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Autorin:

Ingeborg Lubnau-Kain

Als Printmedium erschienen:

im Printsystem Medienverlag, D-71296 Heimsheim

Mail: info@printsystem-medienverlag.de

www.printsystem-medienverlag.de

ISBN 978-3-945833-40-7

E-Book-Verlag:

Joy Edition, E-BOOKS and more, Gottlob-Armbrust-Straße 7, D-71296 Heimsheim

Mail: info@joyedition.de

Copyright:

E-Book © 2015 by Joy Edition, E-BOOKS and more, Heimsheim

Buchgestaltung:

Grafik- und Designstudio der Printsystem GmbH

Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form vervielfältigt, übersetzt, abgelichtet oder mit elektronischen Systemen verbreitet werden.

ISBN: 978-3-944815-62-6

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Prolog

Das Leben,

ein Fluss

Bewegung

Stagnation

Stromschnellen

Lebhaftigkeit

durch sich verändernde

Landschaften.

 

Das Leben ist ein Fluss. In jedem Leben sind sowohl Bewegungen als auch Stagnationen, die jeder Bewegung folgen, zu beobachten. Die Bewegungen bauen etwas auf und bringen einen Schritt vorwärts, um dann die Möglichkeit zu eröffnen aufzuschnaufen und in dem aufgebauten Lebensgebäude zu verweilen. Stagnation macht sich breit und ist entspannend, weil sie verlässlich erscheint, das Terrain ist bekannt und es tauchen keine großen Überraschungen auf. Irgendwann schleicht sich langsam innere Unruhe ein, Unzufriedenheit wegen diesem und jenen macht sich breit. Oftmals sind es die kleinen Dinge, die darauf hinweisen, manchmal sind es auch größere und ohne sich vorzusehen, weisen Ereignisse darauf hin, dass es an der Zeit ist etwas zu verändern. Stromschnellen tauchen auf, die es gilt zu meistern. Manchmal gelingt dies ganz gut, manchmal überrollen sie, erfordern Reaktionen, oftmals ohne auf die weitreichenden Folgen hinzuweisen.

 

Die Lebensmitte umfasst die Lebensphase nach den reißenden Stromschnellen der midlife-crisis. Dennoch erscheinen sie auch hier im Lebensfluss, jedoch sanfter und tiefgründiger. Sie treffen in das Bewusstsein der Zeit. Der vergangenen, der gegenwärtigen, vor allem aber der zukünftigen. Diese Stromschnellen können in die eigene Mitte führen, an den Ort wo jeder sich selbst am nächsten ist. Der Reichtum an gelebten Erfahrungen ermöglicht es, sie in dieser Phase des Lebens durch Aktion statt durch Reaktion zu durchschiffen. Wie auch immer man sich dreht oder vielleicht von diesem Thema abwendet, das Wesen der Zeit gewinnt an Bedeutung.

 

Welche Anstrengungen, Aufgaben oder verborgenen Schätze und Chancen bietet die Lebensmitte. Steckt sie voller Überraschungen wie die midlife-crisis oder ergibt sich ein ruhigeres Fahrwasser, das seine eigene Handschrift prägt.

 

Die Lebensmitte überrascht erstmal nicht besonders, sie ist einfach da. Sie wird am Alter deutlich und manchmal auch durch Hinweise der Umwelt. Viele Fragen tauchen auf, es ist an der Zeit Position zu bestimmen und den Kurs neu zu überdenken.

 

Dieses Buch zum Nachdenken richtet sich an alle Leser, die in der Lebensmitte ihr Leben hinterfragen und sich Gedanken darüber machen, welche Wege sie weiter beschreiten wollen. Die Parabel der Reise eines Alten Mannes (als Synonym für einen weisen Mann) nimmt mit auf eine Reise ins Ich, um die eigenen Ziele vor Augen zu führen. Eine Interpretation arbeitet die geschilderten Reiseetappen auf und konzentriert die einzelnen Schritte.

 

Die Lebensmitte, Umbruch oder Wandel

Die Zeit der midlife-crisis ist vorbei. Die Jahre, die nach dem Aufbau der Lebensstruktur, die ersten Jahre des Wandels oder Umbruchs bewusst machen. Meistens wird sie erst erkannt, wenn sie bereits vorüber ist und das Leben aus gewohnten Bahnen hob. Bis zu einem Rückblick ist man vielleicht versucht zu sagen, midlife-crisis, ich doch nicht. Und doch ist in der Rückschau diese Umbruchsphase zu erkennen.

 

Kaum ist sie überstanden, neue Möglichkeiten entdeckt und längst vergrabene, längst vergessene in das Leben integriert oder zumindest ausprobiert, kaum sind die vielleicht dabei entstandenen Scherben mühevoll wieder zusammengekehrt und ein neuer Bezugsrahmen installiert, beginnt es Anfang 50 in der Lebensmitte erneut zu brodeln. Diesmal allerdings fehlt der eruptive Charakter der Abenteuerlust, jetzt wird es ernst. Der Körper zeigt nach all diesen bunt gelebten Jahren diverse Gebrauchsspuren und Verschleißerscheinungen. Ein langer Weg der Berufstätigkeit in der einen oder anderen Form ist beschritten und wieder macht sich Unzufriedenheit breit. Bei dem Einen laut, bei Anderen leise. Fragen nach dem wie und wohin, wie lange noch und was dann, tauchen auf. Es folgt die Entdeckung, dass es nicht immer so weiter gehen wird und die Wichtigkeit der Zeit nimmt zu. Wie viel Zeit bleibt und in welcher Art und Weise kann sie verbracht werden, Fragen über Fragen. Die Antwort kennt nur der Wind oder ist es möglich sich ihr zu nähern? Und wenn, dann wie?

 

Es gibt viele Möglichkeiten, um sich selbst näher zu kommen. Das Leben zu hinterfragen, die eigene Geschichte zu erzählen. Vielleicht auch, die Bedürfnisse der Seele, den wahren Grund des eigenen Daseins und die Wahl dieses Lebens, zu erforschen. Die Bedürfnisse der Seele?

 

Bei näherer Betrachtung ist das Leben, umso weiter die 50 überschritten werden, schon weitgehend eingerichtet. Es gibt Dinge, die können nicht mehr grundlegend geändert werden. Aber manche Idee scheint es wert zu sein in das Leben aufgenommen zu werden, zumindest ihr den Platz und Stellenwert einzuräumen, der ihr bislang verwehrt blieb. Es ist an der Zeit, auf die eigene Stimme zu hören und sie ernst zu nehmen. In der Regel sind die Rahmenbedingungen bereits erstellt, die meist treu aufrechterhalten werden. Der Gesellschaft und Familie wurde schon sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt, die Kinder sind erwachsen oder die Entscheidung ist gefällt, keine zu bekommen.

 

Was nun? Gilt es einfach nur älter zu werden und zu stagnieren, die Zeit zu verbrauchen und ihr die Kräfte rauben zu lassen? Nein, natürlich nicht. Jetzt ist die Zeit, sich selbst die Aufmerksamkeit zu schenken. Aber welche Persönlichkeitsanteile wollen an das Licht und benötigen Raum, um sich in das Zentrum des Seins zu stellen? Der Anteil im Wesen, der den roten Faden im Leben knüpft und facettenreich, wenn auch häufig unterschwellig durch das Leben führt. Aber wie kommen wir diesem Faden auf die Spur?

 

Den Faden zu finden und aufzunehmen gelingt, wenn das bisherige Leben aufgerollt wird. Er zeigt sich durch eine Reise in die eigene Geschichte und damit in die bekannten, aber auch bisher verborgenen Aspekte der Persönlichkeit.

 

Es lohnt sich darüber nachzudenken, was bisher wirklich glücklich machte, wer sich hinter den auferlegten Rollen verbirgt und was dem eigenen wahren Wesen entspricht. Fragen, die vielleicht erst einmal nicht so einfach zu beantworten sind. Die in die Vergangenheit führen und mit der eigenen Geschichte konfrontieren. Dabei öffnen die inneren Bilder oftmals die dazugehörigen Emotionen. Schöne und manche, die gerne verdrängt und in die Vergessenheit abgeschoben werden. Je nachdem mit welcher inneren Einstellung das Leben bisher gelebt wurde und welchen Erfahrungen man sich geöffnet hatte. Die Bewegung erfolgt erst einmal rückwärts. Das Bewusstsein eine Reise in sich selbst anzutreten, verhindert die Vergangenheit neu zu beleben und in den aufgewühlten Emotionen hängen zu bleiben, anstatt den Weg zu sich selbst zu beschreiten.

 

Und manchmal folgt man einem Impuls, der einen sich selbst näher bringt, als man es jemals war.

Der Alte Mann und sein Weinberg

Es war einmal ein Alter Mann. Er verlebte die Jahre seines Lebens in einer wunderschönen Landschaft und verbrachte sein Leben damit, einen Weinberg sein eigen zu nennen, ihn zu bearbeiten, zu hegen und zu pflegen. Tag für Tag, wie auch schon Generationen vor ihm, beging er seinen Weinberg, kümmerte sich um seine Weinstöcke und Reben und fuhr Jahr für Jahr eine reiche Ernte ein. Er freute sich an seinem Besitz und an seiner Arbeit. Er genoss die Strahlen der Sonne, den Wind und auch manchmal den Regen, weil er wusste, wie notwendig seine Weinstöcke das Wasser zum wachsen und gedeihen benötigten.

 

Nun aber war er in die Jahre gekommen. Eines Tages saß er zwischen den Reben auf seinem Berg, betrachtete die Hügel um sich herum und wurde von einer immer stärker werdenden Unruhe erfasst. Er konnte die Schönheit, die ihn umschloss, nicht mehr wahrnehmen. Sein Leben lang war er damit zufrieden gewesen, Tag für Tag seiner Arbeit nachzugehen und jetzt, Panik erfasste ihn. Sollte das Alles gewesen sein? Würde er letztendlich alt und krank, irgendwann seinen Berg nicht mehr aufsuchen können?

Was, wenn hinter all diesen Bergen noch vieles zu sehen war, dem er bisher keine Aufmerksamkeit schenkte, ja nicht einmal über dessen Existenz nachdachte. Eingebunden in die Jahreszeiten, die Erfordernisse seines Weinberges hatte er einfach vergessen darüber nachzudenken. Sein Leben in einigen Momenten schön und voller Freude, manchmal hart und Kräfte zehrend, erschien vor seinen Augen.

 

Habe ich mein Leben vergeudet, dachte er sich und ein tief verwundender Schreck umfasste sein Herz. Vieles hätte ich wagen können, vieles kam mir entgegen ohne, dass ich mir die Zeit nahm, es zu genießen und vielen Ideen hätte ich meine Aufmerksamkeit schenken können. Er fing an zu weinen. Noch nie hatte er geweint. Tränen liefen über sein Gesicht und er spürte, er weinte um sich.

 

Er erinnerte sich daran, wie er sich als kleiner Junge gefühlt hatte und wie begeistert er vom Leben war. Erinnerungen drängten sich auf und in seiner Vergangenheit schwelgend, hörten die Tränen auf zu fließen und seine Augen begannen zu leuchten. Es wurde ihm ganz warm ums Herz. Er fühlte sich wieder jung, voller Kraft und Lebenslust. Seine Gefühle erinnerten ihn an den Menschen, der er früher war und den er Jahre über Jahre vor Anstrengungen und harter Arbeit vergessen hatte. In diesem Gefühl erkannte er, wie sehr er sein bisheriges Leben immer geschätzt hatte. Liebe durchströmte ihn, Liebe für das Leben, Liebe für sein Leben. Alles war gut. Freude erfüllte ihn, als er sich als Junge sah, der fröhlich durch den Weinberg sprang und die Welt kennen lernen wollte, um zu sehen was sich hinter den Hügeln verbarg.

 

Nach geraumer Zeit stand er auf, reckte sich und ging kraftvoll nach Hause, um seinen Koffer zu packen und sich vom Leben überraschen zu lassen.

Mit leichtem Gepäck

Um mit leichtem Gepäck zu reisen und der Schönheit des Lebens zu begegnen, ist es notwendig, alles Unerlöste von Bord des Lebensschiffes zu werfen. Alles was sich an Altlasten der Unvollkommenheit in der Erinnerung befindet und noch mitgetragen wird. Fehler oder wohl eher Umwege, die einige Lehren beinhalten oder Vorkommnisse, die im Nachhinein anders zu lösen gewesen wären und als Testfeld der bisher bekannten Möglichkeiten dienten.

 

Negative Gefühle und belastende Erlebnisse graben sich in das Unterbewusstsein ein, werden mitgetragen und wirken in die Gegenwart hinein. Sie werden immer wieder ausgelöst und in neue Situationen übertragen, ohne dass dieser Ablauf bewusst ist. Manchmal werden sie gedanklich wiederholt und bei Zeiten anderen erzählt. Die Situation ist die gleiche, die Vergangenheit überschattet die Gegenwart und die Möglichkeiten der Zukunft.

 

Manchmal werden diese unangenehmen Gefühle geweckt oder Ärger trübt das Bewusstsein. Die auslösenden Situationen beleuchten jedoch Anteile der eigenen Person. Sie machen auf Licht und Schatten aufmerksam, die wahrgenommen und in das Bewusstsein integriert werden wollen. Oftmals sind in diesen Projektionen die größten Schätze verborgen.

 

Im Grunde geht es immer um die eigene Person. Um die Anteile, die durch Anpassung an Gegebenheiten, sei es in der Kindheit, in der Jugend und später im Erwachsenenalter durch scheinbare Notwendigkeiten und Erfordernisse in den Schatten gerieten.

 

Mit leichtem Gepäck durchs Leben zu reisen bedeutet, Alles hinter sich zulassen was bisher mitgetragen wurde, belastete und hemmte. Um einen neuen Anfang zu starten und den weiteren Weg mit dem Bewusstsein zu beschreiten „Alles war, wie es ist. Alles hatte seine Zeit, die Gegenwart ist jetzt und eröffnet neue Möglichkeiten“.

 

Die Vergangenheit gehört zu uns, zu unserem Leben, die Art wie sie betrachtet wird ist entscheidend.