Jennifer Lewis, Anne Herries, Josie Metcalfe, Barbara McMahon
BACCARA JUBILÄUM BAND 2
IMPRESSUM
BACCARA JUBILÄUM erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
Geschäftsführung: | Thomas Beckmann |
Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA JUBILÄUM
Band 2 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2010 by Jennifer Lewis
Originaltitel: „The Desert Prince“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Kai Lautner
Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BACCARA, Band 1628
© 2002 by Anne Herries
Originaltitel: „Captive of the Harem“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Vera Möbius
Deutsche Erstausgabe 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe HISTORICAL, Band 172
© 2007 by Josie Metcalfe
Originaltitel: „Sheikh Surgeon, Surprise Bride“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Michaela Rabe
Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA ARZTE ZUM VERLIEBEN, Band 16
© 2002 by Barbara McMahon
Originaltitel: „The Sheikh’s Proposal“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Andreas Becker
Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe ROMANA, Band 1535
Abbildungen: Anna Poguliaeva/Fotolia.com, Fodor90, malija, Mihai Simonia/Thinkstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733723521
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Wusste er es?
Celia Davidson atmete tief durch und versuchte sich zu konzentrieren, damit ihr die Hände nicht zitterten. Draußen vor den Fenstern des luxuriösen Vorzimmers, vor dem exklusivsten Hotel am Ort, glitzerte das Arabische Meer. Sanfte Wellen liefen auf dem weißen Strand aus. Celia nahm an, dass man den Sand ebenso wie die Palmen hier hergebracht hatte, bevor an dem künstlichen Küstenstreifen elegante Hotelvillen errichtet worden waren. Mit genügend Geld war vieles möglich, und Salim Al Mansur gehörte eine ganze Kette dieser Edel-Resorts, die weltweit einen ausgezeichneten Ruf genossen.
Gerade hatte sie sich vorgenommen, keinen Gedanken mehr an die Vergangenheit zu verschwenden, da schwang die Tür auf. Als sie sich einer adretten Vorzimmerdame gegenübersah, wurde Celia prompt flau im Magen.
„Mr Al Mansur ist jetzt bereit, Sie zu empfangen“, sagte die Assistentin und lächelte freundlich.
Hastig strich Celia sich den Blazer glatt, der nach dem langen Flug Knitterfalten hatte, und schob sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. Dass sie so nervös war, ärgerte Celia. Schließlich hatte Salim Al Mansur sie nicht aus New York nach Oman reisen lassen, um ihre Affäre wiederzubeleben. Oder?
Sie hatte nicht vor, ihm noch einmal die Gelegenheit zu geben, ihr das Herz zu brechen. Ganz abgesehen davon, dass es jetzt um mehr ging als nur um sie beide.
Celias Puls stieg, als sie das Rascheln von Papier im Chefbüro hörte. Sie straffte die Schultern und trat ein. Sie sah weiß gekalkte Wände, ein hohes Deckengewölbe, Rundbogenfenster, die einen herrlichen Blick aufs Meer boten, davor stand ein antiker Schreibtisch mit polierter Oberfläche. Dahinter die breite Lehne eines ledernen Schreibtischsessels und der Hinterkopf des Mannes, der sich abgewandt hatte.
Gleich darauf schwang der Sessel herum, und Celia begegnete dem forschenden Blick des Mannes. Er trug das dichte schwarze Haar zurückgekämmt, was seine aristokratischen Gesichtszüge betonte, die Lippen presste er arrogant aufeinander.
Leider fand Celia ihn immer noch so attraktiv wie bei ihrer letzten Begegnung vor fast vier Jahren.
„Celia.“ Er stand auf und kam auf sie zu.
Plötzlich hatte sie das Gefühl zu schwanken. Ihr Herz raste, das Blut schoss ihr in die Wangen.
„Hallo“, erwiderte sie und reichte ihm die Hand. Sofort wünschte Celia, sie hätte es nicht getan. Denn sobald sie einander berührten, erschauerte sie warm. So war es immer gewesen, nichts hatte sich geändert.
Aber das machte die Tatsache nicht wett, dass Salim Al Mansur sie zweimal eiskalt abserviert hatte.
War sie deshalb hierhergekommen? Weil sie endlich die Gelegenheit bekam, zu sehen, wie er lebte? Weil sie mit eigenen Augen und allen Sinnen erfahren wollte, was er ihr nie hatte zeigen wollen? Seine Heimat, seinen Besitz, sein Volk?
Sein Blick verriet nicht, was er bei diesem höflichen Händedruck empfand, der ihm doch ebenso seltsam vorkommen musste wie ihr. Immerhin waren sie einander einst ganz nah gewesen, oder nicht?
Abrupt entzog ihm Celia ihre Hand. Ihre Haut kribbelte.
Salim sah so unverschämt gut aus, dass es sie sowohl anzog als auch einschüchterte. Und sie erinnerte sich leider nur zu gut daran, wie sich sein Körper auf ihrem anfühlte, dessen Muskeln der maßgeschneiderte Anzug nicht verbarg.
„Danke, dass du gekommen bist.“ Er lächelte und lud sie mit einer Handbewegung dazu ein, Platz zu nehmen. „Dir ist bereits mitgeteilt worden, dass es um die Sanierung eines ehemaligen Ölfeldes geht. Soweit ich informiert wurde, bist du Spezialistin für umweltverträgliche Landschaftsplanung.“
Sie begriff, dass er offenbar kein Interesse daran hatte, über ihr letztes Zusammentreffen und die gemeinsame Nacht zu reden. Also konzentrierte Celia sich aufs Geschäftliche. „Ich habe an mehreren Projekten in Wüstengegenden gearbeitet. Unter anderem ist unter meiner Leitung ein Ölfeld in West-Texas in die ursprüngliche Prärielandschaft zurückverwandelt worden. Das heißt, ich bin mit den Anforderungen vertraut und …“
„Ja, ich habe mir deine Website angeschaut“, unterbrach er sie, wandte sich um und ging ein paar Schritte.
Sie gestand sich ein, dass seine breiten Schultern und die schmale Hüfte, die der Anzug bestens zur Geltung brachte, sie immer noch beeindruckten. Auf der Veranstaltung vor vier Jahren, zu der sie zufällig beide gegangen waren, hatte er ihren Vortrag versäumt. Wahrscheinlich hatte er Wichtigeres zu tun gehabt.
Schweigend sah sie sich im Zimmer um. Es gab keine Bilder an den Wänden, keinerlei Ziergegenstände standen auf den Regalen. Nur ein arabischer Dolch in einer vergoldeten Scheide schmückte eine Wand.
Unwillkürlich stellte Celia sich vor, wie Salim damit Konkurrenten aus dem Weg räumte. Wie rücksichtslos er sein konnte, hatte sie am eigenen Leib erfahren, als er sie stehen gelassen hatte, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Zweimal war ihr das passiert. Und ihr war klar, dass sie selbst daran schuld gewesen war. Zumindest bei ihrer letzten Begegnung. Da hatte sie ihre Collegeliebe für längst überwunden gehalten, und trotzdem war Celia bei der erstbesten Gelegenheit wieder in Salims Bett gelandet. Ohne nachzudenken, war sie in ihr Unglück gerannt. Wie dumm und naiv!
„Der Ort liegt draußen in der Wüste.“ Seine tiefe Stimme riss sie aus den Gedanken.
Er ging zum Fenster und blieb stehen, eine hohe Silhouette vor dem Urlaubspanorama, das sich den Blicken darbot. „Das Gebiet gehörte den Vorfahren meiner Mutter. In den siebziger Jahren ist dort Öl entdeckt und dann auch gefördert worden. Irgendwann ist die Quelle versiegt, und man ließ das Land in dem Zustand zurück.“
„Ist das Gebiet kontaminiert?“, fragte Celia im vollen Bewusstsein, dass diese Frage Landbesitzern am unangenehmsten war.
„Kann sein.“ Salim sah sie kühl an, als er sich zu ihr umwandte.
Im Gegensatz dazu war Celia ein einziges Nervenbündel, geschüttelt von ihren widerstreitenden Gefühlen.
Ich muss es ihm ja nicht sagen, dachte sie wieder und wieder.
Ihre Freunde hielten sie für verrückt, weil sie sich überhaupt in Salims Nähe wagte. Wäre Celia deren Ratschlägen gefolgt, dann hätte sie einen Schlussstrich unter das Ganze gezogen und vor allem ihr Geheimnis für sich behalten.
Salims Blick ruhte auf ihr. „Ich möchte, dass du dir den Ort ansiehst.“
„Gern.“ Sie holte ihren Blackberry aus der Tasche und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie bald allein mit Salim draußen im Niemandsland sein würde. „Ich freue mich darauf. Wann sollen wir fahren? Normalerweise bin ich eine Frühaufsteherin und …“
„Sofort.“
Es war keine Frage, sondern eine Anordnung. Offensichtlich war Salim Al Mansur gewohnt, Befehle zu erteilen. Und genauso klar war, dass er mit keinem Widerspruch rechnete.
„Es ist doch schon Nachmittag“, wandte Celia ein. „Wird es in der Wüste nicht furchtbar heiß sein?“ Sie hätte gern wenigstens schnell ihren Koffer ausgepackt und sich umgezogen. Nach der Landung war sie sofort in das Hotel gekommen und hatte noch nicht einmal ihr Gepäck aufs Zimmer gebracht. Zusätzlich spürte Celia allmählich den Jetlag.
„In der Wüste ist es tagsüber immer heiß“, bemerkte Salim, und zum ersten Mal, seit sie ihm gegenüberstand, sah sie in seinen Augen ein amüsiertes Funkeln. „Das liegt in ihrer Natur.“
Sie schluckte. „Stimmt.“
„Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen“, meinte er trocken.
Celia wurde blass. Spielte er etwa auf etwas anderes damit an? Hatte Salim sie herbestellt, weil er auf irgendeine Weise die Wahrheit erfahren hatte?
Mit langen Schritten ging Salim zu seinem Wagen. Am liebsten wäre er immer weiter und weiter gelaufen, weg von den Erinnerungen, die ihn heimsuchten. Celia Davidson war noch schöner geworden, und auch die Strapazen des langen Flugs hatten den Glanz ihrer Augen nicht getrübt. Diese Augen, deren intensives Blau ihn an das Bahr al-Arab erinnerten, jenes Meer, das zu seiner Heimat gehörte.
Er gab dem Chauffeur frei und hielt die Beifahrertür auf. Während Celia einstieg, fiel ihm trotz ihres locker sitzenden beigefarbenen Hosenanzugs auf, dass sie immer noch so schlank und wohlgeformt war wie früher.
Manche Erinnerungen blieben bis in alle Ewigkeit. Es war wie ein Fluch.
„Schnall dich an.“
Salim startete den Motor und fuhr vom Hotelparkplatz auf die Straße. Schnell veränderte sich die Umgebung – die luxuriöse Welt des Hotels hatte wenig mit der aufstrebenden Urbanität von Salala gemeinsam.
Celia gehörte nach Salims Auffassung zur Welt „da draußen“, und er nahm sich vor, das niemals zu vergessen.
„Ist es weit?“, fragte sie nun und sah unverwandt geradeaus.
„Das kommt darauf an. In Oman sind fast alle Distanzen groß. Warst du schon einmal in unserem Land?“
„Nein, noch nie.“
„Du wärst aber gern hergekommen. Zumindest hast du das immer gesagt.“
Er fing ihren erstaunten Blick auf. Anscheinend hatte sie nicht erwartet, dass er über die Vergangenheit sprach.
„Und ich habe es auch so gemeint“, erwiderte sie hart.
Prompt erinnerte er sich daran, dass sie damals von einer Zukunft mit ihm geträumt hatte, während er diesen Traum niemals zu teilen vermocht hatte.
„Aber das ist lange her“, fügte sie hinzu.
„Ich war mir nicht sicher, ob du Interesse an diesem Job hier haben würdest“, erklärte Salim. „Eigentlich dachte ich, du würdest ablehnen.“
„Wegen unserer Geschichte vor vier Jahren?“
Als er sie nach all der Zeit so unerwartet wiedergesehen hatte, war er schwach geworden. Es hatte ihn sehr beeindruckt, dass Celia auch inmitten einer hochkarätigen Konferenz immer noch dieselbe ungezwungene Art hatte wie auf dem College.
Sie waren beide so jung und unschuldig gewesen. So verrückt.
Als er ihr am Morgen danach mitgeteilt hatte, dass es keinen Neuanfang für ihre Beziehung geben würde, hatte Celia geschwiegen. Er hatte nicht gewusst, was sie dachte, hatte aber angenommen, dass sie Verständnis für seine Situation aufbrachte. Ein Mann in seiner Position konnte sich keine Beziehung leisten, aus der niemals eine Ehe würde.
Er sah zu Celia und musterte ihr elegantes Profil. „Ich habe damit gerechnet, dass du den Job ablehnst, weil der Schwierigkeitsgrad so hoch ist. Wahrscheinlich würden die meisten Landschaftsarchitekten mir einen Vogel zeigen.“
Bei der Konferenz vor vier Jahren war es um Hotel-Design gegangen. Daher wusste Salim, dass Celia jetzt Landschaftsarchitektin war. Trotzdem war er überrascht gewesen, als seine Assistentin ihm Celias Präsentationsmappe auf den Tisch gelegt hatte.
Er hatte den Zufall als Zeichen dafür genommen, endlich und ein für alle Mal mit der Vergangenheit aufzuräumen.
„Herausforderungen schrecken mich nicht“, entgegnete sie. „Außerdem ist der Ort neu für mich.“
„Du bist sicher viel unterwegs.“
„Ja. Mein Büro ist in Manhattan, und ich wohne in Connecticut, also in der Nähe, aber ich bin immer den halben Monat anderswo.“
Salim wurde neugierig. „Und dein Freund hat nichts dagegen einzuwenden?“
„Ich habe keinen Freund“, antwortete sie kurz angebunden und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Das tut mir leid.“ Erleichtert atmete er auf.
„Warum? Ich führe ein sehr erfülltes Leben.“
Salim hatte sie niemals vergessen und gab ihr die Schuld daran, dass seine Ehe nicht funktioniert hatte. Und das, obwohl Celia während dieser Zeit dreitausend Meilen weit entfernt gewesen war. Nach der leidenschaftlichen Nacht vor vier Jahren war ihm bewusst geworden, dass es ihm nie gelingen würde, eine gute Ehe zu führen, solange er sich nach einer anderen Frau sehnte.
Darum hatte er beschlossen, Celia Davidson ein für alle Mal aus seinem Herzen und aus seinem Gedächtnis zu vertreiben. Es würde schwierig werden, aber es gab keinen anderen Weg. Die Zukunft der Al-Mansur-Dynastie hing davon ab.
Bald ließen sie die weißen, würfelförmigen Häuser von Salala hinter sich und fuhren durch Palmenplantagen. Verblüfft schaute Celia auf die grüne Pracht, die sich kilometerweit entfaltete. Woher kam bloß all das Wasser für die Bäume?
Als hätte Salim ihre Gedanken erraten, sagte er plötzlich: „In Salala fällt mehr Regen als anderswo in Oman.“
„Wie praktisch für deine Hotelanlagen. Wie viele besitzt du mittlerweile?“, fragte sie betont sachlich.
„Zuletzt waren es zwölf.“
Sie fuhren um eine Kurve. Celia fiel auf, wie sicher und ruhig er den schweren Wagen steuerte. Jetzt eröffnete sich die beeindruckende Landschaft vor ihnen. Hier sah es genau so aus, wie Celia es sich vorgestellt hatte: öde, steinige Leere. Manche Gebiete waren eben so, aber es gab immer wieder Landbesitzer, die sich damit nicht abfinden wollten. Dann wurden Bewässerungsanlagen gebaut, um aus einem Ort eine grüne Oase zu machen, der dafür nicht geschaffen war.
Plötzlich musste sie blinzeln, weil sie etwas sah, das absolut nicht hierher zu passen schien. Diese Berge da hinten – die waren nicht kahl, sondern grün.
„Das sind die Nebelberge“, informierte Salim sie.
„Wahnsinn!“ Mehr brachte Celia in diesem Moment nicht hervor.
Über die Berge zog sich ein Wolkenband, und die Landschaft wirkte so üppig und fruchtbar wie Vermont. Es musste ein Paradies sein.
Celia schluckte und überlegte, dass es besser gewesen wäre, sich vor ihrer Reise über Oman zu informieren. Aber sie war so nervös und angespannt gewesen, dass sie es einfach nicht fertiggebracht hatte. Wenn Salim früher über seine Heimat gesprochen hatte, war er immer sehr euphorisch gewesen. Ein Land voller Überraschungen, hatte er gesagt. Und Celia war sicher gewesen, dass er sie eines Tages dorthin mitnehmen und ihr seine Heimat zeigen würde.
Wie seltsam, jetzt, nach so langer Zeit, und nach allem, was geschehen war, neben ihm im Auto zu sitzen! In Salims Gegenwart fühlte sie sich überhaupt nicht unwohl oder befremdet.
Ach, aber weshalb auch? Schließlich waren sie zu Collegezeiten zwei Jahre lang zusammen gewesen. Aus Jugendlichen waren Erwachsene geworden, die gemeinsam die Sexualität entdeckt hatten.
Celia errötete, als sie daran dachte, wie wunderbar es war, mit Salim zu schlafen. Sie waren so glücklich gewesen – sie war ganz selbstverständlich davon ausgegangen war, dass sie heiraten und für immer zusammenbleiben würden.
Doch dann war das bittere Ende gekommen.
Schweigend fuhren sie die üppig begrünten Berge hinauf, überquerten den Pass, und dann ging es wieder hinunter in die steinige Wüste, die sich bis zum flirrenden Horizont erstreckte. Celia ertappte sich dabei, wie sie auf ein kleines Wunder hoffte: eine Oase mit Palmen oder einen dicht bewachsenen Hügel. Oder auf ein ganz anderes Wunder. Denn war sie nicht deswegen hierhergekommen?
Abrupt bog Salim von der Hauptstraße auf einen ungeteerten Weg, der scheinbar ins Nirgendwo führte. Nach ein paar Minuten parkte er den Wagen jedoch neben einem Blechschuppen mit eingestürztem Dach, und stieg aus.
Verwirrt sah Celia zu ihm auf, als er ihr die Beifahrertür öffnete und beim Aussteigen behilflich war. Sie sah sich um und fragte ungläubig: „Ist es hier?“
„Es ist einst sehr schön gewesen“, erwiderte Salim.
Schwer zu glauben, fand Celia. Ein paar Meter entfernt lag ein ausgebrannter Jeep auf der Seite. Celia sah mehrere hohe Eisenobjekte, die sie nicht richtig zuordnen konnte.
„Das sind Fördertürme“, erklärte Salim. „Sie sind alle stillgelegt. Es gibt auch eine alte Pipeline zur Küste. Das kann alles weg, hier gibt es schließlich kein Öl mehr.“
Er schlenderte zwischen all den heruntergekommenen Überbleibseln der Ölförderung umher, und Celia folgte ihm. Wie merkwürdig der Kontrast zwischen Salims elegantem Anzug und der deprimierenden Wüste ist, dachte sie.
„Und hier willst du ein Hotel errichten?“, erkundigte sie sich. Sie spürte, dass sich Schweißperlen auf ihrer Oberlippe bildeten, und tupfte sie fort.
„Komm, hier lang“, forderte er sie auf und ging voraus zu ein paar niedrigen Erhebungen, die offenbar aus Geröll bestanden.
Zu ihrem Erstaunen entdeckte Celia bald Grabungsspuren und spähte neugierig in ein frisches, rechteckiges Loch. Sie sah sauber behauene Steine, die offenbar einmal zu einer Mauer gehört hatten. „Wo kommen diese Steinblöcke her?“, fragte Celia erstaunt.
„Unter der Oberfläche liegen Gebäude. Vielleicht sogar eine ganze Stadt“, erklärte er, und sie hörte, wie begeistert er war.
„Eine antike Stadt unter dem Wüstensand?“ Wie aufregend! Celia sah sich genauer um und entdeckte jetzt weitere Siedlungsspuren: niedrige Mauerreste, dazwischen hier und da antikes Straßenpflaster.
„Hier verläuft die sogenannte Weihrauchstraße, die bis zur Küste führt, wo vor langer Zeit die Karawanen aufbrachen oder ankamen. Man kann der Weihrauchstraße weiter durch die Wüste Rub al-Khali folgen, was so viel wie ‚Leeres Viertel‘ bedeutet, bis nach Saudi-Arabien und darüber hinaus. Solche Oasen wie dieser Ort dienten als Rastplatz. Die Händler konnten hier übernachten und ihre Kamele tränken.“
„Aber es gibt doch gar kein Wasser!“ Celia schaute sich erneut um und suchte nach einem See oder wenigstens ein paar Palmen.
„Früher gab es hier genug Wasser“, erläuterte Salim und trat mit seinem polierten Schuh gegen einen trockenen Lehmklumpen. „Es ist immer noch da. Unter uns liegt ein Grundwasserreservoir.“
Celia starrte auf den trockenen Wüstenboden. „Heißt das, es gibt genug Wasser für Bewässerungsanlagen?“
„Mehr als genug.“
Plötzlich wurde sie ganz aufgeregt. Sie sah zu Salim hinüber, und sekundenlang trafen sich ihre Blicke. Konnte es sein, dass sie in diesem Moment dasselbe dachten, dasselbe fühlten?
„Es gibt genug Wasser, um ein Hotel und angrenzende Gebäude zu versorgen. Diese Ausgrabungen hier erstrecken sich über ein Gebiet von etwa einem Hektar. Ich möchte einige der Gebäude rekonstruieren lassen, damit Hotelgäste sehen können, wie die Menschen hier früher gelebt und gearbeitet haben.“
„Und einige könnte man in jenem Zustand belassen, wie sie nach der Ausgrabung waren, damit die Besucher vergleichen können“, schlug Celia vor. „Es ist wunderbar, solch meisterlich bearbeitete Steinblöcke mitten in der Wüste zu finden!“
Nachdenklich sah er sie an. „Ja. Wir können den Menschen zeigen, was hier jahrhundertelang verborgen gelegen hat.“
Celia entging nicht, dass seine Augen plötzlich heller schimmerten. Er sah so verdammt gut aus, so sexy und sinnlich, selbst hier in dieser Einöde. Als Salim sein Jackett auszog und es lässig über eine halb ausgegrabene Mauer warf, gelang es Celia nur mühsam, den Blick von seiner breiten, muskulösen Brust abzuwenden, deren Konturen sich deutlich unter dem blütenweißen Hemd abzeichneten.
Mit langen Schritten ging er voraus. „Komm hier rauf.“
„Hier haben sie mit den Ausgrabungen begonnen.“ Lächelnd wies Salim auf ein großes, nicht besonders tiefes Loch, in dem mehrere akkurat gemauerte Wände freigelegt worden waren. „Es fing damit an, dass ich jemanden angeheuert habe, der meinen Stammbaum erforschen sollte. Schon nach kurzer Zeit ist er so begeistert von dem Job gewesen, dass er weiterrecherchiert hat. Er hat Satellitenbilder dieses Ortes gefunden, auf denen zu erkennen war, dass hier alte Karawanenstraßen zusammenliefen. Danach habe ich ein Team von Archäologen beauftragt. Sie haben die Vermutungen bestätigt.“
„Welch ein Fund! Bist du sicher, dass du hier ein Hotel bauen willst? Vielleicht möchten die Archäologen hier noch ein paar Jahre graben?“
Salim runzelte die Stirn. „Ich will den Ort mit neuem Leben erfüllen und nicht wie eine Mumie konservieren und ausstellen.“
„Verstehe“, antwortete sie eingeschüchtert, denn sie wusste fast nichts über seinen familiären Hintergrund. Auf dem College war dieses Thema tabu gewesen. Erst viel später hatte Celia herausgefunden, weshalb.
„Die Touristen sollen hierherkommen, weil sie das Gefühl haben, hier gibt es etwas Neues zu entdecken. Die Geschichte unseres Landes und der Menschen, die hier leben, soll für Besucher aus aller Welt lebendig werden, nicht nur für ein paar Forscher.“
Salim strich sich durch sein dichtes schwarzes Haar. „Du weißt wahrscheinlich, dass die Ölreserven Omans begrenzt sind. Noch ein Jahrzehnt oder zwei, und das Land ist ausgebeutet. Mein Ziel besteht darin, dem Land und den Menschen hier durch den Tourismus eine neue Perspektive zu geben.“
Er war so enthusiastisch, so voller Energie, und für einen Moment spürte Celia wieder diese magische Anziehungskraft, die schon auf dem College dazu geführt hatte, dass sie sich über beide Ohren in Salim verliebt hatte.
Sie nickte. „Die Küste von Salala ist grandios. Ich habe noch nie ein so blaues Meer gesehen. Und diese Berge … Es ist faszinierend! So viel Grün mitten in der Wüste …“
„Genau das meine ich. Jeder, der unser Land kennenlernt, ist begeistert. Aber es gibt Millionen Menschen, die noch nie von Oman gehört haben. Das wird bald Vergangenheit sein.“ Er lächelte stolz. „Ich habe vor, Oman zu einem der Top-Reiseziele zu machen.“
Erneut wischte Celia sich eine Schweißperle von der Oberlippe und wünschte, Salim wäre nicht so begehrenswert. Denn sie wusste, wie gefährlich dieser Mann ihr werden konnte. Er hatte ihr bereits zweimal das Herz gebrochen. Und nun gab es noch einen anderen Menschen, auf den sie Rücksicht nehmen musste. Jemand, der ihr mehr bedeutete als alles auf der Welt.
„Hast du eine genaue Vorstellung, welche Art Hotelanlage hier entstehen soll?“, erkundigte sie sich.
„Auf jeden Fall muss sie im Einklang mit der traditionellen Bauweise sein. Das heißt: nur wenige Stockwerke, das Gebäude soll in die Umgebung eingebettet, aber mit allem ausgestattet sein, was Touristen von einem Hotel erwarten können. Es wird für Leute, die mehr ausgeben wollen, Luxusbereiche geben, aber auch Standardzimmer für Urlauber mit kleinerem Budget. Uns wird jeder willkommen sein.“
Er machte eine weit ausholende Armbewegung, und es versetzte Celia einen Stich. Sie war in seinem Leben immer unwillkommen gewesen.
Sie räusperte sich. „Was ist mit der Hotelumgebung? Gibt es hier Gestaltungsvorgaben?“
Herausfordernd lächelte er ihr zu. „Nein. Das ist deine Domäne. Deshalb habe ich dich hergeholt.“
„Welche Pflanzen bevorzugst du? Heimische Arten oder tropische Opulenz?“
„Beide haben etwas für sich. Vielleicht gibt es einen perfekten Mix?“ Er ließ seinen Blick über die Ausgrabungsstätte schweifen. „Dies hier war ein Ort, wo Menschen vieler Länder zusammengetroffen sind. Kulturen haben sich gemischt, Ideen sind ausgetauscht worden. Alles war möglich.“ Er sah Celia eindringlich an. „Ich möchte, dass du dies hier wieder zu einem solchen Ort machst.“
Plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch und fragte sich, ob sie das schaffen konnte. Es ging nicht nur darum, dass eine derart große Aufgabe vor ihr lag, sondern auch darum, eng mit Salim Al Mansur zusammenzuarbeiten. Was war mit ihrem Geheimnis, das wie eine Zeitbombe im Verborgenen tickte?
Der Auftrag war sehr verlockend. In der Wüste neues Leben schaffen? Freie Hand und großen Gestaltungsfreiraum haben? Das klang sehr gut.
„Was hätte ich für ein Budget?“
Salim warf ihr einen kurzen Blick zu. Dann legte er sich die Hand aufs Herz. „Dieses Projekt ist etwas ganz Persönliches für mich. Darum gibt es kein Budget, kein Limit.“ Lange sah er ihr in die Augen – jedenfalls lange genug, dass ihr Puls stieg.
Celia konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, sie war hin- und hergerissen zwischen der Herausforderung und der Gewissheit, dass sie ihm die Wahrheit sagen musste, wenn sie bereit war, für ihn zu arbeiten. Natürlich, Celia sehnte sich ja auch danach, die Bürde endlich loszuwerden, denn die Heimlichtuerei machte sie fertig. Wie schön wäre es, ihm einfach sagen zu können: Salim, du hast eine Tochter.
Aber was dann? Die Konsequenzen konnten furchtbar sein.
Während sie nach Salala zurückfuhren, gewann Salim mehr und mehr den Eindruck, dass Celia kurz davor war, sein Angebot abzulehnen.
„Was hältst du davon, die Tradition der Ölförderung in die Planungen einzubeziehen?“, fragte sie unvermittelt und warf ihm einen Blick aus ihren klaren, intelligent schimmernden Augen zu. „Schließlich ist die Industriearchitektur auch ein Stück Kultur.“
„Heißt das, du willst die Fördertürme und die Pipeline in den Hotelkomplex integrieren?“
„Genau.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich nehme einen Auftrag nur dann an, wenn ich meine Vorstellungen auch verwirklichen kann.“
Aha. Sie war also jemand, der keine Kompromisse einging, wenn es um ihren Gestaltungswillen ging. Wahrscheinlich machte das einen Teil der unwiderstehlichen Anziehungskraft aus, die sie auf ihn ausübte.
„Natürlich“, erwiderte er leichthin.
Celia blinzelte verblüfft und öffnete leicht den Mund.
Schließlich sagte sie stockend: „Nicht … nicht all meine Vorstellungen, selbstverständlich. Ich finde nur, dass auch die Geschichte eines Ortes seine Attraktivität ausmacht. Vor zwei Jahren habe ich einen Park rund um ein altes Kohlebergwerk in England gestaltet. Wir haben die Zeche erhalten, denn aufgrund des Kohleabbaus ist die Stadt ja erst zu Wohlstand gelangt.“
Salim nickte. „Mir gefällt es, wenn Leute eigene Ideen verfolgen. Zu viele Hotelanlagen werden am Reißbrett geplant. Sie sehen überall auf der Welt gleich aus.“
Celia lachte. „Das stimmt. Manchmal kann man gar nicht unterscheiden, ob man sich nun in Florida oder auf Madagaskar befindet. Meine Kunden sind in dieser Hinsicht allerdings oft nicht so flexibel wie du. Zum Beispiel wollen sie oft keine heimischen Pflanzen, weil ihnen das nicht außergewöhnlich genug vorkommt. Was sie auch so jeden Tag vor der Haustür finden können, lehnen sie ab.“
„Deshalb muss man uns langweiligen Wirtschaftsbossen ja auch ein bisschen Kultur beibringen.“
Auf seinen scherzhaften Ton ließ sich Celia nicht ein. „Manchmal verschwendet man dabei nur seine Zeit. Die meisten Menschen wollen nichts dazulernen. Ihnen reicht der gewohnte Trott.“
Endlich begriff Salim, worauf sie hinauswollte. Er sollte sich als einer jener langweiligen, fantasielosen Auftraggeber entpuppen, dessen Angebot sie ablehnen konnte, ohne mit der Wimper zu zucken. Diesen Gefallen wollte er ihr nicht tun. „Ich zahle dir das Dreifache deines üblichen Honorars.“
Celia war wie erstarrt. „Wie bitte?“
„Es handelt sich um eine gewaltige Aufgabe, die sehr viel Zeit in Anspruch nehmen wird.“
Offenbar nervös, biss sie sich auf die Lippe. Salim fragte sich, wie sie einen Job ablehnen könnte, der ihr so viel Geld einbringen würde.
Celia holte tief Luft. „Aber ich müsste regelmäßig in die Staaten fliegen.“
„Du kannst kommen und gehen, wie es dir gefällt. Deine Unkosten trage ich.“
Er sah ihr an, dass sie immer noch ablehnen wollte. Aber Salim war entschlossen, alles zu tun, damit sie den Job annahm. Celia wiederzusehen hatte die unselige Flamme der Leidenschaft wieder in ihm entfacht. Wahrscheinlich war sie nie ganz erloschen. Diesmal würde er allerdings auch die letzte Glut austreten. Für immer.
Mit ihrer Unterschrift besiegelte sie die Partnerschaft, obwohl Celia dabei ein ungutes Gefühl hatte. Anschließend trafen sie sich mit dem Architekten und dem Bauunternehmer, um sicherzustellen, dass alle auf dem Stand der Dinge waren und an einem Strang zogen. Nachdem der Zeitplan aufgestellt worden war, flog Celia nach Manhattan zurück. Während des Flugs dachte sie immer wieder an den Scheck, den Salim ihr gegeben hatte.
Ihr war erlaubt, jederzeit nach Hause zu fliegen und Kira zu besuchen. Und wenn der Auftrag irgendwann abgeschlossen sein würde, konnte Celia sich von dem Honorar ein Haus in Weston kaufen, wo auch ihre Eltern lebten. Endlich Wurzeln schlagen, ein richtiges Zuhause haben, für sich und ihre Tochter.
Auf diese und andere Weise hatte Celia sich den ganzen Flug über eingeredet, dass dieser Job ein Glücksfall war. Doch als sie am Sonntag zum Mittagessen zu ihren Eltern nach Connecticut fuhr und erntete dort herbe Kritik.
„Aber, Mom, du hast doch selbst gesagt, dass Kira ihren Vater endlich kennenlernen soll“, verteidigte sie sich und hasste sich dafür, dass sie gerade so weinerlich klang wie ein Teenager, der die Autoschlüssel nicht bekommt.
„Ich weiß, Liebes. Du hast Kiras Vater getroffen. Hast du ihm gesagt, dass er eine Tochter hat?“
Kira hielt jetzt oben im Gästezimmer Mittagsschlaf. Wenn Celia auf Reisen war, hatte sie hier bei den Großeltern ihr eigenes kleines Reich.
„Ich habe doch erzählt, dass ich es nicht getan habe.“
„Und warum nicht?“ Ihre Mutter sah sie inquisitorisch an.
„Keine Ahnung.“ Celia seufzte. „Der Zeitpunkt schien nie der Richtige zu sein. Es ist ja keine Kleinigkeit, die ich ihm mitzuteilen habe. Wahrscheinlich hätte ich ihm damals sofort sagen müssen, dass ich schwanger bin, aber ihr habt mir alle davon abgeraten.“
Ihre Mutter nickte. „Aus gutem Grund. Er hat dir sehr nachdrücklich klargemacht, dass es keine Zukunft für euch gibt. Und du weißt, dass nach islamischem Recht der Vater allein über seine Kinder bestimmt. Er hätte Kira mitnehmen und dir verbieten können, sie jemals wiederzusehen. Dass er es jetzt noch tut, kannst du auch nicht auszuschließen.“
Celia runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass er so etwas machen würde.“
„Aber dein Instinkt, der immer gut funktioniert, hat dir geraten, ihm nichts von seiner Tochter zu erzählen. Dafür gibt es einen Grund.“
„Deine Mutter hat recht, Liebes“, mischte sich ihr Vater in das Gespräch und Celia sah ihm an, dass er sich Sorgen machte, weil sie diesen Job angenommen hatte. „Auf dem College schien er mir ein netter Junge zu sein, aber das ist lange her. Jetzt ist er reich und mächtig. Man weiß nie, wozu solche Menschen fähig sind.“
„Nur weil er Geld hat, ist er noch lange kein Mensch, der sich für Gott hält. Ich gebe ja zu, dass ich anfangs ein bisschen eingeschüchtert war, aber ich habe meine Vorstellungen zu dem Projekt klar geäußert. Wir sind uns darüber einig, was passieren soll.“
„Allerdings nicht darüber, was mit Kira geschehen soll“, wandte ihre Mutter ein und trank einen Schluck Weißwein.
Celia biss sich auf die Lippe. „Ich möchte es ihm ja sagen.“
„Sei vorsichtig. Sobald er Bescheid weiß, gibt es kein Zurück mehr.“
„Das ist mir klar. Aber Salim hat ein Recht darauf, zu wissen, dass er eine Tochter hat. So wie Kira ein Recht auf ihren Vater hat. Es wäre gemein, sie beide im Unklaren zu lassen. Es muss nur der richtige Zeitpunkt kommen, dann erfährt er die Wahrheit.“
„So, so“, bemerkte ihre Mutter. „Du nennst ihn schon wieder Salim. Pass bloß auf, dass du dich nicht wieder in ihn verliebst.“
„Lieber sterbe ich.“
Später kuschelte Celia sich im Gästezimmer an ihre kleine Tochter, die tief und fest schlief. Ab und zu, wenn Kira träumte, flatterten ihre dunkelbewimperten Augenlider. Mit ihren braunen Locken und dem sanften Teint sah sie Salim so ähnlich, dass es Celia manchmal fast die Kehle zuschnürte, wenn sie ihre Tochter ansah. Sogar das kehlige Lachen schien Kira von ihrem Vater geerbt zu haben.
Im Traum bewegte Kira den Mund und stieß einen kleinen Seufzer aus. Wie die Form ihres Munds Salims ähnelte …
Es war falsch, Kira den Vater vorzuenthalten. Und selbst wenn das Geständnis sie in eine unangenehme Situation brachte – in ein paar Jahren, wenn Kira heranwuchs und Aufklärung über ihre Herkunft forderte, wäre es für Celia noch viel unangenehmer. Es war Zeit, Vater und Tochter zusammenzubringen.
Als Celia zwei Wochen später nach Oman zurückkehrte, erfuhr sie, dass sich Salim zurzeit in Bahrain aufhielt, wo die Eröffnung eines neuen Hotels stattfand. Von Tag zu Tag wurde sie nervöser, weil sie sich zugleich nach seiner Rückkehr sehnte und sich davor fürchtete. Doch sie hörte ganze sechs Wochen lang nichts von ihm.
Mittlerweile hatte sie entschieden, sein Schweigen als ein Zeichen von Vertrauen in ihre Arbeit zu werten. Anscheinend wollte Salim nicht einmal regelmäßig über die Fortschritte auf der Baustelle informiert werden.
Während das Archäologenteam weitere Mauerreste freilegte und sämtliche Zeugnisse urbanen Lebens vorsichtig einsammelte, nummerierte und fotografierte, engagierte Celia eine Gruppe von Landschaftsgärtnern und befasste sich intensiv mit der heimischen Flora und Fauna.
In diese Betriebsamkeit platzte eines Tages die Nachricht, dass Salim Al Mansur in drei Tagen wieder in Oman sein würde. Der Kaffee wurde stärker, und die Meetings dauerten bis tief in die Nacht. Sekretärinnen und Buchhalter eilten durch die Büros. Und Celia fuhr von einer Baumschule in die nächste, um sich Anregungen für die Bepflanzung der Hotelanlage zu holen.
Von Tag zu Tag stieg ihre Anspannung, denn Celia hatte sich vorgenommen, Salim bei der nächsten Gelegenheit von Kira zu erzählen. Für ihn zu arbeiten und ihm eine so wichtige Information vorzuenthalten, fiel ihr immer schwerer. Mittlerweile hatte sie seine Mitarbeiter etwas besser kennengelernt. Ihr loyales Verhalten und ihr großes Engagement waren ihr Beweis genug, dass Salim ein guter Chef und ein Ehrenmann war. Celia war sicher, er würde im ersten Moment wütend sein, aber …
„Er ist da!“ Seine persönliche Assistentin war in den Konferenzraum getreten, wo Celia einige Pläne auf dem Tisch ausgebreitet hatte. „Er ist auf dem Weg nach oben und hat mich gebeten, Sie zu suchen. Ich sage ihm, dass Sie hier sind.“
Die Sonne schien durch die hohen Rundbogenfenster, und draußen glitzerte das Meer. Celia strich das Jackett ihres neuen Nadelstreifenanzugs glatt und fuhr sich übers Haar.
Ich schaffe das! sprach sie sich im Stillen Mut zu. Je länger ich damit warte, desto unangenehmer wird es am Ende.
„Celia.“ Seine warme, dunkle Stimme riss sie aus den Gedanken.
Ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen, und sie drehte sich langsam um. Als sie sah, dass Salim lächelnd auf sie zukam, drohten fast ihre Knie nachzugeben. Und als er ihre Hände nahm und sie küsste, rieselten Celia warme und elektrisierende Schauer über den Rücken.
„Hallo …“ Sie räusperte sich. „Ich … ich war gerade dabei, die Pläne in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.“
„Ahmad ist voll des Lobes über deine Ideen.“
Sie lächelte. „Ich bin von seiner Arbeit auch begeistert.“ Der Architekt war jünger als sie, doch er war ein Genie, dabei umgänglich und kollegial. Celia nahm sich vor, ihm das bei Gelegenheit zu sagen.
Es fiel ihr schwer, Salim nicht bewundernd anzustarren, denn anders als bei ihrem letzten Treffen, trug er heute das traditionelle Gewand der arabischen Männer, einen weißen Kaftan, der seine breiten Schultern betonte und seiner Gestalt etwas Erhabenes verlieh.
„Es … es gibt ein paar Dinge, die ich mit dir besprechen möchte, bevor ich die Pflanzen bestelle“, sagte Celia und dachte unentwegt daran, dass es noch etwas anderes gab, das ihr auf der Seele brannte. Doch wie sollte sie das Thema zur Sprache bringen?
Egal. Jetzt galt es, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Sie ballte die Hände zu Fäusten, holte tief Luft und begann: „Salim, ich muss mit dir …“
In diesem Moment betrat jemand den Konferenzraum, und die Worte erstarben ihr auf den Lippen. Verblüfft sah sie, dass es sich bei dem Mann fast um eine Kopie Salims handelte – abgesehen davon, dass der andere nicht so groß und etwas breiter gebaut war. Der Mann trug interessanterweise westliche Kleidung. Jeans, um genau zu sein.
„Celia, darf ich dir meinen Bruder Kazim vorstellen?“
Salim beobachtete Celia aufmerksam, als sie seinem Bruder die Hand gab. Irgendwie schien Celia nervös zu sein. Von Ahmad, der ihm täglich über die Fortschritte auf der Baustelle berichtete, wusste er, dass ihre Pläne absolut brillant waren. Sie hatten Stil, und was sie vorschlug, passte perfekt zur Örtlichkeit. Celia achtete auf den Bezug zu dem schwierigen Terrain.
Warum also wirkte sie so … angespannt?
Sie sah zwischen ihm und Kazim hin und her. Dabei verrieten ihm ihre geröteten Wangen und die zitternden Lippen, dass sie etwas hatte sagen wollen, was sie sich dann verbot. An ihrem Hals war ihr Puls sichtbar, und Salim schaute unwillkürlich auf ihre festen, hohen Brüste, unter denen ihr stolzes Herz schneller schlug als gewohnt.
Im nächsten Moment ärgerte er sich über seine Gedanken und war froh, dass Kazim nun das Gespräch einleitete: „Ich habe schon viel von Ihnen gehört.“
„Wirklich?“, fragte sie mit einer Stimme, die nicht ganz die ihre zu sein schien.
„Was soll das heißen?“, warf Salim ein. Er wusste genau, dass er mit Kazim nie über seine einstige Collegeliebe gesprochen hatte. Da Kazim seit seinem elften Lebensjahr im Internat gelebt hatte, war ihr Kontakt jahrelang nur sehr lose gewesen.
Ohne auf Salims Frage einzugehen, erwiderte Kazim amüsiert: „Sicher. Sie waren das Beste, was Salim auf dem College begegnet ist. Ohne Sie wäre er dort bestimmt genauso versauert wie ich.“
„Das soll bedeuten, dass Kazim eher ein Mann der Tat ist und kein Akademiker“, bemerkte Salim. „Ich kann euch versichern, dass mein Collegeaufenthalt allein dem Studium gegolten hat.“ Er warf seinem Bruder einen scharfen Blick zu.
Kazim zwinkerte ihm zu. „Klar, was sonst?“
„Mein Bruder leitet eine Ölfirma in Nevada“, erklärte Salim. „Dort reißen sie die Landschaft auf, um Leuten wie dir später die Gelegenheit zu verschaffen, alles wieder heil zu machen.“
Kazim zuckte die Schultern. „Noch lebt die Wirtschaft weltweit vom Öl, egal, ob uns das gefällt, oder nicht. Im Übrigen bin ich ein großer Fan von Umweltschutz.“
Celia lächelte. „Das freut mich.“
Seit wann wollte sein Bruder denn einer Fremden unbedingt gefallen? Salim biss die Zähne zusammen, bevor er fragte: „Wo sind Sara und die Kinder?“
„Am Strand.“ Kazim hakte die Daumen in seinen Gürtel – eine sehr amerikanische Geste, bei der Salim klar wurde, wie wenig er seinen Bruder eigentlich kannte.
„Vielleicht solltest du lieber zu ihnen gehen“, schlug er vor. Die Sonne schien durchs Fenster, Celias blondes Haar schimmerte wunderschön in dem Licht. Plötzlich hatte Salim das Bedürfnis, mit ihr allein zu sein. Natürlich bloß, um die Entwürfe zu besprechen.
„Wir sollten alle an den Strand gehen.“ Kazim bot Celia seinen Arm, und Salim sah irritiert, dass dieser Arm so muskulös war wie der eines Hafenarbeiters. „Sie müssen meine Frau kennenlernen, Celia. Da sie die Vereinigten Staaten noch nie verlassen hat, wird sie sich freuen, einen vertrauten Akzent zu hören.“
Celia wirkte überrascht, als sie erfuhr, dass Kazim eine Amerikanerin geheiratet hatte. Keine arabische Aristokratin, wie es die Tradition von ihm verlangt hätte. Grimmig dachte Salim daran, dass sein Bruder stolz darauf war, ein Mädchen aus einer ganz normalen, noch nicht einmal wohlhabenden Familie zu seiner Frau gemacht zu haben. Kazim war allerdings auch nicht der älteste Sohn.
Celia strich sich durch ihr seidiges Haar. „Ich komme gern mit zum Strand.“ Nervös schaute sie zu Salim. „Außer du hast andere Pläne.“
Oh, und ob er andere Pläne hatte. Zum Beispiel hätte er gern das Jackett ihres formellen Nadelstreifenanzugs aufgeknöpft und langsam, Stück für Stück, ihren graziösen Körper entblößt.
Er schluckte kurz und sagte dann: „Nein, natürlich nicht.“
„Dann gehe ich kurz auf mein Zimmer und ziehe mich um.“
„Gute Idee.“ Kazim warf ihr ein Lächeln zu. „Meine Familie finden Sie in der Nähe der Snackbar. Wir treffen uns dort.“
Snackbar! dachte Salim. Mein schönes, elegantes Strandcafé! Doch er korrigierte seinen Bruder nicht. Kazim war sein Gast, und außerdem hatte er beschlossen, nach all den Jahren der Entfremdung einen Neuanfang mit den verbliebenen Familienmitgliedern zu wagen.
Ihm war nicht gelungen, jenen Erben zu zeugen, den sein Vater von ihm erwartet hatte. Jetzt wollte Salim wenigstens seine Brüder zurück nach Oman holen. Schließlich waren sie alles, was er an Familie noch besaß.
„Du willst doch nicht etwa hierbleiben?“, fragte Kazim. „Sonst fängst du bloß an zu arbeiten, und wir sehen dich bis zum Abendessen nicht mehr.“ Er hakte seinen Bruder unter und ignorierte, dass Salim sich versteifte. Auch die harte Erziehung in einem englischen Internat hatte nicht dazu geführt, dass Kazim sein spontanes, herzliches Wesen verlor.
Allerdings hatte es eine Zeit gegeben, in der Kazim eine überraschend harte, unbeugsame Seite gezeigt hatte. Niemand hatte damit gerechnet, dass er die Braut zurückwies, die sein Vater für ihn ausgesucht hatte, und danach im Streit für immer das Land verließ. Erst nach dem Tod seines Vaters gab es für Kazim nun einen Weg zurück.
Und Sara schien viel dazu beigetragen zu haben, die harte Schale aufzubrechen, die er sich zugelegt hatte.
Salim musterte seinen Bruder kurz. Sie hatten beide dieselbe markante Nase, das ausgeprägte Kinn, die dunklen Augen. Sogar ihr Haarschnitt war ähnlich. Aber Kazim trug Jeans und T-Shirt, Salim das traditionelle arabische Gewand.
Die Unterschiede zwischen ihnen hätten nicht deutlicher sein können. Zum Beispiel konnte Salim sich nicht vorstellen, jemals im Ausland zu leben, obwohl er so oft auf Reisen war. Er wäre auch niemals auf den Gedanken gekommen, eine Amerikanerin zu heiraten.
Selbst wenn sie so begehrenswert war wie Celia.
Celia konnte nicht aufhören zu lachen, während der kleine Junge versuchte, ihre Füße in den Sand einzugraben. Die spielenden Kinder, die strahlende Sonne und die sanfte Brandung machten sie unglaublich fröhlich.
Am saphirblauen Horizont leuchteten die Segel der Jachten weiß, im Hintergrund reflektierten die eleganten weißen Hotelgebäude das Sonnenlicht.
Salim saß nur ein paar Meter von Celia entfernt im Sand. In seinem traditionellen Gewand wirkte er distinguiert und edel – ein krasser Gegensatz zu den mit Bikini oder Badehose bekleideten Sonnenanbetern am Strand. Er lobte seinen kleinen Neffen Ben, der eine Sandburg gebaut hatte, und lächelte nachgiebig, als die neun Monate alte Hannah am Saum seines Kaftans zog und ihm feinen Sand über die Füße rieseln ließ.
Anders als sein Bruder Kazim zeigte er nicht die geringste Lust, sich ebenfalls in die Fluten zu stürzen und mit den Kindern zu planschen.
Kazims Frau Sara war schlank, blond und durchtrainiert, und sie nahm offensichtlich kein Blatt vor den Mund.
So viel also zum Thema: Die Männer der Al Mansurs heiraten ausschließlich einheimische Frauen aus gutem Hause. Celia fand, dass sie durchaus Grund hatte, sich zu fragen, was passiert wäre, wenn Salim die Beziehung zu ihr damals nicht beendet hätte, um jene Frau zu heiraten, die sein Vater ihm ausgesucht hatte.
„Wie ich höre, sind Sie eine der besten Landschaftsarchitektinnen weltweit“, bemerkte Sara und holte Celia damit aus ihren Grübeleien.
„Oh, das würde ich nicht sagen. Ich hatte einfach das Glück, mehrere sehr interessante Projekte angeboten zu bekommen.“
„Sie ist viel zu bescheiden“, mischte sich Salim ein. „Ihr innovativer Ansatz hat ihr einen außerordentlich guten Ruf eingebracht. Andernfalls hätte ich sie auch nicht engagiert.“
„Mich beeindruckt, dass du eine Frau an dein Projekt lässt.“ Sara sah Salim direkt in die Augen. „Kazim hat mir erzählt, dass in Oman sehr konservative Vorstellungen herrschen. Daher war ich gespannt, ob es hier Frauen in einflussreichen Positionen gibt.“
„Kein Unternehmen kann auf das Talent und das Können von Frauen verzichten. Immerhin machen sie die Hälfte der Menschheit aus“, erwiderte Salim ernst.
„Na immerhin hat auch Kazim eine Weile gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, dass er eine emanzipierte Frau geheiratet hat.“
„Tja, mit uns Al-Mansur-Männern hat man es nicht immer leicht, aber wir sind es wert, dass man sich um uns bemüht“, meinte Kazim leichthin.
Celia blickte zwischen ihm und Salim hin und her. Sie fragte sich, ob Kazims Worte an sie gerichtet waren. Aber Salim hatte seinem Bruder bestimmt nichts von ihrer lang zurückliegenden Beziehung erzählt. Worauf spielte Kazim also an?
Seiner Körperhaltung nach fühlte Salim sich nicht besonders wohl.
„Sara und ich gehen heute Abend mit einem meiner Klienten essen“, verkündete Kazim unvermittelt und schnippte eine Fliege vom Arm seiner kleinen Tochter. „Ich hoffe, du hast fürs Dinner nicht mit uns gerechnet.“
„Wolltest du nicht deinen Gelbflossen-Thunfisch essen, den du heute Morgen im Hafen gefangen hast?“, fragte Salim stirnrunzelnd. „Frisch ist er am besten.“
„Oh, den großen Gelben hatte ich ganz vergessen.“ Er warf Celia ein Lächeln zu. „Vielleicht wollt ihr beiden ihn heute Abend essen?“
Celia schluckte. Was für ein Spiel trieb Salims Bruder?
„Ich … ich glaube nicht, dass …“, wehrte sie schnell ab, weil sie Salims grimmigen Blick auffing. „Ich bin sicher, dass Salim sehr viel zu tun hat, nachdem er so lange auf Reisen gewesen ist. Auf der Baustelle ist seither einiges geschehen.“