Arthur James Lyon Fremantle
Drei Monate in Dixie
Reisetagebuch eines britischen Offiziers, April - Juli 1863
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort des Übersetzers
Vorwort des Autors
März und April 1863
Mai 1863
Juni 1863
Juli 1863
Nachwort des Autors
Impressum neobooks
"Auf dem Marsch durch Virginia hatte die Offiziersmesse unseres Hauptquartiers einen prächtigen Neuzugang in Gestalt von Lieutenant-Colonel Fremantle von den Coldstream Guards erhalten. […] Einen feineren Burschen kann man sich kaum vorstellen. Klaglos erduldete er die härtesten Strapazen und zeigte sich jeder Eventualität gewachsen. Er besaß eine rasche, stets alerte Auffassungsgabe, war unermüdlich auf der Suche nach sehenswerten Ereignissen und anscheinend konnte nichts seiner Aufmerksamkeit entgehen."
- Colonel Gilbert Moxley Sorrel
Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861 - 1865), der sich in zahlreichen Facetten seiner Kriegsführung so deutlich von den militärischen Dogmen der europäischen Nationen unterscheidet, stößt bei den dortigen militärischen Führungsriegen auf eine Mischung aus Faszination und Spott. Zahlreiche Staaten entsenden Militärbeobachter mit dem Auftrag, den Armeen nicht von der Seite zu weichen und das "unorthodoxe Treiben" dahingehend zu durchleuchten, ob sich nicht doch etwaige gewinnbringende Schlüsse daraus ziehen ließen. Einen anderen Weg wählt der 27-jährige britische Lieutenant-Colonel Arthur James Lyon Fremantle. Der Offizier der elitären Coldstream Guards bittet im Jahre 1863 um eine mehrmonatige Beurlaubung vom Armeedienst und macht sich als unabhängiger, schaulustiger "Tourist" auf den Weg in die Südstaaten, wo er ohne geplante Reiseroute, nur auf seine Intuition sowie seinen Status als "englischer Gentleman" vertrauend, möglichst viel von Land und Leuten zu entdecken und aufzuschreiben gedenkt. Dabei hätte er, ohne es zu ahnen, kaum einen günstigeren Zeitpunkt wählen können. Als Fremantle am 02. April 1863 unter Umgehung der nordstaatlichen Seeblockade auf der mexikanischen Seite des Rio Grande an Land geht, steht eine entscheidende Phase des Kriegs unmittelbar bevor: In Mississippi schließt General Ulysses S. Grant mit seiner Unionsarmee die konföderierten Truppen unter General John Pemberton in der Stadt Vicksburg ein, während in Virginia General Robert E. Lee nach der siegreichen Schlacht von Chancellorsville jene Invasion Pennsylvanias vorbereitet, die in der Schlacht von Gettysburg münden wird.
Fremantle wird Zeuge aller dieser Ereignisse, während er von den rauen Gegenden des Staates Texas unter abenteuerlichsten Umständen durch die gesamte Konföderation bis nach Virginia reist. Hierbei öffnet ihm sein Rang (und wohl auch die unausgesprochene Hoffnung der Konföderierten, seine Stimme werde bei Queen Victoria Gehör finden) Tür und Tor zu den höchsten Kreisen der militärischen wie zivilen Führung. So macht er die persönliche Bekanntschaft von Präsident Davis, Außenminister Benjamin und sämtlicher Armeekommandeure östlich des Mississippi, die ihm alle bereitwillig ihre Zeit widmen.
Von Virginia aus holt Fremantle schließlich mit Mühe und Not General Lees Army of Northern Virginia ein, die sich auf ihrem Weg nordwärts nach Pennsylvania befindet. Als persönlicher Gast General Longstreets wird er Zeuge der Schlacht von Gettysburg und des folgenden Rückzugs der konföderierten Armee, bevor er sich zum Zwecke seiner Heimreise nach New York durchschlägt, nur um dort prompt in die mehrtägigen Einberufungskrawalle zu geraten.
Fremantles sorgfältig geführtes Reisetagebuch ist eine unschätzbare Informationsquelle über das alltägliche Leben in den kriegsgebeutelten, aber noch immer ungebrochenen Südstaaten in den bedeutsamen Sommermonaten des Jahres 1863. Er erträgt tagelange Fahrten in überfüllten Postkutschen, abenteuerliche Dampfschifftouren auf umkämpften Flussarmen, holperige Zugreisen auf katastrophalen Bahnstrecken und Ritte auf halbtoten Pferden mit britischer Langmut und erliegt dabei der rauen Romantik eines ungebändigten Landes, das dem klassenbewussten Engländer an jeder Station seiner Reise neue faszinierende Erlebnisse beschert.
Die vorliegende Übersetzung ist bestrebt, Fremantles gemessenen Schreibstil bestmöglich zu wahren. Gelegentliche Rechtschreibfehler bei Personen- und Ortsnamen wurden stillschweigend korrigiert. Wo erläuternde Anmerkungen geboten schienen, wurden diese möglichst unaufdringlich eingeschoben, wobei sich jedoch besonders bei Fremantles Schilderung der Schlacht von Gettysburg eine gewisse Häufung nicht umgehen ließ, um eine Fehlinformation des Lesers zu vermeiden. Ergänzungen in runden Klammern wurden von Fremantle selbst vorgenommen.
Ein Kommentar von Fremantles Ansichten, besonders bezüglich der Sklaverei, wurde im Text vermieden, doch sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Autor ein Produkt seiner Herkunft und Zeit war und seine dahingehenden Überzeugungen, obgleich er sich selbst als Sklavereigegner bezeichnet, nach heutigen Maßstäben zwischen erschreckender Naivität und willentlicher Ignoranz schwanken. Die entsprechenden Stellen seiner Aufzeichnungen sollten dem gesunden Menschenverstand des Lesers nicht entgehen.
Florian Dexheimer
Als in Amerika der Krieg ausbrach, war es mir, wie so vielen meiner Landsleute, vollkommen gleichgültig, welche Seite wohl obsiegen mochte. Sollte ich jedoch irgendwelche Sympathien gehegt haben, so lagen diese eher auf Seiten der Nordstaaten, da wir Engländer eine natürliche Abneigung gegen die Institution der Sklaverei empfinden. Bald keimte in mir jedoch ein Gefühl großer Bewunderung für die Tapferkeit und Entschlossenheit der Südstaatler und in Verbindung mit dem unglücklichen Kontrast, den das törichte, tyrannische Betragen des Nordens hierzu bildete, führte dieses Gefühl zu einem vollkommenen Wandel meiner Sympathien. Ich konnte das starke Verlangen nicht länger unterdrücken, mich nach Amerika zu begeben und Zeuge dieses grandiosen Ringens zu werden.
Nach der erfolgreichen Ausführung meines Vorhabens kehrte ich nach England zurück, wo ich feststellte, dass in meinem Freundeskreis ein ausgesprochenes Interesse herrschte, die Wahrheit über die Zustände in den Südstaaten zu erfahren. Aufgrund der Seeblockade vermag man sich nur schwerlich ein akkurates Bild von der dortigen Lage zu machen, da die entsprechenden Informationen größtenteils aus nordstaatlichen Quellen stammen und man diesen hier keinen sonderlichen Glauben schenkt. Tatsächlich ist die Unwissenheit über die Geschehnisse im Süden nirgends ausgeprägter als in den Nordstaaten.
Einem häufig an mich herangetragenen Wunsche entsprechend veröffentliche ich nun das Tagebuch, welches ich, soweit es mir möglich war, tagtäglich führte, während ich die Konföderierten Staaten bereiste. Jener spätere Abschnitt des Tagebuches, der sich auf die Schlacht bei Gettysburg bezieht, erschien bereits in Blackwood's Magazine und das große Interesse, das ihm entgegengebracht wurde, hat mich ermutigt, meine Aufzeichnungen in ihrer Gesamtheit zu veröffentlichen.
Ich habe keinen Versuch unternommen, die skurrilen Eigenheiten oder Unzulänglichkeiten der Bevölkerung des Südens zu verbergen. Zweifellos werden die Sitten und Gebräuche, die besonders in den entlegenen Gegenden des Landes herrschen, bei vielen Menschen auf heftige Ablehnung stoßen, aber ich bin überzeugt, dass ein jeder aufrichtige Gentleman, ungeachtet seiner politischen Überzeugung, nicht umhin kann, den Mut, die Entschlossenheit und den Patriotismus der gesamten Bevölkerung ebenso zu bewundern wie das Geschick ihrer Anführer in diesem Kampf gegen einen übermächtigen Gegner. Auch glaube ich, dass sich die Mehrheit meiner Überzeugung anschließen wird, dass ein Volk, dessen Männer und Frauen aller gesellschaftlichen Schichten eine derartige Geschlossenheit und einen derartigen Heldenmut demonstrieren, der in der Menschheitsgeschichte unübertroffen dasteht, dazu bestimmt ist, früher oder später eine große und unabhängige Nation zu gründen.
02. März 1863: Ich verließ England an Bord des königlichen Postdampfers Atrato und erreichte St. Thomas am Siebzehnten des Monats.
22. März 1863: Gingen um 06.15 Uhr in Havanna vor Anker, wo ich meinen alten Freund Kapitän Hancock von Ihrer Majestät Fregatte Immortalité traf. Er besteht nicht nur darauf, mich als seinen persönlichen Gast nach Matamoros zu bringen, sondern ist auch einverstanden, einen texanischen Kaufmann sich uns anschließen zu lassen, dessen Bekanntschaft ich auf der Atrato gemacht habe. Der Name dieses Gentleman lautet McCarthy. Er ist gebürtiger Ire – ein prächtiger Bursche und ein glänzender Reisegefährte. Als er von meinem Wunsch erfuhr, den "wahren Süden" kennenzulernen, erklärte er sich freundlicherweise bereit, als mein Führer durch einen Teil der texanischen Wüsten zu fungieren. Ich bin Kapitän Hancock für seine Güte zu großem Dank verpflichtet.
23. März 1863: Um 11.00 Uhr verließen wir Havanna an Bord der H.M.S. Immortalité. Nach Verlassen des Hafens wurden die Dampfkessel gelöscht und wir fuhren unter Segeln.
01. April 1863: Wir ankerten gegen 20.30 Uhr inmitten von etwa 70 Handelsschiffen fünf Kilometer vor der Mündung des Rio Grande (oder Rio Bravo del Norte, was meines Wissens sein korrekter Name ist).
02. April 1863: Um 10.00 Uhr verließen der Texaner und ich die Immortalité in ihrem Kutter und überquerten die Sandbank ohne jeglichen Zwischenfall. Der Kutter wurde von Mr. Johnston, dem Segelmeister, gesteuert und da ein günstiger Wind wehte, näherten wir uns der Küste mit atemberaubender Geschwindigkeit und landeten nahe dem armseligen Dorf Bagdad am mexikanischen Ufer des Rio Grande.
Glücklicherweise stellte die Sandbank kein Hindernis dar – sie lag etwa einen Meter unter Wasser und wies keine tückischen Aufhäufungen auf. Sie ist oft für Zeitspannen von zehn bis zwölf Tagen unpassierbar, da die Wassertiefe zwischen sechzig Zentimetern und anderthalb Metern schwankt. Aufgrund der starken Brandung und der herrschenden Unterströmung ist es eine sehr gefährliche Stelle, zumal sich hier auch etliche Haie tummeln. Boote kentern regelmäßig auf dieser Sandbank und vor etwa einem Monat verlor die Orlando hier einen Mann.
Vor der Sandbank liegen ständig um die siebzig Schiffe vor Anker. Zwei kleine Dampfschiffe liefern ihnen von Bagdad aus mit beträchtlichen Verzögerungen ihre Baumwollladungen. Der Tiefgang dieser Dampfer beträgt lediglich einen knappen Meter und ihre Arbeit bringt ihnen einen enormen Profit ein.
Bagdad besteht aus einem Häuflein erbärmlicher Holzhütten, die seit Kriegsbeginn aus dem Boden geschossen sind. So weit das Auge reicht, lagern hier Berge von Baumwollballen.
Nach unserer Landung wurde McCarthy sogleich von seinen Kaufmannskollegen begrüßt. Er stellte mich einem gewissen Mr. Ituria vor, einem Mexikaner, der mir versprach, mich in seiner Kutsche nach Brownsville zu bringen, das am texanischen Ufer des Flusses gegenüber Matamoros liegt. McCarthy sollte mir am Abend nach Matamoros folgen.
Der Rio Grande ist sehr kurvenreich und seicht; auf dem Wasserwege beträgt die Strecke nach Matamoros 105 Kilometer und der Fluss wird von Dampfschiffen befahren, die diese Entfernung gelegentlich in zwölf Stunden bewältigen, meist jedoch 24 Stunden benötigen, da sie wiederholt auf Grund laufen. Auf dem Landwege beträgt die Strecke von Bagdad nach Matamoros 55 Kilometer, auf der texanischen Seite nach Brownsville 40 Kilometer.
Um 11.00 Uhr überquerte ich mit Mr. Ituria bei Bagdad den Fluss und da ich keinen Pass besaß, brachte man mich vor ein halbes Dutzend konföderierter Offiziere, die um ein Feuer herumsaßen und deren ganzes Interesse einer Pfanne mit Kartoffeln galt. Diese Offiziere waren Angehörige von Duffs Kavallerie (Duff war der Geschäftspartner meines texanischen Begleiters). Ihre Kleidung bestand lediglich aus Flanellhemden, sehr alten Hosen, Reitstiefeln mit enormen Sporen und schwarzen Filzhüten, an denen der Texasstern prangte. Ihr Aussehen war wild und schmutzig, aber sie behandelten mich sehr zuvorkommend.
Der Captain schien mir ein Angeber zu sein und bemerkte unablässig: "Wir haben sie auf dem Mississippi verdroschen, wir haben sie auf dem Sabine (ausgesprochen 'Sabien') verdroschen und wir haben sie an unzähligen anderen Orten verdroschen!" Er erklärte mir, dass er den Fluss nicht überqueren könne, um McCarthy zu besuchen, da er drei Wochen zuvor mit einigen seiner Männer die Grenze verletzt hatte, um einige Renegadoes einzufangen, von denen sie einen namens Montgomery auf der Straße nach Brownsville "zurückließen". Am Grinsen der übrigen Offiziere konnte ich unschwer ablesen, dass diesem Montgomery wohl etwas ausgesprochen Unangenehmes zugestoßen sein musste. Er stellte mich einem Kapitän vor, der gerade mit seinem baumwollbeladenen Schooner aus Galveston eingelaufen und ob des geglückten Unternehmens sehr erleichtert war. Die Baumwolle hatte in Galveston sechs Cents das Pfund gekostet und ist hier 36 Cents wert.
Mr. Ituria und ich brachen zur Mittagszeit nach Brownsville auf. Seine Kutsche ist ein leichter Gig auf vier großen Rädern. Die Straße ist ein natürlich ausgefahrener Weg. Die Landschaft ist recht eben und dicht mit Mesquitebäumen bewachsen, deren Aussehen sehr dem Pfefferbaum ähnelt. Jeder Mensch, den wir trafen, führte einen Sechsschüsser mit sich, obwohl dessen Gebrauch hier nur äußerst selten notwendig ist.
Nachdem wir knapp 15 Kilometer zurückgelegt hatten, trafen wir auf General Bee, der die Truppen bei Brownsville befehligt. Er befand sich auf dem Weg nach Boca del Rio und reiste zusammen mit seinem Generalquartiermeister Major Russell in einem Ambulanzwagen (ein Ambulanzwagen ist ein leichter Wagen und verfügt für gewöhnlich über zwei Federn an der Hinterachse und eine querliegende Feder an der Vorderachse. Die Sitze können dergestalt arrangiert werden, dass zwei oder gar drei Personen ausgestreckt im Wagen liegen können). Ich überreichte ihm mein an General Magruder gerichtetes Einführungsschreiben und stellte mich vor.
Hierauf stieg er von seinem Ambulanzwagen herab und verwöhnte mich mit einer Mahlzeit aus Rindfleisch und Bier unter freiem Himmel. Er ist der Bruder jenes General Bee, der bei Manassas getötet wurde. Wir unterhielten uns über Politik und tauschten über eine Stunde lang sehr freundschaftlich unsere Gedanken aus. Er gestand mir, dass er die Sache mit Montgomery nicht gutheißen könne und sie bedauere. Davis, ein anderer Renegado wäre ebenfalls getötet worden, hätte seine Gattin nicht Fürbitte für ihn eingelegt. General Bee hatte Davis schließlich den Mexikanern aushändigen lassen.
Wir verabschiedeten uns von General Bee und eine halbe Stunde später erreichten wir die Stelle, an der Montgomery "zurückgelassen" worden war. Tatsächlich fanden wir ihn etwa 200 Meter links der Straße. Man hatte ihn oberflächlich verscharrt, aber sein Kopf und seine Arme lagen frei. Die Arme waren gefesselt und um seinen Hals hing noch der Strick, dessen anderes Ende von einem kleinen Mesquitebaum baumelte. Wahrscheinlich hatten Hunde oder Wölfe die Erde vom Leichnam gescharrt und es befand sich kein Fleisch mehr an seinen Knochen. Somit machte ich binnen drei Stunden nach meiner Ankunft in Amerika meine erste Erfahrung mit der hiesigen Lynchjustiz. Soweit ich es beurteilen kann, war dieser Montgomery ein Mann von ausgesprochen schlechtem Charakter und hatte im Vertrauen auf die Sicherheit des neutralen mexikanischen Bodens wiederholt vom Ufer bei Bagdad aus über den Fluss hinweg allerlei Beleidigungen wider die Konföderierten ausgestoßen. Zudem hatte eine Gruppe seiner Renegadoes den Fluss überquert und einige unbewaffnete Wagenführer eines Baumwolltransportes getötet, was den Zorn der Konföderierten erregte.
Nach weiteren fünf Kilometern erreichten wir Colonel Duffs Lager. Er ist ein sympathisch wirkender, gutaussehender Schotte und begegnete mir mit großer Gastfreundschaft. Sein Regiment besteht aus unerfahrenen Freiwilligen, prächtigen jungen Burschen, die in Gruppen Drillübungen durchexerzierten. Sie waren nach verschiedensten Moden gekleidet und viele von ihnen trugen keine Jacken, aber jeder besaß den schwarzen Filzhut mit der hohen Krone. Trotz ihrer seltsamen Kleidung wirkte die Erscheinung dieser Männer weder lächerlich noch verächtlich und sie alle machten einen durch und durch entschlossenen Eindruck. Colonel Duff erzählte mir, dass viele der einfachen Soldaten riesige Ländereien mit mehr als einhundert Sklaven besäßen und äußerst wohlhabend seien. Sie waren alle ausgesprochen freundlich zu mir.
Ihre Pferde sind recht magere Tiere, aber genügsam und schnell. Die Sättel, die die benutzen, gleichen dem mexikanischen Modell.
Colonel Duff bekannte, dass die Angelegenheit mit Montgomery Unrecht gewesen sei, fügte jedoch hinzu, seine Jungs hätten "gute Absichten" gehabt.
Wir erreichten Brownsville um 17.30 Uhr und Mr. Ituria bestand gütigerweise darauf, dass ich in seinem Haus schlafen solle, anstatt mich in dem überfüllten Hotel einzuquartieren.
03. April 1863 (Karfreitag): Um 08.00 Uhr erhielt ich einen militärischen Passierschein, der mir die Überquerung des Rio Grande auf mexikanisches Staatsgebiet gestattete. Ich zeigte ihn dem Wachtposten, der mir daraufhin die Überfahrt auf einem Fährboot erlaubte.
Am Karfreitag ist in Mexiko Kutschen die Fahrt untersagt und so hatte ich einen heißen, staubigen Spaziergang von über anderthalb Kilometern nach Matamoros.
Mr. Zorn, der amtierende britische Konsul und Mr. Behnsen, sein privater Geschäftspartner, boten mir für die Zeit meines Aufenthaltes in Matamoros ein Obdach im Konsulat an, was ich dankend akzeptierte.
Ich wurde Mr. Colville, einem Herrn aus Manchester, vorgestellt, ebenso Mr. Maloney, einem der führenden Händler dieser Gegend und Mr. Bennet, einem Engländer und Miteigner der Peterhoff, der recht erfreut schien, als er von der Aufbringung seines Schiffes erfuhr, da er überzeugt war, dieser Fall sei ein dermaßen großes Unrecht, dass unsere Regierung nicht umhin könne, sich der Sache anzunehmen. [Anm. d. Übers.: Das britische Schiff Peterhoff wurde am 25. Februar 1863 in karibischen Gewässern von der USS Vanderbilt gekapert. Trotz ordnungsgemäßer Papiere wurde das Schiff aufgrund widersprüchlicher Aussagen eines Besatzungsmitglieds zum Blockadebrecher erklärt.] Ich machte auch die Bekanntschaft des Gobernador, eines recht grobschlächtigen Menschen.
Nachdem ich mit Mr. Zorn mein Abendessen eingenommen hatte, ging ich zurück zum Rio Grande, den ich überqueren durfte, als ich den mexikanischen Soldaten Mr. Colvilles Passierschein zeigte. Auch diese Nacht verbrachte ich im Hause von Mr. Ituria.
Brownsville ist ein ärmliches Städtchen von etwa 3.000 Einwohnern. Die Mehrzahl der Häuser ist aus Holz gebaut und die Straßen sind lang, breit und schnurgerade. In unmittelbarer Nähe lagern etwa 4.000 Soldaten unter General Bee. Der Wohlstand von Brownsville hat sehr gelitten seit Matamoros zum Freihafen erklärt wurde.
Nachdem man den Rio Grande überquert hat, führt eine breite, staubige Straße von etwa anderthalb Kilometern Länge nach Matamoros, einer mexikanischen Stadt von ungefähr 9.000 Einwohnern. Deren Behausungen sind nicht viel besser als jene in Brownsville und sie tragen Spuren der zahlreichen Revolutionen, die in dieser Gegend so häufig stattfinden. Sogar das britische Konsulat ist gezeichnet von den Einschusslöchern der Kugeln, die es in den Jahren 1861-62 getroffen haben.
Die Mexikaner sehen ihren indianischen Vorfahren sehr ähnlich; ihre Gesichter sind dunkelbraun und ihr Haar ist schwarz und glatt. Sie tragen Hüte mit enormen Krempen und lieben es, ihre Jacken und ledernen Hosen mit allerlei Zierrat zu schmücken. Einige der Frauen sind recht gutaussehend, aber sie schmieren sich Unmengen von Schmalz in die Haare und schminken ihre Gesichter zu stark. Ihre Trachten ähneln der andalusischen Kleidung. Als ich die örtliche Kirche betrat, fand ich sie mit knienden Frauen vollgestopft. Ein Abbild unseres Erlösers wurde vom Kreuze abgenommen und in einen güldenen Sarg gelegt, während der Priester mit höchstem Eifer von Seinen erduldeten Qualen predigte und all die Frauen heulten aufs Erbärmlichste, als würden sie geprügelt.
Matamoros ist von zahllosen Juden heimgesucht worden, deren Unternehmergeist den örtlichen Händlern das Geschäft verdirbt, was diese sehr erzürnt.
Die Stadt leidet enorm unter der Trockenheit und seit elf Monaten ist in dieser Gegend kein nennenswerter Regen niedergegangen.
Man sagt mir, es geschehe in Mexiko häufig, dass die Postkutschen beim Erreichen ihres Bestimmungsortes sämtliche Rouleaus herabgezogen haben. Dies ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Passagiere, Männer wie Frauen, von Räubern gezwungen wurden, sich nahezu bis auf die nackte Haut zu entkleiden. Ihnen wird dann wie selbstverständlich ein Bündel Kleidung durch eines der Fenster zugeworfen, um ihnen das Aussteigen zu ermöglichen. Mr. Behnsen und Mr. Maloney beteuerten, sie hätten dieses Prozedere bereits mehrmals beobachtet und Mr. Oetling gestand, dass ihm und drei Damen in seiner Begleitung auf dem Wege nach Mexico City das gleiche Missgeschick widerfahren war.
04. April 1863 (Samstag): Ich überquerte den Fluss um 09.00 Uhr und nahm auf der mexikanischen Seite eine Kutsche, die mich mit meinem Gepäck zum Konsulat in Matamoros brachte. Der Kutscher misshandelte seine halbverhungerten Tiere auf schändlichste Weise. In dieser Hinsicht sind die Mexikaner noch schlimmer als die Spanier.
Ich wurde bei Mr. Oetling vorstellig, dem preußischen Konsul, der zugleich einer der wohlhabendsten und erfolgreichsten Kaufleute von Matamoros und ein sehr angenehmer Zeitgenosse ist. Nach dem Abendessen besuchten wir einen Fandango, eine Feier unter freiem Himmel. Etwa 1.500 Menschen gaben sich dem Glücksspiel hin und versuchten sich an schlechten Nachahmungen europäischer Tänze.
05. April 1863 (Sonntag): Mr. Zorn (oder Don Pablo, wie er hier genannt wird), der amtierende Vizekonsul Ihrer Majestät, ist ein reizender und ausgesprochen gutmütiger kleiner Herr – ein gebürtiger Preuße. Der plötzliche Statusgewinn, den er durch sein Amt erfahren hat, sowie die enorme Menge an (unbezahlter) Mehrarbeit, die damit einhergeht, haben ihn vollkommen überwältigt. Vor Ausbruch des Krieges war das Amt des britischen Konsuls eine relative Sinekure.
Mr. Behnsen ist der Leiter des Handelsunternehmens. Er tätigt den Großteil der Geschäfte in San Luis Potosi, einer Stadt im Landesinneren von beträchtlicher Größe. Die ausländischen Händler beklagen sich alle bitterlich über die Behinderungen und die regelrechten Schutzgelderpressungen, welche ihnen die hiesige Regierung zumutet. Diese Methoden sind zwar zweifellos in höchstem Maße fragwürdig, allerdings scheinen die Handelsunternehmen auf mexikanischem Boden trotzdem prächtig zu gedeihen.
Ich setzte nach Brownsville über, um bei General Bee vorstellig zu werden, dieser war jedoch noch nicht von Boca del Rio zurückgekehrt.
Ich speiste mit Mr. Oetling. Bei dem Dinner waren etwa 14 Personen anwesend, überwiegend Deutsche, und es war eine sehr fröhliche Gesellschaft. Angeblich hat Mr. Oetling für sein Unternehmen seit Ausbruch des Krieges mit riskanten Baumwollspekulationen eine Million Dollars an Profiten erwirtschaftet. Anschließend besuchten wir alle das Theater. Das Stück wandte sich ebenso gegen die Franzosen wie gegen die Lebensart der Südstaaten.
06. April 1863 (Montag): Mr. Behnsen und Mr. Colville brachen heute Morgen nach Bagdad auf in einem prächtig hergerichteten Ambulanzwagen, der von vier lebhaften Maultieren gezogen wurde.
Gegen Mittag setzte ich nach Brownsville über und besuchte Captain Lynch, einen Quartiermeister, der eine große Kiste erbrach und mir einen konföderierten Filzhut schenkte, den ich auf meiner Reise tragen solle. Anschließend begleitete er mich zu den Garnisonstruppen und stellte mich Colonel Buchel vom 3rd Texas Regiment vor, der ein gebürtiger Deutscher ist, aber in der französischen Armee gedient und die Zubereitung von Cocktails zu einer Wissenschaft erhoben hat. Um 14.30 Uhr kehrte ich nach Matamoros zurück.
Gegen 16.00 Uhr trafen Kapitän Hancock und Mr. Anderson (der Zahlmeister) in einer ausgesprochen jämmerlichen Kutsche aus Bagdad ein. Sie waren über und über mit Staub bedeckt, nachdem sie sechs Stunden lang auf der Straße unterwegs gewesen waren. Hiervor wären sie beinahe auf der Sandbank gekentert.
Am Nachmittag wurden hier zahlreiche Waffen abgefeuert und Knallfrösche gezündet, da Neuigkeiten von einer vernichtenden Niederlage der Franzosen bei Puebla eingetroffen waren. Dort wurden 8.000 Gefangene gemacht und 70 Kanonen erobert. [Anm. d. Übers.: Die Belagerung von Puebla durch Truppen der französischen Expeditionsarmee dauerte vom 16. März bis zum 17. Mai 1863 und endete mit der Einnahme der Stadt. Die verfrühte Falschmeldung über einen Sieg der mexikanischen Republikaner breitete sich rasch aus und erschien sogar in der New York Times, wo sie jedoch bald darauf wieder dementiert wurde.] Don Pablo, der zu Ehren von Kapitän Hancock vollkommen arglos die britische Flagge gehisst hatte, wurde von den übrigen Händlern beschuldigt, damit eine Schmähung der Franzosen beabsichtigt zu haben.
Nach dem Abendessen wurden wir bei Mr. Maloney vorstellig, dessen Haus wundervoll eingerichtet ist und der eine bezaubernde Gattin hat.
07. April 1863 (Dienstag): Mr. Maloney stellte uns seine Kutsche zur Verfügung, die Kapitän Hancock, Mr. Anderson und mich nach Brownsville brachte.
Zuerst wurden wir bei den Colonels Luckett und Buchel vorstellig. Ersterer ist ein gutaussehender Mann, Arzt von Beruf, umfassend über das Zeitgeschehen unterrichtet und von umgänglichem Wesen, jedoch von bitterem Hass gegen die Yankees erfüllt.
Wir saßen anderthalb Stunden mit diesen Offizieren beisammen, unterhielten uns und tranken dabei unzählige Cocktails, die recht wohlschmeckend waren und fünf oder sechs verschiedene Flüssigkeiten beinhalteten. Anschließend begaben wir uns zu General Bee, mit dem wir eine weitere lange Unterhaltung führten, wobei wir einigen weiteren Cocktails zusprachen.
Der General stellte uns einem gutgekleideten, stattlichen Engländer vor, dessen Name an dieser Stelle ungenannt bleiben soll. Der Herr verkündete uns, er habe seiner Staatsbürgerschaft abgeschworen, bis Großbritannien dem Süden zu seinem Recht verhelfe (anscheinend hat ihn die kürzliche Peterhoff-Affäre außerordentlich erzürnt). Vor zwei Jahren wurde sein Haus niedergebrannt und vor einigen Tagen erfuhr er zufällig, dass sich auf der mexikanischen Seite des Flusses einer der Brandstifter seiner Taten rühmte, also ruderte er über den Fluss, erschoss den Mann und ruderte zurück. Nach unserem Gespräch erfuhr ich, dass der Herr trotz aller gegenteiligen Beteuerungen noch immer ein treuer Brite sei, der nicht zögere, seinen Revolver zu ziehen, sobald jemand die Königin von England beleidige.
Später wurden wir einem weiteren Manne vorgestellt, dessen Namen ich ebenfalls verschweigen möchte. Er war ein recht finster aussehender Bursche, dem sein strohblondes Haar bis an die Schultern reichte. Dieser Mann soll Montgomery aufgehängt haben.
Alle Offiziere behandelten uns äußerst zuvorkommend und fungierten als prunkvolle Eskorte, die uns zum Landesteg geleitete. Colonel Luckett bat mich innig, Brownsville vor General Magruders Ankunft nicht zu verlassen. Er wird täglich erwartet.
Mr. Maloney erzählte uns später, dass diese Offiziere alles für ihr Heimatland aufgegeben haben und nun in großer Armut leben. Er bezweifelte, dass Montgomerys Henker auch nur ein zweites Paar Stiefel besäße und fügte hinzu, dass die Offiziere ganz Brownsville nach Zutaten für die Cocktails durchkämmt hatten, um den britischen Offizieren die Ehre zu erweisen.
Gegen 15.00 Uhr speisten wir bei Mr. Maloney, der einer der wichtigsten und geschäftstüchtigsten britischen Händler in Matamoros ist. Wir genossen seine Gastfreundschaft bis gegen 21.30 Uhr. Sein Wein war wohlschmeckend und er schenkte ihn sehr freigiebig aus. Mr. Oetling war ebenfalls zugegen und seine Geschichten über Straßenräuber und seine eigenen Reisen en chemise waren sehr unterhaltsam.
Um 22.00 Uhr geleitete Mr. Oetling uns zu dem großen Fandango, der aus Anlass des kürzlichen Sieges über die Franzosen veranstaltet wurde. Ein mexikanischer Fandango ähnelt einer französischen ducasse, bereichert um den Nervenkitzel des Glücksspieles. Das Fest beginnt um 21.30 Uhr und dauert bis zum Tagesanbruch. Das Treiben wird vom Schein zahlreicher Papierlaternen in verschiedensten Farben erhellt. Bänke werden in der Form eines großen Quadrates aufgestellt, in dessen Mitte die Tänze stattfinden. Während der Feierlichkeiten rauchen Männer wie Frauen Unmengen von Tabak. Um die Bänke herum ist ein Gehweg angelegt, der von den Spieltischen und Getränkeständen gesäumt wird. Bei diesem speziellen Fest habe ich wohl um die 30 bis 40 Spieltische gezählt; einige der kleineren wurden von alten Frauen betrieben, andere von kleinen Knaben.
Monté ist das beliebteste Spiel und die kleinste Silbermünze ist ein ebenso willkommener Einsatz wie eine Handvoll Dublonen. Die meisten dieser Tische waren von Menschen aller sozialen Schichten umringt, die die Lust am Glücksspiel teilten. Unter ihren enormen Hüten sah ich erstarrte, ernsthafte Mienen und sie verrieten keine Gefühlsregung, gleich ob sie gewannen oder verloren.
Obwohl die Anzahl der Teilnehmer an diesen Fandangos außerordentlich groß ist, verläuft die gesamte Feier doch mit einer Ordnung und Regelmäßigkeit, welche die Organisation der Festlichkeiten der oberen Klassen Europas bei weitem übertreffen. Bricht doch einmal eine Rauferei aus, so wird sie stets von Texanern aus Brownsville ausgelöst. Diese überhitzten Gemüter werden sofort in Gewahrsam genommen und erhalten im Calaboose Gelegenheit, ihr Mütchen zu kühlen.
08. April 1863 (Mittwoch): Dem armen Don Pablo war um die Frühstückszeit "unwohl" und er musste sich wieder zu Bette begeben. Sein Gesundheitszustand bereitete uns allen große Sorgen. Er rührte von Überbeanspruchung durch seine Amtspflichten und der dreisten Art, in der sich die englischen und die "blaunasigen" (wie wir die Einwohner Neuschottlands nennen) Kapitäne ihm gegenüber betragen.
Mr. Behnsen und Mr. Colville kehrten heute Nachmittag aus Bagdad zurück und verliehen ihrer Abscheu über die dortigen Etablissements Ausdruck.
General Bees Ordonnanz wurde gestern in Matamoros von einem Renegado mit einem Revolver attackiert. Dieser Umstand hinderte den General daran, seiner eigentlichen Absicht gemäß nach Matamoros zu kommen.
Um 17.00 Uhr setzten Kapitän Hancock und ich nach Brownsville über und wir wurden von einem prächtig hergerichteten Ambulanzwagen zu General Bees Hauptquartier gebracht. Dort wurden wir Zeugen einer Parade der 3rd Texas Infantry.
Lieutenant-Colonel Buchel ist das schlagende Herz des Corps, denn er ist ein erfahrener Berufssoldat. Die Männer waren ordentlich gekleidet, ihre Uniformen waren jedoch völlig uneinheitlich. Einige Kompanien trugen Blau, andere Grau; einige hatten französische Kepis, andere Schlapphüte oder mexikanische Hüte. Es war ein Haufen prächtiger Burschen und sie vollzogen ihre Drillübungen mit außerordentlicher Genauigkeit. Die zeremonielle Wachablösung, die sie vorführten, gereichte ihnen durchaus zur Ehre. Unter tausend von ihnen waren etwa einhundert Wehrpflichtige. (An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich während meines gesamten Aufenthaltes in den Südstaaten kein anderes Regiment traf, das so ordentlich gekleidet oder so gründlich gedrillt war wie dieses, welches noch niemals ein Gefecht erlebt oder die Mühsal eines Feldzuges erduldet hatte.)
Nach der Parade fanden wir uns bei Colonel Luckett ein, mit dem wir auf das Wohl des Regiments tranken. Hiernach nahmen wir ein sehr schmackhaftes Abendmahl mit General Bee ein; die Colonels Luckett und Buchel waren ebenfalls zugegen. Letzterer ist ein waschechter Glücksritter. Er hat in den französischen und türkischen Heeren gedient, ebenso in den Carlistenkriegen und den mexikanischen Revolutionen und mir wurde gesagt, er habe sich schon in so manchem Ehrenhandel seinem Kontrahenten gestellt. Trotzdem ist er ein stiller und bescheidener kleiner Mann und obgleich er ein überzeugter Südstaatler ist, begegnet er den Yankees mit weitaus weniger Hass als Luckett.
Gegen 22.00 Uhr begaben Kapitän Hancock und ich uns zu einem Ball, den die Würdenträger der "heroica y invicta ciudad de Matamoros" (wie sie ihre Stadt zu nennen pflegen) zu Ehren der französischen Niederlage veranstalteten. General Bee und Colonel Luckett wohnten der Festivität ebenfalls bei und ihre Einladungen stellten die erste höfliche Geste dar, die ihnen seit der Grenzverletzung in der Davis-Montgomery-Affäre erwiesen wurde. Sie trugen unauffällige Kleidung und führten verborgene Pistolen mit sich, um auf mögliche Unannehmlichkeiten vorbereitet zu sein.
Wir alle nahmen eine Kutsche von Brownsville zum Konsulat und betraten den Ballsaal als Gruppe. Die Fassade der Stadthalle war prächtig geschmückt und ein riesiges Plakat prangte an ihr, auf dem die liebenswerte Parole "Muera Napoleon – viva Mejico!" geschrieben stand. In Abständen wurden Feuerwerkskörper und Knallfrösche gezündet, die jedoch nicht immer planmäßig explodierten. Auf dem Vorplatz hatte man einen Triumphbogen errichtet, der eine Inschrift des ungefähren Wortlautes "Die schwächlichen Nationen Europas mögen erzittern" trug. Ich freundete mich mit dem Gobernador und dem Administrador an, welche beide bestrebt waren, mich zum Tanzen zu verleiten. Ich lehnte allerdings taktvoll ab mit der Begründung, dass wir Europäer nicht in der eleganten Art der Mexikaner zu tanzen verstünden. Kapitän Hancock war entsetzt, als der verschwitzte Gobernador (der nebenbei noch einen kleinen Laden führt) seine Absicht kundtat, mit sechsen seiner Freunde die Immortalité zu besichtigen und einige Nächte an Bord zu verbringen.
Die Tänze ähnelten einer Art langsamem Walzer und zwischen den einzelnen Tänzen reihten sich die Mädchen entlang einer Wand auf und es war niemandem gestattet, sie anzusprechen. Die meisten von ihnen waren unscheinbare, übermäßig geschminkte Dinger, die in lächerlichen Kleidern steckten.
09. April 1863 (Donnerstag): Kapitän Hancock und Mr. Anderson brachen zur Mittagszeit in Mr. Behnsens Kutsche nach Bagdad auf.
Um 11.30 Uhr setzte ich nach Brownsville über und dinierte gegen 13.00 Uhr mit den Colonels Luckett, Buchel und Duff. Da wir alle Colonels waren und uns gegenseitig tout court mit "Colonel" ansprachen, war es recht mühsam, den jeweiligen Gesprächspartner zu identifizieren. Man gestand freimütig ein, dass Brownsville wohl als das turbulenteste Städtchen in Texas gelten könne, welches wiederum der gesetzloseste Staat der Konföderation sei, jedoch beteuerte man mir auch, dass noch niemals ein Mann beleidigt oder belästigt worden sei, der nicht selbst ein Schurke war. Trotzdem erfreut sich hier die Rechtsprechung durch Niederschießen und Aufhängen großer Beliebtheit und scheint in einem dermaßen spärlich bevölkerten Staate auch tatsächlich eine Notwendigkeit zu sein, da sich hier all jene Desperadoes sammeln, die aus den zivilisierteren Landstrichen vertrieben wurden.
Colonel Luckett überreichte mir ein Schreiben an General Van Dorn, den man hier als das hehre Idealbild eines Kavalleristen betrachtet. Ich erfuhr, dass die Südstaatler die Yankees seit jeher als eine an Mut und Ehrgefühl unterlegene Rasse verachten.
Um 15.00 Uhr ritten Colonel Buchel und ich zu Colonel Duffs Lager, welches etwa 20 Kilometer entfernt liegt. Man gab mir einen mexikanischen Sattel, dessen Form einen zwingt, nahezu aufrecht stehend zu reiten. Die Steigbügel hängen sehr tief und direkt unter dem Reiter, was die Position der Füße nach hinten verlagert.
Duffs Regiment nennt sich die "Partisan Rangers". Obgleich es aus prächtigen Burschen besteht, bietet es bei einer Parade einen enttäuschenden Anblick, da die Männer nur unzureichend gedrillt und gänzlich uneinheitlich gekleidet sind. Ihre Bewaffnung besteht aus Karabinern und Sechsschüssern.
Ich sah einige Männer, die von einem 500 Kilometer langen Erkundungsritt gegen die Indianer zurückkehrten. Sie sagten mir, dass sie für gewöhnlich jeden Indianer skalpierten, der ihnen in die Hände falle und dass sie noch keinen verschont hätten, da die Indianer eine vollkommen unzivilisierbare und grausame Rasse seien. Von den Indianern haben sie die Gewohnheit übernommen, sich auf eine höchst sonderbare Art auf ihre Fersen niederzusetzen. Sie bieten einen kuriosen Anblick, wenn mehrere von ihnen dergestalt in einer Reihe oder einem Kreis beisammen sitzen.
Zuvor war das Regiment dazu eingesetzt worden, einen Aufstand der Unionisten in Texas niederzuschlagen. Ihr tiefer Hass trat deutlich zutage, wenn sie von den "Renegadoes" (wie sie die Aufständischen nennen) sprachen, welche hauptsächlich aus Deutschen bestanden. Als ich anmerkte, man hätte wohl daran getan, den Leichnam von Montgomery ein wenig sorgsamer zu vergraben, widersprachen sie mir mit Nachdruck und sagten, man hätte ihn überhaupt nicht begraben, sondern als Abschreckung für andere Tunichtgute baumeln lassen sollen.
Hinsichtlich der Zufriedenheit ihrer Sklaven zeigte mir Colonel Duff etliche von ihnen, die ihren Herren in den Krieg gefolgt waren und die lediglich den Fluss überqueren müssten, wenn sie die Freiheit wünschten.
Colonel Buchel und ich schliefen in Colonel Duffs Zelt und während der Nacht brachte man uns ein Ständchen dar. Die Offiziere und Männer sangen wirklich ausgesprochen harmonisch und sie beschlossen ihre Darbietung mit "God save the Queen"!
Colonel Duff stammt aus Perth. Er war einer der Hauptakteure bei der Sezession des Staates Texas und erzählte mir, sein Bruder sei Bankier in Dunkeld.
10. April 1863 (Freitag): Bei Tagesanbruch erhoben wir uns von unserem Nachtlager und bald darauf ließ Colonel Duff einige seiner besten Männer ein Spektakel aufführen, in dem sie jene texanische Reitkunst zur Schau stellen sollten, auf die sie so stolz sind. Ich sah, wie sie Rinder mit dem Lasso einfingen, sie in vollem Galopp am Schwanz packten und sie dann niederwarfen, indem sie sie auf die Seite wirbelten. Diesen Kniff nennen sie "tailing". Sie können aus dem vollen Galopp heraus kleine Gegenstände von der Erde aufheben und sind auf ihre eigene, seltsame Art zweifellos hervorragende Reiter, aber sie gestanden mir, nicht auf englischen Sätteln reiten zu können und Colonel Duff erzählte mir, dass sie es nicht fertigbrächten, einen Zaun zu überspringen. Sie waren alle begierig, mein Urteil über ihre Kunststückchen zu hören und die Selbstverständlichkeit, mit der die ihr unerschütterliches Selbstvertrauen zur Schau stellen, ist ausgesprochen amüsant.
Um 09.00 Uhr ritten Colonel Buchel und ich zurück nach Brownsville. Wir kamen zweimal vom rechten Wege ab und waren von einer Staubwolke umhüllt, weswegen es kein sonderlich angenehmer Ritt war. Der arme Kapitän Hancock ist gezwungen, die Annehmlichkeiten Bagdads noch etwas länger zu genießen, denn unter den gegenwärtigen Windverhältnissen ist die Sandbank selbst für den kühnsten Seemann unpassierbar.
Am Abend offenbarte uns im Konsulat ein an dieser Stelle ungenannter Herr (ein texanischer Unionist oder Renegado) seine Ansichten, während er sich ungehemmt aus der Brandyflasche bediente. Er schloss jedoch mit dem Trinkspruch: "Wer auch immer kämpfen will, möge dies tun – ich gehöre nicht dazu."
11. April 1863 (Samstag): Heute Morgen suchte uns der namenlose Unionist auf und bekannte reuevoll: "Colonel, ich hoffe, dass mir letzte Nacht der Brandy keine beleidigenden Äußerungen entlockte." Ich versicherte ihm, dies sei nicht der Fall gewesen. Inzwischen habe ich mich einigermaßen mit der Notwendigkeit abgefunden, mit jeder neuen Bekanntschaft die Hände zu schütteln und Brandy zu trinken. (Dieser Brauch beschränkt sich auf den Staat Texas.)
Heute kehrte der Ambulanzwagen aus Bagdad zurück. Kapitän Hancock war es gelungen, die Sandbank mit Mr. Oetlings dampfbetriebenen Kahn zu überqueren, aber er wäre dabei um ein Haar gekentert.
Ich war Gast eines prunkvollen Dinners, das Mr. Oetling aus Anlass von Mr. Hills Abreise nach Mexico City veranstaltete. Es scheint dies ein Brauch in dieser Gegend zu sein.
12. April 1863 (Sonntag): Ich nahm herzlichen Abschied von Don Pablo, Behnsen, Oetling und den Anderen, die alle noch unter den Nachwirkungen des gestrigen Dinners litten.
Der über alle Maßen gütige Maloney bestand darauf, mich für meine Reise durch Texas mit haltbarem Fleisch und Brandy zu versorgen. Ich bin all diesen Herren in höchstem Maße zu Dank verpflichtet, deren Freundlichkeit mir meinen Aufenthalt in Matamoros dermaßen angenehm gestaltete. Das örtliche Hotel wäre mir unerträglich gewesen.
Um 15.00 Uhr setzte ich nach Matamoros über, wo mich mein Freund Ituria freundlich empfing. Er gestand mir, in letzter Zeit ein beträchtliches Vermögen mit Baumwollspekulationen gemacht zu haben. Ich wohnte der abendlichen Truppenparade bei und sah General Bee, die Colonels Luckett, Buchel und Duff sowie den Herrn, dessen Name ungenannt bleiben soll. Letzterer (der Montgomery aufhängte) erscheint bei näherer Bekanntschaft zunehmend sympathisch. Ich begleitete General Bee auf einer Spazierfahrt in seinem Ambulanzwagen und er stellte mich Major Leon Smith vor, der die Harriet Lane aufgebracht hat. Letzterer legte mir auf das eindringlichste nahe, General Magruders Ankunft abzuwarten und er versprach mir, in diesem Falle könnte ich die Strecke nach San Antonio in einem erstklassigen Ambulanzwagen zurücklegen. Major Leon Smith ist Seemann von Beruf und General Magruder hat ihm das Kommando über einen der kleinen Dampfer übertragen, welche bei Galveston die Harriet Lane kaperten. Die Mannschaften der Dampfer bestehen aus texanischen Kavalleristen. Er erzählte mir, die Gegenwehr sei nach dem Entern des Schiffes rasch zusammengebrochen und er war überzeugt, dass der Rest der Yankee-Schiffe ebenfalls aufgebracht worden wäre, hätten sie nicht schändlicherweise die Flucht ergriffen, nachdem sie bereits die weiße Flagge gehisst hatten.
Nachdem die Harriet Lane gekapert worden war, wurde sie von den anderen Schiffen beschossen. Major Smith sagte mir, da sein Blut in Wallung geraten sei, habe er den vorigen Kapitän der Harriet Lane mit folgender Nachricht zu Commodore Renshaw geschickt: Wenn das Feuer nicht unverzüglich eingestellt würde, würde er die gesamte gefangene Mannschaft massakrieren. Als Commodore Renshaw dies hörte, gab er den ihm unterstehenden Schiffen die Order sauve qui peut, bevor er sein eigenes mit sich selbst an Bord in die Luft sprengte.
13. April 1863 (Montag): Ich nahm mein Frühstück in Begleitung von General Bee ein und verabschiedete mich von all meinen Freunden in Brownsville.
McCarthy will mir den vierfachen Wert meines Goldes in konföderierten Banknoten geben. (Der Wert des konföderierten Papiergeldes hat sich seitdem verringert. In Charleston wurde mir später ein Wechselkurs von sechs zu eins für mein Gold angeboten und in Richmond ein Kurs von acht zu eins.)
Um 11.00 Uhr verließen wir Brownsville in Richtung San Antonio. Unser Gefährt ist eine geräumige, aber recht überladene vierräderige Kutsche mit einem Leinwanddach, die von vier Maultieren gezogen wird. Neben McCarthy befindet sich in ihr noch ein dritter Passagier, ein junger Kaufmann von hebräischer Abstammung. Zwei zusätzliche Pferde sollen zu uns stoßen, um uns durch den tiefen Sand zu helfen.
Die Gegend um Brownsville ist recht eben, die Straße ist ein natürlicher Pfad, sandig und sehr staubig, und es wachsen hier zahlreiche kleine Bäume, vorwiegend Mesquitebäume. Als wir etwas über zehn Kilometer zurückgelegt hatten, rasteten wir, um die Maultiere zu tränken.
Gegen 14.00 Uhr betrat eine weitere Figur die Bühne in Gestalt eines älteren, schmutzigen Kerls mit einem grobschlächtigen Gesicht, der auf einer armseligen Schindmähre herangeritten kam. Zu meiner Überraschung sprach McCarthy ihn mit dem Titel "Richter" an und fragte ihn, was er mit unserem anderen Pferd angestellt hätte. Der Richter antwortete, es sei bereits zusammengebrochen und er hätte es zurücklassen müssen. McCarthy unterrichtete mich, dass dieser ehrenwerte Herr in der Tat ein Magistrat oder eine Art von Richter in seinem Heimatdistrikt sei, nun jedoch als unser Maultiertreiber fungieren und sich darüber hinaus allgemein nützlich machen würde. Ich vermochte mein immenses Amüsement ob dieses Exemplars eines texanischen Richters kaum zu verbergen.
Gegen 15.00 Uhr brachen wir wieder auf und gelangten bald aus dem Mesquitegestrüpp heraus und auf eine offene, über zehn Kilometer weite Prärie, die recht trostlos wirkte und von nichts als einer Art Binsen bewachsen war. Hiernach betraten wir ein Chaparral, ein dichtes Gestrüpp aus Mesquitebäumen und hochgewachsenen Feigenkakteen. Diese säumen den Trampelpfad und hängen voller Baumwollfetzen, die aus den Ladungen der endlosen Wagenkolonnen herausgerissen wurden. Wir sind mehreren dieser Wagen begegnet. Meist ziehen zehn Ochsen oder sechs Maultiere einen Wagen, der mit zehn Ballen beladen ist, aber wo der Sand tief ist, sind mehr Zugtiere notwendig. Die Kolonnen, die sehr langsam auf Brownsville zukriechen, kommen von Orten im Landesinneren von Texas, die mehr als 800 Kilometer entfernt liegen. Wassermangel und andere Beschwernisse verlangen den Fuhrleuten und Zugtieren große Opfer ab.
Der Richter reitet auf seiner "Rosinante" vor uns her, um die Maultiere anzuspornen. Seine Rückenansicht erinnert auf eine lächerliche Art und Weise an die Illustrationen zu "Dr. Syntax". [Anm. d. Übers.: Die Spottgedichte über die Reisen des Doktor Syntax erschienen zwischen 1809 und 1821 in Großbritannien. Enorme Popularität erlangten besonders die die Verse begleitenden Karikaturen, die den vergeistigten Doktor als eine dürre Witzfigur mit langer Nase, schmalem Kinn und gepuderter Perücke darstellten.]
Unser beleibter Wagenführer Mr. Sargent motiviert seine Tiere durch die unablässige Wiederholung des Ausrufes: "Kommt schon, auf geht's, ihr langohrigen, gottverdammten Hurensöhne!"
Gegen 17.00 Uhr erreichten wir einen Brunnen, in dessen Nähe eine Farm oder Ranch lag. Hier schlugen wir unser Nachtlager auf. Die Wagen einer Baumwollkolonne lagerten in unserer Nähe und ein untröstlicher, halbnackter Fuhrmann informierte uns, dass in der vergangenen Nacht drei seiner Ochsen gestohlen worden waren.
Um Holz für ein Lagerfeuer zu sammeln, waren wir gezwungen, in das Chaparral einzudringen. Dabei stachen uns etliche Stacheln in die Beine, was uns später arge Unannehmlichkeiten bereitete, da die Wunden rasch vereitern, wenn man die Stacheln nicht unverzüglich herauszieht.
Das Wasser dieses Brunnens war sehr salzig und ergab einen äußerst bescheidenen Kaffee. McCarthy nannte diesen Ort den "miesesten Lagerplatz, den wir auf unserer Strecke zu erdulden haben werden".
Um 20.00 Uhr breitete McCarthy auf dem Sand neben unserem Wagen ein Rinderfell aus, auf dem wir wohl sehr komfortabel geschlafen hätten, hätten wir nicht so unsäglich unter den Stacheln, den zahlreichen Flöhen und den Überfällen durch verwilderte Schweine gelitten. Mr. Sargent und der Richter hatten genug Geistesgegenwart besessen, um sich in 60 Metern Entfernung niederzulegen und so blieb es uns überlassen, die Schweine zu vertreiben. Zweimal wurde ich geweckt, weil mir eines dieser unreinlichen Tiere ins Gesicht schnaubte.
Wir haben heute etwa 35 Kilometer zurückgelegt.
14. April 1863 (Dienstag): Als wir uns gegen 04.00 Uhr erhoben, fanden wir unsere Kleidung von Tau durchnässt; außerdem hatten die Schweine, unseren Bemühungen zum Trotze, den größten Teil unseres Ziegenkitzes verschlungen, unseres einzigen Frischfleisches.
Nachdem wir unsere Maultiere mit mitgeführtem Mais gefüttert und noch etwas mehr Salzwasserkaffee getrunken hatten, spannte der Richter an und wir brachen um 05.30 Uhr auf. Die Landschaft ist die gleiche wie gestern – eine ausgestorbene, sandige Ebene mit Mesquitebäumen und Feigenkakteen.
Gegen 07.30 Uhr erreichten wir Leatham's Ranch, wo wir unsere Maultiere tränkten. Da das Wasser hier passabel war, füllten wir unsere Wasserfässer auf. Ich wusch mir das Gesicht und diese Tätigkeit veranlasste Mr. Sargent, lautstark seiner Verblüffung Ausdruck zu verleihen, wobei auch eine gewisse Verachtung mitschwang. Bei Leatham's Ranch trafen wir einen wohlhabenden Spekulanten und Lieferanten, der sich Major oder Richter Hart nennen ließ.
Ich habe erfahren, dass unser Richter auch Parlamentarier ist und dass er in seiner Eigenschaft als Angehöriger der Legislative des Staates Texas ein Anrecht auf die Anrede "ehrenwerter Herr" hat.
Gegen 09.00 Uhr rasteten wir inmitten einer Prärie, auf der ein wenig Gras für unsere Maultiere wuchs und bereiteten uns eine Mahlzeit zu. Während das Essen auf dem Feuer stand, näherten sich uns zwei Hirsche dermaßen, dass wir sie mit Gewehren leicht hätten erlegen können.
Wir haben eine Menge sogenannter "Ratten-Ranches" gesehen, Gebilde aus Kuhmist und Holzstöckchen, die großen Maulwurfhügeln ähneln und von den hiesigen Ratten gebaut werden.
Unser Führer Mr. Sargent ist ein ausgesprochen rauer Bursche – ein fettleibiger Mann mittleren Alters, der niemals seinen Mund öffnet, ohne einen Fluch auszustoßen und dessen Charakter durch und durch amerikanisch ist. Er und der Richter kommunizieren ausschließlich mittels Beleidigungen und beide sind Sklaven des Alkohols.
Wir leben hauptsächlich von Speck und Kaffee. Da sowohl das Wasser als auch der Speck sehr salzig sind, leiden wir beträchtlich, der Rotwein und die Unmengen an Brandy, die wir mitführen, verschaffen uns jedoch Linderung.
Sooft wir in der Mittagshitze rasten, kühlt sich Mr. Sargent auf seine eigene Weise ab, indem er sich seiner Beinkleider entledigt, sich den Wanst vollschlägt und anschließend auf der Erde liegend dem Richter Anweisungen zur Versorgung der Maultiere erteilt.
Um 14.30 Uhr spannte unser Parlamentarier wieder an und gegen 14.45 Uhr erreichten wir einen Salzwasserarm des Sees Aroyo del Colorado. Der Arm war etwa 70 Meter breit und wir überquerten ihn auf einem Fährboot. Eine halbe Stunde später stießäü