Cover
PR 2100 – Das Sternenfenster
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Glossar
PR 2101 – Der Konquestor
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Epilog
Glossar
PR 2102 – Die Hand der Vorsehung
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Vorspiel
1. Strophe
2. Strophe
3. Strophe
4. Strophe
5. Strophe
6. Strophe
7. Strophe
8. und letzte Strophe
Nachspiel
Glossar
PR 2103 – Der Kampf des Konquestors
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
Glossar
PR 2104 – Durch das Sternenfenster
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Epilog
Glossar
PR 2105 – Zuflucht auf Jankar
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
Epilog
Glossar
PR 2106 – Der weiße Tod
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Epilog
Glossar
PR 2107 – Im Fabrikraumer
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Glossar
PR 2108 – Samahos Erbe
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog 1
Prolog 2
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Glossar
PR 2109 – Tagebuch der SOL
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Glossar
PR 2110 – Der Gute Geist von Wassermal
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
Glossar
PR 2111 – Die Malische Mole
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
Glossar
PR 2112 – Verschollen in Tradom
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog: Jankar
Ikanema Two: Gegenwart
Vergangenheit: Ascarde
Vergangenheit: Piraten
Vergangenheit: Deuter der Deutler
Vergangenheit: Tratto
Vergangenheit: Die Schmerzwechte
Vergangenheit: Sivkadam
Vergangenheit: Aeusen XIV
Epilog: Jankar
Glossar
PR 2113 – Gefangen in der Zitadelle
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog: Jankar
Ikanema Two – Vergangenheit:
Vergangenheit: Mikromaschinen
Vergangenheit: Pirguso
Vergangenheit: Fragen und Antworten
Vergangenheit: Durch die Wechte
Vergangenheit: Die Fahne
Vergangenheit: Im Tributkastell
Vergangenheit: Rishkan
Vergangenheit: Die Botschaft
Ikanema Two: Gegenwart
Epilog: LEIF ERIKSSON
Glossar
PR 2114 – Mogtans Gedicht
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Glossar
PR 2115 – Anguelas Auge
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Epilog
Glossar
PR 2116 – Sturm auf den Irrläufer
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
Epilog
Glossar
PR 2117 – Der 5-D-Planet
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
Glossar
PR 2118 – Quintatha
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
Glossar
PR 2119 – Der letzte Sturm
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
Epilog
Glossar
PR 2120 – Assassine an Bord
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Glossar
PR 2121 – Turm der Visionen
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
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5.
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7.
8.
9.
10.
Glossar
PR 2122 – Die Prinzenkrieger
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Epilog
Glossar
PR 2123 – Wahnzeit
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
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5.
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8.
9.
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11.
Epilog
Glossar
PR 2124 – In der Zwielichtzone
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Bré Tsinga
2. Blo Rakane
3. Bré Tsinga
4. Blo Rakane
Zwischenspiel 1
5. Bré Tsinga
6. Blo Rakane
Zwischenspiel 2
7. Bré Tsinga
8. Blo Rakane
9. Bré Tsinga
Zwischenspiel 3
Glossar
PR 2125 – Der Dunkle Nert
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Glossar
PR 2126 – Signalkode Feuerblume
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Epilog
Glossar
PR 2127 – Kampf der Titanen
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
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6.
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8.
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10.
11.
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14.
Glossar
PR 2128 – Der Plan der Mascantin
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Glossar
PR 2129 – Der Gewährsmann
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
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7.
8.
9.
10.
11.
12.
Epilog
Glossar
PR 2130 – Der Wurm der Aarus
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
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5.
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10.
Glossar
PR 2131 – Der Schwarmer
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
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5.
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8.
9.
Epilog
Glossar
PR 2132 – Der Saltansprecher
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
Epilog
Glossar
PR 2133 – Das Gericht der Prinzenkrieger
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
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5.
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7.
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10.
11.
Glossar
PR 2134 – Vorstoß nach Vision
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
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8.
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10.
11.
Glossar
PR 2135 – Der Zeitbrunnen
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
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14.
Glossar
PR 2136 – Die Trümmerscouts
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
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5.
6.
7.
Glossar
PR 2137 – Operation Mauser
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Ouvertüre
1. Akt
2. Akt
3. Akt
4. Akt
Zwischenspiel am Sternenfenster
5. Akt
Coda
Glossar
PR 2138 – Kampf um Gh'ipan
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
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6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
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Glossar
PR 2139 – Die Eltanen
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
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5.
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7.
8.
9.
Epilog
Glossar
PR 2140 – Der kindliche Herrscher
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
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6.
7.
8.
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10.
11.
12.
Epilog
Glossar
PR 2141 – Der verlorene Wurm
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Glossar
PR 2142 – Im Reich der Aarus
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Epilog
Glossar
PR 2143 – Gegen die Fensterstation
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
Epilog
Glossar
PR 2144 – Vor der Konjunktion
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Glossar
PR 2145 – Gestrandet auf Vision
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
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5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
Glossar
PR 2146 – Die Pangalaktischen Statistiker
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
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6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
Glossar
PR 2147 – Die Große Konjunktion
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
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6.
7.
8.
Glossar
PR 2148 – Galaktische Feuerprobe
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
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7.
8.
9.
Glossar
PR 2149 – Paradimjäger
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Glossar
Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond
Vorwort
Prolog
1.
2.
3.
Gespannt darauf, wie es weitergeht?
Die Welt des Perry Rhodan
Vorwort
Die Welt des Perry Rhodan
Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums
Häufig gestellte Fragen
Neu im PR-Universum?
Die PR-Produktpalette
Impressum
Impressum
Nr. 2100
Das Sternenfenster
Konflikt im Hayok-Sternenarchipel – die Admiralin gegen das Reich Tradom
von Robert Feldhoff
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Auf den von Menschen besiedelten Planeten der Milchstraße schreibt man das Jahr 1306 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, nach alter Zeit wäre dies das Jahr 4893. Eigentlich sprechen alle Anzeichen für eine friedliche Entwicklung der Erde und der gesamten Liga Freier Terraner.
Perry Rhodan und die anderen Aktivatorträger konnten die letzten Gefahren beseitigen, wenngleich unter großen Opfern. Die negative Superintelligenz SEELENQUELL, ein vergleichsweise junges Geisteswesen mit großer Macht, wurde besiegt, die unterjochten Völker der Menschheitsgalaxis bekamen ihre Freiheit zurück.
Geschwunden sind jedoch nicht die Spannungen zwischen den Sternenreichen der Milchstraße. Vor allem das Reich der Arkoniden unter Imperator Bostich I., dem weit über zehntausend Planeten angehören, setzt weiter darauf, die unangefochtene Supermacht der Galaxis zu werden.
Zum Zankapfel könnte sich wieder einmal der Hayok-Sternenarchipel entwickeln, eine Ansammlung von Planetensystemen, die praktisch zwischen Terra und Arkon liegen. Mit der wahren Entwicklung in dieser Region kann jedoch niemand rechnen – denn hier öffnet sich DAS STERNENFENSTER ...
Perry Rhodan – Der Terraner wird mit einer Bedrohung unbekannter Natur konfrontiert.
Ascari da Vivo – Die »Admiralin« verfolgt im Hayok-Sternenarchipel ihre eigenen Ziele.
Reginald Bull – Der Residenz-Minister für Verteidigung mag keine Schauspiele diplomatischer Natur.
Bostich I. – Der Imperator von Arkon setzt auch in Friedenszeiten auf den Ausbau seines Reiches.
Die galaktopolitische Lage präsentierte sich Mitte 1306 NGZ an der Oberfläche ruhig. Imperator Bostich I. hielt Wort, Terra wurde vom Göttlichen Imperium nicht länger behelligt. Der Imperator gewann durch die ihm verliehene Unsterblichkeit die nötigen Jahrhunderte, das riesige Staatsgebilde ökonomisch zu ordnen. Sein Platz im Kristall der Geschichte schien Bostich I. zu diesem Zeitpunkt bereits sicher zu sein.
Doch Perry Rhodan wusste, dass sich Bostich nicht wirklich gewandelt hatte. Auch einem unsterblichen Arkonidenimperator kehrte der Terraner nicht den Rücken zu. Einer sich bietenden Chance zur Übernahme der LFT hätte Bostich gewiss nicht widerstanden.
Arkon und die Liga waren anno 1306 NGZ keine Feinde mehr – aber Gegner und konkurrierende Großmächte allemal. Wichtigster Zankapfel blieb der Hayok-Sternenarchipel; ein während der SEELENQUELL-Krise von Arkon annektiertes Gebiet, an der Grenze der Imperien.
(Hoschpians Chroniken des 14. Jahrhunderts NGZ;
Kapitel 2.23.1. Schlafende Fehde)
An der Oberfläche des Planeten Arkon I herrschte noch die Gluthitze des Tages. Perry Rhodan steuerte seinen Gleiter an der Spitze einer schwer bewaffneten Eskorte in Richtung Mirkandol.
Am Rand der berühmten Palaststadt lag die Villa des Imperators. Bostich I. hatte für den heutigen Tag zu einem Fest geladen. Ein gesellschaftlicher Akt, dem sich Rhodan nicht entziehen konnte: Er war der Terranische Resident, de facto der wohl wichtigste Mann der Liga Freier Terraner, und Bostich war der Imperator des Kristallimperiums.
»Ganz und gar nicht der günstigste Termin!«, nörgelte Reginald Bull vom Nebensitz.
»Nein, Dicker«, versicherte Perry Rhodan seinem Freund seit den Tagen der Mondlandung, nicht ohne einen Hauch von Ironie. »Freundliche Leute veranstalten ihr Fest nicht im arkonidischen Hochsommer. Aber das da unten sind keine freundlichen Leute, vergiss es nicht.«
»Ha! Wie könnte ich!« Reginald Bull, ein rötlicher, fülliger Typ, fing bereits zu schwitzen an, obwohl sie sich im klimatisierten Gleiter aufhielten. »Wenn ich dürfte, würde ich da unten den einen oder anderen Kopf rollen lassen.«
»Ich nehme an, du meinst das sogar ernst.«
»Worauf du aber einen lassen k...«
»Schon gut, Bully. Ich habe deine schlechte Laune zur Kenntnis genommen.«
Eine Phalanx von Raumschiffen schraubte sich in den Abendhimmel von Arkon I. Rhodan folgte ihrem Kurs mit einem langen sehnsüchtigen Blick.
Die Palaststadt Mirkandol, Begegnungsstätte der friedlichen Völker der Milchstraße, lag mitten in der Wüste. Über mehr als vierzig Quadratkilometer dehnte sich die Palaststadt aus, ein funkelndes Riesenjuwel in einem grauen arkonidischen Dünenmeer.
Am Rand des Areals ragte auf Terrassen aus Kristall und Diamant die Villa auf, die dem Imperator persönlich gehörte.
Rhodan ließ den Gleiter auf den Landeplatz der Villa niedersinken. Ihre Eskorte, ein Geschwader robotischer Kampfgleiter aus der Botschaft der Liga Freier Terraner, blieb schwerelos über der Parkterrasse hängen.
Brüllende Hitze umfing die zwei Terraner, als sie ins Freie stiegen. Mit einem Tuch wischte sich Rhodan über seine Brauen, dann baute sich auch schon ein Klimafeld um die beiden aus, das die Hitze abmilderte.
Eine von Parfums und ätherischen Ölen geschwängerte Luft drang durch die weit geöffneten Schwingtüren ins Freie. Zwei mit Silber ummantelte Diener-Roboter nahmen die beiden Terraner in Empfang.
Reginald Bull zupfte unzufrieden seinen Gesellschaftsanzug zurecht. »Und wenn ich nicht gehen will, Perry?«
»Du gehst.« Rhodan grinste humorlos. »Wir gehen beide.«
»Verfluchte Rotaugen.«
Rhodan hob die Brauen und tadelte den terranischen Residenz-Minister für Verteidigung mit einem strengen Blick. »Spreche ich tatsächlich mit dem tollen Kerl, der zwischen Terra und Lepso in jeder Raumhafenbar schon mal Hausverbot hatte?«
»Jawohl, Hafenbars!«, rief Bull leidenschaftlich aus. »Stinkende Maschinisten und verrückte Prospektoren und nicht ... das da!«
Die »informelle« Gesellschaft des Imperators bestand aus gut fünfhundert prächtig gewandeten Personen. Gut die Hälfte entfiel auf Bostichs Gefolgschaft, Arkoniden mit weißem Haar und roten Augen. Ihr zur Schau gestellter Reichtum hätte ausgereicht, davon eine mittlere Kreuzerflottille auszurüsten. Rhodan erinnerte sich nicht, in den letzten hundert Jahren eine vergleichbare Vernissage von Howalgoniumschmuck und exotischen Maßgewändern erlebt zu haben. Er und Bull wirkten inmitten der Pracht wie Mauerblümchen. Die restliche Besucherhälfte verteilte sich auf diverse galaktische Völker. Menschenabkömmlinge und Blues stellten die zahlenmäßig stärksten Kontingente.
Ein kostbares Kachelmuster bedeckte Boden und Decke der Halle, die Wände waren den berühmten Fresken der Lhau'Ragum-Periode nachempfunden. Aus einer Vielzahl von Quellen drang leise, irritierende Musik.
Rhodans Blick fiel auf einen hochgewachsenen, beeindruckenden Arkoniden mittleren Alters, der in eine bordeauxrote, bodenlange Robe gewandet auftrat: Fürst Ligatem da Traversan, dem Bostich »überaus großzügig« die volle Autonomie zugestanden hatte. Daneben präsentierte sich in lederner, historischer Kolonistentracht Kim Tasmaene, der Präsident von Ertrus, 2,50 Meter groß und vierzig Zentner schwer – mit seiner kaum weniger beeindruckenden Gattin.
Zwei in süßliche Duftwolken gehüllte »Witzfiguren«, wie Bull sie grummelnd – und bei eingeschaltetem Akustikdämpfer – nannte, huschten vorüber, die Blicke nicht ohne eine gewisse Scheu auf Perry Rhodan gerichtet. Ihre Gewänder wurden in der Taille von doppelt geschlungenen Goldkordeln gehalten. Barettähnliche, mehrzackige Mützen in Dunkelrot bedeckten ihre kahl rasierten Schädel. Sie gehörten zu den reichsten Kaufleuten der bekannten Galaxis.
Aus einer seltsam tanzenden Gruppe von Gestalten löste sich ein dunkelhaariger Terraner mit jungenhaften Zügen – der jedoch genau wie Rhodan und Bull älter als dreitausend Jahre war.
»Tiff!« Bull winkte dem Mann ungeniert. Rhodan vermerkte, dass die Stimme des Dicken zum ersten Mal an diesem Tag freundlich klang. »Komm doch rüber, wir trinken einen!«
Der hochgewachsene Mann grüßte formvollendet eine Gruppe Antis, Báalols in geschmückten Priesterkutten, wich ihnen jedoch bedauernd aus und schob sich stattdessen an Rhodans Seite.
»Perry, Bully ... Ich sehe, niemand hat euch bisher mit den seltsamen zalitischen Cocktails des Gastgebers versorgt ...?«
»Tolhitós«, wehrte Bull ab. »Die kenne ich. Schmecken so lala.«
Rhodan erkundigte sich gedämpft: »Können wir reden, Tiff?«
Julian Tifflor, Residenz-Minister für Liga-Außenpolitik, zugleich LFT-Sprecher im Galaktikum, blickte mit belanglosem Lächeln um sich. »Meine Leute haben den Saal gescannt. Es gibt nicht ein einziges Richtmikro. Keine Aufzeichnungskristalle, keine Kameras, nichts. Ihr könnt die Akustikdämpfer runterfahren. Wir können zwar nicht ausschließen, dass irgendwo Lippenleser sitzen, die alles mitprotokollieren, glauben es aber nicht.«
Rhodan wies mit einem versteckten Blick auf den zwei Meter großen Arkoniden, der nicht weit entfernt, eigentlich verdächtig nahe, Position bezog. Der Gesichtsausdruck des Mannes erinnerte an einen lauernden Raubvogel. Er war nicht sehr auffällig gekleidet, insofern ähnelte er Rhodan und Bull.
Tifflor nickte dem Mann freundlich zu – worauf dieser sich ruckartig abwandte. »Der neue Cel'Mascant, Geheimdienstchef von Arkon«, erläuterte der terranische Außenminister. »Sein Name ist Khilur da Ragnaari. Du hast sicher die Informationen über ihn gelesen. Khilur war vorher Chef der Geheimdienste des Gerichtsplaneten Celkar. Auf meinem Schreibtisch lag vor einer Woche ein detailliertes Dossier. Er sieht nicht nur aus wie ein Falke, er ist auch einer.«
»Wird er etwas gegen uns unternehmen?«
»Nein. Er ist allerdings sehr neugierig, kennt dich ja nicht persönlich. Bostich würde ihm eine eigenmächtige Aktion allerdings nie verzeihen.«
Bull grinste schief. »Du meinst, Seine Majestät geruht, sich heute mal an die Spielregeln zu halten?«
»Alles andere würde mich sehr überraschen.« Julian Tifflor setzte ein diplomatisches Lächeln auf, das für eine Gruppe prächtig ausstaffierter Arkonidinnen gedacht war. »Also hört zu: Unsere Agenten haben einige interessante Details parat. Ein Informant der Neuen USO hat den Kriegsplaneten Arkon III unter die Lupe genommen. Es sieht so aus, als hätte Freund Bostich in aller Heimlichkeit eine neue Raumschiffswerft errichten lassen. Nicht einmal die USO hat im Vorfeld Wind davon bekommen.«
»Was ist an einer Werft so besonders?« Bull kniff die Augen zusammen, von einer Sekunde zur anderen professionell, und wirkte mit einem Mal wie ein Jäger, der eine Witterung aufnahm. Der nörgelnde Bull, der gesellschaftliche Empfänge hasste oder zumindest so tat, war die eine Seite; der Residenz-Minister für Liga-Verteidigung die andere. »Bostich besitzt Tausende von Raumschiffsfabriken ... Also was stört dich, Tiff?«
Tifflor lachte kurz. »In der Yobilyn-Werft werden anscheinend riesige Pötte hergestellt. Reine Kriegsschiffe, von bis zu zwei Kilometern Länge. Typen von solcher Größe hat Arkon niemals vorher gebaut!«
»Und was will Bostich mit den Dingern?«
»Die Schlagkraft seiner Flotte steigern. Propaganda. Vielleicht will er uns eine Lektion erteilen. Dass Arkon nicht nur die bei weitem meisten, sondern auch die mächtigsten Kriegsschiffe besitzt.«
Eine herbe Duftwolke brachte Rhodan aus dem Konzept, eine Stichflamme von flambiertem Speisefleisch loderte auf. Der Resident ertappte sich dabei, dass er Tifflor nicht mehr richtig zuhörte. Irgendetwas war da, er bemerkte es aus den Augenwinkeln.
Das kann nicht ...
Ein Blick aus einem Paar tiefroter Augen ruhte auf ihm, mit verstörender Intensität und einer Tiefe, die ihm eine Sekunde den Atem raubte. Rhodan kannte das Gefühl, angestarrt zu werden. Dennoch hatte der Blick etwas Besonderes. Er empfand Verblüffung über sich selbst, dass er nach dreitausend Jahren noch reagieren konnte wie ein Schuljunge. Aber es dauerte nur die eine Sekunde.
»Was ist, Perry?«, fragte Bull misstrauisch. Dann folgte er Rhodans Blickrichtung und grinste. »Whow ... Die Prinzessin in Blau dahinten?«
Rhodan konnte seinem besten Freund nicht mehr antworten. Denn im selben Augenblick hielt die »Prinzessin« zielstrebig auf die drei Männer zu.
*
»Mein Name ist Ascari da Vivo«, stellte die atemberaubend gekleidete, augenscheinlich sehr junge Arkonidin vor, die sich mit farbenprächtigem Mehinda-Make-up in eine Art Paradiesvogel verwandelt hatte.
Sie schwitzte nicht, im Gegensatz zu Perry Rhodan. Als Arkonidin empfand sie Temperaturen um die dreißig Grad als angenehm. »Wurden die Herren nicht über die vom Begam gewünschte Kleiderordnung in Kenntnis gesetzt?«
Rhodan wunderte sich über den Gebrauch des Ausdrucks »Begam«. Er wusste, dass damit der militärische Rang des Imperators gemeint war. Warum Bostich allerdings von jungen Arkonidinnen mit militärischem Rang bezeichnet wurde, war ihm rätselhaft.
Ascari da Vivo hatte die Haare zu einer Art Löwenmähne aufgetürmt, mit blauen und schwarzen Strähnen in sehr hellem, fast weißem Blond. Das ebenmäßige Gesicht trug nicht allein die Mehinda-Zierde; über das rechte Auge spannte sich ein daumenlanges, in Howalgonium gefasstes Datendisplay. Die meiste Zeit war das Display transparent. Ab und zu sah Rhodan jedoch Muster über die Innenfläche huschen, für Bruchteile von Sekunden. Ascari da Vivo musste eine herausragend schnelle Auffassungsgabe besitzen. Und das wiederum sprach für ausgezeichnete, aber strenge Schulung, sofern es sich nicht um einen Modegag handelte.
Ihr Gewand bestand aus einem Material, das wie veredeltes Latex aussah. Es umgab den Körper der Adeligen hauteng. Jede Nuance ihres arkonidisch hochgewachsenen Körperbaus ließ sich daran ablesen; Ascaris Trainingszustand war exzellent. Rhodan konnte auf dem Fest keine Frau entdecken, die ihr nahe kam. Die Latexhülle wies eine organische Musterung in Blau und Hellblau auf, wie die Schuppenhaut eines exotischen Reptils, und war mit passenden Applikationen an Schultern und Hüfte besetzt.
Ein an sich schlichtes Tiga-Ranton-Symbol – die drei Arkon-Welten auf einer Kreisbahn – verzierte das Kleidungsstück kurz oberhalb des Solarplexus. Mit den zwei kaum gestützten Brüsten ordnete es sich zu einem Blicke fangenden, atemberaubenden Dreieck.
»Nun?«, fragte sie nach einer Weile von oben herab. »Die Frage der Kleiderordnung löst sich nicht durch Schweigen.«
Rhodan entging nicht das hintergründige Funkeln in ihren Augen. Ascari da Vivo besaß Klasse und das war etwas, das sie vom Durchschnittsbesucher der Gesellschaft himmelweit unterschied. Er war sich darüber im Klaren, dass die junge Arkonidin sie zu provozieren versuchte.
»Die Details der Kleiderordnung entgingen uns tatsächlich. Bedauerlicherweise glaubten wir einen Empfang zu besuchen. Für einen Maskenball fehlen uns die Kleidungsstücke.«
Reginald Bull grinste für einen Augenblick schadenfroh, als er die Worte hörte, beherrschte sich aber vorbildlich. Rhodans Aufmerksamkeit galt jedoch nicht dem Dicken, sondern allein der jungen Arkonidin – aus rein politischen Motiven. Sie musste einen Grund haben, die drei Terraner anzusprechen. Dies war Imperator Bostichs Fest, und Rhodan stellte mit seinen Begleitern so etwas wie das i-Tüpfelchen dar.
Der Terranische Resident in der Höhle des Löwen ... Die schöne Arkonidin wusste das zweifellos. Wenn sie dennoch bei ihnen stand, so bedeutete dies, es geschah mit Bostichs Billigung.
»Also gut. Sehen wir einfach über das Kleiderproblem hinweg. Auch der Begam wird sich vermutlich dazu entschließen.«
Bull sagte: »Wir sind schwer erleichtert.«
Ascari da Vivo lächelte in einer bemerkenswert überheblichen Weise. Es war unverkennbar, wem ihr Interesse galt. Und das war keineswegs Reginald Bull.
»Nehmen wir ein Getränk auf Seine millionenäugige Erhabenheit, Imperator Bostich«, schlug sie unbeeindruckt vor. »Welcher der Herren ...«
»Wie wäre es mit vier Tolhitós?«, erbot sich Tifflor höflich.
Ascari da Vivo verkündete mit frostigem Gesichtsausdruck: »Die Tolhitós taugen nichts.«
»Was ich die ganze Zeit sage«, feixte Bull. »Komm, Tiff, wir trinken ein Bier an der Bar.«
»Es gibt hier keine Bar.«
»... und es gibt kein Bier ...«
»Egal was und wo, wir trinken es!« Ascari da Vivo verfolgte den Abgang der zwei Terraner, immerhin Unsterbliche, mit unbewegter Miene. Einen Moment lang legte sie den Kopf schief, als lausche sie auf eine innere Stimme. Rhodan wunderte sich über die Geste; für einen aktivierten Extrasinn schien ihm die Arkonidin eine Spur zu jung zu sein.
Dann erst schenkte sie Rhodan ein sprödes Lächeln. »Rhodan – mich interessiert die Meinung des Terranischen Residenten zum Hayok-Sternenarchipel.«
»Ich habe die Absicht, zu diesem Thema morgen vor der Großen Versammlung des Galaktikums zu sprechen.«
»Wenn mich aber deine private Ansicht interessiert?«
»In diesem Fall besorge ich zwei Getränke.« Rhodan lachte innerlich, als er den irritierten Gesichtsausdruck der jungen Adligen bemerkte. »Damit wir zuvor auf den Imperator anstoßen können«, setzte er hinzu. »Wäre Mineralwasser genehm ...?«
*
»Habt ihr den Hintern dieser Göttin gesehen?«, kommentierte Reginald Bull. »Eine Frechheit.«
Rhodan blickte nachdenklich Ascari da Vivo hinterher, die soeben im Getümmel untertauchte. Der Auftritt der Arkonidin hinterließ einen seltsamen Beigeschmack.
»Was wollte sie eigentlich?«
»Seltsam, aber ... ich habe es nicht herausbekommen. Politischer Smalltalk. Hayok und das Verhältnis zwischen Terra und Arkon.«
»Ich würde ihr nicht trauen, Perry.« Julian Tifflor sprach eindringlich, während er professionell in die Kulisse strahlte. »Sie ist schön, aber sie ist mehr als das. Ganz sicher keine Puppe.«
»Natürlich nicht, Tiff. Weißt du nicht mehr über sie? Kein Dossier?«
Rhodan spürte mit einem Mal eine Veränderung im Geräuschpegel, Tiff konnte nicht antworten. Das Murmeln und Schnattern von links und rechts klang wie zuvor, das Klirren der Kristallkelche und die seltsame, aus hunderten von Quellen kriechende Musik.
Doch von direkt hinter ihm wurde es beinahe geisterhaft still. Wie in einem Dschungel. Bevor das Raubtier zuschlägt.
Rhodan drehte sich in einer kontrolliert wirkenden Bewegung um.
Bostich!
Eine wahre Gasse gab den Blick frei auf seinen großen Kontrahenten. Ohne sich die Spur einer Gefühlsregung anmerken zu lassen, musterte er den Imperator, einen hochgewachsenen, kantigen Arkoniden in einer blütenweißen Paradeuniform. Bostich I. war von zwei kleineren, drahtig wirkenden Männern flankiert, die theoretisch Minister hätten sein können; in der Praxis ließ ihre betont unauffällige Kleidung inmitten der Juwelenparade aber auf Leibwächter schließen. Rhodan tippte insgeheim auf Kralasenen, die berühmten Bluthunde des Imperators.
»Euer Erhabenheit ...«, grüßte Rhodan förmlich. »Wir wissen in höchstem Maße den Unterhaltungswert Eurer Festivität zu schätzen.«
Bostich I. fixierte Rhodan mit einem endlosen, forschenden Blick. »Rhodan ... Ich begrüße dich auf meinem Empfang.«
Niemand in Reichweite ließ sich etwas anmerken; doch die prächtig ausstaffierten Gestalten waren sich ausnahmslos bewusst, dass sich in diesem Augenblick die zwei wichtigsten Männer der Galaxis auf gesellschaftlichem Parkett gegenüberstanden.
Bostich ließ den starren Blickkontakt zu Rhodan für einen Moment abreißen. Der Imperator schaute in die Runde – und signalisierte mit einem herrischen, knappen Zeichen, dass die Show zu Ende war. Seine Erhabenheit entwickelte eine Präsenz, die ohne große Gesten auskam. Neben Bostich gab es nicht sehr viel, was zählte, und das ließ der Imperator alle fühlen, die unter ihm standen.
Rings um Rhodan und Bostich I. schlossen sich die Reihen.
»Wie hat mein neuer De-Keon'athor dir gefallen, Rhodan?«, fragte Bostich in beinahe privatem Ton.
»Wen bitte meinst du?«
Ein De-Keon'athor war nach Rhodans Wissen ein Admiral Zweiter Klasse und Dreisonnenträger, ein arkonidischer Vizeadmiral. Über einem De-Keon'athor standen im Rangsystem der arkonidischen Flotte nur der Thek'athor und der Rang eines Mascants, in Friedenszeiten maximal zwei- bis dreimal besetzt – und natürlich Bostich selbst, der Begam.
Begam – Rhodan begriff im selben Moment. Er konnte sehen, dass der Augenblick der Erkenntnis Bostich nicht verborgen blieb.
Der Imperator lachte schallend. »Mein De-Keon'athor ist Ascari da Vivo. Erbin des Da-Vivo-Fürstentums, immerhin 38 Sonnensysteme. Und, nebenbei bemerkt, die talentierteste Flottenführerin, über die Arkon verfügt.«
»Tatsächlich?«
Wenn Bostich die Ironie in Rhodans Stimme bemerkte, so gab er nichts davon zu erkennen. »Jawohl! Ascari da Vivo wurde soeben auf mein Geheiß zur Dreisonnenträgerin befördert. Sie übernimmt ab kommender Woche das Kommando über den Imperialen Flottenstützpunkt Hayok.«
Nun war es heraus. »Ich verstehe, Euer ...«
Rhodan umgab sich mit einem undurchdringlichen Panzer. Bostichs forschender Blick drang nicht einen Millimeter in das Innere des Terraners ein.
Das Gespräch, das er eben mit der jungen Arkonidin geführt hatte, erschien mit einem Mal in einem neuen, verständlichen Licht. Ein vermeintlicher Zufall entpuppte sich als erste Fühlungnahme zwischen künftigen Gegnern.
Bostich hob eine Hand und winkte nach hinten. Zwei Lakaien eilten heran und offerierten auf Prallfeldtabletts jedem der zwei Männer ein cremefarbenes Getränk, dessen Oberfläche von perlendem Schaum bedeckt war.
»Auf dein Wohl, Rhodan!« Bostich I. setzte ein gewinnendes Lächeln auf, dem der Terraner kein Vertrauen schenkte. Die Getränke waren vorbereitet. Bostich hatte vorher gewusst, dass die Situation genau so eintreten würde.
Rhodan hob dennoch seinen Schwenker, nippte vorsichtig, dann leerte er mit einem Zug das halbe Glas. Vorneol. Also doch. In dem Getränk befand sich ein heimtückisch wirkendes Stimulans, das manchen Terraner stundenweise in einen kichernden Idioten verwandelt hatte. Er spürte, wie die Substanz durch seine Adern kreiste. In seiner Schulter pulsierte jedoch der Zellaktivator, der ihn nicht nur relativ unsterblich machte, sondern auch für die Neutralisation von Giften oder Drogen sorgte.
Bostich zog ein enttäuschtes Gesicht, als Rhodan ihm das Gesicht zukehrte. Dabei hätte der Imperator es besser wissen müssen; trug er doch seit einigen Jahren selbst den Aktivatorchip.
Rhodan fragte sich, weshalb der Imperator auf solche kleinen Spielchen nicht verzichten konnte. Zuerst die Begegnung mit Ascari da Vivo, dann der Vorneol. Und er gab sich selbst die Antwort: Bostich handelte so, weil er unsicher war. All die strahlende Pracht, in der Villa und in der Palaststadt Mirkandol – und dennoch fühlte er sich dem Terraner unterlegen.
Rhodan entschloss sich, ein Körnchen Salz in die offene Wunde zu streuen. »Denkst du nicht, Imperator, dass Ascari da Vivo ein wenig jung und unerfahren ist?«, fragte er lauernd.
Bostich lachte eine Spur zu laut, dann setzte er grimmig hinzu: »Ascari da Vivo wird ihren Weg gehen.«
*
Draußen war es nicht ganz so heiß wie gestern. Dennoch flimmerte über Mirkandol die Luft.
Im Zentrum der Palaststadt ragte wie ein gigantischer Tulpenkelch das eigentliche Galaktikum empor. Der arkonidische Trichterbau war achthundert Meter hoch, ein architektonisches Wunder, bis zur letzten Faser aus synthetischem Kristall errichtet. Im orangefarbenen Schimmer der untergehenden Sonne Arkon erschien der Stiel der Kristallblume brüchig und dünn, der oben liegende Kelch dagegen massiv wie ein landendes Raumschiff.
»Hast du deine Rede schon im Kopf, Perry?«
»Sicher, Tiff.«
»Dann lass uns reingehen. Der eine oder andere Botschafter wird dich vorher sprechen wollen.«
Als Rhodan das Galaktikum betrat, umfing ihn angenehm temperierte Luft, die in den einzelnen Bereichen des Saals für die jeweiligen Völker entsprechend angepasst wurde.
Der große Sitzungssaal fasste nach verschiedenen Umbauten mittlerweile fünfzigtausend Personen. In halsbrecherischer Manier strebten Komfort-Sitzreihen steil nach oben, bis unter die Decke des Kelchs. Alle Plätze waren mit Kommunikationsanlagen, Translatoren und Syntroniken ausgestattet. Akonen, Gataser, Springer, Swoons und Topsider saßen weiter unten, auch Terraner gehörten dazu; die Vertreter der meisten bekannten Alien-Völker residierten weiter oben, außerdem die Vertreter der in M 13 ansässigen Zivilisationen. Ein allgegenwärtiges Gemurmel erfüllte den Sitzungssaal des Galaktikums, in unterschiedlichsten Tonhöhen und Artikulationen.
»Fehlt nur noch das große Gastspiel Seiner Erhabenheit«, raunte Tifflor Rhodan zu. »Bostich wird es sich nicht nehmen lassen.«
»Da ist er schon!«
Ein halbes Dutzend prächtig ausstaffierte, klotzige Gestalten schoben sich in den Vordergrund. Es handelte sich um Naats, die häufig die Garde des Imperators bildeten. Diese Naats setzten nun armlange, auf Hochglanz polierte Trompeten an ihre riesigen Münder und erfüllten das Amphitheater mit einer schmetternden Fanfare.
Eine zahlenmäßig kleine, dafür umso prächtigere Karawane wälzte sich ins Innere. Von Lakaien umgeben, zelebrierte Bostich I. seinen Auftritt wie ein Fest.
Bostich und seine Gefolgschaft nahmen in der untersten Reihe ihre Plätze ein, vom Rednerpult wenige Meter getrennt.
Das gleißende Licht im Galaktikum wurde gedimmt. Nur die Treppen blieben hell erleuchtet.
»Perry!«, raunte Tifflor. »Du bist jetzt dran!«
Rhodan nahm eine hoch aufgerichtete Haltung an. Sitzungen des Galaktikums wurden live in die halbe Milchstraße übertragen. Die Kameras zoomten sich in sein ernst wirkendes Gesicht.
Über eine mit Brokaten ausgeschlagene Rampe erreichte er das Rednerpult. »Hohes Haus, geschätzte Völker des Galaktikums ... Seit zwei Jahren herrscht in der Milchstraße Friede. Wir empfinden dies als glückliche Entwicklung. Dennoch wird die Eintracht der Völker uns nicht in den Schoß fallen, sondern wir müssen sie uns täglich neu verdienen.«
Rhodan ließ seine Blicke über das Auditorium wandern, über die endlosen Zuschauerreihen hinaus, bis unter die Kuppel des Amphitheaters.
»Friede darf in der Milchstraße nicht ein oberflächlicher Zustand sein. Wir müssen ihn mit unserer Lebendigkeit und mit unserem heiligen Ernst erfüllen. Insbesondere zwischen den Machtblöcken der Liga Freier Terraner und des Kristallimperiums. Es gibt viel zu tun, bis die Bewohner beider Staaten zu einem Zustand wahrhafter Freundschaft finden.«
Rhodan fixierte mit einem strengen Blick Bostich I., den Imperator, der inmitten seiner Gefolgschaft, die Interesse heuchelte, wie ein Licht im Dunkel hervorstach.
»Im Zuge der Feindseligkeiten des Jahres 1300 NGZ wurde von Arkon der Hayok-Sternenarchipel militärisch besetzt. Für alle, die mit der Problematik nicht vertraut sind: Unter diesem Bereich verstehen wir einen offenen Sternhaufen, der ungefähr auf gerader Linie zwischen Arkon und Terra liegt. Bis heute wurde der Sternenarchipel mit seiner zum allergrößten Teil terranischen Bevölkerung nicht von Arkon aufgegeben – obgleich der Kriegszustand zwischen Arkon und Terra längst beendet ist.
Die Besetzung des Sternenarchipels entspricht nicht geltendem galaktischen Recht, das von dieser Versammlung aufgeschrieben und von den angeschlossenen Regierungen ratifiziert wurde. Ich erhebe daher zum wiederholten Mal öffentlich die Forderung an das Kristallimperium: Imperator Bostich, lasst Eure Truppen Hayok unverzüglich räumen!«
Rhodan trat brüsk vom Rednerpult ab. Er schenkte dem aufkommenden Gemurmel keine Beachtung. Über eine Rampe erreichte er Julian Tifflor.
»Keine sonderlich diplomatische Rede, Perry ...«, rügte der Außenminister. »Ich werde einiges tun müssen, um das wieder geradezurücken.«
Rhodan und Tifflor folgten drei Stunden lang dem Debattenmarathon. Ein blutiger Grenzkonflikt, dieses Mal zwischen Völkern der Blues; ein Springer von Archetz, der für sein Händlervolk den Schutz von Handelsrouten forderte; ein Akone zum Finanzausgleich zwischen entwickelten und unterentwickelten Völkern der Galaxis.
Dann aber zuckte Rhodan zusammen. Dunkle rote Augen. Die Farbe wie Blut. Ein Blick, so intensiv wie eine Berührung.
»Perry!«
»Ich sehe es ...«
An das Rednerpult trat eine Gestalt, deren Anwesenheit Rhodan und Tifflor gleichermaßen verblüffte. Es war eine hochgewachsene, blonde Arkonidin, gekleidet in eine schlichte weiße Uniform mit den Rangabzeichen eines De-Keon'athors der Imperialen Flotte, über dem Herzen geschmückt mit dem Symbol des Kristallimperiums, des Huhany'Tussan.
Die Arkonidin warf in einer herrisch wirkenden Geste die Haare zurück. »Mein Name ist Ascari da Vivo. Als Kommandeurin der Zweiten Imperialen Flotte verwalte ich im Auftrag Seiner millionenäugigen Erhabenheit, Bostich I., den Hayok-Sternenarchipel.«
Ascari da Vivo reckte ihr Kinn vor, kämpferisch, und ließ sich nicht eine Sekunde von dem Wissen einschüchtern, dass man ihren Auftritt in der ganzen Galaxis verfolgte.
Rhodan konnte nicht anders – er empfand den Auftritt der jungen Arkonidin als faszinierend.
»Ich spreche im Auftrag des Begams, wenn ich die Forderungen des Terranischen Residenten zurückweise. Die rechtliche Lage aus Sicht des Imperiums wurde an dieser Stelle erschöpfend und mehr als einmal dargelegt. Der Sternhaufen Hayok gehörte vor 55.000 Jahren als 21. Tamanium zum Großreich der Lemurer, dessen Rechtsnachfolge Arkon angetreten hat. Als Kommandeurin der Zweiten Imperialen Flotte erkläre ich Hayok zu einem zentralen Gebiet arkonidischer Sicherheitsinteressen. Eine Aufgabe des Territoriums kommt jetzt und in Zukunft nicht in Betracht. Hayok ist und bleibt Teil des Kristallimperiums.«
Ascari da Vivo verneigte sich in einer sparsamen Geste, dann trat die junge Arkonidin vom Rednerpult ab.
Rhodans Blick wanderte nur wenige Meter weiter, zur Loge des Imperators. In Bostichs Augen spiegelte sich ein verstecktes Amüsement, das Rhodan nicht entging.
Ascari da Vivo wird ihren Weg machen. Rhodan fing beinahe an, selbst daran zu glauben.
Am 16. Dezember 1306 NGZ wurde Maurenzi Curtiz mit komfortabler Mehrheit als Erster Terraner wiedergewählt. Mit Maurenzi Curtiz gelangte auch Perry Rhodan zum vierten Mal in Folge als Terranischer Resident in Amt und Würden.
Im politischen System der Liga fungierte Maurenzi Curtiz als Erster Mann des Staates. Der Resident und sein Kabinett entschieden jedoch die Tagespolitik. Insbesondere Perry Rhodan verfügte über weitreichende Vollmachten. Die Berechtigung und die Pflicht, mitunter schnelle und meist einsame Entscheidungen zu treffen, ließen ihn zum wichtigsten Mann der Liga werden.
Dabei handelte Perry Rhodan keineswegs im rechtsfreien Raum. Der Resident und seine Minister waren Maurenzi Curtiz und dem Parlament in vollem Umfang rechenschaftspflichtig – und von diesem gegebenenfalls zur Verantwortung zu ziehen.
Im Unterschied zu Rhodan agierte Bostich I. als unumschränkter Herrscher über Leben und Tod. Das politische System Arkons, in seinen Grundzügen eine parlamentarische Monarchie, hatte Bostich große Macht verliehen, die Ereignisse der letzten Jahre hatten ihn für viele Arkoniden zu einem gottgleichen Wesen erhoben. Die Voraussetzungen der Kontrahenten konnten ungleicher nicht sein.
(Hoschpians Chroniken des 14. Jahrhunderts NGZ;
Kapitel 2.1.14. Vergleich der politischen Systeme LFT und Kristallimperium)
Am 22. Dezember 1306 NGZ fiel ein kleiner, nicht mehr als fünf Einheiten umfassender Verband von Raumschiffen vor dem Solsystem aus dem Hyperraum. Es handelte sich ausnahmslos um 100-Meter-Kreuzer mit golden schimmernder Außenhülle.
Golden. Das scheinbar unwichtige Detail sorgte im Regierungssitz für hellen Aufruhr. Perry Rhodan erreichte im Sprint die Zentrale der Solaren Residenz, der Stahlorchidee über den Dächern Terranias.
»Perry!« Reginald Bull winkte ihn hektisch zu einem Hologramm, das die Ergebnisse der Ortung dreidimensional abbildete. »Das müssen Kreuzer von der SOL sein! Nachricht von Atlan! Und von ...«
Der Dicke verstummte. Und von Mondra, Diamond, hatte Bull sagen wollen. Mondra Diamond war die Frau, die Rhodan liebte. Bevor ihr gemeinsamer Sohn Delorian zur Welt gekommen war, hatte sich Mondra mit dem Raumschiff SOL und dem Kommandanten Atlan auf große Expedition begeben. Aber das war fünfzehn Jahre her. Seither hatte Rhodan keine Nachricht mehr von ihr.
»O Gott ...«, flüsterte Rhodan. »Bully, wenn Mondra wirklich an Bord ist ...«
»Warte erst mal ab«, mahnte Bull.
Die fünf Kreuzer gingen auf dem Raumhafen von Terrania nieder. An Bord befanden sich 355 ehemalige Besatzungsmitglieder der SOL. Mit ihren Hypertakt-Triebwerken hatten sie die Distanz von 38,6 Millionen Lichtjahren zwischen einer fernen Galaxis namens Dommrath und der Milchstraße zurückgelegt; zweieinhalb Jahre lang aufgehalten von Reparaturarbeiten in Folge eines kriegerischen Zwischenfalls.
Aber das war es nicht, was Perry Rhodan hören wollte. »Was ist mit Mondra Diamond?«, fragte er den Kommandanten des Verbandes. Nun war es heraus.
»Hör zu, Rhodan ... Sie ist nicht bei uns, Mondra ist auf der SOL geblieben. Sie hat uns aber eine Nachricht für dich mitgegeben.«
Rhodan nahm die Aussage schockiert zur Kenntnis. Doch er hatte es tief in seinem Inneren geahnt und die wilde Freude zuvor nicht an sich herangelassen.
Die Raumfahrer berichteten – unterstützt durch faszinierende dreidimensionale Aufnahmen – von der fernen Galaxis Segafrendo, in der ein Thoregon vor 18 Millionen Jahren untergegangen war; vom Land Dommrath und den Rittern von Dommrath; dem Chaotender ZENTAPHER und dem Tod von Torr Samaho, dem Diener der Materie. Namen und Begriffe rauschten an Rhodan vorüber. Die SOL hatte sich unter Atlans Kommando längst auf eine weitere Reise begeben: zu den Pangalaktischen Statistikern von Wassermal, die über Informationen zur Koalition Thoregon verfügten.
Am Ende des Berichtes, Stunden später, händigte der Kommandant der Kreuzer Rhodan einen faustgroßen Gegenstand aus. Es handelte sich um einen Holowürfel.
»Die Botschaft auf diesem Datenträger ist ausschließlich für dich bestimmt, Perry Rhodan«, schärfte ihm der Raumfahrer ein. »Mondra Diamond hat eine Botschaft für dich darauf aufgezeichnet.«
Rhodan nahm den Holowürfel in Empfang und er hoffte, dass seine Hände nicht zitterten. Fünfzehn Jahre. Für einen Unsterblichen bedeuteten fünfzehn Jahre nicht viel und er wusste, dass für Mondra aufgrund eines Zeitsprungs nur Monate vergangen waren. Trotzdem waren für ihn fünfzehn Jahre vergangen, und Rhodan fürchtete sich vor dem, was sie ihm nun zu sagen hatte.
Wäre sie in Gedanken noch bei ihm gewesen, grübelte er, sie hätte einen der Kreuzer bestiegen und wäre zu ihm heimgekommen. Aber das hatte sie nicht getan. Rhodan wog den Würfel prüfend in der Hand.
»Willst du die Botschaft nicht abspielen?«, fragte eine beinahe sanft klingende Stimme neben ihm.
»Ob du's glaubst oder nicht, Bully, ich habe Angst davor.«
*
Rhodan bestieg seinen Gleiter und ließ sich von der Residenz aus in Richtung Osten treiben. Ein kalter Nieselregen ging über den Vierteln von Terrania nieder, eine graue Wolkendecke verdeckte wie ein dräuender Vorhang die höchsten Spitzen der Wohntürme.
Mit einem Gefühl der Wehmut blickte er über seine Stadt, die er selbst einst gegründet hatte.
Von den Schäden, die der Krieg zwischen Arkon und Terra hinterlassen hatte, war optisch nichts mehr zu entdecken.
Die Geheimdienstzentrale des Terranischen Liga-Dienstes, der legendäre TLD-Tower, war während des Krieges auf dem Mond vernichtet worden. Rhodan hatte den Tower neu errichten lassen, allerdings nicht mehr auf Luna, sondern unterhalb eines Naturschutzgebietes im ehemaligen Stadtteil Alashan. Die Ausweichzentrale Alpha Karthago, während der Besetzung Terras das wichtigste Widerstandsnest, stand seit dem Ende der Arkonideninvasion als Mahnmal und Attraktion für Touristen offen.
Im übrigen Solsystem hatte sich wenig verändert. Die Brücke in die Unendlichkeit war nach wie vor blockiert, der Pilzdom auf dem Planeten Trokan unpassierbar.
Nach aktuellem Wissensstand hatten sich in den übrigen Thoregon-Galaxien keine wichtige Veränderung ergeben. Einige wenige Kurierschiffe hatten Informationen vermittelt. Keines der übrigen Thoregon-Völker rief derzeit um Hilfe. Bei den Galornen war man froh, dass sich die Probleme der Milchstraße gelöst hatten. Ein Eingreifen der Terraner in Plantagoo war ebenso wenig notwendig, da über intergalaktische Entfernung militärisch sinnlos.
Von den Monochrom-Mutanten, als körperlose Überbleibsel des toten SEELENQUELL mit unbekanntem Ziel in die Lokale Gruppe hinausgezogen, hatte niemand etwas gehört oder gesehen.
Aber all das vermochte Rhodan nicht auf Dauer abzulenken. Er besaß ein wirkliches Problem. Er konnte bis zum nächsten Morgen über Terrania und seine Viertel hinwegfliegen – oder aber er konnte sich dem Problem stellen.
Rhodan ließ seinen Gleiter in einem weiten Bogen über das Stardust Memorial hinwegschießen, die Nachbildung jener Rakete, mit der er damals als erster Mensch den Mond betreten hatte. Dann erreichte er den Goshun-See. Die allerersten Gebäude der Stadt hatten sie vor gut dreitausend Jahren an dessen Ufer errichtet. Rhodan erinnerte sich daran, als er den Gleiter in einer Schilfregion am Ufer niedersinken ließ.
Der Nieselregen durchnässte ihn bis auf die Haut. Rhodan setzte sich am Ufer nieder, auch wenn es bitterkalt war.
Er startete mit einem Druck auf die Sensortaste den Würfel. Vor seinen Augen begann ein dreidimensionaler Film abzulaufen.
Fünfzehn Jahre. In meinen Händen.
Mondra Diamond saß auf einem nüchternen Kontursessel, in ihrer Kabine an Bord der SOL. Sie war eine dunkelhaarige Schönheit mit märchenhaften grünen Augen, und allein der Anblick weckte in Rhodan eine Sehnsucht, deren er nicht Herr wurde. Das Hologramm sah so echt aus ...
Mondra trug ein weißes Hemd und hatte die Haare im Nacken mit einem Band zusammengebunden. Ihr Blick in die imaginäre Kamera fiel so intensiv aus, als wolle sie ihn hypnotisieren.
»Perry, wenn du dies hier hörst, haben die Kreuzer ihr Ziel erreicht. Dann ist zumindest für sie alles gut geworden. Ich wäre gern mit ihnen in die Milchstraße gekommen. Zu dir und zu den Menschen, die ich kenne. Aber das kann nicht sein. Es gibt ein Problem, das ich nicht so einfach überwinde.«
Mondra Diamond sprach sehr ernst zu Rhodan. Er spürte, dass die Zeit nichts geändert hatte. Sie liebte ihn immer noch, und die Tatsache nahm von seinem Herzen eine schwere Last.
»Perry, man hat dir sicher längst berichtet, wie es unserem Sohn ergangen ist. Delorian ist jetzt ein Teil von ES. Es ist ... Ich weiß nicht ...« Mondra holte für eine Sekunde Luft. »Delorian ist fortgegangen. Er hat uns beide verlassen. Was jetzt noch bleibt, das ist die Suche nach Thoregon. Die Expedition der SOL. Das ist mein Platz. An Bord der SOL kann ich vielleicht etwas bewirken, zu mir selbst finden. Ich weiß nicht, ob du mich verstehst, Perry ... Aber ich muss wissen, was es mit diesem Thoregon auf sich hat. Anders finde ich keinen Frieden. Deshalb nehme ich an der Expedition nach Wassermal teil, gemeinsam mit Atlan und den anderen. Ich komme vorerst nicht zu dir zurück. Aber eines musst du mir glauben, Perry; glaub ganz fest daran: Wie viele Millionen Lichtjahre uns auch trennen, wie viele Jahre vergehen – eines Tages sehen wir uns wieder. Es ist uns bestimmt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es im Universum ein Schicksal gibt. Dieses Schicksal steht auf unserer Seite.«
Damit endete die Aufzeichnung des Holowürfels.
Rhodan klopfte im Nieselregen am Goshun-See auf die Sensortaste in der verzweifelten Hoffnung, die Aufzeichnung wäre vielleicht noch nicht zu Ende.
Fünfzehn Jahre. Alle Unsterblichkeit nützte ihm nichts, denn am Ende war Perry Rhodan eben ein Mensch. Er vermisste Mondra so sehr, dass es fast schmerzte.
Jede Einheit der Imperialen Flotte verursachte in Unterhalt und Wartung gewaltige Kosten. Die durchschnittliche Steuerlast der Imperiumswelten lag bei einem Wert, der in den fernen Provinzen des Imperiums bereits sporadisch für Aufruhr sorgte. Mit einer halben Million Einheiten unter Waffen war das Huhany'Tussan im Jahr 1307 NGZ an der Grenze des ökonomisch und politisch Vertretbaren angelangt.
Bostich I. ließ veraltete und schlecht ausgerüstete Einheiten nach wie vor durch schwer bewaffnete, besser ausgerüstete Neubauten ersetzen. Doch die totale Anzahl blieb konstant. In Wartung und Unterhalt wurden flächendeckend Einsparungen erzielt.
Ähnlich, nur konsequenter verfuhr zur selben Zeit die LFT. Arkon mit vergleichbaren Flottenstärken Paroli zu bieten wurde von Rhodan nie zur Diskussion gestellt. Die Menschheit und ihre Verbündeten waren für eine kostenintensive Kriegswirtschaft nicht zu gewinnen. An die Stelle von Quantität traten deshalb verschärfte Qualitätskriterien.
Lediglich die Flotte der prestigeträchtigen ENTDECKER sollte nach den Plänen des Residenz-Ministers für Liga-Verteidigung, Reginald Bull, bis zum Jahr 1311 NGZ auf 84 Einheiten anwachsen.
(Hoschpians Chroniken des 14. Jahrhunderts NGZ;
Kapitel 2.21.1. Ökonomische Voraussetzungen der Kriegswirtschaft)
Durch eines der Schleusenschotte trippelte ein nur fünfzig Zentimeter großer grauer, stämmiger Körper in die Zentrale der LEIF ERIKSSON. Der Anblick des kleinen Geschöpfes ließ ein amüsiertes Raunen durch die Reihen der Zentralebesatzung laufen.
Trotz enormer Schiffsgröße war der Saal klein genug, um jederzeit Blickkontakt zu ermöglichen. Kein lautes Wort fiel; die Atmosphäre wirkte in Anbetracht der Tatsache, dass sie nahe am »Feindesland« kreuzten, beinahe entspannt.
Norman schien sich in der hochtechnisierten Umgebung durchaus wohl zu fühlen. Der geklonte indische Zwergelefant stellte die Ohren auf, trippelte einige Schritte in den ihm unbekannten Raum, dann hob das Wesen aufgeregt seinen Rüssel und stieß ein verunglücktes Tröten aus.
»Norman!« Perry Rhodan ging in die Hocke und lockte den kleinen Elefanten zu sich. »Was hast du Racker eigentlich hier verloren, hm?«
Rhodan war sich darüber im Klaren, dass Elefanten in einer Eliteeinheit der LFT-Flotte zur Zentrale gewöhnlich keinen Zutritt hatten. Jemand hatte den Kleinen eingeschmuggelt. Die Hauptzentrale war das Herzstück der LEIF ERIKSSON. Im Zentrum des 1800-Meter-Riesen liefen die Fäden zusammen, die Zentrale war Arbeitsplatz der Schiffsführung und der Ort, an dem die wichtigsten Entscheidungen während einer Mission getroffen wurden.
Und ganz gewiss nicht der Ort, an den sich Haustiere verirren sollten.
Norman schnorchelte selig, als er Rhodans Geruch erkannte, wollte er ein zweites Mal trompeten – doch das verunglückte Geräusch, das Rhodan zu hören erwartete, ging in derselben Sekunde in einen schrillen Sirenenton über.
Norman zuckte erschrocken zusammen. Rhodan kam aus der Hocke hoch, vergaß den Elefanten von einer Sekunde zur anderen.
»Emissionen!«, brüllte Lauter Broch't, Leiter der Abteilung Funk und Ortung, in den Sirenenton. »12,4 Lichtjahre von hier ist mit unbekannten Parametern ein Raumschiff aus dem Hyperraum gefallen. Die Messwerte entsprechen keinem gängigen Modell der Milchstraßen-Datenbank!«