Walter van Rossum
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Jean-Paul Sartre, 1939–1953
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Walter van Rossum (geb. 1954) lebt als freier Publizist in Köln. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zur französischen Philosophie und Literatur.
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Erschienen bei Fischer Digital
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2015
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ISBN dieser E-Book-Ausgabe: 978-3-10-560557-8
›Derrida l’insoumis‹, in: Le Nouvel Observateur, 9. September 1983. S. 86. Wiederabdruck in: De Sartre à Foucault. Vingt ans degrands entretiens dans Le Nouvel Observateur. Paris 1984. S. 366–375. Hier: S. 371.
Über den Einfluß und die Stellung von Jacques Lacan in Frankreich informiert sehr ausführlich der zweite Band von Elisabeth Roudinesco, La Bataille de cent ans. Histoire de la psychanalyse en France. Paris 1986. 2 Bände.
Manfred Frank, ›Zur Archäologie des Individuums. Zur Hermeneutik von Sartres Flaubert‹, in: Ders., Das Sagbare und das Unsagbare. Studien zur neuesten französischen Hermeneutik und Texttheorie. Frankfurt a.M. 1980. S. 36–113.
Beide Texte sind unübersetzt und franz. wiederabgedruckt in: Situations X. 1975. S. 329–358. Die zehn Bände Situations werden im folgenden abgekürzt zitiert als Sit. I, II, III etc.
Cf. besonders das Kapitel mit der Überschrift ›Die existentielle Psychoanalyse‹ (S. 701–723). Unmittelbar im Anschluß daran erklärt Sartre: »Wir werden daher unsere Aufgabe erfüllt haben, wenn wir die bisher gewonnenen Erkenntnisse benutzen, um die Grundlagen für eine existentielle Psychoanalyse zu entwerfen.« S. 723
Die Studie über Mallarmé ist Fragment geblieben. Sie ist erstmals in der Zeitschrift Obliques Nr. 18/19, April 1979, S. 169–194 erschienen. Dtsch: Mallarmés Engagement. 1983. Etliche Seiten des unabgeschlossenen Manuskripts sind wahrscheinlich 1962 bei einem Attentat auf Sartres Wohnung entweder verbrannt oder gestohlen worden. Die gedruckten Fragmente stammen vermutlich aus der Zeit um oder kurz vor 1950.
Le scénario Freud [1959/60]. 1984
Cf. Daniel Lindenberg, Le marxisme introuvable. Paris 1975. Und: Bruno Schoch, Marxismus in Frankreich seit 1945. Frankfurt a.M., New York 1980.
Kritik der dialektischen Vernunft. S. 868
›Volksfront nicht besser als Gaullisten‹. Interview. Der Spiegel 7, 12. Febr. 1973. S. 84–98. Hier: S. 92.
Interview mit Lotta continua, 15. September 1977. Meines Wissens erklärt Sartre diesen Sachverhalt zum ersten Male 1975 öffentlich in einem ausführlichen Interview über seine philosophische Entwicklung. Dieses Gespräch wurde aber erst nach seinem Tod veröffentlicht. Eine gekürzte französische Fassung ›Une vie pour la philosophie‹ in: Magazine Littéraire, Nr. 182 (März 1982). S. 72–81. Die vollständige Fassung ist bisher nur auf englisch gedruckt und findet sich in: Paul A. Schilp (Hrsg.), The philosophy of Jean-Paul Sartre. La Salle, Illinois 1981.
Ich habe anderenorts schon versucht, das Verhältnis der poststrukturalistischen Intellektuellen zu Politik und Marxismus zu beschreiben. Cf. Walter van Rossum, ›Triumph der Leere. Zum Konvertitentum der französischen Intellektuellen‹, in: Merkur, Nr. 434, April 1985. S. 275–288.
›Jean-Paul Sartre antwortet‹. Interview mit Bernhard Pingaud [1966], in: alternative 54, Juni 1967. S. 129–133. Hier: S. 131.
Besonders im ›Geschichte und Dialektik‹ überschriebenen IX. Kapitel von Das wilde Denken [1962], Frankfurt a.M. 1968.
Außer dem zuvor erwähnten Interview wäre noch das Gespräch ›Die Anthropologie‹ in: Mai ’68 und die Folgen. Bd. 21975, S. 78–88 zu nennen.
›Der Schriftsteller und die Sprache‹. Interview mit Pierre Verstraeten, in: Der Intellektuelle und die Revolution. Neuwied u.Berlin 1971. S. 83–123. Hier: S. 116.
Alfred Schmidt, ›Lévi-Strauss versus Sartre‹, in: Traugott König (Hrsg.), Sartre. Ein Kongreß. Reinbek 1988. S. 297–333. Hier: S. 315. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Annegret Dumasy, Restloses Erkennen. Die Diskussion über den Strukturalismus des Claude Lévi-Strauss in Frankreich. Berlin 1972.
Ich nenne hier nur die beiden Aufsätze ›Kraft und Bedeutung‹ und ›Die Struktur, das Zeichen und das Spiel im Diskurs der Wissenschaften vom Menschen‹. Beide in: Ders., Die Schrift und die Differenz. Frankfurt a.M. 1972.
Jean Verdreil, ›Sartre, lecteur de Brecht et d’Artaud‹, in: Claude Burgelin (Hrsg.), Lectures de Sartre. Lyon 1986. S. 317–326. Hier: S. 323.
In: Mythos und Realität des Theaters. Aufsätze und Interviews 1931–1971. S. 126–144.
Jean Verdreil, op. cit. S. 325.
›Ein neuer Mystiker‹, in: Situationen. 1965. S. 59–88.
Traugott König, ›Sartre und Bataille‹, in: Ders. (Hrsg.), Sartre. Ein Kongreß. op. cit., S. 365–381. Hier: S. 380. Eine andere neuere Untersuchung stammt von Françis Marmande, ›Sartre et Bataille: le pas de deux‹, in: Claude Burgelin (Hrsg.), op. cit. S. 255–261.
›Les romans de Sartre‹ [1945]. Wiederabdruck in: Ders., La part du feu. Paris 1949. S. 195–211. Eine deutsche Übersetzung dieses Aufsatzes findet man in dem Beiheft zu der Kassette: Gesammelte Werke. Romane und Erzählungen. Sartres Auseinandersetzung mit Blanchot und Bataille werden wir in Kapitel III, 3 ausführlicher darstellen.
Hans Blumenberg, Das Lachen der Thrakerin. Eine Urgeschichte der Theorie. Frankfurt a.M. 1987. S. 150.
Douglas Collins, ›Die Anthropologie des Neuen: Saint Genet‹, in: T. König (Hrsg.), Sartre, op. cit. S. 188–198.
Cf. René Descartes, Discours de la méthode – Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung. Dtsch.u.Franz. Hamburg 1969. S. 2–19.
›Schreiben des Verfassers an denjenigen, der die Prinzipien der Philosophie ins Französische übersetzt hat, das zugleich als Vorwort zu dem Buche selbst dienen mag‹, in: René Descartes, Die Prinzipien der Philosophie. Hamburg 1955. S. XLII.
Ich zitiere Descartes hier nur als den Stifter oder vielleicht nur Sprecher eines modernen Modells vom Wissen. Natürlich hat schon Plato das Sein favorisiert, und spätestens Augustinus hat diese Präferenz an das Christentum weitergegeben. Von daher hat die Vorstellung von einem erlösenden Sein eine noch viel längere und undurchdringlichere Tradition.
Claude Lévi-Strauss, Das wilde Denken. op. cit., S. 289.
Ibid., S. 284.
Claude Lévi-Strauss, Der nackte Mensch. Band II. Frankfurt a.M. 1975. S. 808.
Herbert Schnädelbach ist kürzlich der These nachgegangen (›Das Gesicht im Sand. Foucault und der anthropologische Schlummer‹, in: A. Honneth, Th. McCarthy u.a. (Hrsg.), Zwischenbetrachtung. Im Prozeß der Aufklärung. Frankfurt a.M. 1989), wonach sich die jüngere Denkgeschichte im Übermaß mit dem Menschen befaßt haben soll. Fehlanzeige auf der ganzen Linie. Im Gegenteil: das Individuum nimmt sich eher wie ein exotisches Thema aus.
Es ist nicht uninteressant zu sehen, daß Lévi-Strauss diese Kehre fast widerspruchslos mitgemacht hat, heute den Szientismus kritisiert und in seinen letzten Veröffentlichungen die poststrukturalistische Kritik am Strukturalismus teilt. Das braucht uns nicht zu verwundern, denn der Poststrukturalismus ist ja nur der um ein Vorzeichen veränderte Strukturalismus. Cf. Manfred Frank, Was ist Neostrukturalismus? Frankfurt a.M. 1984. S. 66ff.
Man darf sich vom metaphysikkritischen Jargon der Poststrukturalisten nicht irritieren lassen. Diese Kritik bezieht sich auf die Muster der überkommenen Metaphysik, auf ihr Denken in Kategorien wie Substanz, Einheit usw. Aber die Preisgabe dieser Konzepte und der Verzicht auf »positive« Erklärung bedeuten nicht auch schon den Verzicht auf totalitäre metaphysische Erklärung. Zur Kontinuität von Moderne und Postmoderne cf. A. Wellmer, Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Frankfurt a.M. 1985 und Wolfgang Welsch, Unsere postmoderne Moderne. Weinheim 1987.
J.-F.Lyotard, Der Widerstreit. München 1987. S. 228. Die Ersetzung des Ich durch Diskursarten hindert Lyotard allerdings keineswegs daran, an »die Menschen« zu appellieren und ihnen eine Art antitotalitärer Ethik der Kontingenz zu empfehlen. Für niemanden? Von niemandem?
Ich paraphrasiere hier nur die entsprechenden Gedanken aus: Die Ordnung der Dinge. [1966] Frankfurt a.M. 1974. Foucault hat später seinen Ansatz stark verändert, ist sich aber in der Absicht treu geblieben. Das Individuum hat sich als ziemlich resistent erwiesen, und an Foucaults Beispiel kann man studieren, wie die rastlose Arbeit an seinem Tod ein Wissenschaftlerherz zu immer neuen Anläufen inspirierte. Cf. Axel Honneth, Kritik der Macht. Frankfurt a.M. 1985. S. 113–224.
Cf. Jacques Derrida, Grammatologie. [1967] Frankfurt a.M. 1974.
Der Darstellung von Sartres Begriff vom Individuum sind drei hervorragende Arbeiten gewidmet. Wegweisend und initial war wohl der bereits zitierte Aufsatz von Manfred Frank ›Zur Archäologie des Individuums. Zur Hermeneutik von Sartres Flaubert‹, loc. cit. Die Arbeit von Leo Fretz Het Individualiteitsconcept in Sartres Filosofie, Delft 1984 (mit einer englischen und französischen Zusammenfassung), untersucht das Individualitätsproblem vor allem in den beiden philosophischen Hauptwerken Das Sein und das Nichts und Kritik der dialektischen Vernunft. Eduard Malers ausgezeichnete Untersuchung Sartres Individualhermeneutik. München 1987, schließt wieder mehr an Franks Überlegungen zu Sartres Flaubert-Buch an.
Tagebücher. Les carnets de la drôle de guerre. November 1939 – März 1940. 1984. Im folgenden immer abgekürzt als Tagebücher zitiert.
Walter van Rossum, ›»L’intellectuel est voué à disparaître«. Jean-Paul Sartres Spätwerk 1968–1980‹, in: H. Harth/ V. Roloff (Hrsg.), Literarische Diskurse des Existentialismus. Tübingen 1986. S. 115–128.
Briefe an Simone de Beauvoir und andere. Herausgegeben von S. de Beauvoir. Band I u.II. 1984. Hier: Bd. I, S. 282. Diese Ausgabe werden wir im folgenden abgekürzt zitieren als Briefe I oder II. Zu Louise Védrine annotiert die Herausgeberin der Briefe: »Eine Freundin von mir, mit der Sartre ein Verhältnis anfing, das der Krieg schnell beendete.« (ibid., S. 237).
Simone de Beauvoir, ›Gespräche mit Jean-Paul Sartre. August–September 1974‹, in: S. de Beauvoir, Die Zeremonie des Abschieds. Reinbek 1983. S. 167–568. Hier: S. 496. Im folgenden zitiert als: ›Gespräche mit Sartre‹.
Interview mit Michel Contat [1975] ›Selbstporträt mit siebzig Jahren‹, in: Sartre über Sartre. Autobiographische Schriften. S. 180–246. Hier: S. 213f.
Dieses Fragment ist abgedruckt als Anhang der Neuübersetzung des Romans Der Pfahl im Fleische. 1987. S. 333–361. (Übersetzung von mir) Über das Fragment cf. Fußnote 10 dieses Kapitels.
›Gespräche mit Sartre‹, S. 456f.
Meist »T.« abgekürzt. Es handelt sich dabei um Wanda Kosakiewicz, eine langjährige Freundin Sartres und Simone de Beauvoirs, mit der Sartre eine teilweise dramatische Liebesbeziehung verband.
Ibid. S. 342. Erst im Moment der Drucklegung dieser Arbeit erscheinen auch Simone de Beauvoirs Briefe (Simone de Beauvoir, Lettres à Sartre 2 Bde. Paris 1990), ebenso übrigens wie ihr Tagebuch (Journal de guerre. Septembre 1939–Janvier 1941. Paris 1990). Die Briefe galten lange Zeit als verschollen und sind erst jetzt nach ihrem Tod von ihrer Freundin Sylvie Le Bon wiedergefunden und herausgegeben worden. Beide Quellen, auf die wir hier nicht mehr näher eingehen können, bestätigen im großen und ganzen unsere Einschätzungen. Sie sind für das private Leben und für die Stimmung manchmal aufschlußreich, ansonsten aber wesentlich weniger ergiebig als Sartres Briefe und Tagebücher.
Übrigens muß man sich bei der Lektüre der Briefe immer vor Augen halten, daß die beiden mit Mitlesern zu rechnen hatten: der militärischen Zensur. Das führt gelegentlich zu verschlüsselten oder indirekten Ausdrucksweisen.
Über dieses Verhältnis berichtet Simone de Beauvoir ausführlich in den zahlreichen Bänden ihrer Memoiren. Für die Zeit ihrer ersten Bekanntschaft im Jahre 1929: Memoiren einer Tochter aus gutem Hause. [1958] Reinbek 1960. Für die Zeit von 1929 bis zur »Libération« 1944: In den besten Jahren. [1960] Reinbek 1961. Die folgenden Bände: Von 1945–1962: Der Lauf der Dinge. [1963] Reinbek 1970. Von 1962–1970: Alles in allem. [1970] Reinbek 1972. Von 1970–1980: Die Zeremonie des Abschieds. [1981] Reinbek 1983. Zur Stellung dieser Memoiren als häufig zitiertes Quellenwerk für Sartres Leben und Werk will ich nur folgendes anmerken: Außer einigen – soweit mir bekannt – belanglosen Irrtümern und Ungenauigkeiten, bieten diese Erinnerungen einen scheinbar lückenlosen und materialreichen Lebenslauf Sartres. Das Problem liegt woanders: Es handelt sich um Memoiren und nicht um eine Autobiographie Simone de Beauvoirs (zum Unterschied von Memoiren und Autobiographie cf. Philippe Le Jeune, L’autobiographie en France. Paris 1971 und ders., Le pacte autobiographique. Paris 1975). Schon gar nicht handelt es sich um eine Biographie Sartres. Indes entsteht durch die Fülle der – allerdings reichlich anekdotisch dargebotenen – Informationen und Details immer wieder der Eindruck, Sartre sei nicht nur der bestdokumentierte, sondern auch der bestverstandene Schriftsteller des Jahrhunderts. Dagegen ist vordergründig einzuwenden, daß Rücksichtnahmen auf lebende Personen und natürlich auch auf ihrer beider Privatleben zu zahlreichen Auslassungen führten. »Ich habe nicht vor, alles zu sagen«, schreibt Simone de Beauvoir in In den besten Jahren (S. 8) diesbezüglich. Ebenso trivial ist der Hinweis auf die zeitliche und persönliche Nähe der Autorin zu Sartre und den berichteten Ereignissen. Viel wichtiger ist, daß man zuletzt in diesen Memoiren nur sehr wenig Genaues über die Verzahnung von Leben und Schreiben bei Sartre erfährt. Das war ja auch nie die Absicht Simone de Beauvoirs: »Andererseits ist mein Leben eng mit dem von Jean-Paul Sartre verbunden; er will seine Geschichte jedoch selbst erzählen, und ich lasse das auch seine Sache sein. Ich werde mich nicht über seine Ideen, seine Arbeiten verbreiten, ich werde von ihm nur das erzählen, was in meine eigene Existenz hineinspielt.« (ibid.) Was die Außenansichten von Sartres Leben angeht, sind die Memoiren seiner Lebensgefährtin eine unverzichtbare Quelle, auf die wir jedoch nur an besonders markanten und pointierten Stellen ausdrücklich verweisen.
Ibid., S. 334, 28. Sept. 1939. (Übersetzung von mir)
Dieser Zyklus ist ein Projekt, das Sartre seit Anfang der 30er Jahre hegte. Ursprünglich waren nur zwei Bände – unter ganz anderem Titel – geplant, aus denen bald drei, vier und mehr werden sollten. Zuletzt sind aber nur drei Romane der Wege der Freiheit vollständig erschienen: Zeit der Reife – L’âge de raison, Der Aufschub – Le sursis [beide 1945] und Der Pfahl im Fleische – La mort dans L’âme [1949]. Die Fortsetzung ist Fragment geblieben. Zu Lebzeiten wurde davon veröffentlicht: Eine komische Freundschaft – Drôle d’amitié (in Les Temps Modernes, Nr. 49, November 1949, S. 769–806 und Nr. 50, Dezember 1949, S. 1009–1036). Erst nach Sartres Tod wurden unter dem Titel Die letzte Chance – La dernière chance umfangreichere Fragmente eines vierten Bandes in die Œuvres romanesques (s. u.) aufgenommen. Eine komische Freundschaft stellt zwei Kapitel daraus dar. Noch später erschien in Les Temps modernes (Nr. 434, Sept. 1982, S. 449–475) unter dem Titel »Journal de Mathieu – Mathieus Tagebuch« ein weiteres Fragment (deutsch: als Anhang zur Neuübersetzung von Der Pfahl im Fleische). Auf die Gründe, die Sartre bewogen haben könnten, das Unternehmen unvollendet zu lassen, werden wir später noch einmal zurückkommen. Wichtige Materialien und Anmerkungen zu Sartres erzählerischem Werk bietet die vorzügliche Ausgabe der Œuvres romanesques. Edition établie par Michel Contat et Michel Rybalka avec la collaboration de Geneviève Idt et de George H. Bauer. Paris 1981 (Bibliothèque de la Pléiade). Im folgenden abgekürzt zitiert Œuv. Rom.
Zit. n. Œuv. Rom., S. 1860.
M.Contat spricht in seinen Anmerkungen zu den Œuvres romanesques (S. 1860) von Anfang 1939. Am 9. Januar 1940 erwähnt Sartre in einem Brief an Simone, seit anderthalb Jahren an dem Roman zu sitzen. (Briefe II, S. 29)
Briefe I, S. 295: »Ich bin da, wo Mathieu zu Lola geht, um ihr die Briefe von Boris zu stehlen. Das macht mir großen Spaß.« Ein Brief vom 8. September bestätigt die Konjektur: »Der Entwurf des 11. Kapitels ist fertig, und ich habe die Reinschrift begonnen.« (An S. de Beauvoir. Briefe I, S. 299)
Was ist Literatur? [1947], S. 173.
Klaus Hartmann, Grundzüge der Ontologie Sartres in ihrem Verhältnis zu Hegels Logik. Berlin, New York 1963. S. 31. An anderer Stelle schreibt er: »Sartres Kritik an der Phänomenologie ist eine Kritik an der bloßen Objektivität der Phänomene.« (ibid., S. 30).
Œuv. roman., S. 1859ff.
Zeit der Reife. S. 54.
Nämlich:
Heft III. Nov.–Dez. 39 (geschrieben in): Brumath, Morsbronn.
Heft V. Dez. 39: Morsbronn.
Heft XI. Februar 1940: Morsbronn, Paris, Bouxwiller.
Heft XII. Februar 1940: Bouxwiller.
Heft XIV. März 1940: Bouxwiller. Brumath.
Die anderen verschollenen Hefte sind zum Teil schon während der drôle de guerre selbst verlorengegangen. Cf. Briefe II, S. 277f und die dazugehörenden Anmerkungen der Herausgeberin.
Über den tagebuchschreibenden Tagebuchleser Sartre cf. Rainer Wannicke, ›Von der individuellen Aufrichtigkeit zur geschichtlichen Authentizität. Krieg und Autoanalyse in J.-P.Sartres Carnets de la drôle deguerre‹. (Vortrag auf dem 20. Romanistentag 1987 in Freiburg. Im Druck) Andere Tagebücher, die Sartre in jenen Monaten liest, stammen von: Larbaud, Stendhal, Tolstoi, den Goncourts und Renard.
Leider findet man in dem bisher einzigen Aufsatz, der zu diesem letzten Problem erschienen ist (nämlich: Geneviève Idt, ›Préhistoire de Sartre biographe d’après Les carnets de la drôle de guerre‹, in: Helene Harth/Volker Roloff (Hrsg.), Literarische Diskurse des Existentialismus. Tübingen 1986. S. 57–73.), nur etwas vom Einstellungswechsel – auch »alter« Sartreaner – zu Sartre in Frankreich. Denn immerhin muß man Geneviève Idt Verdienste in Sachen wissenschaftlicher Sartre-Philologie zuerkennen. Aber jetzt in ihrem Aufsatz beschwert sie sich nur über den penetranten Biographismus Sartres. Nun haben leider dieses Tagebuch und wahrscheinlich Tagebücher im allgemeinen die eigene Biographie zum vorherrschenden Thema. Und gerade Sartre erläutert seine Gründe ja nun ausführlich und überzeugend, auch gerade in Abgrenzung von der eitlen Lebensbuchhaltung anderer Schriftsteller. Da G. Idt leider jeder Blick für die ›Logik‹ und die Absichten dieser biographischen Reflexionen fehlt, findet sie nur einen Sartre, der an seiner eigenen Legende strickt (ibid., S. 66 et passim). Geneviève Idt schrieb schon entschieden inspirierter, bevor sie den obligatorischen französischen Paradigmenwechsel vollzog!
In: Drei Essays. Frankfurt a.M., Berlin, Wien 1971. S. 7–51. Sartre hielt diesen Vortrag am 29. Oktober 1945 in Paris. Cf. unten Kap. IV.
›Die Republik des Schweigens‹, in: Paris unter der Besatzung. 1980. S. 37–38. Hier: S. 38. Franz. zuerst in: Les Lettres françaises, Nr. 20, 9. Sept. 1944.
»Dieser Einfluß [von Heidegger] ist mir in letzter Zeit manchmal schicksalshaft vorgekommen, da er mich die Authentizität und die Geschichtlichkeit genau in dem Augenblick gelehrt hat, als der Krieg mir diese Begriffe unerläßlich zu machen drohte.« (Tagebücher, S. 266, 1. Febr. 40) Allerdings scheint mir Heideggers »Eigentlichkeit« nur aus der Ferne verwandt mit Sartres »Authentizität«. In Das Sein und das Nichts diskutiert Sartre die Problematik später anhand der Begriffe »Unwahrhaftigkeit« (»mauvaise foi«) und »Aufrichtigkeit« (»sincérité«). Beide Termini bezeichnen Fluchtweisen des Bewußtseins vor sich selbst. Bezeichnend für dieses Buch ist, daß die positive Größe, nämlich die »Authentizität«, bloß als Hinweis in einer Fußnote (S. 121) vorkommt.
Volker Roloff hat sehr gut gezeigt, in welchem Maße später ein sozial immer weiter aufgeladener (Rollen-)Spielbegriff Sartres Theater und seine verschiedenen biographischen Studien prägt und auch noch seine autobiographische Prosa Die Wörter. Volker Roloff, ›Existentielle Psychoanalyse als »theatrum mundi«. Zur Theatertheorie Sartres.‹ In: Traugott König (Hrsg.), Sartre. Ein Kongreß. S. 93–106. Und: Ders., ›Rôle, jeu, projet littéraire. Der Rollenbegriff Sartres im Schnittpunkt von Literaturpsychologie und Literatursoziologie.‹ In: Henning Krauss, Reinhold Wolff (Hrsg.), Psychoanalytische Literaturwissenschaft und Literatursoziologie. Frankfurt a.M. 1982. Cf. auch: Martin Gisi, Der Begriff Spiel im Denken J.-P.Sartres. Königstein 1979.
Das XII. Heft endet mit den Aufzeichnungen vom 29. Februar. Das XIII. Heft ist verschollen, und die publizierten Cahiers fahren mit Heft XIV fort, das mit dem 6. März beginnt. Am 6. März schließen seine autobiographischen Reflexionen mit dem bereits zitierten Résumé: »Man muß aus Lehm sein, und ich bin aus Wind.« Es ist also anzunehmen, daß das bis jetzt verschollene Heft XIII die autobiographischen Überlegungen fortsetzt. Das Fehlen dieser etwa einhundert Seiten, die er in fünf Tagen wahrscheinlich hauptsächlich über sich geschrieben hat, verkürzt das Material, auf das wir uns stützen können, leider erheblich.
»Ich habe drei ›intime Freunde‹ gehabt, und jeder entsprach einer bestimmten Periode meines Lebens: Nizan – Guille – Castor (denn Castor ist auch mein Freund gewesen und ist es noch).« S. 392
Thomas R. Flynn, ›Skizze einer Theorie der Geschichte‹, in: Traugott König (Hrsg.), Sartre. Ein Kongreß. S. 201–225.
Obwohl man sich natürlich fragen kann, ob die Verachtung der Mutter und die Identifikation dieser Verachtung mit England nicht selbst wieder als determinierende äußere Fakten auftreten, ob Sartre nicht also bloß den Determinismus verschoben hat. Warum zählt die Verachtung für Wilhelm so stark, und warum identifiziert er sie mit England und nicht ausschließlich (wie er es auch getan hat) mit Frauen und Müttern?
In: Die Transzendenz des Ego. Philosophische Essays 1931 –1939. 1982. S. 33–38.
Cf. Michel Contat/ Michel Rybalka, Les Ecrits de Sartre. Chronologie, Bibliographie commentée. Paris 1970. S. 71. Im folgenden abgekürzt zitiert als: Contat/Rybalka, Ecrits.
In: Die Transzendenz des Ego. S. 39–96. Franz. erstmals in: Recherches philosophiques, No. 6, 1936/37.
Leo Fretz (›Le Concept d’individualité‹, in: Obliques, No. 18–19. 1979, Numéro spécial Sartre. S. 221–234 und Ders., Het individualiteitsconcept in Sartres filosofie, op. cit.) hat ›Die Transzendenz des Ego‹ mit Das Sein und das Nichts unter dem Gesichtspunkt des Konzepts der Individualität verglichen. Er kommt auf diesem Weg zum gleichen Ergebnis wie wir, daß es nämlich zwischen diesen beiden Texten einen entscheidenden »epistemologischen Bruch« gibt. Indes kannte Fretz damals noch nicht die Tagebücher, und er beschränkt sich auf eine reine und sorgfältige Begriffsuntersuchung. In Kenntnis der Tagebücher versuchen wir hier, die intentionalen Voraussetzungen dieses Begriffswandels nachzuvollziehen.
Cf. z.B. Contat/Rybalka, Ecrits. S. 56f. Und Sylvie Le Bon in der Einleitung und den Kommentaren zu der Neuausgabe von La Transcendance de l’Ego. Paris 1965.
Wir haben dazu bereits im 1. Kapitel einige Zitate angeführt.
Etwa in dem Interview ›Une vie pour la philosophie‹, loc. cit. Hier: S. 76. In diesem Gespräch erläutert er auch sein Festhalten an der Konzeption der Transzendenz des Ego.
Ibid.
Aus den unveröffentlichten Gesprächen mit John Gerassi [1973]. Zit. nach Œuv. Rom., S. LIII.
In: Die Transzendenz des Ego, S. 255–321. Gemeinhin wird dieser Text als einziges Relikt von ›La Psyché‹ dargestellt. Da Sartre hier aber explizit auf Heidegger zurückgreift und – übrigens zum ersten Male – mit Konzepten wie Dasein (réalité humaine – menschliche Realität) argumentiert und da ausweislich der Tagebücher eine verarbeitende Heidegger-Rezeption erst nach dem abgebrochenen Fragment stattgefunden hat, scheint uns die ›Skizze…‹ von einem etwas späteren Moment in Sartres philosophischer Entwicklung zu zeugen. Allerdings hat er sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Material und auf die reichlichen Vorarbeiten zu seiner »phänomenologischen Psychologie« stützen können. Methodisch geht er jedenfalls deutlich über Husserl hinaus, den er mit der ganz anderen Phänomenologie Heideggers verknüpft. Möglicherweise haben gewisse Unstimmigkeiten in dem Text, die wir gleich diskutieren werden, auch damit zu tun, daß er auf den ursprünglich von Husserl inspirierten Text später Heideggersche Elemente aufsetzte. Das ändert allerdings nichts an unserer Darstellung.
Es ist aufschlußreich, daß Sartre 1964 in einem Interview mit Jacqueline Piatier anläßlich des Erscheinens von Die Wörter genau das wiederholt, was er schon 1940 in sein Tagebuch schreibt: »Was ich bei Der Ekel bedaure, ist, daß ich nicht vollkommen beteiligt war. Ich blieb außerhalb des Elends meines Helden stehen, durch meine Neurose geschützt, die mir Glück gewährte im Schreiben. […] Mir fehlte der Sinn für die Realität. Seither habe ich mich verändert. Ich habe allmählich gelernt, das Reale zu sehen.« (›Was bedeutet Literatur in einer Welt, die hungert?‹, in: Was kann Literatur? 1979. Hier S. 65.)
Aber: »Seine Briefe, seine Werke hat er niemals selbst geschrieben: er hat sie von einem öffentlichen Schreiber verfassen lassen.«
Auf die Erzählungen in dem Sammelband Die Mauer (1939) wollen wir hier weiter nicht eingehen. Jede Erzählung für sich verlangte eine genaue Analyse, und jede übersteigt für sich und auf ihre Weise den philosophischen Horizont, auf den sie – wie Der Ekel – auf die eine oder andere Weise anspielen.
Ich lasse hier die wichtigen philosophischen Untersuchungen Die Imagination (1936) und Das Imaginäre (1940) nur deshalb weg, um die Rekonstruktion von Sartres Denkwegen nicht mit zusätzlichem Stoff zu belasten. Obwohl diese beiden Texte sehr viel »technischer« sind, lassen sie sich ohne weiteres in die Entwicklungslinie einfügen.
Es handelt sich dabei um folgende Texte:
›Sartoris par William Faulkner‹ in: N.R.F., Nr. 293, Febr. 1938. Dtsch.: ›Sartoris von William Faulkner‹. S. 9–13. (Im folgenden abgekürzt zitiert: ›Faulkner I‹)
›A propos de John Dos Passos et de 1919‹ in: N.R.F., Nr. 299, August 1938. Dtsch.: ›Über John Dos Passos und Neunzehnhundertneunzehn‹. S. 14–21. (Im folgenden abgekürzt zitiert als ›Dos Passos‹)
›La conspiration par Paul Nizan‹ in: N.R.F., Nr. 302, Nov. 1938. Dtsch.: ›Die Verschwörung von Paul Nizan‹. S. 22–24.
›M. François Mauriac et la liberté‹ in: N.R.F., Nr. 305, Febr. 1939. Dtsch: ›François Mauriac und die Freiheit‹. S. 25–39. (Im folgenden abgekürzt zitiert als ›Mauriac‹)
›Vladimir Nabokov, La méprise‹ in: Europe, Nr. 198, 15. Juni 1939. Dtsch.: ›Vladimir Nabokov, Verzweiflung‹. S. 40–42.
›Denis de Rougemont, L’Amour et l’occident‹ in: Europe, loc. cit.. Dtsch.: ›Denis de Rougemont, Die Liebe im Abendland‹. S. 43 – 48.
›Charles Morgan, Le fleuve étincelant‹ in: Europe, loc. cit.. Dtsch.: ›Der leuchtendeStrom von Charles Morgan‹. S. 49–50.
›A propos de Le Bruit et la fureur. La Temporalité chez Faulkner‹ in: N.R.F., Nr. 309 u. 310, Juni und Juli 1939. Dtsch.: ›Die Zeitlichkeit bei William Faulkner. Nach seinem Roman Schall und Wahn‹. S. 51–58. (Im folgenden abgekürzt zitiert als ›Faulkner II‹)
›M. Jean Giraudoux et la philosophie d’Aristote. A propos de Choix des Elues‹ in: N.R.F., Nr. 318, März 1940. Dtsch.: ›Jean Giraudoux und die aristotelische Philosophie. Über Die Auserwählten‹. S. 59–70. (Im folgenden abgekürzt zitiert als ›Giraudoux‹)
Französisch alle bis auf ›Charles Morgan, Le fleuve étincelant‹ wiederabgedruckt in: Sit. I, S. 7–91. Der Artikel über Morgan wurde nachgedruckt in: Contat/Rybalka, Ecrits, S. 73–74. Deutsch alle in: Der Mensch und die Dinge. Aufsätze zur Literatur 1938– 1946. Die Seitenangaben hinter den deutschen Titeln beziehen sich auf diese Ausgabe.
Ich zähle den Aufsatz ›Der gefesselte Mensch. Anmerkungen zum Journal von Jules Renard‹ (in: Der Mensch und die Dinge, S. 142–155) zu den frühen Literaturkritiken. Denn auch wenn er erstmals erst in Messages II, 15. April 1945 erscheint (Wiederabdruck: Sit. I, S. 271–288), so geht er doch fast vollständig auf Bemerkungen über Renard zurück, die Sartre zwischen dem 20. und 27. März 1940 in sein Tagebuch einträgt. (Wir zitieren hier nach Tagebücher, S. 500–514.) Dieser Text belegt auch die Kontinuität von Sartres literaturtheoretischen Vorstellungen von 1938 bis in die Zeit der drôle de guerre und darüber hinaus.
›Faulkner II‹, S. 51. Mit Metaphysik meint Sartre hier eine nicht unbedingt fachphilosophische, sondern eher weltanschauliche Vorstellung, die sich auf das Ganze des Zusammenhangs von Mensch und Welt erstreckt. Man findet übrigens bei Sartre gelegentlich einen irritierend wenig problematisierten und wahrscheinlich »schulphilosophisch« zu verstehenden Gebrauch des Begriffs Metaphysik; auch noch nach der inspirierenden Lektüre von Heideggers Was ist Metaphysik?. So spricht er auch gelegentlich von Das Sein und das Nichts als einem »metaphysischen Buch«. Aber die abschließenden Bemerkungen (Sein, S. 773ff) stellen klar, daß Metaphysik im strengen Sinne jenseits seiner »phänomenologischen Ontologie« beginne. Warum Sartre hier noch eine Aussicht auf metaphysische Probleme anschließt, haben Bernhard Taureck (Französische Philosophie im 20. Jahrhundert. Reinbek 1988, S. 55ff) und Gerhard Seel (Sartres Dialektik, S. 217ff) aus verschiedenen Blickrichtungen untersucht.
Die Besprechung über Dos Passos bildet die einsame Ausnahme. Der relativ knappen Besprechung von Nizans Roman Die Verschwörung merkt man deutlich das bemühte freundschaftliche Wohlwollen an. Aber einen Satz wie: »Ich glaube nicht, daß Nizan einen Roman schreiben wollte« (loc. cit., S. 24), muß man wohl für vernichtend halten.
»Keine Enthüllungen über die Machenschaften der Polizei, über den Imperialismus von Erdölkönigen, über den Ku-Klux-Klan, keine grausamen Elendsbilder.« (ibid., S. 14)
»Ich bin nie auf die Idee gekommen, daß ich ein Künstler sei. Das Wort hat keinen Sinn für mich. […] Nichts war je falscher als diese gesellschaftliche Auffassung vom Schriftsteller als Mitglied eines Künstlerkollegiums – und nichts unechter als diese Auffassung der Schönheit als das, was die Realität würzt.« (Tagebücher, 21. März 40, S. 511)
S. 94. Wir haben die Stelle oben (S. 56f) ausführlich in ihrem Kontext zitiert.
Mit diesem Wort folge ich nur Sartres eigenem Vorschlag. Klaus Dörner hat zu Recht darauf aufmerksam gemacht, daß Sartre damit einer nicht unbedenklichen psychiatrischen Tradition folgt. Cf. ›Die Wiedergeburt der Psychiatrie aus der Philosophie in Sartres Flaubert und die Kritik an Sartre daraus‹, in: T. König (Hrsg.), Sartres Flaubert lesen. Essays zu Der Idiot der Familie. Reinbek 1980. S. 60–83.
In erzählerischer Form wird diese Episode im 1. Teil von Der Pfahl im Fleische, dem 3. Band der Wege der Freiheit, beschrieben, und auch in dem Fragment ›Der Tod im Herzen‹ (in: Sartre über Sartre, S. 50–60. Franz.: ›La Mort dans l’âmes‹, in: Exercice du silence. Bruxelles 1942 [ohne Paginierung]). Dieses Fragment trägt den Titel des späteren – nämlich 1947/48 geschriebenen – 3. Bandes der Wege der Freiheit, wird aber nicht in ihn aufgenommen. Es handelt sich hierbei um die auf den 10. und 11. Juni datierten unmittelbar in Fiktion übersetzten Erfahrungen Sartres aus der Schlußphase des militärischen Widerstandes gegen den deutschen Angriff.
›Gespräche mit Sartre‹, S. 498.
Über diese Zeit hat ein befreundeter Mitgefangener, ein Priester, 1980 einen Bericht veröffentlicht: Marius Perrin, Mit Sartre im deutschen Kriegsgefangenenlager. Reinbek 1983. Ein literarisches Zeugnis Sartres aus dieser Zeit stellt ›Mathieus Tagebuch‹ (loc. cit.) dar und der ebenfalls Fragment gebliebene 4. Band der Wege der Freiheit ›Drôle d’amitié‹ (›Eine komische Freundschaft‹), loc. cit.. Wobei man bei letzterem Text Abstriche an der ›dokumentarischen‹ Qualität machen muß. Dieser unvollendete Roman, den Sartre 1949 beginnt und dann liegen läßt, verlegt die besondere Problematik und die politischen Konstellationen der Nachkriegszeit in den Krieg.
Gespräche mit John Gerassi (unveröffentlicht), zit. n. Œuv. Roman., S. LVI.
›Mathieus Tagebuch‹, S. 344.
Cf. den Artikel von Claire Vervin ›Lectures de prisonniers‹, in: Les Lettres françaises, 2. Dez. 1944. Der Aufsatz enthält Zitate aus einem Interview mit Sartre, der u.a. erklärt: »In jenen so untätigen Tagen, wo die Träumerei eine Fluchtfunktion hatte und wo man vermied, allzu viel an die Vergangenheit zu denken, hatte das Lesen einen Charme und eine Verzauberungskraft, die ich seit meiner Kindheit nicht mehr kannte.« (zit.n.Contat/Rybalka, Ecrits, S. 108)
Briefe II, S. 304. Mit dem Roman ist immer noch Zeit der Reife gemeint. Die Manuskripte wurden übrigens im Stalag XII D beschlagnahmt. Aber es gelang Sartre, sie vor seiner Flucht zurückzubekommen. An die Ausarbeitung von Das Sein und das Nichts wird er sich ernsthaft erst später begeben.
Bariona ou le fils du tonnère, in: Contat/Rybalka, Ecrits, S. 565 – 633. Dtsch: Anhang zu M. Perrin, Mit Sartre im deutschen Kriegsgefangenenlager, S. 155–216.
›Le théâtre de A jusqu’à Z: Jean-Paul Sartre‹. Interview par Paul Louis Mignon. In: L’Avant-Scène Théâtre‹, Nr. 402–403 (Sondernummer Sartre), 1.-15. Mai 1968. S. 33–34.
›Mythen schaffen‹ [1946], in: Mythos und Realität des Theaters, S. 31–39. Hier: S. 36.
Op.cit., S. 97f.
Loc.cit., S. 348.
Gespräch mit J. Gerassi (unveröffentlicht). Zit. n. Œuv. Roman., S. LVI.
Wahrscheinlich hat er letzte Redaktionen an Zeit der Reife vorgenommen. Ansonsten erscheint von ihm in diesem Jahr lediglich ein Rezensionsartikel: ›Moby Dick d’Herman Melville: Plus qu’un chef d’œuvre, un formidable monument‹, in: Comœdia, Neue Folge Nr. 1, 21. Juni 1941. Dtsch: ›Moby Dick von Herman Melville‹ in: Der Mensch und die Dinge, S. 71–74.
S. de Beauvoir, In den besten Jahren, S. 411. Über Sartres Engagement in der Résistance hat Annie Cohen-Solal in ihrer Biographie jüngst zahlreiche bislang unbekannte Fakten und Zeugenaussagen zusammengetragen. Ich folge hier weitgehend ihrer Darstellung. (Sartre, S. 266–351)
Sartres Schul- und Jugendfreund Paul Nizan wurde in den 30er Jahren ein vielbeachteter Romancier, der auch bald in der KP eine führende Stellung einnahm. Er trennte sich anläßlich des Hitler-Stalin-Pakts von der Partei, verpflichtete sich freiwillig für den Militärdienst und fiel im Mai 1940. Cf. Annie Cohen-Solal, Paul Nizan. Communiste impossible. Paris 1980 (Unter Mitarbeit von Henriette Nizan).
S. de Beauvoir, In den besten Jahren, S. 428.
›Pour un théâtre d’engagement – Je ferai une pièce cette année et deux films‹. Interview mit Jacques Baratier. In: Carrefour, Nr. 3, 9. September 1944. Wiederabdruck (Ausschnitt) in: Un théâtre de situations, S. 225.
Gesammelte Dramen, S. 51.
›Merleau-Ponty‹, in: Porträts und Perspektiven, S. 152–230. Hier: S. 157f.
Œuv. Rom., S. 1970. In seinem Begleitkommentar zu Der Aufschub illustriert Contat ganz ausgezeichnet dieses Spiel der Schreibweisen. Cf. S. 1967–1969. Leider ist er allzu geneigt, unter dem Druck der Postmoderne Sartres ästhetische Modernität etwas zwanghaft in den Vordergrund zu stellen.
»Es gibt nur intuitive Erkenntnis. Die fälschlich Erkenntnis genannte Deduktion und Erörterung sind nur Instrumente, die zur Intuition hinführen.« Sein, S. 240.
Gerhard Seel, Sartres Dialektik, Bonn 1971. Klaus Hartmann, Grundzüge der Ontologie Sartres in ihrem Verhältnis zu Hegels Logik.
Sartre hat das später übrigens selbst erkannt und wiederholt ausdrücklich kritisiert. Cf. z.B.: ›Selbstporträt mit siebzig Jahren‹, in: Sartre über Sartre, S. 180–246. Hier: S. 184.
Der Ekel, S. 274
Die Wörter, S. 230.
Ich gebe hier der Kürze halber nur Stichworte und Schlußfolgerungen der Argumentation wieder, die in ihrer Ausführlichkeit für uns ohne Belang ist.
»Wie bei Sophokles hat niemand bei mir recht oder unrecht«, sagt Sartre selbst. Zit. n.A. Cohen-Solal, Sartre, S. 299.
Im übrigen bringt ihm die Mitarbeit im C.N.E. die Freundschaft mit Michel Leiris und seiner Frau Zette ein, die zumindest während des Krieges zu den wichtigsten Freunden Sartres und seiner Lebensgefährtin zählen. Albert Camus lernt er bei der Generalprobe zu Die Fliegen kennen. Im Pariser Intellektuellen-Milieu schließt er Bekanntschaft u.a. auch mit Picasso, Queneau, Vian, Bataille und Lacan. Ich erwähne diese Einzelheiten nur, um wenigstens oberflächlich das politisch-soziale Milieu zu kennzeichnen, in dem Sartre sich jetzt bewegt.
A.Cohen-Solal, Sartre. S. 317–321. Allerdings ist das auf Mai 1944 datierte und später in Algerien aufgetauchte Papier, in dem der Name Sartre erscheint und das sie Sartre zuschreibt, aller Wahrscheinlichkeit nach gar nicht von ihm, sondern von Maurice Merleau-Ponty. Cf. Contat/Rybalka, Ecrits, S. 111 (Anmerkung).
Gespräche mit John Gerassi (unveröffentlicht), zit. n. Œuv. Roman., S. LVIII.
Dtsch.: Thomas der Dunkle. Frankfurt a.M. 1987.
›Aminadab ou Du fantastique consideré comme un langage‹, Cahiers du Sud, Nr. 255, April 1943 und Nr. 256, Mai 1943. Dtsch.: ›Aminadab oder Das Phantastische als eine Sprache‹, in: Der Mensch und die Dinge, S. 93–106.
Zit.n.Sartre, ›Aminadab …‹, S. 99.
›Un nouveau mystique‹, in: Cahiers du Sud, Nr. 260, Okt. 1943; Nr. 261, Nov. 1943; Nr. 262, Dez. 1943. Dtsch: ›Ein neuer Mystiker‹, in: Situationen, S. 59–88.
›Aller et retour‹, in: Les cahiers du sud, Nr. 264, Febr. 1944; Nr. 265, März 1944. Wiederabdruck: Sit. I, S. 175–225. Hier: S. 195. Bisher liegt noch keine deutsche Übersetzung vor. Wörtlich übersetzt lautet der Titel: »Hin und zurück«. Sartre kannte Parain seit 1934, wie er selbst schreibt (S. 213). Aber man kann seinem Brief an Simone de Beauvoir vom 30. April 1937 (Briefe I, S. 116) entnehmen, daß diese Bekanntschaft zunächst ziemlich oberflächlich gewesen sein muß. Sie wird erst vertieft anläßlich der Veröffentlichung von Der Ekel, den Parain in seiner Eigenschaft als einer der führenden Lektoren bei Gallimard zur Annahme empfiehlt. Daß Sartre sich in seinem Aufsatz auch auf unveröffentlichte (frühe) Texte Parains stützt, belegt jenen »freundschaftlichen Dialog«, von dem er spricht (S. 213). Er wird auch nicht durch Sartres Kritik beendet, sondern erst durch die politischen Polarisierungen der späteren Nachkriegszeit.
Paris 1943. (Untersuchungen über die Natur und die Funktionen der Sprache)
Daß Parain nicht direkt in den Genuß gekommen ist, zu den Ziehvätern der Postmoderne zu zählen, muß man wohl dem moralisierend-humanistischen Tonfall und der unverkennbaren metaphysischen Absicht seines Denkens zuschreiben.
Es wird zuerst in der Zeitschrift L’Arbalète (Nr. 8, Frühjahr 1944, S. 37–80) unter dem Titel Les Autres veröffentlicht. Die Uraufführung fand am 27. Mai 1944 im Théâtre du Vieux-Colombier statt. Buchausgabe franz.: 1945. Dtsch. in: Gesammelte Dramen.
›A propos du Parti pris des choses‹», in: Poésie 44, Nr. 20, Juli/Oktober 1944; Nr. 21, Nov./Dez. 1944. Wiederabdruck unter dem Titel ›L’homme et les choses‹, in: Sit. I, S. 226–270. Dtsch.: ›Der Mensch und die Dinge‹, in: Der Mensch und die Dinge, S. 107–141.
Laut Contat/Rybalka, Ecrits, S. 102 haben diese Animositäten nicht verhindert, daß Ponge lange Zeit der einzige Kommunist war, zu dem Sartre freundschaftliche Beziehungen pflegte.
Zunächst in Auszügen unter dem Titel ›Un collège spirituel‹, veröffentlicht in: Confluences, Nr. 1, Jan/Febr. 1945. Dann in: Les Temps Modernes, Nr. 8, Mai 1946: ›Fragment d’un portrait de Baudelaire‹. Erstmals vollständig als Einleitung zu Charles Baudelaire, Ecrits intimes. Paris 1946. S.I-CXLV. Als selbständige Buchausgabe: 1947. Dtsch.: Baudelaire. 1978.
Wir wollen hier ganz außer acht lassen, inwieweit Sartre mit seiner Darstellung Baudelaire wirklich gerecht wird, oder ob er nicht vielmehr dem zeitgenössischen bürgerlichen Baudelaire-Kult aufsitzt. Die empörten Reaktionen auf diesen Essay ließen ja auch nicht auf sich warten, indes gehen sie in der chronique scandaleuse Sartres in den ersten Nachkriegsjahren unter. Aber wie Dolf Oehler schon in seinem Nachwort zur deutschen Ausgabe bemerkt, gehörten die Kritiker Sartres gewiß nicht zur Geistesfamilie derer, die in den 60er und 70er Jahren in der Nachfolge von Walter Benjamin einen ganz anderen Baudelaire entdeckten, als Sartre ihn hier porträtiert – auch um den literarischen Kult des zeitgenössischen Publikums zu spiegeln und zu entlarven.
Sein, S. 723. Wie wir heute wissen, beabsichtigte er eine existentielle Psychoanalyse schon in den Tagebüchern. Da spricht er bereits von Flaubert, aber angeregt durch die Lektüre der Biographie von Wilhelm II. wendet er sich zunächst dieser Figur zu. Damals glaubte er noch an die Möglichkeit, die Geschichtlichkeit von seinen ontologischen Prämissen aus miterfassen zu können. Aber er hat das Projekt, den konkreten Zusammenhang von Individualität und Geschichtlichkeit darzustellen, erst durch die Kritik der dialektischen Vernunft theoretisch ermöglicht und erst im Buch über Gustave Flaubert erzählerisch eingelöst. Daß Sartre später nie wieder eine nicht-literarische Persönlichkeit zum Gegenstand einer Biographie gemacht hat, hängt allerdings mit seinen literarischen Obsessionen zusammen, mit der Frage nach der Literatur und der Leidenschaft des Schreibens, die ihn nicht losläßt. Übrigens hat Sartre die angekündigte Auseinandersetzung mit Flaubert tatsächlich bereits 1943 aufgenommen, als er die gesamte Korrespondenz Flauberts liest. Er ist seitdem ständig gegenwärtig. So auch im Text über Baudelaire.
Sein, S. 708f u. 717. (Übersetzung von mir)
›Jean-Paul Sartre ou l’interview sans interview‹. Article-interview de Pierre Lorquet, in: Mondes nouveaux, Nr. 2, 21. Dez. 1944. Hier zit. nach Contat/Rybalka, Ecrits, S. 108.
›L’écriture et la publication›. Gespräch mit Michel Sicard [1977/78], in: Obliques, Nr. 18–19, 1980 (Sonderband »Sartre et les arts«), S. 9–29. Hier: S. 14.
Sartre. Ein Film, S. 65.
Die verschiedenen Manuskripte dieser Phase der »Moral« haben Bob Stone und Elisabeth Bowman in ihrem Aufsatz ›Ethique dialectique. Un premier regard aux notes de la conférence de Rome. 1964‹ (in: Sur les écrits posthumes de Sartre. Annales de l’Institut de Philosophie et de Sciences morales. Bruxelles 1987. S. 9–34) näher beschrieben. Im selben Band (S. 35–54) findet sich eine weitere Untersuchung zum Thema: Juliette Simont, ›Autour des conférences de Sartre à Cornell‹.
Sartre. Ein Film, S. 63f.
Ibid., S. 65f.
Allein die im Anhang abgedruckten Fragmente stammen aus dem Jahre 1945. Sartre irrt sich gelegentlich, was Daten und Manuskripte angeht. In diesem Fall wird der Lapsus allerdings durch die Frage vorbereitet, die Sicard stellt, und worin er nach der »Moral von 1945–47« fragt. Wahrscheinlich bezieht sich Sicard dabei auf die Äußerung Sartres in dem Film-Interview (S. 60), wo Sartre irrtümlicherweise seine ersten Moralversuche in die Jahre »zwischen 1945–47« legt.
S. de Beauvoir, Der Lauf der Dinge, S. 12.
Dtsch.: ›Die Republik des Schweigens‹, in: Paris unter der Besatzung. Artikel und Reportagen 1944–1945. S. 37–38.
Der Lauf der Dinge, S. 52.
›A propos de l’existentialisme: mise au point‹, in: Action, Nr. 17, 29. Dez. 1944. Dtsch. in: Traugott König (Hrsg.), Den Menschen erfinden. Sartre Lesebuch. Reinbek 1986. S. 55–62.
›Ist der Existentialismus ein Humanismus?‹, in: Drei Essays. Frankfurt/Berlin/Wien 1971. S. 7–51. Franz.: L’existentialisme est un humanisme. Paris 1946. Sartre hat es später als einen »schweren Fehler« bezeichnet (Sartre. Ein Film, S. 62), den Vortrag für den Druck freizugeben. Aber er konnte wirklich nicht ahnen, daß dieser Text zur Vulgata des Existentialismus werden sollte. Uns interessiert der Text nicht seiner Wirkung wegen, sondern weil er die moralischen Intentionen Sartres in einer verblüffenden Rohfassung vorführt.
›Materialismus und Revolution‹, in: Drei Essays, op. cit., S. 52–107. Franz.: ›Matérialisme et Révolution‹, in: Les Temps Modernes, Nr. 9, Juni 1946; Nr. 10, Juli 1946.
Zum Problem der französischen Marx-Rezeption cf. Bruno Schoch, Marxismus in Frankreich seit 1945. op. cit. Zum ganzen Komplex der Auseinandersetzung zwischen kommunistischer Orthodoxie und den Intellektuellen cf. die monumentale Studie von Janine Verdès-Leroux, Au service du parti. Le parti, les intellectuels et la culture. 1944–56. Paris 1983.
›Materialismus und Revolution‹, S. 82. (Übersetzung von mir)
In: Der Mensch und die Dinge, S. 156–170. Franz.:›Présentation‹, in: Les Temps Modernes, Nr. 1, 1. Oktober 1945.
In: Der Mensch und die Dinge, S. 171–184. Franz. ›La nationalisation de la littérature‹, in: Les Temps Modernes, Nr. 2, Nov. 1945.
In: Der Mensch und die Dinge, S. 185–191. Franz.: ›Ecrire pour son époque‹, in: Les Temps Modernes, Nr. 33, Juni 1948. Vorabdruck in zahlreichen kleineren ausländischen Zeitschriften.
Selbst ein Mann wie Jean Paulhan, der sogar eine Zeitlang im Redaktionskomitee der Temps Modernes sitzt, schreibt in einem Brief an André Gide am 10. Dez. 1944: »Sartre hat für Les Temps Modernes gerade ein Manifest verfaßt, bestehend aus einem solide wirkenden marxistischen Teil und einem schimärenhaften metaphysischen Teil. Flaubert beging den Irrtum, die Unterdrückung der Commune nicht zu verurteilen, und Proust den, von heterosexueller Liebe zu sprechen. Meinetwegen, es lebe die sogenannte engagierte Literatur. Ihre Loslösung vom Marxismus gelingt Sartre nur in dem Maße, wie er sich auf eine menschliche Freiheit einläßt, die hundertmal dürftiger als die von Albertine ist. Ich habe zugesagt, dem Komitee dieser Zeitschrift beizutreten, die wohl langweilige und fade Begründungen kaum vermeiden wird. Aber in der Literatur ist alles verwendbar.« (Unveröffentlichter Brief, Archiv Paulhan. Zit. n.A. Cohen Solal, Sartre, S. 347) Vielleicht belegt dieses skeptische Zitat ganz gut, warum Sartre die Generation der Gides, der Paulhans, der Valérys abgelöst hat, aber auch welche Schwellen er dabei zu überwinden hatte. Paulhan hat zwar nicht ganz unrecht, wenn er von einer »schimärischen Metaphysik« schreibt, aber er irrt sich gründlich, wenn er das Potential dieser Metaphysik hinter »langweiligen und faden Begründungen« verschwinden sieht.
Zu den Kontroversen um die ersten literarischen Essays Sartres in der Nachkriegszeit cf. Karl Kohut, . Phil. Diss., Marburg .