© Erin Summerill
DIE AUTORIN
SARA B. LARSON kann sich nicht erinnern, einmal keine Bücher geschrieben zu haben – auch wenn sie heute einen Computer benutzt statt ihr Little-Mermaid-Notizbuch.
Sara lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Utah. Sie schreibt, wenn alle anderen ein Nickerchen machen, oder gleich nachts, wenn alles stundenlang ruhig ist. Ihr Mann behauptet, sie verdiene ein Diplom in »der Kunst des Multitaskings«. Gelegentlich sucht sie Zuflucht in einem Schaumbad mit einem guten Buch und ein paar Weingummis.
Von der Autorin sind außerdem bei cbt erschienen:
Schwert und Rose (Band 1)
Sara B. Larson
SCHWERT UND GLUT
Aus dem Englischen
von Antoinette Gittinger
Für Brad, Gavin und Kynlee.
Ihr seid die Funken,
die den Wunsch in mir entzünden,
mein Bestes zu geben.
Ich hoffe, ihr werdet nie vergessen,
wie sehr ich euch alle liebe.
Eins
DIE HITZE IM Korridor war erdrückend, obwohl es weit nach Mitternacht war. Am frühen Abend war ein Unwetter aufgekommen, dessen klebriger Dunst noch anhielt und meine Haut mit einer feuchten Schicht überzog. Hier, vor König Damians Gemächern, konnte ich die feuchten Blätter und den Morast des Dschungels nicht riechen, aber ich kannte diesen üppigen Duft zur Genüge, um ihn heraufbeschwören zu können. Ich hatte erst die halbe Nachtschicht hinter mir und war bereits müde. Ich musste mich zwingen, wach zu bleiben, und ging auf und ab.
Seit Damians Krönung vor einem knappen Monat hatte es keine einzige Bedrohung mehr gegeben, aber Deron, der Hauptmann der königlichen Wache, wollte hinsichtlich Damians Leben kein Risiko eingehen, und ich konnte ihm nur zustimmen. Vor allem, wenn ich daran dachte, wie schwer wir alle gekämpft hatten – und wie viel wir verloren hatten –, um König Hektor, Damians Vater, Einhalt zu gebieten und Damian auf den Thron zu setzen. Mein Bruder, Rylans Bruder, fast die Hälfte der Wache und zahlreiche andere waren umgekommen im Kampf um die Befreiung von Antion aus dem verheerenden Schraubstock, in dem Hektor und sein schwarzer Magier Iker das Königreich fast mein Leben lang gehalten hatten.
Während ich im Korridor auf und ab ging, um meine müden Glieder wieder zu beleben, spürte ich einen hämmernden Schmerz in einer Gesichtshälfte und am Hals. Im Lauf des vergangenen Monats hatten die Narbenschmerzen nachgelassen, waren aber immer noch da. Eine ständige Erinnerung an den Kampf, den ich gegen Iker ausgetragen hatte.
Auch Damian hatte gekämpft und so viel verloren. Er und ich, wir ähnelten uns in mehrerer Hinsicht – wir hatten beide zum Selbstschutz Rollen spielen und erleben müssen, wie unsere Familien ausgelöscht wurden. Ich hatte beobachtet, wie meine Eltern und mein Bruder durch unsere Feinde getötet worden waren, aber Damian … Er war gezwungen gewesen, seinen eigenen Vater zu töten, um sein Volk zu beschützen. Seine Narben waren nach außen hin unsichtbar, würden aber nie wirklich verheilen.
Die brennende Fackel in der Halterung über Damians Tür flackerte plötzlich, als hätte sie ein Windhauch gestreift. Doch ich spürte nichts. Meine Hand fuhr zu meinem Schwertgriff. Als ich in die Dunkelheit zu meiner Rechten spähte, sah ich lediglich einen leeren Korridor.
Erneut ging ich an Damians Tür vorbei und lenkte die Gedanken auf meinen König, wie ich es häufig tat. Obwohl ich mich entschieden und Damian davon überzeugt hatte, dass ich keinerlei Gefühle für ihn hegte, war dies eine weitere verborgene Wunde, die ich mit mir herumtrug. Dass ich in Wahrheit nicht nur Gefühle für ihn hegte, sondern immer noch in ihn verliebt war, durfte er nie erfahren. Ich würde alles Erdenkliche tun, um für die Sicherheit unseres neuen Königs zu sorgen, und ihn beim Wiederaufbau seines Königreichs unterstützen. Er sollte ein idealer Herrscher werden. Es war das Richtige, auch wenn es bedeutete, ihm Schmerz zuzufügen.
Dieser Einsatz für seine Sicherheit und sein Wohlergehen war der Grund, weshalb ich mich im Gegensatz zu einigen anderen Wachen, gewöhnlich den neuen, nie darüber beklagte, Nachtschichten zu übernehmen. Ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt, ihre Gesichter zu sehen und ihre Stimmen zu hören, statt die meiner Freunde Jude, Kai und Antonio und so vieler anderer.
»Alexa.« Eine vertraute Stimme nannte mich bei meinem richtigen Namen und ich zuckte zusammen. Ich wandte mich um und entdeckte Deron, der aus der anderen Richtung auf mich zukam. Vielleicht würde ich mich eines Tages daran gewöhnen, dass mich der Hauptmann der Garde Alexa und nicht mehr Alex nannte, wie er es jahrelang getan hatte, als er mich noch für einen Jungen hielt.
»Deron, was ist los?«, fragte ich, als er näher kam. Seine eigene brennende Fackel vertrieb einige der Schatten.
»Am Tor steht ein Mann und verlangt Eintritt in den Palast. Er behauptet, aus Dansii zu kommen und als Läufer zu fungieren, der uns warnen wolle, dass König Armando eine Abordnung entsandt habe, die in ein bis zwei Tagen hier sein werde.«
»Eine Abordnung?«, erwiderte ich fassungslos. »Hat Dansii je zuvor eine Abordnung geschickt?«
»Nein. Nicht einmal einen politischen Gesandten, soviel ich weiß.«
Mir lief es kalt den Rücken hinunter. »Warum dann jetzt?«
»Er behauptet, sie kämen, um die Krönung des neuen Königs zu feiern.«
Als sein Blick meinem begegnete, sah ich den Widerschein meiner eigenen Nervosität in seinen dunklen Augen. In rascher Folge sah ich eine Reihe unterschiedlicher Szenarien vor mir – Gründe, warum der König von Dansii, Hektors Bruder, jetzt eine Delegation sandte. Jedes war schlimmer als das andere.
»Während sie hier sind, sollten wir die Wachen und Leibwachen verstärken«, schlug ich vor. »Wie auch immer, wir können Dansii nicht trauen. Und wir müssen den König informieren.«
»Aus diesem Grund bin ich hier.«
»Worüber informieren?«
Blitzschnell drehte ich mich um und sah, wie Damian seine Tür öffnete. Er trug lediglich eine Hose, seine Haare standen wirr ab, und sein Kinn war mit Bartstoppeln übersät. Mein Herz schlug zum Zerspringen und ich krampfte die Finger um meinen Schwertgriff. Doch er beachtete mich nicht, sondern warf dem Hauptmann seiner Wache einen fragenden Blick zu.
»Wir wollten Euch nicht wecken, Herr.« Deron neigte den Kopf.
»Das habt ihr auch nicht. Ich konnte nicht schlafen.« Damians Stimme klang hart. Nach wie vor schenkte er mir keinen Blick. »Nun, sag mir, was los ist.«
»Euer Onkel, König Armando, hat offensichtlich eine Abordnung entsandt, die in Kürze hier eintreffen wird. Ein Läufer wurde vorausgeschickt, um uns von ihrem Kommen zu unterrichten.« Deron trug dies mit unbewegter Stimme vor, zeigte keinerlei Reaktion auf diese Neuigkeit.
Damian hob eine Augenbraue. Schnell huschte sein Blick zu mir, schweifte aber schnell wieder ab. Es war nur der Bruchteil eines Augenblicks und doch wühlte mich dieser kurze Kontakt auf. Ich hatte den ganzen Tag über neben ihm gestanden und ihn bewacht, doch aus irgendeinem Grund – vermutlich dem, dass er halb nackt war – kam es mir zu intim vor, mitten in der Nacht nur wenige Schritte von ihm entfernt zu sein. Im schwachen Licht wirkten seine strahlend blauen Augen umschattet. Obwohl ich meine Augen weiterhin auf sein Gesicht heftete und den Blick nicht zu seiner Brust oder noch weiter nach unten schweifen ließ, konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen.
»Alexa«, sagte Deron mit einem Anflug von Gereiztheit, so als wiederhole er sich.
Als ich den Blick vom König ab- und Deron zuwandte, straffte ich die Schultern.
Er bedachte mich mit einem scharfen, forschenden Blick. »Bist du immer noch der Meinung, dass wir die Wachen und die Leibgarde während der Anwesenheit der Delegation aus Dansii verstärken sollten?«
»Ja«, erwiderte ich. Mein Herz schlug wie wild, aber ich hoffte, dass meine Miene neutral wirkte. »Ja, das bin ich.«
»Und woher sollen wir die zusätzliche Hilfe nehmen? Die Armee ist bereits unterbesetzt«, gab Damian zu bedenken.
Kurz nach seiner Krönung hatte Damian die Waisenknaben aus dem Zwangs-Armeedienst entlassen. Viele blieben, da sie nicht wussten, wohin sie gehen sollten. Dennoch trat eine beträchtliche Anzahl von ihnen aus der Armee aus und kehrte in ihre verwüsteten Dörfer und Häuser zurück, um die Schrecken des Kriegs – und Hektors Schreckensherrschaft – hinter sich zu lassen. Sogar Nolan, Damians ehemaliger »Betreuer«, hatte sich entschieden, den Palast zu verlassen. Es war richtig gewesen, dass Damian ihnen die Wahl gelassen hatte, aber die Folge war, dass Antion eine viel kleinere Armee hatte.
Ich antwortete, ohne dabei den König anzusehen, und konnte daher nicht feststellen, ob er mich beobachtete oder nicht. Vielmehr starrte ich einfach an ihm vorbei. »Da ja kein Angriff aus Blevon zu befürchten ist, könnten wir einige der Soldaten, die für die Patrouille der Außenmauern bestimmt sind, in die Stadt beordern und die Stadtpatrouillen in den Palast kommen lassen.«
»Aber das würde Wochen dauern und die Dansii können jeden Augenblick hier eintreffen«, wandte Deron ein.
»In Tubatse besteht keine Angriffsgefahr mehr und diese Soldaten helfen mit vollem Einsatz beim Wiederaufbau«, sagte ich. »Wenn wir von jeder Staffel in der Stadt nur einen einzigen Mann rekrutieren würden, könnten wir die Zahl der Wachhabenden verdoppeln, ohne dadurch den Wiederaufbau erheblich zu beeinträchtigen.«
Damian nickte und ließ dabei Deron nicht aus den Augen. »Bist du sicher, dass es nötig ist? Ich möchte keine Verzögerung bei dem Wohnungsbauprojekt verursachen.«
»Wenn jede Gruppe auf einen Mann verzichten müsste, würde das keine allzu große Verzögerung bedeuten. Eure Sicherheit ist von höchster Dringlichkeit – viel wichtiger als die Fertigstellung der neuen Häuser«, erwiderte Deron.
»Meine Sicherheit ist nicht gefährdet. Dafür habe ich ja euch, nicht wahr?« Damian hob eine Augenbraue. Bevor einer von uns antworten konnte, sprach er weiter. »Die Frauen und ihre Babys brauchen Wohnraum. Sie können nicht ewig in Zelten leben.«
Mich schauderte, als ich an das Gebäude dachte, das einst der Mittelpunkt so vieler Gräueltaten gewesen war. Damians allererste Handlung als König hatte darin bestanden, die Frauen und Babys aus dem Bruthaus zu holen und dieses abreißen zu lassen. Das war ihm noch wichtiger, als die Jungen aus ihrem unfreiwilligen Dienst in der Armee zu entlassen. Ich erinnerte mich noch an die Nacht, in der es aufgrund eines gezielten Angriffs durch Eljins und Damians Zauberei eingestürzt war. Einige hatten gejubelt, doch andere standen nur in der einbrechenden Dämmerung da und schluchzten.
In einem Teil des Hofs war dann, so weit wie möglich entfernt vom früheren Bruthaus, eine kleine Zeltstadt errichtet worden, in der man die Frauen und Mädchen unterbrachte. Der harte Boden war immer noch besser als die albtraumhafte Bruchbude, in der sie so viele Jahre hatten wohnen müssen, aber es war keine Dauerlösung. Vor allem nicht für die schwangeren Frauen oder diejenigen, die Neugeborene hatten, die ihnen nicht weggenommen worden waren. Ein weiteres Projekt, das Damian geplant hatte, war der Versuch, Mütter wieder mit ihren Kindern zusammenzuführen, die man ihnen nach dem Stillen weggenommen und in ein Waisenhaus gesteckt hatte, bis sie alt genug waren, um in die Armee einzutreten oder ihren Platz im Bruthaus einzunehmen. Es war ein ergreifender und in manchen Fällen nutzloser Vorgang. Die Wunden, die König Hektors Regentschaft hinterlassen hatte, waren tief, und viele waren noch weit offen, mit wenig Hoffnung auf Heilung.
»Ich weiß, Ihr macht Euch Sorgen um diese Frauen, und das zu Recht. Aber wenn Eure Sicherheit bedroht ist, hat das Vorrang«, meinte Deron.
»Wir wissen nicht, ob irgendwelche Gefahr lauert«, wandte Damian ein. »Und es widerstrebt mir, etwas zu tun, das mein Volk argwöhnen lässt, mir liege mehr an meinem Wohlergehen als an seinem.«
»Herr, ich verstehe Eure Sorge«, begann ich stockend, wobei ich immer noch auf die Wand hinter Damians bloßer Schulter starrte, »aber es wäre unklug anzunehmen, dass es sich hierbei um eine freundliche Delegation handelt. König Armando hatte einst Iker zu Eurem Vater geschickt. Was ist, wenn wieder ein schwarzer Zauberer sie begleitet?«
Er erstarrte, als ich ihn mit Herr anredete, denn er hasste es, wenn ich ihn nicht bei seinem Namen nannte. Aber ich hatte meinen Entschluss gefasst – ich hatte ihm vorgegaukelt, ich liebe ihn nicht mehr, vertraue ihm nicht. Ich hatte es zu seinem Besten getan und zum Wohle des Königreichs. Doch obwohl ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, war es für mich nicht einfacher, mit den Folgen fertigzuwerden. Die einzige Möglichkeit, meine selbst auferlegte Qual auszuhalten, bestand darin, eine Art Barriere zu errichten. »Wenn es einen Zauberer irgendwelcher Art geben sollte, werde ich es wissen, ebenso Eljin«, sagte Damian. Seine Stimme entsprach der eisigen Kälte seiner Miene. »Aber wir können nicht davon ausgehen, dass ihre Absichten böswillig sind. Immerhin ist Armando mein Onkel.«
Hoffte Damian, dass sein Onkel gute Absichten gegenüber Antion hegte, auch wenn er es gewesen war, der den schwarzen Zauberer Iker zu seinem eigenen Bruder, Damians Vater, geschickt hatte?
»Und wenn sie uns angreifen?«
Jetzt sah Damian mir direkt in die Augen. Die Härte seines Blicks ließ mich erschaudern. Die steinerne Maske auf Damians attraktivem Gesicht war meine Schuld, und auch der Schmerz, den seine blauen Augen verrieten.
Es zerriss mich innerlich, dass all die Liebe und Leidenschaft, die ich einst in ihm erweckt hatte, wie weggewischt waren. Stattdessen zeigte er wieder dieselbe Fassade, die er jahrelang zur Schau getragen hatte, um sich vor den Machenschaften seines Vaters zu schützen.
»Dann werden wir gegen sie kämpfen – genauso, wie wir Iker bekämpft haben«, bemerkte Damian schließlich.
»Alexa war kaum in der Lage, Iker zu schlagen«, bemerkte Deron mit sanfter Stimme. Aber auch wenn er es noch so freundlich sagte, linderte es den Schmerz seiner Worte kaum. Ich widerstand dem Bedürfnis, meine narbenübersäte Wange zu berühren, als mich die Erinnerungen an diesen grauenhaften Tag zu überrollen drohten. »Was ist, wenn es dieses Mal nicht nur ein schwarzer Zauberer ist?«
Als Damians Blick zu meiner Wange glitt und dann zurück zu meinen Augen, verkrampfte sich etwas in mir. »Schwarze Zauberer sind selten«, sagte er nach einer Weile. »Ich glaube nicht, dass sie einen dabeihaben.«
Deron schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Herr, aber wir müssen vom Schlimmsten ausgehen. Und dann versuchen, uns darauf vorzubereiten. Wir können nicht riskieren, Euer Leben zu gefährden.«
Bei Derons Worten krallten sich meine Finger um meinen Schwertgriff. »Ich werde nicht zulassen, dass man Euch etwas antut«, sprudelte ich hervor, bevor ich meine Worte zurückhalten konnte.
Damian verkrampfte sich, seine Augen weiteten sich unmerklich – ein winziger Riss in seiner Fassade. Ich zwang mich, den Blick vom König abzuwenden und auf den Boden zu starren, damit er nicht alles sah, was ich den gesamten letzten Monat zu unterdrücken versucht hatte.
»Wir haben den Mann schon allzu lange warten lassen«, sagte Deron plötzlich, bevor Damian antworten konnte. »Wir müssen ihn in den Palast führen. Die weiteren Details unseres Vorgehens können wir morgen früh besprechen.«
Wieder folgte eine lange Pause, bevor Damian das Wort ergriff. »Gut, aber ich würde gern eine Lösung von dir hören, die das Wohnungsbauprojekt nicht beeinträchtigt.« Damian blieb noch einen Moment stehen, doch als ich ihn nicht wieder ansah, machte er auf dem Absatz kehrt, stolzierte in seine Gemächer und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
Ich zuckte zusammen, rührte mich aber nicht von der Stelle und wartete auf Derons Befehle.
»Bleib hier und führ deine Schicht zu Ende. Ich kümmere mich um den Läufer.« Deron wandte sich ab, blieb dann aber stehen. »Alexa …«, sagte er zögerlich. »Bist du … und der König …«
Er verstummte und mein Magen verkrampfte sich. Das Letzte, was ich brauchte oder wollte, war, dass Deron versuchte, mit mir über die Situation mit Damian zu reden. Jetzt, da alle wussten, dass ich ein Mädchen war, behandelten mich die meisten anderen Männer der Leibgarde anders – sie schienen anzunehmen, dass ich plötzlich schwächer wäre als vorher, obwohl ich mich nicht verändert hatte. Ich war immer noch dieselbe – dieselbe Soldatin, die ich immer gewesen war. Aber niemand sonst, außer Rylan, der es schon immer gewusst hatte, sah es so.
Und Damian.
»Du solltest den Läufer besser nicht länger warten lassen«, sagte ich kurz angebunden und stand aufrecht da. Ich hoffte, dass mein Blick deutlich meinen Wunsch zum Ausdruck brachte, das Thema zu beenden.
Er musterte mich prüfend und nickte. »In Ordnung. Dann bis morgen.« Er machte wieder kehrt und dieses Mal blieb er nicht stehen.
Als er außer Sicht war, musste ich dem Drang widerstehen, mich an die Wand zu lehnen; meine Beine fühlten sich seltsam schwach an und mein Herz raste. Doch ich straffte die Schultern und nahm eine stramme Haltung an. Ich war eine Wache – das war meine Pflicht. Ich würde nicht dabei entdeckt werden, dass ich die Arbeit leicht nahm und zuließ, dass mich etwas oder jemand überrumpelte. Mein Leben war dem Schutz meines Königs gewidmet.
Aber Damians Gesichtsausdruck ging mir nicht aus dem Sinn, der Schmerz, den er so gekonnt vor allen verbergen konnte – vor allen, nur nicht vor mir. Ich war diejenige, die ihn am besten kannte, ihn aber auch am schlimmsten verletzt hatte.
Vielleicht war ich diejenige, vor der er am meisten Schutz benötigte?
Zwei
DAS BERNSTEINFARBENE LICHT des Sonnenaufgangs sickerte genau in dem Augenblick durch die Fenster am Ende des Korridors, als ich befürchtete, die Augen nicht länger offen halten zu können. Schon längst ging ich nicht mehr auf und ab, sondern stand reglos vor Damians Tür und starrte hinaus in den Dschungel, der allmählich hinter den Palastmauern sichtbar wurde.
Ich war erschöpft – wegen des Schlafmangels, wegen des langen Herumstehens, vor Sorge und weil ich versuchte, mir die Gedanken an den König zu verbieten. Trotzdem schwelgte ich unwillkürlich in Erinnerungen, je weiter die Nacht voranschritt. Ein Gesichtsausdruck von ihm hatte sich mir für immer ins Gedächtnis eingebrannt: Wie er mich angesehen hat, als er mich zum ersten Mal nach dem Kampf aufsuchte, bei dem Ikers Zauberfeuer meine eine Gesichtshälfte zerstört und ich ihn schließlich doch noch bezwungen hatte. Als er mir gestanden hatte, dass er mich brauche … dass er mich liebe. Als er seine Lippen zum letzten Mal auf meine gedrückt hatte, bevor ich die Hoffnung in seinem Blick zerstört und durch Schmerz ersetzt hatte.
Energisch schüttelte ich den Kopf und versuchte, die Bilder, die Worte und die Erinnerungen zu verscheuchen. Zu vergessen, dass Damian für mich verloren war. Anderen Menschen gegenüber verhielt er sich freundlich und fürsorglich. Er war der Mann, der er immer gewesen war, den er aber viele Jahre lang hatte verbergen müssen. Aber wenn es um mich ging …
Weiter unten im Korridor wurde eine Tür geöffnet und riss mich aus meinen Gedanken. Rylan tauchte auf, Mateo im Schlepptau. Nach Judes Tod teilten sie ein Zimmer miteinander. Tief in meinem Inneren quälten mich Schuldgefühle, wie immer, wenn ich Rylan mit Mateo sah. Es war meine Schuld, dass Rylans Bruder umgekommen und Jude nicht mehr die Wache an seiner Seite war. Als ich ihnen entgegenblickte, sie ihre Schwertscheiden umschnallten und sich für einen neuen Tag der Wache über unseren neuen König rüsteten, verdrängte ich meine Schuldgefühle. Jude hatte beschlossen, sich zu opfern, um mich dabei zu unterstützen, Antion zu retten. Sein Tod hatte mir die Möglichkeit geboten, an Iker heranzukommen und ihn zu vernichten.
»Raue Nacht?«, erkundigte sich Rylan, als er näher kam. Seine Augen wanderten über mein Gesicht, verweilten einen kurzen Moment bei meinen Narben.
»Ja.« Es hatte keinen Sinn zu lügen, er kannte mich nur allzu gut. »Deron wird dich sicherlich informieren. Ich werde mir schnell ein bisschen Schlaf gönnen.«
»Alexa, was ist geschehen?«
»Wie gesagt, Deron wird dir alles berichten. Ich bin zu müde.«
Ich wandte mich ab, steuerte schnell mein Gemach an, das neben dem von Damian lag, so wie es immer gewesen war. Außer Deron war ich die Einzige, die keinen Zimmergenossen hatte. Was daran lag, dass jeder wusste, dass ich ein Mädchen war. Zumindest hatte es einen Vorteil, von allen verhätschelt zu werden – Ungestörtheit.
Ich hörte Schritte hinter mir, aber ich achtete nicht darauf und öffnete meine Tür. Ich trat ein, war aber nicht schnell genug, die Tür zu schließen. Rylan hatte mich bereits eingeholt und streckte die Hand aus, um die Tür aufzuhalten.
»Alexa, bitte, sag mir, was los ist.«
Ich blickte in seine sanften braunen Augen und entdeckte nichts als Besorgnis. »Eine Delegation aus Dansii ist auf dem Weg hierher, und wir wissen nicht, warum«, antwortete ich schließlich.
Rylan schaute verblüfft drein. »Woher wissen wir das?«
»Mitten in der Nacht traf ein Läufer ein, um ihre Ankunft zu verkünden.«
»Komm, Ry, lass sie schlafen. Sie war die ganze Nacht auf«, rief Mateo vom anderen Ende des Korridors.
Rylan rührte sich nicht von der Stelle, studierte weiterhin mein Gesicht. »Gibt es noch etwas?«
»Was meinst du damit?«, wich ich aus. So, wie er mich anstarrte, verspürte ich das Verlangen, mich herauszuwinden, mich abzuwenden. Doch ich zwang mich, das Kinn vorzurecken und seinem Blick standzuhalten.
Rylan hob die Hand, doch als ich zusammenzuckte, erstarrte er. Nach einer kleinen Weile ließ er sie schließlich herabsinken. »Mateo hat recht. Ich sollte dir deinen Schlaf gönnen.« Er trat einen Schritt zurück.
Ich streckte die Hand nach der Tür aus, bereit, sie ihm vor der Nase zuzuschlagen.
Doch dann zögerte er erneut und blickte mir direkt in die Augen. »Solltest du je Lust haben, über etwas zu reden … du weißt, ich bin für dich da. Okay?«
Ich nickte knapp. »Ich weiß.«
Etwas blitzte in seinem Blick auf, aber bevor ich es enträtseln konnte, nickte er ebenfalls und blickte zur Seite. »In Ordnung, schlaf gut. Alles wird gut.«
Ich sah ihm nach, als er sich entfernte. Jetzt, da ich wirklich allein war, gab ich meiner Erschöpfung nach. Als ich mein Gemach betrat, löste ich meine Schwertscheide und ließ sie zu Boden fallen. Ohne mich meiner Uniform oder der Stiefel zu entledigen, rollte ich mich auf meinem Bett zusammen. Obwohl ich ausgelaugt war, fürchtete sich ein Teil von mir, einzuschlafen, denn meine Albträume wurden immer schlimmer. Im Schlaf suchten mich alle möglichen grauenhaften Ungeheuer heim. Aber schließlich übermannte mich der Schlaf und mir fielen die Augen zu.
Ein Pochen an der Tür ließ mich hochschrecken. Ich setzte mich auf und unterdrückte einen Aufschrei, umklammerte mein feuchtes Hemd direkt über dem Herzen. Schweiß überzog meine Haut. Meine Hände zitterten und mein Puls raste. Iker suchte mich heim. Sein Zauberfeuer verfolgte mich in meinen Träumen und die Flammen verschlangen mich immer wieder von Neuem. Jedes Mal, wenn ich ihn mit dem Schwert durchbohrte, war es verkohlt statt blutig, sobald ich es wieder herauszog. Auch wenn ich ihm noch so viele Hiebe versetzte, er starb einfach nicht. Seine Augen glühten, waren erfüllt vom Feuer der Dämonen, deren Macht er ausgeübt hatte. Und er verhöhnte mich, konnte gar nicht genug davon bekommen.
Erneut pochte jemand laut an meine Tür, und ich beeilte mich, aufzustehen und meine Schwertscheide umzuschnallen. »Ich komme«, rief ich.
Als ich den Raum durchquerte, spürte ich auf meiner Wange und am Hals eine Spur von Schmerz, einen Nachhall des Feuers, das die Narben verursacht hatte. Ich hielt kurz inne, bevor ich nach dem Türknauf griff, und hob stattdessen die Hand, um die zerstörte Haut auf meiner Wange zu berühren – eine Geste, die mir zur Gewohnheit geworden war. Meine Verunstaltung erinnerte mich ständig an meinen Erfolg, aber auch an meine Verluste.
Als ich endlich die Tür aufriss, stand Deron davor und blickte mich entschuldigend an. »Tut mir leid, dich zu wecken, aber wir benötigen unbedingt jede verfügbare Wache. Die Delegation wurde bereits erspäht, sie nähert sich gerade Tubatse. Innerhalb einer Stunde wird sie hier eintreffen.«
Mein Herz verkrampfte sich. Sie waren also bereits in der Hauptstadt angelangt, genau unterhalb des Palasts? »Schon in Ordnung. Ich habe sowieso nicht gut geschlafen.« Ich schloss die Tür hinter mir und folgte meinem Hauptmann den Korridor entlang. Dem Licht nach zu schließen, das durch das Fenster hereinströmte, schien es später Morgen zu sein. Ich spürte eine Erschöpfung, die tief in meinen Muskeln und Knochen saß. »Wissen wir schon, wie viele es sind? Und wer sie begleitet?«
Deron sah mich durchdringend an. »Machst du dir Gedanken über Zauberer? König Damian hat Eljin gebeten, sie auszukundschaften und zu prüfen, ob er welche erfühlen kann, noch bevor sie hier eingetroffen sind. Da sie aber mit Pferden kommen, wird es schwierig sein, nah genug an sie heranzukommen.«
Ich nickte. Eljin hatte uns alle in Erstaunen versetzt, als er nach der Krönung angeboten hatte, hierzubleiben statt mit seinem Vater, General Tinso, nach Blevon zurückzukehren. Er ging den meisten Palastbediensteten auf die Nerven, aber ich war sehr erleichtert über seine Anwesenheit, ebenso wie Damian, Rylan und all jene, die wussten, wer er wirklich war – und was er bewirken konnte. Er und Tanoori, die ebenfalls im Palast geblieben war, hatten sich sogar angefreundet. Im Lauf des vergangenen Monats hatte ich beobachtet, wie sie miteinander spazieren gingen und sich unterhielten, aber ich hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit gefunden, Tanoori über ihre Freundschaft auszuhorchen. Sie war mit ihrer Aufgabe beschäftigt, die Frauen, die aus dem Bruthaus ausquartiert worden waren, zu überwachen und Damians Initiative, wenn möglich die Mütter wieder mit ihren Babys zusammenzuführen, voranzutreiben. Und meine Zeit war mit meinen Pflichten ausgefüllt.
»Wo ist der König?«, erkundigte ich mich, als wir die Treppe zum Erdgeschoss des Palasts hinuntereilten.
»Er befindet sich im großen Thronsaal und erwartet die Delegation. Der Läufer aus Dansii leistet ihm dort Gesellschaft, ebenso die übrige Leibwache.«
Ich überlegte, warum die Dansii bereits hier waren. Der Läufer hatte gesagt, sie lägen ein bis zwei Tage zurück. Es machte mich unruhig, dass wir keine Zeit gehabt hatten, vor ihrer Ankunft die Zahl der Wachen zu verstärken. Unsere einzige Hoffnung bestand darin, dass sie keinen schwarzen Zauberer im Gefolge hatten. Ich traute mir noch nicht zu, einen weiteren Zauberer zu besiegen, besonders nach nur wenigen Stunden unruhigen Schlafs, in denen es mir trotz aller Anstrengungen nicht gelungen war, Iker zu besiegen.
Obwohl wir uns sehr beeilten, schien es mir viel zu lange zu dauern, bis wir zum König gelangten. Ich wusste nicht, warum, aber eine innere Stimme flüsterte mir zu, dass ich an seiner Seite sein müsste, wenn die Delegation eintraf. Neben Damian zu stehen, war eine der härtesten Herausforderungen für mich, aber genau dort gehörte ich hin, denn hier brauchte er mich.
Schließlich waren wir im richtigen Flur angelangt, und ich beobachtete ungeduldig, wie Deron eine der schweren Türen öffnete. Ich folgte ihm in den riesigen Saal, in dem einen Monat zuvor Damians Krönung stattgefunden hatte.
Der König von Antion saß auf dem Thron und trug als Zeichen seiner Königswürde Krone und Kette. Als ich durch den Saal auf ihn zuging, um an seiner Seite zu sein, ließ er mich nicht aus den Augen. Seine Miene war undurchdringlich. Der Saal war in goldenes Sonnenlicht getaucht, genau wie an dem Tag, als er sein Volk aufforderte, sich vor mir zu verneigen. Unsere Blicke trafen sich und verweilten einen Augenblick lang. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit einem unbekannten Mann in einer langen weißen Tunika und einer schlichten braunen Hose zu, die ihm bis zu den Knöcheln reichte. Der Mann stand unterhalb des Throns auf der linken Seite. Auch er sah mir entgegen.
Die Miene des Fremden war eindeutig: Unglauben kräuselte seine Lippen. Er hatte rotes Haar und seine mit Sommersprossen übersäte Nase erinnerte mich an Asher, aber damit waren die Ähnlichkeiten auch schon erschöpft. Asher war hochgewachsen und stark und lächelte gern, aber dieser Mann war klein und drahtig, und seine schmalen Lippen neigten sich an den Mundwinkeln nach unten. Sein Haar war spärlich, und er kniff die Augen zusammen, während er mich stillschweigend musterte. Sein Blick wanderte von meiner Brust zu meinen Narben. Ich schaute weg und wieder hin zu meinem König, als ich vor dem Thron stehen blieb, wo er aufrecht stand, um uns zu begrüßen. Eine Mischung aus Entrüstung und Scham drehte mir den Magen um. Es war mir immer noch unangenehm, wenn jemand unverblümt meine Narben anstarrte.
»Herr.« Ich drückte die Faust gegen die Schulter und verneigte mich tief vor Damian.
»Du kannst dich wieder aufrichten«, sagte er. Seine Stimme klang leicht angespannt.
Ich straffte die Schultern und schritt die Stufen hinauf, um meinen Platz zu seiner Rechten einzunehmen. Rylan rückte für mich zur Seite. Alle wussten, dass der König mich direkt neben sich haben wollte, wenn ich im Dienst war. Aber nur sehr wenige kannten alle Gründe dafür.
Deron stand am Treppenende und rückte geschickt dem Läufer aus Dansii näher. Die übrigen Wachen rahmten den König ein, vier auf jeder Seite. Rylan, ich und die zwei neuen Wachen – Julian und Oliver – standen rechts von ihm, Asher, Mateo, Jerrod und Leon, ebenfalls eine neue Wache, links. Ihr Anblick erinnerte mich daran, dass ich nicht die einzige Wache war, die Narben von König Hektors Herrschaft davongetragen hatte. Deron, Asher, Mateo und Jerrod, alle hatten rote Striemen im Gesicht – ihre Bestrafung dafür, dass sie »zuließen«, dass Eljin den Prinzen entführte, obwohl keiner von ihnen Dienst gehabt hatte. Aber keiner war so entstellt wie ich nach meinem Kampf mit Iker. Aus irgendeinem Grund schienen die Menschen sie wegen ihrer Spuren im Gesicht mehr zu respektieren. Ich war die Einzige, die angestarrt und über die getuschelt wurde, und ich wusste nie, ob es an den gestreiften, silberfarbenen Narben lag, die sich auf einer Gesichtshälfte über Wange, Kinn und Hals zogen, oder an der Tatsache, dass ich ein Mädchen war. Oder an beidem.
»Ich hoffe, du konntest dich gut erholen«, ergriff Damian schließlich das Wort.
Den Bruchteil einer Sekunde vermutete ich, dass er zu mir sprach, aber der Läufer von Dansii antwortete dem König, bevor ich es tun konnte.
»Die Unterkunft war nicht schlecht«, erwiderte der Mann in unserer Sprache, doch sein Akzent verriet, dass er aus Dansii stammte. Dieser war viel stärker als der von Asher, der bereits als Junge nach Antion gekommen war. »Obwohl es mir misshagte, nach meiner langen Nachtreise so früh geweckt zu werden.«
»Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeit. Doch wir wurden informiert, dass die Abordnung in Kürze hier eintreffen würde, und wir nahmen an, du wärst bei ihrer überraschend frühzeitigen Ankunft gern anwesend.« Damians Stimme klang betont neutral, aber ich konnte sein Unbehagen an seiner steifen Haltung erkennen, während er auf den Mann herunterblickte.
»Sie sind wohl schneller vorangekommen als vorgesehen«, murmelte dieser. Sein Blick glitt aus irgendeinem Grund zu mir und dann wieder zurück zum König. Es missfiel mir, wie er mich ansah. Die Ungläubigkeit in seinem Blick war jetzt einem berechnenden Glanz gewichen, was mich verunsicherte.
»Offensichtlich«, bemerkte Damian.
Eine lange Weile herrschte drückendes Schweigen. Dann ergriff der Läufer erneut das Wort. »Die Abordnung legt den Weg zu Pferd zurück, deshalb habe ich wohl die Zeit, in der sie hier eintreffen würde, falsch eingeschätzt.«
»Ich hoffe, du hast die Straßen in gutem Zustand vorgefunden.«
Damian klang jetzt leicht gelangweilt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass dies Täuschung war.
»Sie waren in annehmbarem Zustand – besonders für ein Dschungel-Königreich. Allerdings könnten sie etwas Ausbesserung gebrauchen, aber sie waren passierbar, was wohl anerkennenswert ist. Dasselbe gilt jedoch nicht für einige der Dörfer, durch die wir gekommen sind.«
Damians Finger verkrallten sich in die Lehnen seines Throns, doch ansonsten zeigte er kein äußeres Zeichen des Missbehagens.
»Nun, wie du gesagt hast, leisten wir annehmbare Arbeit. Für ein Dschungel-Königreich.« Er schwieg, ließ den Sarkasmus seiner Worte wirken. »Und insbesondere in Anbetracht des Tributs, den der Krieg unserem Land und unserem Volk abverlangte.«
»Ah ja. Der Krieg, der jetzt vorbei ist. Und wenn ich richtig gehört habe, dank dir.« Erneut huschte der Blick des Läufers zu mir und dann wieder zurück zum König.
Aus dem Augenwinkel blickte ich auf Damian hinunter. Er schien angespannt zu sein, doch seine Miene wirkte leicht amüsiert, als sei dieser Mann nichts weiter als ein Plagegeist. »Wie lautete noch mal dein Name?«
»Felton, Eure Majestät.« Er verneigte sich knapp.
Bevor Damian noch etwas sagen konnte, wurden am anderen Ende der langen Halle die Türen geöffnet. Einer der Wachposten betrat den Raum. Er grüßte Damian und verkündete dann laut: »Die Abordnung aus Dansii ist eingetroffen und bittet um die Erlaubnis, vor Damian, den König von Antion, treten zu dürfen.«
Unwillkürlich wanderte meine Hand zu meinem Schwertgriff. Noch hatten wir keine Nachricht von Eljin erhalten, also würden wir nicht wissen, ob sie Zauberer dabeihatten – nicht jedenfalls, bis sie nah genug waren, damit Damian selbst es spüren konnte.
Damian bewegte sich, als wollte er sich erheben, änderte dann aber offensichtlich seine Meinung und lehnte sich wieder auf dem Thron zurück.
»Lasst sie herein«, befahl er.
Ich spürte, wie Rylan neben mir erstarrte, als wir uns für den oder das, was durch die Tür kommen würde, rüsteten.
Und dann wurde die Tür nah bei Damian aufgeschoben und Eljin stürmte herein.