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Anna-Lena Hees

Mord am Senner

Autorin:

Anna-Lena Hees

Als Printmedium erschienen:

im Printsystem Medienverlag, D-71296 Heimsheim

Mail: info@printsystem-medienverlag.de

www.printsystem-medienverlag.de

ISBN 978-3-945833-38-4

E-Book-Verlag:

Joy Edition, E-BOOKS and more, Gottlob-Armbrust-Straße 7, D-71296 Heimsheim

Mail: info@joyedition.de

Copyright:

E-Book © 2015 by Joy Edition, E-BOOKS and more, Heimsheim

Coverdesign:

Casandra Krammer

Die Personen und Handlungen dieses Buches sind frei erfunden. Übereinstimmungen mit tatsächlich existierenden Personen, Namen und Ereignissen sind daher rein zufällig und ohne jede Bedeutung.

Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form vervielfältigt, übersetzt, abgelichtet oder mit elektronischen Systemen verbreitet werden.

ISBN: 978-3-944815-60-2

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Erstes Kapitel

Es war bereits dunkel und die Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Im Tal bimmelten die Glocken der Dorfkirche. Die Einwohner stimmten sich nach alter Tradition auf den kommen den Tag ein, dann war er da, der 24. Dezember.

Doch hoch oben auf gut 2.000 Metern Höhe war der alte Senner immer noch in der Hütte tätig. Er wollte die Nacht oben verbringen und erst am heiligen Tag wieder ins Tal hinabsteigen. Schuster rührte schwungvoll in dem großen Kessel, der über einem lodernden Feuer hing. Den letzten Rest Milch, den die Kühe in dem sich dem Ende neigenden Jahr noch gaben, verarbeitete er zu Käse. Am nächsten Tag sollten die ersten Laibe reif sein. Jedes Jahr verschenkte er einen an die Familie unten im Tal. Seinen besten Freunden gab er ebenfalls jedes Weihnachten jeweils einen Käselaib. Während er in dem Kessel rührte, dachte er über das Jahr nach. Viel hatte er erlebt. Er war auf das kommende Jahr gespannt. Noch ahnte er nicht, dass er den Jahreswechsel nicht mehr erleben sollte.

„Ach, was bin ich müde und erschöpft von dem heutigen Tag“, murmelte Schuster leise vor sich hin. Doch die Arbeit war noch nicht geschafft. Der Käselaib musste noch an diesem Abend in die Reifekammer. So rührte er weiter kräftig im Kessel herum, bis die Milch eine sämige Konsistenz annahm und die Flüssigkeit immer dicker wurde, bis es fast unmöglich schien, weiter zu rühren. Minutenlang, für ihn beinahe gefühlte Stunden, rührte er noch, dann legte er den Holzstab erschöpft zur Seite.

 

Es war bereits spät, als er mit der Arbeit fertig wurde. Er brachte den ausgepressten Käse in die Reifekammer und betrachtete dort alle anderen Laibe, die er am nächsten Tag herausholen und für den Verzehr oder Verkauf fertig machen würde.

Seine Hütte hatte noch ein oberes Stockwerk, das der privaten Nutzung diente. Hier oben stand ein Bett, in dem er es sich gemütlich machte. Vorher aß er noch eine Kleinigkeit. Schusters Leibspeise war jede Speise, in der Käse enthalten war. Der alte Senner liebte den Käse. Nach der Stärkung zog er sich in seine Schlafkammer zurück. Er freute sich auf die Nacht, die er gerne in seiner Hütte verbrachte.

Gerade, als er kurz davor war einzuschlafen, hörte er ein Geräusch. Es schien aus dem Erdgeschoss zu kommen. Oder doch von draußen? Schuster war froh, dass seine Kammer ein kleines Fenster hatte. Er stand wieder auf und schaute hinaus. Es war nichts zu sehen.

„Sicher nur der Wind“, dachte Schuster laut.

Doch damit lag er völlig daneben. Es war nicht der Wind, der die Geräusche verursachte, sondern eine Person, die gut getarnt um die Hütte schlich.

Um noch einmal sicher zu gehen, verließ er sein Kämmerlein und stapfte mit einer Kerze in der Hand die Treppe hinunter. Im Moment war es still. Er ging auf die Eingangstür zu und drückte vorsichtig die Klinke hinunter. Die kalte Winterluft wehte ihm ins Gesicht, dazu schneite es kräftig. Hoffentlich wurde er bis zum nächsten Tag nicht eingeschneit!

Schuster trat kurz hinaus und schaute sich um. Er konnte noch immer niemanden sehen. Die Person, die die ganze Zeit um die Hütte geschlichen war, hatte sich im Dickicht versteckt, um nicht gesehen zu werden.

„Nun war doch niemand da“, murmelte der Senner nach mehrmaligem Umsehen. Dennoch beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Er trat in die Hütte zurück und schloss die Tür. Zur Vorsicht drehte er den Schlüssel dreimal rum, damit keine Menschenseele in die Hütte eindringen konnte. Zufrieden, aber immer noch von einer Angst getrieben, stieg er in seine Schlafkammer hinauf. Bevor er jedoch wieder unter die Decke schlüpfte, wagte er einen Blick aus dem Fenster. Es war alles noch so verlassen wie zuvor, als er vor der Tür stand. So dachte Schuster. Doch gerade, als er sich vom Fenster weg wandte, sah er aus dem Augenwinkel eine Gestalt, die auf die Hütte zuzulaufen schien. Er schaute wieder genauer. Da war doch jemand! Aber was wollte die Person? Hatte sie sich verlaufen? Schuster beschloss, sich keine Gedanken mehr darüber zu machen und ging zu Bett.

 

Der nächste Morgen brach an. Schuster lag noch friedlich unter der wärmenden Decke. Er blinzelte, als er aufwachte. Die Nacht hatte er gut verbracht. Es war zwar noch sehr früh und noch nicht richtig hell, doch er wollte trotzdem aufstehen, um alles bereit für den Abstieg ins Tal zu machen.

Einmal drehte er sich noch um, dann stand er schwungvoll auf und wanderte umher. Schuster warf einen Blick aus dem Fenster. Er dachte an den vergangenen Abend und die Person, die sich in der Nähe der Hütte aufgehalten hatte. Was er nicht wusste: Die Person war immer noch vor Ort und wartete auf ihn.

Der Senner schlüpfte in warme Klamotten und verließ seine Schlafkammer. Während er die Treppe nach unten ging, gähnte er herzhaft. In der Küche der Hütte kochte er sich einen Kaffee. Ihm war nicht aufgefallen, dass die Tür, die ins Freie führte, nur angelehnt war. Er hatte sie am Vorabend abgeschlossen und doch musste sie irgendjemand von außen geöffnet haben. Während Schuster genüsslich seinen Kaffee schlürfte, hörte er, wie die Tür ins Schloss fiel. Anschließend nahm er Schritte wahr, die sich der Küche näherten. Wer konnte das sein? Und wer gelang in die Hütte, obwohl er die Tür abgeschlossen hatte? Dem Senner fiel so schnell keine Antwort ein. Angst kroch in ihm hoch. Zum Glück hatte die Küche noch eine Seitentür, durch die er den Raum nun fluchtartig verließ. Sein Herz klopfte. Er suchte schnell ein Versteck und hoffte, dass derjenige, der sich Zugang zur Hütte verschafft hatte, bald wieder verschwand.

Die Person, die in die Hütte gedrungen war, entpuppte sich als ein ganz in schwarz gekleideter Mann, der eine Maske trug und eine Pistole in der Hand hielt. Er trat in die Küche und schaute sich um. Neben dem Herd stand die noch halbvolle Kaffeetasse, aus der der Senner eben noch getrunken hatte, bevor er sich durch die Seitentür aus der Küche schlich. Der Mann dachte, dass Schuster noch in der Hütte sein müsste, allerdings wusste er nicht wo. Dass die Küche eine Seitentür besaß, fiel ihm erst gar nicht auf. „Wo ist dieser Mann?“, knurrte er.

Schuster war in die Reifekammer gelangt und besah sich die gereiften Käselaibe. Eigentlich müsste er sie nun in die Küche bringen und in Folie einwickeln, aber daran war jetzt nicht zu denken. Jedenfalls nicht, solange diese Person in der Küche war und ihn wohlmöglich suchte. Der Senner war ratlos. Er wusste nicht, was er tun sollte. Am liebsten würde er auf schnellstem Wege die Hütte verlassen und sich auf den Weg ins Tal machen. Aber wie sollte er das anstellen? Hier, in der Reifekammer, war er jetzt noch am sichersten.

Der maskierte Mann hatte die Seitentür immer noch nicht entdeckt. Er ließ sich auf dem Küchenboden nieder und wollte warten, bis Schuster wieder auftauchte. Lang konnte es nicht mehr dauern. „Wenn der kommt, wird sein letztes Stündlein schlagen!“ Der Mann lachte gehässig. Er wusste genau, was er mit dem Senner vorhatte.

Schuster hatte währenddessen einige der gereiften Käselaibe eingesammelt und in eine Tüte gesteckt. Nun überlegte er weiter, was er machen sollte. Irgendwie musste er doch aus der Hütte rauskommen, ohne den Weg durch die Küche zu nehmen. Er schaute sich um. Die einzige Möglichkeit, die er hatte, war, zur Küchentür zurück zu gehen und durch das Schlüsselloch zu schauen. Erst wenn er sich sicher sein konnte, dass niemand in der Küche war, konnte er diesen Weg nehmen.

 

Im Tal wartete die Familie des Senners schon sehnsüchtig auf seine Ankunft.

„Wann kommt der Opa?“ Die kleine Lisa sprang aufgeregt auf und ab.

„Ich weiß es nicht, Lisa. Es ist ja noch früh. Bestimmt kommt er heute Mittag“, versuchte die Mutter ihre Tochter zu beruhigen. Sie wusste, wie sehr Lisa an ihrem Großvater hing. Niemand aus der Familie wagte daran zu denken, dass der Großvater an diesem Abend nicht kam. Warum auch? Und was er in diesen Minuten durchmachte, ahnten sie auch nicht.

„Hm, dann packt er die Geschenke für uns ein“, überlegte Lisa.

„Aber das hat er doch schon längst getan. Dein Großvater war die Nacht auf seiner Alm. Er hat noch Käse gemacht. Sicher bringt er uns heute wieder einen Laib mit. Da bin ich mir sicher.“

„Oh ja, Käse!“ Lisa jauchzte vor Freude. Sie liebte den Käse ihres Großvaters. Ihrer Meinung nach konnte er den besten Käse der Welt machen.

Der Senner Schuster spähte währenddessen durch das Schlüsselloch. Da es aber so klein war, konnte er nicht sehen, ob tatsächlich jemand in der Küche war. Kurz überlegte er, ob der Durchgangsraum, in welchem er war, noch einen anderen Ausgang bot. Doch dann drückte er die Klinke hinunter und öffnete die Tür einen Spalt, um besser in die Küche sehen zu können. Im nächsten Augenblick sah er ihn: den maskierten Mann. Schusters Herz raste. Der Mann war bewaffnet und das bedeutete sicher nichts Gutes. Schuster spürte, dass es nun keinen Ausweg mehr für ihn gab. Er war bisher immer durch die Küche zurückgegangen, wenn er in der Reifekammer war. Einen anderen Fluchtweg kannte er nicht. So leise wie möglich schloss er die Tür und setzte sich auf den kühlen Steinboden. Er wusste, er war gefangen. So musste es sich anfühlen, als Geisel genommen worden zu sein.

Ängstlich blickte der Senner sich in dem Raum um. Dann sah er das kleine Fenster, das ihm den Gang in die Freiheit ermöglichen könnte. Das ist meine Rettung, dachte er und sprang auf. Es machte viel Mühe, das Fenster zu öffnen, aber Schuster schaffte es. Nun musste er nur noch hindurch kommen. Er holte sich einen Hocker, den er in der Käseküche fand, und stellte ihn unter das Fenster. Es war gerade noch groß genug für ihn, um dadurch aus dem Raum zu steigen. Kurz darauf fand er sich in einem der Gastronomieräume wieder.

„Ich hab es geschafft.“ Der alte Senner schnaufte. Er war froh, doch noch einen Fluchtweg gefunden zu haben. Dennoch durfte er sich nicht zu früh freuen. Mit den Käselaiben in der Tüte schlich er auf Zehenspitzen Richtung Ausgang.

Der maskierte Mann mit der Waffe war aus der Küche hinausgegangen und wartete hinter der nächsten Ecke auf sein Opfer. Er beobachtete den Senner, wie er an der Tür stand. Sie war sperrangelweit offen. Der Senner trat hinaus. Der Mann richtete seine Pistole auf den Alten. Im nächsten Moment fiel ein Schuss und Schuster sackte zu Boden.

 

Mittlerweile war es Nachmittag geworden. Die Dorfbewohner bereiteten sich auf den Abend vor. Die Kinder freuten sich auf die Geschenke, die es an diesem Abend gab. Die Erwachsenen freuten sich auf den guten Käse des Senners.

Natürlich hatten sie alle keine Ahnung, dass der Senner längst nicht mehr lebte.

„Der Opa ist immer noch nicht da“, sagte Lisa in diesem Moment zu ihrer Mutter.

„Er wird sicher noch kommen. Manchmal braucht er eben ein bisschen länger, gerade jetzt, da es in der Nacht geschneit hat. Mach dir keine Sorgen, Kleine.“ Die Mutter drückte ihrer kleinen Tochter einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie wusste selbst nicht so recht, was sie denken sollte. Dass der Vater ihres Mannes immer noch nicht eingetroffen war, beunruhigte sie sehr. Draußen wurde es schon bald dunkel.

„Dein Vater ist immer noch nicht da“, sagte sie ihrem Mann.

„Was soll ich sagen, Magda? Dann kommt er halt ein wenig später. Und?“ Der Tischler Franz zuckte die Schultern. Er war nervös, da er Pünktlichkeit von seinem Vater gewohnt war. Dass dieser nun immer noch nicht eingetroffen war, ängstigte ihn. Aber er konnte nichts anderes machen, als abzuwarten.

„Kümmert es dich etwa nicht, Franz? Du musst dich doch um deinen Vater sorgen. Wo bleibt er? Unsere Lisa ist schon ganz aufgeregt.“

„Mal sehen, wenn er in der nächsten Stunde nicht kommt, werde ich nachschauen.“ Franz hielt Wort. Sein Vater, der Senner, war auch eine Stunde später immer noch nicht gekommen.

„Ich gehe nach Vater schauen“, sagte er, bevor er das Haus verließ. Magda blieb mit Tochter Lisa zurück.

Franz stapfte durch den hohen Schnee zum Haus des Vaters. Die Lichter waren alle erloschen. Schuster konnte nicht zu Hause sein. Franz beschlich ein mulmiges Gefühl. Obwohl es so allmählich dunkel wurde, wollte er zur Hütte hinaufsteigen und dort nach dem Rechten sehen. Er spürte zwar, dass etwas nicht stimmen konnte, aber so ganz genau konnte er sich nicht ausmalen, was einem Vater geschehen sein könnte. Ohne zu zögern suchte er zunächst seinen Freund, den Kommissar, auf. Er sollte Franz zur Hütte begleiten.

„Du, Ludwig, mein Vater ist nicht gekommen und zu Hause ist er auch nicht. Ich mache mir Sorgen. Kannst du nicht mit mir zur Hütte kommen? Ich möchte nicht allein hinaufsteigen.“ Fragend sah er den Kommissar an.

„Für meinen guten Freund tu ich doch alles.

Ihr Frauen haltet die Stellung, während ich mit dem Franz auf die Alm gehe. Ich gehe davon aus, dass es im schlimmsten Fall ein wenig länger dauern wird, bis ich wieder bei euch bin. Dann fangt ihr eben die Bescherung ohne mich an“, antwortete Ludwig. Seine Frau und seine Töchter waren einverstanden. Dann verließ er mit Franz das Haus und machte sich mit ihm auf den Weg zur Alphütte des Senners.

 

Schuster lag seit dem Morgen vor der Hütte. Um ihn herum hatte sich der Schnee blutrot gefärbt. Auch Stunden nach seinem Tod schien es, als verliere er immer noch Blut. Seine glasigen Augen waren offen und auf einen schneebedeckten Busch gerichtet.

Der Mann, der ihn auf so grausame Weise ermordet hatte, war inzwischen über alle Berge. Er hatte unmittelbar nach dem Tod des Senners die Flucht ergriffen. Zuvor hatte er Schuster noch einen Tritt verpasst und ihm in den Schädel geschossen, um sicher zu sein, dass der Senner auch wirklich tot war.

 

Franz und Kommissar Ludwig hatten die Hütte erreicht. Schon aus der Ferne konnten sie eine vor der Hütte liegende Gestalt erahnen. Dass es sich hierbei um den Senner Schuster handelte, erkannten sie in der Dunkelheit zuerst nicht.

„Du, Ludwig, ich glaube, da ist Blut. Was ist da passiert? Ist die Person schwer verletzt?“, machte Franz seinen Freund auf den Fund aufmerksam. Beim Näherkommen erkannte er, wer es war. „Oh Gott, es ist Vater. Vater! Was ist los?“ Er stürzte auf den toten Mann zu und hockte sich neben ihm nieder. Ludwig kam hinzu, zog seine Gummihandschuhe über und drehte den Senner vorsichtig auf den Rücken. Er starrte in Schusters glasige Augen. Dessen Blick war starr. „Der lebt nicht mehr, Franz. Es tut mir leid, dass ich dir keine bessere Auskunft geben kann. Ich muss die Kripo und die Spurensicherung verständigen. Der Rettungsdienst muss auch kommen.“

Franz starrte zuerst seinen Freund und dann seinen Vater an. Es konnte nicht wahr sein. Warum war der Senner tot? „Was mag da passiert sein?“

„Er hat ein Loch im Kopf. Es deutet alles darauf hin, dass er erschossen wurde. Ich rufe den Rettungsdienst, damit seine Leiche geborgen wird. Aber erst müssen die Zuständigen der Schutzpolizei herkommen. Erst dann werden die Kollegen von der Kripo verständigt, falls wirklich Verdacht auf Mord besteht.“ Ludwig zückte sein Handy und wählte eilig die Nummer der örtlichen Behörde.

Eine knappe Viertelstunde später traf der Hubschrauber ein. Die Polizisten eilten auf Franz und die Leiche des Senners zu. „Wann haben Sie ihn gefunden?“, wollte einer der Polizisten wissen, während er sich mit seinem Kollegen um den Toten kümmerte. Der Tote musste von allen Seiten genau angeschaut werden, um einen ersten Verdacht festzulegen.

„Vor 20 Minuten, schätze ich. Bin mit dem Ludwig hinaufgestiegen, weil er zu Hause nicht anzutreffen war. Meine Familie und ich warteten auf den Senner“, erklärte Franz. „Er war mein Vater“, fügte er noch hinzu.

„Es schaut ganz nach einem Mord aus, wie ich fürchte“, mutmaßte einer der beiden Polizisten. „Am besten ist es, die Kripo hinzuzuziehen. Wir können hier nicht allzu viel machen.“

„Ich hab es mir fast gedacht“, brachte Ludwig seufzend hervor. Er nahm das Handy zur Hand und telefonierte mit seinen Kollegen von der Kripo Bad Hindelang. Sie sollten auf schnellstem Wege zur Alphütte des Senners Schuster kommen. Es dauerte einige Minuten, bis die Spurensicherer und Ludwigs Kollegen von der Kriminalpolizei eintrafen.

„Herr Schuster? Maximillian Anders ist mein Name, ich bin von der Kriminalpolizei Bad Hindelang.“ Der Polizist schüttelte Franz die Hand. Mit dem Kollegen Geiger schaute er sich die Leiche an.

„Der Mann wurde vermutlich erschossen“, sagte Ludwig. „Er hat ein Loch im Kopf.“

„Das kann ja alles heißen“, erwiderte Polizist Geiger. „Die zuständigen Mediziner werden schon die Todesursache herausfinden. Wir müssen noch ein paar Fotos von dem Toten machen, bevor er abtransportiert werden kann. Wir haben auf dem Weg hierher noch den Leichenwagen und den Rettungsdienst informiert. Sie werden wohl auch jeden Moment kommen.“

Das Gelände um die Hütte wurde mit einem Sperrband von der Umgebung abgetrennt. Franz hatte sich in den Hintergrund zurückgezogen. Er wollte die Polizisten ihre Arbeit machen lassen. Die Spurensicherer waren längst in der Hütte verschwunden, um mögliche Anzeichen für einen Einbruch festzustellen.

Franz hoffte, dass der Tod seines Vaters möglichst schnell aufgeklärt wurde. „Finden Sie den Mörder!“, sagte er den Beamten der Kripo.

„Wir werden die Ermittlungen umgehend einleiten“, versicherte Geiger.

„Herr Kommissar? Auf gute Zusammenarbeit!“