Deutsche Erstveröffentlichung
Titel der amerikanischen Originalausgabe
THE CAPTAIN © by John Norman
Published in agreement with the author, c/o BAROR INTERNATIONAL INC.,
ARMONK, NEW YORK, USA
Deutsche Übersetzung: Andreas Schiffmann
© 2015 by Basilisk Verlag, Reichelsheim
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlagillustration und Logo: Timo Kümmel
Umschlaggestaltung: Timo Kümmel
Satz und Layout: Factor 7
ISBN 978-3-935706-92-6
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Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die schwarze Listen verabscheuen.
»Dann brachen die Schiffe wieder auf. Zurück ließen sie nichts als Asche« (Annalen).
Zu Beginn zitiere ich erneut aus der gleichen Quelle. Auch dieser Eintrag ist nicht untypisch für die düsteren, turbulenten Zeiten von einst. Wer von jeher nur unter Schafen gelebt und keine anderen Umstände kennengelernt hat, wird schwerlich begreifen, wie es unter Wölfen zugeht.
Auf den folgenden Seiten werde ich weiter ausführen, was in jenen Jahren geschah.
Es war eine Zeit der Wölfe.
Zum wiederholten Male möchte ich daran erinnern, dass ich nicht beabsichtige, moralisch zu sein oder weise Ratschläge zu geben, weder Lob noch Kritik ausspreche und keine Erklärungen mitliefere. Dazu begreife ich selbst zu wenig. Sie sehen, ich bin mir nicht sicher, wann man überhaupt von sich sagen kann, man begreife etwas; ich weiß nicht, ob ich die Zusammenhänge wirklich verstanden habe oder mich im Irrglauben wiege, es zu tun. Darf überhaupt jemand von sich behaupten, er ergründe sowohl sich selbst als auch seine Mitmenschen vollständig? Eine genaue Eigenwahrnehmung fällt schwer, egal ob man nüchternen Auges schaut oder mit dem Herzen, weil man sich quasi immerzu selbst dabei im Weg steht. Am Ende mag es gar kein absolutes Verständnis geben, und wir sind blind wie ein Baum oder Stein. Dann wäre das Wissen nichts weiter als eine natürliche, tröstende Illusion, die uns durchpulst wie Harz den Stamm und ruhen lässt wie den Fels, in dem kein Molekül ausschwingt.
Wie dem auch sei, meine unbekannten Leser: So sehr ich Sie schätze, gehe ich doch keine Verpflichtungen ein. Weder gedenke ich, Ihnen nach dem Mund zu reden noch will ich Ihnen die Zuversicht spenden, Kosmos und Materie, Zeit und Raum, Recht und Unrecht seien klar umrissen und ließen sich in übersichtlichen Schubladen ordnen, falls sie überhaupt existieren. Da ich kein ultimatives Maß für den Menschen kenne, will ich im Gegensatz zu manch anderen nicht so tun, als könne ich seine Seele aufwiegen oder die Grenzen seines Herzens erfassen. Ich weiß weder, was am besten für ihn ist, noch, ob ›richtig‹ und ›falsch‹ als Kriterien taugen, um es herauszufinden, zumal er sich vielleicht noch gar nicht auf die Bedeutung der beiden Wörter festgelegt hat oder dies gar nicht kann, weil sie bereits vor langer Zeit für ihn definiert wurden, nämlich in der Wirrnis der Ursuppe. Meine Aufgabe besteht also mitnichten darin, die Welt so zu schildern, wie Sie sie sich wünschen. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit sprechen nicht wir, sondern die Welt selbst.
Nach diesen Überlegungen greifen wir nun unsere Geschichte unter Vorbehalt mit bemessenen Erwartungen und Ehrfurcht vor der Wirklichkeit wieder auf. Lassen Sie uns Nachsicht üben angesichts ihrer Rätsel und nicht mehr hineindeuten als sie hergibt. Wie gesagt, nimmt sie ihren Lauf in jenen finsteren, turbulenten Zeiten, der Ära der Raubvögel mit breiten Schwingen und langmähnigen Löwen, der Kriegsmärsche und Siegeszüge, der lautlosen Invasionen bei Nacht, der Feuersbrünste und Verwüstung. Es ist eine eigenartige, schreckliche Zeit, in der sich die Ereignisse überschlagen. Damals war das Leben rauer, gefährlicher und deshalb vermutlich auch authentischer als heute. Man behauptete sich durch Intelligenz und Körperstärke, Schläue und Fingerfertigkeit. Die Wege waren weit, Reisen mühselig und Waffen so scharf, dass sie, so sagt man, dem Wind Wunden zufügen konnten. Für Mensch wie Tier war es eine Zeit des Untergangs und Neubeginns, der Ernte und Rodung, der Schlachten und verfeindeten Städte voller Tavernen, Bordelle und geschäftiger Märkte, wo Schönheit ihren Preis hatte. Es lohnt sich, manches aus jener Ära zu wahren, obwohl sie unvorstellbar lange zurückliegt. Werte wie Treue und Disziplin, Ehrgefühl und Tapferkeit. Zweifellos schlich man damals, da jeder Schritt der letzte oder erste in ein neues Leben sein konnte, auf unsicherem Fuß und in ständiger Angst einher, doch interessanterweise finde ich an keiner Stelle – damit meine ich die Annalen, zeitgenössische Amtspapiere und Briefe, Heldensagen, Gedichte von Skalden und Jahrbücher, Traktate, Fabeln und Erzählungen, Heiligenvitae, Logbücher und Lieder von Häuptlingen oder Königen, Monografien, den Märchenschatz und selbst einfachste Gedenktafeln – irgendeinen Hinweis darauf, dass man bedauerte, in jener Welt geboren zu sein. Im mir bekannten Kanon jedenfalls findet sich keine Zeile, in der man den Wunsch äußert, zu anderen Zeiten zu leben.
So trist dieses Faktum anmutet, ist es doch unmöglich zu erklären. Über die Gründe dafür mag man spekulieren.
Unter Schafen entgeht dem Menschen offenbar, dass er lebendig ist, oder er erachtet es einfach als selbstverständlich und richtet seine Aufmerksamkeit nicht bewusst darauf. Geht der Wolf jedoch um, gestaltet es sich anders, und wie wir bemerkt haben, tat er dies in jenen finsteren, turbulenten Zeiten. Wenn sie also einen Vorteil hatten, dann den, dass der Mensch sein Leben zur Gänze wahrnahm.
Das vorherige Manuskript beinhaltete Kommentare und Hypothesen, die vornehmlich Aspekte der Geschichtsschreibung betrafen und nicht wiederholt werden müssen. Belassen wir es bei einem Verweis darauf, dass die korrekte Reihenfolge der Ereignisse im Dunklen bleibt. Zeit an sich ist natürlich bereits ein Problemfaktor, genauso wie der Raum als Labyrinth auf mehreren Ebenen, deren Gänge sich überlagern oder immer wieder aufs Neue öffnen, so man diesbezüglichen Theorien Glauben schenkt. Ferner muss man damit rechnen, dass weitere Dimensionen neben der unsrigen existieren und die Realität aus mehr Schichten besteht, als wir zu erfassen in der Lage sind. Naturgemäß glauben wir, das Sein höre hinter unserem Horizont auf; in dieser Hinsicht unterscheiden wir uns nicht sonderlich von Nagetieren oder Insekten. Gibt es parallele oder sich überschneidende Sphären und Dimensionen, zieht diese an sich absurde Vorstellung nach sich, dass man Knotenpunkte, vielleicht sogar Tore oder ganze Korridore finden kann. Mancher glaubt gar zu wissen, die telnarische Welt sei aus welch schleierhaften Gründen auch immer, unsere eigene, bloß zu einem früheren oder zukünftigen Zeitpunkt. Demnach müsste es Verästelungen geben, mehrere Zweige desselben Baumes, an welchen wir einstweilen im Dunkeln das Rauschen der Blätter des jeweils anderen hören, während wir weiter nach den Sternen streben beziehungsweise unserem Verderben entgegensehen. Dass man jedoch nur im Trüben fischt, indem man solche Gedankengänge anstrebt, steht außer Frage, weshalb wir nicht weiter darauf eingehen. Zuletzt weise ich darauf hin, dass wir die Einteilung des oder der Chronisten, falls das Manuskript auf mehrere zurückgeht, im Großen und Ganzen beibehalten haben.
»Leg deine Kleider ab!«, befahl der Connoisseur, ein Sklavenexperte. »Sehr schön.«
»Sie gehört nicht mir«, bemerkte Julian von den Aurelianii. »Ich möchte mich einem Freund erkenntlich zeigen, indem ich sie in die Lehre gebe.«
»Ich soll sie ausbilden?«, fragte der Connoisseur. »Gründlich?«
»Jawohl«, bestätigte Julian.
»Also nach allen Regeln der Kunst?«
»Gewiss doch.«
»Damit sie begreift, was sie ist und sich deutlich bewusst wird, dass sie es nie mehr wird ändern können?«
»Ja.«
»Das wird sich zeigen«, relativierte der Connoisseur.
»Ich glaube nicht«, vermutete Julian, »dass sie enttäuschen wird.«
»Das stelle ich nicht in Abrede«, versicherte sein Gegenüber. »Ist sie denn empfänglich?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Julian.
Plötzlich und unbeabsichtigt, wenn auch nur leise, stieß sie einen schüchtern beklommenen Schrei aus.
»Hände an den Hüften behalten!«, befahl der Connoisseur.
Als sie einatmete, musste sie erneut unvermittelt schreien.
»Sie wird stöhnen wie keine zweite«, versprach er.
»Ausgezeichnet.«
»Knie nieder und behalte den Kopf unten!«, verlangte er dann. »Es bedarf noch einiger Arbeit, aber ich werde mich ihr regelmäßig widmen«, fügte er hinzu.
Julian schaute auf sie hinab. »So vertraue ich sie Euren kundigen Händen an.« Damit drehte er sich um und ging.
»Seht nur!«, rief einer der Bürger. Seine Begleiter brachen in Gelächter aus.
»Ein Bauerntölpel«, spottete er.
»Aus welchem Sack hast du denn diese Kleider gezogen?«, höhnte ein anderer.
Der Riese hob den Arm und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, weil er stark schwitzte. Er befand sich nicht im Herzen von Telnaria, sondern auf einem Planeten mit sommerlichem Klima.
Fliegen umschwärmten sein Gesicht.
In den dunklen Wäldern seines Stammes dagegen war es für gewöhnlich kalt. Er gehörte, soweit Sie als Leser es bislang wissen, den Wolfungen an, einer von fünf verwandten Gemeinschaften, zu denen weiterhin die Darisi und Basung, Haakon und Otungen zählten. Letztere hatten die meisten Mitglieder, galten als äußerst unerbittlich und führten die anderen an. Kriege mit dem Imperium hatten die Otungen und ihre Brüder in der Vergangenheit beträchtlich dezimiert. Gemeinsam müssen wir uns die fünf Stämme als Nation vorstellen, und derer gab es mehrere, die wiederum aus anderen Verbänden bestanden. Derjenigen, welcher die Wolfungen und ihresgleichen angehörten, maß man damals wenig Bedeutung zu, besonders nachdem sie zahlreiche Schlachten verloren hatten. Den Namen der Nation – Vandalen – kannte damals kaum jemand, und seine Herkunft haben wir bereits an anderer Stelle erörtert. Den Begriff der Nation verwenden wir mit Bedacht, weil er, wie ich meine, nicht so recht passt. Volk oder Sippe träfen es besser, doch mit Bezug auf die vorherrschenden politischen Strukturen sollten Sie als Leser sich an das Wort Nation als Bezeichnung gewöhnen, zumal sie sich heute in diesem Zusammenhang zu fest etabliert hat, um sie schlicht außen vor zu lassen.
Nichtsdestoweniger bestehen erhebliche Unterschiede: Das Mitglied besitzt innerhalb seines Stammes oder Volkes nicht den gleichen Stand wie der Bürger eines Staates, wenngleich es definitiv Überschneidungen gibt. Ein Staat stellt gewissermaßen eine künstliche Nation dar, ein Konstrukt auf Rechtsbasis, das anerkannten und sorgsam eingehaltenen Konventionen unterliegt. Theoretisch handelt es sich um eine freiwillige Organisation, während davon auszugehen ist, dass diese dem Bürger praktisch nicht widerlegbare, unerbittlich feststehende Gegebenheiten vor Augen führt, angefangen bei Familienbanden und Sippenhaft über Naturgesetze bis hin zum seiner Spezies obliegenden Daseinszustand. Die Beziehung zwischen Bürger und Staat beruht üblicherweise auf einem unausgesprochenen oder offiziellen Abkommen, etwa in Form eines Treueschwurs. Die Stammeszugehörigkeit indes fußt weder auf schriftlich noch mündlich formulierten Verträgen und lässt sich mit einer Bruderschaft vergleichen. Man gehört einem Stamm nicht bloß an, sondern geht aufgrund seiner Herkunft auf ähnliche Weise in ihm auf wie in einer Familie beziehungsweise Ahnenreihe. Stämme bestehen aus Clans, und diese aus Familien, also spricht man in ihrem Zusammenhang von weit verflochtenen, nicht selten relativ losen zwischenmenschlichen Banden, die sich vorwiegend aus Blutsverwandtschaft ergeben. Der Staat beruft sich auf Gesetze, der Stamm auf genetische Herkunft. Folglich lässt sich die Mitgliedschaft im herkömmlichen Sinne genauso wenig kündigen wie man leugnen kann, Vater oder Sohn zu sein. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn es ist sowohl möglich, in einen Stamm aufgenommen zu werden und fortan fest dazuzugehören als auch ausgestoßen zu werden, sodass keine Verbindung mehr besteht. Außerdem kann man ihm abschwören, sich aus eigenen Stücken lösen. Im Staat beantragt man analog dazu die Bürgerschaft, mag sie aberkannt bekommen oder selbst aufgeben, weshalb sich der Stamm sozusagen als Staat auf biologischer Grundlage bezeichnen lässt. Auf diese, beziehungsweise den Gedanken von identischem Geblüt, beschränkt er sich allerdings nicht, ist keine bloße Abstraktion, sondern versteht sich vielmehr als Rechtsgefüge eingedenk zahlreicher Konventionen mit je nach Blickwinkel unterschiedlichem Sinngehalt.
Vorausschauend sollte ich manch weiteren Zusammenhang erörtern, um Ihnen als Leser das Verständnis der folgenden Kapitel zu erleichtern. Während im Stamm Bräuche wichtig sind, hält der Staat seine Gesetze hoch. Andererseits kommt auch der Staat nicht ohne Tradition aus, wohingegen jeder Stamm über gewisse Regeln verfügt, welche allerdings selten schriftlich festgehalten werden.
Vorbehalten sind sie Gesetzessprechern, die sie in vielen Stämmen auswendig kennen müssen, um regelmäßig Teile davon zu rezitieren – genau genommen jeweils ein Drittel im Rahmen einer alljährlichen Zusammenkunft – und nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen. Somit haben die Teilnehmer den Inhalt nach jeweils drei Jahren einmal vollständig gehört. In anderen Stämmen hingegen fungiert die Hütte des Häuptlings als oberstes Gericht. Kodizes und Satzungen unterliegen seiner Laune. Man tut also gut daran, diese Stämme als gesetzlos zu erachten, denn dort herrscht einzig der Wille und die Entscheidungsgewalt des Oberhauptes. Bürger können im Gegensatz zu Stammesangehörigen größtenteils lesen und schreiben, aber verallgemeinern darf man dies nicht. Sprachlich Beflissene nehmen in Stämmen mitunter die Funktion von Dolmetschern ein, die mithelfen, Geschäfte abzuwickeln und mit fremden Interessensgruppen zu verhandeln. Während Stämme so vielfältig sind wie die Menschen oder die Hanis-Leoparden, geschieht es immer wieder, dass sie eine Trennlinie ziehen, sozusagen zwischen Aristokraten und freien Bauern, hochgestellten Familien und gewöhnlichem Volk. Im Staate unterscheidet man auf ähnliche Weise Honestori von Humiliori, also die Gutsituierten vom Pöbel. Zu Ersteren gehört das Patriziertum inklusive Senat, doch Klassenzugehörigkeit ist eher flüchtiger Natur und mag sich, anders als in Stämmen, stetig wandeln. Beispielsweise wird man zu den Honestori berufen oder dort akzeptiert, beides jeweils nach unüblichem Verdienst oder mithilfe finanzieller Gefälligkeiten zur Überzeugung, wie Gerüchte besagen. Coloni sind Pächter oder ungelernte Arbeiter und fallen naheliegenderweise in die Kategorie der Humiliori, ebenso die in jüngerer Vergangenheit immer zahlreicheren Ackerbauern. Diese benötigt man zur demografischen Konsolidierung, vornehmlich, indem man sie zu notwendigen Dienstleistungen einteilt. Besonders wichtig werden sie als verlässliche und leicht auffindbare Steuerzahler. Sklavinnen muss ich nicht gesondert erwähnen, denn sie stehen auf der gleichen Stufe wie Rinder oder Schafe, sind also Haus- oder Nutztiere und mitunter hübsch anzusehen.
Die Erörterung weiterer Disparitäten und Entsprechungen zwischen Staat und Stamm erübrigt sich und ist ohnehin kaum vollständig zu bewältigen. Geholfen wäre damit offen gestanden niemandem, weil man zu viele Faktoren aufzählen müsste, denn beide Gesellschaftsformen weichen untereinander erheblich voneinander ab. Eine oder zwei abschließende Bemerkungen mögen sich aber als hilfreich erweisen: Vereinzelt dichtet man Stämmen, Sippen, oder wie auch immer man sie letztlich bezeichnet, eine geheimnisvolle Aura an, zweifelsohne billigerweise. Tatsächlich liegt diesem Umstand weit mehr als oberflächlicher Mystizismus zugrunde, nämlich das Erbe einer längst vergessenen Zeit, in der leidlich aufrechtgehende Geschöpfe erst begannen, Steine zu behauen und ihre Träume in den Fels zu ritzen. Stammesvölkern haftet wohl ein zauberhafter Ruch an, weil ihr Bund ein biologischer ist. Dass die Angehörigen einander unterstützen, gereicht ihnen gegenüber eher anarchisch geprägten Gruppierungen zum deutlichen Vorteil. Bevorzugt man im Krieg oder generell zu unsicheren, angstvollen Zeiten einen Bruder oder einen Fremden an seiner Seite? Nennen wir den Stamm einen Staat mit biologischem Fundament, mag es im Umkehrschluss noch stimmiger erscheinen, den funktionierenden Staat als künstlichen Stamm zu betrachten. Damit einher gehen Bestrebungen zwischen den einzelnen Elementen, ein Gefühl von Stammeszugehörigkeit, Gemeinschaft oder Brüderlichkeit zu erzwingen, zum Beispiel durch vertraute Symbole, Konditionierung oder Mythen – schlicht alles, was Menschen zusammenwachsen lässt und ihre Ergebenheit einem bestimmten Sittenschatz sowie Institutionen gegenüber vergrößert und festigt.
Gewiss durchschauen gewiefte Individuen das Offensichtliche nach einer Weile und verurteilen den Tribalismus lauthals. Ihr Argumentationsgang erweist sich bei genauerem Hinsehen als fadenscheinig, weil sie nicht verstehen, dass viele Menschen von Natur aus zum Gemeinwesen neigen und das Bedürfnis haben, dazuzugehören. Ihnen dies vorzuenthalten und darüber zu lachen, ganz zu schweigen von zahlreichen anderen Notwendigkeiten, die zu ihnen gehören; ihr Rückgrat stärken und ihr Herz befeuern, bedeutet gleichzeitig, sie zu verleugnen und um einen Teil ihrer selbst zu bringen, ohne den sie nicht gänzlich Mensch sein können. Wer oder was ist derjenige, welcher ohne Volk und Halt dasteht, quasi keine Brüder oder Wurzeln hat, weder liebt noch Familie kennt? Den Menschen macht mehr aus als die Fähigkeit, schnell addieren und subtrahieren zu können. Die Gebeine der Spötter und Kleingeister liegen vergessen am Wegrand der Historie, gemeinsam mit jenen der Gruppen, deren Niedergang sie freudig eingeleitet und systematisch erwirkt haben. Was bleibt also übrig ohne stützende Einheit, ohne Sippe, ohne Gleichgesinnte – mehr als ein Mensch oder etwas Geringeres? Wer sich im Zustand des vollkommenen Alleinseins glücklich schätzt, muss entweder ein Gott oder ein Tier sein. Dennoch gibt es nicht wenige Einsame, und mancher von ihnen, der weder Heim noch Staat oder Stamm hinter sich weiß, hat sich von Göttern und Tieren Rat erbeten, jedoch keine Antwort und kein Geleit erhalten. Sie kennen sich selbst nicht; sie wissen nicht, ob es einen Ort gibt, an den sie gehören. Sie sind keine Spötter, keine Kleingeister … oh nein, bei Weitem nicht. Sie sind weder verloren noch schwach, im Gegenteil: Verwegenheit zeichnet sie aus, und kein Weg ist ihnen zu weit. Sie sind Wanderer und Suchende. Statt zu leugnen sie hätten Brüder, strecken sie sich nach ihnen aus, egal wie lang die Straße und wie weit entfernt die Orte sind, an denen sie sie finden. Lassen wir diese finsteren Gedanken jedoch fahren.
»Seht euch diesen Hinterwäldler an«, rief einer und zeigte auf den Riesen.
Dieser fand, er brauche dem Lacher keine Kette anzulegen; ein Seil genüge wie bei einer Frau.
Er folgte seinem Begleiter durch die Straßen. In diesem Bezirk hatte man streng duftende Kräuter zerstoßen und auf dem Pflaster ausgestreut. Der Imperator weilte gerade auf diesem warmen Planeten, wo man einen seiner Sommerpaläste errichtet hatte. Genau dieser verwinkelte Prachtbau mit seinen bunt geschmückten labyrinthischen Gängen war das Ziel der beiden Männer.
»Tölpel, ungebildeter Klotz!«, schimpfte ein anderer Bürger.
Die zwei näherten sich nicht weiter. Sie wirkten auch aus der Ferne noch imposant genug, genauso wie ihre Wachen, ein Trupp von neun Gewehrschützen. Wer glaubte, der Riese sei ihr Gefangener, irrte sich. Hätte man ihn in Schach halten wollen, wäre dies längst und mit Leichtigkeit zu anderen Gelegenheiten geschehen, beispielsweise auf dem ersten Schiff, mit dem sie der Knotenwelt den Rücken gekehrt hatten.
»Hundesohn, Dummkopf!«, rief ein weiterer Beobachter.
Der Riese fragte sich, wie gut dieser Mensch einen Hieb mit der Axt verkraften würde.
»Es ist nicht mehr weit«, bemerkte sein Gefährte.
Die Umgebung des Sommerpalastes galt als verkehrsberuhigte Zone, in der allein städtische Fahrzeuge zugelassen waren, üblicherweise mit wehrhafter Besatzung. Zu einfach wäre es gewesen, sich den Mauern zu nähern, zumal metallene Karosserien ebensolche Waffen verbergen, unerlaubte Verkehrsmittel also als Abschussrampen dienen konnten oder sogar mit Bomben bestückt waren.
Der Riese liebte es, sich zu bewegen, zu gehen oder zu laufen, wie etwa auf der Jagd zum Zeitvertreib im Wald. Stundenlang konnte er Wild nachstellen, ehe es hilflos und bewegungsunfähig vor ihm auf dem Laub lag, mit rasselndem Atem und panisch rollenden Augen. Dann entschied er, ob er es tötete oder leben ließ. Manchmal trug er es auf den Schultern ins Dorf zurück, pferchte es ein und päppelte es auf, um es decken zu lassen. War es trächtig, setzte er es wieder im Wald aus, wo es im weichen Gras einer Lichtung glitschige Kitzen gebar, die zuerst unsicher staksten, aber bald zu den schnellsten Geschöpfen überhaupt gehören sollten. Mitunter stahl er auch Eier von Raubvögeln aus Nestern und schob sie den Vardas im Dorfstall unter, die sie ausbrüteten. Die Jungvögel zähmte man für das Handgelenk als auch für die Leine. Der Wald stellte zahllose Vergnügungen zur körperlichen Ertüchtigung bereit, auch und vor allem das Liebesspiel oder besser gesagt den Gebrauch von Sklavinnen. Nichts bereitete mehr Freude, und sah sich ein Gebieter bemüßigt, ließ er sie auch mit Bedacht schwängern.
»Trottel, Holzkopf!«
In das schlangenartige Gefährt, mit dem sie von ihrer Unterkunft am Hafen aus an den Außenrand des geweihten Bezirks befördert worden waren, hatte er seinen gewaltigen Leib nur mit Mühe und Not zwängen können.
»Zurück aufs Feld mit dir!«
In der Tat hatte sich der Mann einst als Landarbeiter verdingt. Er stammte aus dem kleinen Wehrdorf des Sim Giadini in der Nähe der Ebene von Barrionuevo auf dem Planeten Tangara. Weshalb man Bauern und ihr Schaffen hier so gering schätzte, leuchtete ihm nicht ein, zumal die Rufer allesamt schmutzige, zerlumpte Gestalten waren. Aßen sie denn nichts, verdankten sie seinesgleichen sowie der Arbeit, die er einmal verrichtet hatte, nicht gewissermaßen ihr Leben? Hielten sie sich für etwas Besseres als diejenigen, von deren Beruf sie abhingen? Sie dachten wohl, es sei einfach, den Pflug zu bedienen und schwere Äcker umzuwälzen, zu eggen und Land zu bestellen, die Menge zur Aussaat zu bestimmen und zur rechten Zeit am rechten Ort zu pflanzen, stundenlang unter quälenden Rückenschmerzen zu schuften und der gnadenlos brennenden Sonne zu trotzen. Wie oft hatte er vergeblich auf Regen gehofft und gehungert, um den Zehnten für die Festung des Sim Giadini einzubringen, die so hoch lag, dass die Wolken sie beinahe verbargen?
»Zurück«, mahnte sein Begleiter einen besonders frechen Kerl, der ihnen ungebeten hinterherlief. Handgreiflich wollte er jedoch nicht werden.
»Sie sehen dich nicht wirklich als Bauern«, erklärte er dem Riesen, »sondern verwenden den Ausdruck als Schimpfwort.«
Sie setzten ihren Weg fort.
Der Mann stammte nicht gebürtig aus jenem Wehrdorf, doch wo er zur Welt gekommen war, wusste er nicht. Er verließ es, nachdem er seinen besten Freund Gathron umgebracht hatte, indem er einen Pfosten auf seinem Rücken kaputt geschlagen und zugesehen hatte, wie er zu seinen Füßen starb. Trotz ihrer Bande hatte Gathron ihn angegriffen. Oft erinnerte sich der Riese daran: Man konnte nie sicher sein, wer als Freund vertrauensselig war und wer nicht. Auch dass es im Streit um eine Frau gegangen war, vergaß er nicht; nur ihretwegen hatte es so weit kommen können. Deshalb hielt er Frauen für gefährlich und unglaubwürdig, aber dennoch köstlich verlockend. Ihm kamen sie vor wie eine andere Lebensform, nach welcher sich der Mann verzehrte. Gleichzeitig musste man auf der Hut bleiben, sie zügeln und in Schach halten, sie entschieden auf ihren Platz verweisen. Solch deliziöse, trügerische und teure, verachtens- wie begehrenswerte Geschöpfe gehörten ohne Recht und Macht auf Knien in den Staub vor einen Mann. So sah es die Biologie vor. In freier Wildbahn mochten sie beißen und kratzen, ihn niederzwingen oder gänzlich zerstören, doch verfügte man über sie, wie die Natur es vorherbestimmte, und raubte ihnen die Kraft, fanden sie mit einem Mal zu ihrer Bestimmung zurück: Dann bemühten sie sich leidenschaftlich, um ihr Leben dem Fron- und Liebesdienst am Manne zu unterwerfen. Kette und Peitsche sind die Lösung zum Rätsel der Weiblichkeit, der Schlüssel zu ihrem Glück. Man darf nicht zulassen, dass sie vergisst, wessen Hand das Leder über ihrem Haupt schwingt.
»Sie erkennen eben«, fuhr sein Gefährte fort, »dass du anders bist, deiner Kleider und Körperhaltung wegen, an deinem Gang und weil du dich aufmerksam umsiehst.«
Der Riese nickte und schlug sich die Fliegen aus dem Gesicht. Sie hatten es vor allem auf die Augen abgesehen, die feucht waren und funkelten. Manches Mal machten sie sich auch über die Augen Neugeborener in ihren Wiegen her, umringten die blinzelnden Lider wie eine wabernde, geflügelte Kruste.
Der Riese sah ein, dass er anders war. Er wusste, im Tierreich gestaltete es sich häufig genauso, wenn sich eine Ziege unter Schafe mischte, ein Habicht zu den Vardas flog oder Löwen ein Wolfsrudel störten. In allen Fällen schmäht man den Außenseiter, beißt ihn und scheucht ihn davon. Dieses Verhalten gehört zweifellos zu den Geheimnissen des Seins, den grausamen Gesetzen oder Prinzipien, ohne die es dem Urschlamm nie entstiegen wäre, das grausame, unmoralische Leben.
»Trampel!«
»Seht euch diese Kleider an!«
Ein solch eigenartiges Tier betrachtet die Herde mit Argwohn.
»Rüpel!«
»Wie heißt dein Schneider?«, fragte jemand voller Häme.
Sicher, weder die grobe Felltunika mit Gürtel noch seine Strümpfe entsprachen den modischen Konventionen in dieser Stadt, sondern der Waldumgebung auf seinem Planeten. Sie schützten vor Wind und Kälte sowie dem Gestrüpp zwischen Wiesen und Hainen. Im Schatten der Letzteren, einem fleckigen Zwielicht, konnte er sich mit einem solchen Gewand dichter als fünf Yards an ein Reh pirschen, ohne dass dieses possierliche Huftier des Baumreiches ihn sah. Das Fell stammte von Waldlöwen, die sich bisweilen an den Rand der Weiden wagten und sich im Winter gar ganz leise bis zum Zaun der Siedlungen schlichen. Der Riese hatte das Tier allein auf der Hatz mit seinem Speer erlegt. Dies war nicht unüblich, sollte also niemanden überraschen.
Genau genommen gehörte es in vielen Stämmen zur Pflicht eines jungen Mannes, Geschick und Mut zu beweisen, bevor er mit dem anderen Geschlecht anbandeln durfte. Um den erfahreneren Älteren, den Waidmännern und Kriegern, seine Würdigkeit und Begabung zu zeigen oder einen stichhaltigen Beweis dafür zu erbringen, erschlug man beispielsweise ein Tier oder einen Feind, der darauf vorbereitet wurde, bei Tageslicht. So kam es, dass ein Freier das Haus eines Vaters aufsuchte, der daraufhin zu verstehen gab, im Wald gehe ein Löwe um. Dass der Ältere den Jüngeren schätzte, ließ er nicht durchblicken, doch dieser brach zuletzt freudig auf und kehrte nicht eher wieder, bis er jenem das Fell des Tieres zeigen konnte. Alsdann schnitt man Streifen davon ab, mit welchen die Handgelenke der Tochter feierlich gefesselt wurden. Die Trauung verstand man als Akt der Bindung, in dessen Zuge sie den Gegenstand ihrer Beziehung zu ihm erkennen sollte: Sie war sinnbildlich gefangen, wohingegen er das Sagen hatte. Weil sie tatsächlich frei war, wurden ihre Arme nur provisorisch vor dem Körper verschränkt, doch Lust spenden und dergleichen musste sie ihrem Gatten trotzdem. Dies änderte nichts daran, dass sie ehrwürdig und wichtig blieb, denn Sklavinnen verband man die Hände im Gegensatz dazu auf dem Rücken. Später besiegelte man die Vereinigung natürlich beim Liebesakt. Auf solche oder ähnliche Weise – Abweichungen gab es viele – und eingedenk verschiedener Prüfungen trugen Stämme wie die Wolfungen Sorge für den Fortbestand ihrer Nation.
»Trampel!«, wiederholte der eine, während er neben ihnen mitlief.
»Achte nicht weiter auf ihn«, riet der kleinere Mann.
Der Riese trug ein primitives Halsband mit den Krallen des Löwen, den er bezwungen hatte, als Schmuck. Mehr als einer war durch seinen Speer zu Tode gekommen.
»Grobian, Rüpel!«
»Es liegt nicht nur an deiner Andersartigkeit«, meinte sein Begleiter. »Sie haben Angst vor dir und wissen um die Spannungen in den Grenzgebieten. Dass Stationen zerstört und Invasionen versucht wurden, ist ihnen klar, obwohl die Offiziellen es dementieren.«
»Ich bin kein Städter«, antwortete der große Mann schlicht.
»Ich bot dir Seidengewänder an und hätte dich sogar die Uniform eines Wächters tragen lassen«, erinnerte ihn sein Gefährte.
»Es ist heiß«, erwiderte der Riese und zog an den Kordeln seiner Tunika, um die Brust zu entblößen.
»Im Palast wird man uns Eis und Sorbets reichen«, versprach der andere.
Doch der Riese ignorierte die Bemerkung. »Ich gehe ungern ohne Waffe aus.«
»Dazu braucht man in dieser Gegend eine amtliche Erlaubnis, und glaubst du etwa, ein Kurzschwert wende einen Gewehrschuss ab?«
»Nein«, entgegnete der Riese grüblerisch. Mancherorts behalfen sich Männer, die ihm selbst nicht unähnlich waren, dieser und anderer Feuerwaffen. Für ihn gehörten sie in die dem Imperium vorbehaltene Bereiche.
Über die Vorfahren dieses Menschen wissen wir sehr wenig. Er hatte begriffen, dass er woanders geboren worden war. Man hatte ihn als Säugling dort abgegeben, doch weder er selbst noch sein Gefährte kannten seine Herkunft. Außerdem entsprach sein Wuchs nicht unbedingt dem eines typischen Bauern. Er war interessanterweise deutlich leichter, mitnichten schwerfällig, wie man es gemeinhin von denjenigen erwartete, die sich über Generationen hinweg an die Strapazen des Ackerbaus gewöhnt hatten. Mochte man die Körper dieser Leute mit etwas Fantasie als verwitterte, stoische Felsen oder Bäume betrachten, wirkte sein Körper eher tierisch und unbezähmbar, vergleichbar mit einer Raubkatze – massig zwar, aber dennoch geschmeidig und flink. Er konnte sich unerwartet blitzartig in Bewegung setzen wie ein Vi-Tiger. Zweitens tickte er anders als der Großteil der Bewohner eines Wehrdorfes, er besaß eine rasche Auffassungsgabe und legte gehörige Neugier an den Tag. Er dachte nuanciert und in komplexen Bahnen, war aber nicht mit Geduld gesegnet. Sein Geist akzeptierte nichts ungefragt, sondern grübelte nach, wo Straßen enden mochten, und gab sich nicht mit einem engen Horizont zufrieden. Sein Gefühlsleben unterschied sich ebenfalls von dem der normalen Männer hier, denn er war nervös, leicht reizbar und neigte deswegen zum Jähzorn. Aufgrund seines kurzen Geduldsfadens erzürnte man ihn im Nu, und dann ging man ihm am besten aus dem Weg. Besonders außergewöhnlich für jemanden aus einem Wehrdorf wirkte sein Hang zu Waffen. Er fühlte sich zu ihnen hingezogen und ging so zwanglos damit um wie ein Löwe die Zähne fletscht, Leoparden ihre Klauen wetzen oder der Falke sich irgendwo festkrallt. Kriegswerkzeug sprach seinen Instinkt an, als sei er zum Kampf geboren und müsse sich nicht erst darin üben. So seltsam es klingt, hatten es ihm vielleicht begabte Vorfahren vererbt, und zwar auf ähnlich unbewusste Art, wie die schnellen, gefährlichen Räuber im Tierreich. Diese kämpfen und jagen, um zu überleben und sind zur Herrschaft bestimmt, sie übertragen gewisse genetische Muster auf die folgende Generation. Warum sonst können Enten schwimmen und Vögel fliegen? Manche Menschen wiederum schaffen es, jemandes Handgelenk zu packen und Schläge zu parieren oder ohne mit der Wimper zu zucken selbst zuzuschlagen. Der Riese jedenfalls widerlegte das weitverbreitete Bild vom Bauern, denn sein Blut schien dicker und heißer zu sein.
»Dort am Ende der Straße und dann auf den Platz«, beschrieb Julian ihm den Weg.
Als die Gruppe – die Wachleute sowie deren Oberhaupt – weiterging, kam sie an zwei Frauen vorbei, die rechts an einer Wand standen. Sie hatten ihrem Teint entsprechend dunkles beziehungsweise blondes Haar, trugen goldene Sandalen, edle Seiden und üppigen Schmuck.
»He, ihr Hübschen!«, rief die Hellhäutige den Wachen zu.
»Erinnert Ihr Euch an uns?«, fragte die andere keck.
Die erste raffte ihren Rock ein wenig, damit die Männer beim Näherkommen einen Blick auf ihren Schenkel erhaschten.
»Sklavinnen?«, wollte der Riese wissen.
»Prostituierte«, gab sein Gefährte an. Sie gingen vorbei.
»Sie verdienen also Geld damit«, meinte der Riese.
»Ja.«
Er hatte sie für Unfreie gehalten, die von ihrem Gebieter zum Betteln ausgesandt worden waren, auf dass sie bloß nicht ohne Ertrag zurückkehrten. Nun aber sah er, dass sie zu wertvolle Kleider und keine Halsfessel trugen, zumal sich Sklavinnen eine kleine Münzdose mit Verschluss um den Hals oder an den Knöchel hängten, in der sie das erwirtschaftete Geld für ihren Gebieter aufbewahrten.
»Als Sklavinnen sähe ich sie lieber«, bemerkte er.
»Ich auch«, stimmte der andere zu.
»Verschwinde! Geh zurück zu deinem Viehzeug, Bauer«, schrie nun einer der Bürger, die zunehmend dreister wurden. Es war derjenige, über dessen Standhaftigkeit im Angesicht einer Axt der Riese gerade nachgedacht hatte. Während sie voranschritten, blickte der Mann in mehrere Fenster von Läden, die geöffnet hatten und bei denen die Vorhänge zurückgezogen waren. Sie befanden sich wie die meisten in der Stadt ein gutes Stück über dem Boden, aber die Tapeten, Wandbehänge und dergleichen ließen auf die Schätze dahinter schließen. Hier und dort erkannte man auch Möbel, auf denen Gefäße aus Silber oder Gold standen.
Der Planet, von dem er vor einigen Monaten gekommen war, kannte solche Pracht genauso wenig wie Tangara, wo er im Wehrdorf des Sim Giadini am Fuße der Ebene von Barrionuevo aufgewachsen war. Diese Welt hier aber erfreute sich großer Reichtümer. Dem Riesen kamen sie gewaltig vor, obwohl es sich nur um einen Sommerplaneten handelte. Wie mochte es auf Telnaria selbst aussehen? Im Reich gab es sicherlich viele Städte und Welten wie diese.
»Halt!«, befahl der Hauptwachmann, indem er die Hand hob. Sie waren an einer Schranke angekommen, neben der ein anderer Posten seinen Dienst verrichtete.
»Um bewaffnet bis zum Platz vordringen zu dürfen, braucht man eine gesonderte Erlaubnis«, erläuterte Julian.
»Auch die Wachen?«
»Jawohl.«
»Was geschieht auf dem Platz?«
»Palastwachen werden uns empfangen und uns auf dem weiteren Weg begleiten.«
Rechts an der weißen Kalkwand eines Gebäudes befand sich eine andere Frau, ebenfalls in prunkvollen Gewändern aus besticktem Leel. Folglich gehörte sie einem hohen Stand an und war keine Prostituierte. Im Geiste entkleidete der Riese sie, streifte den Stoff ab, zerschnitt die Träger ihrer Unterwäsche und riss sie ihr vom Leib. Dann hätte sie sich nicht mehr von anderen Frauen unterschieden und an dieselbe Kette wie sie alle gehört. Seines Erachtens nach unterschieden sich Frauen untereinander in nichts, wenn sie sich abwechselnd auf einem Auktionsblock präsentierten. Solche, wie sie, so fand er, sahen blendend aus, wenn sie nackt und mit einer Halsfessel Krüge trugen. Krieger hätten ihr nicht erlaubt, sich zum Aufwarten bei einem Gelage die Haare aufzubinden. Sie wandte sich wütend ab und ging – auf durchaus kokette Weise, wie er bemerkte. Der Hauptwachmann hatte ihm Nu dafür gesorgt, dass sie weitermarschieren konnten. So folgten sie nun der Straße geradeaus. Als der Riese einen Blick zurückwarf, war die Frau stehen geblieben und zog entrüstet die Stoffe ihres Gewandes an sich, während sie ihnen hinterherschaute.
Den hartnäckigsten und unverschämtesten Verfolger, der den von kleinmütigem Hass getriebenen Trupp auch anzuführen schien, hatte der Riese zuvor in Gedanken gefesselt und mit der Axt bedrängt. Nun kam der Kerl noch dichter heran und heischte um Aufmerksamkeit. Gewiss ermutigte ihn der Umstand, dass sich die Wachen auf den weiteren Weg konzentrierten und ihn mitsamt seinem Gefolge zu ignorieren schienen, denn keiner erhob auch nur den Gewehrkolben gegen ihn. Vielleicht nahm er sich diese Narrenfreiheit auch deshalb heraus, weil Bürger laut dem Imperator, der sie gerade besucht hatte, seit Kurzem unter Ehrenschutz standen, und zwar überall auf dieser Welt.
Die Wohnungen in der Gegend am Platz Richtung Palast waren noch verschwenderischer ausgestattet als die vorherigen, wobei sich der Riese fragte, wie man wohl darin lebte. Sie unterschieden sich stark von den Hütten im Wald, die zumeist aus Stöcken und Lehm gebaut wurden. Materieller Besitz, zu dem auch Sklavinnen zählten, bedeutete ihm wenig. Nein, obwohl er es sich zu jener Zeit nicht eingestanden hätte, trachtete er nach Macht, denn nicht immer waren die monetär Reichsten auch Herrscher.
Bestimmt ließen Juwelen und Edelmetalle unseren Helden nicht kalt. Für unfreie Frauen galt das Gleiche, also wusste er die Annehmlichkeiten materieller Habe bis zu einem gewissen Grad bestimmt zu schätzen. Andererseits war ihm ebenfalls klar, dass man sie ihm jederzeit nehmen konnte, ohne dass er sich im gleichen Maße darüber ereifern würde wie andere Menschen. Letztlich spielten sie auch eine Rolle, wenn es um Einflussnahme ging. Eigenartig fand er, dass Reiche zwangsläufig ein höheres Ansehen genossen, zumal sich Wohlhabende augenscheinlich auch für etwas Besseres hielten. Dies gefiel dem Riesen nicht.
»He, Landei!« Beinahe hätte der Aufwiegler die Wachen angerempelt.
»Ignoriere ihn einfach«, riet sein Freund ihm erneut.
Der Riese hingegen heuchelte nach außen Gleichgültigkeit, behielt den Kerl aber genau im Auge. Es fiel überhaupt nicht auf. Für sich genommen bedeutete Wohlstand nicht Überlegenheit, denn viele Besitzende, so erkannte er, waren in Wirklichkeit armselig.
»Kuhtreiber!«
Hielten sich imperiale Bürger für so überragend, weil seinesgleichen weniger besaßen als sie?
»Dorftrottel, Mistschaufler!«
Seinetwegen durften die Oberen Schätze horten, regieren oder was auch immer, bloß nicht Kerle wie dieser, die herumstolzierten und spöttelten; selbstgefällige Großmäuler, die sich im Einzugsgebiet des Reiches für unantastbar hielten und doch eigentlich nur elende Ratten waren. Am ehesten noch verdienten echte Meister den Wohlstand, über alle Zweifel erhabene Menschen, die ihre Bürde auch dauerhaft zu tragen wussten, vergleichbar mit dem tapfersten Streiter, dem bei Festgelagen das erste Stück Fleisch an der langen Tafel zustand.
»Untermensch, Analphabet!«
Bestand nun also kein Zusammenhang zwischen Geld und Würde, ergab es dennoch Sinn, all jene zu enteignen, die sich ihres Besitzes wegen für distinguiert hielten, denn konnten sie ihre Dünkel nicht mehr rechtfertigen, sahen sie bestimmt ein, was sie in Wirklichkeit waren. Ähnlich verhielt es sich auch mit Frauen, denen man die Kleider entriss, auf dass sie zu sich selbst fanden und sich ihrer Position unter den Männern gewahr wurden.
»Stalljunge, Strohkopf!«
Erneut verscheuchte er die Fliegen.
»Stinkstiefel!«
Wahrscheinlich bereitete es Freude, dachte der Riese, wenn man etwas hatte und großmütig weggeben konnte, Armreife etwa oder Ketten als Geschenke für Zechbrüder. Ja doch, diese Gegenstände waren aus gutem Grund begehrt.
»Was geht dir durch den Kopf?«, fragte sein Begleiter.
»Nichts«, behauptete er.
»Das Imperium hinterlässt gehörigen Eindruck bei dir, habe ich recht?«
»Ja«, gestand er.
Selbst binnen kurzer Zeit hatte der Riese eine Menge gesehen. Dies mochte vielleicht nur eine Sommerwelt sein, doch sie verblüffte ihn genauso wie die Schiffe und die Respekt gebietenden Waffen des Imperiums, die jeden das Fürchten lehrten. Oder der aberwitzige Reichtum, die im Großen und Ganzen verabscheuungswürdigen Bürger und nicht zuletzt die Frauen, die nicht ohne Reize waren.
Von rechts schnellte ein Schatten auf ihn zu, allerdings nicht der vermessene, vulgäre Bursche, sondern dessen Hintermann, der sich nun ebenfalls hervortun wollte. Rasch hatte ihn der Riese an der Kehle gepackt und hochgehoben. Nun trat er panisch um sich und röchelte mit hervorgetretenen Augen, woraufhin der überschaubare Mob zurückfiel. Nur schwach schlug der Kerl mit beiden Händen gegen die Pranke unseres Helden.
»Töte ihn nicht«, ermahnte ihn sein Begleiter.
»Hättest du es gewagt, mich anzufassen?«, fragte der Riese.
Der Gepeinigte versuchte, den Kopf zu schütteln, was wegen der eisernen Faust an seinem Hals nicht einfach war. Dann machte der Riese zwei Schritte zur Seite und schleuderte den Wicht mit aller Gewalt gegen eine Mauer. Erst als dieser bewusstlos war, ließ er ihn los, wobei Haarbüschel und Blut am Stein kleben blieben. Es zog eine Spur bis zur Erde, wo der Mann schließlich reglos liegen blieb.
»Ist er tot?«, fragte der Hauptwachmann.
»Ich habe beschlossen, ihn am Leben zu lassen«, erwiderte der Riese.
Er hätte den Schädel des Kerls an der Wand zertrümmern können, was kaum aufwendiger gewesen wäre, als ein Ei aufzuschlagen.
Der Wächter richtete seinen Blick wieder nach vorn, allerdings voller Ehrfurcht.
Wenige Yards neben ihnen stand nun der Anführer der kleinen Gruppe, die sie gerade noch bedrängt hatte. Er war bleich geworden.
»Töte ihn nicht!«, rief Julian.
Der Riese musterte seinen Widersacher. Nein, er rechnete nicht damit, dass dieser einem Hieb mit der Axt standhielt.
»Nein«, flehte sein Gefährte. »Civilitas! Civilitas!«
Der verlotterte Kerl drehte sich um und floh, während der Riese ihm nachschaute und sich sicher war, er werde nicht weit kommen. Er maß ihm wenig Ausdauer zu und hätte ihn sowohl schnell einholen als auch langsam verfolgen können, bis er außer Atem und wehrlos wie ein Reh zusammengebrochen wäre. Dies konnte durchaus unterhaltsam werden. Zum Schluss hätte er ihn dann umgebracht.
»Nein, tu es nicht«, entrüstete sich sein Freund weiter. Er kannte den Riesen im Gegensatz zu den Umstehenden sehr gut. »Civilitas!«
Der Riese hingegen sah sich nicht bemüßigt, dem Fliehenden nachzulaufen.
»Wie hoch würdest du sein Wehrgeld ansiedeln?«, fragte er seinen Kumpan, ohne den Blick von der Gestalt abzuwenden, die sich gerade entfernte.
»Das Imperium kennt kein Wehrgeld.«
»Schätze, er würde nicht viel einbringen«, fand der Riese.
Hinter dem primitiven Konzept Wehrgeld, das in vielen Gemeinschaften existierte, stand eine Art Kopfpreis, der im Grunde genommen dazu diente, Blutvergießen und Verbrechen vorzubeugen, so paradox dies klingen mag. Mord darf nicht ungestraft bleiben, also muss man damit rechnen, den Hinterbliebenen seines Opfers einen Betrag zu erstatten, dessen Höhe von Fall zu Fall variiert. Er hängt von der Herkunft des Toten ab, seinem Gesellschaftsstand und Besitz. Bauern sind zum Beispiel weniger wert als Adlige oder Angehörige vornehmer Familien. Dennoch muss auch die Nobilität löhnen, so sie einen Bauer erschlägt, und zwar jeweils ein angemessenes Wehrgeld, entweder in barer Münze, durch Abgabe von Tieren oder vergleichbarer Gegenleistungen. Diese Einrichtung dient nicht nur zum Schutz von Personen, da Töten natürlich nicht ohne Konsequenzen bleibt, sondern verhindert gleichzeitig Misshandlungen und Gemetzel, welche mitunter verheerend und langwierig ausfallen. Ersteres vor allem für die betroffenen Sippen, Gemeinden und Clans, weil sie sich für gewöhnlich zu Fehden hinreißen lassen. Theoretisch sind Zwistigkeiten nach Erstattung von Wehrgeld beglichen, was Bessergestellten wiederum zum Vorteil gereicht, da ihnen die Zahlung leichter von der Hand geht, obgleich auch sie ihre Pferde und Schafe ungern hergeben.
»Civilitas!«, wiederholte der Freund des Riesen, dieses Mal jedoch zögernd.
»Ach, Civilitas«, sprach dieser ihm nach.
Hat nicht gerade sie dem Imperium zur Größe verholfen? War nicht Civilitas sein wichtigstes Geschenk an die Galaxien, seine eigentliche Existenzberechtigung und kostbarste Errungenschaft – im Inneren wie nach außen hin? Überragte dieser glänzende Begriff nicht alle Legionen und Verwaltungsapparate, sowohl Schiffe als auch Kasernen und Arsenale? Kompensierte er nicht Herrschafts- und Habsucht, Exploitation und Brutalität, Menschenrechtsverletzung und verwüstete Planeten? Ja, die Civilitas war der Kern des Imperiums, machte seine gesamte Herrlichkeit aus, wie Bruder Benjamin es gelehrt hatte, obwohl er dem System beileibe nicht treu ergeben war. Man begriff den Terminus nicht im engen Sinn, denn er bedeutete mehr, als sich mit Worten ausdrücken lässt, so ähnlich wie die Begriffe Freund und Feind, die sich niemals konkret definieren lassen. Wenigstens zum Teil sollten Sie ihn als Bedeutungskonstrukt aus edlen Hoffnungen verstehen, die man in Ausdrücke wie Gleichgewicht und Ebenmaß, Ordnung und Harmonie, Gerechtigkeit und – jawohl – Zivilisation setzt. Denken Sie ihn sich quasi als maßgeblichen Faktor, der über Krieg und Frieden entscheidet, Gesetz von Schwindel trennt und Rechtsprechung über Willkür erhebt, Erleuchtung statt Unwissen nährt und Kultiviertheit von Barbarei abhebt. Es handelt sich um ein Ideal und sollte damals in zunehmendem Maße in Vergessenheit geraten.
Der Riese schaute sich um. Verschwunden war nun der Anführer beziehungsweise lauteste Rufer aus der Meute, die sie durch die Straßen verfolgt hatte. Er machte sich rasch aus dem Staub, während die Mitläufer, zehn bis zwölf an der Zahl, ein Stück weit zurückblieben. Unser Mann glaubte nicht, dass sie ihm weiterhin die Treue hielten. Ein weiterer lag, wie Sie wissen, bewusstlos am Fuß einer Mauer, nachdem sein Hinterkopf einen ungleichmäßigen Blutstreifen an ihr hinterlassen hatte.
Die Frau im bestickten Leel, die sie eben gesehen hatten, war offensichtlich umgekehrt und immer noch brüskiert. Jetzt folgte sie der Gruppe, und erneut begegnete ihr Blick dem des Riesen.
»Nichtswürdiger!«, zischte sie.
Nun denn, dachte er. Sie erzürnt sich nach wie vor, weil ich sie beim Wachposten an der Schranke begutachtet habe.
Sie sah sich um und betrachtete die Männer in ihrer Umgebung verächtlich.
»Filche! Feiglinge«, schalt sie sie.
In unseren Ausführungen verwenden wir weiterhin vertraute Tiernamen für ähnliche Gattungen oder besser gesagt Wesen, die entsprechende ökologische Nischen besetzen und die gleichen Funktionen einnehmen wie solche aus der Welt des Lesers. Beziehen wir uns etwa ganz zwanglos auf Rinder und Schafe, sollten Sie als Leser daran denken, dass es sich dabei zumeist nicht im Wortsinn um diese, sondern um vergleichbare Geschöpfe handelt. In erster Linie verfahren wir so, um nicht mit einem Wust von Namen und weitschweifigen Beschreibungen vom Wesentlichen abzulenken. Dieses würde den Fluss unserer Geschichte stören und nicht unbedingt zu ihrer Verständlichkeit beitragen. Auch so erhalten Sie als Leser sowohl einen allgemeinen Begriff als auch spezifische Einblicke ins Leben Dutzender Kreaturen, die zum Teil nur auf einem einzigen Planeten heimisch waren und später im Zuge des interstellaren Handels weiter verbreitet wurden, ob unbeabsichtigt oder bewusst den Einfuhrgesetzen zum Trotz. Verwenden wir die authentischen Namen hin und wieder, so hat dies einen Grund. Filche zum Beispiel, jene flinken kleinen Nager, nennen wir nicht Ratten, weil jede 2. Generation Eier legt. Von Ratten oder Mäusen sprechen wir nur, wenn wir uns auf Tiere mit annähernd gleicher biologischer Anlage beziehen. Dass der Leser mit jenen vertraut ist, setzen wir voraus. Dabei ziehen wir unterschiedliche Lebensräume und deren Entfernungen voneinander, Gemeinsamkeiten zwischen Planeten oder konvergente Entwicklungsprinzipien mit in Betracht und bitten Sie um Nachsicht.
»Filch!«, rief sie den Bürgern in der Umgebung zu. »Filch!« Dann schaute sie den Riesen provokant an und nannte ihn einen Barbaren.
So hatte man ihn auf diesen Straßen noch nie bezeichnet, und zweifelsfrei war es nun aufgrund seines Äußeren geschehen. Vielleicht verfolgte und lachte man ihn auch wegen der Art und Weise aus, wie er sich benahm – nämlich unverhohlen hochmütig.
»Gehen wir weiter«, bat sein Gefährte.
»Warte«, verlangte er, weil er sich wunderte, weshalb die Frau ihrem Grüppchen nachstellte. Als er einen Schritt nähertrat, wollte er sie damit nicht bedrohen, doch sie wich zunächst zurück.
Dann fasste sie Mut und blieb stehen, während die Kerle, die sie soeben beleidigt hatte, das Weite suchten. Sie wirkten wie ein Schwarm Fliegen, der sich durch eine Handbewegung vertreiben ließ.