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Kraftbilder der Seele

Archetypen – Krafttiere –

Heldenreisen


13 Hero̕s Journey Trainer erzählen

von ihren Erfahrungen





spiritbooks

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© 2015 spiritbooks, 70178 Stuttgart

Verlag: spiritbooks, www.spiritbooks.de

AutorInnen: Ulrike Dietmann, Natalie Frey, Silke Frisch-Branderup, Marisa Könitzer, Diana Krahn, Bettina Löber, Silke Lohnes, Sonja Nowak, Andrea O´Neill, Corinne Roll, Waltraud Schögler, Mirja Vits, Bernhard Zeller

Herausgeberin: Bettina Löber

Fotos/Illustrationen: Privat (S. 16, 93, 123, 137, 160, 212, 250, 293, 294, 295, 297, 298, 299, 300, 303, 304, 306), Lisa Nagel (S. 305), Petra Mitschele (S. 302), Gaby Mohr (S. 296), Brigitte Kreisl (S. 301), fotolia – Scarab in ancient Egypt #58525094 | Vladimir Zadvinskii (S. 148)

Illustrationen Cover/Szenengrafiken: Christine Roßmann

Covergestaltung: Corina Witte-Pflanz, www.ooografik.de

Buchsatz/Layout: PCS Schmid, www.pcs-schmid.de



Druck und Verlagsdienstleister: www.tredition.de

Printed in Germany

1. Auflage

ISBN: 978-3-946435-00-6




Folge deiner Glückseligkeit ...


... auf der Heldenreise deines Lebens!


Inhaltsverzeichnis

Einleitung-Bettina Löber

Über Archetypen-Ulrike Dietmann

1 Die Lebendige - Diana Krahn

2 Vatersuche-eine Heldenreise - Bernhard Zeller

3 Die Rebellin – Corinne Roll

4 Der Optimist – Andrea O’Neill

5 Krafttier Fuchs – Ulrike Dietmann

6 Die Liebenden – Silke Frisch-Branderup

7 Der Clown – und „Scheitern macht Freude“ – Sonja Maria Nowak

8 Der weiße Hengst – Mirja Vits

99 „Das kotzt mich an!“ Die Befreiung vom Bravsein – Silke Lohnes

10 Der Flug des Falken – Waltraud Schögler

11 Die Heldin – Bettina Löber

12 Der Entdecker – Bernhard Zeller

13 Maria Magdalena – Sonja Maria Nowak

14 Das innere Kind – Andrea O’Neill

15 Krafttier Schlange – Wandle dich! – Ulrike Dietmann

16 Die Hebamme – Waltraud Schögler

17 Die Fischerin des Unbewussten – Corinne Roll

18 Herzfeuer (Trilogie) – Marisa Könitzer

19 Der Krieger – Diana Krahn

20 Der Skarabäus – Bettina Löber

21 Der Humor – Andrea O’Neill

22 Krafttier Adler – Weite deinen Blick! – Ulrike Dietmann

23 Die Spiritualität des Nomadentums – Natalie Frey

24 Meine Heldenreise mit Ziegen – Silke Lohnes

25 Die Stille Kriegerin – Mirja Vits

26 Die Pionierin – Waltraud Schögler

27 Die Prostituierte – Bettina Löber

28 Auf den Spuren der Pferde – Silke Lohnes

29 Krafttier Frosch – Große Sprünge machen – Ulrike Dietmann

30 Der Krieger – die Amazone – Andrea O’Neill

31 Opfer, Täter, Retter – eine Dreiecksbeziehung – Waltraud Schögler

32 Sterntaler – Silke Frisch-Branderup

33 In den Wolken – Marisa Könitzer

34 Alles kommt zu dem, der warten kann? – Bettina Löber

35 Krafttier Reh – Innerer Schutz – Ulrike Dietmann

36 Die Heilerin – Waltraud Schögler

37 Das Haus – Diana Krahn

38 Der spirituell suchende Esoteriker – Silke Lohnes

39 Aine, die Feenkönigin – Sonja Maria Nowak

40 Die Heitere, Zufriedene – Wu-Wei – Corinne Roll

41 Der Cowboy – Bernhard Zeller

42 Krafttier Ameise – Nach Hause kommen – Ulrike Dietmann 246

43 Die Große Göttin – Andrea O’Neill

44 Kairos – Waltraud Schögler2

45 Der Rebell – Silke Frisch-Branderup

46 Der Saboteur – Sonja Maria Nowak

47 Die Nornen – Waltraud Schögler

48 Spirit Guides – Corinne Roll

49 Das Blinzeln der Schlange – Bettina Löber

50 Die Wolfsfrau – das Tier in Mir – Andrea O’Neill




Die Autorinnen:

Ulrike Dietmann

Natalie Frey

Silke Frisch-Branderup

Marisa Könitzer

Diana Krahn

Bettina Löber

Silke Lohnes

Sonja Nowak

Andrea O’Neill

Corinne Roll

Christine Roßmann

Waltraud Schögler

Mirja Vits

Bernhard Zeller

Einleitung

Bettina Löber

Dieses Buch ist ein Kraftpaket. Fünfzig Kraft­bil­der der Seele werden hier erweckt und zeigen in allen Farben des Regenbogens, welche unsichtbaren Energien den Menschen auf seiner Heldenreise durch’s Leben bewegen und begleiten. Da gibt es die archetypischen Kräfte, die jeder Mensch mehr oder weniger intensiv erfährt: Vater und Mutter, das Innere Kind, den Saboteur und die Prostituierte. Und dann viele andere Archetypen, die wir Menschen verkörpern, durchleiden, verehren, entfalten und tief in unserem Wesen genau dann erkennen, wenn es nötig ist: den Rebellen und Krieger, die Fee oder Nomadin, Chiron, den verletzten Heiler. Dazu kommen die Krafttiere wie die Schlange, der Fuchs, der Frosch oder der Adler, der mit scharfem Blick das Leben von oben betrachtet und für die Kraft des Geistes steht.

Dieses Buch ist auch eine Schatztruhe. Dreizehn Hero’s Journey Trainer haben sich entschlossen, ihre Innen­welten offenzulegen und ihre Texte vom Ringen mit den Archetypen, die sie während ihrer Ausbildung zum Hero’s Journey Instructor geschrieben haben, zu veröffentlichen. Hier kommen Momente größter Verletzbarkeit, Erfahrungen des Scheiterns und tiefer Selbstzweifel genauso zur Sprache wie beglückendes Einssein mit den geliebten Pferden und kraftvolle Spiegelungen des inner­eigenen Seelenpotenzials. Wir erzählen vom Cowboy, vom Clown, vom Archetypen der Liebenden und vom Vergießen echten Herzbluts. Unsere Texte wurden nicht für die Öffentlichkeit geschrieben, sondern für uns selbst, um die Prozesse der Verwandlung, die wir bei ­unseren Heldenreisen-mit-Pferden erlebt haben, tiefer zu er­gründen.

Und dann entstand die Idee: Wir machen ein Buch, ein gemeinsames Buch. Wir wagen es, gehen ein weiteres Mal voll in die Verletzbarkeit und veröffentlichen unsere inneren Schätze. Am Anfang stand eine Vision. Wir haben in unseren Workshops echte Gemeinschaft erlebt, haben erfahren, dass es möglich ist, sich mitten in der Herde ganz zu öffnen, ohne Schaden zu nehmen. Wir haben uns mehrfach gehäutet, komplett verloren und wieder gefunden. Unsere Welt, unsere Zeit ist erfüllt von der Sehnsucht nach authentischer Gemeinschaft ohne Hauen und Stechen, Konkurrenz und Verstellung. Es ist schwer und tut oft weh, sich zu öffnen, aber dies ist der Ruf – echtes, selbstverständliches Gemeinschaftsbewusstsein als Beitrag zu einer neuen Welt, einem neuen archetypischen Stamm des 21. Jahrhunderts.

Aus diesem Impuls erwuchs ein machtvolles Kraftbild: ein Tipi als Mitte unserer Gemeinschaft. Hier kommen wir zusammen, auch wenn wir Hunderte von Kilometern auseinanderwohnen. Hier erwecken wir den Ruf immer wieder zu neuem Leben und tragen unsere Botschaft in die Welt. Wir sind ein Stamm, der mehr Mitglieder hat, als wir zählen können. Noch kennen wir nur wenige, aber das Tipi steht für alle, die wie wir dieses neue Energiefeld spüren und sich auf den Weg machen. Unser Tipi steht in einer neuen Welt auf einer weiten Wiese und ist umgeben von Pferden, denn auch sie gehören zu diesem Stamm. Die Pferde sind unsere Freunde, unsere Seelengefährten, unsere Spiegel und Coaches. Wenn wir nicht mehr weiterwissen, schenken sie uns den „heiligen Raum der Möglichkeiten“, in dem alle Antworten liegen, denn sie wissen, wie man einfach IST, damit man empfangen kann. Unser Tipi ist der Ort der Versammlung, und von hier ziehen die Helden und Heldinnen aus in ihre jeweiligen Lebens-Abenteuer.

Noch sind es mehr Heldinnen als Helden – hier im Buch zwölf Autorinnen und ein Autor, was zahlenmäßig auch unseren Workshop-Teilnehmern entspricht. Selbsterfahrung mit Pferden im Sinne der Heldenreise ist noch zum allergrößten Teil Frauenwelt. Deshalb sollen hier zwei Dinge deutlich gesagt werden: Erstens sind Archetypen universell und nicht an Geschlechter gebunden, egal ob sie als männliche oder weibliche Gestalten daherkommen. Männer und Frauen sind gleichermaßen mit diesen mächtigen lenkenden Energiefeldern verbunden, und es hilft beiden, sich diese Kraftbilder der Seele bewusst zu machen, ihre stärkenden und schwächenden Seiten und die in ihnen liegenden Möglichkeiten zu kennen.

Liebe Frauen, schenkt das Buch euren Männern oder Be­kann­ten, das wäre toll!

Zweitens sind die Workshops der Heldenreise-mit-Pferden ganz und gar nicht nur für Pferdeleute. Pferde verkörpern in hohem Maße weibliche Werte und Stärken. In ihrer stolzen Kraft liegt zugleich Sanftmut, ihre Intelligenz drückt sich in der gemeinschaftsorientierten Suche nach Sicherheit und nicht in Kampf aus. Es ist immer wieder berührend mitzuerleben, wie gerade die Teilnehmerinnen, die nichts mit Pferden zu tun haben, im Laufe eines Wochenendes ihre intuitive Kraft und ihr Selbstvertrauen wiederfinden, weil sie erleben, dass sie ohne Muskelkraft und ohne Zwang mit diesen großen, starken Tieren kommunizieren können. Ihre zu Anfang geäußerte Angst vor den Pferden entpuppt sich als Angst vor den innereigenen weiblichen Fähigkeiten der Hingabe und Verbundenheit mit anderen Lebewesen. In der Arbeit mit den Pferden werden Schutzlosigkeit oder Mauern in gesunde Grenzen verwandelt, und mit jeder Begegnung wächst das Vertrauen in die eigene Begabung, durch energetische Wahrnehmung zu kommunizieren.

Wer die zwölf Frauen und ein Mann sind, die hier in rund fünfzig Beiträgen ihre Erfahrungen schildern, könnt ihr, liebe Leser, am Ende des Buches sehen. Wir wohnen an den verschiedensten Orten Deutschlands und der Schweiz und arbeiten alle mit der Heldenreise-mit-Pferden. Da die Heldenreise als Hintergrund aller Beiträge des Buches mitschwingt, möchte ich, bevor es losgeht, noch erzählen, wie es kommt, dass wir alle Helden sind auf unserem Weg durch’s Leben – und dass es enorm hilfreich ist, dies zu wissen!

Am Anfang war Joseph Campbell, ein amerikanischer Wissenschaftler, der die Welt der Mythen erforscht und dabei entdeckt hat, dass die Prozesse, die die Helden in ihnen Schritt für Schritt durchwandern, immer die gleichen sind. Folge deiner Glückseligkeit!, mit diesem inneren Ruf zieht der Held ins Abenteuer und verlässt seine bequeme, wohlvertraute bisherige Welt. Nach vielen Heraus­forderungen und (inneren) Kämpfen kehrt er verwandelt nach Hause zurück. Helden sind Menschen, die wissen und fühlen, dass das Leben selbst sie immer wieder ruft, in den Strom zu springen.

Daher wurde die Heldenreise auch als Konzept und Methode von Psychologen und Coaches, von Schriftstellern und Filmemachern entdeckt – sie ist dabei, genau wie die Arbeit mit Archetypen die moderne Welt zu erobern, in der sich Veränderungen überall in so rasantem Tempo ereignen, dass ein waches Prozessbewusstsein mehr Halt bietet als alle Äußerlichkeiten. Ulrike Dietmann hatte schließlich die wunderbare Idee, die Heldenreise und Archetypenarbeit mit den Pferden zu verbinden. In elf Schritten durchwandern unsere Workshop-Teilnehmer ihre persönlichen Heldenreisen. Ein kraftvoller Ruf zur Lebenserneuerung wird durch alle Blockaden hin in Zielenergie verwandelt. Innere Zerreißproben und Momente des Scheiterns werden zu unvermeidlichen, bewusst erlebten Tiefpunkten, in denen bereits neue Kräfte bereitliegen. Und wie bei den Helden der großen Mythen und Geschichten kommt es zur alles verändernden Katastrophe, zur Lösung vom Altbekannten, um einen neuen Schatz zu heben. Bei all diesen Schritten begleiten uns die Pferde als Meister feinster Wahrnehmung und harmonischer Verbindung. Pferdebewusstsein ist höchst energetisch und damit bestens geeignet, uns Menschen aus dem kognitiven Verstandeswesen herauszuholen, unsere intuitiven und instinktiven Fähigkeiten wieder zu erwecken und unsere Aufmerksamkeit auf die Stimme der Seele zu lenken.

Pferde sind ideale Begleiter, denn ihre unerschütterliche Botschaft bei allen Prozessen ist:

Du bist es wert! Wir sehen dich!

Unser Buch ist eine Einladung an alle, die möchten, mit uns zu gehen als Helden und Heldinnen im Archetypen eines neuzeitlichen Stammes, der die Welt verändern wird.

Ich möchte meine Freude und Dankbarkeit zum Aus­druck bringen, dass ich als Herausgeberin die kostbaren Perlen zusammenfügen und dem Buch Gestalt verleihen durfte. Liebe Heroes, ich danke Euch für Euer Ver­trauen!

Und danke, liebe Ulrike, dass Du diesen Weg der Heldenreise-mit-Pferden ins Leben gerufen hast!

Ziegenhagen, im September 2015

Bettina Löber

Bild_Tipi_Bernhard_Einleitung

Tipi in der „süddeutschen Prärie“

(Hier finden die Heldenreise-Workshops von Bernhard Zeller statt)

Über Archetypen

Ulrike Dietmann

In der Arbeit an der Entwicklung deines persönlichen Lebensweges kann die Arbeit mit Archetypen ein wertvolles Werkzeug sein, um dir bewusster über deine Essenz zu werden.

Was ist ein Archetyp?

Archetyp ist ein Konzept, das von dem Schweizer Psycho­analytiker Carl Gustav Jung entwickelt wurde. Es geht da­bei um eine Essenz der Persönlichkeit. Archetypen sind Muster, die im Bewusstsein jedes Menschen vorhanden sind. In der Tierwelt lassen sich ebenfalls Archetypen finden.

Wir haben generell Zugang zu jedem Archetyp, der existiert, und können diesen aktivieren, um schwierige Situation zu meistern. Auf unserem Lebensweg erforschen wir gerne verschiedene Archetypen, um herauszufinden, wie wir mit ihnen verbunden sind, wie sie uns anziehen, und wie wir sie nutzen können. Verschiedene Archetypen zu erleben, hilft uns auch dabei, andere besser zu verstehen.

Der prägende Archetyp in unserem Leben

Jedes Wesen verkörpert einen gewissen Archetypen, welchen es von Geburt an trägt. Unser Lebensweg ist darauf ausgerichtet, mehr von den Gaben und Herausforderungen unseres prägenden Archetyps zu erleben, um zu wachsen und unser volles Potenzial auszuschöpfen. Ein solcher Archetyp kann der eines Heilers, eines Künstlers, eines Königs oder eines Kriegers sein, um einige Beispiele zu nennen.

Licht und Schatten jedes Archetyps

Jeder Archetyp hat eine Licht- und eine Schattenseite. Das Licht beinhaltet Gaben, Talente und Potenzial. Der Schatten beinhaltet alles, was dich auf deinem Weg behindert oder zurückhält. Oft ist der Schatten auffälliger, weil wir generell konzentriert darauf sind, zu überleben. Der Schatten kann dich zur positiven Seite des Archetyps hinführen. Zum Beispiel eine Person, die versucht, anderen Leuten zu helfen, dabei aber selber zu Grunde geht, kann vom Archetyp des Heilers geprägt sein. Die positive Seite wäre das Heilen anderer oder von sich selbst – und zu lernen, geeignete Grenzen zu ziehen. Dann kann dieser Mensch wirklich hilfreich für andere sein und sein Heilpotential vergrößern.

Archetypen sind eine Essenz

Ein Archetyp ist eine energetische Essenz, ein energeti­sches Muster oder eine Frequenz. Ein Archetyp kann viele unterschiedliche Erscheinungsformen haben. Zum Beispiel kann ein Heilerarchetyp ein Arzt sein, es kann jedoch auch ein Busfahrer sein. Als Busfahrer kümmert er sich dann um das Wohl aller und lässt zum Beispiel eine Person an einer Stelle aussteigen, wo keine Haltestelle ist, um ihren Heimweg zu verkürzen. Die Herausforderung bei der Arbeit mit Archetypen ist, über die offensichtlichen Dinge hinwegzusehen, und die essenzielle Energie bei der Arbeit zu erkennen. Ein Archetyp gibt dir keine genauen Anweisungen. Du kannst den Archetyp nicht wie ein Orakel befragen, um „Ja“- oder „Nein“-Antworten oder genaue Instruktionen zu erhalten.

Der Archetyp bringt etwas viel Mächtigeres mit sich: Er verbindet dich mit deiner Essenz. Von diesem Ort aus kannst du authentische Entscheidungen treffen und herausfinden, was sich für dich richtig anfühlt. Oftmals zeigt dir das, was du in der Kindheit geliebt hast, deinen prägenden Archetyp.

Sich über den eigenen Archetyp bewusst zu werden, hilft, sich zu fokussieren

Wenn du einmal eine Idee vom tragenden Archetyp in deinem Leben hast, verstehst du besser, warum und wie du in bestimmten Situationen handelst, warum du bestimmte Beziehungen hast und warum du gewisse Entscheidungen triffst. Du verstehst außerdem, warum du dich nicht um alles kümmern musst und warum du nicht in der Lage sein musst, alles zu können. Wenn wir aufwachsen, folgen wir einem bestimmten Modell, welches unsere Kultur bevorzugt. Unser persönlicher Archetyp wird sich aber nur mit bestimmten Inhalten verbinden. Wir fühlen uns oft unzufrieden, weil wir bestimmte Din­ge nicht ­können, oder wir schämen uns für etwas, das von Anfang an nicht für uns vorgesehen war. Unseren individuellen Lebensweg zu kennen, hilft uns, diese Dinge loszulassen.

Welche Archetypen gibt es?

Es gibt die markanten Archetypen wie den Heiler, den Priester, den König, das Kind, die Mutter, den Vater, die Göttin, den Gott, den Krieger, die Amazone, den Richter, den Künstler.

Die Anzahl der Archetypen ist jedoch unbegrenzt und es werden immer wieder neue Archetypen kreiert, während sich das kollektive Bewusstsein verändert. Was diese gemeinsam haben, ist, dass sie sich auf Charakteristiken, gewisse Themen und Pfade stützen. Sie sind nicht individuell, aber sie können von verschiedenen Wesen, oder von allen Wesen, in einer individuellen Art verkörpert werden.

Ein prägender Archetyp kann sich in vielen verschiedenen Formen zeigen, abhängig vom konkreten Leben einer Person oder eines Wesens. Ein Künstlerarchetyp kann zum Beispiel ein spielendes Kind sein, das seine Puppen einkleidet, es kann ein ambitionierter junger Maler sein, ein kreativer Vater, der ein Baumhaus für seine Kinder baut und in der Entwicklungsabteilung ein­es Autokonzerns arbeitet. Er könnte in seinem späteren Leben ein Pilger werden, die Welt bereisen und die Schönheit der Land­schaft und der Natur durch Fotografie entdecken.

Archetypen und Pferde

Jedes Pferd, wie auch jeder Mensch, hat einen prägenden Archetyp. Sich dieses Archetyps bewusst zu werden, kann helfen, die Bedürfnisse und das Verhalten seines Pferdes besser zu verstehen.

Das Bewusstsein der Pferde ist näher am archetypischen Reich als das der Menschen. Pferde können uns mit dem energetischen Level der Arche­typen verbinden und uns helfen, dieses besser zu verstehen.

Wenn wir uns Pferden in diesem Bewusstsein nähern, ist es viel einfacher, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Pferde sind großartige Lehrer auf der Ebene der Arche­typen, auf der Ebene der Seele, deren Sprache die Arche­typen sind.

Hier einige Beispiele für Pferdearchetypen: der König, der Professor, der Weise, die Göttin, der Narr, der Ritter, die Taube, der Diener, der Zigeuner, der Kolibri, der Künst­ler.

Wo kann ich Archetypen studieren?

Z. B. im Tarot, in Orakelkarten, in Linda Kohanovs Buch „Der bewusste Weg mit Pferden“, in Märchen, in Mythen (zum Beispiel den griechischen), in Romanen und Filmen (die Hauptfiguren vieler Filme sind Archetypen. „Pretty Woman“, „Der erste Ritter“, „Good Will Hunting“, „E.T.“, „Rocky“).

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Die Lebendige

Diana Krahn

Die Lebendige ist die, die die nötige Energie aufbringt, um Veränderungen durchzusetzen. Sie weiß, dass es nur eine Komponente gibt, an die man sich im Leben wirklich halten kann, und das ist die Veränderung. Nichts wird bleiben, wie es ist. Veränderung heißt Schwimmen im Fluss des Lebens. Sei es, dass mal wieder ein neuer Job, ein Woh­nungswechsel, ein Wechsel des sozialen Umfeldes oder gar ein kompletter Umbruch der Lebenseinstellung nötig wird. Die Lebendige liebt die Herausforderungen und weiß, dass alle Veränderungen dazu da sind, sie wachsen zu lassen. Sie vertraut ihrer Intuition, auch wenn es manchmal nicht so rosig aussieht. Opfer müssen gebracht werden, aber alles ist besser, als seine Lebendigkeit zu verlieren.

Bricht sie mit dem „alten Leben“, dann vollzieht sie das mit vollem Bewusstsein. Sie weiß, dass sie trauern wird, und gesteht sich das auch zu. Trauer ist ein Teil der Veränderung. Bricht jemand zu ihr die Verbindung ab, dann ist sie nicht böse – sie weiß, dass sie nicht das Recht hat, etwas oder jemanden festzuhalten, denn auch sie will nicht festgehalten werden. Wird sie von ihrer Um­welt wegen der Veränderungen nicht verstanden oder gar abge­lehnt, dann nimmt sie das hin. Besser kongruent sein als konform.

Ihre Intuition ist ihr heilig, und ihr vertraut sie auch mehr als irgendwelchen Mehrheitsmeinungen.

Sie bildet sich ihre Meinung selbst und vertritt sie auch. Anpassung, nur um anerkannt zu werden, gibt es für sie nicht. Das heißt aber nicht, dass sie kompromisslos ist. Es dürfen nur keine faulen Kompromisse sein. Sie gestaltet sich ihr Leben, wie sie es möchte, und lässt sich nicht von Aussagen wie „Denke an deine Rente. Das ist doch ein sicherer Job“ oder Ähnlichem von ihrem eigentlichen Plan ablenken. Ihr ist es wichtig, dass sie sich nicht verbiegen muss, auch wenn das manchmal unbequem ist.

Sie vereint für mich viele Archetypen zu einem Gan­zen und stellt die erwachsene Form des ungezähmten Kindes dar. Das ungezähmte Kind befindet sich noch im Zustand des reinen Seins, ohne Verletzungen und Kon­ditionierungen erfahren zu haben. Das ungezähmte Kind weiß nicht, was die bedingungslose Liebe ist, es lebt sie einfach.

Die Lebendige ist sich der verschiedenen Aspekte ihrer Persönlichkeit bewusst und kennt deren Schattenseiten sowie die Goldstücke, die darin liegen. Sie kennt die Verbindungen zur spirituellen Ebene, dem Wohnsitz der Seele. Sie weiß, dass ihre Seele das Gerüst dieses Lebens, dieses Bühnenstücks, geschrieben hat. Sie weiß, dass Er­fahrungen den Verlauf des Bühnenstücks beeinflussen und das Gerüst lebendig werden lassen. Man könnte es mit einem improvisierten Schauspiel vergleichen, in dem der Fokus feststeht und von Zeit zu Zeit Regieanweisungen an die Schauspieler ergehen. Das Thema bleibt immer dasselbe, aber die Wege, wie man sich diesem nähert, variieren und machen das Schauspiel lebendig. Die Umsetzung dieser Anweisungen ist das Spannende daran.

Sie weiß, dass ihr Leben dieses Bühnenstück ist. Sie ist zugleich die Schauspielerin, die Regisseurin und die Zuschauerin und kann je nach Bedarf zwischen ihnen wechseln, um Erfahrungen nicht nur zu erleben, sondern auch in das Bühnenstück zu integrieren. Dabei geht es nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch um das der Gemeinschaft und letztendlich darum, sich „bewusst zu werden“, was bedingungslose Liebe ist.

Sie trat bei mir gerade zu dem Zeitpunkt auf den Plan, als nach außen hin so ziemlich viel perfekt erschien. Ich wohnte mit meinem Freund, mit dem ich eine langjährige Beziehung hatte, auf dem eigenen Bauernhof. Mein Job war gut bezahlt und krisensicher, beinhaltete einen geregelten Achtstundentag, ausreichend Urlaub und war körperlich nicht anstrengend. Ich hatte mir den Traum, mit vielen Tieren zusammenzuleben, erfüllt. Aber das war nur die Fassade. In Wirklichkeit war die Beziehung keine mehr, ich drohte mein Bühnenstück zu einem drittklassigen Horrorfilm verkommen zu lassen. Die Angst vor Veränderung machte mich handlungsunfähig.

Da betrat die Lebendige die Bühne und hielt mir einen Spiegel vor, damit mir endlich bewusst wurde, wie meine ach so sichere Welt in Wirklichkeit war. Erst zu diesem Zeitpunkt konnte ich sehen, wie grau und kalt die Welt war, in der ich lebte. Das Gefühl, bereits lebendig begraben zu sein, überwog. Eine Welt, in der ich meine Intuition, meine Herzenswünsche, nicht mehr hören konnte. Die Lebendige rüttelte mich auf und mein Leben durcheinander. Durch sie erkannte ich die vielen Möglichkeiten, die nur auf mich warteten.

Ist sie in mir aktiv, dann reicht mein Gefühlsspektrum von Unbehagen bis hin zu grenzenloser Wut und von Sehn­sucht bis zu tiefer Verzweiflung, wenn ich nicht auf sie höre. Sie lässt mich aufmerksamer werden und meine Um­welt genauestens beobachten. Wo ist eine Chance etwas zu verändern? Welche neue Richtung gibt mir wieder Kraft? Neugier ist das Benzin, das den Motor antreibt und mich zu neuen Ufern bringt. Alles wird erst einmal angeschaut. Habe ich den Sinn dahinter wirklich verstanden oder muss ich noch tiefer in die Materie eintauchen, das ist oft die Frage. Mitmenschen bezeichnen mich dann gerne als extrem, weil ich versuche, alle Aspekte einer Richtung zu erfassen, und das Alte manchmal rigoros hinter mir lasse.

Probleme werden dann als Schwierigkeiten angesehen, die man einfach aus dem Weg räumt. Eine Lösung gibt es immer. Es steht immer 50 : 50, dass was Spannenderes folgt, also warum sich nicht die 50 % anschauen, die man noch nicht gesehen hat? Es ist wie das Wandern in der Natur. Schon zurückgehen? Nein – noch ein Stück weiter. Was ist hinter der nächsten Biegung?

Begeisterung ist ein Element der Lebendigen. Begeis­terung für das Große und das Kleine, fast Un­sicht­bare. Das Leben bringt Spaß.

Die Schattenseite der Lebendigen ist die Angepasste. Sie hat Angst vor Veränderungen. Die Meinungen anderer sind ihr sehr wichtig. Ihr Leben richtet sich nach deren Vorstellungen. Aber es gibt kaum zwei Menschen, die wirk­lich einer Meinung sind. Wem soll man es recht machen? Egal was man tut, irgendjemandem tritt man immer auf die Füße, und wenn es das eigene Selbst ist. Dieses Leben ist sehr anstrengend, denn man muss wachsam bleiben. Wen könnte man vor den Kopf stoßen, wenn man nicht aufpasst? Gefühle müssen unterdrückt ­werden. Lächeln um jeden Preis, auch wenn die Magensäure schon fast den Halsausgang erreicht. Alles und jeder wird entschuldigt. Er hat es doch nicht so gemeint, und eigentlich bin ich ja selbst schuld. Langsam aber sicher erstarrt man, und das äußert sich oft auch im Außen, die Haltung ist verspannt. Die Gelenke tun weh, die Beweglichkeit ist eingeschränkt, und das, lange bevor das Alter erreicht wird, von dem man erwartet, dass Verschleiß sich am Skelettsystem bemerkbar macht.

Angepasstsein muss nicht Bewegungslosigkeit bedeuten. Manche Angepasste verändern ihr Leben ständig. Sie scheinen im Fluss zu sein, und erst, wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die Veränderungen nur der Flucht dienen. Bei einem Umzug ziehen die Probleme mit um, schließlich nimmt man sich selbst immer mit, aber es bleibt die Hoffnung, dass dann – vielleicht doch – die innere Saboteurin Ruhe gibt. Eine Auseinandersetzung mit sich selbst unterbleibt, der Druck wächst. Erst ist alles neu, die Lebensfreude kommt wieder.

Doch nicht lange, dann meldet sich die innere Stimme wieder, immer lauter. Ist der Zeitpunkt gekommen, dass man zuhört, dann kann die Ungeduld das Ganze sabotieren. Alles soll sich ändern, gleich, aber alles braucht Zeit, auch die Transformation zur Lebendigen.

Beide Seiten dieser Archetypin habe ich gelebt und lebe sie noch. Manchmal bin ich lebendig und ruhe in mir, und manchmal falle ich urplötzlich wieder zurück in die Anpassung. Manchmal bin ich mir des Bühnenstücks bewusst, manchmal fühle ich mich als ausgebeutete Schau­spielerin, die sich nicht wehren kann. Ich reagiere empfindlich auf die Meinung anderer, bewerte mein Leben nach deren Maßstäben oder nach den Maßstäben meiner Konditionierungen und fühle mich dabei schlecht. Mittlerweile lerne ich, einfach abzuwarten und zu sehen, was hochkommen will. Ich ahne, dass ich keine hilflose, unterdrückte Schauspielerin bin. Ahne, dass ich dieses Stück entworfen habe und es weiterhin beleben kann. Manchmal nehme ich mir die Zeit und schaue es mir an. Ich bin nicht mehr so ungeduldig, und dies wird oft belohnt.