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© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim
www.rosenheimer.com

Lektorat und Satz: Dr. Helmut Neuberger, Ostermünchen
Titelfoto: Sebastian Schrank, München

eISBN 978-3-475-54515-3 (epub)

Worum geht es im Buch?

Franz Freisleder

Bayern samma

Der bekannte Journalist Franz Freisleder hat in vielen Variationen immer wieder festgehalten, was die Menschen seiner bayerischen Heimat bewegt. In wunderbar unterhaltsamen Gedichten schildert er deren Charakterzüge und Eigenarten und handelt die bayerische Kultur in all ihren Facetten ab. Manchmal wird er auch nachdenklich und wendet sich ernsteren Themen zu.

Erstmals vereint eine Sammlung die bedeutendsten Gedichte des Autors Franz Freisleder aus dem Lauf der Jahrzehnte.

Inhalt

Vorwort

Ja, so war’s

Vom bayerischen Selbstverständnis oder: Ja, so samma!

… und so samma manchmoi aa

Strukturwandel oder: Nix is mehr so, wia’s war

Durchs Jahr spaziert oder: Fast oiwei is was los

Sie und er oder: Von Liebesgeschichten, Heiratssachen, Beziehungsproblemen et cetera

Theater, Fuim, Sport und so fort

Um a Fünferl a Durchanand oder: Vom Hundertsten ins Tausendste

Vorwort

Eine Schachtel mit Zeitungsausschnitten, wiederentdeckt beim Stöbern in meinem Arbeitszimmer, ist an diesem Buch schuld. Es sind Rezensionen meiner früheren Bände mit bayerischen Versen, verfasst von Autoren wie dem unvergesslichen »Blasius« Sigi Sommer, dem Münchner »Kulturbummler« Karl Ude, dem bayerischen Erzähl-Genie Wugg Retzer oder Wilhelm Lukas Kristl, dem Co-Autor des Horváth- Dramas »Glaube, Liebe, Hoffnung« – um nur Einige zu nennen. All diese namhaften Kollegen sind bereits im Dichterhimmel, für uns nur mehr in Gestalt ihrer schriftstellerischen Hinterlassenschaft greifbar.

Dicht vor einem 85. Geburtstag denkt man auch manchmal an die eigene schriftstellerische Hinterlassenschaft. Und dabei wär’s bei mir geblieben, hätte ich nicht die Einschätzung der genannten Kollegen noch einmal Schwarz auf Weiß vor mir gehabt. Diese Lektüre – nach langer Zeit einmal wieder (Darf ich sagen: genossen?) – hat mir Mut gemacht, auch Gedichte aus dem schon seit Langem vergriffenen eigenen Bücherfundus noch einmal greifbar zu machen – eben in Gestalt des vorliegenden Verserl-Sammelbandes »Bayern samma«. Eingefangen, sortiert und zusammengefasst findet sich darin auch in zahlreichen Anthologien Verstreutes, sowie bisher unveröffentlichte Stücke. Ein, wie ich meine, charakteristischer Querschnitt also, mit Arbeiten aus der Verserlschmiede, die ich seit mehr als einem halben Jahrhundert quasi im Nebenberuf betreibe. Im Hauptberuf – darin ein Vierteljahrhundert lang Leiter des Münchner Teils der Süddeutschen Zeitung – galt meine Arbeit ja speziell der Tagespolitik. Auch das spiegelt sich in diesem Buch. Denn häufig sind es Kurzkommentare, in denen ich meinen Senf zu Zeit- und Jahreserscheinungen gebe; doch ebenso oft Skizzen zu Wesens- und Charakterzügen, die sich zu einem Mosaik münchnerischer und bayerischer Lebensart zusammenfügen.

Nein, lyrisch oder gar pathetisch sind diese Verserl eher nicht. Da halte ich es mehr mit meinem Lieblingsdichter Johann Nestroy, wenn er schreibt: »Nach dem Lorbeer streb ich nicht. Gfalln solln meine Sachen, unterhalten. Lachen solln die Leut. Und mir solls ein bissl was einbringen, dass ich auch lachen kann. Das is die ganze Gschicht.« Wenn freilich, so lassen sie mich ergänzen, der Eine oder Andere beim einen oder anderen meiner Verserl ein wenig nachdenkt, habe ich nichts dagegen. Bleibt mir nur noch, die Empfehlung, die der Sommer-Sigi 1975 meinem Dialekt-Bändchen »Boarisch higriebn« im Feuilleton der Abendzeitung mit auf den Weg gegeben hat, bezogen auf diesen Sammelband, zu wiederholen: »Genau genommen sollte man diese Sammlung von schlitzohrigen Hinterfotzigkeiten, beschaulichen Tagesereignissen und dialektischen Magentratzerln eigentlich nur mit einer Hand lesen. In die andere gehört nämlich dabei ein schäumender Maßkrug. Denn nichts gibt hierzulande einen schöneren Durst als eine raffiniert eingewickelte schaumgebremste Schadenfreude.«

Franz Freisleder

Ja, so war’s

Bei der Suche nach geeigneten Produkten für dieses Buch bin ich auch auf ein Packerl Gedichte gestoßen, die ich vor allem vom Ende der Sechziger- bis in die Achtzigerjahre mehr oder weniger regelmäßig unter dem Stichwort »Apropos« für den »Münchner Stadtanzeiger« der Süddeutschen Zeitung oder für die »Abendschau extra« des Bayerischen Fernsehens geschrieben habe: Gereimte Kurzkommentare zum Tages- oder Ortsgeschehen, die »damals« aktuell waren – und heute vielleicht nicht nur Erinnerungen wachrufen, sondern im einen oder anderen Fall auch Parallelen zur Gegenwart erkennen lassen.

Fangen wir mit dem bedeutendsten Münchner Ereignis des erwähnten Zeitraums an: mit den Olympischen Spielen von 1972. Dazu folgender Monolog eines Münchners:

1968

Mir Münchner san hoid Hund!

Und des is aa da Grund,

dass München gar so ziahgt

und jetz die Spiele kriagt.

A soichas Immitsch hat

sonst weit und breit koa Stadt!

1971

Bloß Baugruam, Krach und Schuidn,

akratt wia bei de Wuidn!

Doch die hams ja ham miassn –

Und mir derfa ’s jetz biassn!

Wenn S’ mi frogn: So an Schmarrn,

den kannt ma uns dasparn!

1972

Da schaung S’, gell, guada Mo.

Ja mei, wer ko, der ko!

Die Schuidn? Geh – zum lacha!

Heit muasst du Schuidn macha,

sonst bist oiwei hint dro.

Wia gsagt: Hund samma scho!

Ärger mit unserem SZ-Feuilleton bekam ich im Zusammenhang mit den Spielen, weil ich mich über die sogenannte Olympia-Wolke lustig gemacht habe, die damals irgendein Künstler für viel Geld über dem Gelände hat thronen lassen. Im Kulturteil hatte man sich nämlich sehr engagiert dafür ausgesprochen.

Voller Schaf’ und voller Schimmi

is fast jedn Tag da Himmi.

Tausnd Buidl – wasd da denkst,

siehgst, wennst da dein Kopf varrenkst,

drobn spazierngehst mit de Augn.

Und koan Pfenning zoist fürs Schaugn.

Doch da gibt’s oan, der den Dunst

seinerseits vakafft ois Kunst.

Lasst a oanzigs Wölkerl throna,

Kosten: oanahoib Milliona.

Sehgn kannst’s am Olympiafeld,

zahlt wird’s von deim Steiergeld.

Is des ned so, wia wenn wer hockad

in da Sahara und dort lockad:

»An Wüstnsand kennt’s von mir ham,

an Tausnder kosts Kilogramm!«

Doch koana kafft in da Sahara.

(Und i versteh’s aa, denn: bläd waar a!)

Weil doch jetzt München mit seinen Olympischen Spielen endgültig Weltstadt geworden sei, müsste das auch an einer ordentlichen gesamtdeutschen Grußformel erkennbar sein. So dachte man in einigen Firmen-Direktionen und … na, Sie werden’s gleich erfahren:

In Münchner Firmen gibts jetz Herrn,

die daadn oam ’s Grüaß-Gott-Sagn wehrn!

Weil: einem nördlich deutschen Ohr,

dem käme dieses spanisch vor.

Drum fordern sie, die Herrn aus Preißen:

»Nur ›Guten Tag‹ darf es noch heißen!«

Doch Gegenden, wo ma so sagt,

die san bei eahna nimmer gfragt:

Trotz »Guten Tag« is jeder Mo,

den unser Gruaß stört, dort davo!

Dass koana glaubt, mir waarn so dumm,

sagn mir am jedn aa warum:

Wo »Guten Tag« zum Gruaß ma macht,

sagn Fuchs und Has si oft Guat Nacht!

(Und wenn’z eich gar z’vui Kraut rausnemmts,

schick ma eich hi – da wo’z herkemmts!)

Eine große Pleite war die erste Münchner Sexmesse 1971. Ich hab das damals folgendermaßen begründet:

Da Sex, der is a Mess leicht wert.

Die bringt a Bombengschäft, hast ghert!

Da renna d’ Münchner, kruzinesn!

A so hams gmoant – doch nix is gwesn:

Die Sexmess is a Pleite worn

Und jetza ham die Herrn an Zorn.

Des hä’n sa si doch denga kenna:

Du brauchst doch bloß durch d’ Stadt durchrenna,

na siehgst des ganze Arsenal

für Liebeslust und Liebesqual!

In hundert Auslagn stelln sie’s zamm

für alle, die wo’s nötig ham.

Du siehgst – ob’s Buidl, ob’s Plakat is –

an jedm Kino, dass’ scho fad is,

da Schöpfung sogenannte Krone

rechts, links und obn und unten ohne.

Die Wirkung freili bleibt, o Graus,

schee langsam, aber sicher aus.

Ned lang mehr, nacha hoaßts voll Neid:

»Opa, verzähl doch von der Zeit,

wo du no bremsig warst auf d’Madl,

bloß zwengs am Blick auf ihre Wadl!

I kenn dank Kolle alle Tricks –

doch huifts ma nix!«

Die Kolle’sche Aufklärungswelle ist damals natürlich auch in die Münchner Theater geschwappt. Und bei der Gelegenheit ist mir folgender »kleiner Unterschied« aufgefallen:

Zwoa Männer lassn d’ Hosn runter:

da oa im Park, da ander munter

auf offner Bühne – d’ Leit schaugn zua

und damit is’ oft no ned gnua.

Da oa, der machts ganz umasunst,

beim andern kosts was – is ja Kunst!

Den oan suacht d’ Polizei ois Moich,

ois Lüstling und ois Sittenstroich.

Und hams’n dann, liest ma die Gschicht

Tags drauf im Polizeibericht.

Da ander kriagt, hat er a Glück

Im Feuilleton a Pfundskritik.

Inzwischen hat diese FKK-Bewegung längst auch die Bühnen der deutschen Staatstheater, ja sogar das lange Zeit noch kreuzbrave Münchner »Resi« erobert, was mich vor Kurzem zu folgendem Zusatz zum damaligen Gedichte veranlasst hat:

Waar des im Resi einst passiert,

hätt’ glei da Landtag protestiert.

Doch heit schimpft ned amoi a Schwarzer,

wenn beispielsweise da Jens Harzer

ois Büchners Wozzek pudelnackt

rumhupft und umanandaflackt.

Koan Pfarrer holt des mehr vom Ofa –

und scho glei gar ned den Seehofa.

Bloß Hundhammer im Grab rotiert,

kriagt a no mit, was do passiert.

Weil wir grad beim Thema Theater sind: Einen Skandal löste 1971 nicht nur ein Bühnenstück, sondern insbesondere das dazugehörige Programmheft aus: »Der Dra Dra« von Wolf Biermann – ursprünglich geschrieben gegen die »Drachen« des DDR-Regimes, doch »drüben« verboten. In einer Inszenierung an den Münchner Kammerspielen umfunktioniert zur Polemik gegen westdeutsche Verhältnisse, wurden im Programmheft »BRD-DraDra’s« – darunter auch Kardinal Döpfner und Münchens OB Hans Jochen Vogel – namentlich zum Abschuss freigegeben. Mein damaliger Kommentar dazu:

A Stückl von da Drachnbruat

passt für die DDR drübn guat,

weil’s dort nix huift, wenn ’s dir ned passt.

Drum hat’s aa oana drübn verfasst.

Doch drübn – naa, naa, um Gottes Wuin! –

da derf ma so a Stück ned spuin.

Gleichschaltung hoaßt dort as Panier,

da sorgn scho die Dra-Dras dafür.

Oa vom Theater, gar ned dumm,

die funktioniern den Dracha um.

Von dene werd koid kalkuliert:

»Aa Demokratn wern regiert,

und wer regiert, den ham d’Leit dick –

drum: hamma Glück, na ziahgt des Stück.«

Und wia si’s ghert für Anarchisten,

servierns dazua glei d’ Abschusslistn

und blasatn, so dreist waarn die,

zur Dracha-Jagd as Halali!

Und mir, die ganz was anders woin,

soin des mit unsre Steiern zoin.

Gang d’ Rechnung auf, hätt ma die Totn,

waarn Dracha-Stückl schnell verbotn.

(Doch solln sie’s spanna: Ganz so bleed

san aa mir Demokraten ned!)

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1975 hat der damalige Kammerspiel-Intendant etwas gegen die damals oft zitierte »Schwellenangst« beim Publikum unternommen und mit seinem Ensemble die sogenannte Stadtrandbespielung ins Leben gerufen – nicht ohne Erfolg, wie ich damals registrieren konnte.

Die Kammerspiele, ’s Schauschbuihaus,

die schbuin jetzt oft am Stadtrand drauß.

Da Müller hat gsagt: »Auf geht’s, gemma

zu dene, die wo sonst ned kemma!«

A soichana is aa da Hackl

Aus Aubing. Rentner. Schwarzer Dackl.

Sei Oide sagt: »Kimm, sei ned fad,

hockst oiwei bloß vorm Apparat!

’s Theatta direkt vor da Dier –

geh hoid heit abnd amoi mit mir!«

Zerscht nörglt er a bissl rum:

»Du woaßt, i ziag mi ned gern um …«

Doch sie lasst eahm hoid gar koa Ruah,

und schließlich sagt da Hackl zua:

»I geh ja, soist’n ham, dein Wuin –

doch bloß, wenn’s aa in Farbe schbuin!«

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Nicht nur sexuelle Freiheit, sondern Freiheit und Frieden überhaupt – das waren die großen Schlagworte der »Achtundsechziger«, die in den Siebzigerjahren auch in München besonders rührig waren. Dazu von mir zwei Gedichte aus diesen Tagen:

Die Welt g’hert verbessert – wer hörat’s ned gern?

Zur Zeit kannst den Schpruch bis zum dorad wern hern.

So schrein die ganz Linken, so schrein die ganz Rechten.

Und wer ned glei mitplärrt, den zähln’s zu de Schlechten.

Im Nama da Freiheit Inschtinkte entfesseln?

Rotfrontsoidad schbuin? Oder wieder horstwesseln?

Wer bloß auf die andern drischt, nia auf sich selber,

der fuit si ois Metzger – und ’s Volk waarn die Kälber.

Es is hoid arg schwer: bei sich selber ofanga.

Drum werds aa zur ganz großen Freiheit nia glanga.

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A Schwabinger Schuahladenschaufensterscheibn

hat gschrian letzte Woch: »Hörts doch auf – lassts des bleibn!«

Doch die ham ned aufghört, hat d’ Scheibn no so zittert.

Bumms, kummt scho a Stoa gflogn. Und d’ Scheibn is zersplittert.

Da Stoa tröst die Scheibn: »Was san da a paar Scherbn,

wos drübn in Vietnam glei tausendweis sterbn!«

Wia d’ Schaufensterscheibn aber trotzdem recht woant,

sagt da Stoa: »Der mi gschmissn hat, hat Di ned gmoant;

dem geht’s um Kambodscha, um Freiheit und Recht!«

D’ Scheibn denkt si: Was der dann im Schuahladn mecht?

Und sagt: »Kannt ma so leicht an Friedn herbringa,

na daad i vor Freid glatt glei selber zerschbringa.«

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Ja, die Jungen waren damals ganz stark im Protest und speziell die Münchner Jusos hatten so manche Zukunftsträume, die ebenfalls zur Parodie einluden. Zwei Beispiele:

Aufs Wettrüsten, auf Militär-Diktatorn,

da hat unser Freind an ganz narrischen Zorn.

As Woidsterbn bei uns, in Äthiopien da Hunga –

gegn ois protestiern, ja, da brauchts guade Lunga!

D’ Apartheid in Kapstadt – da derf ma ned staad sei,

da hoaßt’s, jederzeit für a Demo parat sei.

Und drent, z’ Nikaragua, liegt d’ Freiheit in Trümmern;

um des muass a si mit am Info-Stand kümmern.

Gibts irgendwo Unrecht – er is sofort da.

Und wenn’s recht weit weg is, geht’s eahm b’sonders nah.

Dass sei Engagement ned sofort wirkt, is klar –

drum macht er ’s ja aa scho seit etliche Jahr.

Oans freili gang glei: Nämlich, mit am Stück Kuacha

de Tag amoi d’ Oma im Altersheim bsuacha.

Des kostat natürlich a paar Stünderl Zeit,

doch d’ Großmuatta, die hätt’ ganz gwiss a Mordsfreid.

Da werd aber leider aa desmoi nix draus:

Er arbat mit Freind grad Aktionspläne aus.

Da werd dann in Flugbladln scharf kritisiert,

wia herzlos ma heit oide Leit isoliert –

steril in am Heim, ’s waar a unwürdigs Lebn.

Und schuid dro waar ganz alloa unser System …

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»Mir kumma jetz zu Antrag acht

(wenn der ned durchgang – waar ja g’lacht):

München, des braucht auf jeden Foi

im Osten a Marx-Zwoa-Denkmoi.

Des weitern gibt’s, ois nexte Neiheit,

im Norden d’ Hodschiminchner Freiheit.

Im Zentrum springt die Konen-Katz

künftig zum Maorienplatz.

Suacht wer Erholung, auf den warten

die scheena Weg im Engels-Garten.

Wer stimmt dagegn? Den wähln ma naus!«

Wenns so kummt, wander i fei aus.

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Auswandern war nicht nötig. Dafür sorgte damals nicht zuletzt auch ein ganz bestimmter älterer Politiker aus Bayern. Ein handfester Barockmensch – der allerdings auch seine Schwächen hatte. Eine davon ist ihm bei einer New-York-Reise im Jahr 1971, nun, nicht gerade zum Verhängnis geworden – aber recht peinlich war die G’schicht schon für ihn. Und ich wiederum konnte der Verlockung nicht widerstehen, dazu ein Verserl zu fabrizieren:

Da Strauß, der roast so hie und da

bis hintri ins Amerika.

Amoi geht er auf d’Nacht um drei

schpaziern dort, denkt si nix dabei –

da, plötzli, winkt a Damen-Trio.

Die oa zahnt: »Ja, des geht scho Di o!«

Doch er sagt bloß: »Geht’s weg, zefix,

lassts mi in Ruah, i wui eich nix!«

(So wenigstens hat ma’s dann glesn.

Und ganz bestimmt is’ aa so gwesn.)

Die drei woin trotzdem Diridari.

Und rennt a aa wia Armin Hary –

sie packa’n schnell bei de Manschettn

(so san die Weiber in Manhattan)

und sackln den Franz Josef Strauß

glatt bis aufs letzte Markl aus.

Wieder dahoam nach der Bescherung,

mecht d’ Presse von eahm a Erklärung.

Doch er lasst sagn: ma soll ned schtearn –

erscht miasst er’s seiner Frau erklärn.

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Bestimmte Schwächen waren (natürlich nur damals, heut’ ist das ja ganz anders …) nicht allein bei CSU-Bossen festzustellen, sondern auch bei manchen der Herren, die ganz bestimmt immer die CSU gewählt haben. Etwa bei diesem staatstragenden Mitbürger:

Damit unser Wirtschaft so frei bleibt wias is,

da muass ma was doa. Und da Meier duads gwiß.

Da kriagt a Partei regelmäßig an Scheck.

Des Geld nahm sonst glatt as Finanzamt ois weg.

Und des waar doch schad, denn es zoagt si letztendlich

da Fiskus für des, was a kriagt, nia erkenntlich …

Und in ara Gegend, da wo’n koana kennt,

kafft er fürs Matschakkerl ein Appartement.

Da Bauboom braucht Kundschaft, da hoaßt’s investiern!

Mit Steuernachlass duads da Staat honoriern.

A Scheidung? Naa, naa, sowas gibt’s keinesfois!

Da hoit er ’s mim Kanzler: d’ Familie is ois!

So braucht aa sei Bua ned zum Barras, zum Bund.

Er kennt an Professa; der findt scho an Grund.

Fürn Fall, dass statt Gorbi und statt Schewardnadse

und statt dem Glasnost da z’letzt irgend a Baze

as Heft drübn in d’ Hand kriagt und doch ois schiaf lafft,

hat er bei Miami a Erdbeerfarm kafft.

Doch z’erscht werd verteidigt! Drum muass a eahm stinkn,

wenns Wehrdienst verweigern, die Briada, die linkn!

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Die Münchner Schutzleute gerieten bei politischen Auseinandersetzungen, vor allem in den Siebzigerjahren, oft in prekäre Situationen. Einen von ihnen ließ ich damals monologisieren:

Ois Schutzmann bist amoi wer g’wesn:

Hast bei de Madln, kruzinesn,

wennst guad beinand warst, Eindruck gschundn.

Doch heit – i sags ganz unumwundn –

bist du da reinste Fuaßabstreifer!

A jeder geht im blinden Eifer

auf di los, hat er aa koan Grund.

Wia hoaßt’s? Den Letztn beißt da Hund!

Machst auf da weichen »Münchner Welle«,

na schmeißn’s dir a Trumm an’ Belle.

Und nacha gibt’s aa no so Kerl,

die hoaßn di »Faschistngschwerl«,

schrein »Nazi-Schläger!« voller Hohn.

Und des ois für an Hungerlohn!

Deads ihr ned boid uns Schutzleit schützen,

steigts uns am Huat – vuimehr auf d’ Mützn!

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