfach durch die Küche. Auf der Leine hing die kleine Wäsche. Beim Mittagessen klemmten wir am Küchentisch, der gleichzeitig Abwaschtisch war. Hinter der Küchengardine ahnte man den kopfsteingepflasterten Hof. Über unseren Köpfen trockneten die Windeln unseres jüngsten Bruders.
Für die große Wäsche gab es im Keller des Seitengebäudes die Waschküche. Am Waschtag stand Großmutter, wenn wir vom Unterricht heimkamen, wasenumwallt in der Waschküche. Mit einer langen Stange hievte sie die schwere dampfende Wäsche vom Waschkessel in den aufgebockten Zuber. Großmutter trug Pantinen, Kittelschürze und Kopftuch. Das Kopftuch verdeckte ihre Stirn. Die Brille war beschlagen. Gegessen wurde erst am Abend oder nur aus der Hand. Wenn die Weißwäsche gewaschen und je nach der Jahreszeit auf dem Hof oder dem Hausboden getrocknet war, lag sie tagelang gestapelt in der Wohnung. Auf den letzten Drücker, bevor Großmutter den Schlüssel für den Kaltmangelraum zurückgeben mußte, wurde sie gesprengt und gezogen. Schließlich hoben wir den Wäschekorb auf einen alten Kinderwagen und juckelten mit ihm unter Großmutters Aufsicht übers Trottoir zur Kaltmangel. Auch die gemangelte Wäsche lag tagelang herum, bis sie endlich Platz im Wäscheschrank fand.
Besonders unordentlich war es im Frühjahr und im Herbst. Am Ende des langen Flurs befand sich hinter einem geblümten Vorhang der Hängeboden. Hier stapelten sich Koffer auf Koffer. In ihnen war die Sommer- und die Winterkleidung verstaut. Großmutter holte zweimal im Jahr die Koffer hervor. Plötzlich, und dann über Wochen, standen geöffnete Koffer im Wohnzimmer. Wäsche wurde aus ihnen herausgenommen und auf den Stühlen und Sesseln gestapelt. Nur allmählich füllten sich die Koffer neuerlich mit der für die Saison unbrauchbaren Wäsche.
Neben den Saison-Koffern fanden sich auf dem Hängeboden Koffer voller Stoffreste, ausgemusterter Mäntel, Kleider und Anzüge – Sachen, aus denen Großmutter noch etwas machen konnte, oder Sachen, die sie einst aufgetrennt und zum Teil schon zugeschnitten hatte. Auch der Inhalt dieser Koffer konnte auf Stühlen verteilt werden. Beim Bettenmachen erinnerte sich Großmutter an ein aufgetrenntes Kleid, aus dem sie für die Jungs ganz fix Sommerhemden nähen würde. Großmutter ließ vom Bettenmachen ab, lief zum Hängeboden und suchte den rechten Koffer. Sie ahnte nur vage, in welchem das aufgetrennte Kleid lag. Also waren, wenn wir von der Schule heimkamen, sämtliche Reste-Koffer geöffnet.
Auch Frankendorf lenkte Großmutter vom Haushalt ab. Ihre Mutter lebte in Frankendorf. In meiner frühen Kindheit fuhren wir fast jedes zweite Wochenende mit dem Fahrrad dorthin. Großmutter mußte sich um den Garten und den Haushalt ihrer Mutter kümmern. Zu uns Kindern war Urgroßmutter Berner freundlich, nicht jedoch zu ihrer Tochter. Gegenüber der ältesten Tochter war sie herrisch. Und Großmutter kuschte vor ihrer Mutter bis zu deren Tod – eine andere Geschichte …
Wenn wir nicht die vierzehn Kilometer nach Frankendorf fuhren, marachten wir mal kurz mit dem Rad zum Garten. Er lag dicht am Ruppiner See und war ein ewiges Ärgernis. Die schwere schwarze Erde war wegen der Nähe des Sees fast das ganze Jahr über für den Kartoffel- und Gemüseanbau zu feucht. Großmutter aber liebte ihren Garten. Was sie nicht zugab. Sie tat einzig den Nutzen kund. In schäbigen Taschen und Beuteln schleppten wir den Nutzen durch die Hauptstraße heimwärts. Dann lagen auch Gemüse und Obst tagelang in der Küche, ehe sie in der Speisekammer und im Keller verschwanden.
Niemals durften wir Spielgefährten in die Wohnung mitbringen. Wie Großmutter selbstkritisch eingestand, hatte sie unter den Betten noch nicht gewischt. Und oben hui und unten pfui kam für sie nicht in Frage. Was sollten die Leute denken?! Weil wir keine Spielgefährten einladen durften, wurden auch wir von ihnen nicht nach Hause eingeladen. Man traf sich auf dem Hof, auf der Straße, auf dem Prinzenplatz, der unserem Mietshaus gegenüberlag, oder vor der Haustür.
Als Großmutter endlich einen Fernseher besaß, flüchteten Ilja und ich in die Fernsehwelt. Anstatt Hausaufgaben zu machen, sahen wir nachmittags die berüchtigten Test-Filme des DDR-Fernsehens. Kaum war der alte Spielfilm vorüber, so begann das ARD-Werbefernsehen. Zwischen Werbung und »Abendschau« wurden halbstündige Spiel- und Zeichentrickfilme gezeigt. Ilja und ich saßen am schwarzen Wohnzimmertisch vor den aufgeschlagenen Schulbüchern und schauten fern.
Hin und wieder wurden wir zur Hausarbeit abkommandiert. Großmutter war nicht nur begabt, ihr Chaos zu organisieren, sie verstand es auch, andere Leute in ihrem Chaos untergeordnet zu beschäftigen. Selbst wenn wir im Kinderzimmer zwischen den ungemachten Betten saßen und ernsthaft lernen wollten, waren wir vor Großmutters Kommandos nicht geschützt. Von der Küche her hörte ich: Erwin!!! Im nächsten Moment stieß Großmutter die Tür zum Kinderzimmer auf, erschien ihr Kopf im Zimmer: Geh ma schnell in Keller und hol –! Geh ma schnell auf ’n Hof und hol –! Geh ma schnell nach ’n Milchladen und hol –! Großmutter kam nicht zur Ruhe, und so ließ sie auch uns nicht zur Ruhe kommen. Nur nach dem Abendbrot kam sie zur Ruhe, wenn sie vor dem gedeckten Tisch einschlief. Großmutter drusselte ein bißchen. Wir Kinder wetteten, nach welcher Seite ihr grauhaariger Kopf kippen würde. Sobald der Kopf kippte, riefen wir: Oma! Großmutter fuhr erschrocken aus ihrem Kurzschlaf auf. Sie zieh uns: Verfluchte Görn!, ehe sie erneut drusselte.
Unsere Mutter wußte, in welcher Welt sie uns untergebracht hatte. In ihrer Kindheit war ihre Mutter nicht weniger unorganisiert gewesen. Auch sie hatte unter den chaotischen Verhältnissen gelitten. Besuchte sie uns in Neuruppin, was selten geschah, so drang Großmutter vorwurfsvoll fordernd auf sie ein. Stets gab es böse Worte, Tränen und Schreie. Mutter war dagegen machtlos. Sie war von Großmutter abhängig. Die Eltern bezahlten zwar dafür, daß sie für uns sorgte, doch letztendlich erwies Großmutter unserer Mutter einen Gefallen. Wohlgemerkt, unserer Mutter. Unserem Vater, dessen Foto in späteren Jahren ihre gute Stube zierte, hätte sie nicht den geringsten Gefallen getan. Der alte Kerl soll sich’s Genick brechen! … war eine von Großmutters Redewendungen. Sie konnte es ihrer studierten Tochter nicht verzeihen, daß sie sich mit einem siebzehn Jahre älteren Habenichts zusammengetan hatte.
Während Großmutter ihre Tochter in der Küche auszankte, saß Vater vor dem Haus im Auto. Dann gingen wir ihm guten Tag sagen. Oder Vater spazierte in die Hauptstraße zum Lederwarenhändler »Krenz« und ließ sich Reitstiefel anmessen. Der Weg zu Krenz sich immer lohnt, auch wenn man etwas weiter wohnt … Den Krenzschen Werbespruch gab Vater zuweilen bei den Mahlzeiten in Schulzenhof zum besten. Ansonsten lehnte er alles, was an Neuruppin erinnerte, harsch ab. Neuruppiner Sitten sind hier nicht gelitten! hieß es, wenn Vater uns Söhnen ein kleinbürgerliches Denken unterstellte.
Gleich allen Neuruppiner Kindern sprachen wir randberliner Dialekt. Manchmal erzählten wir beeindruckende Ruppiner Neuigkeiten. Vater konterte sie mit dem obenzitierten Satz: Neuruppiner Sitten –! Großmutter drehte den Spieß einfach um. Kamen wir nach einem Schulzenhofer Wochenende zurück und berichteten begeistert von Vaters Pferden oder von seinem Auto, so sagte sie grantig: Der alte Kerl soll sich –! Irgendwann begriffen wir, daß stets Mißstimmung aufkam, wenn wir in Neuruppin oder in Schulzenhof erzählten, was uns beeindruckt hatte. Und wir begriffen, wie man Wohlgefallen erregte. Wir mußten nur das, was uns beeindruckt hatte, am jeweils anderen Ort verpönen: Stell dia ma vor, Oma, Vata hat sich schon wieda ’n neuet Pferd jekauft! Großmutter schüttelte den Kopf, sie sagte ihren Spruch; gegen uns richtete sich ihre Ablehnung jedoch nicht. Stellt euch ma vor, Oma hat sich schon wieda mit Tante Anni jestrittn! Wegen zwee Pakete Füllinchen, erzählten wir in Schulzenhof. Gesenkten Blicks zischte Vater: Spießbürger! Uns aber ließ er in Ruhe.
So begannen die Lügen. Schutzlügen, die ich mir heute verzeihe. Damals litt ich unter der Unaufrichtigkeit. Bei den Auseinandersetzungen zwischen Großmutter und Mutter stellte sich nicht selten heraus, daß wir Kinder doppelzüngig geredet hatten. Niemand fragte nach den Umständen. Wir wurden sowohl in Schulzenhof als auch in Neuruppin als Lügner verurteilt. In Schulzenhof hieß es, wir wären kleinbürgerlich unehrlich. In Neuruppin drohte Großmutter, sie würde unseretwegen eines Tages ins Wasser gehn. Das Schild um ihrem Hals sollte den Leuten verkünden, wer ihren Tod verschuldet hatte: wir und unsere Eltern.
Bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr sehnte ich mich nach Schulzenhof. Schien Vater auch unnahbar zu sein, neigte er auch zu jähen Wutausbrüchen, so war doch das Schulzenhofer Leben geordnet. Alles hatte seinen Platz. Die Zimmer im Fachwerkhaus wirkten freundlich. Man konnte schöne Dinge betrachten. Danach sehnte ich mich. Ich schwänzte die Schule, fälschte Entschuldigungszettel, täuschte Krankheit vor, nur um einen weiteren Tag in Schulzenhof bleiben zu können. Leider mußte ich von uns Brüdern am längsten in Neuruppin ausharren. Großmutter hielt an mir, dem sie den Charakter seines Vaters ausprügeln wollte, fest. Sie fürchtete, wenn auch ich sie verließe, müßte sie die Wohnung aufgeben. Das Wohnungsamt würde einer einzelnen Person eine Dreizimmerwohnung streitig machen. Deshalb ließ Großmutter nur unter Geschrei und Tränen von mir ab. Deshalb war ich, als ich ins Elternhaus übersiedelte, ein ganz undankbarer Patron. Wenig später zog Großmutter in eine kleinere Wohnung. Damit hatte ich aber nichts mehr zu tun. Ich verließ Neuruppin und sah mich nicht um. Ich wußte, Großmutter bedeutet Lüge für mich. Und lügen wollte ich nicht mehr. Selbstverständlich log ich noch einige Jahre. Ich log, bis ich mich auch aus dem strengen Schulzenhofer Gefüge befreit hatte.
rackern