Buch
Nichts tut so weh wie eine enttäuschte Liebe. In einem Akt der Verzweiflung beschließt Kathleen Haley, ohne eine Spur aus Erik Gudjonsens Leben zu verschwinden. Denn sie ist fest davon überzeugt, dass er sie auf schamlose Weise benutzt und betrogen hat. In San Francisco beginnt sie ein neues Leben: Sie findet einen Job und die ersehnte Geborgenheit in den Armen von Seth Kirchoff, einem wohlhabenden Unternehmer aus einer der mächtigsten Familien des Landes. Doch Erik und die Leidenschaft, die sie von Anfang an mit ihm verband, gehen Kathleen einfach nicht aus dem Kopf. Und bald gerät sie in einen verzehrenden Kampf gegen ihr eigenes Herz und die Liebe, die noch immer unter ihrer Haut brennt.
Autorin
Sandra Brown arbeitete als Schauspielerin und TV-Journalistin, bevor sie mit ihrem Roman Trügerischer Spiegel auf Anhieb einen großen Erfolg landete. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten internationalen Autorinnen, die mit jedem ihrer Bücher weltweit Spitzenplätze der Bestsellerlisten erreicht. Sandra Brown lebt mit ihrer Familie abwechselnd in Texas und South Carolina.
Von Sandra Brown bei Blanvalet bereits erschienen (Auswahl)
Schöne Lügen, Ein Hauch von Skandal, Sündige Seide, Verliebt in einen Fremden, Ein Kuss für die Ewigkeit, Zum Glück verführt, Wie ein Ruf in der Stille, Ein skandalöses Angebot, Heißer als Feuer, Lockruf des Glücks, Eine sündige Nacht, Eine unmoralische Affäre, Verruchte Begierde, Gefährliche Sünden, Zur Sünde verführt, Unschuldiges Begehren, In einer heißen Sommernacht, Wie ein reißender Strom, Tanz im Feuer
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Sandra Brown
Glut unter der Haut
Roman
Deutsch von Gabriela Prahm
1. Auflage
Taschenbuchausgabe April 2014 bei Blanvalet,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright der Originalausgabe © 1982, 1992 by Sandra Brown
Translated from the English »The Silken Web«, first published in the
United States by Richard Gallen Books, New York 1982
Reissued in this revised edition published by Warner Books, New York 1992
Copyright der deutschsprachigen Übersetzung © 1994 by Wilhelm Goldmann
Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Copyright dieser Ausgabe © 2014 by Blanvalet Verlag
Umschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung
eines Motivs von Corbis/Alfred Saerchinger
wr · Herstellung: sam
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN: 978-3-641-10298-2
www.blanvalet.de
Kapitel 1
Die Kinder kreischten und schrien, als der Drache hinabsank und mit der Nase voran zu Boden trudelte.
»Pass auf!«
»Kathy, Achtung!«
»Zieh!«
»Nein, Kathy, nein!«
Kathleen, die den Drachen keine Sekunde aus den Augen ließ, biss sich auf die Unterlippe und zog heftig an der Schnur; sie lief ein paar Schritte zurück, wobei sie fast über die Füße der aufgeregten Kinder gestolpert wäre.
»Gib ein bisschen Schnur nach, Kleine.«
Die Stimme war tief, männlich und traf Kathleen völlig unvorbereitet. Sie hatte kaum Zeit, sie richtig einzuordnen, als sie rückwärts laufend mit dem Mann zusammenstieß, der urplötzlich hinter ihr aufgetaucht war.
Verwirrt ließ sie den Arm sinken, und der Drachen sauste im Sturzflug hinunter.
Er blieb hoffnungslos verheddert in einer Eiche hängen, den Schwanz um die dicht belaubten Zweige gewickelt. Sofort kletterten die Kinder in den Baum und erteilten sich gegenseitig Ratschläge oder machten hämische Bemerkungen.
Der Mann betrachtete amüsiert das Geschehen und richtete dann seine blauen Augen auf Kathleen. »Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung.« Er legte, als er das sagte, die Hand aufs Herz. Das Funkeln in seinen Augen ließ Kathleen an der Aufrichtigkeit seiner Entschuldigung zweifeln.
»Ich hätte das schon hingekriegt«, bemerkte sie.
»Da bin ich mir sicher. Ich habe Sie nur für eines der Kinder gehalten und dachte, Sie könnten Hilfe gebrauchen.«
»Sie haben mich für eins von den Kindern gehalten?« Ungeschminkt, das Haar zu Zöpfen geflochten und dazu ihre legere Kleidung, die marineblauen Shorts und das T-Shirt mit dem Logo des Sommercamps auf der Brust, das bewirkte vielleicht die Verwechslung.
»Ich bin Kathleen Haley, eine der Betreuerinnen des Camps.« Er musterte sie mit einem Blick, der besagte, dass ihr das nun wirklich nicht anzusehen war. »Zudem bin ich Beraterin.«
Der blonde Hüne mit dem dichten Schnurrbart reichte ihr die Hand.
»Erik Gudjonsen. Sehr angenehm.«
»Sollten wir uns kennen, Mr. Gudjonsen?«
»Ich bin der Dokumentarfilmer von UBC. Haben die Harrisons Sie nicht von meiner Ankunft unterrichtet?«
Falls doch, war es ihr entfallen. »Sie erwähnten nichts von heute.«
Die landesweit ausgestrahlte Magazinsendung People wollte einen Bericht über das Sommercamp »Bergblick« für Waisenkinder bringen. Kathleen selbst hatte einem Produzenten diese Idee unterbreitet, um das Camp in der Öffentlichkeit bekanntzumachen und Spenden zu sammeln. Nach mehreren Briefen und längeren Telefonaten mit New York hatte sie den Produzenten schließlich überzeugen können. Er hatte versprochen, jemanden zu schicken, der irgendwann im Sommer einige der Aktivitäten, die mit den Kindern unternommen wurden, begleiten und filmen würde.
Kathleen hatte sich weiter keine Gedanken über diese Person oder deren Aussehen gemacht. Denn waren nicht alle Fotografen und Kameramänner ein bisschen kurzsichtig? Trugen sie nicht meistens weite Hosen, in denen sie Objektive und sonstiges Zubehör verstauen konnten, und Bänder mit ihren Ausweisen daran um den Hals? Ganz sicher aber stimmte ihre Vorstellung von den Menschen dieser Berufssparte in keiner Weise mit der Erscheinung von Erik Gudjonsen überein.
Er sah so nordisch aus, wie sein Name klang. Seine Statur hatte er offensichtlich von seinen grimmigen Vorfahren geerbt. Es war unzweifelhaft Wikingerblut, das in den Adern dieses muskulösen, großen, stattlichen Körpers voller Kraft und Lebendigkeit floss. Selbst wenn er reglos dastand, war ihm anzusehen, wie stark er war.
Sein Haar glänzte golden in der Sonne; es war kräftig und voll und fiel in lässiger Unordnung um sein edles Haupt. Der etwas dunklere Schnurrbart unterstrich seinen sinnlichen Mund. Kräftige, weiße Zähne blitzten unter dem Schnurrbart auf und boten einen reizvollen Kontrast zu seinem sonnengebräunten, wettergegerbten Gesicht.
Seine verwaschenen und engen Jeans schmiegten sich wie eine zweite Haut um die muskulösen Oberschenkel, an der Hüfte jedoch saßen sie locker. Die Ärmel seines Hemdes hatte er über die sehnigen Unterarme hochgekrempelt. Die obersten Knöpfe waren offen und entblößten seine eindrucksvolle breite, behaarte Brust. Es fiel Kathleen schwer, nicht dorthin zu starren. Seine Hände waren lang; die Finger schmal, aber kräftig, und sie verrieten eine Energie und eine Sensibilität, die er brauchte, um die komplexe Kamera zu bedienen.
Aus einem ihr unerfindlichen Grund verspürte Kathy ein sonderbares Ziehen in der Brust, als ihre Augen über seine kräftige Nackenmuskulatur, das stolze, ein wenig sture Kinn, den sinnlichen Mund, die schmale Nase und die blauen Augen wanderten.
Und als sich ihre Blicke schließlich trafen, überkam sie ein flaues Gefühl, das so beunruhigend wie erregend war.
»Für mich wirken Sie eher wie jemand, der harte Neuigkeiten verkauft.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich gehe dorthin, wo man mich hinschickt.«
»Nun, ich hoffe, ihr erwartet hier keine Sensationen. Denn dann müssten wir euch enttäuschen. Hier geht’s ziemlich normal zu.«
»Habe ich etwas anderes behauptet? Wieso sprechen Sie in der Mehrzahl? Misstrauen Sie uns Leuten vom Fernsehen?« Er beugte sich zu ihr hinunter, der Schnurrbart verdeckte nur halb sein Lächeln, und flüsterte: »Oder misstrauen Sie uns Männern im Allgemeinen?«
In einem Ton, der genauso frostig war wie ihre Miene, antwortete sie: »Sie müssen den Hügel hinauf und die linke Abzweigung nehmen. Dann folgen Sie einfach dem Pfad, bis Sie das Haupttor erreichen. Das Büro ist gleich rechts. Dort werden Sie entweder Edna oder B. J. treffen.«
»Ich danke Ihnen.« Noch immer grinsend schlenderte er zu seinem Wagen zurück.
Den Rest des Nachmittags über war Kathleen weiterhin gereizt, ohne sich ihre Stimmung erklären zu können. Sie ließ sich den Kindern gegenüber jedoch nichts anmerken. Kathy, wie sie von ihnen genannt wurde, war ihre Lieblingsbetreuerin. Und diese Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit.
Seit ihrem Zusammentreffen mit Erik Gudjonsen wurde Kathy allerdings zunehmend nervöser, je weiter sich die Sonne dem Horizont zuneigte. Um fünf Uhr würden sich alle vor dem Essen für eine Stunde Ruhezeit in die Hütten zurückziehen.
Doch jetzt, während die Kinder ausgelassen in dem mit einem Seil abgeteilten Bereich des Königsflusses herumtollten, der sich seinen Weg durch das Ozark-Gebirge im nordwestlichen Teil von Arkansas bahnte, aalte sie sich am Ufer in der Sonne. Sie beobachtete unablässig die Kinder, aber für eine Weile konnte sie sich entspannen.
Sie seufzte tief und schloss kurz die Augen vor dem gleißenden Sonnenlicht, das sich auf dem Wasser widerspiegelte. Sie liebte diesen Ort. Für sie waren diese Sommer im Camp fast so erholsam, wie es für ihre Freunde, die Harrisons, eine große Hilfe war, sie als Betreuerin dabeizuhaben.
Für ganze sechzig Tage hörte Kathleen Haley, Chefeinkäuferin für die Masons-Filiale in Atlanta, auf zu existieren. Dann zog sie sich aus dem hektischen Leben, das sie die restlichen zehn Monate des Jahres führte, zurück und regenerierte sich in der frischen Bergluft, bei regelmäßigen Mahlzeiten, frühem Aufstehen und viel Sport. Trotz des strengen Ablaufs im Lager war für sie das Leben hier eine Erholung für Körper und Geist.
Wenige Karrierefrauen würden ihre kostbare Zeit für eine ehrenamtliche Mitarbeit in einem Sommercamp opfern, doch für Kathleen war es ein Liebesdienst. Sie kannte die verzweifelte Sehnsucht dieser Kinder nach Zuneigung und Aufmerksamkeit aus eigener Erfahrung. Wenn es ihr gelang, nur einen Bruchteil der Liebe weiterzugeben, die sie selbst hier vor Jahren erfahren hatte, war es ihre Hingabe mehr als wert.
»He, Kathy, Robby schwimmt unterm Seil durch.«
Sie schlug die Augen auf und sah einen kleinen selbstgerechten Fratz vor sich, der anklagend mit dem Finger auf den Übeltäter im Wasser zeigte, der gerade die strikte Regel durchbrach.
»Robby!«, rief Kathleen. Als der Frechdachs aus den Fluten auftauchte, warf sie ihm einen drohenden Blick zu. Das reichte, um ihn in den abgegrenzten Teil zurücktauchen zu lassen, wo das Wasser nur noch schulterhoch war. Damit er verstand, dass sie nicht spaßte, warnte sie: »Noch einmal, und du warst das letzte Mal mit schwimmen. Kapiert?«
»Ja, Kathy«, murmelte er mit hängendem Kopf.
Sie musste innerlich schmunzeln, weil sie wusste, dass eine Zurechtweisung von ihr selbst die dickköpfigsten Kinder zur Räson brachte. »Warum übst du nicht noch ein bisschen Handstand? Probier mal, wie lange du unter Wasser bleiben kannst!«
Sofort hellte sich seine Miene auf, als er hörte, dass sie nicht mehr böse auf ihn war. »Okay! Aber du musst zugucken!«
»Mach’ ich.« Sie winkte ihm zu, und er schickte sich an, ihr sein Kunststück zu zeigen.
»Jaimie, danke, dass du Bescheid gesagt hast. Aber petzen ist nicht gerade nett, verstehst du?«
Der schmale Junge mit dem dunklen Haar wirkte geknickt, als er mit schüchternem Lächeln antwortete: »Ja. Ma’am.«
Jeden Sommer gab es ein Kind, dass ihr mehr als die anderen ans Herz wuchs. In diesem Sommer war es Jaimie. Er war kleiner als die anderen, verschüchtert und verschlossen. Er war nicht sehr sportlich, und wenn Mannschaften gewählt wurden, gehörte er fast immer zu den Letzten. Er war still, ernst und in sich gekehrt. Aber er konnte sehr gut lesen und war künstlerisch talentiert. Mit seinen tiefen, dunklen Augen hatte er Kathleens Herz schon am ersten Tag erobert, und obwohl sie sich bemühte, keines der Kinder zu bevorzugen, war sie Jaimie gegenüber eindeutig nachsichtiger.
Sie stand auf und ging ans Ufer. Dort setzte sie sich in den feuchten Sand, zog Tennisschuhe und Socken aus und tauchte die Füße ins kühle Nass. Sie schöpfte etwas Wasser mit der hohlen Hand und träufelte es auf ihre müden Beinmuskeln. Bis das Bild von Erik Gudjonsen unwillkommen vor ihrem inneren Auge auftauchte.
Kathleen war fünfundzwanzig und hatte sich schon öfter mit Männern getroffen; bei einigen hatte sie sogar geglaubt, es sei Liebe, aber das Letzte, was sie wollte, war eine Beziehung zu einem Mann. Denn war sie nicht genau davor geflüchtet?
Kreischendes Gelächter riss sie aus ihrem Tagtraum; sie schaute hastig auf die Armbanduhr. Zehn vor fünf!
Sie blies in die kleine silberne Trillerpfeife, die an einem blauen Band um ihren Hals hing. Protestierend stiegen die Kinder über das steinige Ufer auf den Sand und zogen ihre Schuhe an. In ihren Schwimmsachen würden sie zu den Hütten zurückgehen. Die Sonne würde sie unterwegs trocknen. Während die Kinder ihre Sachen aufsammelten, schlüpfte auch Kathleen in ihre Schuhe und ließ die Gruppe in einer halbwegs geraden Reihe antreten.
Während sie ein Lied mit unendlich vielen Strophen sangen, gingen sie den steilen Hügel hinauf. Kathleen bewunderte wieder einmal die Schönheit dieser Gegend. Der rote Schotterweg, der zum Camp »Bergblick« führte, war staubig
und heiß, aber kein Asphalt würde ihn jemals verdecken. Die Gründer des Camps hatten die Umgebung weitgehend so belassen, wie sie sie vorgefunden hatten. Für die Kinder, die aus den Waisenhäusern der großen Städte kamen, war es die einzige Möglichkeit, eine natürliche Landschaft zu erforschen, die nicht mit Beton verbaut war.
Im Ozark-Gebirge war jede Jahreszeit aufregend, doch da es in diesem Frühling ungewöhnlich viel geregnet hatte, waren die Hänge diesmal besonders grün und üppig mit Bergahorn, Eichen, Ulmen und Pinien bewachsen. Wein rankte sich an den Stämmen empor, und der Boden war von dichtem Unterholz überwuchert.
Der Königsfluss führte wildes, hohes Wasser. In den Senken war das Wasser so klar, dass man die Kiesel auf dem Grund zählen konnte.
Kathleen liebte diese Gegend. Sie liebte die Berge, die Bäume und die Menschen, die in dieser ländlichen Umgebung lebten, die einfachen Farmer und Bauern.
Wie anders war doch ihr Leben hier im Vergleich zu dem in Atlanta, wo sie ständigem Stress und Druck ausgesetzt war. Als Einkäuferin für eine der führenden Modeketten musste sie laufend weitreichende Entscheidungen fällen. Sie kaufte für mehrere Filialen ein, darunter für die Abteilungen »Junge Mode«, Sportbekleidung für Frauen, Oberbekleidung, Mäntel, Cocktail- und Abendgarderobe.
Aber trotz der Kopfschmerzen, die ihr Job mit sich brachte, liebte sie ihn. Deshalb waren ihre Kollegen und Bekannten auch sehr erstaunt gewesen, als sie ihre Stellung zu Beginn des Sommers aufgekündigt hatte.
»Kathy, Allison schubst mich immer. Sag ihr, sie soll aufhören. Das macht sie doch mit Absicht«, jammerte die sommersprossige Gracie.
Kathleen kehrte sofort in die Gegenwart zurück und sagte ganz automatisch: »Allison, hör auf damit, du willst doch auch nicht geschubst werden, oder?«
»Sie hat aber angefangen«, behauptete Allison.
»Warum gehst du dann nicht mit gutem Beispiel voran und gibst als Erste nach, hmm?«
»Na gut.«
Die Sonne brannte auf Kathys Rücken, als endlich das grobe Zedernholztor des Camps zu sehen war. Sie wischte sich mit ihrem T-Shirt den Schweiß zwischen ihren Brüsten ab.
Die Kinder waren überdreht und konnten die eine Stunde Ruhezeit vor dem Essen gut gebrauchen. Jungs und Mädchen getrennt, trotteten sie mürrisch zu ihren Unterkünften.
»Ich will, dass alle geduscht haben, bevor es zum Essen läutet. Les, lass Todd in Ruhe!« Kathleen wartete, bis alle sicher in den Hütten verschwunden waren, dann ging sie auf die Unterkünfte der Betreuer zu. Sie hatte auf Grund ihrer Position eine eigene Hütte, die sie nun durch die Fliegentür betrat; drinnen schaltete sie als Erstes den Deckenventilator ein.
Völlig erschöpft ließ sie sich rücklings aufs Bett fallen und streckte alle viere von sich. Sie zwang sich, ruhig durchzuatmen, und spürte, wie die Spannung langsam nachließ. Sie schloss die Augen, und unwillkürlich schweiften ihre Gedanken zurück zu ihrer Abreise aus Atlanta.
Mr. Mason, überrascht und enttäuscht über ihre plötzliche Kündigung, hatte nach dem Grund gefragt. Ihre Antwort war nicht ganz wahrheitsgemäß gewesen. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass es für sie unmöglich war, noch länger mit David Ross zusammenzuarbeiten.
David war Masons Buchhalter und für die gesamte finanzielle Abwicklung, vom Einkauf einer Glühbirne bis zur Handhabung der umfangreichen Lohnbuchhaltung, zuständig. Er forderte viel von seinen Mitarbeitern, war aber außerhalb des Geschäfts ein charmanter, anziehender Mann. Kathleen hatte ihre gemeinsamen Kaffeepausen und die wenigen Male, die sie zusammen Mittag gegessen hatten, genossen.
Bald waren die gemeinsamen Mittagspausen privater geworden, die »Zufallstreffen« häufiger und die »beiläufigen« Berührungen beabsichtigter. Zunächst dachte Kathleen, sie würde sich sein wachsendes Interesse an ihr nur einbilden, aber bald wurde ihr klar, dass er es ernst meinte, und der begierige Blick, mit dem er sie immer häufiger ansah, war eindeutig.
Über Nacht änderte sie ihre Einstellung ihm gegenüber und begann, seine Annäherungsversuche abzuwehren. David Ross war sehr intelligent, sehr gutaussehend und verheiratet. Er hatte eine Frau, drei Kinder und einen englischen Schäferhund, mit denen er in einem Vorort von Atlanta lebte.
Kathleen drehte sich auf dem schmalen Bett auf den Bauch und presste das Gesicht ins Kopfkissen, als sie sich an ihre letzte Begegnung mit David Ross erinnerte.
Es war nach einem langen, arbeitsreichen Tag gewesen, und Kathleen war ziemlich erschöpft. Eine Warenlieferung war eingetroffen, und sie hatte die Kisten ausgepackt und den Inhalt mit der Versandliste überprüft. Das Geschäft war bereits seit einer Stunde geschlossen, und fast alle Angestellten waren nach Hause gegangen.
David war in ihr Büro gekommen. Mit einem gewinnenden Lächeln hatte er die Tür hinter sich geschlossen, war auf ihren Schreibtisch zugekommen und hatte, die Arme auf die Tischplatte gestützt und vornübergebeugt, gefragt: »Na, wie wär’s mit Abendessen?«
Sie hatte zurückgelächelt. »Nein, danke. Heute Abend nicht. Der Tag war wirklich … hart. Ich bin hundemüde. Ich möchte nur nach Hause, ein schönes heißes Bad nehmen und dann ins Bett.«
»Du musst aber auch mal was essen«, beharrte er.
»Ich glaube, ich habe noch eine Scheibe Bologna im Kühlschrank.«
»Das hört sich ja verlockend an.« Er zog eine Grimasse.
Sie musste lachen, fast zu spontan. »Na ja, das ist nun mal mein Abendessen.«
Sie holte ihre Handtasche aus dem Fach im Schreibtisch, stand auf und langte nach ihrem Blazer, der neben der Tür hing. Doch ehe sie ihn vom Bügel nehmen konnte, hielt David ihre Hand fest. Er drehte Kathleen herum, so dass sie ihn ansehen musste; er nahm ihr die Tasche ab und legte ihr beide Hände auf die Schultern.
»Du lehnst das Angebot, mit mir auszugehen, doch nicht nur ab, weil du müde bist, stimmt’s?«
Sie sah ihm ruhig in die Augen. »Nein.«
Er seufzte tief. »Das dachte ich mir.« Zärtlich strich er ihr über die Wange; Kathleen blieb jedoch ungerührt stehen. »Kathleen, ich fühle mich sehr zu dir hingezogen. Warum willst du nicht mal mit mir zum Essen ausgehen?«
»Du weißt, warum, David. Du bist verheiratet.«
»Unglücklich.«
»Tut mir leid, aber das geht mich nichts an.«
»Kathleen«, stöhnte er und zog sie näher zu sich heran. Sie zuckte zurück, konnte sich aber nicht aus seinem festen Griff befreien. Er versuchte es anders: »Wenn ich nun nicht verheiratet wäre, würdest du dann mit mir ausgehen?«
»Die Frage ist müßig. Du …«
»Ich weiß, ich weiß. Aber wenn es nicht so wäre, würdest du?«
Sein Blick verlangte nach einer Antwort, und Kathleen sah sich gezwungen, die Wahrheit zu sagen. »Du bist ein attraktiver Mann, David. Wenn du nicht verheiratet wärst, würde ich mich mit dir verabreden. Ja, ich …«
Bevor sie den Satz beenden konnte, fand sie sich in einer stürmischen Umarmung wieder. Seine Arme schlossen sich fest um sie; er senkte den Kopf und presste seine Lippen gierig auf ihre.
Er verstand es zu küssen, und für einen Moment war Kathleen von seiner Männlichkeit und dem leidenschaftlichen Mund, der sie drängte, sich ihm zu öffnen, überwältigt. Sie gab nicht bewusst nach, doch plötzlich spürte sie seine forschende Zunge. Seine Hand glitt über ihren Rücken zu ihrer Hüfte hinunter, und er drückte sie an sich.
Panisch versuchte sie ihn abzuwehren. Sie hämmerte ihm vergeblich mit den Fäusten auf den Rücken. Dann stemmte sie die Hände gegen seine Brust, stieß ihn mit aller Kraft von sich und trat ihm gleichzeitig gegen das Schienbein, bis er sie schließlich losließ.
Im Blick zügellose Begierde und schwer atmend trat er erneut auf sie zu, doch ihre entschlossene Miene und das kalte Funkeln ihrer grünen Augen geboten ihm Einhalt. Er wusste, dass er zu weit gegangen war.
»Komm mir nicht zu nahe«, warnte sie mit belegter Stimme. »Wenn du mich noch ein einziges Mal anfasst, zeige ich dich wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz an.«
»Blödsinn. Selbst wenn du den Mut hättest, das zu tun – wer würde dir schon glauben? Man hat uns zusammen gesehen. Und deine Signale waren eindeutig. Ich habe mich verleiten lassen. So simpel ist das.«
»Du bist derjenige, der simpel ist, wenn du nicht zwischen Freundschaft und Flirt unterscheiden kannst«, entgegnete sie wütend. »Wir sind Kollegen. Das ist schon alles.«
»Momentan noch.«
»Daran wird sich nichts ändern, Mr. Ross.«
Er schnaubte verächtlich, während er sich den Anzug glattstrich. »Wir werden ja sehen.«
Dann war er gegangen, aber Kathleen wusste, dass sie ihn nur vorübergehend abgewehrt hatte. Wahrscheinlich plante er bereits seinen nächsten Übergriff. Sie setzte sich hinter den Schreibtisch und schlug die Hände vor das Gesicht. Was jetzt?
Zur Hölle mit ihm, er hatte recht – sie würde ihn nicht wegen sexueller Nötigung anzeigen. Zwar würde sie wahrscheinlich recht bekommen, aber sie hatte weder die Zeit noch die Energie, eine solche Klage durchzufechten. Und selbst wenn sie gewänne, würde sie dennoch weiterhin bei Masons arbeiten; dabei hatte sie in letzter Zeit oft das Gefühl gehabt, dass der Job in dem konservativen Bekleidungsgeschäft für sie keine Herausforderung mehr darstellte. Sie wollte lieber in einer Umgebung arbeiten, in der man Modetrends offener gegenüberstand.
David Ross war der Auslöser, den sie gebraucht hatte, um zu dem nicht einfachen Entschluss zu gelangen, das Vertraute und Familiäre gegen eine ungewisse Zukunft einzutauschen.
Jedenfalls hatte sie sich das eingeredet. Was sie sich allerdings nicht so gerne eingestand, war, dass sie vor dem Problem davongelaufen war, anstatt sich ihm zu stellen. Seit dem Tod ihrer Eltern wählte sie stets den Rückzug als Ausweg. Manche Dinge waren so schlimm, dass einem nur die Flucht blieb.
Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts Erik Gudjonsens Gesicht vor ihrem geistigen Auge auf. Seine selbstsichere Miene erinnerte sie allzu sehr an David Ross. Was war nur los mit den Männern, die überdurchschnittlich gut aussahen? Verlieh ihnen ihr Äußeres etwa besondere Privilegien? Bildeten sie sich tatsächlich ein, dass jede Frau sofort mit ihnen ins Bett steigen würde? Sich ihren erfahrenen Händen und Lippen ergeben würde, sich …
Sie ignorierte die plötzliche Beschleunigung ihres Pulses und das Kribbeln in den erogenen Zonen ihres Körpers. Für einen flüchtigen Moment gab sie sich der Phantasie hin, wie es wäre, sich von einem Mann mit Schnurrbart küssen zu lassen.
Ach, zum Teufel damit!, schalt sie sich selbst, schwang sich aus dem Bett und stapfte ins Bad.
Sie duschte lauwarm und cremte sich dabei mit ihrer besonders sanften Seife ein. Dann trocknete sie sich ab und rieb sich mit einer Körperlotion ein. Sie befreite ihr üppiges Haar aus den engen Gummibändern und bürstete es kräftig durch. Sie überlegte, ob sie es offen lassen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Auch wenn die Sonne bereits hinter den Berggipfeln unterging, hieß das nicht, dass der Abend kühl sein würde. Sie fasste das Haar mit einer marineblauen Schleife zu einem Pferdeschwanz im Nacken zusammen. Die Fransen, die ihr Gesicht einrahmten, waren vom Duschen noch nass und kringelten sich hartnäckig auf ihrer feuchten Haut.
Wenn sie im Camp war, trug sie nie viel Make-up. Einige wenige vorwitzige Sommersprossen auf Nase und
Wangen akzentuierten ihren apricotfarbenen Teint und die rötlichen Strähnen in ihrem brünetten Haar. Sie verrieb etwas Cremerouge auf ihren Wangen und verteilte etwas Lipgloss mit Pfirsichgeschmack auf den Lippen. Noch etwas Mascara auf die Wimpern und fertig.
Kathleen schlüpfte in ihren seidenen Bikinislip, einen der wenigen weiblichen Luxusartikel, die sie sich im Sommer gönnte, und zog die marineblauen Uniformshorts drüber. Meistens tauschte sie zum Abendessen das Camp-T-Shirt gegen eine Bluse ein. Wie schön wäre es, sich mal wieder richtig schick zu machen, dachte sie wehmütig, während sie in ihre Tennissocken und -schuhe stieg.
Sie überquerte den Innenhof in Richtung Mensa, als es auch schon zum Essen läutete. Zu den Mahlzeiten trafen die Kinder immer rechtzeitig ein, und Kathy kam gleichzeitig mit ihnen bei der Tür an.
»Hallo, Kathy«, begrüßte sie einer der Betreuer. Mike Simpson war ein kräftiger Bursche, der kurz vor seinem Abschluss in Sporterziehung an der Universität in Arkansas stand. Seine mächtige Erscheinung täuschte über seinen lockeren Umgang und seine geduldig sanfte Art mit den Kindern hinweg. Er betreute sie in den wilderen Sportarten wie Fußball, Soft- und Volleyball.
»Hallo, Mike«, rief Kathy ihm über den Lärm hinweg zu, den die Kinder veranstalteten, während sie sich in der Schlange drängelten, bereit, die Mensa zu stürmen.
»Ich soll dir von den Harrisons ausrichten, du möchtest vor dem Essen doch bitte in ihr Büro kommen!«
»Okay, danke!«, rief Kathy ihm über die Schulter zu, während sie bereits die Stufen wieder hinunterlief.
Sie hörte noch, wie Mike hinter ihr sagte: »Sehr witzig, wirklich. Wer von euch hat mich gekniffen, na?« Seine Frage wurde mit schrillem Gekicher beantwortet.
Kathleen lächelte noch, als sie die Tür zur klimatisierten Hütte aufdrückte, in dem die Verwaltung von »Bergblick« untergebracht war.
»Kathleen, bist du das?«, hörte sie Edna rufen, als sie die Tür wieder hinter sich schloss.
»Ja.« Sie ging durch das Büro zu den Privaträumen der Harrisons.
»Komm rein, Liebes. Wir haben schon auf dich gewartet!«
Kathleen hatte inzwischen die Türschwelle erreicht und fand sich plötzlich Erik Gudjonsen gegenüber. Er hatte sich vom alten Sofa erhoben und stand mit dem Rücken zu den Harrisons.
»Kathleen Haley – Erik Gudjonsen«, stellte Edna sie vor. »Er ist von UBC und wird den Beitrag filmen. Erik, Kathleen gehört zu unserem Vorstand. Ohne sie könnten wir das Camp gar nicht führen.«
»Oh, ich habe Miss Haley bereits kennengelernt. Wir sind uns heute Nachmittag … über den Weg gelaufen.«
Kapitel 2
Am liebsten hätte Kathleen ihm eine Ohrfeige verpasst, so herausfordernd selbstgefällig war seine Miene, doch ihr fehlte der Mut dazu. Stattdessen sagte sie mit Rücksicht auf ihre Freunde: »Dann nochmals herzlich willkommen,
Mr. Gudjonsen.«
»Komm und setz dich zu uns, Kathleen«, forderte B. J. sie auf. »Mr. Gudjonsen hat soeben einige Fragen über unser Camp gestellt, und ich sagte ihm, dass du wohl am besten unser Konzept erläutern könntest. Wir gehen dann bald zum Essen.«
Da Edna und B. J. die beiden einzigen Sessel im Zimmer besetzten, blieb Kathleen nichts anderes übrig, als neben Erik auf dem Sofa Platz zu nehmen. Unbehaglich zupfte sie am Saum ihrer Shorts, als sie sich setzte.
»Wie war euer Tag, Edna, B. J.?«, fragte sie.
Die beiden waren für sie wie ihre eigenen Eltern. Mit fast sechzig waren sie noch rüstig und wohlauf. Die Liebe und Fürsorge, die sie den Waisen im Camp Sommer für Sommer entgegenbrachten, war bewundernswert.
Kathleen hatte B. J. und Edna immer als Einheit gesehen, und merkwürdigerweise ähnelten sie sich tatsächlich. Beide waren klein und gedrungen. Während Ednas Augen braun und die ihres Mannes grau waren, strahlten sie beide offenherzige Freundlichkeit aus. Sie hatten beide denselben
energischen Gang und dieselben begleitenden Gesten beim Sprechen.
Kathleen bezweifelte, dass die beiden jemals auch nur einen bösen Gedanken hegten, selbst über den verdorbensten Charakter nicht. In jedem und allem sahen sie etwas Gutes. Und wenn Kathleen es genau bedachte, war es gar nicht so verwunderlich, dass sich die beiden so ähnlich waren. Immerhin waren sie seit mehr als vierzig Jahren miteinander verheiratet.
»Wir hatten ein Leck in einem der Rohre in den Hütten. Ich hab’s repariert. Gut möglich, dass wir uns damit den Klempner gespart haben. Morgen werden wir’s wissen.« B. J. kicherte.
»Danke, mein Lieber.« Edna tätschelte sein Knie. »Morgen kannst du dich gleich an die Klimaanlage machen.«
»Sehen Sie, Erik?« B. J. breitete in einer hilflosen Geste die Hände aus. »Sie sind nie zufrieden …«
»Ach, du!«, schalt Edna ihn und stieß ihn sanft mit der Schulter an. Dann wandte sie sich wieder ihrem Gast zu, der die kleine Neckerei amüsiert beobachtet hatte. »Kathleen kam zum ersten Mal zu uns, als sie vierzehn war. Ich hoffe, es ist dir nicht unangenehm, Kathleen, aber ich glaube, Erik möchte bestimmt gerne deine Geschichte hören.« Sie blickte etwas nervös drein, doch Kathleens Lächeln beruhigte sie.
»Nein, gar nicht. Ich erzähle immer gerne von ›Bergblick‹.« Kathleen zwang sich, Erik anzusehen. Er war ihr auf dem engen Sofa unwillkommen nahe. Seine männliche Ausstrahlung jagte ihr kleine Schauer der Erregung über den Rücken.
»Als ich dreizehn war, kamen meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben. Ich hatte keine weiteren Verwandten und auch keine Geschwister. Freunde aus der Kirchengemeinde brachten mich in einem Waisenhaus in Atlanta unter. Es genoss den Ruf als eines der besten im Land. Aber ich, als wohlbehütetes Einzelkind, hatte große Probleme, mich anzupassen. Meine Leistungen in der Schule ließen stark nach, ich wurde bockig – kurz: ein echtes Biest.«
B. J. lachte, worauf Edna ihm einen bösen Blick zuwarf, der ihn verstummen ließ.
»Im Sommer darauf schickte mich das Waisenhaus hierher. Ich fand es grässlich wie alles andere zu der Zeit auch. Ich hatte das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden – von der ganzen Welt, von Gott. Doch dieser Sommer sollte mein ganzes Leben verändern.«
Ihre Stimme klang belegt bei der Erinnerung daran, und sie schaute nervös lächelnd zu den Harrisons. »B. J. und Edna ließen es nicht zu, dass mein Leben von Bitterkeit und Hass zerstört wurde. Sie schenkten mir Liebe zu einem Zeitpunkt, als ich alles andere als liebenswert war. Ich fing wieder an, mich wie ein Mensch aufzuführen und nicht mehr wie ein verwundetes Tier. Ich schulde ihnen so viel. Ich werde es nie zurückzahlen können.«
»Ach, du hast es uns schon tausendfach zurückgezahlt, Kathleen.« Edna sah gerührt zu Erik hinüber. »Sehen Sie, Mr. Gudjonsen, seit diesem Sommer ist Kathleen jedes Jahr zu uns ins Camp gekommen, bis sie zu alt dafür wurde. Als sie dann das College besuchte, haben wir sie gefragt, ob sie als Betreuerin kommen würde. Auf Grund ihrer eigenen Erfahrung kann sie sich besser als sonst jemand in die Kinder einfühlen. Als dann im Vorstand eine Position frei wurde, boten wir Kathleen den Platz an. Sie zögerte erst, aber wir bestanden darauf, dass sie annahm. Und sie hat uns nicht enttäuscht. Im letzten Jahr hat sie ganz allein das Geld für eine Klimaanlage in der Mensa und für zwei Basketballkörbe aufgebracht.«
Kathleen errötete angesichts des Lobes. Ihr Unbehagen steigerte sich noch, als sie bemerkte, dass Erik sie ansah.
Als er spürte, wie peinlich ihr das Ganze war, wandte er sich an seine Gastgeber: »Ich brenne darauf, mehr über Ihren Erfolg hier zu hören, aber ich gestehe, dass ich großen Hunger habe. Könnten wir unsere Unterhaltung nicht beim Essen fortsetzen?«
»Der Bursche gefällt mir!«, sagte B. J. fröhlich und erhob sich schenkelklatschend.
»Rechnen Sie nicht damit, dass wir uns beim Essen unterhalten können, Erik«, warnte Edna. Sie war dazu übergegangen, ihn beim Vornamen zu nennen. »Unsere Mensa ist für ernsthafte Gespräche denkbar ungeeignet.«
Er lachte, während er beiläufig Kathleens Arm nahm und mit ihr durch das Büro auf den Ausgang zuging. »Das macht nichts. Schließlich möchte ich die Stimmung und den Geist des Camps mitbekommen.«
»Oh, wenn es Ihnen um Geistreiches geht, dann sind Sie dort genau richtig.« B. J. lachte.
»Verstößt es gegen die Regeln, wenn ich die Kamera mitnehme?«, fragte Erik.
»Keineswegs«, erwiderte Edna. »Solange Sie bei uns sind, bestimmen Sie die Regeln.«
»Danke, Mrs. Harrison.«
»Edna«, korrigierte sie.
Mit dem Lächeln, das er ihr schenkte, hätte er sich glatt als männliches Fotomodell bewerben können. »Edna, ich gehe nur schnell zu meinem Wagen und komme dann in einer Minute nach. Halten Sie mir schon mal einen Platz frei, B. J.«
»Kathleen, begleite Erik doch, damit er uns auch findet.«
Kathleen wollte widersprechen, doch was konnte sie schon sagen, ohne undankbar zu erscheinen? Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, allein mit ihm zu sein, da er sie mit seinem umwerfenden Charme zu sehr an David Ross erinnerte. Vielleicht weckten aber auch Journalisten im Allgemeinen ihren Argwohn, wie er selber zuvor vermutet hatte. Bei »Bergblick« gab es keinen Ärger, das Programm des Camps war untadelhaft, und daher war Kathleens Misstrauen gegenüber möglichen Skandalverursachern nur verständlich.
»Nun beeilt euch mal ein bisschen, ihr zwei, sonst bekommt ihr nichts mehr vom Essen ab. Wir halten euch einen Platz frei«, sagte Edna.
Das ältere Paar ging Arm in Arm zur Mensa hinüber. »Wo steht Ihr Wagen?«, fragte Kathleen Erik.
»Bei meiner Hütte.«
Sie gingen den Pfad zu den für Besucher reservierten Hütten hinunter.
Es war nicht weit, aber als sie den Wagen schließlich erreichten, war Kathleen außer Atem wegen des schnellen Schritttempos. Erik schien zu spüren, wie unwohl ihr dabei war, mit ihm allein zu sein. Als er den Kofferraum öffnete, glaubte sie, ein Grinsen unter seinem Schnurrbart zu erkennen.
Er hob den Deckel eines schwarzen Plastikkastens und entnahm ihm ein Videoband, das er in die Kamera einlegte. Kathleen hatte noch nie eine der großen TV-Kameras gesehen und war fasziniert.
»Können Sie das tragen?«, fragte er und deutete auf einen langen, röhrenförmigen Koffer.
»Sicher.« Sie griff danach. Ihr Arm ruckte, als sie den Koffer anheben wollte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er so schwer sein würde.
»Was ist denn da drin?«
»Ein Stativ.«
»Das wiegt ja eine Tonne«, beschwerte sie sich.
»Ja, ich weiß, deshalb habe ich ja gefragt, ob Sie ihn tragen können.« Er zwinkerte. »Außerdem – niemand darf meine Kamera anfassen.«
Er schlug den Kofferraum fest zu, dann machten sie sich auf den Weg zum Speisesaal. Keiner von beiden sagte ein Wort. Kathleen wäre dazu auch kaum in der Lage gewesen, denn der Koffer mit dem Stativ war derart schwer, dass sie anfing zu schnaufen.
Galant hielt ihr Erik die Tür zur Mensa auf, aber sie bedachte ihn nur mit einem vernichtenden Blick, als sie sich mit ihrer schweren Last an ihm vorbeidrückte und hineinging. Der Radau von zweihundert lärmenden Kindern empfing sie.
»Da seid ihr ja endlich«, rief Edna ihnen zu. »Erik, am besten verstauen Sie Ihre Ausrüstung auf dem Podium, da wird niemand drangehen. Und holt euch schnell was zu essen und setzt euch zu uns an den Tisch. Hier hinten ist es ruhiger.«
Erik nahm Kathleen den Koffer ab und legte ihn zusammen mit der Kamera dort ab, wo Edna es empfohlen hatte.
»Wollen wir?« Erik rieb sich die Hände und nickte in Richtung der Schlange vor der Essensausgabe.
»Unbedingt«, antwortete Kathleen kühl. »Ich glaube, Sie werden überrascht sein. Das Essen ist sehr gut.«
»Mir ist alles recht. Ich habe heute nämlich noch nichts gegessen.«
»Achten Sie auf Ihre Figur?«, spöttelte sie, auch wenn sie sah, dass sich Erik Gudjonsen wohl nicht um Kalorien scheren musste.
Seine Augen funkelten, als er auf sie herabschaute. »Nein. Ich habe viel mehr Spaß daran, auf Ihre Figur zu achten.«
Sie biss sich auf die Unterlippe, weil sie ihm sonst ins Gesicht gesagt hätte, was sie von dieser sexistischen Bemerkung hielt. Dann machte sie ihn mit den Frauen bekannt, die die Küche des Camps führten; die meisten waren alt genug, um seine Mutter sein zu können, aber sie sonnten sich dennoch unter seinem überschwänglichen Lob, wie gut das Essen aussähe.
Mit ihrem Tablett in der Hand ließen sie sich von allem etwas drauftun. Kathleen wollte sich gerade etwas von dem Eistee nehmen, als Erik ihre Hand ergriff und schnupperte.
»Riechen Sie das auch? Pfirsiche!«
Pfirsiche? Meinte er etwa ihr Lipgloss? Sie widerstand dem Impuls, sich über die Lippen zu lecken. Er musterte eindringlich ihr Gesicht.
»Pfirsiche?«, tat sie ahnungslos. »Ach, da sind ja tatsächlich Pfirsiche. Unser heutiges Dessert«, stellte sie erleichtert fest.
Als sie sich triumphierend zu ihm umdrehte, musste sie feststellen, dass er sich mit ihrer Erklärung nicht so einfach zufriedengab. Sein freundlicher, taxierender Blick war beunruhigend, und sie zog mehrmals energisch, ehe er ihre Hand losließ.
»Wunderbar«, sagte er. »Ich liebe Pfirsiche.«
Kathleen vernahm seinen Ton mit Unbehagen, denn in ihm schwang eine Drohung.
Sie gesellten sich zu den übrigen Betreuern, die zusammen mit den Harrisons am hintersten Tisch saßen, außer Reichweite der Kinder. Erik wurde mit allen bekannt gemacht, und er entschuldigte sich gleich im Voraus, dass er in den ersten Tagen wohl nicht jeden Namen würde behalten können.
Er aß mit großem Appetit, beantwortete aber dabei höflich jede Frage, die ihm gestellt wurde. Kathleen fand die anderen Betreuerinnen übertrieben aufmerksam, aber Erik verhielt sich allen gegenüber gleichermaßen freundlich.
Ein echter Charmeur, dachte sie abfällig im Stillen.
»Erzählen Sie uns doch ein wenig von sich, Erik«, forderte B. J. ihn mit vollem Mund auf.
Erik zuckte nur die Achseln. »Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
»Ach kommen Sie, Erik, wir wissen doch, dass Sie ein Ass sind. Waren Sie nicht in Asien?«, fragte Edna.
»Das stimmt«, antwortete er. »Da hatte ich einige interessante Aufträge. Ich war auch in Saudi-Arabien während des Wüstensturms.«
»Sind Sie jemals in Lebensgefahr gewesen?«, fragte eine der jüngeren Betreuerinnen atemlos.
Er schmunzelte. »Ja, das ist schon mal vorgekommen. Aber meistens sind meine Aufträge nicht sonderlich gefährlich.«
Sosehr sie es auch versuchten, er ließ sich von niemandem eine abenteuerliche Geschichte entlocken, auch wenn er ganz sicher welche erlebt hatte. Edna hatte vor seiner Ankunft im Camp vom Sender erfahren, dass Erik Gudjonsen einer der begehrtesten Leute in der Branche war und zudem bekannt dafür, an jede Story mit menschlichem Interesse heranzugehen, ganz gleich, wie banal oder ungewöhnlich der Auftrag auch sein mochte.
Schließlich erhob sich Erik und entschuldigte sich. »Ich werde jetzt besser einige Aufnahmen machen, ehe unsere kleinen Hauptdarsteller zu unruhig werden«, sagte er und zeigte auf die Kinder.
»Gute Idee«, pflichtete ihm B. J. bei. »Können wir Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Nein, tun Sie einfach das, was Sie sonst auch tun würden. Ich hoffe wirklich, dass ich die Aufmerksamkeit der Kinder nicht auf mich ziehe. Ich möchte, dass sie sich so geben wie jetzt. Aber ich könnte die Unterstützung meiner fähigen Gehilfin hier gebrauchen.«
Kathleen merkte erst, dass sie damit gemeint war, als alle am Tisch verstummten. Sie schaute zu ihm auf. »Ich?«, fragte sie erstaunt.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht. Immerhin sind Sie mit meiner Ausrüstung vertraut.«
»Aber ich habe doch nur …«
»Bitte, Kathleen«, unterbrach er sie. »Jetzt ist der günstigste Augenblick.«
Sie schaute in die erwartungsvollen Gesichter und erkannte, dass ihr keine andere Wahl blieb.
»Was haben Sie vor?«, fragte sie leise, als sie zusammen mit Erik durch den Speisesaal ging. »Ich kenne mich doch damit überhaupt nicht aus.«
»Mag sein, aber ich brauche Sie trotzdem.«
»Wozu?«
Sie hatten das schmale Podium erreicht, das B. J. benutzte, wenn er etwas Wichtiges mitzuteilen hatte. Erik nahm seine Kamera, setzte sie auf die rechte Schulter und schaute durch den Sucher. Kathleen bemerkte, dass er das andere Auge dabei nicht zukniff. Das war sicher nicht ganz einfach, dachte sie. Wie konnte er sich so auf das Bild konzentrieren?
»Stehen Sie bitte mal still«, sagte er und richtete die Kamera auf sie.
Entgeistert stellte sie fest, dass das Objektiv direkt auf ihre Brüste zielte.
»Was …?« Erschrocken wich sie einen Schritt zurück.
»Ich sagte, Sie sollen stillstehen.« Er langte mit der freien Hand nach ihr und zog sie wieder dicht heran.
»Würden Sie das bitte lassen? Sie mögen das ja vielleicht lustig finden, aber ich ganz sicher nicht.«
Er schaute hinter dem Sucher hervor und sah sie mit verärgerter Miene an. »Ich benutze Ihre weiße Bluse nur für die Einstellung des Farbkontrastes. Ich meine es nicht anzüglich.«
»Und warum machen Sie das nicht mit einem Tischtuch?«
Sein Mundwinkel verzog sich zu einem sardonischen Grinsen. »Ich habe versprochen, nicht anzüglich zu sein, aber ich bin auch nicht blöd.«
Kathleen schob sich an ihm vorbei und kehrte zum Tisch zurück. Als sie sich wieder auf ihren Platz gesetzt hatte, wandte sich B. J. ihr zu. »Alles klar? Nimmt Erik jetzt auf?«
»Ich glaube schon«, murmelte sie und biss sich auf die Zunge, damit ihr nicht entfuhr, dass es ihr völlig egal war, was dieser Mr. Gudjonsen tat.
Während der nächsten halben Stunde plauderte sie mit den anderen, behielt aber Erik neugierig im Auge, der es trotz seiner imposanten Gestalt schaffte, nahezu unsichtbar zu bleiben, als er zwischen den Tischen der Kinder hindurchging und sie bei ihren Mätzchen und Spielchen aufnahm. Schließlich pfiff er laut, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Seine Stimme dröhnte durch den Speisesaal. »Ich heiße Erik. Sagt mal, hat von euch jemand Lust, ins Fernsehen zu kommen?«
Die Antwort war ohrenbetäubend. Kathleen sah ein wenig schadenfroh, wie er von einer wilden Kinderschar umringt wurde. Aber wie alles andere auch schaffte er es mit Bravour, die Kleinen zu bändigen.
Weitere dreißig Minuten ließ er die Kinder ihre Faxen und Kunststücke vor der Kamera aufführen, dann bedankte er sich, legte die Kamera wieder auf dem Podium ab und schlenderte zum Tisch zurück, sich den Schweiß von der Stirn wischend.
Edna lachte. »Also entweder sind Sie ein Heiliger oder ein
Masochist. Warum haben Sie sich dieser Tortur ausgesetzt?«
»Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es nichts gibt, was Menschen mehr verunsichert als eine Kamera. Da fangen selbst die Redegewandtesten plötzlich an zu stottern. Deshalb habe ich mir gedacht, ich lasse sie ein bisschen vor der Kamera herumalbern, damit sie die Scheu verlieren. Morgen Abend zeige ich ihnen die Aufnahmen auf dem Monitor. Dann hat sich die Aufregung hoffentlich wieder gelegt, und sie beachten mich nicht weiter. Das ist die einzige Möglichkeit, ungezwungene Aufnahmen zu kriegen.«
»Sie haben Ihren Beruf verfehlt, mein Junge«, sagte B. J. »Sie hätten Kinderpsychologe werden sollen.«
Die Abendglocke ertönte, und die Kinder begannen zu nörgeln und um weitere fünfzehn Minuten zu betteln. Aber sie wussten, dass es zwecklos war, und ließen sich ohne großen Protest zu ihren Hütten bringen.
Die Betreuerinnen und Betreuer vergewisserten sich, dass alle in den Betten waren. Kathleen war auf Grund ihrer Position von dieser allabendlichen Pflicht ausgenommen. Nun saßen nur noch sie, die Harrisons und Erik am Tisch.
»Erik, morgen geht es früh aus den Federn«, warnte ihn Edna vor. »Frühstück um halb sieben.«
»Fein. Meinen Sie, eine der Ladys aus der Küche wäre so nett, mir morgen früh eine Thermoskanne mit Kaffee zu machen? Ich würde die gern mitnehmen.«
»Sicher«, meinte B. J. »Wie mögen Sie ihn?«
Erik lächelte breit. »Pechschwarz und heiß wie die Hölle.«
B. J. schlug ihm auf die Schulter und lachte. »Sie gefallen mir immer besser, mein Junge. Komm, Liebling, ich bin müde.«
Edna erhob sich. »Kathleen, ich vertraue dir unseren Besuch an. Schließlich kennt sich niemand im Camp besser aus als du. Er wird deine Gruppe die nächsten paar Tage begleiten und euch dabei filmen. Einverstanden?«
Eine gespannte Stille breitete sich aus, in der nur das Zirpen der Grillen zu hören war. Kathleen war alles andere als begeistert; weder davon, von einer Kamera beobachtet zu werden, noch von dem Mann hinter dieser Kamera.
»Kathleen?« Edna klang besorgt.
»Ja sicher, einverstanden. Ich habe nur gerade gedacht … äh … was wir Interessantes unternehmen können.«
»Da habe ich schon einige Ideen«, sagte Erik. »Ich hab’ da mal ein lockeres Skript geschrieben. Es ist im Wagen. Wenn Sie noch mal mitkommen, kann ich es Ihnen geben, und Sie können es sich heute Abend ansehen. Morgen früh können wir dann darüber sprechen.«
»Hervorragend«, meinte B. J. »Und jetzt entschuldigt uns alte Herrschaften. Wir werden uns aufs Ohr legen. Edna?«
»Bin schon da. Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, antworteten Kathleen und Erik einstimmig.
Das Paar wurde von der fast undurchdringlichen Dunkelheit der Nacht verschluckt. Hier oben auf dem Berg erleuchteten keine Lichter der Stadt, sondern nur der endlose Himmel mit der funkelnden Sternenpracht die Nacht.
Kathleen schäumte innerlich vor Wut, aber sie wollte Erik Gudjonsen nicht merken lassen, wie sehr er sie aus der Fassung brachte. Sie begleitete ihn sicheren Schrittes in der Dunkelheit zu seinem Wagen und musste ein Kichern unterdrücken, als er sich den Kopf an einem herabhängenden Ast stieß.
Er trug sowohl die Kamera als auch den Koffer, aber das schien ihm nichts auszumachen. Wart’s nur ab, dachte Kathleen im Stillen, warte, bis ich loslege! Dann wird sich zeigen, wer Mumm hat!
»Lassen Sie mich die Tür aufmachen«, sagte er. »Dann haben wir Licht.« Er öffnete die Beifahrertür. »Das Skript müsste irgendwo hier hinten sein.« Er öffnete auch die Heckklappe, beugte sich vor und verstaute die Kamera und den Koffer mit außergewöhnlicher Behutsamkeit.
Dann richtete er sich wieder auf und wandte sich zu Kathleen um. Ehe sie seine Absicht erahnte, hatte er ihr die Hände auf den Rücken gelegt und sie an sich gezogen. Er neigte den Kopf und fuhr ihr mit der Zunge leicht über die Oberlippe. Dann küsste er sie plötzlich und hart.
Kathleen war entsetzt. »Was erlauben Sie sich?«
»Ist das nicht deutlich genug gewesen?«
»Das finde ich nicht lustig. Mr. Gudjonsen. Und damit Sie’s wissen: Ich habe kein Interesse. Wenn Ihr Film nicht so wichtig für das Camp wäre, würde ich jetzt dafür sorgen, dass Sie schleunigst wieder von hier verschwinden. Aber so bin ich leider gezwungen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
»Hab’ ich’s mir doch gedacht. Pfirsich!«
»Wo ist jetzt das verdammte Skript?«
»Das existiert gar nicht. Ich habe Sie nur in den dunklen Wald locken wollen.«
Kathleen kehrte ihm den Rücken zu und stolzierte davon.
Wie eine höhnische Herausforderung – oder ein süßes Versprechen – rief er ihr nach: »Bis morgen früh, Kathleen.«