Inhalt

Anfahrt

Einleitung

Tour 1 Picknickspaziergang

Tour 2 Von Preußenbäumen, Grachten, dem Aachener Landgraben und einem Flugzeugabsturz am Dreiländereck

Tour 3 Auf den Spuren von Clermonts

Tour 4 Auf den Spuren der Mittwochspilger nach Moresnet-Chapelle

Tour 5 Auf den Spuren der Püngler Neutral-Moresnet oder das Vierländereck

Tour 6 Vom Dreiländereck über Mulleklenkes zum Entenpfuhl

Tour 7 Vom Dreiländereck nach Vaals

Tour 8 Wanderung durch vier Waldgebiete

Tour 9 Auf den Spuren der Geusen

Tour 10 Vom Dreiländereck nach Gemmenich

Tour 11 Kronprinzenrast, Van-Halfern-Park und alter Landgraben am Hasselholzer Weg

Tour 12 Dreiländereck, Schneeberg, Lemiers und Holset

Tour 13 Kurze Kennenlernroute ums Dreiländereck

Tour 14 Lustwandeln am Vaalser Berg

Bildnachweis

Petra Vanderheiden-Berndt

Wandern rund um den Dreiländerpunkt

14 Touren von 3-16 km

Meyer & Meyer Verlag

Wandern rund um den Dreiländerpunkt

14 Touren von 3-16 km

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2011 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

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eISBN: 9783840326639

E-Mail: verlag@m-m-sports.com

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Anfahrt

Vom Stadtzentrum in Aachen fahren wir über die Vaalser Straße in Richtung niederländische Grenze. Wir bleiben auf dieser Straße (N 278) und biegen am zweiten Kreisverkehr links ab. Es geht aufwärts. Rechts liegt die Freizeitanlage „Landal-Hoog Vaals“. Wir fahren weiter bergan, bis in einer Linkskurve ein Schild Richtung Labyrinth und Dreiländereck zeigt. Dem Schild folgend, fahren wir die Serpentinen hoch, vorbei am Ausflugslokal „De Wilhelminatoren“ bis zum Café „De Bokkerijder“. Hinter „De Bokkerijder“ befinden sich mehrere, von einem Schlagbaum gesicherte, große Parkplätze, die Parkgebühr für den ganzen Tag beträgt 2,- €. Ausgangspunkt der Wanderungen ist entweder die Taverne „De Grenssteen” in unmittelbarer Nähe des Dreiländerturms oder sie starten bei den Ausflugslokalen „De Wilhelminatoren” und „De Bokkerijder”.

Blick vom Baudouinturm

Einleitung

Wenn Sie diesen Wanderführer in Händen halten, haben Sie wahrscheinlich vor, einer von einer Million Besucher zu werden, die jedes Jahr auf der höchsten Erhebung der Niederlande die Grenzsteine besichtigen, die keine Grenzen mehr markieren.

Mit diesem Buch haben Sie die Gelegenheit, den Vaalser Berg und das Umland auf Schusters Rappen abseits der Autostraßen zu erkunden und viel Wissenswertes über die jahrhundertealten Beziehungen zwischen Belgiern, Deutschen und Niederländern zu erfahren.

Für Spaziergänger oder Familien mit Kindern (die erfahrungsgemäß weniger Freude am Wandern haben), finden sich hier Kurzwanderungen mit einer Länge von ca. 3 km.

Die Entdeckerstationen der Grenzrouten (ein Projekt der EuRegionale 2008 in Kooperation mit Belgien, Deutschland und den Niederlanden) bringen Abwechslung und auch das Suchen der Grenzsteine lenkt die Kleinen von den „Strapazen” ab.

Aber auch der ambitionierte Weitwanderer kommt auf den bis zu 16 km langen Strecken voll auf seine Kosten.

Ein Tag in der Natur ist Balsam für die Seele und Erholung pur.

Die meisten Wanderungen führen über Feldwege, durch den Wald oder am Göhlufer vorbei. Autostraßen werden, wenn überhaupt, nur kurz gestreift.

Die ausführliche Beschreibung und die detaillierten Karten am Ende jeder Wanderbeschreibung machen es fast unmöglich, sich zu verlaufen.

Wenn Sie zur Gruppe der ambitionierten Wanderer gehören und auch mal eine der Touren abändern oder verlängern möchten, so empfehle ich die Sjpatsierkaart Süd-Ost Limburg Aachener Wald, Région Frontalière Belge, die man in der Mayerschen Buchhandlung in Aachen und im Café „De Bokkerijder” erwerben kann.

Auf dieser Karte sind auch die Nummern und Standorte der deutsch-belgischen und der belgisch-niederländischen Grenzsteine vermerkt.

Die Grenzrouten Broschüre, die Sie ebenfalls in der Mayerschen Buchhandlung oder im Souvenirladen am Baudouinturm für 2,- € erwerben können, ist ebenfalls sehr detailliert und Sie erhalten damit sieben weitere Routen.

Außerdem sind 10 der beschriebenen Touren auf der Karte Vaalser Berg eingezeichnet, die Sie bei allen Cafés am Dreiländereck erhalten.

Nach einem ausgedehnten Spaziergang lässt man den Tag am besten in einer der vier Einkehrmöglichkeiten auf dem Vaalser Berg ausklingen. Jedes der Cafés besitzt sein ganz eigenes Flair:

„De Bokkerijder” bietet von seiner Sonnenterrasse einen traumhaften Blick über Aachen bis weit hinter Weisweiler.

Von „De Wilhelminatoren” schauen Sie kilometerweit über das Königreich der Niederlande.

Im Café am Baudouinturm sitzen Sie ums offene Feuer und genießen den Blick über Ostbelgien.

In der gemütlichen Taverne „De Grenssteen” fühlen wir uns am großen offenen Kamin in die Zeit der illegalen Schnapsbrennereien und Schmuggler zurückversetzt.

Auch entlang der Wanderstrecke verführt uns das eine oder andere Café zum Verschnaufen.

Eine geschichtsträchtige Zeit kennzeichnet den Vaalser Berg, rund um das Dreiländereck Belgien-Deutschland-Niederlande. Im Laufe der 14 Wanderungen werden wir so manche Zeitzeugen finden und selbst Einheimische werden hoffentlich einiges erfahren, was ihnen bisher noch nicht bekannt war.

Von Schmugglern, Dreiländereck, Baudouinturm und Labyrinth hat wahrscheinlich schon jeder etwas gehört, aber wussten Sie beispielsweise von dem Flugfeld, das bis 1926 in der Nähe des Dreiländerecks bestand?

Oder kennen Sie die einzigartige Geschichte um das weltweit einzige Vierländereck, welches von 1839-1919 existierte?

Wissen Sie, wo die jahrtausendealten Grachten und Hügelgräber, die Adler-, Burgunder- und Neutral-Moresneter-Grenzsteine zu finden sind?

Was bedeuten Preus- und Königswald?

Wer stand eher? Der Baudouinturm auf belgischer Seite oder der niederländische Wilhelminatorenturm?

Ist der Vaalser Berg wirklich die höchste Erhebung der Niederlande?

„Wann geht es denn nun endlich los?“, fragt Bine vom Brombacher Berg, die Norwich-Terrier-Hündin, erwartungsvoll.

All das und vieles mehr erfahren Sie, wenn Sie die 14 Touren nachwandern.

In der nachfolgenden Einleitung werden geschichtliche Sachverhalte und Sehenswürdigkeiten am Wegesrand erläutert. In den Wanderbeschreibungen sind die Begriffe, zu denen es Erläuterungen in der Einleitung gibt, im Text kursiv gesetzt.

Auf der Internetseite www.wanderninsuedlimburg haben Sie die Möglichkeit, sich die kml-Dateien von allen Touren herunterzuladen und sich die Strecken mit Google Earth anzuschauen.

Übrigens! Wer sich für die Geschichte des Vierländerecks interessiert, sollte es nicht versäumen, sich das Göhlmuseum in Kelmis anzuschauen. In Tour 5 laufen wir unmittelbar an dem in einer ehemaligen Herrenvilla untergebrachten Museum vorbei. Geöffnet ist mittwochs und sonntags und auf Anfrage. Mit 2,- € ist der Eintritt durchaus erschwinglich (s. Hier).

Und nun heißt es: „Wanderschuhe geschnürt und los geht’s!”

Aachener Reich, Adlersteine und Landgraben

Zwischen dem 12. und 14. Jh. bildete sich das Aachener Reich. Die Stadt Aachen selbst wurde von zwei Stadtmauern vor Feinden geschützt.

Die Grenzen des Aachener Reiches waren mit dem äußeren Landgraben (auch als Aachener Landwehr bezeichnet) gesichert.

Er bestand aus einem 4 m hohen Hauptwall sowie zwei kleineren, etwa 1,20 m hohen Nebenwällen, zwischen denen ein 2-4 m tiefer Graben verlief. Die Wallkrone wurde mit Buchen bepflanzt, die regelmäßig „geköpft” wurden, sodass sie seitlich ausschlugen und ein regelrechtes Dickicht bildeten. Die Durchlässe waren mit Schranken versehen, den sogenannten Grindeln. Dieser Graben wurde an strategischen Stellen mit acht Türmchen versehen, die untereinander und mit dem „Langen Turm” in der Innenstadt in Blickkontakt standen. So konnte rechtzeitig mit Rauch- oder Lichtzeichen bzw. Böllerschüssen vor Feinden gewarnt werden. Es existieren noch fünf dieser Türme (Alt-Linzenshäuschen, Gut Türmchen (bzw. Türmchen Beeck), Haus Hirsch, Adamshäuschen und die Orsbacher Burg). Im Rahmen von Tour 7, 9 und 10 laufen wir an Türmchen Beeck vorbei. Sie wurden von den örtlichen Förstern bewohnt.

Buchen am Landgraben bei Köpfchen

Adlerstein

Der Stadtwald im Süden des Landes wurde zusätzlich mit einem inneren Landgraben gesichert, um einerseits den Holzdieben ihr Werk zu erschweren, aber auch, um den Vieheintrieb in den Wald zu kontrollieren.

Der Wall des äußeren Landgrabens ist weitgehend erhalten, die Gräben sind jedoch meist zugeschüttet. Der innere Landgraben ist in Abschnitten erhalten.

Einen besonders schönen Abschnitt des inneren Landgrabens können wir beispielsweise im Friedrichswald während Tour 11 am Hasselholzer Weg betrachten.

Zu Beginn des 17. Jh. wurde der Grenzverlauf zusätzlich mit den sogenannten Adlersteinen markiert. Sie trugen das Aachener Wappentier, den Adler. Von den 138 gesetzten Steinen sind noch einige heute vorhanden. Wir begegnen ihnen auf den Wanderungen 2, 6, 7, 9, 11, 14 und 15 (Kleng Wach, Nähe Café „De Wilhelminatoren”, am äußeren Landgraben, Ecke Moresneter Weg).

Als Folge der Französischen Revolution im Jahre 1794 wurde das Aachener Reich mitsamt dem linken Rheinufer mit Frankreich vereint und der Landgraben verlor daraufhin seine Bedeutung.

Die Bäume wurden zwar noch etwa 100 Jahre beschnitten, dann aber sich selbst überlassen und haben bizarre Formen gebildet: sehr schön zu sehen im Rahmen von Tour 11 am Hasselholzer Weg.

Turm ab 1970

Turm ab 1994

Baudouinturm

Dieser Turm verdankt seinem Namen dem belgischen König. Schon 1970 konnte man einen 35 m hohen Turm, der aus den Resten einer alten französischen Radaranlage gebaut wurde, am Dreiländereck besteigen. 1984 wurde der Turm von einem privaten Radiosender (Telstar) benutzt. Da die ganze Konstruktion bei Wind ziemlich schwankte, entschloss man sich, einen neuen Turm zu bauen, der im Juli 1994 feierlich eröffnet wurde.

Das rote Rechteck markiert die Grenze des Königswaldes mit Burgundersteinen, das schwarze Dreieck die Grenze Neutral-Moresnets.

Der 50 m hohe Turm wiegt 240 Tonnen. Von den beiden Plattformen in 38 bzw. 42 m Höhe (die man auch mit einem Lift erreichen kann) erwartet den Besucher ein grandioser Blick über

Burgunderlinie, Burgundersteine und Königsforst

Es war einmal . . .

Im 12. Jh. wurden der Pfalz Karls des Großen die Stadtrechte verliehen. Der Begriff „Aachener Reich” setzte sich durch. Das Aachener Reich bildete sich zwischen dem 12. und 14. Jh. und grenzte im Westen an das Herzogtum Limburg (in späteren Jahrhunderten an das Königreich Spanien und die Österreichischen Niederlande), im Norden und Osten an das Herzogtum Jülich und im Süden an das Gebiet der Reichsabtei Burtscheid. Zwischen dem Aachener Reich und dem Herzogtum Limburg gab es ständig Streit um den forstwirtschaftlich sehr interessanten Wald. Um den Streitigkeiten ein Ende zu bereiten, schloss die Reichsstadt Aachen mit der Brüsseler Regierung einen Vertrag, welcher die bis dahin gemeinsam genutzten Waldflächen regelte.

Stein aus der Franzosenzeit Ende 18. Jh.

Stein mit goldenem Vlies von 1615

Die sogenannte Burgunderlinie bildete fortan die Abgrenzung zwischen dem Königlichen Wald und dem Gemeindewald (Bank Montzen).

Sie grenzt demnach kein Land ab, sondern begrenzt die Waldnutzung. Die 230 Hektar große Fläche wird auch heute noch als Königsforst bezeichnet. Er befindet sich im Preuswald, der seinen Namen nicht vom Königreich Preußen herleitet, sondern vielmehr Grenzwald bedeutet (Preuse = Einfassung, Grenze).

Stein mit dem Andreaskreuz von 1724

Der Königsweg, den wir auf den Wanderungen mehrfach beschreiten, führt quer durch den Königsforst.

Entlang der Burgunderlinie finden wir noch heute die Steine (sogenannte Burgundersteine), die von der Herrschaft der Habsburger zeugen (Tour 4, 6 und 13).

Die Inschriften der Steine sind übrigens fast immer dem Königsforst zugewandt.

Dreiländerpunkt (siehe Vaalser Berg)

Gemmenicher Tunnel

Dieser Tunnel wird von den Belgiern auch als Botzelaertunnel bezeichnet.

Dieser 870 m lange Tunnel wurde 1872 errichtet, ist zweigleisig und führt unter dem Vaalser Berg durch. Er dient dem Güterverkehr vom Aachener Westbahnhof zum belgische Güterbahnhof Montzen und darüber hinaus bis nach Lüttich. Die Grenze verläuft in der Mitte des Tunnels. Der Tunnel wurde auch als Schmugglerroute benutzt.

Botzelaertunnel

Geusenweg

Diesen jahrhundertealten Weg erkunden wir auf den Touren 9 und 10. Der Geusenweg diente den religiös verfolgten Protestanten (Geusen genannt) zwischen dem 16. und 18. Jh. als versteckter Weg, um den Gottesdienst im niederländischen Vaals (Frans Waalse Kerk, siehe Tour 7) zu besuchen.

Im streng katholischen Bistum Limburg war es ihnen nicht erlaubt, ihre Religion auszuüben.

Von Eupen bzw. Altenberg (ehemaliges Kelmis) durch den dunklen Königswald über den Geusenweg bis nach Vaals legten sie teilweise bis zu 20 km zurück.

Später wurde der Weg von Schmugglern und den Arbeitern, die in den Galmeigruben in Plombières (Bleiberg) arbeiteten, genutzt.

Bei Grenzstein 1026 und dem Drehkreuz saßen im Mittelalter bettelnd die Leprakranken mit ihrer Rassel weit vor den Toren der Stadt.

Neben dem Geusenweg finden wir Grenzsteine mit der Inschrift AV, es handelt sich hierbei um Grenzsteine der Armenverwaltung von Gut Reinartzkehl (der Name leitet sich vom Besitzer Reinartz ab und Kehle bedeutet Vertiefung, das Gut lag in einer Senke zwischen den Wäldern). Gut Reinartzkehl wurde schon im 14. Jh. erwähnt. Es gehörte der Armenverwaltung, die den Besitz 1930 an Privatbesitzer veräußerte. Heute wird das Gut als Reiterhof betrieben.

Der Grundbesitz wurde mit dem Bau der Eisenbahnlinie nach Belgien durchschnitten. Eine Unterführung (Tour 11) erlaubt es, die Wiesen auf der anderen Seite der Bahn zu erreichen.

Der Geusenweg und Gut Reinartzkehl waren bzw. sind über einen Hohlweg verbunden, der nach dem Zweiten Weltkrieg rege als Schmugglerweg benutzt wurde und dadurch als Kaffeegasse bekannt wurde.

Die Verlängerung des Geusenwegs (ab Grenzstein 1026) in Richtung Königsweg wird als Maladengraben bezeichnet.

Geul, Göhl, Gueulle

Die Göhl ist der Fluss, der uns auf einigen Wanderungen begleitet.

Sie entspringt im belgischen Lichtenbusch (im deutschsprachigen Teil wird er dort als Göhl bezeichnet, im französischsprachigen Teil Belgiens als Gueulle), überquert nach 20 km die Grenze zu den Niederlanden und fließt hier als Geul noch 58 km, bis sie in die Maas mündet (Anmerkung: Die Wanderungen entlang der Göhl verlaufen zwar auf französischsprachigem belgischem Territorium, ich verwende aber die geläufige deutsche Bezeichnung Göhl).

Die Quelle der Göhl befindet sich im Keller eines Hauses im belgischen Grenzort Lichtenbusch. Es ist schon beeindruckend, dass dieser Fluss, dessen Namen man unmittelbar mit Südlimburg in Verbindung bringt und der das Landschaftsbild so sehr prägt, kaum beachtet und unspektakulär im Keller eines Einfamilienhauses entspringt.

Die Göhl hat noch zwei weitere Zuflüsse: Bei Wijlre kommt der rein niederländische Fluß Eyserbeek hinzu. Bei Wittem vereinigt sich die Göhl mit dem Selzerbeek, der aus Deutschland kommt und unterhalb des Schneebergwegs verläuft. Auf deutscher Seite wird er als Senserbach bezeichnet.

Bine fühlt sich am Wasser in ihrem Element.

Moresneter Bittweg

1863 gründete ein blinder Pilger eine Wallfahrtsgruppe, die seither jeden Mittwoch gegen halb 11 Uhr die rund 8 km vom Aachener Elisabethenkloster am Preusweg nach Moresnet pilgert.

Entlang des Weges finden wir zahlreiche Weg- und Gedenkkreuze, die meist von Pilgern aufgestellt wurden. Einige stammen auch von Angehörigen der Pilger, die auf diesem Weg ihr Leben ließen: so Helene Sommer und Therese Göttgens.

Diese Strecke ist übrigens auch Teil der europäischen Jakobspilgerwege nach Santiago de Compostela. Das gelbe Symbol auf blauem Grund finden wir an einigen Baumstämmen.

Seinen Anfang nahm die Geschichte des Bittwegs allerdings schon im 18. Jh. Der 1741 geborene Peter Arnold litt nach einem Erdbeben unter Fallsucht (= Epilepsie).

Er verehrte die Gottesmutter Maria, aber auch eine Heiligtumsfahrt nach Aachen brachte keine Linderung.

Der gottesfürchtige Junge ließ sich von einer Botenfrau aus Aachen eine Marienstatue mitbringen und brachte diese im Wald an einer Eiche an, um ungestört zu beten. Wie durch ein Wunder wurde er geheilt.

Seine Heilung verbreitete sich schnell und lockte viele Gläubige in die Gegend. Als 1771 und 1779 zwei Viehseuchen plötzlich abgewendet wurden, begannen die öffentlichen Wallfahrten zu „Unserer lieben Frau von Moresnet”.

Peter Arnold starb übrigens 1801 bei der Rückkehr von einer Wallfahrt.

Die Wallfahrer wurden indess immer zahlreicher und 1823 baute man eine steinerne Kapelle.

1829 gab es die erste kirchlich organisierte Wallfahrt von der Aachener Kirche St. Jakob aus.

Marienstatue von Peter Arnold

Im Innern der Wallfahrtskirche finden wir an der Stelle, wo die Eiche stand, eine Steinplatte mit der Aufschrift: Hier stand die Eiche mit dem Gnadenbilde vom Jahre 1750.

In Moresnet siedelten sich inzwischen die Franziskaner an und machten es sich zur Aufgabe, die Pilger zu betreuen.

1895 fassten die Mönche den Entschluss, eine Kreuzweganlage mit 14 Stationen zu bauen. Seit ihrer Fertigstellung zählt die parkähnliche Kreuzweganlage zu den schönsten Europas.

Der Bittweg wurde auch von Schmugglern „missbraucht” (siehe dort).

Die Platte erinnert an den Standort der Eiche.

Mulleklenkes

Der Fernmeldeturm wurde 1984 von der Deutschen Bundespost in Betrieb genommen und gehört heute der Telekom. Auf seinen vier Plattformen bietet er Platz für 20 Richtfunkantennen.

Einem Preisausschreiben verdankt der Fernmeldeturm seinem Namen Mulleklenkes.

Für Nicht-Aachener hier die Erläuterung des Wortes, weil es dem Aachener Platt, also der Heimatsprache, entstammt:

Wenn Aachener einander in der Fremde erkennen wollen, strecke sie den kleinen Finger einer Hand senkrecht in die Luft. Diesen Finger nennen die Aachener Klenkes. Der hat aber aufgerichtet sehr viel Ähnlichkeit mit einem Turm. Mullen bedeutet nichts anderes als reden, schwätzen, und genau das spielt sich ja auf einem Fernmeldeturm ab.

Neutral-Moresnet und der Vierländerpunkt

Mit dem Sturz Napoleons war die Franzosenzeit vorbei und 1815 wurden auf dem Wiener Kongress die Staatsgrenzen Europas neu definiert.

Auch die Grenze zwischen Preußen und dem Königreich der Niederlande war betroffen. Belgien gab es damals noch nicht und das Gebiet wurde größtenteils an die Niederlande angegliedert.

Nur um das Gebiet um den Altenberg (das heutige Kelmis-La Calamine) gab es Unstimmigkeiten.

Auf Grund der bedeutenden Galmeivorkommen beanspruchten sowohl Preußen als auch die Niederlande dieses Gebiet.

1816 (Wiener Kongress) fand man einen Kompromiss und stellte das Gebiet unter gemeinsame Verwaltung; es wurde praktisch neutralisiert und als Neutral-Moresnet bezeichnet.

Die Grenzen wurden mit dem Lineal gezogen und das 344 Hektar große Gebiet glich einem Tortenstück (das ist übrigens auch gut zu erkennen, wenn Sie sich in Google eine Luftaufnahme des Vaalser Berges anschauen).