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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen
Originalausgabe 2010

© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim
www.rosenheimer.com

Die 2. Auflage der gedruckten Ausgabe erschien unter dem Titel „Bayerische Geschichte auf Boarisch erzählt“.

Titelillustration: Dieter Hanitzsch, München
Illustrationen im Innenteil: Sebastian Schrank, München
Satz: Röser Media GmbH & Co. KG, Karlsruhe

eISBN 978-3-475-54545-0 (epub)

Dieses Buch wurde vom Freundeskreis der Turmschreiber e.V.
Leonhardiweg 64, 81829 München,
Tel. +49 (89) 42 61 71 – Fax +49 (89) 42 03 69 47, gefördert.
www.freundeskreis-der-turmschreiber.de

Worum geht es im Buch?

Franz Freisleder

Bayerische Gschicht im Gedicht

Wie unterhaltsam und kurzweilig Geschichte sein kann, zeigt der bekannte Autor Franz Freisleder in diesem Buch.

In originellen Mundartversen berichtet er mit einem Augenzwinkern, was sich seit der Entstehung des Bayernstammes bis zur Gegenwart innerhalb der weißblauen Grenzpfähle zugetragen hat. Wer etwas über den legendären Herzog Tassilo wissen will, über den „Märchenkönig“ Ludwig II., über den unvergessenen Franz Josef Strauß oder die Regierungszeit Edmund Stoibers – der bekommt all das von Freisleder nicht nur historisch korrekt, sondern auch auf ungemein originelle Art erzählt. Ergänzt wird dieses Stück bayerischer Geschichte durch amüsante Zeichnungen aus der Feder von Sebastian Schrank. So ist der Leser, ehe er sich’s recht versieht, auf ganz entspannte Weise zum Spezialisten für bayerische Geschichte geworden!

Inhalt

Vorwort

Bayerische Geschichte

Zeittafel

Namensregister

Vorwort

Mit unsrer bayerischen Gschicht
war’s nia weit her im Unterricht.

Dean ma ned rum und samma ehrlich:

Was mir da glernt ham, war recht spärlich.

So is für Dialektgenießer
mei Buach a Wissenslücken-Schließer.

A Mordstrumm Schinken is des ned,
der dann bloß im Regal drin steht.

Bei mir, da geht’s flott im Galopp
durch die Historie – »Bayern Pop«!

Wollts mehra wissn, schaugts halt eina
beim Bosl und beim Hubensteiner;
a guade Einsicht, Leit, die gwinnts
ihr aa beim Spindler und beim Prinz,
beim Kraus, beim Hartmann oder Kramer –
und da gaab’s no vui mehra Nama.

Dass ma in Versen lesn ko,
was war und is, wollt scho Max zwo.

Und zum Paul Heyse sagt er: »Dicht
mir doch a bayerische Gschicht!«

Der kriagt, wia’s hoaßt, »an heilign Schreck«
und schiabt den Auftrag von sich weg.

Dafür empfiehlt er den Fontane
und moant: »Der Mann is erste Sahne!«
Doch der bleibt liaba, wo er ist,
schreibt dort an seiner Effi Briest.

As Bayernliad, von dene gsunga,
des hätt natürlich anders klunga,
waar älter scho ois hundert Jahr –
und Hochdeitsch gschriebn, des is wohl klar.

So aber – i find’s gar ned dumm –
habts warten miaßn, bis i kumm.

Drum gfreits eich oiso, Bajuwari,
jetz endlich is’ so weit – da waar i!

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Bayerische Geschichte

Die ersten Bayern, die mir kenna,
des warn gar koa – naa, des warn Menna,
die ham zur Eiszeit bei uns gjagt
und – wia da Jennerwein – koan gfragt.

Um Kelheim rum ham s’ Stoana gspitzlt
und dann damit die Höhln verkritzlt.

Ihr Leibspeis, des warn die bekannten
Mordstrümmer Mammut-Elefanten.

Wenn aa so Viecher nimmer lebn
– bei uns, da hat’s as damals gebn!

In Aibling und in Pocking druntn
ham s’ ihre Zähn und Knocha gfundn;
oa Exemplar von bsondrer Pracht
drin in am Münchner U-Bahn-Schacht.

As Eis is oiwei mehra gwicha.

Die Elefanten ham si gschlicha.

Wer jetz kummt, wui ned bloß da zelten
– naa, tausend Jahr lang bleibn s’: die Kelten.
Sie warn as erste Volk im Land,
a wuide Rass, doch mit Verstand.

Und vui von ihrer Eigenart
hat si bis heit bei uns bewahrt:
des Gmiatliche und Hockerte,
des Ranklerische, Bockerte.

Und keltisch san no heit ganz gwiss
die Nama von rund hundert Flüss’.

Lassts mi bloß Main und Donau nenna,
weil die zwoa doch gwiss alle kenna.

Die tausend Jahr, die warn kaum umma,
da san zu uns die Römer kumma,
natürlich ois Besatzungsmacht.

Die ham uns ihr Kultur mitbracht.

Des hat uns mächtig imponiert
– im Nu warn mir romanisiert!

As Land, des taufa d’ Römer um
in »Raetia« und »Noricum«.

Die zwoa Provinzen ziagn si boid
vom Bodensee zum Wienerwoid.

Im Norden werd die Donau Grenz.

Zu de Germanen hoaßt’s: »Ihr kennts
uns alle … bsuacha ab und zua,
doch sonst wolln mir von eich a Ruah.«
Fünfhundert Jahr lang is’ so bliebn,
dann wern die Römer doch vertriebn.

Und jetz passts auf, was i eich sag:

A Gschichtsschreiber aus dene Tag
nennt uns zum ersten Moi beim Nama:
»Baibarii« – jawoi, des samma!

Vergessts as ned, denkts oiwei dro:
Jordanes hoaßt der guade Mo.

Ois Jahr werd für sei Dokument
fünfhundertoanafuchzge gnennt.

Wer san denn die Baibarii?
Da gibt’s so manche Theorie.

Die Römer furt – andre san kumma,
ham unser Niemandsland eignumma.
Vielleicht aus Böhmen die Bojar’n,
die dann die ersten Bayern waarn;
vermischt natürlich, des is gwiss,
mit dem, was alles z’ruckbliebn is:
fuaßkranke Römer, zaache Kelten,
Germanen aa, a paar so Zelten …

Ma woaß nix Rechts aus dene Zeiten;
ma kann bloß ratn oder deitn.

Im Grund is des ja aa ganz gleich
– mir ghern hoid jetz zum Frankenreich.

Da Widerstand, der war recht gring.

Und Siedlunga, hint naus auf »ing«,
verzähln no heit aus dera Zeit.

As Herrschergschlecht von dene Leit,
des warn jetz die Agilolfinger.

(Heit hoaßt no so a Straß in Minga.)

Des erste Bayernvolk, sollts lesn,
des is scho demokratisch gwesn
und hat – da hat si nia nix gfehlt –
sein Herzog oiwei selber gwählt.

Vo vornherein war oans bloß klar:
dass er Agilolfinger war.

Der Brauch is im weißblauen Reich
so im Prinzip bis heit no gleich
Bloß hoaßt des Gschlecht, des woasst aa du,
zur Zeit bei uns hoid CSU.

Wann kummt a Wende? Wer dalebts no?
Da Seehofer denkt: „Mi dahebts no“.

Am langa Zügl von de Franken
war Bayern damals feste Schrankn
gega de Slawen, drent im Osten.

Doch warn die Franken auf ’m Posten,
wenn Garibald und Theodo
und später dann da Odilo
und Tassilo ois letzter Spross
si gern verdruckt hä’n aus’m Tross.

Ja, leider is da gar nix ganga.

Und weil er ned so bei da Stanga
hat bleim wolln unterm Karl dem Großn,
ham s’ Tassilo – naa, ned daschossn

(des, waar’s scho ganga, hätts’ gwiss zwickt) –
sie ham an in a Kloster gschickt.

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Verhandlung war wia auf am Gricht:
Tassilo hat auf ois verzicht,
für sich und leider aa ned minder
für seine ganzen Kindeskinder.
Siebnhundertachtadachzg ham s’ gschriebn
– und dabei is’ aa später bliebn.

A Dankscheen sagn ma an der Stell
dem Herrscherhaus jetz no ganz schnell
fürs geistlich und fürs geistig Roden.

Da schiaßn Klöster aus’m Boden;
’s Land werd mit eahna übersät –
a Saat, die boid ganz groß aufgeht:
As erste Buach in deitscher Schrift
schreibn Mönch’ in Freising mit ihrm Stift;
und z’ Wessobrunn folgt kurz danach
’s erste Gebet in deitscher Sprach.

Weil mir vo all dem heit no zehrn,
lassts d’ Agilolfinger uns ehrn!

Am Ruader warn mit ihre Finger
guad hundert Jahr die Karolinger,
nachdem da Tassilo verschwundn.

Und, Leit, i sag’s eich unumwundn:
Die Zeit hat uns ned bsonders taugt.

Ma hat uns ois Provinz ogschaugt!
War Karl der Große no so groß –
in Bayern war da ned vui los
mit neie Klöster, mehr Kultur.

Dem war, was mir scho ghabt ham, gnua.

Wia gsagt: Ma woaß da ned so vui.

Hoit, doch: In Gauting, in ara Mui,
sagn s’, waar da große Karl geborn
und im Gebirg drin eigrabn worn,
wo er no heit mit Wicht’ und Zwerg’
sei Wesn treibt im Untersberg.

Ois erstn Kini dean die Bayern
dann scho Ludwig den Deitschn feiern.

Er hat den Karl zum Opa ghabt
und si deszweng Ostfrankn gschnappt.

Sei Urenkel – jetzt mach’ ma’s gschwind –
war dann da Ludwigl das Kind.

Und wia vo eahm da Nam’ scho sagt,
ham d’ Leit ned gar z’ vui nach eahm gfragt.

Da Markgraf Luitpold, Seitenspross,
setzt si in Bayern da aufs Ross.

Doch gega die der Ungarnreiter