Alex Shaw
übersetzt von
Andreas Schiffmann
Copyright © 2015 by Alex Shaw
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Krywyj Rih, Ukraine
Die Erde aufzugraben fiel schwer, weil sie hart vom frühen Frost war, aber er wusste, dass er nicht umhinkam. Eliso hatte Erfreuliches von ihrer Schwester gehört: Der Mann habe Kozalows Bedingungen akzeptiert, und bald würden sie mit der Bombe aufwarten. Die Bauteile, die er brauchte, um sie scharfzumachen, lagen im Garten seiner Datscha vergraben. Er hatte sie während der letzten Tage der Sowjetunion besorgt, die ebenso zerfallen war wie die Fabrik. Jetzt grinste er. Seine Kohle hatte etwas verborgen, das ihm demnächst wirkliche Kohle einbringen würde. Zu Anfang war er nur erpicht gewesen, Geld für Elisos Mutter zu verdienen, doch jetzt ging es um mehr. Die Summe würde die sauren Jahre seit dem Seitensprung seiner Frau mit seinem früheren Abteilungsleiter nicht vergessen machen, die Bombe allerdings schon. Durch sie sollte er die Möglichkeit zur Vergeltung erhalten – wenngleich indirekt, weil er sie anderen in die Hände legte – und zugleich den zweiten Ehemann seiner Verflossenen mindestens als Dieb, idealerweise als Terrorhelfer belasten. Die acht Millionen Dollar genügten, um sich für immer zur Ruhe zu setzen, so er es darauf anlegte, und reichten selbst für eine Gesichtsoperation aus, falls er eine neue Identität annehmen wollte. Er konnte mit den teuersten Prostituierten schlafen und die erlesensten Spirituosen trinken, die es auf der Welt gab – doch nein, jetzt hatte er Eliso und wollte den Rest seines Lebens mit ihr verbringen. Ein Gedanke drängte sich ihm auf: Würde sich seine Frau nach ihm zurücksehnen, wenn man ihren Neuen als Verräter in Ketten abführte? Kozalow fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. Natürlich müsste sie ihn dann anflehen. Er wäre ein gefragter Mann, ein begehrenswerter Junggeselle. Wollte er sie allerdings tatsächlich wiederhaben, eine Frau über 60? Ganz bestimmt nicht. Er war an Eliso gebunden, und ihre Beziehung wurde von den Komponenten gefestigt, die er gerade ausgrub.
Er schaute sich um. Das Morgengrauen in Krywyj Rih ließ noch auf sich warten, und in keinem der Fenster seiner Nachbarn brannte Licht. Diesen Ort würde er schnell vergessen haben. Die wenigen schönen Erinnerungen an seine Arbeit waren ihm dadurch verdorben worden, dass man ihn inmitten des Chaos nach dem August 1991 und der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine auf solch unfeine Art entlassen hatte. Bei der Machtübernahme der Räuberbarone war es vorbei gewesen, denn einzig der Direktor sowie ein paar seiner Günstlinge hatten sich gehalten und es durch den Verkauf von Staatseigentum – Staatsgeheimnissen – zu Wohlstand gebracht. Kozalow verfügte über das notwendige Wissen und entsprechende Erfahrung, war der Entwickler einer der tödlichsten Waffen, welche die Menschheit bis dato nicht gesehen hatte, und dennoch mit einer kümmerlichen Rente abgespeist worden! Noch dazu hatte er zunächst nichts davon bekommen – erst ein Jahr später, als die neue ukrainische Regierung ihren Verpflichtungen endlich nachgekommen war! Bei alldem ließ er wohlweislich außer Acht, dass ihm der Staat die Datscha und die Stadtwohnung geschenkt hatte. Seiner Ansicht nach stand ihm beides als Entschädigung für 20 Jahre Plackerei zu. Damals war er sowohl aus unbegründeten als auch berechtigten Ängsten abgehalten worden, Kapital aus seinen Fähigkeiten zu schlagen – im Gegensatz zu anderen Arbeitslosen überall in der ehemaligen UdSSR, die sich zu einer Anstellung in Pakistan, Nordkorea oder dem Iran verholfen hatten. Er war zu gründlich konditioniert gewesen, hatte seine Kündigung zur Kenntnis genommen und sich nach Hause begeben. Tags darauf, nach einer Nacht im Suff, war er mit einer Tasche zu seinem Arbeitsplatz zurückgekehrt, um seine Habseligkeiten zusammenzupacken – auch das, was ihm nicht gehörte, aber gebührte –, und dann wieder verschwunden. Seine Frau hatte sich kurz darauf davongemacht. Kozalow war von jetzt auf gleich arbeitslos geworden, ein verschmähter, verwahrloster Mann. Er hatte sich in der Datscha verkrochen und sein Heil im Alkohol gesucht, der mehr oder weniger glücklicherweise sagenhaft günstig geblieben war.
Jetzt stieß er mit dem Spaten auf etwas Hartes. Indem er den Rest Erde abkratzte, legte er seinen Schatz endlich frei. Dieser sah nicht gerade eindrucksvoll aus, doch das entbehrte jedweder Relevanz. Was zählte, war seine Verwendbarkeit. Kozalow würde die Kiste hineintragen, den Inhalt überprüfen und dann zur Sicherheit wieder verscharren, bis die Käufer eintrafen.
Stützpunkt Brize Norton der Royal Air Force, Großbritannien
Der Flug von Camp Bastion nach Europa hatte Michail Kraft gekostet, doch so geschwächt er sich gefühlt haben mochte: Das Gefühl hatte sich sofort verflüchtigt, als er auf englischen Boden getreten war. Sein Empfangskomitee hatte sich auf einen Mann beschränkt, der in bestem Russisch mit Moskauer Akzent als Aidan Snow an ihn herangetreten war. Jetzt wurde das Tor der Basis hinter ihm kleiner. Michail fuhr mit einer rauen Innenhand über die Armlehne seines Ledersitzes. »Das ist schickes Auto.«
»Kann sich sehen lassen«, erwiderte Snow, »für einen Dienstwagen.«
»Mein Vater besaß Wolga. Der auch komfortabel gewesen, aber Sitze natürlich nicht mit Haut von toten Kühen bezogen.«
»Als was hat er gearbeitet, Ihr Vater?«
»Er war Dozent englische Literatur und unterrichtete Sprache auch.«
»In Moskau?«
»Ja, aber unsere Familie ursprünglich stammen aus Tula. Die Stadt liegen südlich von Moskau. Natürlich Mehrheit Studenten, denen er beibringen Englisch in Sowjetunion, nie Gelegenheit haben sollen, es verwenden vor Muttersprachlern.«
Snow stellte keine weiteren Fragen. Michail vertiefte sich in Gedanken und sah die englische Landschaft durchs Beifahrerfenster des Audis vorbeiziehen. Zu jener Zeit, als er es nach Afghanistan geschafft hatte, waren Reisen in den Westen ein Traum gewesen, den sich nur Diplomaten, Sportler, Schauspieler und Spione erfüllen durften, doch jetzt hielt er sich tatsächlich in der Heimat von William Shakespeare und Elton John auf. Die Natur im Land war verglichen mit der Ödnis, die er hinter sich gelassen hatte, auffallend grün; grasbewachsene Felder, über die vereinzelt halb belaubte Bäume wachten, nachdem die Blätter dunkelrot verwelkt waren, flankierten die Schnellstraße zu beiden Seiten. Irgendwann zog sich die Flora zurück, und die urbane Kulisse der Londoner Vorstadt trat an ihre Stelle.
Michail fiel auf, dass er fast während der ganzen Fahrt geschwiegen hatte. Nun war es an der Zeit, damit zu brechen. »Ich haben in vergangene Stunde mehr gesehen Autos und Menschen als während letzte 25 Jahr.«
»London ist ein bisschen anders als Kabul.«
»Sehr anders, Aidan.«
Snow bremste ab, als sie sich einem Kreisverkehr näherten, wo der Motorway in eine der Hauptverkehrsadern Londons überging. Er wartete, bis ein Lebensmittellieferant vorbeigefahren war, bevor er sich einordnete.
»Was Tesco sein?«
»Eine Handelskette, so heißen Supermärkte.«
»Oh, eine Art Gastronom?«
»Ja.«
»Und der Lastwagen bringen Waren dorthin?«
»Nein, dieser fährt direkt bei Kunden vorbei.«
»Sie bekommen Sachen nach Hause?«
»Genau. Der Kunde kann entweder im Geschäft einkaufen oder übers Internet bestellen.«
»Und Besitzer brauchen nicht befürchten, dass geprellt werden um Geld?«
»Man zahlt per Kreditkarte.«
»Ah.« Michail schüttelte seinen Kopf. »Ich gelebt auf anderem Planeten.«
»Die Chance dazu erhält nicht jeder.«
»Darf ich was fragen Sie?«
»Gerne.«
»Sie haben irischen Namen, aber sind Engländer, doch warum sprechen fließend Russisch?«
Snow wusste, dass er nichts Persönliches preisgeben durfte, doch die eigentliche Operation fand so weit entfernt statt, dass es bestimmt nichts schadete. Und Vertrauen zu Michail aufzubauen war unabdingbar. »Das habe ich meinem Vater zu verdanken. Er arbeitete fürs Außenministerium und besaß einen eigenwilligen Sinn für Humor. Mich zeugte er während seiner Dienstzeit an der britischen Botschaft in Aden an der Südküste des Jemen. Daher rührt mein Name – und Russisch lernte ich, weil ich ihm als Pimpf nach Moskau folgte.«
»Ihr Vater sein so etwas wie James Bond?«
Snow lachte. »Ich werde ihn fragen, wenn wir uns das nächste Mal sehen.«
»Ich finden Moskau nicht übel. Als Kind es mir hat dort gefallen, vor allem Riesenrad im Gorki-Park.«
»Hier bei uns steht das größte Riesenrad Europas, das London Eye.«
»Das ich gern sehen würde, falls erlauben. Wo arbeiten Vater jetzt?«
»Auf einem Bauernhof.«
Michail stockte. »Ich nicht verstehe.«
»Meine Eltern haben einen Bauernhof in Südfrankreich gekauft. Sie halten ein paar Hühner dort.«
»Okai.« Michail überlegte kurz. »Was nun wird aus mir?«
»Ich überlasse Sie unserem Team in Ihrem geheimen Unterschlupf. Es wird sich um Sie kümmern.«
»Und dann?«
»Dann müssen Sie Fragen zu der gesuchten Bombe beantworten.«
Michail seufzte. »Dieses Ding nicht darf werden gezündet – nirgendwo. Es sein Teufelswerk.«
»Meine Rede.«
»Sie wissen, worauf haben Terroristen abgesehen?«
»Nein.«
»Sie haben Idee, wo Bombe sein?«
»Auch nein.«
»Ich hoffen, Sie finden.«
»Ich auch.«
Snow zog mit dem Audi A4 in einer gepflegten Londoner Straße aus dem dichten Verkehr. »Da wären wir.«
»Das mein geheimer Unterschlupf?«
»Ja. Ich werde Sie kurz im Wagen einschließen und Bescheid geben, dass Sie hier sind, in Ordnung?«
»Okai.«
Snow stellte den Motor ab, stieg aus und betätigte die Zentralverrieglung am Zündschlüssel. Dann ging er die beiden Stufen zur Tür des Stadthauses hinauf, das dem SIS gehörte, und läutete. Eine klug versteckte Kamera bestätigte, dass er es war, woraufhin sich das Schloss mit einem Klick öffnete.
»Aidan Snow!« Eine sorgsam frisierte und manikürte Frau begrüßte ihn mit freudestrahlendem Lächeln.
»Hallo Karen, seid ihr bereit für ihn?«
»Sieht er gut aus? Ich stelle ihn mir wie Omar Sharif in ›Doktor Schiwago‹ vor.«
»Karen Campbell, du bleibst mit deinen Gedanken bitte bei der Arbeit.«
»Immer doch, Aidan.«
Snow kehrte zum Wagen zurück, entriegelte ihn und führte Michail zu seinem Versteck.
Der Russe bot ihm seine Rechte an und sagte: »Danke, Aidan. Hoffentlich wir können einmal plaudern wieder miteinander.«
Snow drückte die Hand. »Das können wir, da bin ich ganz sicher.«
Während sich Karen dem Russen vorstellte, startete Snow den Motor und fuhr wieder los. Als er aus der Straße abbog, drückte er die Anruftaste am Lenkrad und gab Patchem Meldung: »Wollte nur bestätigen, dass unser Mann in Sicherheit ist.«
»Was halten Sie von ihm?«
»Ich habe viel mit ihm gesprochen, ließ mir einiges aus seinem Leben erzählen. Es deckt sich mit dem, was er zuvor aussagte.«
»Ihr Bauchgefühl?«
»Ich traue ihm. Meiner Meinung nach ist er aufrichtig.«
»Das will ich schwer hoffen.«
Britisches Konsulat – Istanbul, Türkei
James Brocklehurst gähnte in dem heißen, engen Raum ohne Fenster, während er das Material der digitalen Video- und Audiorekorder sondierte. Der offiziell in der britischen Botschaft in Ankara Angestellte war nun vom SIS beauftragt worden, verschiedene Orte in der größten Stadt des Landes mit elektronischen Aufnahmegeräten zu verwanzen. Die Kameras sollten Personen überwachen, die Hinweisen zufolge benutzt wurden, um radikalisierte Muslime britischer Herkunft ins benachbarte Syrien zu befördern, wo sie für den Islamischen Staat beziehungsweise ›IS‹ kämpfen wollten, wie die Regierung zu Hause die Gruppe abkürzte.
Vauxhall Cross hatte der Geheimoperation den unpassenden Decknamen Hegira gegeben, was sich auf die Hidschra bezog, die Flucht des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina, nachdem er geächtet worden war. Für Brocklehurst hingegen klang das Wort eher nach der Markenbezeichnung eines italienischen Superautos.
Als Mann, der sich etwas auf seine Herkunft aus Yorkshire einbildete, hatte er ziemlich drastische Vorstellungen davon, wie die britischen Behörden mit den fehlgeleiteten Dschihadisten im eigenen Land hätten umspringen sollen, und ihnen die Ausreise zu erlauben, gehörte nicht dazu. Als Mitarbeiter des Geheimdienstes behielt er seine Ansichten jedoch für sich. Brocklehurst sah sich die letzte Videodatei an, die bereits über den Äther ins Königreich übertragen worden war, wo sie mit einem Gesichtserkennungsprogramm gescannt wurde. »Doppelt hält besser«, lautete sein Motto. Er hatte die Aufzeichnungen persönlich in Istanbul überprüft, wohingegen die Analytiker daheim mit Computern arbeiteten. Der Knackpunkt bei der Software bestand darin, dass sie ein Gesicht anders abtastete, als es ein Mensch mit Augen und Gehirn wahrnahm, da sie vielmehr die Maße und Lage der Züge verglich. Brocklehurst verfügte über einen Ordner mit Fotos von »Personen von besonderem polizeilichem Interesse« und suchte in erster Linie solche, achtete aber auch auf Ungereimtheiten, die sich darüber hinaus ergeben mochten. Am Morgen war er auf die jüngsten Interessenpersonen gestoßen worden – drei britische Muslima unter 20, die tags zuvor Direktflüge von Gatwick in die Türkei genommen hatten. Obwohl ihre Familien seitdem auf Neuigkeiten von ihnen warteten, gingen sowohl die Polizei als auch die Staatssicherheitsdienste davon aus, dass sich die Mädchen dem IS als Gotteskriegerinnen andienen wollten. Brocklehurst war schleierhaft, wie jemand – vor allem eine 16-Jährige – Sexspielzeug in einer Terrororganisation werden wollte, doch genau dies sollte mit ihnen geschehen, wenn sie in Syrien eintrafen. Ein geläufiger Witz kam ihm in den Sinn: Wie nennt man eine Ziege, die in einem IS-Lager an einem Pfosten festgebunden ist? Bordell. Die geistig verirrten Mädchen sollten als solche Ziegen enden.
Der IS und alle, die Mitglied werden wollten, ekelten Brocklehurst an. Sogar der Name war ihm zuwider. Eine Gruppe von Extremisten als islamischen Staat zu bezeichnen, hielt er für völlig unsinnig, eine Verkehrung der muslimischen Religion und des Konzeptes von Eigenstaatlichkeit. Denn darum handelte es sich nämlich nicht, sondern um ein Klüngel von Schwachköpfen mit dem verbissenen Vorsatz, wirklich jeden »Ungläubigen« zu ermorden. Er war nicht der Einzige, der zur weltweiten Gemeinschaft von Geheimdienstlern zählte, die mittlerweile einen anderen Namen für den IS verwendeten – einen Begriff, den die Gruppe selbst hasste: DAESH. Dieses Akronym ergab sich ungefähr aus ad-daula al-islāmiyya fī al-ʿIrāq wa'š-Šām, der Umschrift ihrer alten Bezeichnung aus dem Arabischen. Dummerweise für den IS klang das Wort fast wie ein wirklich Arabisches, das etwa »abscheulich« bedeutete. Richtig so, dachte Brocklehurst. DAESH war etwas Abscheuliches.
Er streckte sich, weil ihm der Rücken schmerzte. Während dieser Phase der Operation verkaufte er sich unter Wert. Im Augenblick war er nichts weiter als ein besserer Wachmann, der einen Mitschnitt verfolgte, doch die Installation der Kameras hatte ihm größere Schwierigkeiten bereitet. Obwohl die Türkei als sogenannter »freundlicher Staat« galt, waren die Behörden dort aus Angst um einen reibungslosen Ablauf nicht vom SIS über Mission Hegira informiert worden. Da die Geisterhände von al-Qaida und die Fäuste des neuerdings bevollmächtigten IS nun an Ankaras Pforten klopften, war die Türkei an die Front des Krieges gegen den Terror gerückt. Neben dem standardmäßigen Personal in der Hauptstadt waren nun in Istanbul zwei britische Sicherheitsbeamte stationiert: Scarborough, der trotz seines Namens nicht aus dem Norden Englands, sondern von der Südküste stammte, und sein Zuarbeiter Brocklehurst.
Dieser trank nun einen Schluck lauwarmen Kaffees und ließ die Aufzeichnung weiterlaufen. Die Kamera, von der sie stammte, hing auf dem Balkon einer Wohnung direkt gegenüber einer Reisebusgesellschaft. Der Taxistand und das zweistöckige Gebäude dahinter gehörten einem einheimischen Mann. Selbiger durfte sich über steten Betrieb freuen, nicht zuletzt durch Verträge für Besichtigungstouren und Ausflüge im Auftrag von Istanbuler Touristenhotels. Er war dem türkischen Nachrichtendienst MİT aufgefallen sowie auf einer Liste zur Beobachtung mutmaßlicher Mittler von al-Qaida und DAESH gelandet, obgleich man bisher keine vor Gericht verwertbaren Informationen hatte einholen können, die den Verdacht des MİT bestätigt hätten. Der Digitalrekorder zu seiner Beobachtung hing seit mehreren Wochen dort und hatte Brocklehurst bereits Einblicke in den üblichen Geschäftsalltag des Türken gewährt. An vier Tagen in der Woche trafen Busse von Subunternehmern ein, mit deren Fahrern er Dokumente austauschte, bevor sie aufbrachen, um Urlauber aus dem Westen einzusammeln. Abgesehen davon fuhren allwöchentlich drei oder vier Minibusse mit Touristen tiefer ins Land, und dann waren da noch Taxen mit Abfahrts- und Ankunftszeiten rund um die Uhr sowie zuletzt der Fußverkehr. Beim Durchgehen der letzten Aufnahme sah Brocklehurst, wie der Mann mit einem Bus vorfuhr. Er saß am Steuer und hatte Fahrgäste. Diese sahen nicht wie Touristen aus, aber auch nicht wie Dschihadisten. Sechs Männer stiegen aus, alle glatt rasiert und in Geschäftsanzügen. Die Kamera zeigte, wie der Unternehmer sie in sein Bürogebäude führte, wobei er sich verstohlen umschaute. Er blieb davor auf der Straße stehen, bis einer der Gäste wieder heraustrat. Brocklehurst drückte Pause und speicherte ein Standbild der Unterhaltung der beiden ab. Dies entsprach nicht dem Arbeitsalltag des Türken, und die Neuankömmlinge muteten interessant an, doch an sich war die ganze Sache nichts Besonderes. Brocklehurst gähnte wieder. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sobald er mit dieser Datei fertig war, würde er Feierabend machen.
***
Offiziell fielen Aufklärung und Spionage über die Grenzen der Föderation hinaus in den Tätigkeitsbereich des russischen Auslandsnachrichtendienstes SWR, doch weder Strelkow noch sein Boss Direktor Newski waren bereit, im Zuge dieser Operation Kompetenzen abzugeben. Sie wollten sich allein damit rühmen, einen geplanten Nuklearschlag vereitelt und den Schurken den Sprengsatz entrissen zu haben. Von seinem Posten aus, einem requirierten Appartement, beobachtete Strelkow das verdächtige Gebäude. Es besaß ein Obergeschoss mit Flachdach, wobei das Abfertigungsbüro unten und eine Wohnung darüber lag. Drei gelbe Hyundai-Taxen voller Beulen parkten davor. Das Grundstück zwischen seinem Aussichtspunkt und dem Reiseunternehmen – auf dem Platz hauste ein Rudel streunender Hunde, die unruhig schliefen – war vermüllt und mit Büschen bewachsen. Tagsüber, zu Geschäftszeiten, kamen und gingen ständig Kunden, darunter viele westliche Touristen mit großen Koffern. Strelkow wandte sich vom Fenster ab und sprach den Tschetschenen an: »Ist das der Mann?«
Kischiew blickte durch den Sucher auf den untersetzten Türken, der gerade die Vorderräder seines Busses besah. »Ja.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, das ist Orhan.«
»Orhan Inci?«
»Ja, das ist er.«
»Erzählen Sie mir mehr über ihn«, verlangte Strelkow.
»Ich habe Ihnen schon alles gesagt, was ich weiß. Was erwarten Sie denn noch?«
»Ich habe keine Lust auf Spielchen. Klären Sie mich über Orhan Inci auf.«
Kischiew ließ langsam vom Visier ab. »Wie ich Ihnen bereits erklärte, betreibt er ein Taxi- und Reiseunternehmen, macht seine wesentlichen Geschäfte aber mit Gläubigen, die unbehelligt durch die Türkei gelangen wollen. Er hat schon viele in den Iran oder nach Syrien transportiert und wieder herausgebracht.«
»Ein braver Muslim«, höhnte Strelkow.
»Im Gegenteil, er ist nicht gläubig, aber ein findiger Geschäftsmann.«
»Und was wollen Sie mir damit sagen?«
»Ich verstehe nicht.«
Strelkow hielt kurz inne, weil er sich nicht die Zügel aus der Hand nehmen lassen wollte. »Ist Orhan Inci die Kontaktperson der Terrorzelle in der Türkei?«
»Er ist dafür verantwortlich, dass ihre Beförderung reibungslos verläuft, hat aber nichts mit dem Plan zu tun.«
»Und wird er Ihnen Ihre Geschichte abkaufen?«
»Ich bezweifle, dass ihn mein unerwarteter Besuch misstrauisch macht. Für ihn ist entscheidend, wie viel Geld ich ihm für seine Dienstleistung biete.«
Strelkow wusste nicht, wie viele Terroristen sich in dem Gebäude aufhielten oder ob sie die Bombe tatsächlich bei sich trugen. Aus dem angeforderten Bildmaterial des nächsten russischen Spionagesatelliten vom Typ Persona war er nicht schlauer geworden. Die Infrarotaufnahmen hatten auf beiden Etagen des Gebäudes Menschen gezeigt. Das Problem bestand darin, dass sie sich nicht so einfach auseinanderhalten ließen. Erschwerend hinzu kam das fortwährende Ein und Aus von Kunden und Fahrern. Strelkow war zu dem Schluss gelangt, dass er nur herausfinden konnte, ob diese Männer den Sprengsatz besaßen, wenn er Kischiew hinschickte. Er kehrte sich einem bärtigen Kommandosoldaten zu: »Boroda, Sie werden Kischiew ins Zielgebäude begleiten, um sich zu vergewissern, dass es tatsächlich dieser Türke ist.«
»Zu Befehl«, erwiderte Artur Khalidow alias Boroda – Russisch für »Bart«.
Strelkow fuhr fort: »Außerdem zählen Sie, wie viele Personen im Gebäude als Extremisten infrage kommen, und suchen nach der Bombe. Boroda, ich will eine Sichtbestätigung von Ihnen.« Er zeigte zwar auf den Soldaten, richtete sich aber an seinen Informanten. »So sieht ein echter Tschetschene aus, Kischiew, und so benimmt sich ein echter Tschetschene.«
Der Angesprochene tat gleichgültig. »Er sieht mir stark nach einem von Kadyrows Speichelleckern aus.«
Boroda grunzte und trat einen Schritt auf seinen Landsmann zu. »Dreckiger Verräter!«
»Das reicht!«, bellte Strelkow. Die beiden Tschetschenen bauten sich voreinander auf. Die Luft knisterte zwischen ihnen – der eine bezahlt, auf Moskaus Seite zu stehen, der andere dazu genötigt. »Nur damit das klar ist, Kischiew: Sollte Boroda Grund zu der Annahme haben, Sie würden Inci warnen, wird er Sie auf der Stelle töten.«
Kischiew lächelte mit offenem Mund. »Ich würde gerne sehen, wie der Wicht es versucht.«
Der Blick des Soldaten zeugte von Verachtung, aber er blieb still.
»Gehen Sie jetzt, ich werde Sie beobachten«, beendete Strelkow.
Boroda führte Kischiew die Treppe hinunter in die Eingangshalle, während er ihm seine 9mm-Pistole mit Schalldämpfer ins Kreuz drückte. Beide trugen lottrige Zivilkleidung, die den Eindruck erweckte, sie hätten sich damit im Schlaf herumgewälzt. Ein weiteres Mitglied von Strelkows Truppe lehnte in einer hinteren Ecke an der Wand und überwachte die Straße vorm Gebäude.
»Komm bloß nicht auf die Idee, wegzulaufen, Kischiew!«, zischte Boroda mit zusammengebissenen Zähnen.
»Dein Vater muss sehr stolz gewesen sein, als sein Sohn seinem Glauben abschwor«, entgegnete Kischiew ohne Ironie, als er ins grelle Licht der Sonne über Istanbul trat. Der Soldat rückte einen Moment später nach, woraufhin sie die Straße überquerten.
»Stopp!«, befahl er, als sie den mit Müll übersäten Platz erreichten. »Vielleicht liegt jemand für den Türken auf der Lauer. Wir können nicht einfach so reingehen, das wäre zu offensichtlich. Dreh dich zu mir um und tu so, als würden wir uns freundschaftlich unterhalten.«
»Dann tun wir das doch.« Kischiew schaute dem jüngeren Tschetschenen in die Augen. »Also, gefällt es dir, Sklave der Russen zu sein? Beleidigt es nicht deinen Glauben, denjenigen zu dienen, die unser Mutterland zerstört haben?«
»Du bist ein Terrorist, Kischiew. Du hast unschuldige Frauen und Kinder umgebracht.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe russische Soldaten umgebracht, die in mein Land eingedrungen sind. Der Kreml war dafür verantwortlich, dass jene Bomben hochgingen und unsere Landsleute zerfetzten – oder glaubst du das etwa nicht? Hat dieser Ziegenficker Kadyrow dich gehirngewaschen?«
Borodas rechter Arm zitterte, während er sein Bedürfnis unterdrückte, Kischiew zu schlagen. »Ramsan Achmatowitsch ist eine Lichtgestalt, ein wahrer Diener des Glaubens. Als Präsident von Tschetschenien hat er unsere Nation aus der Dunkelheit geleitet!«
Im Gegensatz zu Boroda hatte Kischiew gelernt, seine Wut zu verbergen, eine notwendige Fähigkeit im Schwarzen Delfin. »Er ist eine Marionette der Russen, wie du. Bloß eine mit viel Geld.«
»Bewegung«, knurrte der Soldat schließlich, wobei er mit einem Nicken aufs Zielgebäude verwies.
Nachdem sie den Platz verlassen hatten, nahmen sie die kurze Treppe und betraten Incis Büro. Bis sich ihre Augen wieder an gedämpftes Licht gewöhnt hatten, verging nur ein kurzer Moment, doch schon währenddessen begrüßte sie ein Jugendlicher auf Türkisch: »İyi akşamlar. Ich heiße Ferit, wie darf ich Ihnen helfen?«
Kischiew antwortete auf Arabisch: »Guten Nachmittag, ich würde gerne mit Orhan sprechen.«
Der Junge wechselte mühelos zwischen den Sprachen. »Natürlich, er ist oben. Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Zwei müde Reisende, die sich nichts weiter wünschen, als von ihm bewirtet zu werden.«
»Bitte nehmen Sie Platz.«
»Danke sehr.«
Die beiden Tschetschenen setzten sich auf ein abgewetztes, grünes Sofa und schauten Ferit hinterher, als er durch einen Perlenvorhang ging, den man am Fuß einer Treppe aufgehängt hatte. Dann sah sich Kischiew im Raum um. Dieser war seit seinem letzten Besuch unverändert geblieben. Die Einrichtung bestand aus einem Sofa und einen Schreibtisch, dessen Zustand ebenfalls arg zu wünschen übrig ließ. Ein Ventilator an der Decke rasselte wie eine Asthmalunge, und aus einem Radio dudelte leise türkischer Pop. »Darf ich annehmen, dass du Arabisch sprichst?«
»Versuch nicht, mich noch wütender zu machen, Kischiew. Ich bin Tschetschene.«
»Ein echter, wie dein Chef behauptet.«
»Korrekt«, grunzte Boroda. Die unterschwellige Beleidigung entging ihm glatt.
Sie hörten den zu kurz geratenen, rundlichen Türken, bevor sie ihn sahen, doch seine Schritte klangen erstaunlich leise, denn er trippelte die Stufen herab wie ein Kind. Als er durch den Vorhang trat – Ferit folgte ihm – leuchteten seine Augen auf. »Ahlan sadiqi«, grüßte er auf Arabisch – »Hallo, mein Freund.«
Kischiew und Boroda standen auf. Ersterer streckte seine Arme aus. »Hallo Orhan, möge der Friede mit dir sein.«
Inci gab ihm eine Hand, bevor er ihn stutzig musterte, vor allem wegen seiner stoppeligen Frisur und des Dreitagebarts. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass du von den Russen festgehalten wurdest, stimmt das?«
»Ja, aber jetzt nicht mehr. Der Wille Allahs setzt sich über die Mauern jedes Gefängnisses hinweg.«
»Ganz richtig.« Inci wandte sich Boroda zu. »Bist du einer seiner Männer?«
»Ist er«, behauptete Kischiew mit einem Lächeln.
»Ich heiße Orhan. Freut mich, euch helfen zu dürfen.«
Boroda schüttelte die angebotene Hand nicht. Der vorgewölbte Bauch und das holprige Arabische des Türken widerten ihn an.
»Einige meiner Brüder sollen bei dir untergekommen sein, ja.« Kischiew betonte den Satz nicht wie eine Frage, sondern als einfache Aussage. »Ich muss mit ihnen sprechen.«
Das überraschte Inci, bereitete ihm aber keine Sorgen. Als mietbarer Schmuggler interessierte er sich nicht für Operationsdetails. Er erhielt schon seit Jahren Zahlungen von al-Qaida, ohne Fragen zu stellen. Für ihn deutete nichts darauf hin, dass sein Unternehmen in Gefahr war. Man hatte ihn einst dafür entlohnt, Kischiew und später auch Männer zu befördern, die von dem Tschetschenen geschickt worden waren, und das Geld für die Betreuung seiner momentanen Gäste stammte aus derselben Quelle. »Ich werde sie fragen, ob sie dich sehen möchten.«
»Das ist sehr freundlich, Orhan, aber wir haben unsere Befehle. Das verstehst du doch sicherlich.«
»Gewiss, aber bitte warte, es dauert nicht lange.«
Inci verschwand wieder durch den Vorhang.
Boroda sprach mit gedämpfter Stimme auf Russisch: »Kischiew, solltest du ihn irgendwie gewarnt haben, werden deine Frau und deine Tochter wie Vieh abgeschlachtet.«
»Eines Tages, Boroda, bist du dran. Dann mach ich dich kalt, und in dem Augenblick wird Allah dich aburteilen.«
»Du wurdest schon abgeurteilt, Kischiew, und zwar als Versager.«
Inci kam zurück. »Folgt mir die Treppe hinauf.«
Die Stufen waren schmal, und die Wände schmutzig grün bis zum oberen Absatz, wo es zwei Türen gab. An der Decke zeigte ein Dachfenster einen Ausschnitt des klaren, strahlend blauen Himmels, der einen Kontrast zum verlotterten Interieur bildete. An der rechten Tür stand wie mit einer Schablone geschrieben das Wort ›Tuvalet‹, wohingegen die linke offenstand. Sie führte in einen Raum mit mehreren Betten. Vier Männer standen darin, ordentlich gekleidet in Zweiteiler, die nicht so recht zu ihren erbitterten Mienen passten.
»Dies sind die beiden, die euch sehen wollten«, begann Inci und wich gleich wieder aus dem Zimmer zurück. Es lag ihm fern, mehr über ihre Machenschaften zu erfahren.
»Wer bist du?« Mohammed Tariq stand der Tür am nächsten. Er ließ die Arme locker herunterhängen und wippte auf seinen Fersen.
»Bruder, mein Name lautet Kischiew, ich bin – wie ihr – ein demütiger Diener Allahs, Friede sei mit ihm, und gekommen, um euch auf eurer Mission zu unterstützen, die so ehrbar ist wie keine andere.«
Tariq schloss seine Lider zu Schlitzen. »Welche Mission meinst du?«
Auf einmal hörte man Schritte auf dem Flur, doch Kischiew gab dem Drang nicht nach, sich umzudrehen. Boroda aber tat es umso rascher und sah die beiden übrigen Mitglieder von Tariqs Gruppe, die sich auf der Toilette versteckt hatten.
Kischiew hielt seine Hände mit den Innenflächen nach vorne hoch und lächelte so, dass es die Männer, wie er glaubte, beruhigen musste. »Natürlich, ihr seid wachsam, und zwar zurecht, denn schließlich ist die Waffe, die ihr bei euch tragt, die schlagkräftigste, die wir jemals hatten.«
»Von welcher Waffe redest du, Bruder?«
»Von der tragbaren Atombombe, die ihr mit Yassin al-Suris Hilfe durch den Iran geschleust habt.« Kischiew schaute die Afghanen jetzt abwechselnd an. »Ich war vor vielen Jahren einer derjenigen, die sich gemeinsam mit dem Löwen hinsetzten und eure Mission planten, Bruder.«
Tariq blieb vorsichtig, weil dieser Mann von ihrer Verbindung zu al-Suri wusste. »Sag bloß.«
»So war es, mein Bruder. Ihr seid die auserwählten Krieger, die mit der Hand Allahs gegen die Ungläubigen vorgehen werden!«
»Insha'allah.« Tariq entspannte sich ein wenig, als er den Namen der Bombe hörte. Sein Besucher kannte sie, doch was wusste er über die Mission, und wer war er? »Durchsucht ihn.«
»Ich habe nichts zu verbergen«, versicherte Kischiew.
»Und ich auch nicht, Bruder«, warf Boroda geruhsam ein.
Die zwei Tschetschenen breiteten ihre Arme aus, um sich abtasten zu lassen. Kischiew suchte Borodas Blick und wartete auf den richtigen Zeitpunkt zum Zuschlagen, doch gegen Ende der Leibesvisitation verwirrte ihn der Anflug eines Lächelns unterm Bart des Soldaten. Zufrieden in der Gewissheit, dass die beiden Fremden unbewaffnet waren, traten die Afghanen zurück.
»Also gut, Brüder«, hob Tariq mit deutlich gelassenerer Stimme an. »Erklärt mir, wer ihr seid und was ihr hier wollt.«
Kischiew orientierte sich schnell um. Die glaubwürdigsten Lügen enthielten ein Fünkchen Wahrheit. »Wir sind Tschetschenen. Uns erging es wie euch, denn Ungläubige drangen in unser Land ein, zerstörten unsere Feldfrüchte, vergewaltigten unsere Frauen und frevelten unserer Religion. Gemeinsam werden wir zurückschlagen. Wir sind hier, um euch auf den nächsten Abschnitt eurer Reise zu führen.«
»Und wohin?«
»Ihr müsst euch in zwei Gruppen aufteilen. Die eine fährt nach Griechenland, wo euch ein weiterer wahrer Gläubiger euer Ziel zuweisen wird, während deine …«, Kischiew zeigte auf Tariq, »… mit uns und der Bombe in die Ukraine kommt. Aus dem Grund braucht ihr unsere Russischkenntnisse.«
Boroda versuchte, seine Verblüffung nicht zu zeigen … wobei ihm die buschigen Augenbrauen und der Bart halfen.
»Verstanden, Bruder.« Tariq glaubte jetzt, dass die Männer vor ihm zu al-Qaida gehörten, denn sie bezogen sich auf Einzelheiten ihrer Mission, die niemand außerhalb des Führungsrates kennen konnte, beispielsweise die Zweiteilung der Gruppe und die Weiterreise in die Ukraine.
»Weshalb die Planänderung?«
»Wegen der Russen, mein Bruder. Sie haben Teile der Ukraine überrannt, weshalb jetzt alle Einfuhrhäfen an der Südküste streng überwacht werden. Man würde euch verhören und in Haft nehmen, weil ihr euch nicht in ihrer Sprache mitteilen könnt. Mit uns gelangt ihr allerdings ins Land, denn ich habe die erforderlichen Beziehungen.«
Das überzeugte Tariq. »Bitte nehmt meine Gastlichkeit in Anspruch und trinkt Tee mit uns.« Er zeigte mit einem Wink auf einen kleinen Tisch.
Kischiew fasste sich mit einer Hand an die Brust. »Leider ist die Zeit knapp. Wir sollen morgen früh bei Sonnenaufgang fahren, also müsst ihr euch bereit machen.«
»Bevor wir aufbrechen: Darf ich Allahs Hand sehen?«, bat Boroda. Tariq befahl Reza Khan auf Paschtu: »Zeig ihm die Bombe.«
»Hältst du das für geraten?«
»Zweifle nicht an meinen Entscheidungen, Reza.«
Daraufhin ging Khan neben einem der Betten auf die Knie, zog einen Koffer darunter hervor und hielt ihn beidhändig. »Hier.«
Boroda spürte, wie sein Herz immer schneller schlug, und eine Schweißperle trat an seiner Stirn hervor. Es stimmte wirklich: Die Terroristen waren im Besitz einer Bombe. Er musste etwas unternehmen, sie an sich reißen, doch ihm gegenüber standen sechs Mann … sieben, wenn er Kischiew hinzuzählte. Konnte er den Sprengsatz schnappen, und falls ja, unbeschadet damit verschwinden? Würden sie ihn nicht einfach hier an Ort und Stelle zünden? Er trat einen Schritt vorwärts, da stellte sich ihm Tariq in den Weg. »Ich möchte sehen, was auf dem Koffer steht, nichts weiter.«
Der Afghane ließ sich überreden. »Na gut – aber versuch nicht, ihn anzufassen.«
»Werde ich nicht, Bruder.« Boroda ging noch drei Schritte und beugte sich nach vorne, um das Metallgehäuse zu betrachten. Die stabilen Verschlüsse waren identisch mit jenen auf den Fotos, die man ihm gezeigt hatte, was auch für die Formgebung der Ecken galt. Nachdem er ganz bewusst deutlich gemacht hatte, genug gesehen zu haben, kehrte er zu Kischiew zurück. »Macht euch zum Aufbruch im Morgengrauen bereit. Bis dann.«
»Bis dann«, erwiderte Tariq, während die Tschetschenen das Zimmer verließen.
Auf dem Weg zur Treppe drängelte Boroda hinter Kischiew, wobei er fast mit Inci zusammenstieß, der aus der Toilette kam und noch seinen Reißverschluss hochzog. »Wir brauchen jemanden, der uns nach Norden fährt.«
»Aha«, raunte Inci. »Beförderung ist kein Problem, damit verdiene ich mein Geld. Wann müsst ihr los?«
»Gegen Sonnenaufgang«, knurrte Boroda.
»Du weißt, dass ich meine Preise angepasst habe? Momentan herrscht eine große Nachfrage.«
»Am Geld soll es nicht liegen«, entgegnete der Soldat gereizt. »Steh morgen früh parat.«
»Verlass dich darauf.«
Boroda packte den Arm seines Begleiters mit eiserner Hand und lotste ihn die Treppe hinunter, dann durchs Büro und auf die Straße. »Du wolltest uns auflaufen lassen, Kischiew.«
»Ganz genau, ich spekulierte darauf, dass sie deine Kanone finden.«
»Du denkst, ich sei so leichtsinnig gewesen, sie mit hineinzunehmen? Ich habe sie in der Eingangshalle unseres Appartementhauses liegen lassen.«
»Ganz schön mutig, zu glauben, du wärest ohne Waffen vor mir sicher.«
Boroda brummte: »Wetten, dass?«
Strelkow sah, wie die beiden Tschetschenen aus dem observierten Gebäude kamen und einen Umweg zu ihrer Einsatzzentrale nahmen. Mehrere Minuten später standen sie wieder in der Wohnung, die der russische Geheimdienst in Beschlag genommen hatte, und Boroda berichtete, was vorgefallen war.
»Sie verbürgen sich dafür, dass die Bombe dort ist?«, fragte Strelkow nahezu roboterhaft.
»Ja.« Der Soldat hielt sich nicht an Anreden mit Rangbezeichnungen auf. »Der Koffer entspricht dem Fabrikat, das für eine RA-115A verwendet wurde.«
Strelkow legte seine Arme übereinander. Für Jubelarien war es noch zu früh. Kischiew hatte ihn in Wut versetzt, und nicht mehr lange, dann würde sie sich entladen, außer er reagierte sich irgendwie ab. »Sie haben uns belogen, Kischiew.«
»Ja«, gestand der Tschetschene ungerührt.
»Sie wussten die ganze Zeit über, wohin die Bombe gebracht werden soll.«
»Nein, das habe ich aus der Luft gegriffen.«
Strelkow schüttelte den Kopf. »Wo liegt das Ziel?«
»Welches?«
Seine Augen glänzten vor Zorn. »Das Ziel der Bombe!«
»Weiß nicht.«
»Dafür wussten Sie aber, dass sie sich in zwei Zellen aufspalten werden?«
»Ja. Ich kenne ihren Plan ungefähr, weshalb ich schließlich auch hier bin. Ich führte Sie wie abgesprochen zur Bombe.«
Strelkow lachte trocken. »Sie maßen sich an, uns an der Nase herumzuführen – den FSB linken zu können?«
Kischiew wurde ungehalten: »Ich habe Sie zur Bombe gebracht, also müssen Sie jetzt Ihren Teil der Abmachung einhalten, Strelkow.«
»Das werde ich. Sie haben bewiesen, dass Sie mehr Interna von al-Qaida wissen, als Sie uns weismachen wollten. Ihre weitere Sicherheit werden unsere Agenten gewährleisten, sobald sie eintreffen. In der Zwischenzeit nimmt Boroda Sie mit.«
»Wohin.«
»Nicht in den Zirkus, falls Sie das erwarten«, spottete Strelkow.
»Hier habe ich schon genügend dressierte Hunde gesehen.«
»Nur zu, fahren Sie ruhig mit Ihren dämlichen Sticheleien fort, denn wenn man Sie verhört, werden Sie kaum mehr Luft zum Atmen bekommen.«
***
Im Zielgebäude tat sich nichts, und auf den Straßen davor war es ruhig. Strelkow suchte die Fassade abermals gründlich nach irgendetwas ab, das er übersehen haben mochte, aber in seiner Unscheinbarkeit haftete dem Gemäuer nichts Bemerkenswertes an. Zwei der schäbigen Hyundai-Taxen waren in den frühen Morgenstunden verschwunden, und soweit Strelkow eruieren konnte, würden die Fahrer bis Mittag auf sich warten lassen. Die letzte gelbe Limousine nutzte Inci privat, und da sie noch dastand, musste er auf dem Grundstück übernachtet haben. Als Strelkow den Platz mit den Büschen überblickte, sah er die Hunde schlafen und keine Obdachlosen auf den Parkbänken. Schließlich zog er sich vom Fenster zurück, gab seiner handverlesenen Sturmtruppe das Bereitschaftssignal und sagte: »Los! Los!«, auf Russisch »Dawai! Dawai!«
Die Sonne sollte erst in einer Stunde aufgehen, als sich die Russen dem Ziel näherten. In voller Kampfmontur mit kugelsicheren Westen, Helmen und Atemschutzmasken passten sie nicht in die städtische Umgebung. Sie gingen am Rand des Platzes vorbei und stellten sich in Reihe an die Seitenmauer des Gebäudes, wo man sie durch das Fenster über ihnen nicht sehen konnte. Dann schwärmten sie in zwei Verbänden aus. Der Erste erklomm das Dach mit einem Enterhaken, während der zweite Position am Vordereingang bezog. Der Anführer dieser Gruppe brachte eine Sprengladung an der Tür an, deren Zündschnur er abwickelte, während er von dieser Seite des Rahmens, wo der Rest seiner Kameraden stand, auf die andere wechselte. Nach einer Sekunde fiel das Türblatt nach innen um, und zwei Blendgranaten wurden ins Dunkel geworfen. Kaum, dass sie explodiert waren, drangen die Russen ein und verteilten sich. Der erste Verband warf zwei weitere Blendgranaten durchs Dachfenster und seilte sich gleich darauf in den Raum ab.
Wie Strelkow weiter beobachtete, blitzte es in einem Fenster des Obergeschosses, und dann wurde kurzzeitig alles ruhig. Zuletzt wurde die Stille von heulenden Hunden und Nachbarn gebrochen, die sich beschwerten, geweckt worden zu sein. Strelkow verließ das Appartement sowie dessen Besitzer, der betäubt in seiner leeren Badewanne lag. Er eilte über die Straße und den Platz auf den Unterschlupf der Terroristen zu. Der Überfall hatte nicht länger als eine Minute gedauert, und fünf weitere Minuten blieben den Russen, bis die örtlichen Behörden mit einer Menge Fragen anrücken würden.
***
Kischiew war vom Geheimdienst benebelt worden, bevor man ihn in die Wohnung gebracht hatte, die ihm als sichere Unterkunft dienen sollte. Das Sedativum war so dosiert gewesen, dass ihn die Spritze gefügig gemacht hatte, wirkte aber jetzt nicht mehr. Der Tschetschene saß mit Handschellen am linken Unterarm an einem Heizkörper gesichert auf dem kalten Laminatboden. Sein Aufseher war ein stämmiger FSB-Mann und taugte darum überhaupt nicht zu verdeckten Einsätzen. Er fiel unter die Kategorie »grober Schläger«, eignete sich also zum Einschüchtern oder Foltern … und jetzt, während der Rest von Strelkows Truppe von Baroda geleitet Incis Geschäftsräume stürmte, versuchte dieser Bewacher, Kischiew einzuschüchtern. Er sagte kein Wort zu seinem Gefangenen, sondern behielt ihn lediglich mit kaltem Groll im Auge, der auf tiefen Hass hindeutete. Unterdessen glotzte der Tschetschene an eine Wand und konzentrierte sich aufs Nachdenken, um die letzten Schleier seines medikamentösen Dämmerzustands zu lüften. Die Haft im Schwarzen Delfin hatte ihm beigebracht, sich in Geduld zu üben und seine Geistesstärke zu bündeln, ein unverhofftes Geschenk von Mütterchen Russland.
Ein schriller Klingelton echote durch die spärlich möblierte Wohnung. Der Russe griff zu seinem Handy. »Da?«
Eine Pause folgte, während der Wachmann Anweisungen erhielt, dann trat er auf Kischiew zu. Als er sich bückte und so seinen Körperschwerpunkt verlagerte, um den Arm auszustrecken und dem Tschetschenen das Telefon zu geben, läutete es an der Tür. Er zögerte zunächst, ging dann aber fort, wobei er ins Gerät sprach. Hierin sah Kischiew seine Chance und handelte: Als er seinen Arm drehte, spürte er, dass die Aufhängung des Heizkörpers an der Wand ein wenig nachgab. Ein weiterer Ruck, da knallte es vom Flur her laut und dumpf, als sei ein Buch mit dem Rücken auf einen Holzboden gefallen. In dem Moment, da er zur Tür hinüberschaute, hörte er ein Pfeifen … ein Pfeifen, das er zuordnen konnte. Es erklang erneut, und diesmal erwiderte er es. Es handelte sich um ein Zeichen, das er seit vielen Jahren nicht benutzt hatte.
Vor dem Zimmer fragte eine vertraute Stimme auf Arabisch: »Bist du allein?«
»Ja, Bruder, bin ich«, antwortete Kischiew.
»Ich komme rein«, kündigte die Stimme an. Dann trat eine Gestalt hinter dem Türblatt vor. Sie hielt eine Glock 19 mit Schalldämpfer in der Hand. Obwohl sich die beiden seit über zehn Jahren nicht gegenübergestanden hatten, war der »Weiße Adler«, wie er innerhalb von al-Qaida genannt wurde, ein unverwechselbarer Mann. »Ahlan sadiqi«, sprach er und musste schmunzeln.
»Hallo, mein Bruder«, gab Kischiew zurück. »Lange nicht gesehen.«
»Und du hast schwere Zeiten durchgemacht – heißt es zumindest.«
Auch Kischiew lächelte. Er zog seinen linken Arm noch einmal an sich, woraufhin die Halterung an der Wand abbrach, sodass der Bügel der Handschellen von der Heizung rutschte.
»Die Russen meinten, sie könnten mich mürbemachen. Irrtum.«
»Die Russen meinen viel, wenn der Tag lang ist, Aslan.«
Kischiew erhob sich. »Wie hast du mich gefunden?«
»Das war nicht leicht. Strelkow half mir aber, als er deinetwegen in den Schwarzen Delfin kam. Daraufhin brauchte ich ihm bloß zu folgen.«
Kischiew brummte wohlwollend. Der Weiße Adler gehörte al-Qaidas Geheimagenten für besonders heikle Aufträge an. »Ihr habt euch also endlich durchgerungen, die Atombombe einzusetzen?«
Er schüttelte seinen Kopf. »Das ist nicht die Bombe, die du noch kennst. Sie wurde in Afghanistan geborgen.«
Das wunderte Kischiew. »Es ist nicht die Hand Allahs?«
»Es ist eine andere. Die rechte Hand wird zu gut behütet.«
»Vom Führungsrat?«
»Nein, von der CIA. Ich musste sie den Amerikanern überlassen, weil sie uns zu dicht auf den Leib gerückt waren.«
Kischiew vertraute dem al-Qaida-Mitglied. »Aber die Pläne gelten nach wie vor?«
»Sie haben sich geändert. Die EU anzugreifen, wäre zu gewagt und unserem Vorhaben nicht optimal förderlich.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen. Bestand der Vorsatz des seligen Löwen nicht darin, die Ungläubigen das Fürchten zu lehren – als Strafe dafür, dass sie unsere muslimischen Brüder ermordeten und in unsere Länder eindrangen?«
»Dabei bleibt es, mein Bruder, nur hat sich das Schlachtfeld verschoben. Während du in Gefängnis warst, ist viel passiert. Wir haben ein neues Ziel, das niemand in Erwägung zieht, sodass wir die Aggressoren völlig nichtsahnend treffen werden. Davon abgesehen freust du dich sicherlich sehr darüber.«
»Welches Ziel ist es, mein Bruder?« Kischiew kratzte die Bartstoppeln an seinem Kinn.
Der Weiße Adler erklärte schnell alles, woraufhin sich der Tschetschene noch einmal erlaubte, zu grinsen. Das Handy des toten Wachmannes begann wieder zu läuten.
»Deine russischen Freunde können nicht allzu weit weg sein, wir müssen verschwinden.«
»Aber nicht, bevor wir ihnen ein Abschiedsgeschenk hinterlegt haben«, sagte Kischiew.
Istanbul, Türkei
Strelkow und seine Truppe brauchten eine halbe Stunde, um zum geheimen Unterschlupf des Russen zu gelangen, weil sie sich durch die erste morgendliche Verkehrswelle Istanbuls quälen mussten. Die Männer, die auf den Tschetschenen hatten achtgeben sollen, waren nicht an ihre Mobiltelefone gegangen. Strelkow verfluchte sich selbst dafür, dass er Kischiews Verlegung angeordnet hatte, als sie über einen kleinen Hügel fuhren und der Eingang in das Appartementhaus in Sicht kam.
»Halt«, befahl er Boroda. Der VW-Transporter blieb sofort stehen. Je länger Strelkow hinschaute, desto deutlicher wurde alles: Um ein Polizeiauto und einen Krankenwagen scharte sich eine Traube Menschen vor dem Gebäude. »Fahren Sie auf den hinteren Parkplatz.«
Boroda bog nach einem kurzen Stück Weg ab und ruckelte mit dem Kastenwagen über den Gehweg auf die Parkfläche aus rissigem Beton.
Strelkow pickte sich drei Mitglieder seiner Truppe heraus. »Sie kommen mit mir. Der Rest von Ihnen bewacht den Wagen und hält sich bereit, um meinen Befehl auszuführen.«
Die Männer nickten zustimmend. Ihr Vorgesetzter zog seine Jarygin Pja aus dem Gürtelholster und stieg aus. Indem sie die Waffen an ihre Oberschenkel legten, um sich möglichst bedeckt zu halten, folgten die drei Soldaten ihm zum Hintereingang des Gebäudes. Unaufgefordert stellten sie sich links und rechts neben der Tür auf, bevor sie mit ihren Pistolen im Anschlag hineinstürmten. Nachdem sie das kleine Foyer passiert hatten, nahmen sie Strelkow in ihre Mitte und gingen durchs Treppenhaus nach oben. Sie erreichten den sechsten Stock nahezu lautlos. Der vorderste Mann legte sich auf dem Absatz flach auf den Bauch und spähte um die Ecke auf den Flur. Niemand zu sehen. Er wartete eine halbe Minute ab, als habe das Gebäude einen Puls, auf den er sich einstellen wollte, und kroch dann vorwärts. Vor dem Appartement horchte er mit einem Ohr an der Tür auf etwaige Lebenszeichen, bevor er die anderen zu sich winkte. Sobald sie sich bereit gemacht hatten, traten sie die Tür ein und drängten in die Wohnung. Zwei Männer stießen links vor, um den Flur nebst Bad und Küche abzusichern, während Strelkow und der dritte Soldat nach rechts gingen, wo sich Schlaf- und Wohnzimmer befanden. Die Räume waren leer. Als er im letzten Raum auf den Fliesenboden schaute, sah er eine Blutspur, die von der Mitte aus zum Balkon führte. Dessen Tür stand offen, weshalb man etwas vom Lärm aus der Stadt hören konnte. Zwei Truppenmitglieder begaben sich hinüber. Strelkow fiel indes etwas über der Schwelle nach draußen auf – gespannter Draht! Er riss seine Augen auf. Als er den Mund öffnete, um zu rufen, dass die Männer aufpassen sollten, explodierte etwas in dem Appartement.
Britisches Konsulat – Istanbul, Türkei