Den Sternen so nah
Astrid Behrendt
Rheinstraße 60, 51371 Leverkusen
www.drachenmond.de, info@drachenmond.de
Satz, Layout
Martin Behrendt
Korrektorat
Michaela Retetzki
Umschlaggestaltung
Marie Graßhoff
Stadt im Hintergrund: Songquan Deng - shutterstock.com
Mädchen: nizas - shutterstock.com
Lederjacke: Oleg Fotografo - shutterstock.com
Rahmen: Vasya Kobelev - shutterstock.com
ISBN: 978-3-95991-212-9
ISBN der Druckausgabe: 978-3-95991-213-6
Alle Rechte vorbehalten
Jai, Jai, Jai!«
»Ohmeingottohmeingottohmeingott, gleich seh ich ihn!«
»AAAAHH!!!«
Als Isabel und ich drei Stunden vor Einlass an der Halle ankamen, war bereits die Hölle los.
Autos parkten kreuz und quer entlang der Straße und versperrten sämtliche Wege. Niederlande, Belgien, Österreich, Spanien, Italien, Dänemark und Deutschland. Aus allen möglichen Ländern kamen sie. Während ich mich noch immer laut fluchend über die unverschämt hohe Parkgebühr aufregte, bahnte ich mir mühsam einen Weg durch das Gedränge.
Auf dem Vorplatz zur Halle hatten sich bereits Hunderte von Fans versammelt, um ihr Idol in weniger als fünf Stunden live zu erleben. Die rot-weißen Buchstaben an der Fassade leuchteten uns in der Dämmerung entgegen. Von überall war aufgeregtes Stimmengewirr und hysterisches Kreischen zu vernehmen. Selbst bemalte Plakate oder gebastelte Collagen wurden in die Luft gehalten. Immer wieder trampelte mir jemand auf die Füße oder ich bekam einen unangenehmen Seitenhieb in die Rippen verpasst.
Stöhnend rieb ich mir über meinen Ellbogen. »Erinnere mich daran, dass ich nie wieder mit dir auf ein Konzert gehe. Ich hab vermutlich jetzt schon überall blaue Flecken und wir sind noch nicht einmal in der Halle.«
Isabel drehte sich zu mir um. »Hast du gerade was gesagt?«
Müde lächelnd winkte ich ab. »Nichts, gar nichts.«
Für die nächsten Stunden würde Isabel sowieso nicht mehr ansprechbar sein. Ihre Augen leuchteten voller Vorfreude und ihre Wangen glühten, während wir uns im Schneckentempo Millimeter um Millimeter in Richtung der Einlasstüren bewegten, an denen sich bereits die Security postiert hatte.
An der ersten Sicherheitskontrolle auf dem Vorplatz hielt ich einem der Männer meinen Personalausweis unter die Nase und wurde samt Isabel sofort weitergeschoben. Als ich jedoch die meterlange Schlange dahinter entdeckte, wäre ich am liebsten auf der Stelle wieder umgekehrt. Isabel schoss währenddessen mindestens dreißigtausend Fotos und lächelte debil vor sich hin. Schlecht gelaunt blickte ich auf die etlichen Fans, die sich noch vor uns in der Reihe befanden. Wie konnte man bei einer Veranstaltung mit rund fünftausend Besuchern nur zwei Einlasstüren öffnen? Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal und reihte mich mit Isabel hinter den laut kreischenden Fans in der Schlange ein.
Über Lautsprecher an den Seiten wurden wir mehrere Male aufgefordert, Ruhe zu bewahren und nicht zu drängeln. Leider zeigten die Worte nicht sonderlich viel Wirkung. Das Geschubse und Gekreische war einfach nur fürchterlich.
»Ich krieg Kopfschmerzen«, brummte ich und kramte genervt nach den Tickets in meiner Handtasche, als auf einmal ein Ruck durch die Menge ging und sich Unruhe ausbreitete.
Ein wenig desorientiert blickte ich auf und ließ meinen Blick schweifen. Gerade noch sah ich, wie ein schwarzer Van mit dunkel getönten Scheiben auf der anderen Seite der Absperrung vor die Halle fuhr und vier bullige Typen mit Headsets aus dem Wagen stiegen. Danach folgte eine hochgewachsene Blondine, bis schließlich eine etwas kleinere, schmale Person mit Kapuzenpulli aus dem Wagen sprang. Isabel griff hektisch nach meinem Arm und krallte sich daran fest. Schmerzhaft verzog ich das Gesicht, als sich ihre Fingernägel in meine Haut bohrten und hässliche Abdrücke hinterließen.
»Oh mein Gott«, hörte ich sie stammeln. Isabels Gesicht war inzwischen kalkweiß angelaufen und für einen kurzen Moment befürchtete ich, sie würde gleich zusammenklappen. Mal ganz davon abgesehen, dass sich ihr Wortschatz auf das Minimum reduziert hatte.
»Nina, schau mal … da ist Jai. OH MEIN GOTT!« Ihre Stimme wurde immer lauter und aufgekratzter, bis sie ein aufgeregtes Quietschen von sich gab. Ihr Gekreische vermischte sich mit dem der anderen Fans und ging langsam darin unter.
Als sich das kleine Kapuzenmännchen für einen kurzen Moment umdrehte und sogar flüchtig die Hand hob, stieg der Lärmpegel vor der Halle noch mal auf gefühlte hundert Dezibel an. Bevor ich jedoch überhaupt eine Chance hatte zu realisieren, was hier gerade vor sich ging, sprinteten mehrere Mädchen in Richtung Absperrung, wobei sie mich beinahe über den Haufen rannten. Irritiert beobachtete ich, wie einige sehr hartnäckige und zähe Fans versuchten, über die Gitterwand zu klettern und ihre Handys aufgeregt in die Luft hielten.
»Jai!«
»Jai, hier!«
»Come here, please!«
»I love you so much!«
Fassungslos betrachtete ich das Spektakel, das sich mir bot, während Isabel ebenfalls ihr Handy gezückt hatte und sich auf die Zehenspitzen stellte, um einen besseren Überblick zu bekommen.
Ich konnte den ganzen Hype nicht nachvollziehen. Was sollte an diesem Typen denn so außergewöhnlich sein?
Die Straße war nun komplett abgesperrt worden, wie ich mit einem kurzen Blick über die Schulter feststellte. Sicherheitsleute zerrten die wildgewordenen Fans ruppig von der Absperrung und wiesen sie mehrere Male an, Platz zu machen, was jedoch nur in Maßen Erfolg hatte.
Das mysteriöse Kapuzenmännchen war inzwischen im Inneren der Halle verschwunden, der Aufruhr vor der Halle war dafür umso größer. Ein Mädchen in ungefähr meinem Alter brach neben mir in Tränen aus. »Oh … mein … Gott … er hat mich gerade angelächelt!«
Mitleidig sah ich sie an und verpasste mir innerlich einen Schlag gegen die Stirn. Wie sollte ich diesen Abend bloß überstehen?
Währenddessen waren die meisten Fans in eine Art Sprechgesang verfallen, sodass die »Wir wollen den Ja-hai sehen, wir wollen den Ja-hai sehen …!«-Rufe über den ganzen Platz hallten. Mein Blick fiel unwillkürlich hinüber zu den Einlasstüren, an denen inzwischen keiner mehr anstand, da jeder versuchte, einen Blick auf seinen Liebling zu erhaschen. Kurz entschlossen packte ich Isabel am Arm und zog sie mit mir.
»Was machst du denn? Ich will Jai …«
Bevor sie den Satz überhaupt beenden konnte, fuhr ich ihr unwirsch dazwischen und raunte: »Das ist unsere Chance. Solange diese hysterischen Weiber noch in Ekstase sind, können wir schon mal im Gebäude verschwinden.«
»Aber Jai …«
Ich wirbelte herum und funkelte sie an. »Meine Güte, das war doch wahrscheinlich sowieso nur eine Ablenkungsnummer, damit der echte Jai unbemerkt durch einen Hintereingang verschwinden kann. Der sitzt mit Sicherheit schon gemütlich backstage und zieht sich für die Show um. Je eher wir in der Halle sind, desto besser. Also komm jetzt.«
»Glaubst du etwa, ich würde den echten Jai nicht erkennen?!« Isabel blieb abrupt stehen, sodass ich fast vornübergefallen wäre, und warf mir einen patzigen Blick zu.
»Ich glaube nicht, dass du das als Nicht-Fan beurteilen kannst!«
Ich verdrehte die Augen und stöhnte innerlich auf. Das Mädel war manchmal störrischer als ein Esel. Warum hatte ich mich überhaupt von ihr überreden lassen, mitzukommen? Geburtstagsgeschenk hin oder her, aber das hier war die reinste Zumutung.
Inzwischen hatte es draußen angefangen zu nieseln, was nicht unbedingt dazu beitrug, meine Laune zu heben. Dicke, graue Wolken waberten über der Stadt und zogen ihre Kreise über der Halle. Das rot-weiße Absperrband flatterte laut raschelnd im Wind. Erste Schneeflocken rieselten bereits vom Himmel und hinterließen matschige Abdrücke auf dem Pflaster.
Allein der Anblick einiger hartgesottener Fans, die nur in Hotpants und Tops an mir vorbeistiefelten, ließ mich frösteln. Meiner Meinung nach war diese Aufdonnerei ohnehin total sinnlos und überflüssig, da Jai den Großteil der Mädchen von der Bühne aus wahrscheinlich nur als kleine Fliegenschisse inmitten eines Meeres aus kreischenden Fans ausmachen würde. Na gut, mal abgesehen von den wenigen, die es in die erste Reihe geschafft hatten und dort um seine Gunst buhlten, indem sie BHs oder Slips auf die Bühne schmissen. Wirklich geschmacklos.
Und selbst wenn er sie, nur mal angenommen, unter Umständen im Publikum entdecken sollte, was hatten sie dann davon? Ein kurzes Augenzwinkern, vielleicht auch noch ein Lächeln … und vier Stunden später würde ihr nicht existenter Traummann zurück im Flieger nach Hollywood sitzen, mit den Gedanken wahrscheinlich bei Champagner und irgendwelchen halbnackten Models.
Trotzig zog ich mir meine Mütze tiefer in die Stirn und schlang meinen weichen Schal noch ein wenig enger um den Hals; die Hände vergrub ich tief in den Taschen meiner dicken Winterjacke.
Da Isabel immer noch ein wenig pikiert dreinsah, entschied ich mich, einen versöhnlichen Tonfall anzuschlagen. Ich berührte sie sachte am Arm.
»So war das doch gar nicht gemeint. Selbst wenn das gerade der echte Jai gewesen sein sollte, dann ist er jetzt schon längst in der Halle verschwunden. Es gibt also keinen Grund, noch länger in dieser eisigen Kälte zu stehen«, nuschelte ich leicht bibbernd.
»Es WAR der echte Jai.«
»Meinetwegen, dann war er es halt!«
Es kostete mich einige Beherrschung, nicht genervt mit den Augen zu rollen und laut zu seufzen. Stattdessen zwang ich mich zu einem Lächeln. Isabel sah sich noch einmal zögerlich in Richtung der Absperrung um und kaute unentschlossen auf ihrer Unterlippe.
Meine Güte, wenn sie sich nicht bald entschied, würde ich noch Frostbeulen am Hintern bekommen. Oder eine Blasenentzündung. Meine Zehen fühlten sich schon ganz taub an.
Immerhin gab Isabel danach keine Widerworte mehr von sich und ließ sich mehr oder weniger bereitwillig von mir zur Halle schleifen. An den Einlasstüren drückte ich einem Security-Mann mein Ticket und meine Tasche in die Hand, die er genauestens inspizierte. Er warf mir einen kurzen Blick zu und zeigte dann auf meine Wasserflasche.
»Es tut mir leid, aber es ist nicht gestattet, jegliche Art von Flüssigkeit mit in die Halle zu nehmen«, brummte er mit tiefer Stimme.
»Super, damit ich mir drinnen dann eine Flasche Wasser für fünf Euro kaufen muss«, erwiderte ich säuerlich und schmiss mein Wasser schwungvoll in einen der bereitstehenden Abfallbehälter. Aus dem Augenwinkel registrierte ich, wie ein Mädchen an der zweiten Einlasstür neben mir sogar ihr Deospray entsorgen musste. Vielleicht hatten die Veranstalter Angst, es könnte als Wurfgeschoss benutzt werden.
Der Security-Mann zuckte noch einmal entschuldigend mit den Schultern und lächelte mich aufmunternd an. »Ich mache hier nicht die Regeln, sondern erledige nur meinen Job. Tut mir leid.«
»Schon gut«, murrte ich, ein wenig besänftigter als zuvor. Nachdem auch Isabels Tasche auf ungeeignete Gegenstände untersucht worden war, zwinkerte uns der Mann noch einmal freundlich zu. »Viel Vergnügen!«
Haha. Guter Witz. Wohl kaum, wenn ich mir die ganzen Durchgeknallten um mich herum ansah. Isabel eingeschlossen.
Sobald die Tür hinter uns ins Schloss fiel und wir den Boden der Halle betreten hatten, stieß Isabel erst mal einen spitzen Schrei aus und sprintete wie eine Bekloppte auf die Bühne zu, wobei ihr mindestens drei Sicherheitsleute »Nicht rennen!« hinterherriefen. Vor der Bühne standen bereits einige Mädchen, die sich um die besten Plätze in der ersten Reihe stritten. Als ob sie sonst nichts zu tun hätten.
Isabel zog eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust. »Toll, jetzt stehen wir nur in der vierten Reihe. Wie soll er mich denn von hier aus bemerken?«
Ich konnte schon gar nicht mehr mitzählen, wie viele Male ich an diesem Tag bereits fassungslos den Kopf geschüttelt hatte. Und dabei hatte das Konzert noch nicht einmal angefangen. Warum war ich nicht einfach mit einem schönen Buch zu Hause in meinem gemütlichen Bett geblieben? Popstars interessierten mich einfach nicht und dieser Jai Mc-keine-Ahnung-was schon mal gar nicht.
Ich ließ meinen Blick durch die kalte, hohe Halle schweifen. Unmittelbar neben dem Eingang befand sich eine kleine Bar, an der Getränke und Essen gekauft werden konnte. Neben dem Stehbereich verfügte die Halle über eine schmale Empore, die seitlich wie ein Ring um den Innenbereich herum verlief. Über schmale Treppen auf der rechten und linken Seite konnte die Empore betreten werden. Bis jetzt war jedoch noch keine Person darauf zu erkennen.
Der Stehplatzbereich dagegen füllte sich merklich und das Kreischen schwoll von Minute zu Minute an. Es wurde gequetscht, gedrückt und geschrien.
Die Lichter gingen mit einem Mal aus und das Geschrei wurde ohrenbetäubend. Wie auf Kommando wurden vor mir etliche Handys in die Höhe gestreckt, irgendjemand schubste mich von hinten und mein Kopf prallte unsanft gegen eine Schulter. Die Halle war kurzzeitig in Dunkelheit gehüllt, bis riesige Scheinwerfer die Bühne bunt aufstrahlen ließ und in helles Licht tauchte. Nebelschwaden zogen über die Bühne, aus den Boxen ertönten die ersten dumpfen Bässe. Daraufhin folgte ein lauter Knall und Jai erschien auf der Bildfläche. Das Konzert konnte beginnen.
Fast die gesamte Show über konnte ich nichts sehen, weil eine menschliche Giraffe vor mir ihr Unwesen trieb. Gut, ich war mit meinen ein Meter achtundfünfzig auch kein Riese, aber musste die sich ausgerechnet vor mich stellen? Noch dazu die dusselige Schnepfe hinter mir, die mir unentwegt »Jai!« ins Ohr brüllte und wie eine besengte Sau auf meinen Rücken trommelte, der Abend war perfekt. Ich hätte dem Mädchen ja gerne meinen Ellbogen in den Bauch gerammt, aber in der hysterischen Menschenmasse konnte man sich nicht mal um seine eigene Achse drehen. Selbst meine Arme konnte ich lediglich wie zwei Salzsäulen in die Luft halten.
Vom Gesang bekam ich bei dem ganzen Gekreische so gut wie nichts mit. Zudem waren die Verstärker total übersteuert, sodass die Akustik wirklich unterirdisch war und ich mir irgendwann demonstrativ mein Ohropax in die Ohren stopfte. Isabel dagegen rastete komplett aus und schmachtete die Erscheinung vor uns verzückt an. Einige der Mädchen fielen sogar in Ohnmacht und mussten von Sanitätern aus der Halle getragen werden. Sehnsüchtig sah ich ihnen hinterher in Richtung Ausgang.
Kreischanfall Nummer hundertfünfunddreißig wurde ausgelöst, als Jai plötzlich mit freiem Oberkörper (seine schmale Hühnerbrust kam dabei wirklich besonders gut zur Geltung) auf der Bühne stand. Tausende Mädchen seufzten verzückt auf, mir dagegen entlockte es nur ein müdes Augenrollen.
Die Lyrics seiner Texte waren wirklich grottig. Eigentlich beschränkte sich der Text auf ›Baby, Love, Yeah‹. Was sollte man in Zeiten von Facebook, Twitter und Co. auch anderes erwarten? Da wurden ganze Sätze nun einmal überbewertet.
Als ich auf meinem Handy irgendwann nach der Uhrzeit schaute, musste ich bestürzt feststellen, dass noch nicht einmal eine Stunde vergangen war.
Isabel war auf einmal auch weg. Suchend ließ ich meinen Blick über die Menge gleiten, konnte ihren Blondschopf aber nirgends ausmachen. Brillant. Meine Laune hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Ich seufzte. Wenn dieser Abend endlich vorbei wäre und ich den Typen nie wieder sehen müsste, würde ich drei Kreuze in meinem Kalender machen …
Doch leider stand mir das Schrecklichste erst noch bevor: das Meet & Greet.
Toll.
Nachdem das Konzert endlich beendet und ein Tinnitus bei mir vermutlich nicht mehr weit entfernt war, wurden wir von einer Frau mit strengem Dutt in einen separaten Raum in der Halle geführt. Der Raum war stickig und für die Anzahl der Fans mit VIP-Tickets definitiv zu klein. Da halfen auch die Ventilatoren an der der Decke nicht mehr viel.
Nach einer halben Stunde Wartezeit betrat Jai dann schließlich die Mini-Bühne, begrüßte seine Fans kurz, fragte, ob ihnen das Konzert gefallen hätte, bla, bla, bla.
Ich hörte gar nicht richtig hin, sondern versuchte mit intensivem Blick die Zeiger auf meiner Uhr vorwärts zu rücken.
Isabel drehte sich zu mir um und strahlte bis über beide Ohren. »Awww, ist er nicht supersüß?«
»Hmmh, super …«
Die Zeiger bewegten sich immer noch nicht vorwärts. Nach einer Weile wurden wir vom Sicherheitspersonal aufgefordert, eine lange Schlange zu bilden. Isabel begann aufgeregt neben mir herumzuzappeln und boxte mir vorfreudig auf den Arm. »Uuuhhh … Jetzt werden die Fotos mit ihm gemacht. Oh man, oh man, oh man, … ich bin so aufgeregt. Glaubst du, ihm wird mein Geschenk gefallen?« Als sie mich unsicher mit ihren großen grau-blauen Augen ansah, drückte ich beruhigend ihre Hand.
»Du hast dir so viel Mühe damit gegeben, mach dir nicht so einen Kopf. Wenn er das nicht zu schätzen weiß, dann ist ihm auch nicht mehr zu helfen.« Isabel lachte mich glücklich an.
Verstohlen warf ich einen Blick auf die Zeichnung, an der Isabel mehrere Wochen gefeilt hatte. Obwohl sie sich wirklich viel Mühe damit gemacht hatte, musste ich zugeben, dass ich Jai darauf nicht erkannt hatte. Aber das konnte möglicherweise auch daran liegen, dass ich ihn mir nicht tagtäglich in irgendwelchen Klatschmagazinen ansah.
Die Schlange vor uns war ewig lang und es dauerte einige Zeit, bis wir vorne standen. Geschätzt waren es um die zweihundert Leute, die ein VIP-Ticket ergattert hatten. Darunter wir zwei Glücklichen, da Isabel an dem Tag des Vorverkaufs wie ein hypnotisiertes Kaninchen vor ihrem Laptop gesessen hatte, um eben zwei dieser Tickets zu bekommen.
Jai saß auf einem kleinen Hocker, positioniert vor einer roten Werbeleinwand, vor der die Fotos gemacht wurden. Dunkelbraune, verwuschelte Haare lugten unter seiner schwarzen Beanie hervor. Dazu trug er ein einfaches schwarzes T-Shirt, Jogginghose, weiße Sneakers und eine schlichte silberne Kette. Unauffällig musterte ich ihn von der Seite; beim Konzert hatte ich schließlich nicht allzu viel von ihm gesehen.
Hm, der war ja mal so gar nicht mein Typ. Milchbubi mit Justin Bieber-Pottfrisur. Ich möchte behaupten, er sah in seinen Schlabberklamotten nicht mehr nach Superstar aus als Isabel und ich. Oder alle anderen Personen um ihn herum.
Allerdings ließ sein Gesichtsausdruck erahnen, dass er sich durchaus für etwas Besseres hielt. Zumindest machte er genau diesen Eindruck auf mich, so teilnahmslos, wie er da auf dem Hocker hing und an seinem iPhone tickerte, während Mitarbeiter hektisch um ihn herumwuselten, Kabel verlegten und die letzten Vorbereitungen trafen. Jai hatte nicht mal einen Blick dafür übrig.
Die ersten Personen durften nach vorne gehen. Ich beobachtete, wie der Fotograf im Sekundentakt auf den Auslöser drückte. Die ganze Fotoaktion erinnerte viel mehr an eine Massenabfertigung als ein ›Meet & Greet‹. Das Foto selbst dauerte keine fünf Sekunden, danach wurden die zumeist weiblichen Fans unwirsch zur Seite geschoben, damit der nächste bereits nach vorne gehen konnte. Sobald jemand versuchte, Jai zu umarmen oder ihm ein Küsschen auf die Wange zu hauchen, wurde man sofort zur Seite gezogen.
Als Isabel schließlich an der Reihe war und Jai stolz ihre Zeichnung überreichen wollte, wurde ihr diese von einem der Security-Männer unwirsch mit den Worten »Ein Foto, keine Umarmung und kein Geheule!« aus der Hand gerissen. Ich runzelte die Stirn. Isabel sah den fetten Glatzkopf ein wenig verdattert an, blieb aber still. Als sie sich neben Jai stellte und ihn vor Aufregung fast umsprang, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Jai fing an zu lachen, doch es klang gekünstelt und aufgesetzt. Irgendwie war er mir sofort unsympathisch.
Jai hob seinen Arm mechanisch hoch und schaltete schon mal sein professionelles Dauergrinsen für die Kamera ein, als Isabels Handy auf den Boden fiel und sie sich danach bückte. Just in dem Moment, als Jais Arm gerade oben war, drückte der Fotograf auf den Auslöser.
Verwirrt sah Isabel auf, als helles Blitzlicht aufleuchtete, und warf Jai einen enttäuschten Blick zu. »Tut mir leid, k-können wir noch ein Foto machen?«, stotterte sie.
Wieder quetschte sich der unfreundliche Security-Mensch dazwischen und raunzte: »Du hältst den ganzen Verkehr auf, Mädchen. Geh mal zur Seite. Der Nächste!«
Der Glatzkopf wedelte mit der Hand, als wollte er Isabel wie ein lästiges Insekt verscheuchen. Sie war den Tränen nahe und versuchte, nicht loszuheulen.
Mir stieg die Galle hoch. Wie lange hatte sich Isabel auf diesen Moment gefreut und mich wochenlang angebettelt, mit ihr auf dieses Konzert zu gehen … und nun das?
Entschlossen ging ich nach vorne zu dem Security-Heini. »Sie kann das Foto an meiner Stelle machen. Ich will keines.«
Der Typ sah mich zunächst verwundert an, bis sich seine Miene verfinsterte. Bei genauerem Hinschauen sah seine Glatze aus wie frisch poliert. Hätte ich mich etwas stärker darüber gebeugt, hätte ich darin bestimmt mein eigenes Spiegelbild betrachten können.
»Jetzt hör mal gut zu. Wir haben hier einen straffen Zeitplan einzuhalten! Wo kommen wir denn hin, wenn wir den wegen zwei kleiner Gören über den Haufen werfen?«
Ich stemmte beide Hände in die Hüften und sah den Typen seelenruhig an. »Wo ist denn da bitte der Unterschied, ob ich nun eins mit ihm mache oder stattdessen meine Freundin?«
Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie einige Fans hinter mir zustimmend mit dem Kopf nickten, während andere wiederum schadenfroh grinsten. Isabel hatte ihre Augen inzwischen weit aufgerissen und blickte mit entsetztem Gesicht zwischen Jai, dem Rumpelstilzchen-Gnom-Verschnitt und mir hin und her. Der Security-Mensch sah mich sauer an und zischte: »Entweder du machst jetzt dein Foto, oder ihr beide könnt gehen!«
Jetzt wurde ich richtig wütend. Normalerweise hätte ich niemals den Mut gehabt, mich mit so einem Typen anzulegen. Aber ich hatte einfach die Schnauze voll. Die lange Warterei, die unfreundlichen Security-Leute, die stickige Luft …
Das alles brachte das Fass schließlich zum Überlaufen.
Ohne auf den grimmigen Gesichtsausdruck des Security-Typen zu achten, stellte ich mich direkt vor den Koloss und blickte ihn ärgerlich an.
»Sagen Sie mal, wollen Sie mich verarschen? Man zahlt hundert Euro für ein Treffen mit Jai Mc…«, ich wedelte mit meiner Hand in der Luft umher, »was-weiß-ich, bei dem man nicht einmal ein zweites Foto bekommt, geschweige denn, dass man seine Geschenke persönlich überreichen kann? Da ist ja wohl das Letzte!« Und da ich mich sowieso schon in Rage geredet hatte, fügte ich höhnisch mit einem Seitenblick auf Jai hinzu: »Und du willst ein Vorbild und Fan-naher Popstar sein? Lächerlich!«, schnaubte ich angewidert.
Jai schien erst jetzt Notiz von mir zu nehmen, da er die ganze Zeit auf seinem iPhone herumgedaddelt hatte. Irritiert hob er seine Augenbrauen und musterte mich kühl aus seinen dunklen, beinahe schwarzen Augen, die mich kurz, aber auch wirklich nur ganz kurz aus dem Takt brachten.
»Excuse me?«
»Du hast mich schon ganz richtig verstanden! Und dein ›Excuse me‹ kannst du dir in deinen Allerwertesten stecken. Dass man für solch eine …«
… Abzocke überhaupt Geld zahlt, hatte ich eigentlich sagen wollen. Doch ich kam nicht mehr dazu, da auf einmal ein zweiter riesiger Koloss aus dem Nichts von hinten auf mich zustürmte, mich an der Schulter packte und mit einem einzigen Satz aus dem Raum beförderte. Die Tür hinter mir fiel krachend ins Schloss und ich fand mich höchst verblüfft im Regen wieder.
Mit einer sehr, SEHR wütenden Isabel neben mir.
Sechs Monate später …
One, two, three, four and one, two, three, four …« Laut hallte Angelikas kräftige Stimme durch das kleine Tanzstudio, das versteckt auf dem Hinterhof eines abgelegenen Grundstücks am Stadtrand lag. Von außen wirkte das Gebäude ein wenig marode und unscheinbar mit seiner matschfarbenen Fassade und den schiefen Fenstern, und dennoch konnte ich mir keinen besseren Ort als diesen vorstellen.
Für mich gab es nichts Schöneres, als mich nach den Tanzstunden in einen der klapprigen und rostigen Gartenstühle zu setzen und zu beobachten, wie die Sonnenstrahlen die Wasseroberfläche des kleinen Teiches hinter dem Haus zum Funkeln und Glitzern brachten. Kleine helle Punkte tanzten dann flink und geschmeidig über das Wasser und ließen die Umgebung hell aufleuchten.
Vor zwei Jahren hatte ich das Tanzen als meine große Leidenschaft entdeckt, besonders Hip-Hop hatte es mir angetan. Tanzen gab mir das Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit und bot mir die Chance, für einen Moment in eine andere Welt einzutauchen. Alles andere um mich herum verlor in dem Augenblick an Bedeutung, als befände ich mich in einem schillernden Kokon, eingesponnen und abgegrenzt von der Außenwelt, in dem nur meine eigene kleine, aber aufregende Welt existierte. Da gab es keine Gewichtsprobleme, hohle Typen oder nervige Brüder. Da gab es einfach nur mich. Mich und das Tanzen.
Angelikas Stimme ertönte erneut und riss mich aus meinen Gedanken.
»Schritt, Schritt, Slide … und fünf, sechs, sieben, acht … Thea, die Arme lockerer lassen!«
Macklemores ›Thrift Shop‹ dröhnte aus den großen Boxen, erfüllte den Raum. Das Adrenalin pulsierte in meinen Adern, strömte durch meinen ganzen Körper. Schweiß rann über mein Gesicht, aber ich kümmerte mich nicht weiter darum. Irgendwann erreichte man diesen gewissen Punkt, an dem man keinen Schmerz mehr spürte, an dem die Beine sich wie von selbst zu der Musik bewegten und man förmlich über die Tanzfläche flog.
Nach einer Weile -ich wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war – klatschte Angelika zufrieden in die Hände. »So meine Lieben, für heute ist Schluss. Wir sehen uns nächste Woche. Habt noch einen schönen Tag.«
Als ich erschöpft, aber glücklich nach meiner Wasserflasche griff und den Mädchen in die Umkleidekabine folgen wollte, hielt Angelika mich am Arm zurück.
»Warte mal, Nina, ich habe da noch etwas mit dir zu besprechen.«
Das glückselige Gefühl in meinem Bauch machte einem unwohlen Grummeln Platz.
»Okay.« Zögerlich blieb ich stehen und wandte mich ihr zu.
Angelika warf ihre rotgetönte Lockenmähne in den Nacken und verschränkte ihre Hände vor dem durchtrainierten Bauch. Ihr Bauchnabel-Piercing funkelte im Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster in das Studio fiel.
»Erinnerst du dich noch an Monica, meine Freundin aus Studienzeiten, die in den USA mittlerweile ihr eigenes Tanzstudio eröffnet hat?«
Ich meinte mich zu erinnern, da Angelika sie einmal in einer unserer Tanzstunden erwähnt hatte. Zaghaft nickte ich mit dem Kopf.
»Nun ja … ihr Tanzstudio läuft mehr als gut. Sogar so gut, dass ihre Schüler seit zwei Jahren Aufträge als Backgroundtänzer für anerkannte Künstler bekommen. Monica erhält viele Anfragen von Agenturen und Managements. Das Problem ist jedoch, dass bereits all ihre Tänzer für den nächsten Sommer ausgebucht sind und Majesty Records dringend nach einer Backgroundtänzerin sucht. Das alles kam sehr kurzfristig, da eine ihrer Tänzerinnen überraschend gegangen ist. Also hat sich Monica an mich gewandt.«
Ich nickte abermals vage mit dem Kopf. Das war ja alles schön und gut, aber was hatte das jetzt mit mir zu tun?
Angelika fing meinen fragenden Blick auf und hielt in ihrem Redefluss einen Moment inne.
»Also gut. Machen wir es kurz und knapp: Ich habe dich als Ersatz vorgeschlagen.«
Im ersten Moment begriff ich überhaupt nicht, was Angelika mir damit sagen wollte. Ersatz wofür? Ich nickte immer noch, bis die Informationen langsam in meine grauen Gehirnzellen sickerten. Vor Fassungslosigkeit klappte mir die Kinnlade herunter. Gefühlte zehn Minuten lang starrte ich Angelika einfach nur mit offenem Mund an.
»WAS?!«
Völlig überrumpelt ließ ich mich auf die lange Sitzbank im Studio fallen und musste mich erst mal für einen kleinen Augenblick sammeln. Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich förmlich, tanzten Salsa. In mir begann es zu rattern und ich merkte, wie sich die Zahnrädchen in meinem Gehirn langsam in Gang setzten.
»Du meinst, ich soll … also das heißt …«
»… dass du für drei Monate nach Amerika fliegen und in einem professionellen Team arbeiten könntest. Ja, das heißt es«, beendete Angelika ungerührt mein Stammeln.
»Nein!«, entfuhr es mir unkontrolliert.
»Nein?« Angelikas Augenbrauen schossen erstaunt in die Höhe. »Warum?«
»Na ja, weil … ähh …«
Ich, in Amerika, als Backgroundtänzerin – Allein der Gedanke daran verursachte ein nervöses Kribbeln in meinem Bauch. Andererseits – wann bekam man schon eine Chance wie diese?
Es war schließlich etwas völlig anderes, vor Tausenden von Menschen auf großen Bühnen zu tanzen. Dagegen waren die Aufführungen, die ich bisher mitgemacht hatte, wahrscheinlich Kinderkram. Aber genau da lag vielleicht auch das Problem – War ich überhaupt gut genug für solch ein Angebot?
»Und warum ausgerechnet ich? Warum nicht … äh … Lena?«, platzte es aus mir heraus.
Angelika trat einen Schritt auf mich zu und nahm meine Hände beruhigend in ihre.
»Es gibt niemanden in diesem Kurs, dem ich diese einmalige Chance mehr gönnen würde als dir. Lena ist gut, ja. Aber sie tanzt nicht mit der gleichen Leidenschaft, wie du sie besitzt. In dir steckt unwahrscheinlich viel Power. Monica sucht nach jemandem, der mit Herz an die Sache rangeht und die Choreografie nicht wie eine mechanisch gesteuerte Marionette herunterleiert. Du jedoch stehst zu hundert Prozent hinter dem, was du tust. Noch dazu bist du zuverlässig und ehrgeizig. Es steht wirklich viel auf dem Spiel. Du wärst ein wahrer Glückstreffer für Monica. Und natürlich für Majesty Records.«
Geschmeichelt von ihrem Kompliment, fingen meine Wangen an zu glühen. Unsicher knetete ich an meinem T-Shirt herum, bis es ganz knitterig war und aussah, als käme es gerade frisch aus der Waschmaschine.
»Ich weiß nicht …«, druckste ich. Ich räusperte mich und hob meinen Kopf.
»Und du würdest mir das wirklich zutrauen?«, setzte ich vergewissernd hinterher. Ich legte viel Wert auf Angelikas Meinung.
»Hundertprozentig. Ich kann sogar mit Gewissheit sagen, dass du das packst«, erwiderte Angelika voller Zuversicht. Sie schien wirklich überzeugt zu sein von dem, was sie sagte. »Hm …«
»Hör zu.« Angelika sah mir fest in die Augen. »Überleg es dir in Ruhe, sprich mit deinen Eltern und schlaf ein paar Nächte darüber. Das ist immerhin keine leichte Entscheidung. In spätestens einer Woche musst du dich allerdings entschieden haben, da sich Monica ansonsten nach einer Alternative umsehen muss. Warte mal kurz …«
Angelika eilte auf ihre Sporttasche zu, aus der sie eine kleine Visitenkarte zog. »Hier. Schau dir die Seite einfach mal im Internet an und lies dir alles in Ruhe durch. Um die Finanzierung müsstest du dir übrigens keine Gedanken machen. Deine Aufenthaltskosten würden von Majesty Records finanziert. Außerdem würdest du für deinen Einsatz als Backgroundtänzerin natürlich entsprechendes Gehalt bekommen. Es ist nicht viel, aber immerhin etwas. Aber wie gesagt, denk in Ruhe darüber nach. Wenn du sonst noch Fragen hast, kannst du dich jederzeit an mich wenden.«
Nachdenklich drehte ich die Visitenkarte in meiner Hand.
»Für welchen Künstler soll ich überhaupt als Backgroundtänzerin auftreten?«
Angelikas Gesicht legte sich in Falten. Grübelnd legte sie ihren Zeigefinger an ihr schmales Kinn.
»Ach ja, hm, warte, das war irgendwas mit … ich glaube J. Justin? Jayden? Nein, das kann es auch nicht gewesen sein … Moment … Du weißt doch, ich kann mir Namen immer nur so schlecht merken«, setzte sie zerknirscht hinterher. »Er soll inzwischen zu einem sehr bekannten Teenie-Idol geworden sein. Hm, vielleicht James? Oder …«
Ich stutzte und hielt einen Moment inne. »Moment, wir reden jetzt aber nicht von …?«
»Jai McConnor?! OHMEINGOTTOHMEINGOTTOHMEINGOTT!«
Es folgte ein ohrenbetäubender Schrei.
Seit drei Stunden konnte sich Isabel angesichts der Neuigkeiten überhaupt nicht mehr beruhigen, während ich die Nachricht erst einmal noch verdauen musste.
»Psst, nicht so laut! Oder willst du vielleicht, dass es gleich jeder mitbekommt?«
Panisch sah ich mich um, mit der Befürchtung, jemand könnte uns gehört haben.
Glücklicherweise nahm niemand Notiz von uns. Lärmende Jugendliche balgten sich um irgendeinen Ball, Jogger liefen am Ufer des Sees entlang und kleine Kinder tapsten barfuß mit ihrem Eis in der Hand über das weiche Gras.
Der See war ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Isabel und ich waren oft hier, wenn das Wetter es zuließ.
Obwohl es gerade erst Ende April war, knallte die Sonne vom Himmel herab. Ich entspannte mich wieder ein wenig und legte mich zurück auf die Decke, die Hände hinter dem Nacken verschränkt. Kleine Wattewölkchen zogen langsam über uns hinweg. Die Luft roch würzig, nach einer Mischung aus Blumen und Erde.
Da Isabel und ich in einem kleinen Kuhkaff lebten, musste man ständig aufpassen, dass man nicht zu viel von sich preisgab. Wie schnell sich jede noch so klitzekleine Neuigkeit auf dem Lande verbreitete, das war schlimmer als bei einem Lauffeuer.
Die Leute hier hatten einfach nichts Besseres zu tun, als zu tratschen. Für Partys oder Konzerte musste man in die nächstgelegene Stadt fahren und auch sonst sah es hier mit Freizeitaktivitäten eher mau aus. Eine Eisdiele, ein kleiner Sportplatz, ein winziger Tante-Emma-Laden an der Ecke, das Tanzstudio und der See.
Kurzum: Die Leute klammerten sich an jede noch so unbedeutende Neuigkeit wie an einen Strohhalm, da es das einzig Spannende war, was sich hier ereignete.
Dennoch liebte ich diesen Ort über alles. Die Ruhe, die Luft, die Idylle, alles war so friedlich und entspannt. Und ich könnte mir auch nicht vorstellen, jemals von hier wegzuziehen. Nur das Gerede nervte halt. Manchmal fragte ich mich schon, wie es wäre, in einer Großstadt zu leben.
Gerade kam Annika mit ihrem Laufgefolge und drei Typen im Schlepptau an unsere Decke vorbei. Unangefochtene Dramaqueen und Lästerschwester Nummer eins. Der Schrecken meiner Schulzeit. Zum Glück hatte das jetzt ein Ende, denn vor wenigen Wochen hatte ich mein Abitur bestanden. Bis jetzt hatte ich jedoch keinen blassen Schimmer, wie ich meine Zukunft gestalten sollte. Ich wusste nicht einmal, ob ich lieber studieren oder eine Ausbildung machen wollte.
Annikas aufgesetztes, albernes Lachen drang zu uns herüber. Ich verdrehte die Augen und beobachtete, wie sie ihre unechten braunen Locken in den Nacken warf.
»Gott, wie ich dieses Mädchen hasse«, hörte ich Isabel neben mir murmeln. »Aber wie auch immer: Wenden wir uns den wirklich wichtigen Themen zu.« Sie grinste und sah mich immer noch ein wenig ungläubig mit ihren grau-blauen Kulleraugen an.
»Jai McConnor? Ich fass es nicht. Der heißeste Typ auf Erden und ausgerechnet du sollst seine Backgroundtänzerin werden.«
Ich schüttelte müde lächelnd den Kopf. »Er ist doch auch nur ein Typ – Moment mal, was heißt hier eigentlich ›ausgerechnet ich‹?«
Isabel überging meinen Einwand diskret und wühlte stattdessen geschäftig in ihrer XXL-Handtasche herum.
»Wo ist denn … Ich hab sie doch vorhin … Ich bin mir ganz sicher, dass ich sie … Ah. Da ist sie ja.« Hoch erfreut beförderte Isabel die neueste Ausgabe der InTouch ans Tageslicht und wedelte damit vor meiner Nase herum. Schwungvoll schlug sie das Heft auf.
»Hot-List: Die Top Ten der sexiest Jungstars in Hollywood«, las ich wenig interessiert, Isabel jedoch tippte begeistert auf ein Foto.
»Platz drei«, verkündete sie voller Stolz, als wäre das die Antwort auf alle Fragen.
Ich beugte mich ein wenig näher über das Heft, um das Foto besser erkennen zu können. Ein junger Mann von etwa zwanzig Jahren lächelte mir gekünstelt aus dunklen Augen entgegen.
Ich rümpfte die Nase. »Da hat Photoshop aber kräftig nachgeholfen.«
Mein Blick fiel auf den kurzen Text neben dem Foto:
Jai McConnor hat mit seinen neunzehn Jahren schon viel erreicht: Acht Millionen verkaufte Singles, ausverkaufte Stadien und vierundzwanzig Millionen Follower auf Twitter. Das nächste Album steht schon in den Startlöchern; im Sommer wird er auf große Nordamerika-Tour gehen. Wir sind gespannt, wie es mit dem smarten Sonnyboy weitergeht.
»Smart«, schnaubte ich und schüttelte angewidert den Kopf. »Dieses blöde Klatschblatt hört sich so an, als würden sie ein Produkt verkaufen, für das man Werbung machen muss. Und nur weil er jetzt keine Segelohren oder Hasenzähne hat, ist er auf Platz drei gelandet, oder was?«
Empört riss Isabel mir die Zeitschrift aus der Hand und warf mir einen tadelnden Blick zu, als wäre ich ein wenig beschränkt und geistig nicht mehr ganz zurechnungsfähig.
»Jai ist heiß! Er hätte mit Abstand den ersten Platz verdient!«
Isabel bekam wieder diesen verklärten Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich sah sie sich schon Seite an Seite mit Jai den roten Teppich entlang spazieren.
Ich wedelte mit meiner Hand vor ihrer Nase herum.
»Guck-guck, Erde an Isabel!«
Sie erwachte langsam aus ihrer Starre und sah mich verträumt an.
»Der Typ ist nicht real«, versuchte ich ihr klarzumachen, allerdings ohne Erfolg.
»Was würde ich darum geben, an deiner Stelle zu sein«, schwärmte Isabel.
Ich richtete mich auf und sah sie an. »Jetzt mal im Ernst: Ich werde das nicht machen.«
»Äh, was soll das jetzt bedeuten?«
»Dass ich nicht nach Amerika fliege. Punkt. Aus.«
»Was?!« Ungläubig ließ Isabel von der Zeitschrift ab und musterte mich eingehend.
Dass ich nach Amerika flog, war für sie anscheinend schon beschlossene Sache gewesen. Für mich eher weniger.
»Wenn du glaubst, ich fliege mir nichts, dir nichts nach Amerika, um als Backgroundtänzerin für einen völlig talentfreien und beschränkten Möchtegernpopstar einzuspringen, dann …«
»Was heißt hier Möchtegernpopstar? Er hat vierundzwanzig Millionen Follower auf Twitter«, fiel Isabel mir ungerührt ins Wort. Ich verdrehte die Augen. Das war mir doch schnurz, ob der einen oder eine Million Follower hatte.
»Na und?«, antwortete ich daher und zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Der Typ ist einfach nur arrogant …«
Ich dachte zurück an das Konzert vor sechs Monaten. Isabel hatte eine ganze Woche lang vor sich hin geschmollt, nachdem uns die Security aus dem Meet & Greet rausgeworfen hatte. Und obendrein hatte ich mir noch eine fette Grippe geholt. Meine Erinnerungen an den Tag waren also ausschließlich nur positiv …
»Er ist überhaupt nicht arrogant!«, gab Isabel zurück, trotzig wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte.
Ich seufzte leise und rieb genervt über meine Stirn. »Wie auch immer. Ich mach das nicht.«
Isabel schüttelte verständnislos den Kopf. »Wer von uns beiden ist denn bitteschön diejenige, die das Tanzen am liebsten zum Beruf machen würde? Wieso willst du dann eine solche Gelegenheit in den Wind schießen? Eine Chance wie diese wird es kein zweites Mal geben, das ist dir doch hoffentlich klar, oder? Ist dir überhaupt bewusst, was für eine einmalige Gelegenheit das ist?«
Ich hielt einen Moment inne. Isabel nutzte dies und drehte mich zu ihr herum, sodass ich ihr in die Augen blicken musste.
»Wenn du das sausen lässt, dann bist du wirklich bescheuert! Oder dir bedeutet das Tanzen einfach doch nicht so viel, wie ich immer gedacht habe. Mein Fehler.«
»Das stimmt nicht und das weißt du auch!«, entfuhr es mir barsch.
»Ach ja?« Isabels Augenbrauen schossen in die Höhe. Das Grau-blau in ihren Augen funkelte mich an, kleine Sprenkel tauchten darin auf. »Das sieht im Moment aber ganz anders aus.«
Aufgeregt fuhr ich durch mein dunkelblondes Haar.
»Du stellst dir das alles so einfach vor. Du glaubst, ich überquere mal eben und ganz kurz den Ozean, um ans andere Ende der Welt zu fliegen. Aber was ist, wenn ich es vermassele? Wenn ich nicht die Richtige für den Job bin? Hast du daran schon mal gedacht? Ich kann nicht einfach mal eben wieder nach Hause fliegen und sagen ›Tschüss, das läuft hier nicht‹. Angelika verlässt sich auf mich. Das ist einfach eine völlig andere Liga. Und falls du in Erdkunde wenigstens ein bisschen aufgepasst hättest, dann wüsstest du, dass Amerika auch nicht gerade um die Ecke liegt.«
»Darum geht es also.«
»Worum?« Verstört sah ich Isabel an, die mich mit einem ernsten Blick bedachte. »Es geht hier gar nicht um Jai, sondern um dich, habe ich recht?«
Ich schwieg und knibbelte an meiner Unterlippe herum. Isabel seufzte leise.
»Angelika hätte dir nicht das Angebot gemacht, wenn sie nicht überzeugt wäre, dass du die Richtige dafür bist. Warum lässt du dich, was das Tanzen betrifft, immer wieder so sehr verunsichern?«
»Weil …« Ich zupfte einen Grashalm aus und warf ihn dann wieder auf den Boden. »Ich meine, es gibt so viele bessere Tänzer als mich«, murmelte ich leise, woraufhin Isabel ein Schnauben ausstieß.
»Nina, du bist eine tolle Tänzerin, eine verdammt gute sogar. Mach dir nicht immer so viele Gedanken, du hast diese Chance verdient! Zögere nicht so lange und nimm das Angebot an! Du wirst es sonst bereuen.«
Ich senkte den Blick und sah nachdenklich auf den blau-grünen See hinaus, der an manchen Stellen im Licht der Sonne sogar türkisfarben funkelte. Kleine Wellen zogen sich über die Wasseroberfläche, die Pappeln wogen sich sanft im Wind. Die Blätter raschelten leise.
Insgeheim wusste ich, dass Isabel recht hatte. Es war ja nicht so, dass es mich nicht reizen würde, endlich mal Teil eines professionellen Teams zu werden und meinem Traum vom Tanzen ein wenig näher zu kommen. Aber jetzt, wo ich die Chance dazu bekam, da … machte es mir irgendwie Angst.
Es stimmte, dass ich mich, was das Tanzen betraf, schnell verunsichern ließ. Weil ich mich immer fragte, ob ich mit den anderen mithalten konnte, ob ich überhaupt gut genug war. Dabei stand ich mir oft selbst im Weg und das ärgerte mich.
Mein Blick fiel auf die Uhr. Ich seufzte. Egal, wie ich mich entscheiden würde, viel Zeit hatte ich nicht mehr. Mal ganz davon zu schweigen, dass meine Eltern noch nichts von dieser Neuigkeit wussten.
Meine Damen und Herren, Ihr Condor Flug 7480 nach Seattle ist nun für Sie zum Einsteigen freigegeben. Bitte halten Sie Ihre Bordkarten für unsere Besatzung bereit. Um Ihnen das Einsteigen zu erleichtern, bitten wir alle Passagiere der Sitzplatzreihen 1-10 und 30-50 zuerst an Bord. Im Namen der Condor wünschen wir Ihnen einen guten Flug und sagen auf Wiedersehen in Frankfurt am Main. Ladies and Gentlemen …«
»Schätzchen, das bist du.« Die aufgeregte Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken. Ich warf einen raschen Blick auf meine Bordkarte. Reihe 37, Platz B.
Ich schluckte. Wie lange hatte ich doch versucht, diesen Moment zu verdrängen. Ich war vermutlich sowieso schon eine der Letzten, da ich eigentlich längst im Wartebereich hätte sitzen müssen. Ich hasste Abschiede.
Meine Mutter nahm mein Gesicht in ihre schmalen Hände. Ihre blauen Augen glänzten und musterten mich aufmerksam.
»Wenn du wüsstest, wie stolz dein Vater und ich auf dich sind. Vergiss das nie, mein Schätzchen, ja?« Sie machte eine kurze Pause und lächelte mich an.
»Mein kleines Mädchen wird erwachsen«, schluchzte sie. Dann nahm sie mich fest in ihre Arme und strich über mein Haar. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, nicht zu weinen, spürte ich, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Verstohlen wischte ich mir darüber und atmete tief durch. Papas tiefe Stimme drang dumpf an mein Ohr.
»Nun lass mal gut sein, Barbara. Du erdrückst das Kind ja noch«, meinte er mit einem liebevollen Schmunzeln im Gesicht und zog mich nun ebenfalls fest an sich. »Du machst das schon, mein Kleines.«
Nick klopfte mir auf die Schulter. »Rock das Amiland, Schwesterchen. Zeig denen, was eine Mahler drauf hat.«
Nachdem ich Isabel noch einmal umarmt hatte, schnappte ich meinen Koffer und lief zur Sicherheitskontrolle. Mit zitternden Händen überreichte ich dem Bodenpersonal mein Ticket und warf einen wehmütigen Blick in Richtung meiner Familie. Isabel formte ihre Hände zu einem Trichter: »Schnapp dir die Promis! Und bring mir einen heißen Surfboy mit!«
Ich spürte, wie sich mehrere Augenpaare in der Halle interessiert auf mich richteten. Mein Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln. Schweren Herzens winkte ich Mama, Papa, Nick und Isabel ein letztes Mal zu. Mit feuchten Augen drehte ich mich um und ließ den Sicherheitscheck hinter mir, bis schließlich auch meine Familie und Isabel aus meinem Blickfeld verschwanden.
Im Wartebereich warf ich einen kurzen Blick aus der riesigen Fensterfront. Graue Wolken hingen am Himmel, Regentropfen prasselten gegen die milchige Scheibe. Ich sah hinunter auf die Start- und Landebahn. Gerade setzte eine Air Berlin Maschine zur Landung an, eine andere erhob sich bereits in die Luft. An meinem Gate steuerte ich auf den einzigen besetzten Schalter zu. Eine junge, freundlich aussehende Stewardess nahm mein Ticket entgegen und lächelte mir aufmunternd zu. Auf wackeligen Beinen und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend folgte ich ihr schließlich durch den Schlauch zum Flugzeug.
»Boarding completed.« Die Ansage einer Stewardess ertönte, wobei es im Lautsprecher ein paar Mal unheilvoll knackte und rauschte. Die letzten Passagiere drängelten sich an mir vorbei und quetschten ihr Gepäck mühsam in die winzigen Ablagen. Zur Beruhigung schob ich mir noch schnell ein Pfefferminzkaugummi in den Mund und schloss meinen Sicherheitsgurt. Dann ließ ich mich nach hinten in meinen Sitz fallen und warf einen Blick aus dem kleinen Seitenfenster. Außer dicken Regentropfen und Nebel war jedoch nichts zu erkennen.
Nachdem über die Lautsprecher noch etliche Sicherheitshinweise gegeben wurden, begannen die Motoren unter mir schließlich zu rattern. Ich wurde nach hinten in meinen Sitz gedrückt, als die Maschine mit lautem Getöse über die Rollbahn hinwegfegte. Die Landschaft flog in schnellen Bildern an mir vorbei. Krampfhaft klammerte ich mich mit der rechten Hand an meinem Gurt fest, mit der linken krallte ich mich in das Leder vom Sitz meines Vordermannes. Unter mir rumpelte es und mein Frühstück war kurz davor, noch mal ›Hallo‹ zu sagen. Mein Blick fiel auf den Kotzbeutel in der Sitztasche vor mir. Hoffentlich würde ich meinen ersten Flug überleben. Ich schickte noch schnell ein paar stumme Stoßgebete gen Himmel, bevor das Flugzeug abhob und steil nach oben stieg. Der Opa neben mir tätschelte beruhigend meine Hand, obwohl es auf mich den Anschein hatte, als wollte er eher sich selbst beruhigen. Ich schloss die Augen.
Nun saß ich hier und konnte es noch immer nicht ganz glauben. Eingepfercht wie eine Ölsardine zwischen einem mittlerweile schnarchenden, sabbernden Opa und einem äußerst kräftigen Mann mit einer Mono-Augenbraue, der mich argwöhnisch musterte. Unwohl ließ ich mich noch ein wenig tiefer in meinen Sitz sinken. Ob es wohl die richtige Entscheidung gewesen war, den Job in Amerika anzunehmen?
Nach einem kurzen Umstieg am Tacoma International Airport von Seattle ging es mit Alaska Airlines weiter in Richtung Los Angeles. Im Bordkino wurde gerade ›Natürlich blond‹ gezeigt. Ich griff an die Deckenleiste über mir und dimmte das Licht. Meine Augenlider wurden immer schwerer. Also lehnte ich mich in meinem Sitz zurück und schloss die Augen, sodass ich den Flug nur noch im Dämmermodus mitbekam. Ehe ich mich versah, ertönte über Lautsprecher eine Durchsage der Stewardess, erst auf Englisch, dann auf Spanisch.
»Wir befinden uns im Landeanflug auf Los Angeles, bitte bringen Sie Ihre Rückenlehnen in eine aufrechte Position …«
Langsam erwachte ich aus meinem unruhigen Schlaf und erkannte eine dicke und langgezogene Rotzspur auf meinem rechten Oberarm. Der Opa neben mir grinste mich entschuldigend mit seinem lückenhaften Gebiss an. Ich lächelte ein wenig kläglich zurück. Dann blickte ich aufgeregt aus dem kleinen Fenster zu meiner Linken, wobei ich mich über den Bierbauch des Mono-Augenbrauen-Typen lehnen musste, der daraufhin ein leises Grunzen von sich gab. Allmählich lichtete sich die Nebelwand und unter der Wolkendecke kamen die glitzernden und strahlenden Lichter von Los Angeles zum Vorschein. Beeindruckende Wolkenkratzer reihten sich aneinander und verliehen der Stadt etwas Majestätisches. Unter mir erkannte ich den hell beleuchteten Schriftzug ›LAX‹. Der Los Angeles International Airport. Ein nervöses Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit und ließ mich unruhig mit den Beinen hin und her zappeln, wobei ich meinem Vordermann immer wieder unbeabsichtigt in den Rücken trat. Für einen kurzen Moment verflogen meine Bedenken und ein fettes Grinsen stahl sich stattdessen auf mein Gesicht.
Tschüss Deutschland, hallo Hollywood.