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Die Stadt ist riesig. Eine gigantische Big City, von pulsierendem Leben erfüllt. Ein Hexenkessel. Und mittendrin das 87. Polizeirevier.
Es beginnt mit einer Leiche: Der Komponist Andrew Hale wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Selbstmord? Nein, Mord. Aber wer sollte einen Mann umbringen, der weder Feinde noch Vermögen hat? Doch dann stoßen die Cops aus dem 87. auf ein mögliches Motiv: Hale hat seiner Tochter Cynthia die Rechte an einem Musical hinterlassen, dessen Produktion er nicht hatte genehmigen wollen …
»Ed McBain schreibt so gut, dass er verhaftet gehört.« Washington Post
Ed McBain wurde 1926 als Salvatore Albert Lombino in New York geboren. Um seine ersten Storys besser vermarkten zu können, nahm er 1952 offiziell den Namen Evan Hunter an. Mit seinem Debütroman »Die Saat der Gewalt« und der Verfilmung wurde er international bekannt. Alfred Hitchcock engagierte ihn als Drehbuchautor für »Die Vögel«. Als Ed McBain veröffentlichte er ab 1956 insgesamt 55 Romane mit dem fiktiven 87. Polizeirevier. Viele von ihnen wurden verfilmt, u.a. von Claude Chabrol und Akira Kurosawa. Evan Hunter/Ed McBain starb am 6. Juli 2005. Aus Anlass seines 10. Todestages haben die Autoren Frank Göhre und Alf Mayer den umfangreichen erzählenden Essay »Cops in the City. Ed McBain und das 87. Polizeirevier« geschrieben. Bei CulturBooks erscheinen einige seiner Kriminalromane als Neuausgabe.
Ed McBain
Der letzte Tanz
Ein Kriminalroman aus dem 87. Polizeirevier
Aus dem Amerikanischen von Uwe Anton
CulturBooks Verlag
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Ed McBain: »Cops leben gefährlich. 1. Kriminalroman aus dem 87. Polizeirevier«
Die Stadt ist riesig. Eine gigantische Big City, von pulsierendem Leben erfüllt. Ein Hexenkessel. Und mittendrin das 87. Polizeirevier. Es ist Ende Juli, Mitte der Fünfziger Jahre. Eine lähmende Hitze lastet auf der Stadt. Kurz vor Mitternacht schlagen zwei Kugeln von hinten in Mike Reardons Schädel ein und zerreißen beim Austritt sein Gesicht. Der Polizist ist bereits tot, als sein Körper auf die Straße stürzt. Ohnmächtige Wut erfasst die Detectives des 87. Polizeireviers. Mike Reardon war einer von Ihnen. Mike Reardon war ein Cop. Und Readorn bleibt nicht der einzige Kollege, um den die Männer vom 87. Revier trauern müssen. Denn irgendwo in der großen heißen Stadt geht ein Mörder um. Seine Opfer sind ausnahmslos Cops.
Polizisten hassen Cop-Killer. Sie wollen sie schnellstmöglich zu fassen kriegen, sie festnageln und ein für alle Mal zur Hölle schicken ...
Der packende Beginn von Ed McBains legendärer Serie rund um das 87. Polizeirevier.
Ed McBain war der wohl bedeutendste Autor eines Genres, das später als Polizeiroman oder »Cop Novel« bekannt wurde. Mehr als ein Zeitdokument: ein immer noch spannender und mitreißender Roman.
Ed McBain: »Die lästige Witwe. Kriminalroman aus dem 87. Polizeirevier«
Eine Geiselnahme als Trauerarbeit: Virginias Mann ist im Gefängnis gestorben. Detective Carella war es, der ihn verhaftet hatte. Jetzt will Virginia sich rächen.
Die Witwe erscheint mit einem Revolver und einer Flasche Nitroglyzerin auf dem 87. Polizeirevier. Doch Carella ist nicht zu sprechen. Die resolute Frau entwaffnet die Cops und wartet. Als Polizist Meyer Meyer einen Zettel aus dem Fenster wirft, um Hilfe zu holen, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Wird es gelingen, die Geiselnehmerin rechtzeitig zu stoppen?
Markante Charaktere, tolle Dialoge und Hochspannung pur. The Boston Globe
Frank Göhre / Alf Mayer: »Cops in the City. Ed McBain und das 87. Polizeirevier. Ein Report«
Ed McBain wurde 1926 als Salvatore Albert Lombino in New York geboren, 1952 nahm er offiziell den Namen Evan Hunter an. Mit seinem Debütroman »Die Saat der Gewalt« und der Verfilmung wurde er international bekannt, Alfred Hitchcock engagierte ihn als Drehbuchautor für »Die Vögel«. Als Ed McBain veröffentlichte er ab 1956 fünf Jahrzehnte lang insgesamt 55 Romane über das fiktive 87. US-Polizeirevier.
Ed McBain starb am 6. Juli 2005. Aus Anlass seines 10. Todestages haben die Autoren Frank Göhre und Alf Mayer diesen umfangreichen erzählenden Essay geschrieben.
Es ist eine Reise durch fünf Jahrzehnte auf den Spuren der Detectives vom 87. Revier. Die Ermittler und ihre Fälle werden vorgestellt, die Veränderung einer Stadt und ihrer Kriminalität aufgezeigt. Polizistenmorde, Bandenkriege und Heckenschützen sind Thema, wie auch die klassischen »7 Todsünden«: Eitelkeit, Habgier, Wollust, Rachsucht, Maßlosigkeit, Eifersucht und Ignoranz.
Der ultimative Reader zum 10. Todestag des Autors Ed McBain, dem unumstrittenen Großmeister des Polizeiromans.
Frank Göhre und Alf Mayer lassen Werk und Leben des Ausnahme-Autors Ed McBain lebendig werden, erzählend und dokumentierend, spannend und unterhaltsam. Ein vielschichtiges amerikanisches Sittenbild entsteht.
Digitale Neuausgabe: © CulturBooks Verlag 2015
Gärtnerstr. 122, 20253 Hamburg
Tel. +4940 31108081, info@culturbooks.de
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Alle Rechte vorbehalten
Deutsche Erstausgabe: 2001, Europa Verlag
Originalausgabe: The Last Dance, 2000 © Ed McBain
© Copyright der deutschen Übersetzung: Uwe Anton
eBook-Cover: Magdalena Gadaj
eBook-Herstellung: CulturBooks
Erscheinungsdatum: 10.12.2015
ISBN: 978-3-95988-001-5
Auch dieses Buch ist meiner Frau gewidmet –
Dragica Dimitrijevic-Hunter
Palmer stellt Ende September den ersten Kontakt her.
Er berichtete Cynthia per Telefon, dass Norman Zimmer, der gerade ein Musical nach dem Theaterstück Jennys Zimmer produziere, ihn angerufen habe. Ob sie ihn kenne ...
»Ja, er hat sich auch bei mir gemeldet«, sagt Cynthia.
»Ich belästige Sie nur ungern«, sagt er, »aber soweit ich verstanden habe, ist das Projekt auf Grund der Unnachgiebigkeit Ihres Vaters gefährdet.«
»Ja, ich weiß.«
»Das wäre doch eine Schande, nicht wahr?«, sagt er. »All diese Leute, die gerne ein wenig dazuverdienen würden.«
»Ich weiß«, sagt Cynthia.
»Konnten Sie nicht mal mit ihm reden?«
»Das habe ich schon«, sagt sie. »Er gibt nicht nach.«
»Das ist wirklich schade.«
»Er schützt Jessica, wissen Sie.«
»Wer ist das?«
»Jessica Miles. Die Frau, die das Originalstück geschrieben hat. Er meint, dass sie einem zweiten Musical niemals zugestimmt hätte.«
»Tatsächlich? Weshalb das denn?«
»Weil das erste absolut schrecklich war.«
»Also, das glaube ich nicht. Ich habe das Buch meines Großvaters gelesen und ich hab mir die Songs angehört. Es ist wirklich gut. Außerdem werden neue Songs geschrieben und ein neues Buch und – also, es ist wirklich eine Schande. Denn ich denke, es hat gute Chancen. Ich bin überzeugt, dass wir alle damit reich werden könnten. Wenn es produziert wird.«
Es knistert in der Leitung.
Sie versucht sich London vorzustellen. Sie ist noch nie dort gewesen. Sie stellt sich Schornsteine und Straßen mit Kopfsteinpflaster vor. Sie sieht Männer mit rußgeschwärzten Hemdkragen und Frauen in langen Stundenglaskleidern. Sie hört, wie Big Ben die vollen Stunden schlägt, sieht Ruderregatten auf der Themse. All das stellt sie sich vor. Und sie träumt davon, sich das eines Tages mit eigenen Augen anzusehen.
»Könnten Sie nicht noch einmal mit ihm reden?«, fragt Palmer.
Das zweite Mal ist sie es, die anruft, und zwar Anfang Oktober. Er ist gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. In London ist es sieben Uhr abends, in Amerika zwei Uhr nachmittags. Er erzählt ihr, dass er »bei dem letzten der Verlage in Bedford Square« arbeitet, eine Formulierung, von der sie annimmt, dass er sie schon oft benutzt hat. Tatsächlich ist an seiner Art zu reden etwas, das alles einstudiert und vorbereitet klingen lässt, als habe er eine Rolle auswendig gelernt, die er jetzt spielt. Sie vermutet einen Mangel an Spontaneität, der alles, was er sagt, künstlich und geprobt erscheinen lässt, als steckte hinter seinen Worten nicht die geringste Substanz.
»Waren Sie noch einmal bei ihm?«, fragt er.
»Mehrmals«, sagt sie.
»Und?«
»Nichts zu machen.«
»Hm.«
»Er will sich nicht überzeugen lassen. Er sagt, das Stück sei ein heiliges Vermächtnis ...«
»Quatsch.«
»Das glaubt er aber.«
»Sie muss es vor einer halben Ewigkeit geschrieben haben.«
»1923.«
»Norman meint, es sei entsetzlich.«
»Mein Vater hält es für wundervoll.«
»Nun, wie die alte Jungfer schon sagte, als sie vom Ochsen geküsst wurde ...«
»Es ist eine Schande, dass es sich gerade jetzt ergeben musste. Die Möglichkeit, meine ich. Das Musical wieder auf die Bühne zu bringen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun ... in zehn Jahren wäre alles so viel einfacher.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Vergessen Sie’s. Ich hätte es gar nicht aussprechen sollen.«
»Tut mir leid, ich verstehe noch immer nicht ...«
»Es ist nur ... mein Vater ist nicht gerade bei bester Gesundheit, wissen Sie.«
»Das ist schlimm.«
»Und ich habe ganz bestimmt nicht die Probleme, die er hat.«
»Probleme? Was ...?«
»Mit dem Stück. Damit, dass es als Musical herauskommt. Ich habe zu Jessica Miles keinerlei emotionale Bindungen. Ich kenne diese Frau nicht einmal. Ich will damit sagen, dass ihr Stück mich nicht im Geringsten interessiert. Im Gegenteil, ich fände es toll, wenn es als Musical wiederbelebt würde.«
»Aber was soll in zehn Jahren besser sein?«
»Mein Vater vererbt mir die Rechte.«
»Wie?«
»Die Rechte an dem Stück. Wenn er stirbt. Es steht in seinem Testament.«
»Ich verstehe.«
»Ja.«
Lange bleibt es in der Leitung still.
»Aber«, sagt sie, »wir sind jetzt nicht zehn Jahre weiter, nicht wahr?«
»Nein, das sind wir nicht«, pflichtet Palmer ihr bei. »Wir haben heute«, sagt sie.
»Ja«, sagt er. »Das stimmt.«
Er ruft sie am 18. Oktober wieder an. In Amerika ist Mitternacht und er erzählt ihr, dass die Uhr in London fünf Uhr morgens zeigt, er jedoch kein Auge zugetan habe. »Ich habe viel über Ihren Vater nachgedacht«, beginnt er.
»Ich auch«, sagt sie.
»Es ist so schade, dass er diese Rechte nicht freigibt, nicht wahr? Verzeihen Sie, aber haben Sie ihm die Situation völlig klar gemacht? Haben Sie ihm erklärt, was Sie darüber denken, dass das Stück zu einem Musical verarbeitet wird?«
»Oh, ja, mindestens tausendmal.«
»Ich meine ... er muss doch erkennen, dass in dem Moment, in dem er stirbt ... also verzeihen Sie ... aber dass Sie dann mit dem verdammten Stück tun und lassen können, was Sie wollen. Ist ihm das nicht klar?«
»Ich denke schon.«
»Das ist doch unfair, meinen Sie nicht?«
»Doch, das ist es.«
»Vor allem, da er ziemlich krank ist.«
»Er hatte zwei Herzinfarkte.«
»Man könnte doch annehmen, dass er Ihnen das Stück schon jetzt überlässt. Warum auch nicht? Mit seinem Segen. Da, nimm, Cynthia, verfahre damit nach deinem Gutdünken.«
»Ich bin schließlich sein einziges Kind«, sagt Cynthia.
»Das wäre doch völlig normal.«
»Aber er tut es nicht.«
»Nun, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben ...«
»Das ist es nicht. Er ist lediglich ein sturer alter Bock. Manchmal wünschte ich ...«
Sie lässt das Ende des Satzes offen. Er wartet.
»Manchmal wünschte ich, er würde schon morgen sterben«, sagt sie.
Erneut setzt Stille ein.
»Das meinen Sie doch ganz bestimmt nicht ernst«, sagt er.
»Nein, ich glaube nicht.«
»Ich bin ganz sicher, dass Sie es nicht ernst meinen.«
»Aber ich meine es so«, sagt sie.
Es gibt da einen Jamaikaner namens Charles Colworthy, der zusammen mit Palmer in der Poststelle arbeitet. Er kennt einen anderen Jamaikaner namens Delroy Lewis, der wiederum einen weiteren Jamaikaner namens John Bridges kennt. Letzterer ist in jeder Hinsicht ein »Yardie«, was, wie Palmer erklärt, ein englischer Slangausdruck für einen jungen Jamaikaner ist, der mit Drogen handelt und gewalttätig ist.
»Ich will nicht, dass ihm wehgetan wird«, sagt Cynthia sofort.
»Natürlich nicht.«
»Sie sprachen von Gewalt.«
»Er hat mir versichert, dass es völlig schmerzlos ist.«
»Sie haben mit ihm gesprochen?«
»Mehrmals.«
»Wie heißt er?«
»John Bridges. Er ist bereit, es für uns zu tun. Wenn Sie es immer noch wollen.«
»Ich habe viel darüber nachgedacht.«
»Ich auch.«
»Es scheint doch genau das Richtige zu sein, oder, Gerry?«
»Ja.«
Lange bleibt es still.
Alles scheint so schnell zu gehen.
»Wann ... wann würde er es tun?«
»Irgendwann vor Ende des Monats. Er braucht so etwas wie eine Einführung. Das müssen Sie arrangieren.«
»Eine Einführung?«
»Bei Ihrem Vater.«
»Ist er schwarz?«
»Ja. Aber er hat eine sehr helle Haut.«
»Ich kenne keinen Schwarzen, müssen Sie verstehen.«
»Und sehr blasse Augen«, fährt Palmer fort. »Ein reizendes Lächeln. Sie brauchen nichts anderes zu tun, als ihn vorzustellen. Er wird den Rest erledigen.«
»Es ist nur so, dass ich keine Schwarzen kenne.«
»Nun ...«
»Ich wüsste nicht, was ich sagen soll.«
»Sagen Sie einfach, dass er ein Freund aus London ist.«
»Ich war noch nie in London.«
»Der Freund eines Freundes, können Sie sagen. Der für ein paar Tage hierhergekommen ist. Den Sie Ihrem Vater vorstellen wollten. Das könnten Sie zum Beispiel sagen.«
»Warum möchte irgendjemand meinen Vater kennenlernen?«
»Sie können sagen, dass er hier in einem Krankenhaus gearbeitet hat. Genauso wie Ihr Vater. Dann hätten sie etwas gemeinsam. Ich nenne Ihnen den Namen des Krankenhauses hier in London.«
»Ich habe in meinem ganzen Leben meinem Vater niemals jemanden vorgestellt.«
»Für alles gibt es ein erstes Mal.«
»Er würde misstrauisch.«
»Es ist nur jemand, den Sie ihm vorstellen wollen. Ein Krankenpfleger. Genau wie Ihr Vater einer war.«
»Er wird ihm nicht weh tun, oder?«
»Nein, nein, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
»Wann wird es gleich noch passieren?«
»Nun, er kommt, sobald wir es wollen. Er möchte die Hälfte des Honorars als Vorschuss und die zweite Hälfte nach der Ausführung.«
»Wie viel wollte er noch mal?«
»Fünftausend.«
»Ist das viel?«
»Ich denke, es ist angemessen. Dollar, meine ich. Keine Pfund.«
»Ich möchte nicht, dass er leidet«, sagt sie wieder.
»Nein, das wird er nicht.«
»Schön.«
»Aber ich muss ihm Bescheid sagen.«
»Was meinen Sie denn ... was sollen wir tun?«
»Ich denke, wir sollten die Sache durchziehen. Zweitausendfünfhundert Dollar sind für mich eine Menge Geld, aber ich betrachte sie als sinnvolle Investition ...«
»Ja.«
»... als eine Möglichkeit, mich zu verbessern. Für Sie kann ich natürlich nicht sprechen ... aber ... aber ich hatte nie viel in meinem Leben, Cynthia. Ich arbeite im Postzimmer. Ich werde nicht sehr oft zu irgendwelchen Bällen auf Schloss Windsor eingeladen. Wenn dieses Musical ein Erfolg wird, würde sich alles für mich ändern. Mein Leben würde ... nun ... einfach toll.«
»Ja«, sagt sie.
»Ich denke, wir sollten es tun«, sagt er. »Das ist mein voller Ernst.«
»Na dann ...«
»Wenn Sie einverstanden sind, mache ich folgendes – ich gebe John meine Hälfte des Honorars, ehe er London verlässt und Sie können ihm den Rest zahlen, wenn er es getan hat. Drüben in Amerika. Danach. Würde Ihnen das recht sein?«
»Ich denke schon.«
»Soll ich ihm dann Bescheid sagen?«
»Nun ...«
»Ihm sagen, dass wir die Sache durchziehen wollen?«
»Ja.«
Und jetzt, während sie mit ihrem Anwalt und den Detectives im Büro des Lieutenants sitzt, senkt sie den Blick und sagt: »John war so reizend. Er und mein Vater verstanden sich auf Anhieb. Aber er hat mir später sehr viel Ärger gemacht. Denn er sagte, es würde wie ein Unfall aussehen und das tat es nicht.«
Gerald Palmer rief das Britische Konsulat an, als die Cops ihm erklärten, wessen sie ihn beschuldigten. Der Konsul, der sich einfand, hieß Geoffrey Holden, ein rundlicher Mann Mitte vierzig, der einen kurzen Schnurrbart streichelte, der ihn aussehen ließ wie einen Kavallerieoffizier. Er zog seinen Mantel aus und hängte ihn an den Kleiderständer in einer Ecke. Darunter trug er einen neutralen grauen Anzug mit Weste und eine hellgelbe Krawatte. Er meinte zu Palmer, er wäre sein erster BSN der Woche. Die Buchstaben stünden, wie er fröhlich verkündete, für Britische Staatsbürger in Not.
»Mord, hm?«, fragte er. »Wen haben Sie getötet?«
»Ich habe niemanden getötet«, sagte Palmer.
»Reden Sie nicht so einen Stuss.«
»Ich will Ihnen mal erklären, wie die amerikanischen Gesetze funktionieren«, sagte Holden. »Wenn Sie wirklich jemanden engagiert haben, um einen anderen zu töten, sind Sie genauso schuldig wie derjenige, der abgedrückt hat. Ein Mordauftrag ist vorsätzlicher Mord und darauf steht die Todesstrafe durch die Giftspritze. Sie nehmen Valium. Eine hohe Dosis, die das Herz zum Stillstand bringt. Verschwörung zum Mord ist ein weiteres Schwerverbrechen. Wenn Sie sich eines dieser Vergehen oder beider schuldig gemacht haben ...«
»Das habe ich nicht.«
»Ich wollte sagen, dann stecken Sie in schlimmen Schwierigkeiten. Wenn Sie diese Dinge begangen haben. Was aber Ihnen zufolge nicht zutrifft.«
»Das ist richtig.«
»Engländer zu sein ist übrigens keine Entschuldigung. Das verschafft Ihnen keine Immunität.«
»Ich brauche keine Immunität. Ich habe nichts getan.«
»Na schön, prima. Kennen Sie jemanden namens John Bridges?«
»Nein.«
»Man scheint anzunehmen, dass Sie ihn kennen.«
»Ich kenne ihn aber nicht.«
»Wie steht’s mit einem gewissen Charles Colworthy?«
Palmers Augen weiteten sich.
»Er soll mit Ihnen bei Martins and Grenville arbeiten. Ein guter Verlag, nicht wahr? Kennen Sie ihn?«
Palmer dachte nach.
»So wie sie es sehen«, sagte Holden, »kennt Colworthy jemanden namens Delroy Lewis, der Sie mit diesem Bridges zusammengebracht hat, dem Sie und Cynthia Keating zusammen fünftausend Dollar gezahlt haben, um ihren Vater umzubringen. Aber das trifft nicht zu, oder?«
»Na ja, ich kenne Colworthy, sicher. Aber ...«
»Ach, Sie kennen ihn?«
»Ja, Wir arbeiten zusammen im Postzimmer. Aber ich habe ganz sicher niemanden engagiert ...«
»Das ist gut. Ich erkläre ihnen, dass sie einen Fehler gemacht haben.«
»Woher haben die überhaupt diese Namen?«
»Von der Frau.«
»Von welcher Frau?«
»Cynthia Keating«, sagte Holden und hakte seine Daumen in die Westentaschen. »Sie hat Sie verpfiffen.«
Palmer sah ihn an.
»Aber wenn Sie mit dieser Angelegenheit nichts zu tun haben ...«
»Einen Moment mal. Was meinen Sie damit? Nur weil sie den Namen von jemandem genannt hat, mit dem ich zusammenarbeite ...«
»Den anderen Mann ebenfalls. Delroy Lewis. Der direkt zu Bridges führt. Welcher ihren Vater getötet hat.«
»Nun, der Einzige, den ich kenne, ist Charlie. Er ist ein Kollege von mir. Vielleicht habe ich ihr gegenüber seinen Namen mal erwähnt. So ganz nebenbei. Wenn ja, muss sie sich aus eigenem Antrieb mit ihm in Verbindung gesetzt haben.«
»Aha«, sagte Holden und nickte. »Um ihn zu fragen, ob er jemanden kennt, der ihr helfen würde, ihren Vater umzubringen, meinen Sie?«
»Na ja, ich ... ich weiß ganz bestimmt nicht, was sie ihn gefragt hat.«
»Sie hat in London angerufen, um seine Ermordung zu arrangieren, ist das Ihre Version?«
»Ich habe überhaupt keine Version. Ich versuche nur zu erklären ...«
»Ja, dass Sie, Sie ganz persönlich, mit der Sache nichts zu tun haben.«
»Ganz und gar nichts.«
»Demnach lügt Mrs. Keating. Genaugenommen hat sie sie angelogen. Sie hat sich auf einen Handel eingelassen. Sie haben den Vorwurf der Verschwörung fallengelassen und den Mordvorwurf in Totschlag umgewandelt. Zwanzig Jahre bis lebenslänglich mit einer Empfehlung für Bewährung.« Holden hielt inne. »Vielleicht bieten sie Ihnen denselben Handel an. Vielleicht aber auch nicht.«
Palmer starrte ihn an.
»Wegen des zweiten Mordes.«
Palmer konnte den Blick nicht von ihm lösen.
»Sie scheinen anzunehmen, dass Sie den selbst begangen haben. Die alte Lady. Martha Coleridge. Ich habe keine Ahnung, wie sie in diese ganze Geschichte hineinpasst, aber offensichtlich hat sie mit einem Plagiatsprozess gedroht. Kennen Sie die Frau, die ich meine?«
»Ja«, sagte Palmer.
»Das wäre eine zweite Anschuldigung wegen vorsätzlichen Mordes«, sagte Holden und strich über seinen Schnurrbart. »Daher bezweifle ich, dass sie Ihnen den gleichen Handel anbieten werden.«
»Ich will keinen Handel.«
»Warum auch? Sie haben ja nichts getan.«
»Richtig.«
»Ich sage ihnen, sie sollen das Ganze gefälligst vergessen.«
»Natürlich. Sie haben keine Beweise.«
»Nun, sie haben das Geständnis der Frau. Worin Sie beschuldigt werden. Und unsere Leute kriegen aus Bridges vielleicht noch etwas heraus, wenn sie ihn finden. Sie suchen ihn gerade. In Euston. Dort wohnt er nämlich.«
Palmer sagte nichts.
»Ihnen muss klar sein, dass man Sie nicht auf Kaution rauslassen wird«, sagte Holden. »Sie sind ein Ausländer, der in eine Mordsache verwickelt ist, daher wird niemand das Risiko eingehen, dass Sie unter Umständen abhauen. Sie wollen Ihren Pass, bis die Angelegenheit sich auf die eine oder andere Art und Weise aufgeklärt hat.« Er seufzte tief auf und meinte: »Nun, ich suche schon mal einen Anwalt für Sie.« Er ging in die Ecke, wo sein Mantel am Garderobenständer hing. Er schlüpfte hinein und knöpfte ihn zu. Mit dem Rücken zu Palmer sagte er: »Sie haben nicht zufälligerweise irgendetwas, was Sie ihnen anbieten könnten?«
»Was meinen Sie?«
Holden drehte sich zu ihm um.
»Nun«, sagte er, »ich muss Ihnen gestehen, mit dem Geständnis der Frau haben sie mehr als genug für eine Anklage. Es wird für Sie noch schlimmer, wenn sie den Jamaikaner schnappen und auch ihn zum Reden bringen, doch auch so haben sie schon einen wasserdichten Fall.«
»Aber ich habe nichts getan.«
»Richtig. Das hätte ich beinahe vergessen. Tut mir leid. Ich werde mal mit ihnen reden.« Er öffnete die Tür, zögerte, wandte sich wieder zu Palmer um und sagte: »Sie wissen nicht zufälligerweise etwas über ein junges schwarzes Mädchen, das oben in Diamondback erstochen wurde?«
Palmer starrte ihn nur wortlos an.
»Althea Cleary? Sie wollen nämlich alles in einem Aufwasch erledigen. Wenn Sie ihnen irgendetwas über diesen Mord erzählen können ... Sie versuchen nicht, Sie in diese Sache hineinzuziehen, denn sie glauben offenbar, dass das ganz allein auf die Kappe des Jamaikaners geht. Ist mit dem Mädchen wohl in Streit geraten und hat die Nerven verloren. Wie auch immer.« Er senkte die Stimme. »Aber wenn er sich darüber Ihnen gegenüber geäußert hat ... vielleicht bevor er nach London zurückflog ... dann könnte das einen Handel ermöglichen.«
Palmer sagte nichts.
Holden, dessen Stimme nun zu einem Flüstern herabgesunken war, fuhr fort: »Er ist nur ein Yardie, wissen Sie.«
Palmer saß völlig regungslos auf seinem Platz.
»Nun, dann also nicht«, sagte Holden.
Ihm war plötzlich klar geworden, dass der Mann ganz einfach nur dämlich war.
Er seufzte wieder und verließ den Raum.
m Dienstraum stellten sie Vermutungen darüber an, was mit Althea Cleary passiert sein könnte.
»Sie nimmt den Jamaikaner mit in ihre Wohnung«, mutmaßte Parker. »Er tut die Roofers in ihren Drink und glaubt, jetzt hat er freie Bahn. Aber während er darauf wartet, dass die Wirkung einsetzt, erwähnt sie, dass sie eine Nutte ist und es ihn zwei Scheine kosten wird. Er ist beleidigt, weil er noch nie dafür hat bezahlen müssen, egal ob bei Frauen oder bei Männern. Also ersticht er sie.«
»Das wäre möglich«, sagte Brown, »aber du vergisst etwas.«
»Was denn?«
»Er ist schwul.«
»Er ist bi.«
»Er glaubt, er ist bi.«
»Wäre er nicht bi, wäre er bestimmt nicht mit ihr gegangen«, beharrte Parker.
»Er gelangt in die Wohnung«, sagte Brown unbeirrt, »tut die Tabletten ins Glas und macht sich an sie ran. Das Problem ist, er ist schwul. Sie erregt ihn nicht. Es funktioniert nicht. Daher gerät er in Wut und tötet sie.«
»Das wäre eine Möglichkeit«, sagte Meyer, »aber es hätte auch etwas anderes passieren können.«
»Was denn?«
»Bridges macht die Tablettennummer, okay? Nach fünf Minuten fühlt das Mädchen sich seltsam. Es beschuldigt ihn, etwas in den Drink getan zu haben. Er gerät in Panik, schnappt sich das Messer von der Anrichte und macht sie alle.«
»Ja, vielleicht«, sagte Kling, »aber ich denke, es ist folgendes passiert. Er kommt in die Wohnung ...«
»Wer möchte eine Pizza?«, fragte Carella.
»Sie beschreiben einen Yardie als jemanden, der das Land mit einem gestohlenen oder gefälschten britischen Pass betritt«, sagte Carella. »Gewöhnlich – aber nicht notwendigerweise – ein Schwarzer aus Jamaika, zwischen achtzehn und fünfunddreißig. Er hat entweder schon ein Vorstrafenregister ...«
»Hat Bridges eins?«, fragte Byrnes.
»Sie haben niemanden dieses Namens in ihren Akten. Sie sagten, er könnte ein neu Zugereister sein, dort sei ein ständiges Kommen und Gehen in den Häusern. Die meisten sind im Drogenhandel tätig. Sich die Roofers zu besorgen wäre für ihn ein Kinderspiel gewesen.«
»Wird er wegen irgendetwas gesucht?«
»Nicht von den Briten. Bisher jedenfalls nicht.«
»Lassen wir ihnen Zeit«, sagte Byrnes.
»Unterdessen ist er in London unterwegs.«
»Oder in Manchester.«
»Oder wo auch immer. Tatsächlich brauchen wir ihn gar nicht, Pete. Nellie sagt, die offenkundige Handlung reicht.«
»Verschwörung und die offenkundige Handlung, ja.«
»Die hat sie ja längst.«
»Soll sich Queen Mum mit ihm herumschlagen«, sagte Byrnes.
Ollie war so nervös wie ein Teenager vor seinem ersten Date. Er wählte die Nummer auf der Visitenkarte, die sie ihm gegeben hatte und ließ es drei-, vier-, fünfmal ...
»Hallo?«
»Miss Hobson?«, sagte er.
»Ja?«
»Hier ist Detective Weeks. Wir haben über Klavierstunden gesprochen, erinnern Sie sich?«
»Nein. Detective wie?«
»Weeks. Oliver Wendell Weeks. Ich war in der Mordsache Althea Cleary tätig, wissen Sie noch? Big Ollie werde ich manchmal genannt«, sagte er, was eine Lüge war. »Ich wollte fünf Songs lernen.«
»Ach ja«, sagte sie.
»Ich möchte es noch immer.«
»Ich verstehe«, sagte sie.
»Ich habe eine Liste, aus der wir etwas aussuchen können«, sagte er.
»Haben Sie ihn gefunden?«
»Wen meinen Sie, Miss Hobson?«
»Den, der Althea ermordet hat.«
»Er ist jetzt in London. Wir überlassen ihn den Bobbies dort. Sie sollen sehr gut sein. Wann können wir anfangen, Miss Hobson?«
»Das hängt davon ab, welche Songs Sie lernen wollen.«
»Oh, es sind ganz leichte, keine Angst.«
»Das beruhigt mich aber«, erwiderte sie trocken. »Welche sind es denn nun genau?«
»Raten Sie mal«, sagte er und grinste in die Sprechmuschel.
Sie hatten keine Ahnung, dass sie mitten in Rassenunruhen steckten, bis das Theater losging. Bis zu diesem Moment hatten sie friedlich ferngesehen und waren allmählich eingedöst. Kling musste am nächsten Tag um acht im Dienstraum antreten und Sharyns Arbeitstag würde etwa um die gleiche Zeit in ihrem Büro am 24 Rankin Plaza beginnen. Keiner rechnete mit einer Explosion und sie waren total überrascht, als sie erfolgte.
Eine Kollektion sprechender Köpfe verkündete ihre kollektive Meinung über den Krieg, die Wahl, die Ehe, den Zusammenbruch, die Katastrophe, das Spiel, über was auch immer, denn in Amerika reichte es nicht aus, nur die Nachrichten zu präsentieren, man brauchte auch ein halbes Dutzend Kommentatoren, die ihre Gedanken dazu äußerten, worum es in den Nachrichten gegangen war. Durch die Hintergrundgeräusche hindurch sagte Kling zu Sharyn, dass in dem soeben abgeschlossenen Fall eine ganze Menge Leute Informationen über andere Leute weitergegeben und sie es mit einem veritablen Chor von Verrätern und Informanten zu tun gehabt hatten, als plötzlich eine blond Frau unter den Kommentatoren etwas über eine »sogenannte unsichtbare Mauer des Schweigens« sagte, und Sharyn machte »psst« und ein anderer Kommentator, ein Schwarzer, rief, dass die unsichtbare Mauer des Schweigen im Milagros-Fall nicht stehenbleiben würde, wäre das Opfer ein Weißer gewesen und ein anderer, diesmal ein Weißer brüllte: »Das arme Opfer, von dem Sie reden, ist ein Mörder!«, und Kling sagte: »Milagros ist einer der Kerle, die ich meine«, und Sharyn machte wieder »psst«, als er eigentlich nichts anderes äußern wollte, als dass Hector Milagros von Maxie Blaine ans Messer geliefert und der wiederum von Betty Young verpfiffen worden war in einem Fall, der im Grunde von ständiger Verpfeiferei gekennzeichnet wurde.
»Sie wissen noch nicht einmal, ob die Männer, die sich dort rein schwindelten, weiß oder schwarz waren!«, schrie einer der Kommentatoren.
»Sie wissen noch nicht einmal, ob es überhaupt richtig Cops waren!«, schrie ein anderer.
»Sie waren Cops und sie waren weiß!«
»Das waren sie ganz bestimmt«, sagte jemand anders aber diese Stimme drang nicht aus dem Fernseher, sondern erklang auf dem Kissen direkt neben Kling. Er drehte sich halb um und sah sie an.
Die Blondine im Fernsehen sagte ganz ruhig: »Ich glaube nicht, dass irgendein Polizeibeamter in dieser Stadt sich angesichts eines derart brutalen Übergriffs für eine Schweigetaktik entscheiden würde. Die Polizei ...«
»Ach, vergiss es«, sagte Sharyn.
»... weiß ganz einfach nicht, wer dort gewesen ist, das ist alles. Wenn sie es wüsste ...«
Im Fernsehen sagte der Schwarze: »Der Kerl, der sie reingelassen hat, weiß es.«
»Jeder Cop in der Stadt weiß es«, sagte Sharyn.
»Ich nicht«, sagte Kling.
Nun drang babylonisches Stimmengewirr aus dem Fernseher, das lauter und lauter, leidenschaftlicher und leidenschaftlicher wurde ...
»Statt an dieser lächerlichen Haltung ...«
»Es gibt auch schwarze Cops, wissen Sie. Ich sehe keine von denen ...«
»Würden Sie offen zugeben ...«
»Es ist kein Verpfeifen, wenn die Person ...«
»Milagros befand sich in Haft!«
»Er ist ein Verbrecher!«
»Das sind auch die Cops, die ihn verprügelt haben!«
»Ein Mörder!«
»... haben ihn fast getötet!«
»Er ist schwarz!«
»Und schon geht es wieder los«, sagte Kling.
»Deshalb haben sie ihn verprügelt!«
»Nur weiter so, Schätzchen«, sagte Sharyn.
Sie drängten sich aneinander, suchten Schutz vor den wütenden Stimmen.
Schließlich fragte Kling: »Möchtest du tanzen? Wie wär’s mit einem Song?«