©2011
HAYMON verlag
Innsbruck-Wien
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ISBN 978-3-7099-7650-0
Umschlag- und Buchgestaltung, Satz: hoeretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol
Autorenfoto: Willy Duschka
Lektorat: Gerhard Zeillinger
Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.
In Zusammenarbeit mit
Melita Sedlaczek
Dieses Buch ist dem Andenken
an Maria Hornung (1920–2010) gewidmet.
Zurück zu den Wurzeln!
A
B
C
D
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F
G
H
I
J
K
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M
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O
P
Q
R
S
T
U
V
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Z
Abkürzungen
Fachbegriffe
Quellenverzeichnis
Verwendete Literatur
Musiktipps
DVD-Tipps
Die Autoren des Buches, das Sie gerade in Händen halten, sehen ihre Zusammenstellung als Arbeit gegen das Vergessen.
Wie geht es dem Wienerischen? Müssen wir uns Sorgen machen?
ROBERT: Wir müssen uns sogar große Sorgen machen. Das Wienerische befindet sich auf dem Rückzug, auch den meisten anderen Stadtmundarten geht es nicht gut. Während es eigentlich logisch wäre, dass die Menschen in der Familie und im Bekanntenkreis Mundart sprechen und im Beruf die Standardsprache, dringt die Standardsprache immer mehr auch ins Private ein.
Stopp, stopp, stopp! Warum ist es logisch, dass man in der Familie Mundart spricht?
ROBERT: Die Mundart ist schon vom Vokabular her für die tägliche Kommunikation besser geeignet als die Standardsprache, sie hat Ausdrücke, die viele Nuancierungen erlauben. In der Standardsprache heißt es „Ich liebe dich!“, in der Mundart kann man sagen „I mag di!“, „I steh auf di!“, „I foahr ab auf di!“ und vieles mehr. Es gibt auch Dutzende verschiedene Ausdrücke für „weinen“, Christine Nöstlinger sagt, sie ist auf nicht weniger als dreiundzwanzig gekommen. Oder denken wir nur an die zahlreichen Ausdrücke für einen Alkoholrausch: ein Spitz, ein Dullihä, ein Dusel, ein Gitsch, ein Flieger, ein Käfer, ein Mugel, ein Nebel oder ein Schwips, man hat einen Fetzen, einen Tippel, einen Patzen, einen Pemstl, einen Schwamm, einen Schwül, einen Schweigel, einen Zapfen, einen Ziegel, man ist in der Fetten, im Öl oder in der Gluat, und am nächsten Tag muss man dann mit einem Brand fertig werden.
Sind wir ein Volk der Trankler, der Fassltippler?
MELITA: Nein. Aber Alkohol ist bei uns seit alten Zeiten eine legalisierte Droge, deshalb gibt es viele Ausdrücke für die erwünschten und nicht erwünschten Nebenwirkungen. Ein Schwipserl ist beispielsweise ein ganz leichter Rausch, das lässt sich auch von einem Spitzerl sagen, ein Dusel ist ein stiller Rausch, der Schwül benebelt. Wer allerdings einen Fetzen oder einen Mugel hat, der wird am nächsten Tag eine beträchtliche Restfetten aufweisen.
Sterben auch diese Wörter aus? Für sie scheint es ja einen Bedarf zu geben ...
MELITA: Wenn jemand die Hälfte der oben angeführten Wörter kennt, dann geben wir ihm im Wienerischen die Note „Sehr gut“. Wir haben ganz bewusst viele Wörter aufgenommen, die vielleicht schon beinahe ausgestorben sind. Wenn jemand ein Wort verwendet, das in diesem Buch steht, kann es also sein, dass selbst ein Urwiener ratlos ist. Aber vielleicht gibt es doch den einen oder anderen, der sagt: Das kenn ich.
ROBERT: Dass Wörter der Mundart aussterben, wird von vielen bedauert. Sie sagen dann beispielsweise: „Meine Großmutter hat den Ausdruck ‚auf Lepschi gehen‘ oft verwendet, heute können meine Freundinnen und Freunde damit nichts mehr anfangen.“ So gesehen ist unser Buch auch ein „Buch gegen das Vergessen“.
Gehen wir die Sache grundsätzlich an. Was ist denn typisch für das Wienerische?
ROBERT: In der Wortbildung die vielen Wörter mit der Vorsilbe Ge-: Gwirkst, Gstätten, Gspusi, auch Gramanzen. Dann die vielen Feminina, die im Wienerischen schon in der Einzahl ein -n haben: die Hutschen statt die Hutsche, die Ratschen statt die Ratsche. Im Anlaut wird oft ein f zu pf: Pfludern statt Fluder, pfuazen statt furzen etc. Ebenfalls im Anlaut mutiert manchmal ein sch zu einem tsch, ein sk zu einem schk. Auffällig sind auch die Verkleinerungsendungen mit -l. Ein kleiner Zeitabschnitt ist beispielsweise „ein Randl“. Aber wie ist das generell einzuschätzen? Oft gibt es zwei verschiedene Arten von Verkleinerungen. Darüber haben sich Sprachwissenschafter jahrzehntelang den Kopf zerbrochen. Was ist kleiner: Ein Glasl oder ein Glaserl? Ein Schnitzel oder ein Schnitzerl?
Wie lautet die Antwort?
ROBERT: In diesen Fällen sind das von der Bedeutung her gar keine Verkleinerungen. Die Endungen drücken vor allem eine emotionale Zuwendung und Wertschätzung aus. Ein Weinderl ist nicht ein kleiner, sondern ein „großer Wein“ – wie die Weinkenner sagen. Wenn wir einen besonders guten Wein trinken und ein zweites Glas einschenken, wird das Glas zum Glasl oder zum Glaserl – wegen des Inhalts. „Trink ma noch a Flascherl Wein“ heißt es in einem Wienerlied. Damit ist nicht ein Stifterl, nicht eine kleine Flasche gemeint, sondern eine normale Siebenzehntelflasche.
MELITA: Vielleicht sollten wir an dieser Stelle auch sagen: So wie in den anderen Mundarten gibt es auch im Wienerischen kein Präteritum (ich ging), sondern nur das Perfekt (i bin gangan). Auch Genitive (des Vaters Hut) existieren keine, stattdessen wird umschrieben (dem Vatern sei Huat). Wir haben trotzdem in den meisten Fällen die Endungen der Genitive angeführt, denn viele Ausdrücke sind auch standardsprachlich mit dem normalen Genitiv verwendbar.
Wir reden ja über das Sammeln von Wörtern ... Gibt es im Wienerischen neue Ausdrücke, solche, die man in den früheren Wörterbüchern des Wienerischen nicht findet?
ROBERT: Ja, das gibt es: Armaturenschlecker, Guckidrucki, Heizschwammerl, Karottenballett, Proloschlauch, Schachtelwirt, Tuttel-boxer usw. Es fällt auf, dass das alles Begriffe für Dinge sind, die es vor hundert oder hundertfünfzig Jahren noch nicht gegeben hat. Das gilt für die orangefarben gekleideten Mitarbeiter der MA 48 genauso wie für digitale Kompaktkameras, für die U-Bahn oder für McDonald’s. Da zeigt sich das kreative Potenzial der Wiener. Wenn es etwas Neues gibt, entwickeln sie neue Ausdrücke.
Wie findet ihr solche Wörter?
ROBERT: Zuhören und aufschreiben. Viele Freunde und Bekannte haben uns liebenswerterweise Wörter zugetragen. Oder im Internet surfen. Außerdem hat der ORF Wien im Jahr 2011 mit „Sprechen Sie Wienerisch!“ eine wertvolle Initiative gestartet. Die Wienerinnen und Wiener wurden aufgefordert, Wörter einzusenden. Ein Jahr lang gab es dann jeden Morgen im Radio ein Quiz, in dem nach der Bedeutung eines eingesendeten Wortes gefragt wurde. Wer unter drei vorgegebenen Antworten die richtige nannte, bekam einen Einkaufsgutschein der „Wiener Einkaufsstraßen“. Dieses Buch enthält auch jene Wörter, die bei der Aktion „Sprechen Sie Wienerisch!“ vorgestellt wurden. Dabei hat sich einmal mehr gezeigt: Der Wiener ist großzügig, wenn es darum geht, was zum Wienerischen gehört. Dass er auch bairische oder allgemein süddeutsche Ausdrücke als wienerisch klassifiziert, ist ja noch einzusehen. In manchen Wörterbüchern der Wiener Mundart findet man aber auch Ausdrücke, die gesamtdeutsch sind, also im gesamten Sprachraum verwendet werden: Techtelmechtel, Kuddelmuddel, Fisimatenten, Federwisch, Kulturstrick, langer Lulatsch – so nennen die Berliner ihren Fernsehturm – und verhohnepipeln: Dieses Wort ist aus dem Sächsischen in die deutsche Umgangssprache gelangt. Aber wir waren ja mit den Besonderheiten des Wienerischen noch nicht fertig ...
Gut, arbeiten wir das ab.
ROBERT: Es gibt ja nicht nur Besonderheiten im Wortschatz, sondern auch in der Aussprache. In Wien sprechen wir Wörter wie Stein nicht als Stoa aus, wie das in Österreich und Bayern an sich üblich ist, sondern als Staa. Die Sprachwissenschafter haben lange gerätselt, warum das so ist, bis einer von ihnen, Peter Wiesinger, eine plausible Lösung gefunden hat: Der Babenberger Leopold III. hat Agnes, die Tochter Heinrichs IV., geheiratet. Das Paar ist jedem Schüler bekannt, die Stichwörter sind „Stift Klosterneuburg“ und „Schleierlegende“. Agnes stammte aus dem salischen Herrscherhaus und brachte aus ihrer rheinfränkischen Heimat die Lautung Stää mit. Daraus ist Staa geworden. Eines Tages hat man nicht nur am Hof so gesprochen, sondern auch im gehobenen Bürgertum. Es hat dann nicht mehr lange gedauert, bis die ganze Stadtbevölkerung von Stoa auf Staa umgeschwenkt ist. Während Staa als nobel galt, bekam Stoa das Image des Bäuerlich-Tölpelhaften. Mit dem Ergebnis, dass sich Staa auch weit nach Niederösterreich hinein ausgebreitet hat.
MELITA: Eine ähnliche Entwicklung hat es in Kärnten gegeben. Auch dort hat eine Zeit lang ein rheinfränkisches Herrscherhaus regiert: die Sponheimer. Deshalb sagt man auch in weiten Teilen Kärntens Staa statt Stoa, allerdings nicht im Norden.
Mundartausdrücke gibt es ja auch in der Presse. „Das Gwirkst mit den Tschickpreisen!“ Solche Überschriften findet man sogar in Qualitätszeitungen. Sooo schlecht kann es also um die Mundart gar nicht bestellt sein!
ROBERT: Diese Wörter sind mundartliche Zitate in standardsprachlichen Texten, also bunte Farbtupfer. Viele machen das auch in der Alltagskommunikation so, sprechen eine von ihrer Herkunft her leicht gefärbte Umgangssprache – mit einigen klassischen Mundartausdrücken als Einsprengseln. Mundartliche Anklänge signalisieren eine informelle Kommunikation, also Nähe und Vertrautheit. Die Standardsprache signalisiert eine geschäftsähnliche Beziehung.
Wo findet ihr vergessene Wörter?
ROBERT: Es gibt alte Wörterbücher des Wienerischen, von Castelli, von Jakob, von Hügel. Etwas jünger, aber auch schon ziemlich alt sind die Bücher von Wehle und Teuschl. „Sprechen Sie Wienerisch“ ist 1980 erschienen, das „Wiener Dialekt-Lexikon“ 1990. Seither sind also mehr als 30 bzw. mehr als 20 Jahre vergangen. Ein Meilenstein in der wissenschaftlichen Mundartforschung, auch was die Etymologien anlangt, war das „Wörterbuch der Wiener Mundart“ von Maria Hornung, in einer zweiten Auflage durch Sigmar Grüner mit vielen gaunersprachlichen Ausdrücken ergänzt – ein Werk von unschätzbarem Wert.
Die Gaunersprache scheint eine große Faszination auszustrahlen ...
ROBERT: Viele Bildungsbürger gieren nach diesen Wörtern, das ist ein Sprachcode, der ihnen fremd ist. Man macht also eine Erkundungsreise in eine fremde Welt. Das Gleiche gilt für den Würstelstandjargon. „A Haaße mit an Gschissenen, a Bugl und a Sechzehnerblech ...“ Ich halte diesen viel zitierten Satz für eine gekünstelte Kuriosität, glaube nicht, dass viele Würstelstandbesucher so bestellen.
Könnt ihr andere Beispiele nennen?
ROBERT: „Mach a Säuln, i hau mi ins Gwurl und schwimm um die Wäsch!“ Wenn man diesen Satz in der Garderobe des Burgtheaters hört, dann heißt das nicht, dass da ein Besucher so spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Da übt sich jemand in einem fremden Sprachcode und will amüsant sein.
Viele Mundartausdrücke stammen auch aus einer Zeit, als die Political Correctness noch nicht erfunden war ...
MELITA: Genau. Man kann das als erfrischend oder als entsetzlich empfinden. Nichts und niemand wird verschont. Es gibt Unmengen an Ausdrücken für klein gewachsene Männer und allzu dick geratene Frauen, für Impotenz und für Demenz. Die frauenfeindlichen Ausdrücke sind in der Überzahl. Außerdem scheinen die Männer ein Bedürfnis zu verspüren, immer wieder neue Wörter für koitieren zu erfinden. Die meisten sind nicht sehr schmeichelhaft für Frauen.
Es heißt immer, dass das Wienerische ein Schmelztiegel ist: Lassen sich Einflüsse aus unseren slawischen Nachbarländern und aus Ungarn sowie aus Italien festmachen?
ROBERT: Ja. Allerdings sind gerade darunter viele Wörter, die allmählich vergessen werden. Wer von den Jungen weiß noch, was die Maschekseiten ist? Auch die jiddischen Ausdrücke gehen stark zurück. Weil Mezzie eigentlich nur im Raum Wien in Gebrauch war, verwendet die überregionale Werbung den Ausdruck Schnäppchen. Eines Tages wird niemand mehr wissen, was eine Mezzie ist.
Eine traurige Perspektive ...
ROBERT: Das alles ist Teil einer Nivellierung im gesamten deutschen Sprachraum. Viele hier in Wien beklagen das Eindringen norddeutscher Ausdrücke und englischer Lehnwörter. Da gibt es nur eine Gegenstrategie: Zurück zu den Wurzeln! Viele Wörter des Wienerischen sind älter als der entsprechende Ausdruck der Standardsprache. Das Wort trickern beispielsweise ist wesentlich älter als trocknen. Und es hat eine zusätzliche Bedeutung. Wenn man sich mit der Herkunft eines Wortes beschäftigt, versteht man besser, was gemeint ist.
Was können wir all jenen empfehlen, die das Wienerische erlernen oder ihre Kenntnisse auffrischen wollen?
MELITA: Wenn im Burgtheater ein Stück von Nestroy aufgeführt wird – unbedingt hingehen. Und hin und wieder im Auto eine CD mit einer Lesung von H. C. Artmann in den CD-Player einlegen. Oder eine CD mit Wolfgang Teuschls „Da Jesus und seine Hawara“.
ROBERT: Wienerisches hören ist oft einfacher als Wienerisches lesen. Ich empfehle die alten Haudegen des Austropops: Ambros, Danzer und Fendrich. Oder die echten alten Wienerlieder, originalgetreu interpretiert von Rudi Koschelu, er ist auch ein ausgezeichneter Dudler. Oder die Balladen des Poeten Roland Neuwirth. Oder die mit internationalem Flair versehenen Wienerlied-Interpretationen des Schauspielers und Sängers Adi Hirschal. Oder die auf Wienerisch getrimmten Rocksongs von Ostbahnkurti. Oder die neuen, literarischen Wienerlieder des Krimi-Autors Stefan Slupetzky – er ist Kopf der Gruppe „Trio Lepschi“. Oder die Hardrockband Alkbottle. Oder das Kollegium Kalksburg, drei Jazzmusiker, die sich laut Eigendefinition „freiwillig der Wiener Gesangs- und Musiktradition verpflichtet haben“. Nicht zuletzt auch die Veranstaltungsserie „wean hean“ des Wiener Volksliedwerks ... Werfen Sie einen Blick in den Anhang dieses Buches! Wichtig ist es, für die Melodie des Wienerischen ein Gefühl zu bekommen.
Wir danken für dieses fingierte Interview. Es gefällt mir besser als die üblichen Vorwörter.
Wörter, die in der betonten Silbe einen Vokal a aufweisen, der auf den Diphtong ei oder au zurückgeht, werden in den meisten Liedtexten (und auch hier) mit aa geschrieben.
aa [eigtl.: auch]: wirklich, allen Ernstes, ganz bestimmt: der is aa a Depp (er ist wirklich ein dummer Mensch); „Trio Lepschi“ in „Deholiolleo“: „Da Heagott hod an Feebl fia die Wiena (…) / nua maunxmal kummt da Tod und tuad eahm pflanzen, / ea sogt: A bisserl vahetschln tuast es scho / aa, waun s an Woiza tanzen, wear i s trotzdem alle schtanzen, jo die Wiena hol i eh aa olle o“ ( = hole ich ohnehin und ganz bestimmt ab; vgl. ähnl. Wortspiel unter: anstellen).
Aach|katzl|schwaaf, der; -s, -: Schweif des Eichhörnchens (die mundartl. Form wird oft dazu verwendet, um die Sprechgewandtheit und Auffassungsgabe von Touristen zu testen; siehe auch: anstellen, Besteck, dauni, derdürren, Zwirnknäuerl).
Aachl|kas, der; -, kein Pl.: Smegma (von den Talgdrüsen unter der Vorhaut abgesondertes Sekret).
aans: eins, eines auf aans, zwaa: schnell l|les ans: alles gleich. „Mir is s ålles ans“: „Wea r a Göd håt, der kånn ins Theater fåhrn / und wer kaans håt, måcht si zhaus an Nårrn. / Mia r is ållas ans, mia r is ållas ans, / ob i a Göd håb oder kaans.“
Aan|ser, der; -s, -: Einser bei jemandem an dicken Aanser håm: bei jemandem besondere Gunst genießen: Georg Danzer in „Ollas Leiwand“: „Du schåffst ån und i parier / ehrlich woa, i knia fua dir / Madl, weusd so leiwaund bist, / håst an dickn Aansa bei mia …“
Aan|ser|pa|nier, die; -, kein Pl. [zu Panier = Gewand]: bestes Gewand, Sonntagskleidung.
Aan|ser|schmäh, der; -s, -(s): leicht durchschaubarer Schmäh: er kummt ma mit n Aanserschmäh.
åb- (der Vokal wird gedehnt und verdunkelt, das b wird nicht gesprochen; dient wie standardsprl. ab- als Vorsilbe bei Verben, aber zusätzliche Bedeutungen im Wienerischen): åbbeißen (= eine empfindliche Niederlage hinnehmen müssen); si was åbbeißen können (= sich ein Beispiel nehmen); si von was nix åbbeißen können (= keinen Nutzen von etwas haben); si ane åbbetteln (= eine Ohrfeige herausfordern); åbbeuteln (= abschütteln); si åbbeuteln (= etwas Unangenehmes gelassen hinnehmen); åbbiagn (= abbiegen, vermeiden, eine Gefängnisstrafe absitzen, stehlen); åbbildeln (= fotografieren); si an åbbrechen (= sich schief lachen); åbbrennt sein (= finanziell ruiniert sein); si åbbrennen lassen (= sich bräunen lassen); åbbrennt (= gebräunt); si åbbröckeln (= sich schief lachen); åbbrocken (= abpflücken, arretieren, verhaften); si åbbröseln (= sich schief lachen), si åbbürsten (= für etwas die Verantwortung übernehmen); åbbusseln (= abküssen); åbfåhren (= verschwinden, sterben); jemanden åbfahren lassen (= jemanden abweisen); åbfelbern (= abschreiben, kopieren); åbfieseln (= abnagen, Fleisch vom Knochen lösen); åbflachen (= pleitegehen); åbflåschen, åbflåschna (= ohrfeigen); åbfotzen (= ohrfeigen); si s Leben åbfressen (= den Kummer hineinfressen, sich kränken); åbgehen (= fehlen); mia geht nix åb (= ich hab alles); des gingert mia åb (= das fehlt mir gerade noch); da geht ma aner åb (= das ist ein Hochgenuss; eigtl.: ich ejakuliere); åbgfaunzt (= abgenützt, verlottert); si åbgfretten (= sich mit etwas abmühen); åbghaut sein (= listig, gerissen sein); åbgneißen (= begreifen); åbgschirren (= abhalftern; eine Frau entkleiden); åbgschleckt (= eingebildet, eitel herausgeputzt); åbgråweln, åbgråppeln (= abtasten, betatschen, abgreifen, sexuell belästigen); åbhakeln (= als erledigt kennzeichnen); ane åbhåseln (= eine Ohrfeige bekommen); si åbhaun (= sich schieflachen); åbhausen (= schlecht wirtschaften, Pleite machen); åbhäuteln (= die Haut abziehen, durch Sonnenbrand eine Hautablösung erleiden); åbhiaseln (= abmalen, abzeichnen); åbjankern (= zusperren, ein Geschäft auflösen, sterben, ejakulieren); åbkiefeln (= abnagen); åbklauben (= abpflücken); åbklezeln (= herunterlösen); åbkrageln (= den Hals umdrehen; umbringen); åbkråtzen (= sterben); åbnegern (= jemandem etwas abbetteln; jemandem auf listige oder hinterhältige Weise Geld abnehmen, pleitegehen); åblåden (= ein Geständnis ablegen); åblausen (= abluchsen); åblegen (= viel bezahlen, gestehen); åbmandeln (= fotografieren); åbmaxeln (= umbringen); åbnåsern (= dahinterkommen); åbnudeln (= stark beanspruchen, stark abnützen); si åbnudeln (= sich abmühen); åbpassen (= auflauern); åbpåschen (= weglaufen, durchgehen); åbpäulen (= weglaufen, fliehen); åbpfludern (= sterben); åbplånken (= ablehnen, abwimmeln, bei einer Frage nicht mehr mitkommen); si åbplanken (= sich auf etwas nicht einlassen, sich abschotten); si åbputzen (= sich reinwaschen, einen Verdacht von sich ablenken, etwas auf jemand anderen schieben); åbraama (= abräumen); ane åbraama (= eine Ohrfeige bekommen); åbreißen (= flüchten, das Weite suchen); der Båll is eam åbgrissen (= er hat den Ball nicht richtig getroffen); åbreißen wia r a Vierzger-Zwirn (= Hals über Kopf davonlaufen); jemanden åbsageln (= jemanden um seine berufliche Stellung bringen); jemandem wås åbschachern (= jemandem etwas günstig verkaufen); åbschasseln [zu franz. chasser = jagen] (= brüsk abweisen, fortjagen, abwimmeln); åbscherzeln (= ein Scherzl abschneiden; den Fußball am Rand treffen); åbschlecken (= durch Schlecken entfernen oder säubern; mit der Zunge schleckend über etwas entlangfahren); åbschmålzen (= in Schmalz schwenken); åbschmieren [zu: auf Schmiere stehen] (= beobachten, observieren; im Fußball einen Gegenspieler konsequent decken und schon bei der Ballannahme stören); åbschmudeln (= unter Umarmungen fortwährend küssen); åbsieden (= beim Kartenspiel ausnehmen); åbspenen (= ein Kind abstillen); si wås åbspicken (= sich von einem Vorbild etwas abschauen); åbstieren (= jemandem auf hinterhältige Art Geld abnehmen); si åbstrudeln (= sich abmühen); åbtatschkerln (= sexuell berühren, betasten); åbtäuschen (= mit einem Trick in die Irre führen); åbtrågen (= abreißen); wårm åbtrågen (= ein Haus anzünden, verbunden mit Versicherungsbetrug); åbtrickern (= abtrocknen); åbwacheln (= abwinken); åbwatschen (= kräftig ohrfeigen); åbzaaht sein (= verlebt, verbraucht sein); åbzwicken (= abschneiden, kürzen, etwas beiseite schaffen).
åba: siehe åwa.
Åb|brand|ler, der; -s, - [zu abbrennen und Brand] (auch bair.) (abw.): Pleitier.
Åb|bro|che|ne, der; -n, -n, ein Abbrochener [zu abbrechen] (abw.): kleiner Mensch.
åb|draht (das b wird nicht gspr.) 〈Adj.〉 [eigtl.: abgedreht; laut Jakob aus der Sprache der Tischler: auf der Drehbank geglättet]: 1. schlau, gefinkelt, raffiniert 2. durchtrieben.
Åb|drah|te, der; -n, -n, ein Abdrahter [zu abdraht]: ein schlauer, ein durchtriebener Kerl: des is ja a ganz a Åbdrahter.
Åbgång, der an Åbgång måchen: 1. sich verabschieden und weggehen: I måch jetzt an Åbgång! 2. sterben: Roland Neuwirth in „Ein echtes Wienerlied“: „Er håt an Abgång gmåcht, er håt de Påtschn gstreckt, / er håt a Bankl grissn, håt si niederglegt, / er håt si d Erdäpfeln von unt ångschaut …“ (das Lied enthält mehr als ein Dutzend Wendungen oder Umschreibungen für sterben).
åbi: siehe åwi.
Ab|ra|hams Wụrst|kes|sel, der: [Judentum, Christentum und der Islam berufen sich auf Abraham als Stammvater] (auch bair.) (scherzh.): Abrahams Schoß dåmåls bist no in Abrahams Wurschtkessel gschwummen / dåmåls wårst no in Abrahams Wurschtkessel: damals warst du noch nicht auf der Welt.
Åb|zwick|te, der; -n, -n; ein Abgezwickter [zu abzwicken] (abw.): kleiner Mann.
ch|tel, das då dunnert ma r a Achtel in die Hosen / då geht ma r a Achtel in die Wäsch: Was für ein Hochgenuss! (wie ein Orgasmus).
ch|ter, der; -s, - [Zahlsubstantiv wie Einser, Zweier etc.]: 1. Ziffer Acht 2. (auch süddt.): verbogenes Rad am Fahrrad 3. (auch süddt.): Handschellen.
Ạch|terl, das; -s, -n [Vkl. von Achtel, womit ein emotionaler Bezug ausgedrückt wird; ahd. ahto teila = der achte Teil]: ein Achtelliter (als Bestellmenge im Gasthaus, beim Heurigen etc.): Herr Ober! Bittschö no a Achterl Rot (= Rotwein)! – Ein Achterl leidt s euch scho no! (= ein Achterl könnt ihr schon noch trinken).
ạch|terl|weis 〈Adv.〉: in der Bestellmenge von einem Achtelliter glasweise trinken.
Ada|bei, der; -s, -s [aus mundartl. aa dabei = auch dabei] (auch bair.): jemand, der überall dabei sein will.
Adaxl, das; -s, -n: Eidechse.
Åff, der [die Bed. Rausch ist gesamtdt.] wia r a Åff am Schleifstaa [Scherenschleifer hatten früher einen Affen bei sich, der Kunststücke machen konnte] (reg. auch in D.): unbeholfen dasitzen, eine unglückliche Figur machen (z. B. auf einem Motorrad) gselchter Åff: Dummkopf des is der Moment, wo der Åff ins Wasser hupft: das ist der entscheidende Augenblick.
Åf|fen|brunz|lert, das, -s, kein Pl. (derb, scherzh.): abgestandenes Bier.
Åf|fen|poldl, der; -s, -n [zum Vornamen Leopold]: dummer Mensch.
Åf|fen|türkei, die, -, kein Pl. [in der Brigittenau wohnten früher Zuwanderer aus Böhmen, Mähren und Galizien unter menschenunwürdigen Bedingungen in Arbeiterquartieren; Wortbildung unter Einfluss von Affenpuff (= erbärmliches Quartier) und Hundetürkei (= erbärmliche Gegend); siehe Grüner/Sedlaczek] (abw.): Brigittenau.
Åg|rå|sel, das; -s, -n 〈meist Pl.〉 [zu mhd. agraƷ, altprovenzalisch agras = unreife Weintraube; zu lat. acer = sauer]: Ribes uva-crispa, Stachelbeere.
Åg|rå|sel als 1. Bestandteil: drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass etwas besonders schlecht oder minderwertig ist: Ågråselmånnschaft, Ågråselschmäh, Ågråselverein etc.
Åg|rå|sel|tar|zan, der; -s, -e [hier kehrt Agrasel die Bed. von Tarzan ins Gegenteil]: dünner Mann mit unterentwickelter Muskulatur.
ah geh wusch ah geh wui 〈Interj.〉 [Kombination von verschiedenen, gleichbedeutenden Interjektionen; von G. Bronner und H. Qualtinger popularisiert] (scherzh.): Ausruf des Erstaunens, der Verwunderung: „Der Bundesbahnblues“: „Oh, I was travelling through this country, / travelling with the Bundesbahn / ah geh wusch, ah geh wui!“ – „Die Kinomodenschau“: „Und nun das entzückende Frühjahrsmodell ‚A geh wusch a geh wui‘, eine Kreation des Modesalons Bratwurstnockerl.“
Åhnl|spittl|spanl, das; -s, -n [laut Hornung eine Scherzbildung aus Ahnl (= Ahn), Spittel (= Splitter) und Span (= abgespaltenes Holzstück)]: schwächlicher, verhutzelter kleiner Mann.
alaa|nich 〈Adv.〉: allein, alleinstehend, einsam.
Al|fons (gespr. Äufons), der; -s, -e [männl Vorname]: Zuhälter.
Al|lee|brun|zer, der; -s, - (derb): 1. Mann, der sein Wasser an einem Baum abschlägt 2. seniler Mann, der den Harn nicht halten kann 3. vertrottelter Greis.
l|ler|weil, l|le|weil, ll|weil 〈Adv.〉: immer, stets, wiederholt: allerweil lustig sein; jemanden allerweil ärgern na ållerweil: na immerhin ållerweil, … 〈am Anfang einer Feststellung mit Werturteil〉: schön wär’s, wenn …: Ållerweil das Essen in unserer Werkskuchl warat so guat wia då in unsan Stammbeisel.
Ål|pen|cham|pa|g|ner, der; -s, - (Kellnerspr., scherzh.): Wiener Hochquellwasser: No a Glasl Ålpenchampagner gefällig? (= Noch ein Glas Wasser zum Kaffee?)
ål|sa (gespr. oisa) [eigtl.: als ein; zur Umschreibung eines Adjektivs mithilfe eines Substantivs]: er geht ålsa Nackerter ins Café Hawelka (= er geht nackt ins Café Hawelka) ålsa Gånzer: im Ganzen.
åls|dånn, åls|dern 〈Adv.; als auffordernder Ausruf oder als Einleitung einer abschließenden Bemerkung〉 (auch süddt.): also dann; nun denn: Ålsdann, måchen wir uns auf den Weg! na ålsdånn: jetzt hätten wir’s; endlich hat er’s verstanden (auch als Floskel in „Wir sind Kaiser“ mit Robert Palfrader).
ålt|bå|chen (gespr. oid…) (auch bair.) 〈Adj.〉 1. nicht mehr frisch (von einer Mehlspeise) 2. nicht mehr jung aussehend (von Menschen) 3. abgedroschen: a åltbåchener Schmäh.
Ål|te (gespr. Oide), der; -n, -n; ein Alter [zu alt; gesamtdt. sind heute die Bed.: alter Mann, Vater, Ehemann, Lebensgefährte, Freund etc.]: Wein aus einem vergangenen Jahr (im Gegensatz zum heurigen Wein).
Ål|ter (gespr. Oida): 1. 〈Anrede〉: Freund, Kamerad 2. 〈Diskussionsmarker〉 signalisiert den Beginn eines Redebeitrags (in manchen Szenesprachen der Jugendlichen auch gegenüber weiblichen Personen): Hörst, Ålter, i såg da wås …
Ålt|spåtz (gespr. Oid…), der; -en, -en: älteres Mitglied einer Gruppe (auch scherzhafte Anrede; meist Pl.).
ålt|va|trisch (gespr. oid…) 〈Adj.〉 [zu Altvater = Erzvater, Ahnherr, Patriarch] (abw.): altmodisch, rückständig.
Ål|zerl (gespr. Äuzerl), das; -s, -n [Vkl. von Alz = Lederauflage auf den Schuhleisten, kleines Stück, dieses zu ital. alzo = Stück Leder, das den Schuh ausfüllt]: kleines Stück: ein Alzerl hat zum Sieg gefehlt.
åmei|seln (gespr. aumasln) 〈håt〉: kribbeln in den Fingerspitzen (als wenn Ameisen herumlaufen würden).
Åmei|sen|wås|ser (gespr. Aumasn…), das; -s, kein Pl.: Cola-Getränk.
Åm|per, der; -s, - [zu griech. und lat. amphora]: Gefäß aus Blech zum Transport einer Flüssigkeit: Mülliåmper (= Milchkanne).
Åm|schel, Åmschl, die; -, -n: Amsel: H. C. Artmann: „aum eaxtn is s ma r one dia“: „… um fire in da frua / waun d easchtn aumschln schrein“ (Am schlimmsten ist es ohne dich … um vier Uhr in der Früh / wenn die ersten Amseln schreien.)
Åm|scherl, das; -s, -n: (kleine) Amsel.
Åmts|kappl, das; -s, -n: Engstirnigkeit und Sturheit eines Beamten (vor allem in Zusammensetzungen wie: Amtskapplmentalität) s Åmtskappl aufhåm (abw.): sich als Beamter engstirnig und stur verhalten.
ån- (der Vokal wird gedehnt und leicht nasaliert, das n wird nicht ausgesprochen; dient wie standardsprl. an- als Vorsilbe bei Verben, aber zusätzliche Bedeutungen im Wienerischen): ånbandeln (= mit jemandem flirten, mit jemandem Streit suchen); etwas ånbauen (= etwas verlieren); Geld ånbenzen (= aufdringlich bitten); si ånblasen (= sich betrinken); ånbranzkern [zu Brand mit slaw. Endung] (= stark anrösten, z. B. Erdäpfel); ånbråten (= durch Charme bezaubern wollen); ånbringen (= Geld vergeuden); ånbrockt (= verärgert); ånbrunzen (= anurinieren; in scharfer Form heruntermachen, verächtlich machen); ånbumsen (= schwängern); åndepscht (= leicht eingedellt; leicht verrückt; leicht betrunken); åndiniert (= verärgert); si åndirndeln (= sich anziehen); jemandem etwas åndrahn (= jemandem schlechte Ware verkaufen, jemanden schwängern); åndrucken (= jemanden für sich einnehmen wollen, sich um jemanden oder um etwas übertrieben bemühen); åndübelt [zu Tippel] (= leicht betrunken); si åndudeln (= sich betrinken); åndudelt sein (= betrunken sein); sich åndudeln lassen (= etwas über sich ergehen lassen, z. B. unangenehme Musik); si ånduseln (= sich betrinken); ånfarbeln (= anstreichen, schminken); ånfäulen (= jemanden arg beschimpfen, zurechtweisen); si ånflascheln (= sich betrinken); ånfliagen (= belästigen); ångasen (= Gas geben, sich beeilen); ångehn (= beginnen); jetzt geht der Gspaß ån (= jetzt wird es unangenehm); jemanden ångehn (= jemanden tätlich angreifen); jemanden um was ångehn (= jemanden aufdringlich um etwas bitten; z. B. um Geld); des geht mi ån (= das ärgert mich, das stört mich): an Ångeh måchen (= Aufhebens machen); ångfressen (= verärgert); ånghabert (= verärgert); ånghaucht (= blöd, wehleidig); ångitscht (= beschädigt; geschwängert; betrunken); ånglådern (= beschmutzen; z. B. mit Kot); ångspeist (= verärgert); jemanden ånglahnt lassen (= jemanden in Ruhe lassen; einen Partner verlassen); ångluren (= anstarren); ångnåscht (= verärgert); ångradig (= sexuell zudringlich); ångrammelt (= voll angeräumt); ångschlickt (= verärgert); ångschütt (= nicht ganz bei Verstand, betrunken); ångschwabt (= nicht ganz bei Verstand, betrunken); ångspitzt (= leicht betrunken); ångstochen (= leicht betrunken; geschwängert); ångstraaht (= leicht betrunken, verrückt); ångurkerln (= anurinieren); si ane ånhaazen (= sich eine Zigarette anzünden); ånhakeln (= mit einem Hakerl befestigen, in einer Liste mit einem Hakerl kennzeichnen); ånhauen (= jemanden bitten, ansprechen, behelligen); ånhiaseln [zu rotwelsch Hiesel = Schminke] (= bunt bemalen, geschmacklos schminken, fehlerhaft anstreichen); si ånhiaseln (= sich schminken, sich betrinken); ångsudert sein (= sich selbst bemitleiden); ånkeilen (= anbetteln, belästigen, aufdringlich ein Geschäft anbahnen); ånkennen (= eine versteckte Eigenschaft erkennen, bemerken); ånklatschkern (= brutal ankleben); ånkobern (= Frauen belästigend ansprechen); ånkräulen (= belästigen); das kräult mich ån (= das ärgert mich); ånlaarn (= mit etwas anschütten, z. B. Kaffee); ånmåtschkern (= nörgelnd kritisieren); ånnahn (= annähen; trinken, mit voller Kraft den Fußball schießen); ånpåmpfen (= sich vollessen); ånpåmpft (= satt, verärgert); ånpapperlt (= satt, verärgert); ånpåtzen (= beschmutzen; eine neue Seite Papier anfangen müssen); ånpempern (= schwängern); ånpicken (= ankleben); ånpledern (= heftig dagegenfahren; schwängern); si ånpledern (= sich betrinken); ånpfnausen (= anschnauben); ånpfnurren (= anfauchen); si ånpritscheln (= in die Hose urinieren); ånpumpern (= anstänkern); ånrauchen (= ausholen, im Fußball einen scharfen Schuss vom Stapel lassen); si ane ånrauchen (= sich eine Zigarette anzünden); jemandem ane ånrauchen (= jemanden ohrfeigen); ånrean (= anweinen); ånreißen (= im Fußball einen scharfen Schuss vom Stapel lassen); jemanden ånrennen lassen (= jemanden absichtlich in eine aussichtslose Lage laufen lassen; jemanden abblitzen lassen); ånsågen (= im Kartenspiel sich zur Erfüllung einer Prämie verpflichten); a Schnårcherl ånsågen (= schlafen gehen); a Kickerl ånsågen (= eine Fußballpartie vereinbaren); jemanden ånsandeln (= jemanden anstecken; z. B. mit Schnupfen); ånschåffen (= anordnen, befehlen); ånschåffen gehen (= Prostitution betreiben); ånschauen (= ansehen); der wird si ånschaun (= er wird sich wundern); si ånschaun låssen (= einen Besuch machen); jemandem wås ånschaun låssen: (= jemandem Schwierigkeiten machen); ånschieben (= ein Verfahren durch Intervention beschleunigen; jemanden protegieren; sich beeilen, mit einer Frau sexuell verkehren); jemandem ane ånschieben (= jemanden ohrfeigen); si ånschledern (= sich mit Wasser volltrinken); jemanden ånschleimen (= jemanden ärgern, belästigen); si ånschlempern (= sich mit Wasser volltrinken); ånschmålzen [zu Schmalz = Kraft] (= mit Vollgas losfahren; z. B. mit dem Motorrad); ånschmettern (= anschwindeln); si ånschmieren (= der Dumme sein); ånschnofeln (= aus der Nähe neugierig betrachten); si an ånschraufn / ånschrauben (= sich betrinken); si ånschwaben (= sich betrinken); ånschwadern (= mit vielem Reden belästigen); ånschwimmen (= sich Frauen aufdrängen); ånseichen (= anurinieren); ånsempern (= mit Bitten belästigen); ånsennerln (= mit Speichel beschmutzen; mit Bitten belästigen); ånsetzen (= in eine schlimme Lage bringen); ana ans ånsetzen (= eine Frau schwängern); eam ånsetzen (= mit dem Penis eindringen); ånsingen (= anweinen); ånspendeln (= mit einer Stecknadel anheften); si ån wen ånspen(d)eln (= sich an jemanden anhängen; sich jemandem aufdrängen); ånspitzeln (= Pferde mit Zungenschlag oder mit der Peitsche anfeuern); jemanden ånspitzen (= die Bekanntschaft von jemandem suchen; jemanden aushorchen); nur ned ånstraafen/ånstreifen! (= Hände weg davon!); ånstrudeln (= mit Lob überschwänglich ehren, mit sinnlosem Gerede belästigen); beim Heurigen strudeln di die Schrammeln ån (= spielen die Schrammeln an deinem Tisch); ånstückeln (= verlängern, fortsetzen); ånsudern (= anjammern); åntageln, ånteigeln (= beschmieren, unleserlich schreiben); åntauchen [zu mhd. diuhen = drücken, schieben] (= anschieben, sich besonders anstrengen, ein Verfahren durch Intervention beschleunigen; koitieren, ohrfeigen); åntrenzen (= mit herausfließendem Speichel oder mit Essen etwas beschmutzen); si åntrenzen (= sich mit herausfließendem Speichel oder Essen beschmutzen); åntrischkert (= dumm, blöd); si åntschechern (= sich betrinken); si wås åntuan (= sich umbringen; sich viel Mühe machen); Tua da nix ån! (= Nimm‘s nicht so schwer!); ånwåndeln (= mit der Kugel den Rand der Kegelbahn berühren); ånzahn (= anziehen, die Arbeit beschleunigt erledigen; einen Zug aus einer Flasche machen); ånzipfen (= ärgern, sekkieren); ånzwidern (= mit einer Sache konfrontiert sein, die starke Abneigung hervorruft).
Ana|nas, die; -, - (auch süddt.): große Gartenerdbeere (die großfruchtigen Zuchtformen werden als Ananas oder Ananaserdbeeren bezeichnet, um sie von den Walderdbeeren zu unterscheiden, während die richtige Ananas als Hawaii-Ananas firmiert).
ån|ders 〈Adv.〉 [eigtl.: auf andere Weise]: besonders: der is ånders deppert.
Ån|ker|pferd, das; -s, - (histor.): Fuhrwerkspferd der Brotfabrik Anker: ånzahn wia r Ånkerpferd; a Årsch wia r a Ånkerpferd.
Ån|ker|uhr, die; -, kein Pl.: Prunkuhr mit Figuren am Hohen Markt in Wien pünktlich wia die Ånkeruhr: ganz pünktlich.
ån|las|sig [mhd. an(e)lāƷ = Ort, von dem das Rennen ausgeht]: sexuell zudringlich.
Ån|mäu|erln, das; -s, kein Pl. [zu Mauer]: ein Kinderspiel (Münzen zu einer Mauer werfen; diese sollen möglichst nahe der Mauer zum Liegen kommen).
An|na Ma|ria Brand|ne|rin [belegt bei Nestroy; Herk. unkl.], An|na Ma|ria Fied|le|rin [belegt bei Teuschl; angeblich nach einer Wiener Prostituierten]: da kann man nichts machen: Beleg bei Nestroy („Der gefühlvolle Kerkermeister“): „Wie mein Schicksal will, ich bin still. Anna Maria Brandnerin“; Beleg bei Teuschl: „Futsch is futsch und hin is hin, Anna Maria Fiedlerin.“
Ån|pum|perer, der; -s, -: Angeber.
Ån|rånd, (gespr. Auraund), der, -s, kein Pl.; gespr. Auraund [zu Rand = Anlauf; Substantivierung von anrennen] (auch bair.): Anlauf einen Ånrånd nehmen (auch bair.) 1. Schwung nehmen und mit Energie losrennen 2. etwas mit Überwindung in Angriff nehmen, sich aufraffen.
Ån|sprch, die; -, kein Pl.: Möglichkeit zur Unterhaltung: ka Ånspråch håm: in einer Gesellschaft keinen Gesprächspartner finden.
ån|stel|len, si (gespr. anstön) 〈håt〉 [in D oft anstehen]: sich in eine Reihe von Wartenden stellen: Da stön si a ån. / Da stön si aa a ån. / Da stön si eh aa a ån [dient oft dazu, um die Sprechgewandtheit von Touristen zu testen; beginnend mit dem letzten Satz]: Da stellen sich welche an. / Da stellen sich auch welche an. / Da stellen sich ohnehin auch welche an (vgl. ähnl. Wortspiel unter aa).
An|ten, die; -: 1. Ente 2. [belegt bei Teuschl]: leere Bier- oder Weinflasche 3. [belegt bei Teuschl]: Lesbierin er wågelt daher (= wackelt einher) wia r a Anten: er hat einen Watschelgang an Antenårsch gfressen håm [belegt bei Teuschl]: besonders geschwätzig sein.
An|ten|jau|ker, der; -s, - [belegt bei Teuschl]: Kleinauto.
An|ten|schwaaf, der; -s, - [eigtl: Entenschweif; belegt bei Teuschl]: abstehende Haarlocken über den Ohren oder im Nacken.
Ån|wert, der; -s, kein Pl. (auch bair.): Wertschätzung, Geltung (oft negativ gebraucht): kan Ånwert håm (= nichts gelten).
Åp|fel|koch, das; -s; kein Pl. (Küchenspr.): Brei aus Äpfeln ausschaun wia r a gspiebens Åpfelkoch: kränklich, elend ausschauen.
Åp|fel|kren, der; -s: (Küchenspr.): geriebene Äpfel mit geriebenem Kren (als Beilage zu Tafelspitz, Schulterscherzel etc.).
ap|pla|nie|ren [von franz. aplanir = ausgleichen, beheben, ebnen] 〈håt〉: einen Streit schlichten, ein Problem beseitigen, einen Fehler ausbügeln: Helmut Qualtinger in „Der Papa wird’s schon richten“: „… er applaniert mir jeglichen Fauxpas, mein Papa.“
Ap|pọrtel, das; -s, -n [franz. apport, eigtl.: das Herbeibringen, zu apporter; apportieren] (auch bair.): Gegenstand, den ein Hund apportieren soll (z. B. ein Stück Holz): Bring s Apportel!
Ar|ma|tu|ren|schle|cker, der; -s, - [weil der Fahrer eines sportlichen Motorrads vornübergebeugt sitzt, sodass sich sein Gesicht in der Nähe der Armaturen befindet] (Bikerspr.): sportliches Motorrad.
Är|mel, der; -s, -n: 1. Symbol und Ausdruck der Kraft er håt an scheenan Ärmel: er ist sehr kräftig auf des håb i heut kan Ärmel: darauf habe ich heute keine Lust 2. (scherzh.): Burenwurst.
År|mutsch|kerl (gespr. Oamutschkerl), År|mitsch|kerl, das; -s, -n [zu Armut, mit tschech. Endung]: bedauernswertes Wesen: Georg Danzer in „Hupf in Gatsch“: „So an Armutschkerl wie dir schenk I kaan Schülling, / oder na, i gib da zwaa, du bist a Zwülling, / weil aaner allaa kånn doch ned so deppert sein …“
ar|re|tie|ren 〈håt〉 [franz. arreter] 1. verhaften 2. auf der Straße aufsammeln (z. B. Tschick = weggeworfene Zigarettenreste).
Årsch (gespr. Oasch), der; -(e)s, Ärsch [mhd., ahd. ars, urspr. wohl = Erhebung; vorstehender Körperteil; das Wort ist gesamtdt.; einige Wendungen sind typisch für den Wiener Raum und für andere österr. Mundarten] (derb): Gesäß er kräult eam in Årsch eini: er versucht durch Unterwürfigkeit sein Wohlwollen zu erlangen Leckts mi åm Årsch, i måch Matura! Variante des Götzzitats des ziagt da s Hemmad in Årsch eini: das ist extrem sauer besser ois mitn Årsch ins kålte Wåsser: das ist das kleinere Übel a Årsch wia r a Kråmpenspitz: ein spindeldürres Gesäß mit an Årsch auf zwa Kirtågen tånzen wollen: zwei Dinge zugleich machen wollen er hupft eam mit n nåckerten Årsch ins Gsicht: er beschimpft ihn heftig und grob Jå, beim Årsch! Nie und nimmer! der geht ma åm Årsch: er nervt mia geht der Årsch auf und zua: ich habe Angst a Årsch wia r in Radetzky sei Schimmel: ein riesiger Arsch si mit der Ferschn in Årsch haun: faulenzen mit n Årsch übers Leintuch fåhren [bei Wander mit Vermerk: Wien]: zu Bett gehen si den Årsch auskegeln: sterben i reiß ma den Årsch für di auf: ich tu alles für dich in Årsch gehen: verschwinden: Georg Danzer in „Ruaf mi ned ån“: „I waaß du håst jetzt an Freund mit an Porsche, / geh, såg eam doch er soll in Oarsch geh und kumm wieder håm zu mir.“ jemanden niederhaun, dass er mitn Årsch auf d Uhr schaut [Wander, 1880, schreibt: „ein Kraftausdruck aus der Umgegend von Wien“; häufig und vielfach abgewandelt in: „Ein echter Wiener“]: jemanden prügeln.
Årsch-auf-der-Erd (gespr. Oasch…), der (derb): kleiner Mensch.
År|scherl (gespr. Oascherl), das, -s, -n: 1. kleiner, reizvoller Arsch 2. Anrede für ein liebes kleines Kind: Na, du klaans Arscherl! då måcht s Årscherl an Fotz [belegt bei Teuschl]: das ist nicht gerade anregend.
Årsch|gei|gen, die; -, -: 1. unangenehmer Mensch 2. Schwuler.
Årsch|kappl, das; -s, -n [ital. chiappa = die Arschbacke; lautliche Angleichung an Kappl, zur Verdeutlichung wird die deutsche Übersetzung vorangestellt] (derb): Arsch (als Schimpfwort).
Årsch|kappl|muster, das; -s, - [eigtl.: das Muster von einem Arschkappl] (derb): ein ganz besonderer Arsch.
Årsch|kräu|ler, der, -s, - [zu kräulen = kriechen] (derb): schmeichlerischer Mensch (oft in der Absicht, aus der Schmeichelei einen Vorteil zu ziehen). Mundl Sackbauer in „Ein echter Wiener, 4“: „Arschkräuler, depperter! Mastdarmakrobat!“
Årsch|le|cken, das ums Arschlecken: ganz knapp verfehlt; um ein Haar daneben.
rsch|lings 〈Adv.〉 (auch bair.): rückwärts, rücklings.
Årsch|loch, das Café Årschloch (nicht abw.): Stammcafé finster wia r in Teufel sei Årschloch: völlig finster.
Årsch|partie, die; -, -: 1. ungute Sache 2. ungute Clique: Na, da is a Arschpartie beinand! 3. schlechtes Fußballspiel 4. Analverkehr.
Årsch|pu|dern, das; -s, kein Pl.: Analverkehr.
Årsch|viech, das; -s, -er: dummer Mensch.
Årsch|voll [indekl. Subst.] einen Årschvoll Leut: viele Leute.
Årsch|wet|zer, der; -s, - [belegt bei Teuschl]: 1. Kleinauto 2. Schwuler.
Aschạn|ti, die; -, -(s) [die Ashanti sind eine der großen Ethnien Afrikas, und zwar im Süden Ghanas, wo Erdnüsse angebaut werden]: Arachis hypogaea, Erdnuss.
Aschạn|ti|nuss, die, -, -nüss: Erdnuss.
Äsch|lin|ger, der; -s, - (scherzh.): Aschenbecher.
As|phạlt|lut|scher, der; -s, - (Mechanikerspr., scherzh.): extrem breiter Niederquerschnittreifen.
As|phạlt|schnei|der, der; -s, - (Radfahrerspr., scherzh.): sehr schmaler Reifen (z. B. bei Rennrädern).
As|phạlt|tut|tel, die; -, -n (Mechanikerspr., scherzh.): VW-Käfer.
Ạss, das; -es, - [mhd., ahd. eiƷ; eigtl. = Geschwulst, verw. mit Eiter]: Abszess, Furunkel, Eitergeschwür.
st, der; -(e)s, Äst an Åst håm (Sportlerspr.): eine Schwächeperiode haben.
Ạs|terl, das; -s, -n: Arm Håst das Asterl neu peckt? Hast du eine neue Tätowierung am Arm?
Ạtz|gers|dorf in Atzgersdorf sein [belegt bei Wander]: am Ende sein, erledigt sein, dem Tod nahe sein (weil Atzgersdorf eine der letzten Stationen vor Wien auf der Südbahn ist).
auf- (der Vokal wird in der älteren Aussprache monophtongisiert; dient wie standardsprl. auf- als Vorsilbe bei Verben, aber zusätzliche Bedeutungen im Wienerischen): aufbauen (= Mut machen, in Stimmung bringen); aufblatteln (= aufblättern, die Schwächen aufzeigen); s hat ihn aufblattelt (= er ist gestürzt); aufdrahn (= zu schimpfen anfangen, wütend werden); aufgansln, aufganserln (= aufhetzen, sexuell stimulieren); aufgeigen (= mit der Geige aufspielen, eine großartige Leistung vollbringen); aufhauen (= protzen, verschwenden); es hat ihn aufghaut (= er ist gestürzt); jemanden aufhauen (= jemanden bloßstellen); aufhussen (= aufhetzen, aufwiegeln); aufklauben (= Stück für Stück aufnehmen, z. B. Holz, Reisig, Beeren, Schwammerln); auflegen: a aufglegter Schas (= ein offensichtlicher Unsinn); jemandem ane auflegen (= jemanden ohrfeigen); jemanden aufmåchen (= jemanden bloßstellen; jemanden mit dem Messer stechen); si aufmascherln (= sich übertrieben herausputzen); aufmischen (= eine Gesellschaft in Schwung bringen); aufpapperln (= einen Kranken mit kalorienreicher Ernährung wieder zu Kräften bringen); aufpecken (= mit dem Schnabel aufnehmen); aufpelzen (= aufbürden, verpassen); aufpracken (= stürzen); si aufpudeln (= sich entrüsten, sich aufspielen); aufreiben (= den Fußboden aufwaschen; mit der Hand zu einem Schlag ausholen); aufschmeißen (= bloßstellen, blamieren); aufspeilen (= den Mund / die Augen weit aufmachen); aufspritzen (= mit Soda- oder Mineralwasser verdünnen); aufstehen: Schau, wås då aus dem Talon aufsteht! (= Schau, was da im Talon liegt!); då steht nix drüber auf (= da kommt nichts Besseres nach); aufstellen: an Baam aufstellen (= sich widersetzen, trotzen); den håt s aufgstöllt (= er ist gestürzt); aufstessen / aufstössen (= rülpsen, sich an etwas erinnern); då stesst ma auf (= da fällt mir ein); aufstrahn (= Sand streuen); aufstricken (= Ärmel in die Höhe krempeln); auftutteln (= bei einem BMW-Motorrad einen Zylinderkopf aufsetzen); aufziagln, aufziegeln (= ein Moped, ein Auto auffrisieren; einen Rechner aufrüsten; mit Doping die Leistung steigern); aufziehen (= den Rotz in der Nase hinaufziehen); von da Sunn aufzogn sein (= einen beginnenden Sonnenbrand haben); jetz is a aufzogn (= jetzt ist er nicht mehr zu stoppen); aufzwicken (= eine Person für sich gewinnen, mit der Absicht, eine sexuelle Beziehung einzugehen).
au|fa|nånd, au|fa|nån|der, au|fa|ra|nån|der 〈Adv.〉: aufeinander, gegeneinander, übereinander mia san aufanånd kumman [belegt bei Hornung]: wir sind in Streit geraten.
Auf|drah|rer, der; -s, - [zu aufdrehen]: jemand, der oft aufdraht; leicht erregbarer, jähzorniger Mensch: „Weil i a alter Drahrer bin“: „… a so a Aufdrahrer bin …“
Auf|drah|te, der; -n, kein Pl.; ein Aufdrahter [zu aufdrehen]: Zorn, Schelte, Schwierigkeiten in Aufdrahten håm: Schelte kriegen, in Schwierigkeiten geraten: In „Kaisermühlenblues, 8“ arbeitet Burschi Leitner als Badewaschl; als ihn seine Freunderln in ein Lokal locken wollen, sagt er: „Ihr seids jå a bissl wuki! Wenn i ned då bin und ana dasauft, håb i in Aufdrahten!“
auf|fa, auf|fe [eigtl. ein mundartl. aufher, wo standardsprl. herauf steht, doch ist das Verständnis für die Schriftform aufher verloren gegangen; als Vorsilbe mit zahlreichen Verben kombinierbar, wobei die Bewegungsrichtung zum Sprecher und aufwärts ist] (auch bair.): herauf: Bist no druntn im Köller? Kumm gschwind auffa! auffadeiten (= heraufdeuten); auffahatschen (= mühsam heraufgehen); auffakräu(l)n (= mühsam heraufkriechen); auffaschiaßn (= heraufschießen; schnell heraufbewegen); auffastessen (= aufstoßen, rülpsen).
auf|fi, auf|fe [eigtl. ein mundartl. aufhin, wo standardsprl. hinauf steht, doch ist das Verständnis für die Schriftform aufhin verloren gegangen; als Vorsilbe mit zahlreichen Verben kombinierbar, wobei die Bewegungsrichtung vom Sprecher weg und aufwärts ist; oft wird zwischen auffi (= hinauf) und auffa (= herauf) nicht mehr unterschieden, auffe wird zur Einheitsform für beides] (auch bair.): hinauf: Schau, der Bua kraxelt auffi auf d Lata (= Leiter)! Warst ned auffigstiegn, warst ned åwagfalln, / hättst mei Schwester gheirat, warst mei Schwager wurn, / hättst brav Nudeln gessen, / warst ned måger wurn, / hättst a Kuah kriagt und a Gas dazua / und a Müllisuppen in da Fruah (Volksreim) in Rechner auffifåhren (= den PC / das Notebook starten); auffifållen (= aufsteigen, befördert werden); auffigräuperln [verw. mit Graupen] (= aufstoßen, rülpsen); auffihaun (= hinaufhauen, etwas Unangenehmes zuschanzen); auffihenken (= hinaufhängen); auffihupfen (= hinaufspringen) auffikräulen (= hinaufkriechen, belästigen); ane auffikriagn (= einen Schlag abbekommen); auffipåppen (= hinaufkleben); auffiradeln (= hinaufradeln); auffischnålzen (= in die Höhe gehen, z. B. Preise); jemandem ane auffischnålzen (= jemanden ohrfeigen); auffisteigen (= hinaufsteigen); jemandem auffisteigen (= jemandem zusetzen, jemanden peinigen); du kannst ma am Buckl auffisteigen (Umschreibung des Götzzitats) des is auffi wia r åwa: das ist einerlei.
Auf|hus|ser, der; -s, - [zu hussen]: Aufwiegler.
Auf|tråg, der kan Auftråg håm: keine Chance haben.
Auf|wå|schen, das in aan Aufwåschen (auch bair.): zwei oder mehrere Angelegenheiten in einem erledigen.
Aug, das; -s, -en s fade Aug håm: sich langweilen das haut da die Augen ein: das begeistert dich der nimmt an s Weiße von de Augen außa [eigtl.: er nimmt einem das Weiße aus dem Augapfel heraus]: er schröpft einen der zwickt si de Augen in da Tür ein: er ist sehr neugierig.
Au|gen|aus|wi|sche|rei, die; -, kein Pl. [aus älter: jemandem die Augen auswischen (= jemanden täuschen, übervorteilen): demonstrativ gesetzte Handlung, die aber keine Wirkung hat bzw. von der gar nicht erwartet wird, dass sie einen Missstand beseitigt.
aus 〈Adv.〉 es is aus und gschegn [aus und geschehen]: es ist nicht mehr zu ändern.