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2. Auflage
© 2015 Volker Griese
Alle Rechte vorbehalten
Satz u. Einbandgrafik:Volker Griese
Titelbild nach einer Zeichnung von Karl Bauer
Frontispiz: Gustav Frenssen um 1909
Herstellung u. Verlag: BOD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7386-7613-6
Ich las heute Nacht und dann noch einmal gegen Morgen sehr viel vor. ›Die Brüder‹ von Frenssen […]
Victor Klemperer, 11. Dezember 1942
Ich für meine Person las viel, und zwar Bücher, die ich mir aus der früheren Anstaltsbibliothek besorgte, beispielsweise: Frenssens: ›Jörn Uhl‹
Walter Kempowski
Wahr ist an einer Geschichte immer das, was der Zuhörer glaubt.
Hermann Hesse
»Es soll ein Dichter nicht mit den Fürsten gehen, auch nicht mit dem Volk, sondern er soll allein gehen.« (›Grübeleien‹) — Einige Zeitgenossen sahen in Gustav Frenssen einen Naturalisten, der das oft etwas mitleidig belächelte Gebiet der Heimatdichtung zur literarischen Größe emporgeführt hat, der gekonnt Predigt und Erzählung zu einer neuen Gattung zusammenschweißte, der Landschaften, Begebenheiten, Menschenschicksale voll Bildkraft, Bildfülle und Wärme veranschaulichen konnte. Einzelnen galt er schlicht als Kulturkonservativer und Verkünder der Anti-Moderne. Wieder einige vermeinten in ihm nur einen naiven, an der Marlitt geschulten Poeten, einen Manieristen voll falschen Scheins, kurz, eine abzutuende »Tagesberühmtheit« zu erkennen. Dass er sich von den Nationalsozialisten nach deren Machtübernahme 1933 flugs auf den ihm dargebotenen Schild heben und auch selbst die Fahne kräftig mit deren Propagandawind wehen ließ – und sich nicht an seinen eigenen, vorangestellten Spruch hielt –, dies machte ihn wiederum für andere gleich als Wegbereiter des Ganzen verantwortlich.
Frenssen zählt mit einer Auflagenhöhe von rund 3 Millionen Exemplaren in Deutschland und mit Übersetzungen in 16 Sprachen zu den erfolgreichsten deutschen Schriftstellern in der ersten Hälfte des 20. Jh. Im Ausland galt er viele Jahre als einer der hervorragenden Vertreter der neuen deutschen Literatur, der äußerst geschickt politische Themen der Zeit (u.a. Kolonialkrieg, Weltkrieg, Ruhrbesetzung, Höfesterben) und gesellschaftliche Strömungen (liberalerer Umgang mit der Sexualität, freigeistiges Christentum) aufnahm und sie, trotz gelegentlicher trivialer Sprachklischees und deren Versatzstücke, mit einem wesentlich modulierenderen zum Teil gar innovativen Sprachduktus zu beschreiben verstand. Im Kontext der zeitgleich entstandenen Trivial-/Unterhaltungsromane und der ›Heimatkunst‹ erheben sich Frenssens Werke um Längen über dergleichen, ohne jedoch in den Bereich der ersten Garde der Romanciers ganz vorzudringen. Die erfolgte Anwartschaft auf den Literaturnobelpreis erschien zwar folgerichtig, folgerichtig war aber auch, dass er ihn letztlich dann doch nicht erhielt.
Sein Leben ist durchaus widersprüchlich. Er selbst nährte das Bild vom norddeutschen Sturkopf, der seinen ihm seit Generationen vorgegebenen Weg zu gehen hatte. Gab er sich gern als Abkömmling eines alten kraftvollen Dithmarscher Bauerngeschlechts, so war er doch armer Handwerker Kind und von zarter Konstitution. Obwohl mehr dazu getrieben, denn der inneren Neigung folgend, studierte er Theologie. Quälte er sich in seinen ersten Jahren als Seelsorger seiner Gemeinde und als Pastor mit seinen Predigten, so gelang es ihm später als freier Schriftsteller doch nicht, den Pastor und Seelsorger abzulegen. Er gab sich während der Weimarer Zeit als ein nützliches Glied, fuhr inoffiziell durch die Regierung unterstützt für ein halbes Jahr in die USA, um Spenden für notleidende Kinder zu sammeln und versuchte mit Vorträgen für ein neues, mit dem militaristischen Kaiserreich nicht vergleichbares Deutschland zu werben. Und wenn er den jüdisch stämmigen Walter Rathenau, mit dem er persönlich bekannt war, zu einem der größten Köpfe Deutschlands zählte und das auch immer wieder öffentlich bekundete, so war er um Längen von den zahlreichen Antisemiten im Berliner Parlament entfernt. Doch als die Nationalsozialisten die Macht überreicht bekamen, da war es Frenssen, der nach erstem Zögern sich zu dieser neuen Richtung vehement bekannte und seine frühere, klar zum Ausdruck gebrachte Gesinnung, geradezu in Abrede stellte. Dass auch das eigene wirtschaftliche Missgeschick, durch Wirtschaftskrise in Verbindung mit nicht eingeschränktem Lebensstiel auf der einen Seite bei rapide sinkenden Buchverkäufen und abnehmender schöpferischer Gestaltungskraft auf der anderen Seite, eine Verbindung mit dem Teufel eingehen ließ, das gehört auch zu dem weiten Feld, das darzulegen ist. Nicht verwundert es aus diesem Grund, dass die braunen Schergen ihn immer mal wieder als unsicheren Kantonisten ansahen und niemals aus den Augen ließen. Dass sie ihm seine Werke und sein positives Wirken während der Jahre der Republik immer mal wieder vorhielten, dies mag auch dazu beigetragen haben, dass Frenssen sich umso eindeutiger der neuen Richtung gerierte, sich schließlich – wohl auch altersbedingt nicht mehr die Situation überblickend – in biologistischdarwinistische Philosopheme und Kulturantisemitismus verlor und sein gesamtes Werk als schon immer der neuen Politik zugehörig erklärte. Doch damit diskreditierte er im Grunde sich selbst und sein gesamtes literarisches Wirken.
Lässt man das Rollenspiel des vorgeblich von Anfang an auf eine Richtung Hinstrebens beiseite, so zeigt sich dagegen eine sehr menschliche und tragische Gestalt, deren sich Frenssen durchaus auch bewusst war. Wie sein Selbstporträt ›Kai Jans‹ in ›Hilligenlei‹ (1905) – dieser zarte Spätentwickler, der immer auf der Suche nach dem Guten und dem Sinn der Welt Strebende, der aus der behüteten und begrenzten Kindheit ins Erwachsenenleben hinausstolpert und durch die raue Wirklichkeit mehr als einmal das innere Gleichgewicht verlor und zu verzweifeln beginnt –, so erging es auch Frenssen. Beiden war und ist gemeinsam, dass sie schließlich ihren Frieden fanden, indem sie aus zahlreichen wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Werken über Politik, Geschichte und christlichem Glauben sich ihr Weltbild zusammenkompilieren. Doch anders als Kai Jans, sein literarisches Vexierbild, der mit Ende des Romans zu Grabe getragen wird, versuchte Frenssen mit dem Untergang des Kaiserreiches sowie der ›Weimarer Republik‹ mehrmals seinen inneren Kompass politisch und gesellschaftlich-soziologisch neu auszurichten.
Dass Frenssen dabei als Autodidakt ohne inneres oder äußeres Korrelativ die seinerzeit sehr populär und zudem angeblich mit einem Anschein von Wissenschaftlichkeit dargebotenen Thesen schließlich mehr und mehr verinnerlichte, das mag auch mit der starken Propagandawirkung zusammenhängen. Die zeitgenössische Veröffentlichungen und Zeitschriften von Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 20er Jahre sind voll von Beiträgen, in denen Professoren und andere als intellektuell Geltende sich positiv über Germanentum, Biologismus, Antisemitismus auslassen. Und die öffentlichen Vorträge dazu sind Legion. Niemand konnte dem ausweichen. Es war wie ein Zangengriff der Propaganda, wie fortwährende Reklame, die auf die Menschen einströmte. Wer nicht in sich gefestigt war, in dem konnte ein Samenkorn zur Reife gelangen.
*
Die Chronik erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit; sie ist in ihrer Auswahl, die notgedrungen Schwerpunkte setzen muss, für den Leser als handliches Hilfsmittel zur zuverlässigen Orientierung und als Nachschlagewerk gedacht. Wichtige Daten, die zur Darstellung von Frenssens Existenz als Mensch und seiner Entwicklung vom Pastor zum Schriftsteller und weiter zum Sprachrohr des Nationalsozialismus exemplarisch sind, werden in Form einer tabellarischen Kurzbiografie dargebracht. Eine reiche Auswahl an Selbstzeugnissen, vor allem aus Werken und Briefen, die selbstverständlich wie bei jeder Selbstaussage zwischen absichtlicher Selbstverhüllung und bewusster Verstellung schwanken, dienen der Ergänzung. Dessen ungeachtet besteht ein Einblick in das Leben einer Person, die zu den wirkmächtigsten Schriftstellern zwischen dem ausgehenden Kaiserreich und den ersten Jahren der ›Weimarer Republik‹ gehören, und die ferner zu den ambivalenten Größen deutscher Sprache zu zählen ist. Das vorliegende Werk orientiert sich größtenteils an bereits publiziertem Material und hängt dementsprechend von dessen Zuverlässigkeit ab. Offensichtliche Unstimmigkeiten oder Fehler wurden korrigiert, sie sind über die entsprechenden Quellenverweise transparent.
Frenssens eigene Äußerungen und Zitate aus seinen Werken sowie Werktitel sind durchweg kursiv gesetzt. Auf ein Kenntlichmachen der von ihm genutzten Betonung innerhalb seiner handschriftlichen Äußerungen z.B. durch Unterstreichen wurde zugunsten einer einheitlichen Lesbarkeit verzichtet. Die verschiedenen Rechtschreibungen der zitierten Quellen wurden bis auf wenige Frenssen-typische Besonderheiten behutsam modernisiert. Zu guter Letzt: Bei der bewältigten Datenfülle erscheint es vermessen, davon auszugehen, dass keine Unachtsamkeiten oder Versehen unterlaufen sind.
Der Dank gilt Frau Dr. Kornelia Küchmeister von der Landesbibliothek Kiel, für die Einsichtnahme in zahlreiche Unterlagen aus dem Frenssen-Nachlass, Herrn Hermann Wiedenroth, für die Nutzung der umfangreichen Handbibliothek sowie Hans-Peter Kruse für Korrekturhinweise.
Volker Griese, Wankendorf
[AdK] Archiv der ›Akademie der Künste‹ Berlin.
[Alberts] Wilhelm Alberts: Gustav Frenssen. Ein Dichter unserer Zeit. Berlin 1922.
[Almanach] Gustav-Frenssen-Almanach. Zum 70. Geburtstag des Dichters. Berlin 1933.
[Arnold] Sven Arnold: Literarische Gesellschaften in Deutschland. Berlin 1991.
[Autographenhandel] Gängige Plattformen des Autographenhandels wurden anhand des ›Jahrbuchs der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen‹ durchgesehen.
[Ball] Hugo Ball: Briefe. 1904–1927. Hrsg. von Gerhard Schaub und Ernst Teubner. Göttingen 2003.
[BBF] Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschungen. Berlin.
[Beckmann] Helmut Stubbe-da Luz: Emmy Beckmann (1880–1967), Hamburg einflussreichste Frauenrechtlerin. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgisches Geschichte, Bd. 73. Hamburg 1987.
[Begegnungen] Hans Beeck: Meine Begegnungen mit Gustav Frenssen. Lochham-München 1969.
[Bernus] In Memoriam Alexander v. Bernus. Ausgewählte Prosa aus seinem Werk. Mit einem Vorwort von Kasimir Edschmid. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Otto Heuschele. Heidelberg 1966.
[Bibliographie] Otto Jordan: Gustav Frenssen. Bibliographie. Bohmstedt 1978.
[Bischoff] Charitas Bischoff: Wie ich Frenssen kennen lernte. In: Grotes Weihnachtsalmanach 1919. Berlin 1919.
[Bismarckdenkmal] Jörg Schilling: »Distanz halten«. Das Hamburger Bismarckdenkmal und die Monumentalität der Moderne. Göttingen 2006.
[BK] Iven Kruse: Brocken und Krumen. Betrachtungen, Gedichte, Briefe. Wankendorf 2000.
[Böckel] Fritz Böckel: Detlev von Liliencron. Erinnerungen und Urteile. Leipzig 1912.
[Briefe] Gustav Frenssen: Briefe aus Amerika. Berlin 1923.
[Britting] Georg Britting: Sämtliche Werke Bd. 2. Gedichte 1930–1940. Hrsg von Walter Schmitz. München u. Leipzig 1987–1996.
[Bronnen] Arnold Bronnen: Arnold Bronnen gibt zu Protokoll. Beiträge zur Geschichte des modernen Schriftstellers. Kronberg i. Taunus 1978.
[BSM] Bayerische Staatsbibliothek, München.
[Bundesfilmarchiv] www.filmportal.de; Zugriff 2.5.2011.
[Claudius] Hermann Claudius: Skizzenbuch meiner Begegnungen. Göttingen 1966.
[Dehmel] Arbeitspapiere Dehmel-Haus. Interview mit der Tochter Otto Ernsts, Hamburg 1997.
[Dichterkreis] Laurence D. Stokes: Der Eutiner Dichterkreis und der Nationalsozialismus 1936–1945. Neumünster 2001.
[Dithmarschen] Dithmarschen. Landeskunde. Kultur. Natur. Hrsg. vom Verein für Dithmarscher Landeskunde und von Boyens Medien GmbH & Co. KG. Heide 2006, Heft 1.
[DLM] Deutsches Literaturarchiv Marbach, Handschriftenabteilung.
[DR] Deutsches Rundfunkarchiv.
[Echolot] Walter Kempowski: Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch Januar und Februar 1943. Hamburg 1993.
[Ernte] Von Saat und Ernte. Ein Buch vom Bauernleben. Berlin 1933.
[Fackel] Die Fackel. Hrsg. Karl Kraus. Frankfurt a.M. 1981.
[Falke] Gustav Falke: Die Stadt mit den goldenen Türmen. Berlin 1920.
[Feodora] Thomas Weiberg: Prinzessin Feodora. Nach Sternen jagen … Ein Leben als Schwester der deutschen Kaiserin. Berlin 2008.
[Fischer] Peter de Mendelssohn: S. Fischer und sein Verlag. Frankfurt a.M. 1970.
[Freundschaft] Theodor Bohner: Freundschaft mit Gustav Frenssen. Erlebnisse und Briefe. Berlin o.D. [1938].
[Friedrich-Naumann-Stiftung] www.freiheit.org; Zugriff 22.6.2011.
[GF] Andreas Crystall: Gustav Frenssen. Sein Weg vom Kulturprotestantismus zum Nationalsozialismus. Religiöse Kulturen der Moderne. Gütersloh 2002.
[Glaubenskampf] Johannes Lorentzen [Hrsg.]: Die Nordmark im Glaubenskampf. Eine Antwort der Kirche an Gustav Frenssen. Breklum o.O. [1936].
[Goebbels] Elke Fröhlich [Hrsg.]: Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil I, Aufzeichnungen 1923–1941, Bd.5 (Dezember 1937–Juli 1938). München u.a. 2000.
[Grimm] Hans Grimm: Suchen und Hoffen. Lippoldberg 1960.
[Großstadt-Dokumente] Dietmar Jazbinsek u. Ralf Thies: »Großstadt-Dokumente«. Metropolenforschung im Berlin der Jahrhundertwende. Berlin 1996.
[GrübeleienI.] Gustav Frenssen: Grübeleien. 29.–33. Tsd. Berlin 1920
[GrübeleienII.] Gustav Frenssen: Möwen und Mäuse. 10. Tsd. Berlin 1928
[GrübeleienIII.] Gustav Frenssen: Vorland. Berlin 1937.
[Hauptmann] Martin Machatzke [Hrsg.]: Gerhart Hauptmann. Tagebücher 1897 bis 1905. Frankfurt a.M. 1987
[Heimat] Die Heimat. Monatsschrift des Vereins zur Pflege der Natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein und Hamburg. Neumünster 1950ff.
[Heimatfest] Gustav Frenssen: Das Heimatfest. Schauspiel in fünf Akten. Berlin 1903.
[ImprimaturVIII] Hanns Martin Elster: Begegnungen, Literarische Erinnerungen (1888–1924). In: Imprimatur Neue Folge VIII. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. Frankfurt a.M. 1976.
[INDL] Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
[Industrialisierungskrise] Uwe-Karsten Ketelsen: Literatur in der Industrialisierungskrise der Jahrhundertwende. Eine historische Analyse der Erzählkonzeption von Gustav Frenssens Roman ›Jörn Uhl‹. In: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1984. Braunschweig 1984.
[ITFF] Theaterwissenschaftliche Sammlung am ›Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft‹ der Universität Köln.
[Jäger] Georg Jäger: Die deutschen Leihbibliotheken im 19. Jahrhundert. Verbreitung – Organisation – Verfall. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur. Hrsg. v. Georg Jäger, Alberto Martino, Friedrich Sengle. München o.J. (1977).
[Killy] Walther Killy. Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bde. Gütersloh u. München 1989.
[Klassiker] Bernhard Zeller: Klassiker in finsteren Zeiten 1933–1945. 2 Bde. Marbach 1983.
[Klemperer] Victor Klemperer: Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum. Tagebücher 1925–1932. Hrsg. von Walter Nowojski. Leipzig 1996.
[LA-SR] Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg.
[LBZ-RLP] Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek, Speyer.
[Lebensbericht] Gustav Frenssen: Lebensbericht. Berlin 21941.
[Leitgeb] Hanna Leitgeb: Der ausgezeichnete Autor. Städtische Literaturpreise und Kulturpolitik in Deutschland 1926–1971. Berlin 1994.
[Literatur] Uwe-Karsten Ketelsen: Literatur und Drittes Reich. Schernfeld 1992.
[Mann] Hans Wysling (Hrsg.): Thomas Mann, Heinrich Mann. Briefwechsel 1900–1949. Frankfurt a.M. 1984.
[Meisel-Hess] Grete Meisel-Hess: Die sexuelle Krise. Jena 1909.
[Monacensia] Münchener Stadtbibliothek Monacensia.
[Niebuhr] Pastor Niebuhr: Der Verfasser von ›Hilligenlei‹. Ein Beitrag zu dem Verständnis seiner Persönlichkeit‹. In: ›Westermann Illustrierte Deutsche Monatshefte‹. Nr. 594, März 1906.
[Nordelbingen] Nordelbingen. Beiträge zur Heimatforschung in Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck. Hrsg. von Walter H. Dammann, Harry Schmidt u.a. Heide 1923ff.
[NSDAP] Helmut Heiber [Bearb. u. Hrsg.]: Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP. Rekonstruktion eines verloren gegangenen Bestandes. Regesten Bd.2. München u. Wien 1983.
[ÖNB] Österreichische Nationalbibliothek.
[Parlamentarierinnen] Heide-Marie Lauter: Parlamentarierinnen in Deutschland. Sulzbach i. Taunus 2002.
[Raabe/Briefe] Karl Hoppe [Hrsg.]: Wilhelm Raabe. Briefe. Wilhelm Raabe Sämtliche Werke, Ergänzungsband 2. Göttingen 1975.
[Raabe/Gepräche] Rosemarie Schillemeit [Hrsg.]: Wilhelm Raabe. Gespräche. Ein Lebensbild in Aufzeichnungen und Erinnerungen der Zeitgenossen. Wilhelm Raabe Sämtliche Werke, Ergänzungsband 4. Göttingen 1983.
[Rathenau] Alexander Jaser, Clemens Picht, Ernst Schulin [Hrsg.]: Walter Rathenau. Briefe, Teilband 2, 1914–1922 (Bd.V2 der Walter Rathenau-Gesamtausgabe). Düsseldorf 2006.
[Reicke] Ilse Reicke: Besuch bei Gustav Frenssen. In: Reclams Universum. Leipzig 1938.
[Rilke/Briefe] Horst Nalewski [Hrsg.]: Rainer Maria Rilke. Briefe in zwei Bänden. Erster Band 1896 bis 1919. Frankfurt a.M. u. Leipzig 1991.
[SAB] Stadtarchiv Braunschweig.
[SBB] Staatsbibliothek Berlin.
[SBH] Stadtbibliothek Hannover.
[Schaukal] Claudia Giardi [Hrsg.]: Thomas Mann. Briefe an Richard Schaukal. Frankfurt a.M. 2003.
[Scheidemann] Christian Gellinek: Philipp Scheidemann. Köln, Weimar u. Wien, 1994.
[Schillerstiftung] Archiv der ›Deutschen Schillerstiftung‹ im ›Goethe- und Schiller-Archiv‹ Weimar.
[Schl.-Holst.] Schleswig-Holstein. Hrsg. Schleswig-Holsteinischer Heimatbund. Bosau, Rendsburg u.a. 1949ff.
[Schnitzler] Arthur Schnitzler: Tagebuch 1909–1912. Hrsg. von der Kommission für literarische Gebrauchsformen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien 1981.
[Schumacher] Fritz Schumacher: Stufen des Lebens. Erinnerungen eines Baumeisters. Stuttgart u. Berlin 1935.
[Schweitzer] Albert Schweitzer: Vorträge Vorlesungen Aufsätze. Werke aus dem Nachlass. München 2003
[Sektion] Inge Jens: Dichter zwischen rechts und links. Die Geschichte der Sektion für Dichtkunst an der Preußischen Akademie der Künste. Leipzig 1994.
[SGL] Stadtgeschichtliches Museum, Leipzig.
[SHLB] Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel. Nachlass Gustav Frenssen, Cb21.
[Simpl] Simplicissimus. München 1896–1944.
[SLD] Stadt- und Landesbibliothek Dortmund.
[Stekel] Wilhelm Stekel: Die Träume der Dichter. Eine vergleichende Untersuchung der unbewussten Triebkräfte bei Dichtern, Neurotikern und Verbrechern. Wiesbaden 1912.
[Strasser] Christian Strasser: Carl Zuckmayer. Deutsche Künstler im Exil. Wien, Köln u. Weimar 1996.
[Strauß] Theodor Heuss – Lulu von Strauß und Torney. Ein Briefwechsel. Düsseldorf u. Köln 1965.
[SUBB] Staats- und Universitätsbibliothek Bremen.
[SUBG] Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.
[SUBH] Staats- und Universitätsbibliothek Carl v. Ossietzky, Hamburg.
[Texte] Otto Jordan [Hrsg.]: Gustav Frenssen. Texte. Bohmstedt 1978.
[UBF] Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a. M.
[UBK] Universitätsbibliothek Kiel.
[ULBM] Universitäts- und Landesbibliothek Münster.
[Weber] Helmut Schumacher [Hrsg.]: A. Paul Weber. Das illustrierte Werk. Lübeck 1984.
[Weltkrieg] Helmut Fries: Deutsche Schriftsteller im Ersten Weltkrieg. In: Der Erste Weltkrieg. Wirkung - Wahrnehmung - Analyse. Hrsg. v. Wolfgang Michalka. München 1994.
[Winter/Weber] Dietrich Stein [Hrsg.]: Katalog zur Ausstellung Bernhard Winter und A. Paul Weber als Illustratoren für Gustav Frenssen in der Galerie Zufriedenheit. Barlt 1988.
[Worpswede] Elfriede Berger [Hrsg.]: Carl Hauptmann und seine Worpsweder Freunde. Briefe und Tagebuchblätter. Berlin 2003
[Zeit] Kay Dohnke u. Dietrich Stein [Hrsg.]: Gustav Frenssen in seiner Zeit. Heide 1997.
[Zweig] Stefan Zweig: Briefe 1897–1914. Hrsg. von Knut Beck, Jeffrey B. Berlin und Natascha Weschenbach-Feggeler. Frankfurt a.M. 1995.
Andrees allgemeiner Handatlas, in 126 Haupt- und 137 Nebenkarten. Hrsg. A. Scobel. Bielefeld u. Leipzig 1899.
Chronik des 20. Jahrhunderts. Hrsg. Bodo Harenberg. Dortmund 91988.
Ulrike Erber-Bader: Deutschsprachige Verlagsalmanache des 20. Jahrhunderts. Eine Bibliographie. Mit einer Auswahl von Sortimenter-Almanachen. 2 Bde. Marbach 2001.
Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung. Hannover 131991.
Ulrich Lange [Hrsg.]: Geschichte Schleswig-Holsteins. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Neumünster 1996.
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. 24 Bde. Leipzig u. Wien 61905–1913.
Der große Ploetz. Die Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte. Würzburg 322001.
Peter Sprengel: Geschichte der deutschen Literatur 1900–1918. Bd. IX,2. München 2004. (Innerhalb der Reihe: Helmut de Boor: Richard Newald: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart).
Curt Vinz u. Günter Olzog [Hrsg.]: Dokumentation deutschsprachiger Verlage. München u. Wien 11962.
»Wir wollen eine andere Welt« Jugend in Deutschland 1900–2010. Zusammengestellt von Fred Grimm. Berlin 2010.
19. Oktober: Barlt. Die Eltern, Catharine Amalia, geb. Hansen, sowie der Tischlermeister und Zimmermann Johann Hermann Frenssen, erhalten zu ihren drei Kindern weiteren Nachwuchs. Der Säugling ist zunächst leblos, kann aber dank dem raschen Eingreifen und der ganzen Erfahrung der Hebamme reanimiert werden. [Zeit15] — Die Eltern können nicht unterschiedlicher sein. Die Mutter ist zwar treusorgend doch schwermütig, mutlos veranlagt, voll innerer Unruhe und auch ein wenig grüblerisch. Auch glaubt sie an Gespenster. Der Vater dagegen sprüht förmlich vor Ideen und zupackendem Mut, doch müht er sich dabei oft vergeblich in seinem Beruf. Das aus ein paar Bauernhöfen und Handwerkerhäusern bestehende Straßendorf ist einfach zu klein, um einen Handwerker und seine große Familie gut zu nähren. So versucht er sich einmal nebenbei als Landmann, bewirtschaftet einen Acker, wozu ein eigenes Pferd angeschafft wird; ein andermal hält er zwei Kühe oder er versucht, eine Dreschmaschine zu entwickeln. Doch der wirtschaftliche Erfolg will sich trotz aller Großsprecherei und dem Verweis auf zukünftige Besserung, mit dem er jeden neuen Anfang startet, nicht recht einstellen. [Lebensbericht22f.]
21. Oktober: Barlt. Pastor Friedrich Nicolaus Lorenzen tauft den Jungen in der St.-Marien-Kirche auf den Namen Gustav Adolf Frenssen. Vom Vater angeschrieben, übernehmen der streitbare Pastor Christian Friedrich Frenssen aus Westerland auf Sylt, der schon dreimal eine Amtsenthebung über sich ergehen lassen musste, sowie Pastor Claus Jacob Hansen aus Archangelsk und der Vetter seiner Mutter, der Rendsburger Propst Karl Magnus v.d. Heyde, die Patenstelle. Letzterer sandte als Patengeschenk einen Golddukaten. [GF45] [Texte268]
November: Das Königreich Dänemark verabschiedet eine neue Verfassung. Entgegen der Festlegung des ›Londoner Protokolls‹ von 1852 wird das Herzogtum Schleswig in den Gesamtstaat integriert. Damals hatten die Großmächte festgelegt, dass der Schleswiger Teil nicht enger an den dänischen Staat gebunden werden dürfe als die zum dänischen Verwaltungsgebiet gehörenden aber doch eine gewisse Selbstständigkeit aufweisenden Herzogtümer Holstein und Lauenburg. Dänische Truppen rücken bis an die Eider vor.
in 1864: Barlt. Erstmals besucht der Sylter Pastor Christian Friedrich Frenssen sein Patenkind. [Texte268]
16. Januar: Preußen und Österreich protestieren auf das Heftigste gegen die Annexion Schleswigs durch Dänemark und fordern das Königreich in einem Ultimatum auf, binnen 48 Stunden die Verfassung zurückzunehmen und das Herzogtum zu räumen. Dänemark reagiert nicht.
1. Februar: Nachdem verbündete österreichische und preußische Truppen die Elbe überschritten hatten, wird die Eidergrenze überquert.
11. März: Barlt. Die älteste 1855 geborene Schwester Caroline stirbt an Lungenentzündung. Der Überlieferung nach legt F ihr von seinem Haar eine blonde Locke in die Hände. [GF40]
18. April: Erstürmung der Düppeler Schanzen durch preußische Truppen.
30. Oktober: Friede von Wien. Dänemark tritt die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich ab.
in 1866: Barlt. Mit Georg erfährt die Familie einen weiteren Zuwachs. [Zeit15] — »Meine erste Erinnerung ist, dass ich vor einem großen Berg von Hobelspänen sitze und damit spiele, während meine Mutter für die Gesellen und uns Kinder die Arbeit in Küche und Keller verrichtete oder nach dem Teich ging, wo wir unsere Kuh hatten.« (›Berliner Tageblatt‹, 18.2.1906)
4. März: Barlt. Der liberale Pastor Ernst Lüdemann bezieht das Pastorat neben den Fs. Die Kinder beider Familien werden Spielkameraden. [GF47]
23. August: Friede von Prag. Als Verlierer im preußisch-österreichischen Krieg muss die Donau-Monarchie das Herzogtum Holstein räumen.
12. Januar 1867: Die Herzogtümer Schleswig und Holstein werden preußische Provinz.
Unmittelbar neben dem Pastorat wächst F in der kleinen Kate, die sein Vater einst 1853 für die eigenen Eltern errichtet hatte, heran. Dabei zeigt sich bald, dass der Junge eine eher schwächliche Konstitution besitzt. Er neigt zu Rheumatismus und besitzt eine schwache Lunge. Wenn er nicht aufpasse, so sagt der Arzt, würde er mit 40 sterben. [Lebensbericht67] — Die Kinder des Pastors Ernst Lüdemann und andere Dorfkinder sind oft zusammen mit F in der väterlichen Tischler-Werkstatt anzutreffen. [Zeit16]
»Im Winter und bei Regenwetter in der kleinen, niedrigen Stube gegenüber der Küche […] oder in der Werkstatt, in der unter dem Lärm von Säge, Hobel und Hammer, Bauernkoffer und Sarg, Stuhl und Tisch, Bettstatt und hölzernes Grabkreuz entstanden. Ich besuchte meine Kameraden, Tagelöhnerkinder, in den Häusern, die hinter dem unseren lagen, in denen oft bittere Armut und oft ein roher und wilder Ton herrschten. Es war nicht so, dass ich ängstlich behütet aufwuchs; meine Kinderaugen haben die schlimmsten Niederungen menschlichen Lebens gesehn. Bei gelegentlichen Aufträgen meines Vaters stand ich scheu und voll ehrfürchtigen Staunens auf den Bauerndielen und sah, wie zu halben Göttern, zu den großen Besitzern und ihren Kindern auf. [Lebensbericht25]
April: Barlt. Zu Ostern Beginn des Besuchs der Dorfschule. Erstmals muss sich der Junge mit dem Hochdeutschen auseinandersetzen, war er doch bisher nur im Plattdeutschen aufgewachsen. Doch die Kinder untereinander sprechen weiterhin ihre gewohnte Sprache.
10. Dezember: Barlt. Der mit im Haus lebende Großvater Hans F stirbt.
Die kleine Dorftischlerei des Vaters wirft nicht viel Gewinn ab, es reicht gerade dazu, das Leben zu fristen. Doch vor allem die ältere 1857 geborene Tochter Augusta, in der die Eltern das Begabteste ihrer Kinder sehen, soll eine gute Ausbildung erhalten und so war ihr die Ausbildung auf der Herrnhuter Erziehungsanstalt in Christiansfeld in Nordschleswig ermöglicht worden. Die Kosten dafür sind nicht leicht aufzubringen. [GF44]
24. Dezember: Barlt. Aus Christiansfeld trifft ein Telegramm der Schwester Augusta im Hause ein und kündigt ihre Ankunft auf dem Bahnhof zu Meldorf an. Die Aufregung ist groß: »[…] wir hatten noch niemals eins bekommen! Wie viel Telegramme waren überhaupt schon ins Dorf gekommen, seit man dies Wunder kannte, vielleicht drei oder vier! Wie wir es umstanden und betrachteten! Und welches Aufsehen würde das nun wieder im Dorf machen!« Da der Vater noch zu arbeiten hat – das Bett des Nachbarn ist zu reparieren, mit dem er in der letzten Nacht zusammengebrochen war –, wird F mit seinem älteren Bruder losgeschickt, die Schwester vom Bahnhof abzuholen. Draußen herrscht die Dunkelheit und ein Schneesturm fegt über das Land. Vom Weg ist nichts zu sehen, nur zu erahnen. Mit viel Mühsal gelangen die Jungens schließlich nach über zweieinhalb Stunden in Meldorf an. Zurück geht es mit einem Pferdefuhrwerk. »Wir schwanken los. Wir sagen alle drei kein Wort. Der Sturm fährt ja gegen uns an und nimmt uns den Atem. Wir beiden Jungen sind ja auch zu erstaunt und erschrocken. O, wir haben in der Familie wahrhaftig kein Mangel an Einbildung; aber dies geht darüber! Wir … in einem Extrawagen! Keiner aus der ganzen Dorfschule hat je in einem Extrawagen gesessen! Welche wunderbare Begebenheit! Und dabei immer von Neuem die Angst, wie teuer es wohl sein wird und ob die Schwester so viel Geld hat, und wenn nicht, ob der Vater es hat. Es kommt wohl vor, dass keine fünf Groschen im Hause sind! Wie peinlich, wenn dies Geld, gerade dies Geld, von einem Nachbarn geborgt werden müsste! Und wenn das mit dem Geld gut geht, welches Gerede wieder im Dorf. Ach, wir sind oft im Gerede, weil unser Vater so viel ist: Tischler, Zimmermann, Glaser, Maler; und außerdem noch allerlei unternimmt […]. Aber einerlei: wie großartig! Wie märchenhaft! Wir fahren in einer Halbchaise! Sie scheint alt und wacklig, und das Leder ist rissig, und der Kutscher hat keine silbernen Knöpfe und das Pferd ist alt und steif; und es ist kalt und es friert uns. Aber es ist doch ein unsagbares Wunder.
Das Wunder wird noch größer. Wie wir die Ecke erreichen, wo der Weg ostwärts nach unserm Dorf zu biegt, tut das Pferd wohl einen Fehltritt. Ein Sturmstoß fasst es … da liegt es!
Mein Bruder, als Dorfkind, hinunter vom Wagen. Er greift mit an. Das Pferd kommt wieder hoch; die Deichsel hat nur einen Knick. Es geht wieder weiter. Wir erreichen das Dorf.« Nachdem dies alles überstanden ist, erscheint dem jungen F das größte Wunder in seinem bisherigen Leben jedoch im eigenen Haus. Der Vater hatte derweilen zum ersten Mal einen Tannenbaum im Hause aufgestellt, sogar sechs Talglichter brennen an ihm. (›In Sorgen Tapfer‹, ›Würzburger General-Anzeiger‹, Literarische Beilage 2.12.1933)
Pastor Lüdemann erteilt dem Nachbarjungen Privatunterricht, da F einmal das Gymnasium in Meldorf besuchen soll. [Zeit16] — »Es wäre für meinen Geist und auch für meine Bildung besser gewesen, wenn ich nach der Dorfschule keinen einzigen Schulraum mehr betreten hätte. Wie viele Stunden an Dingen, die für mich wertlose und also schädliche warn, z.B. tote Sprachen, Rechnen, Mathematik, Physik, Kirchenlehre! […] ich wäre doch freier und breiter gewachsen, und wäre früher zu meinem eignen Wesen gekommen.« [GrübeleienIII.38]
Ende März/Anfang April: Meldorf. F wird Ostern in die Quinta der Gelehrtenschule aufgenommen. Die Bemühungen der Eltern, die durch die Ausbildung der Tochter Augusta in der Herrnhuter Anstalt in Christiansfeld keine weiteren finanziellen Mittel mehr erübrigen können, hatten Erfolg. Sechs Bauern übernehmen für die weitere Ausbildung des Jungen eine Bürgschaft zu je 1000 Mark. Erste Schuldverschreibungen lasten auf elterlichem Haus und Betrieb. So beginnt der eigentliche Lebensweg für F mit Schulden, die ihn noch Jahrzehnte später plagen sollen. Doch für die Eltern gibt es eine Perspektive: Er soll Pastor werden. Für den mit Fantasie begabten Dreizehnjährigen, doch etwas schüchternen und ohne Bezug zum geistigen Leben ausgezeichneten Jungen, ist es geradezu ein Schock, aus dem behüteten Elternhaus, dem dörflich übersichtlichen Leben hinaus in die fremde Stadt und ohne die bekannten Spielgefährten zu geraten. »Ich stehe etwas abseits, in den großen Stiefeln, die ich vom Dorf mitgebracht habe, und in dem eigen gemachten, rauen Wollanzug. Ich bin aber inwendig ein ehrgeiziger, kleiner Kerl und wünsche und begehre – und es ist ein edles Begehren –, von den Größeren gesehn, beachtet und angeredet zu werden. Und sonderbarerweise geschieht das auch. Einige große Jungen, auch einige Lehrer treten an mich heran und fragen mich, woher ich gekommen bin und wo ich wohne, und wer die Jacke gemacht hat, die hinten im Kreuz einen ungewöhnlichen Schnitt hat. Es ist etwas Spott in dieser Frage, ich merke es wohl; […]« (›Otto Babendiek‹. 1. Neuauflage 1996, 1.Bd S.106) — Hinzu kommt einerseits, er ist mit der niederdeutschen Sprache fester verwurzelt als im Hochdeutschen, andererseits ist er als 14-jähriger drei bis vier Jahre zu alt, um ins Klassengefüge zu passen, in dem auch ausnehmend Hochdeutsch gesprochen wird. Er bleibt ein Außenseiter. — »Aus der Dorfschule, die in allen Künsten gespielt hatte, in die ödeste Grammatikschule. Von einem würdigen, mitten im Leben des Dorfes stehenden Lehrer zu diesen Gymnasiallehrern, die bis auf einen, oder höchstens zwei, in ihrem entsetzlichen, rein grammatikalischen, formellen Beruf verdorrt waren, die noch dazu voll Sonderbarkeiten oder eitel oder einseitig waren, einige körperlich seltsam hässlich, einer ein Trinker, einer verlogen; und die fast alle in uns, den Schülern, ihre Gegner sahen. Das alles empfand ich aufs Deutlichste und aufs Härteste«. So zieht sich der empfindsame Knabe ganz auf sich zurück und lässt jeglichen schulischen Ergeiz vermissen. Sein ganzes Sehnen ist auf das Ende der Woche, auf den Sonnabend Nachmittag gerichtet, an dem er wieder ins elterliche Dorf zurückwandern darf. [Lebensbericht36f.] — Der Wesselburener Adolf Bartels, später Literaturwissenschaftler und scharfer Kritiker Fs besucht dieselbe Schule. 1879 gehören beide Schüler einmal derselben Klasse an. — Hier in Meldorf auf der Schule lernt er auch einige Zeit später seine zukünftige Frau, die Lehrerstochter Anna Walter (*4.10.1871) kennen. [Zeit347]
Sommer: Meldorf. Der Barlter Schüler ist bei Polizeidiener Dohse in der ›Süderstraße‹ als Pensionär untergebracht. [Zeit17]
in 1878: Barlt. In der Sparkasse unterschreibt F den ersten Schuldschein in seines Lebens, um seine weitere Ausbildung und die seiner Schwester zu sichern. [Lebensbericht66]
in 1879: Meldorf. F besucht den Konfirmandenunterricht bei Pastor Peter Petersen. [Zeit18]
21. März: Barlt. Obwohl F in Meldorf den Konfirmandenunterricht besucht hatte, lässt er sich in seinem Heimatdorf von Pastor Ernst Lüdemann konfirmieren. [Zeit18]
zw. März 1880 u. März 1881: Meldorf. F verkauft seinem Schulkameraden Adolf Bartels für zwei Mark August v. Thümmels Sämtliche Werk in der Göschen-Ausgabe. Als Bartels sich die Ausgabe später näher ansieht, fehlen einige Druckbögen, andere Seiten sind von Mäusen angefressen. Von diesem Zeitpunkt an will er eigenen Angaben zufolge alles Vertrauen zu dem Menschen F sowie zu dem späteren Schriftsteller verloren haben. Der Grundstein zu einer lebenslangen Antipathie ist gelegt. [Zeit354]
April: Meldorf. Eine Versetzung kann zu Ostern nicht gewährt werden und so muss F die Obertertia wiederholen. [Zeit18]
April: Meldorf. Nur mit Bedenken erfolgt die Versetzung zu Ostern in die Untersekunda. [Zeit18]
15. April: Der Barlter Pastor Ernst Lüdemann und seine Familie verlassen das Dorf. Damit muss auch F von der Tochter, seine Jugendliebe, Ina Lüdemann, Abschied nehmen. [GF47]
April: Meldorf. Zu Ostern erfolgt die Versetzung in die Prima. F, der mit mehreren Schülern und vor allem mit einem Lehrer überhaupt nicht zurechtkommt, ja, sogar in Streit mit ihm gerät, möchte die Schule verlassen. Dahinter steht aber auch die schlechte finanzielle Lage der Eltern. Im Abiturzeugnis wird später dann auch vermerkt werden, dass ihn »fehlende Subsistenzmittel« zum Wechsel veranlassten. Nur durch Vermittlung von Pastor August Michelsen aus Schleswig, ein Bekannter aus der eigenen pastoralen Verwandtschaft, gelingt es, den Husumer Schuldirektor Karl Heinrich Keck zur Aufnahme Fs zu bewegen. [Zeit18]
September: Husum. Mit dem Abgangszeugnis aus Meldorf zu Michaelis, das in fast allen Fächern »nicht völlig genügend« lautet, wechselt F an das Husumer ›Königliche Gymnasium‹. Er findet in dem literarisch gebildeten Schulleiter Karl Heinrich Keck, zudem Herausgeber des ›Deutschen Literaturblattes‹ einen Förderer. F gedenkt seinem Mentor später als einem Menschen, der ihn als einzigen seiner Lehrer nicht »als einen wunderlichen und zuwideren, sondern als einen Menschen betrachtet hat, der einige Aufmerksamkeit verdient.« Aufgrund ärztlichen Attestes ist er vom Turnunterricht befreit. [Zeit359 u. 19] [Lebensbericht51] — Keck ist es auch, der für den neuen Zögling eine preiswerte Unterkunft im ehemaligen Wohnhaus Theodor Storms in der ›Wasserreihe Nr.31‹ ausfindig macht. Sein Logis ist fortan Storms ehemaliges Arbeitszimmer, das dunkel getäfelte »Poetenstübchen«. Das Essen erhält der mittellose Schüler über sogenannte »Freitische« bei begüterten Husumer Bürgern darunter der Familie Ferdinand Tönnies’. [Zeit18] — In dieser Zeit sieht er auch den sich immer wieder einmal in der Heimat aufhaltenden Husumer Dichter: »Ich habe Theodor Storm auf einem Fest in Husum gesehen, auf dem auch wir Primaner tanzten.« [Dithmarschen8]
in 1885: Husum. »Während sonst die Armut den Menschen hindert, dass er eine edlere Kultur kennenlernt, war sie in meinem Falle förderlich. Ich kam nämlich als ein vorsichtiger, wöchentlicher Tischgast, immer freundlich aufgenommen, in eine Anzahl der ersten Häuser, der Tönnies, Hamckens, Manning, Hansen, Boje und anderer, und sah und lernte viel. Es war überhaupt ein helleres und weiteres Leben in Husum. Man wurde da freundlich als ein werdender Mensch geachtet, was mir, der ich erfroren und erstarrt und wie aus der Menschheit herausgeworfen war, so gut tat.« Doch trotz allem positiven Empfindens, auch mit Husum wird F nicht recht warm. Zu viel ist in seinem Innersten in Meldorf zerbrochen. Er sehnt sich zurück ins dörfliche Leben seines ihm übersichtlich erscheinenden Heimatortes und zurück in die Zeit seiner Kindertage, die er zunehmend gleichsetzt mit klaren Strukturen und Geborgenheit. Dort, in Barlt, schien ihm doch alles so übersichtlich, so ohne Probleme. [Lebensbericht52f.] — F widmet sich jetzt wieder der Lektüre u.a. der Werke von Theodor Storm und unternimmt erste poetische Versuche. [GF53]
5. Januar: Husum. F ersucht das ›Königl. Provinzial-Schulkollegium für Schleswig-Holstein‹ um Zulassung zur Abiturprüfung und gibt an, sich fortan dem Studium der Theologie zu widmen. [Dithmarschen8]
5. März: Husum. Die schulischen Leistungen haben sich in den letzten Jahren gefestigt. Mit nunmehr 22 Jahren besteht F das Abitur am Gymnasium. In Mathematik erhält er ein »nicht genügend«, sechsmal gibt es die Note »genügend«. Dreimal gibt es die Note »gut«, darunter in Deutsch: »Gewandt im schriftlichen Ausdruck, besitzt er zugleich eine gute Kenntnis der Hauptwerke unserer Klassiker. Dem entsprach sein guter Prüfungsaufsatz.« [Dithmarschen8]
Mitte April: Tübingen. Beginn des Theologiestudiums, das er wohl auch zu einem nicht geringen Teil an Verpflichtung und familiärer Tradition aufnimmt – drei Verwandte sind Theologen –, denn aus einer inneren Berufung und Neigung heraus. Auch sind andere Studienzweige, wie der der Medizin, zu teuer. »Ich hatte aber auch einen entschiedenen inneren Zug zu diesem Amt. Das Suchen und die Beziehung zum Ewigen lag in meiner Natur; meinen Gedanken umliefen ruhelos immer wieder die letzten Dinge; und der Beruf des Geistlichen versprach, mir bei diesem Suchen zu helfen.« Später wird er als von einem »schlimmen und traurigen Irrtum« sprechen, der ihn diesen Beruf ergreifen ließ. Am studentischen Leben nimmt er nicht Teil. Das Geld fehlt dazu. Und so findet er auch keinen Kontakt zu Kommilitonen. Er besieht sich die Stadt und unternimmt einige Ausflüge in die Umgebung. Auch Heidelberg wird besucht. Dort sieht er bei einem Umzug den zukünftigen Kaiser Kronprinz Friedrich. [Lebensbericht59f. u. 63f.] [Texte117]
Sommer: Barlt. Wie schon während der Schulzeit ist der Aufenthalte im Heimatdorf während der Semesterferien der Höhepunkt im Leben Fs. Der Vater hatte ihm extra ein kleines Studierzimmer unterm Dach eingerichtet, doch der Student will daheim von Wissenschaft nichts hören und sehen. »Ich musste immer mit Freunden herumstehn, Pläne machen, zum Tanz reiten oder fahren.« [Lebensbericht66] [GrübeleienII.189] — Angeregt durch eine kurze Erzählung der ›Leipziger Illustrierte Zeitung‹ unternimmt er einen ersten offensiven poetische Versuch. Er sendet selbst eine Kurzgeschichte dorthin. Die Veröffentlichung wird jedoch abgelehnt. (an Harry Maync, 6.2.1937) Später, als ihm das Manuskript wieder vor die Augen gerät, arbeitet er es zu seinem ersten Roman um. [GrübeleienII.10f.] [SHLB]
Mitte Oktober: Berlin. Nach einem Semester wechselt F an die Universität der Spreemetropole. Er mietet sich ein Zimmer in der ›Borsigstraße Nr.11‹ im Bezirk Mitte. Bei Otto Pfleiderers werden einige Vorlesungen über das Johannesevangelium besucht sowie zur Dogmatik und Ausführungen zum Römerbrief bei Julius Kaftan, doch alles erscheint ihm mühselig. [Zeit185]
Mitte April: Berlin. Mit Beginn des Sommersemesters nimmt sich F ein Zimmer in der ›Schlegelstraße Nr.14‹. [Zeit20]
Sommer: Barlt. Die vorlesungsfreie Zeit wird in der Heimat im Kreise der ehemaligen Schulkameraden verbracht. Eines Tages besuchen Jungbauern für zwei Tage ihre Verwandten und Bekannten aus Schule und landwirtschaftlicher Ausbildung in dem kleinen Bauerndorf. Dem Theologie-Studenten bietet das Zusammentreffen eine willkommene Abwechslung nach dem für ihn wirren, lauten und als unpersönlichen empfundenen Großstadtleben. Auch an ihn ergeht die Aufforderung zum Gegenbesuch. So fährt eines Tages eine Gruppe nach Wesselburen und von dort mit einem Gespann zu einem großen Bauernhof, wo ebenfalls zwei Tage zugebracht werden. F lernt dort eine etwas ältere Frau kennen, die ihn zu sich auf einen Hof im Holsteinischen einlädt. Als Student zumal der Theologie gilt er ihr als etwas Besonderes, in seiner ruhigen, zurückhaltenden Art, wie er sich nicht an den abendlichen Umtrünken und Kartenspiel beteiligt und etwas altklug daherredet. Er soll das Geheimnis ihrer verschlossenen Schwester ergründen helfen, die sich nicht verheiraten will. Rund 14 Tage hält er sich anschließend bei ihr in Holstein auf. Das Rätsel wird gelöst: Die fragliche Schwester ist heimlich mit einem Mann verbunden, der aber immer eine Ausrede für eine Heirat vorgibt. [Lebensbericht68ff.]
Mitte Oktober: Berlin. Zum Beginn des Wintersemesters logiert F diesmal in der ›Albrechtstraße 12 a‹. Zeitweise lebt er mit einer von ihrem Mann verlassenen jungen Frau in »wilder Ehe« zusammen, was das Studium einmal mehr nachrangig werden lässt. [Zeit20] [Lebensbericht64] — In der Gestalt des ›Kai Jans‹ aus ›Hilligenlei‹ wird einiges aus dieser Zeit literarisch verarbeitet.
»Ich sag euch: ich beseh’ mir das Leben da!«
»Besonders die Mädchen,« sagte Anna.
»Ich leugne es nicht,« sagte er, »obgleich es fast gefährlich ist, es zu gestehn.«
[…]
»Was interessiert dich sonst noch in Berlin?«
»Nun: die Straßen, der Verkehr, die Bauten, das Militär, das Theater … aber am meisten … am meisten … der einzelne Mensch.«
»Wie das?« fragte Pe Ontjes.
»Ja, siehst du … ohne es zu wollen, beobachte ich sie: wie sie leben und was sie denken. Ich kann stundenlang die Straßen entlang gehen – nicht allein unter den Linden; sondern auch im Norden, wo ich wohne – und über die Menschen nachsinnen, die ich da sehe, und über ihre Vergangenheit, und ihr gegenwärtiges Leben, und wie ihnen wohl ums Herz ist. Ich habe da unter den Arbeiterfamilien, unter denen ich hause, eine ganze Menge Bekannte, besonders auch unter ihren Kindern und Frauen.«
[…]
»… es ist immer Weihnachtsabend in ihm, und die Menschen und die Dinge verderben ihm immer den Weihnachtsabend. Er meint, es müsse viel mehr Glück in der Welt geben, und die Welt wäre nicht in Ordnung. Und nun ist er hier, ob er den rechten Sinn der Welt finden kann. Aber er kann ihn nicht finden. Als er das erste Mal hier war, als Student, da saß er abends bei uns, half meinen Kindern bei den Schularbeiten, stritt sich mit uns über Politik und Religion, und war frisch und gemütlich. Er war noch ein rechter Junge damals, und hatte Augen, als wenn er alles zum ersten Mal sähe. Aber seit er zum zweiten Mal wieder hier ist, redet er wenig, er sitzt da und fragt uns aus und grübelt. Er fragt unsere Kinder aus, was sie denken und meinen; er fragt uns Erwachsene nach unserem Glauben und unserer Politik; er fragt die Alten, die meistens vom Dorf sind, wie die Gutsbesitzer gegen sie gewesen sind und was sie damals geglaubt haben und was sie von der Kirche halten und wie ihnen jetzt zumute ist und so was. Ich habe noch niemals einen Menschen gesehen, der mit so wenig Worten die Menschen zum Reden bringen kann. Er ist meistens traurig und grüblerisch.« (›Hilligenlei‹. 121. Tsd., S.305f. u. 424.)
Mitte April: Kiel. Fortsetzung des Studiums an der ›Christian-Albrechts-Universität‹. Hier hört er Praktische Theologie bei Gustav Kawerau, besucht die Vorlesungen Friedrich Nitzsch über Religionsphilosophie und Gustav Glogaus Ausführungen zur Pädagogik. [Zeit185]
15. Juni: Verlobung mit Anna Walter, seiner »Antje«, wie er sie später nennen wird, einer Lehrerstochter aus Meldorf, die er schon von seiner dort verbrachten Gymnasialzeit her kennt. [Zeit21]
März/April: Auf eigenen Wunsch hin hält F in einer Dorfkirche die erste Predigt. [Zeit186] — Kurz und heftig stürzt er sich von jetzt an in die Arbeit. Doch innere Berufung und Identität mit der Theologie fehlen völlig. Aus dem Paradies der behüteten und übersichtlich erscheinenden Kindheit einstmals in die raue Welt hinausgestoßen, vermag auch sie ihm keine Heimat geben. »Ich hätte ebenso gut und gerne eine andre religiöse Konstruktion irgendeines fremden Volkes studieren können«. [Lebensbericht81]
29. April: Kiel. Mit dem »II. Charakter« besteht F das Examen an der Universität. Als Thema der Arbeit wählt er »Die Lehre des Neuen Testamentes von der Obrigkeit«. [Zeit186]
Frühjahr: Zwar wird der Absolvent durch eine sechswöchige Kurzausbildung am Segeberger ›Preußischen evangelischen Schullehrerseminar‹ ein wenig in Pädagogik eingewiesen, doch was das Führen der Amtsgeschäfte eines Pfarrers bedeutet, da bleibt er ganz ohne qualifizierte Ausbildung. [GF63]
Mai: Mehrere Stellen stehen zur Auswahl. F entscheidet sich am Anfang seines beruflichen Werdegangs für das Diakonat in Hennstedt. Handelt es sich doch um ein in relativer Näher zu seinem Heimatort gelegenes, überschaubares Dorf. Auch muss er als Diakon nur alle 14 Tage zur Predigt auf die Kanzel: »[…] denn ich war kein rascher Denker und Arbeiter, und fürchtete mich vor einer Menge von Amtshandlungen.« Die Bewerbung wird angenommen. [Lebensbericht84]
22. Juni: Hennstedt. Mit zwei anderen Bewerbern hält F am selben Tag eine Predigt. Sein Auftreten und seine Worte, die aus dem Leben zu kommen scheinen und erkennen lassen, dass er weiß, was den Menschen bedrückt, überzeugt die Kirchengemeinde. So wählen sie ihn zu ihrem zweiten Pastor. Nach der Wahl besichtigt er kurz seine neue Wohnung und begibt sich dann auf die Heimreise. Erst abends gelangt er von Meldorf zu Fuß gehend in Barlt an. [GF47] [Lebensbericht25]
27. Juni: Kiel. Ordination zum Pastor. [Zeit186]