Das Buch
Von dem einst so malerischen Städtchen Woodbury sind nur noch rauchende Trümmer übrig geblieben. Lilly und ihre Freunde haben sich in die verlassenen alten Minen unter dem Stadtgebiet zurückgezogen, wo sie zunächst in Sicherheit sind vor den Horden von Beißern, die oben durch die Straßen streifen. Doch Lilly gibt nicht auf, sie will ihr geliebtes Woodbury zurückerobern. Währenddessen entwickelt der psychotische Prediger Jeremiah, der mit seinen letzten drei Getreuen aus Woodbury fliehen musste, einen teuflischen Plan: Mit einer neuen Schar von Anhängern und einer neuen, grausigen Geheimwaffe will er zum Schauplatz seiner Niederlage zurückkehren und an Lilly und den letzten Überlebenden von Woodbury tödliche Rache nehmen. Doch nicht einmal Jeremiah ahnt, welches Grauen er damit heraufbeschwört …
Die Autoren
Jay Bonansinga studierte Filmwissenschaften am Columbia College in Chicago und zählt heute zu den vielseitigsten Thriller- und Horrorautoren der Gegenwart. Gemeinsam mit The Walking Dead-Erfinder Robert Kirkman arbeitet er an den Romanen zur Erfolgsserie. Jay Bonansinga lebt mit seiner Familie in Evanston, Illinois.
Robert Kirkman ist der Schöpfer der mehrfach preisgekrönten und international erfolgreichen Comicserie The Walking Dead. Die gleichnamige TV-Serie wurde von ihm mit entwickelt und feierte weltweit Erfolge bei Kritikern und Genrefans gleichermaßen. Zusammen mit dem Krimiautor Jay Bonansinga hat er nun seinen ersten Roman aus der Welt von The Walking Dead veröffentlicht.
Mehr zu The Walking Dead und den Autoren auf:
diezukunft.de
Jay Bonansinga
Robert Kirkman’s
The Walking Dead 6
Roman
Deutsche Erstausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Titel der amerikanischen Originalausgabe
THE WALKING DEAD – INVASION
Deutsche Übersetzung von Wally Anker
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Deutsche Erstausgabe 07/2016
Redaktion: Sven-Eric Wehmeyer
Copyright © 2015 by Robert Kirkman, LLC
Copyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: Animagic, Bielefeld
Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München
978-3-641-18431-5
www.diezukunft.de
Für James J. Wilson
Ein weiterer Draufgänger und Gefährte,
der viel zu früh von uns gegangen ist
Teil 1
Das Gebaren
der Schafe
Möge der Herr
alle Tyrannen
der Kirche vernichten.
Amen.
Michael Servetus
Eins
Bitte, um Himmels willen, HÖRT FÜR EINEN AUGENBLICK MIT DEM VERMALEDEITEN GEZETER AUF!« Der große Mann hinter dem Lenkrad tut sein Bestes, um den verbeulten Escalade bei gleichbleibender Geschwindigkeit auf der Straße zu halten, ohne ihn auf einen mitten auf dem Asphalt querliegenden Laster zu lenken oder eine der vielen toten Gestalten zu überfahren, die an den Straßenrändern umherlaufen. Er ist heiser vor lauter Schreien, und es fühlt sich an, als ob jeder einzelne Muskel seines Körpers vor Anstrengung brennt. Seine Augen sind voller Blut von der Wunde, die offen über seiner linken Stirn klafft. »Ich habe bereits versprochen, dass wir euch bald schon medizinisch versorgen können, aber erst müssen wir diese verfluchte Herde hinter uns lassen!«
»Ich sag ja nur … Es sieht nicht gut aus, Pfarrer … Ich glaube, ich habe ein Loch in einem Lungenflügel!« Der junge Mann auf der Rückbank – einer von zwei Passagieren in dem SUV – lehnt den Kopf gegen die kaputte Scheibe, während das Auto erneut an einer Gruppe zerlumpter finsterer Gestalten am Straßenrand vorbeirast, die sich um etwas Dunkles, Feuchtes streitet.
Stephen Pembry wendet sich vom Fenster ab und presst vor Schmerzen die Augen zusammen, während er verzweifelt keucht und sich die Tränen aus dem Gesicht wischt. Ein Haufen blutbesudelter Kleider liegt neben ihm auf der Rückbank. Durch ein klaffendes, scharfkantiges Loch in der Scheibe bläst der Wind und spielt mit den Fetzen und seinen blutverschmierten Haaren. »… kann kaum noch atmen – … krieg keine Luft mehr in meine Lunge. Ich will nur sagen, dass ich aufgeschmissen bin, wenn wir nicht bald einen Arzt finden, Pfarrer.«
»Glaubst du etwa, mir ist das nicht klar?« Der hochgewachsene Geistliche packt das Lenkrad jetzt so fest, dass seine riesigen knochigen Hände aschfahl werden. Seine breiten Schultern – noch immer ummantelt von seiner schwarzen, kampferprobten Priesterkutte – lehnen sich gekrümmt über das Armaturenbrett, und das grüne Licht der Instrumente beleuchtet sein längliches, gefurchtes, markantes Gesicht. Er ähnelt einem in die Jahre gekommenen Revolverhelden mit all den Pocken und den vielen Falten, an denen man die harten, auf dem Rücken der Pferde verbrachten Zeiten ablesen kann. »Okay … Pass auf … Es tut mir leid, dass ich die Kontrolle verloren habe. Also, Bruder, wir haben beinahe die Staatsgrenze erreicht. Bald geht die Sonne auf, und wir werden Hilfe finden. Das verspreche ich dir. Reiß dich zusammen, wir schaffen das.«
»Je früher, desto besser, Pfarrer«, murmelt Stephen Pembry inmitten eines harten, stakkatoartigen Hustenanfalls. Er schlingt sich die Arme um den Bauch, als ob seine Eingeweide jeden Augenblick aus seinem Inneren herauszuquellen drohen. Er starrt auf die sich bewegenden Schatten hinter den Bäumen. Seitdem sie Woodbury verlassen haben, sind sie mindestens dreihundert Kilometer gefahren, aber selbst hier, in einer solchen Entfernung, wimmelt es noch immer von Streunern der Superherde.
Pfarrer Jeremiah Garlitz hebt den Kopf und blickt in den Rückspiegel, dessen Glas mit Sprüngen übersät ist. »Bruder Reese?« Er sucht die Schatten auf der Rückbank ab und mustert den jungen Mann um die zwanzig, der mit geschlossenen Augen gegen das andere kaputte Fenster lehnt. »Wie sieht es bei dir aus? Ist alles im Lot? Rede mit mir. Weilst du noch unter uns?«
Das jungenhafte Gesicht von Reese Lee Hawthorne wird für einen Augenblick sichtbar, als sie an einem entfernten Feuer vorbeifahren, dessen oranger Schein über seine Miene huscht – entweder ein Bauernhof, ein Wald oder eine kleine Gemeinde Überlebender, die komplett in Flammen aufgeht. Es handelt sich um eine Feuersbrunst, die sich über eineinhalb Kilometer erstreckt und Flocken weißer Asche in den Himmel spuckt. Kurz hat es den Anschein, als ob Reese das Bewusstsein verloren hat, schläft oder ohnmächtig geworden ist. Dann aber öffnet er die Augen und schüttelt sich auf seinem Sitz, als ob er einen Stromschlag bekommen hat. »Oh – Ich habe gerade – oh mein Gott … Das war vielleicht ein krasser Traum.« Er versucht sich zu orientieren. »Es geht mir gut, kein Problem … Es hat aufgehört zu bluten … Aber mein lieber Schwan, das war ein grässlicher Albtraum.«
»Rede nur weiter.«
Keine Antwort.
»Erzähle uns von deinem Traum.«
Noch immer keine Antwort.
Sie fahren eine Weile schweigend vor sich hin. Jeremiah kann durch die blutverschmierte Windschutzscheibe im Scheinwerferlicht die weißen Streifen erkennen, die an ihnen vorbeihuschen. Kilometer um Kilometer bringen sie auf dem pockennarbigen und mit Wracks übersäten Asphalt hinter sich. Es gleicht einer nicht enden wollenden Landschaft irgendwo in der Apokalypse, eine desolate Einöde landschaftlichen Zerfalls beinahe zwei Jahre nach Beginn der Seuche. Skelettartige Bäume, die in den brennenden feuchten Augen des Pfarrers schemenhaft verschwimmen, säumen den Highway auf beiden Seiten. Seine Rippen schmerzen bei jeder Bewegung seines Oberkörpers und rauben ihm den Atem – vielleicht nur ein Bruch, vielleicht aber auch Schlimmeres. Alles Wunden, die er in der stürmischen Auseinandersetzung zwischen seinen Gefolgsleuten und den Einwohnern Woodburys davongetragen hat.
Er geht davon aus, dass Lilly Caul und ihre Anhänger in demselben riesigen Heer aus Beißern untergegangen sind, das ein solches Chaos und eine solche Verwüstung über Woodbury gebracht hat, als es die Barrikaden überrannt, sämtliche Fahrzeuge umgeworfen, alle Häuser und Gebäude gestürmt, sowohl die Unschuldigen als auch die Bösen vernichtet und Jeremiahs Plan des glorreichen Rituals ruiniert hat. Hat der Herr etwa Anstoß an Jeremiahs fantastischem Plan genommen?
»Rede mit mir, Bruder Reese.« Jeremiah lächelt den abgezehrten jungen Mann im Rückspiegel an. »Warum erzählst du uns nicht von deinem Albtraum? Schließlich … hast du ein unfreiwilliges Publikum, das dir nicht entkommen kann. Also, schieß los.«
Aber die betretene Stille hält weiter an. Nur das Rauschen des Windes und das Fahrgeräusch der Reifen auf dem Asphalt bilden eine hypnotische musikalische Untermalung ihres Elends. Der junge Mann auf der Rückbank atmet einmal tief durch und beginnt endlich, seine Geschichte in einem sanften, aber doch rauen Tonfall zu erzählen: »Ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt Sinn ergibt, aber wir waren in Woodbury und wollten gerade allem ein Ende setzen und zusammen wie geplant ins Paradies übergehen.«
Eine Pause.
»Ja …« Jeremiah nickt ihm ermunternd zu. Im Rückspiegel kann er sehen, wie Stephen sich bemüht, seine Wunden zu ignorieren, um seinem Kompagnon zuzuhören. »Mach ruhig weiter, Reese.«
Der junge Mann zuckt mit den Achseln. »Tja … Das war eben ein Traum, wie man ihn ab und zu hat. Ihr wisst schon … so real. Es war fast so, als ob ich die Hände ausstrecken und alles anfassen konnte. Wir waren in der Arena – und es war wirklich genau so wie letzte Nacht. Wir waren damit beschäftigt, uns auf das Ritual vorzubereiten.« Er senkt den Blick und schluckt, entweder vor Schmerz oder in Andacht an diesen erhabenen Moment – vielleicht aber auch aus einer Mischung beider Gründe.
»Anthony und ich haben gerade den heiligen Trunk durch einen der unzähligen Gänge getragen. Dann haben wir das Licht am Ende des Tunnels gesehen und konnten deine Stimme hören. Sie wurde immer lauter und erklärte, dass diese Gaben das Fleisch und Blut des einzigen Sohnes darstellten, geopfert, damit wir für immer in Frieden leben können … Und dann … Und dann … Wir gehen in die Arena, und du stehst am Pult, und alle unsere Brüder und Schwestern stehen in Reih und Glied vor dir, vor den Tribünen, und können es kaum erwarten, den heiligen Trunk zu sich zu nehmen, der uns alle ins Paradies schickt.«
Er hält einen Augenblick lang inne, um sich wieder zu fangen. Seine Augen glühen vor Furcht und Qual. Er holt erneut tief Luft.
Jeremiah lässt ihn im Rückspiegel nicht aus den Augen. »Erzähle weiter, mein Sohn.«
»Ab jetzt wird es ziemlich heikel.« Er schnieft und zuckt bei einem scharfen Schmerz in seiner Seite zusammen. Inmitten des Chaos von Woodburys Untergang wurde der Escalade umgeworfen, und seine Insassen mussten dabei erhebliche Wunden erleiden. Allein bei dieser Aktion wurde mehr als nur ein Rückenwirbel in Reeses Rückgrat ausgerenkt. Jetzt aber schluckt er den Schmerz wieder hinunter. »Einer nach dem anderen nimmt einen Schluck aus den Plastikbechern, was auch immer sich darin befand …«
»Willst du wissen, was ich glaube?«, unterbricht ihn Jeremiah mit verbitterter und betrübter Stimme. »Der alte Hinterwäldler Bob hat den Inhalt mit Wasser vertauscht. Wir können davon ausgehen, dass er jetzt den Rasen von unten wachsen sieht. Oder vielleicht hat er sich verwandelt, zusammen mit dem Rest der Bande – vor allem diese verlogene Schlange, diese Lilly Caul.« Jeremiah schnauft verächtlich. »Ich weiß, dass es nicht unbedingt sehr christlich von mir ist, wenn ich das sage, aber die haben wirklich ihre gerechte Strafe erhalten. Wichtigtuer … Feiglinge. Heiden, jeder einzelne von ihnen. Wir können alle drei Kreuze machen, dass dieser Unrat nicht mehr unter uns weilt.«
Eine weitere angespannte Pause folgt, ehe Reese mit schwacher, monotoner Stimme fortfährt: »Wie auch immer … Was als Nächstes passiert, im Traum, meine ich … Das kann ich kaum … Das war so fürchterlich, dass ich es kaum in Worte fassen kann.«
»Dann lass es sein«, meldet sich Stephen aus dem Schatten der Rückbank neben ihm zu Wort. Seine Haare flattern im Wind. In der Finsternis lassen ihn seine schmalen, einem Frettchen gleichenden und mit Blut und Gewebe verschmierten Gesichtszüge wie eine Figur aus einem Roman von Dickens aussehen – ganz wie ein Schornsteinfeger, den man zu lange im Schlot gelassen hat.
Jeremiah stöhnt. »Lass den jungen Mann sich doch seinen Kummer vom Leib reden, Stephen.«
»Ich weiß, dass es nur ein Traum war, aber das schien alles so echt«, erzählt Reese unbeirrt weiter. »Unsere Leute, von denen die meisten jetzt tot sind, haben alle einen Schluck genommen, und ich habe gesehen, wie ihre Gesichter dunkler werden, als ob man den Vorhang vor einem Fenster zuzieht. Sie schlossen die Augen, ließen die Köpfe hängen. Und dann … Und dann …« Er kann sich kaum dazu überwinden, es laut zu sagen. »Und dann haben sie sich … verwandelt.« Er kämpft gegen die Tränen an. »Einer nach dem anderen, all die feinen Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin … Wade, Colby, Emma, Bruder Joseph, die kleine Mary Jean … Sie öffneten die Augen, aber sie waren keine Menschen mehr … Sie waren Beißer. Ich habe ihre Augen im Traum genau gesehen … Sie waren weiß und milchig und haben geglänzt wie Fischaugen. Ich habe versucht, zu schreien, aber dann habe ich … Dann habe ich etwas anderes gesehen.«
Plötzlich verstummt er. Jeremiah blickt erneut in den Rückspiegel, aber es ist zu dunkel, um den Gesichtsausdruck des jungen Mannes ausmachen zu können. Jeremiah wirft einen Blick über die Schulter. »Alles okay?«
»Ja«, erwidert Reese nervös nickend.
Jeremiah dreht sich wieder Richtung Straße um. »Dann fahre fort. Erzähl uns, was du gesehen hast.«
»Ich glaube, dass ich das nicht möchte.«
Jeremiah stöhnt auf. »Mein Sohn, manchmal verschwindet das Böse einfach, wenn man darüber redet.«
»Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Jetzt benimm dich nicht wie ein kleines Kind …«
»Pfarrer …«
»ERZÄHL UNS EINFACH, WAS DU IN DEINEM GOTTVERDAMMTEN TRAUM GESEHEN HAST!!« Jeremiah zuckt bei dem stechenden Schmerz zusammen, den sein Ausbruch in seiner Brust ausgelöst hat. Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen und holt tief Luft.
Reese Lee Hawthorne zittert währenddessen auf der Rückbank und wischt sich nervös den Mund ab. Er will einen Blick mit Stephen austauschen. Der aber wendet sich ab, senkt den Kopf zu Boden und schweigt. Reese wendet sich wieder von ihm ab und starrt auf den Hinterkopf des Pfarrers. »Es tut mir leid, Pfarrer. Es tut mir wirklich leid.« Er schnappt nach Luft. »Was ich in dem Traum gesehen habe, das warst du … Ich habe dich in dem Traum gesehen.«
»Du hast mich gesehen?«
»Genau.«
»Und …?«
»Du warst anders.«
»Anders? Soll das heißen, dass auch ich mich verwandelt habe?«
»Nein, Sir, nicht verwandelt … Du warst einfach … anders.«
Jeremiah kaut auf seiner Backe und lässt sich das Gesagte durch den Kopf gehen, während er weiterfährt. »Wie anders?«
»Es ist schwer zu beschreiben, aber du warst kein Mensch mehr. Dein Gesicht … Dein Gesicht hat sich verändert … Es ist zu einem … Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.«
»Einfach raus damit, mein Sohn.«
»Ich weiß nicht …«
»Es war doch nichts weiter als ein wirrer Traum, Reese. Ich werde es dir schon nicht übel nehmen.«
Nach einer langen Pause meint Reese endlich: »Du warst eine Ziege.«
Jeremiah verschlägt es die Sprache. Stephen Pembry setzt sich auf und blickt nervös um sich. Jeremiah atmet schwer aus, teils ein Kichern, teils ein fassungsloses Grunzen, aber ihm fehlen jegliche Worte.
»Oder vielmehr ein Ziegen-Mann«, fährt Reese fort. »So etwas in der Art. Pfarrer, das war aber nur ein irrer Fiebertraum, der absolut nichts zu bedeuten hat!«
Jeremiah wirft erneut einen Blick in den Rückspiegel auf die Bank hinter sich und sieht Reeses in Schatten getauchtes Gesicht.
Reese zuckt unbehaglich mit den Schultern. »Aber wenn ich es mir recht überlege, glaube ich gar nicht, dass du es warst … Ich glaube, das war der Teufel. Nur eines weiß ich – es war auf keinen Fall ein Mensch … Das war der Teufel in meinem Traum. Halb Mensch, halb Ziege … Und er hatte große geschwungene Hörner und gelbe Augen. Und als ich ihn in meinem Traum sah, da wusste ich sofort …«
Reese hält mitten im Satz inne.
Jeremiah starrt in den Rückspiegel. »Was hast du sofort gewusst?«
Reese antwortet sehr leise: »Ich wusste, dass der Satan von nun an das Sagen hat.« Seine kratzende Stimme, durchdrungen von Furcht, ist kaum noch hörbar. »Und wir waren in der Hölle.« Er zuckt zusammen. »Ich wusste, dass wir im Jenseits waren, im Jenseits sind.« Er schließt die Augen. »Das hier ist die Hölle, und niemand hat gemerkt, wie wir dorthin gekommen sind.«
Auf der Rückbank ihm gegenüber wappnet sich Stephen Pembry und wartet auf die unvermeidliche Reaktion des Mannes hinter dem Lenkrad, hört aber lediglich eine Reihe leiser, gehauchter Geräusche vom Fahrersitz zu ihm nach hinten dringen. Anfangs glaubt Stephen, dass der Geistige hyperventiliert. Oder vielleicht erleidet er einen Herzstillstand, hat einen Anfall. Stephen fährt es eiskalt den Nacken und seine Glieder hinab, und die kalte Furcht schnürt ihm den Hals zu, als er merkt, dass die merkwürdigen Geräusche die Vorboten eines Lachanfalls sind.
Jeremiah lacht.
Plötzlich wirft der Pfarrer den Kopf nach hinten und stößt ein Glucksen aus, das sich zu einem wiehernden Gelächter entwickelt, was die beiden jungen Männer völlig aus der Fassung bringt. Und der Pfarrer lacht weiter, brüllt immer lauter. Jetzt schüttelt er vor lauter Heiterkeit den Kopf, schlägt die Hände auf das Lenkrad, johlt und gackert und schnaubt, als ob er soeben den lustigsten Witz der Welt gehört hat. Gerade beugt er sich nach vorne und droht vor lauter Hysterie die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren, als er ein Geräusch hört und sich wieder aufrichtet.
Die beiden Männer auf der Rückbank stoßen einen Schrei aus, als die Scheinwerfer des Escalade ein Bataillon zerlumpter Gestalten erhellt, das direkt vor ihnen steht.
Jeremiah reißt am Steuer, aber sie sind viel zu schnell unterwegs, um der Phalanx vor ihnen ausweichen zu können.
Jeder, der schon einmal einen Beißer über den Haufen gefahren hat, wird einem erzählen, dass die Geräusche das mit Abstand Schlimmste sind. Es ist zweifelsfrei nicht leicht, solch ein horrendes Schauspiel mitzumachen, und der Gestank, der sich in jeder Ritze des Autos festsetzt, ist beinahe unerträglich. Und doch sind es die Geräusche, die einen danach Tag und Nacht verfolgen. Sie bestehen aus einem nicht enden wollenden schmierigen Knirschen und erinnern an das dumpfe Aufprallen einer Axt auf verfaultes, von Termiten zerfressenes Holz. Die grässliche Symphonie hört damit aber nicht auf, denn die Untoten werden danach unter den Reifen zu einer Paste zermalmt – eine rasche Serie dumpfer Knall- und Platzgeräusche, die von den zerquetschten Organen, Blasen, Knochen und Schädeln stammen, die der flachen Straße gleichgemacht werden und die qualvolle Reise eines jeden Monsters zu einem jähen Ende bringen.
Und es sind genau diese fürchterlichen Geräusche, die die beiden jungen Männer auf der Rückbank des mitgenommenen Cadillac Escalade jetzt zu hören kriegen.
Sowohl Stephen Pembry als auch Reese Lee Hawthorne stoßen vor Ekel und Grauen Schreie aus, krallen sich an den Vordersitzen fest, als ob ihr Leben daran hängt, während der SUV holpert und stolpert und auf den schleimigen Überresten der Beißer ins Schleudern kommt. Die meisten der nichtsahnenden Kadaver werden von dem Wagen erfasst, fallen wie eine Reihe Dominosteine zu Boden und lösen sich unter dem drei Tonnen schweren Metallboliden aus Detroit in Luft auf. Einige Fleischfetzen und durch die Gegend geschleuderte Extremitäten landen auf der Kühlerhaube und hinterlassen grässliche ranzige Spuren aus Blut und anderen Körperflüssigkeiten auf der Windschutzscheibe, während andere Körperteile in hohem Bogen durch die Luft fliegen.
Der Pfarrer zeigt sich gefasst, ist die ganze Zeit über das Lenkrad gebeugt und starrt mit entschlossener, konzentrierter Miene auf die Straße. Seine muskulösen Arme halten das zappelnde Steuer, wann immer die Hinterräder wegzurutschen drohen. Der Motor heult in Protest gegen den plötzlichen Traktionsverlust laut auf, und das Quietschen der riesigen Stahlgürtelreifen vervollständigt das Getöse. Jeremiah reißt am Lenkrad und steuert so gut er kann dagegen, um nicht die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren, als er plötzlich bemerkt, dass etwas in dem großen Loch in der Scheibe der Fahrertür steckt.
Der abgetrennte Kopf eines Beißers befindet sich nur wenige Zentimeter von seinem linken Ohr entfernt. Der Kiefer arbeitet trotz des steifen Grinsens, das er aufgesetzt hat, weiter. Der Schädel hat sich in den scharfen Zacken der Scheibe verfangen, und kaum haben die milchig weißen Augen den Pfarrer wahrgenommen, beginnen die schwarzen Schneidezähne nach dem Geistlichen zu schnappen. Der Anblick allein ist so entsetzlich, so schrecklich und so surreal – der knarzende Kiefer versucht den Pfarrer mit der hohlen, scheinbar autonomen Kraft einer Bauchrednerpuppe zwischen die Zähne zu kriegen –, dass Jeremiah unfreiwillig ein weiteres Glucksen ausstößt. Es hört sich wieder wie ein Anflug seines vorherigen Lachanfalls an, ist aber dunkler, wütender, bissiger, und der Wahnsinn klingt bedrohlich in seiner Stimme mit.
Er zuckt zurück und realisiert im Handumdrehen, dass der reanimierte Schädel durch den Aufprall des SUVs vom restlichen Körper abgerissen wurde. Jetzt, noch immer unversehrt, fährt er fort, nach lebendigem Fleisch zu suchen, immer weiter zu jagen, immer weiter zu kauen und zu fressen und doch nie genug zwischen die fletschenden Zähne zu bekommen.
»AUFGEPASST!!«
Der Schrei entfährt den flackernden Schatten des Wagenfonds, und in der Aufregung kann Jeremiah nicht ausmachen, wer ihn ausgestoßen hat – war es Stephen oder Reese? Aber die Frage ist rein akademisch, denn der Pfarrer versteht den Grund für den Schrei völlig falsch. In dem Bruchteil einer Sekunde, in der sich seine Hand durch den Haufen an Sachen wühlt, die auf dem Beifahrersitz liegen – Landkarten, leere Verpackungen von Süßigkeiten, ein Stück Seil und diverse Werkzeuge, während er verzweifelt nach der 9 mm-Glock sucht –, glaubt er, dass der Schrei ihn vor dem Maul des amputierten Schädels warnen soll, der nur wenige Zentimeter von ihm entfernt nach ihm schnappt. Endlich spürt er den Griff der Glock, ergreift die Waffe und richtet den Lauf mit einer fließenden Bewegung Richtung Fenster. Er drückt ab, und die Kugel trifft den grotesken, aufgespießten Schädel aus nächster Nähe zwischen die Augenbrauen. Der Kopf zerplatzt in einem feinen rosaroten Nebel und spaltet sich wie eine Melone in zwei Hälften. Gewebefetzen landen in Jeremiahs Haar, ehe der Wind sie fortwehen kann. In dem Raum, der gerade noch von dem Schädel ausgefüllt wurde, entsteht ein Vakuum, das sich mit einem lauten Knall auflöst.
Es sind nicht einmal zehn Sekunden vergangen, seitdem sie den ersten Beißer umgefahren haben, aber jetzt bemerkt Jeremiah den wahren Grund für den Warnschrei von der Rückbank. Es hat nichts mit dem abgetrennten Schädel zu tun, nein. Der wahre Grund, warum Jeremiah hätte aufpassen sollen, erscheint jetzt auf der anderen Fahrspur des Highways zu ihrer Rechten. Er wird rasch größer, und sie schlingern auf den feuchten Überresten der Untoten darauf zu.
Jeremiah dreht erneut hektisch am Steuer, um zu spüren, wie der Wagen reagiert und an den Überresten des Wracks eines VW Käfers vorbeizukommen. Sie rutschen auf dem Schotter der Standspur und stürzen dann die steile Böschung hinab. Das finstere Unbekannte eines kleinen Waldes kommt ihnen rasch näher. Äste und Gebüsch kratzen und schlagen auf die Windschutzscheibe ein, während der Wagen die steinige Böschung hinuntergleitet. Die Stimmen auf der Rückbank erheben sich zu einer panischen Kakophonie.
Endlich spürt Jeremiah, dass die Böschung flacher wird. Er behält lange genug Kontrolle über den SUV, bis die Reifen im Waldboden Halt finden, und gibt dann Vollgas, sodass der Wagen aus eigener Kraft nach vorne schießt.
Der riesige Kühlergrill und die Reifen kämpfen sich mit ungeheurer Leichtigkeit durch das Gebüsch, hüpfen über umgefallene Baumstämme und preschen durch das Gestrüpp, als ob es nicht vorhanden wäre. Der Höllenritt scheint unendlich lange zu dauern, und die Erschütterungen drohen Jeremiahs Rückgrat zu stauchen und seine Milz zerplatzen zu lassen. In dem verschwommen Bild im Rückspiegel kann er gerade noch die beiden jungen Männer sehen, wie sie verzweifelt versuchen, sich festzukrallen, um nicht aus dem hin und her schaukelnden Auto geschleudert zu werden. Plötzlich erwischt Jeremiah einen Baumstamm, und der seitliche Aufprall lässt seine Backenzähne beinahe zu Staub zerbröseln.
Aber er fängt den Wagen wieder, und sie rasen für eine weitere Minute quer durch den Wald.
Als sie endlich in einer Explosion aus Erde, Laub und sonstigem Gestrüpp aus den Bäumen schießen, schaut Jeremiah sich um und sieht, dass sie auf einer zweispurigen Straße gelandet sind. Er steigt in die Eisen, sodass die Köpfe der beiden Männer auf der Rückbank hart gegen die Vordersitze schlagen.
Jeremiah starrt eine Weile lang vor sich hin und atmet tief ein, um wieder Luft in seine Lungen zu saugen. Dann blickt er sich um. Die Männer auf der Rückbank stöhnen, rücken sich wieder zurecht und halten sich vor Schmerzen die Wunden. Der Motor tuckert im Leerlauf vor sich hin und wird von einem Rattern begleitet – wahrscheinlich ein Kugellager, das von der vielen Rüttelei während ihrer improvisierten Off-Road-Safari seinen Geist aufgegeben hat.
»Tja«, meint der Pfarrer leise. »So kann man auch eine Abkürzung nehmen.«
Er erhält keine Antwort. Sein humorvoller Beitrag scheint seinen beiden Jüngern überhaupt nicht aufgefallen zu sein.
Über ihren Köpfen erhellt sich der schwarze, undurchdringliche Himmel durch ein sanftes Schimmern des bevorstehenden Morgengrauens. In dem dumpfen phosphoreszierenden Licht kann Jeremiah ausmachen, dass sie auf einer Zubringerstraße gelandet sind. Der Wald hat einem Sumpfgebiet Platz gemacht. Im Osten führt eine Straße über ein bräunlich trübes Gewässer, von dem Nebelschwaden aufsteigen – wahrscheinlich der Rand des Okefenokee-Sumpfs –, und im Westen steht ein rostiges Schild mit der Aufschrift »State Road 441 – 5Km«. Zumindest sind weit und breit keine Beißer zu sehen.
»Wenn man von dem Schild ausgeht«, fährt Jeremiah fort, »scheinen wir gerade die Grenze nach Florida überquert zu haben.«
Er legt einen Gang ein, macht vorsichtig eine Kehrtwende und fährt dann gen Westen. Sein ursprünglicher Plan, Zuflucht in einer der größeren Städte wie Lake City oder Gainesville entlang dem Zitrusfrüchte-Anbaugebiet im Norden Floridas zu finden, scheint noch immer im Bereich des Möglichen zu liegen, auch wenn der Motor jetzt die merkwürdigsten Geräusche von sich gibt. Irgendetwas ist bei ihrem Ritt durch die Wildnis in die Brüche gegangen – eine Tatsache, die Jeremiah ungemein beunruhigt. Sie sollten zeitnah irgendwo anhalten, sodass er den Wagen genauer unter die Lupe nehmen kann. Außerdem müssen ihre Wunden versorgt werden, und mit etwas Glück stolpern sie vielleicht auch über Proviant und ein wenig Treibstoff.
»Hey! Schaut doch mal, dort drüben!«, meldet sich Reese von hinten zu Wort und deutet Richtung Südwesten. »Dort, hinter dem Grundstück.«
Jeremiah fährt weitere hundert Meter, ehe er den Wagen auf dem Kies am Straßenrand anhält. Er schaltet den Motor ab, sodass plötzlich völlige Stille herrscht. Es fällt kein Wort; alle starren lediglich auf das Schild in geringer Entfernung vor ihnen. Es ist eines dieser billigen, halb durchsichtigen Konstruktionen aus weißem Fiberglas auf Rädern mit großen austauschbaren Buchstaben. Es gibt unzählige davon auf dem Land, und sie müssen für restlos alles, von Flohmärkten bis hin zu religiösen Veranstaltungen, herhalten. Auf diesem steht geschrieben:
C-A-L-V-A-R-Y B-A-P-T-I-S-T C-H-U-R-C-H
A-L-L-E W-I-L- -K-O-M-M-E-N
S-O-N-N-T-A-G 9-&-11
Die Straße ist von dürren Zypressen und vielen Kiefern gesäumt, aber durch eine Lücke sieht Jeremiah den weißen Kiesel des verwaisten Parkplatzes. Er ist lang und schmal und endet vor einem in sich zusammengefallenen Fachwerkgebäude. Die kaputten Buntglasfenster sind hier und da mit Brettern und Dielen verschlagen. Der Kirchturm ist auf einer Seite eingefallen und versengt, und es hat den Anschein, als ob er einem Luftangriff zum Opfer gefallen ist. Jeremiah starrt auf das Gebäude. Das riesige stählerne Kreuz auf dem Kirchturm – es ist völlig verrostet – wird nur noch von einigen lockeren Schrauben an Ort und Stelle gehalten.
Es hängt kopfüber herab und droht jeden Augenblick zu Boden zu stürzen.
Jeremiah starrt weiter andächtig auf das kaputte, verkehrt herabhängende Kruzifix – ein Zeichen des Teufels –, aber die Symbolik des auf den Kopf gestellten Kreuzes ist für ihn nichts weiter als der Anfang. Jeremiah ist sich nämlich bewusst, dass dies ein Zeichen sein kann, dass sie zurückgelassen wurden, dass sie sich bereits in der Entrückung befinden und das hier die Vorhölle ist. Ab jetzt müssen sie mit den Umständen fertigwerden, wie Hunde auf einem Müllplatz oder Ratten auf einem sinkenden Schiff. Sie müssen zerstören, oder sie werden zerstört.
»Kann mir jemand sagen …«, beginnt Jeremiah endlich beinahe flüsternd, ohne das Gebäude in der Ferne aus den Augen zu lassen. Eines der Fenster weiter hinten schimmert gelb, und aus dem Schornstein steigt ein dünner Rauchschleier in den heller werdenden Himmel. »Wie viel Munition haben wir aus Woodbury mitgenommen?«
Die beiden jungen Männer auf der Rückbank tauschen einen raschen Blick aus.
»Ich habe eines dieser Magazine mit dreiunddreißig Kugeln für die Glock und eine Schachtel mit zwei Dutzend .380er für die andere Pistole. Mehr ging nicht«, antwortet Reese.
»Immerhin mehr als ich«, murrt Stephen. »Ich habe nur das dabei, was schon in der Mossberg steckte – vielleicht noch acht Patronen, vielleicht aber auch nur sechs.«
Jeremiah schnappt sich die Glock vom Beifahrersitz und überlegt, wie oft er damit seit ihrer Flucht aus Woodbury geschossen hat – es sollten noch sechs Kugeln im Magazin sein. »Nun gut, Gentlemen … Ich will, dass ihr alles mitnehmt, die ganze Ausrüstung. Voll geladen, versteht sich.« Er öffnet die Tür. »Und beeilt euch.«
Die beiden Männer steigen aus dem SUV und stellen sich neben dem Pfarrer im goldenen Licht der Morgendämmerung auf. Irgendetwas stimmt hier nicht. Reese spürt, wie seine Hände zittern, als er ein neues Magazin in den Griff seiner Pistole steckt. »Pfarrer, ich verstehe das nicht ganz«, gibt er endlich zu. »Warum bewaffnen wir uns bis an die Zähne? Ich bezweifele, dass wir in der Kirche irgendetwas finden, außer mit etwas Glück vielleicht ein paar Überlebende. Was also soll das?«
Der Geistliche aber hat sich bereits auf den Weg in Richtung des Gotteshauses gemacht. In seiner riesigen Hand hält er die Glock feierlich wie einen Blumenstrauß als Willkommensgeschenk. »Wir befinden uns in der Entrückung, Jungs«, murmelt er beiläufig, als ob er den heutigen Tag beiläufig als einen neuen Feiertag ausruft. »Heutzutage gibt es so etwas wie eine ›Kirche‹ nicht mehr. Heutzutage kann sich jeder holen, was er will.«
Die beiden Männer tauschen erneut einen Blick aus, ehe beide dem Pfarrer hinterhereilen.