1. Was ist Eurythmie?
Die eurythmischen Bewegungen zielen darauf, Unsichtbares wie die Sprache und die Musik sichtbar zu machen. Nach der Auffassung Rudolf Steiners wirken in den Sprachlauten Kräfte, die durch Eurythmie sichtbar werden. Er regte das Tanzen von Sprache zum ersten Mal im Jahr 1908 an. Später bezeichnete er die Eurythmie auch als bewegte Plastik, die „das Reden der Seele durch den bewegten Menschen im Raume zum Ausdruck bringt und die eine sichtbare Sprache, ein sichtbarer Gesang ist (die Laut- und die Toneurythmie).“88
Das Bewegen und auch das Anschauen der strömend bewegten Eurythmiegebärden und seelisch durchdrungenen Eurythmiegesten führen zum Erlebnis, „daß nicht der Tod eingeprägt ist in dem menschlichen Leibe, sondern das Leben.“89
Die vier nachstehenden Aufnahmen zeigen, dass eurythmische Gebärden keine konkreten Gesten aus dem Alltag sind, wie sie Schauspieler auf der Bühne präsentieren.90
Nach Walter Johannes Stein, einem Zeitzeugen Rudolf Steiners, sahen die Schüler in ihrem Meister einen Erneuerer von Bewegungen, die an den antiken Mysterienstätten, besonders in Griechenland, ausgeübt worden sind. Er hinterfragt nicht, woher Rudolf Steiner seine Kenntnisse hatte, obwohl die antiken Tänze der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren, aber er charakterisiert das Neuartige in der Tanzweise Rudolf Steiners: „Die Grundlage von Steiners Eurythmie sind die neuen Seelenkräfte und –fähigkeiten, welche in der Zwischenzeit zur Entwicklung kamen.“91 Und mit diesen und aus diesen heraus ist die Eurythmie Rudolf Steiners zu bewegen. Genau das macht sie zu einer Bewegungsform der Moderne.
Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die durch die Methode des anthroposophisch erweiterten Goetheanismus Rudolf Steiners gefunden und entwickelt wurde. Wie jede Kunst versucht sie, der Sinnlichkeit den Geist einzupflanzen.92
Für Jaques Lusseyran ist die Eurythmie „kein besonderer choreographischer Stil, sondern eine Kunst, eine neue Kunst, die ebenso vollkommen, so ursprünglich ist, wie die Musik oder die Dichtkunst es sein kann.“93
Ein anderer Zeitzeuge äußerte: „Seine [Rudolf Steiners, Anm. d. Verf.] große Entdeckung ist, dass alle diese Körperhaltungen ein lebendiges Alphabet sind und die ganze Bewegungskunst eine sichtbare Sprache ist.“ 94
Laut Alice Fels: „weder Tanz noch Mimik.“95
1.1 Allgemeines
Die Eurythmie entstand als spezielle Form der anthroposophischen Weltanschauung. Daher wird mit der Eurythmie weitgehend auch Anthroposophie in der Öffentlichkeit vertreten. Die Eurythmie hat in der Praxis ein typisches Erscheinungsbild und auch in ihrer verbalen Präsentation. Dieses wird bemerkbar, wenn Eurythmie dargestellt wird, aber auch sichtbar in den Bedingungen, die an das Ausüben von Eurythmie gebunden sind.
1.1.1 Das Wort Eurythmie, seine Schreibweise und Bedeutung
Noch ohne eine Bezeichnung zu haben, vermittelte Rudolf Steiner seiner Schülerin Lory Maier-Smits bereits die ersten Aufgaben. Erst im Herbst 1912 führte er Maier-Smits in einer Abfolge von Stunden in sein neues Gebiet ein. Zu dieser Zeit, am 24. September 1912, gab Marie Steiner-von Sivers der neuen Bewegungskunst den Namen: Eurythmie.96 Sie griff dabei einen tanzhistorisch etablierten Begriff auf und erläutert: „Wenn es eine ‚unbewußte Anregung‘ zu diesem Begriff gegeben habe, sei er von Sigogne [Sigogne, Emile: Eurythmie, Brüssel 1907, Anm. d. Verf.] gekommen, mit dem sie noch vor der Entstehung des anthroposophischen Tanzes ‚manche Gespräche über Eurythmie führte‘ […].“97
Neben den Bezeichnungen rhythmische Gymnastik und Eurythmic verwendete Emile Jaques-Dalcroze auch die Bezeichnung Eurythmie, als er 1905 seine rhythmisch-musikalische Erziehungsmethode begründete.98 Auch die Dalcroze-Schülerin Suzanne Perrottet99 nannte 1918 ihre Arbeit Eurhythmie. In Folge kam es zu Verwechslungen mit der Eurythmie Rudolf Steiners, nachdem diese am 24. Februar 1919 in Zürich zum ersten Mal öffentlich gezeigt worden war. Suzanne Perrottet zog deshalb ihre Bezeichnung Eurhythmie zurück.100
Man schrieb lange uneinheitlich Eurythmie oder Eurhythmie. Das ursprünglich griechische Wort kommt bei Platon vor und wird dort ohne H geschrieben. Der Laut H ist im Griechischen ein kleines Häkchen (sog. Spiritus Asper) über dem R. Im Griechischen haben Wörter, die mit R anfangen den Spiritus Asper. Durch die Vorsilbe Eu verliert das R den Spiritus Asper. In unserem Alphabet ist das H ein eigenständiger Laut. Daher kann auch Eurhythmie geschrieben werden. Als griechisches Wort ist es jedoch ohne H zu verwenden.101
So wurde der Begriff Eurythmie auch im Zusammenhang mit Rudolf Steiners Auffassung immer wieder unterschiedlich geschrieben. Zu Darstellungen Eurythmischer Kunst lud das Plakat vom 14. und 16. September 1919 ein,102 dagegen zu Vorführungen in Eurhythmischer Kunst am 12. März 1922.103 Handschriftlich schrieb Rudolf Steiner mehrfach Eurhythmie. Doch im Jahr 1925 lässt er beim Redigieren seines Buches Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst Eurythmie durchgängig ohne h schreiben. Bei dieser Schreibweise ist es geblieben.104
Die Wurzeln des Begriffes Eurythmie liegen in der griechischen Kunsttheorie, aber auch in den klassizistischen und romantischen Traditionen in Deutschland.105 Im antiken Griechenland hatte das Wort ursprünglich „die Bedeutung von ‚harmonisiertem Rhythmus‘, doch später bedeutete es mehr und mehr ‚harmonisches Innenleben‘ und ‚gutes Betragen‘, denn das sind die Auswirkungen der Eurythmie.“ 106
1.1.2 Vorbereitungen zum Eurythmisieren, Lern- und Arbeitsmittel
Auch wenn die Eurythmie in dafür hergerichteten Räumen erarbeitet worden ist, weist die Erinnerungsliteratur im Zeitraum zwischen 1912 und 1925 auf die Verwendung von Blumenschmuck, der die Atmosphäre aufwertet und ästhetische Empfindungen anregt, nicht hin.
Tatiana Kisseleff beschreibt nur einen Kurs am Goetheanum, der im Freien abgehalten wurde. „Frau Dr. Steiner […,] erheitert und erfreut über das Bild der sich bewegenden, farbigen Gestalten in dieser schönen Naturumrahmung, schlug […] vor, eine […] Eurythmie-Aufführung im Zelt als Bühne für die auf der Wiese lagernden Zuschauer zu machen. Leider konnte dieses Fest im Freien […] wegen des Regenwetters nicht stattfinden“.107
Die Geschichte der Eurythmie führt zu Vorübungen und Anweisungen, die Lory Maier-Smits später dazu befähigten sich eurythmisch zu bewegen. Ganz auf sich gestellt, arbeitete sie über Monate hinweg an diesen Aufgabenstellungen, nur unterstützt von ihrer Mutter Clara. Lory Maier-Smits übte fast ein Jahr lang unter anderem das eurythmische Schreiten und an Gewichtsverlagerungen im Stehen ein „Sich-Einfühlen in den Raum ohne Lautbewegungen in den Armen […].“ 108 Dazu zählt die Angabe, mit beiden Füßen schreiben zu lernen und das Tanzen von Sätzen, in denen nur ein Vokal vorkommt, wie „Barbara sass stracks am Abhang“ .109
Um sich für das Empfinden der eurythmischen Gebärden empfänglich zu machen, hat Rudolf Steiner Meditationen angewiesen.110 Einen festgelegten Kanon an Einstimmungsübungen gibt es nicht. Eine Aufwärmung der Muskulatur wie beim Ballett ist für Eurythmie nicht nötig. Zu Beginn des Unterrichts werden frei wählbare Bewegungsrituale, allein und/oder gemeinschaftlich, durchgeführt. Die Bekleidung samt Strümpfen und Schuhen trägt zur seelischen Stärkung bei und dient nicht der körperlichen Bewegungsfreiheit.
Daneben stehen dem Eurythmisierenden Schulungsmittel in Form von Lern- und Arbeitsmaterialien, ausgeführt in typischem Design und Material, zur Verfügung. Diese Schulungsmittel dienen auch der Dekoration der Arbeitszimmer und Übungssäle, da hier die Wirksamkeit von Ästhetik Beachtung findet. Dies sind häufig Abbildungen antiker Kunstwerke, allen voran das unten abgebildete Relief, das umgangssprachlich als Die Schreitende bezeichnet wird.111 Es finden sich jedoch keine entsprechenden zeitgenössischen Ablichtungen, obwohl Rudolf Steiner dazu anregte, fotografierte eurythmische Stellungen zu betrachten. „Solche Augenbilder vom Eurythmischen, die werden eingeprägt und werden befeuernd auf die eurythmischen Fähigkeiten wirken.“ 112
Die nachstehende Beschreibung verdeutlicht die ästhetische Durchgestaltung von Eurythmie-Übungszimmern. Sie bezieht sich vermutlich auf das zweite Eurythmie-Gebäude in Stuttgart.
Tiefen Eindruck macht es, wenn man immer wieder miterleben kann, wie Else Klink mit leichter und sicherer Hand die Arbeitsräume gestaltet. Sie ruht nicht, bis der Maler die richtige Pfirsichblütfarbe für die Wände der Eurythmiesäle gemischt hat, bis die passenden Vorhänge, schöne Bilder und Vasen gefunden sind. Keine Mühe ist ihr zu groß, um – bis in äußere Kleinigkeiten hinein – eine Umgebung zu schaffen, in der das Wesen der Eurythmie sich entfalten kann.113
1.1.3 Üben von Eurythmie
Die Entwicklung dieser Kunst ist eng verknüpft mit der persönlichen Entwicklung der ersten Eurythmie-Schülerin von Rudolf Steiner. Lory Maier-Smits war zu Anfang ihrer Beschäftigung mit der Eurythmie achtzehn Jahre alt. Im Rückblick auf ihren eurythmischen Werdegang beschreibt sie das pädagogische Vorgehen von Rudolf Steiner so, dass er sie in seinem Unterricht gerichtet, in eine Richtung gebracht, sie geleitet habe, wie man ein Kind führt.114
Erna van Deventer-Wolfram berichtet in ihren Erinnerungen an Rudolf Steiner, dass er die Ausbildungsgruppe leitete, „indem er Dinge anregte, Fragen beantwortete und dann wartete, ob in unserer Seele eine Resonanz entstand für das, was er gegeben hatte.“115
Annemarie Dubach-Donath beschreibt, was sie persönlich erlebt hat, und dass die Resonanz sie zu einer Entwicklung eigener Kompositionen und Eurythmie-Gesten geführt hat.116
Zu Anfang waren die Elemente der Eurythmie noch nicht ausgearbeitet und von Rudolf Steiner nur wenig über Eurythmie gesagt worden. Er stellte Aufgaben und nur, wenn es nötig wurde, zeigte er selbst andeutend Bewegungen.117 Lory Maier-Smits musste üben, immer wieder üben.118 Und sie übte über Monate hinweg für sich allein. In ihren nachträglich verfassten Schriften geht sie nicht auf ihre persönliche Methodik ein, beschreibt jedoch, dass das Üben sie befähigte, Eurythmie inszenieren zu können.119
Annemarie Dubach-Donath erhielt von Rudolf Steiner die Anweisung:
‚Machen Sie alle zwei bis drei Tage das ganze Pensum einmal durch – und außerdem viele Gedichte.‘ Das war nun für mich etwas überwältigend, denn ich hatte viel langsamer gearbeitet, und da mir besonders die Konsonanten schwer fielen, hatte ich oft wochenlang gebraucht, bis ich ein Gedicht durchgearbeitet hatte. Ich begriff aber nun, daß ich mir ein schnelleres Tempo angewöhnen müsse und bemühte mich in dieser Richtung.120
Dabei geht es nicht nur um das Tempo im Bewegen, wie die nachstehend wiedergegebene Äußerung von Rudolf Steiner an Marie Savitch zeigt:
Der geistig-seelische Mensch ist der Agierende in der Eurythmie. So muß man geistig von derselben Konzentration ausgehen wie bei jeder anthroposophischen Aufgabe. Sie muß gesteigert werden, bis in der Bewegung eine Spiegelung möglich ist. Dann ergreift sie den Willen, so daß die eigene Bewegung wie Außenwelt wird. Erst dann strömt das Gefühl in die Bewegung ein, und das Erleben wird ein eurythmisches. Es ist noch nicht eurythmisch, wenn man nur die Bewegung erlebt und von der Bewegung des Körpers ausgeht.121
Lory Maier-Smits notierte nach der ersten Eurythmie-Stunde am 16. September 1912, dass es darum gehe, sich ein fein differenziertes Empfinden für die einzelnen Laute anzueignen. Immer wieder hatte Rudolf Steiner eine Anweisung mit den Worten eingeleitet: „‚Lernen Sie zu empfinden! ‘“122
‚Sie müssen lernen, das Herz in den Kopf heraufsteigen, nicht umgekehrt, den Kopf in das Herz dringen zu lassen.‘123
Jeder Laut erhielt eine eigene Angabe.
,Und so lernen Sie empfinden A als Abwehr und drücken Sie es durch nach oben umgebogene Hände aus.‘124
Wer fühlt denn noch dieses Verwundern, dieses Erstaunen, dieses Perplexwerden, dieses Sich-Aufbäumen bei den Vokalen! Wer fühlt das sanfte rundliche Umweben eines Dinges, das Gestoßenwerden eines Dinges, das Nachahmen des Eckigen, das Ausgeschweifte, das Samtartige, das Stachelige bei den einzelnen Konsonanten!125
Die Anforderung, beim Eurythmisieren differenziert zu empfinden konnte, aber musste nicht dem Zuschauer stark expressiv gezeigt werden. So verlieh Assja Turgenieff126 der Eurythmie einen Ausdruck transparenter Wirklichkeit.127
‚Ich! mache Eurythmie‘ gab es noch nicht. ‚Es macht Eurythmie‘ – ‚es eurythmisiert‘, es träumte, wandelte, schwebte in unbestimmbar-bestimmten Bewegungen, kaum verdichtet, schon verschwunden.128
Über ihre Ausbildung bei Alice Fels berichtet Maria Jenny-Schuster: „Sie zeigte die Eurythmie und jeder machte es, wie er es empfand – und dadurch konnte sich jeder wirklich ausbilden. Jeder hat gemacht, was er wollte, und man hat so lange geübt, bis es ein Ganzes war.“ 129 An der Goetheanum-Bühneerlebte sie, „dass damals jeder eine völlig in sich geschlossene Persönlichkeit war. Die vielen Stile: Das vermisse ich jetzt!“130 „Früher konnte man vielleicht weniger, aber es war unerhört beseelt – das ist es!“131
Die ersten Eurythmistinnen waren im Bewegen vorsichtig von der leiblichen Empfindung ausgegangen und intensiver von der Empfindung, die sich aus dem Geist-Seelischen ergab. Es wurde großer Wert darauf gelegt, dass künstlerische Empfindungen die „eurythmische Technik“132 gestalteten. So gab es für das Üben geistige Vorstellungen wie zum Beispiel Farben und Empfindungen sowie seelische Stimmungen. Die Seelenstimmung: „Verflucht gescheit“133 wird von Rudolf Steiner mit den Farben: „blaß-fahlgelb“134, „schmutzig grün“135, „schwärzlich-schmutziggrau“136 verknüpft.
Nachdem die Eurythmiefiguren (siehe 3.3.3 ‚Eurythmie-Figuren‘, S. 108) dazugekommen waren, dachte keine Eurythmistin mehr daran „ein W zu machen, ohne die drei Farben. Das war selbstverständlich. Denn der Doktor [Rudolf Steiner, Anm. d. Verf.] sah, ob ich etwas machte mit den drei Farben oder nicht.“137
Den Schülerinnen der Anfangszeit stand keine eurythmische Literatur zur Verfügung. Elena Zuccoli stellte in ihrem Gespräch über die Anfänge der Eurythmie dazu fest: „[Bedenken] Sie: Die Sachen waren ja noch nicht gedruckt. Es gab ja nur die 50 Zyklen, aber sonst gab es ja nichts nachzulesen […].“138
Zur Sicherung der Quellen wurden erst später Notizen aufgearbeitet, Erinnerungen festgehalten und veröffentlicht. (Siehe ‚Dokumentationen der Eurythmie-Entwicklung‘, S. 33)
Worin bestand im Anfang die Genauigkeit, die Disziplin in der Einübung dieser ganz neuen Kunst?
Man fragte überhaupt nicht, warum soll man rund, warum soll man gerade, warum soll ich ein A so oder ein O so machen, da hatte man nie Zeit. Man hatte auch nie Zeit zu fragen, warum O rund ist und warum A gerade ist. Der Doktor gab an, und dann übte man das. Dann gab es am nächsten Tag etwas Neues. Da hatte man gar nicht die Zeit, das intensiv zu verinnerlichen; man mußte schon das Neue machen.139
Das Tempo der Arbeit war außerordentlich schnell. Oft erhielten die Eurythmistinnen ihre Aufgabe erst wenige Tage vor der Aufführung.140 „Die Hauptsache war Spontaneität zu üben.“ 141 Rudolf Steiner sagte als Korrektur: „‚Begeisterung, Begeisterung‘ oder ‚Temperament, Temperament‘. […] Das was er mit Begeisterung meinte, war sich hineinwerfen […] er korrigierte nicht!“142
Später wurde die Eurythmie verbal vermittelt, über Erzählungen, was und wie Rudolf Steiner einstmals korrigiert, angegeben und angewiesen hatte und über die Demonstration von Bewegungen. So prägte sich Tradition in der Lehre und Weitergabe der Eurythmie aus und so erhielt sich weitgehend der Unterrichtsablauf der Anfangsjahre.
Es ist gut, daß man einen allgemeinen Rhythmus voranstellt, und zum Schluß damit schließt. – Sie können einen Reigen fabrizieren, der so verläuft, daß die Leute sich aufstellen und die Figur formieren und am Schlusse sie wieder machen, also damit anfangen und schließen: immerfort dasselbe mit Musik.143
Die damaligen Regeln werden bis heute beachtet. Dazu zählt: „Auf keinen Fall durfte barfuß eurythmiesiert [sic] werden.“ 144 Und: „Rudolf Steiner gab für die Eurythmie die Weisung, daß schon vom ersten Unterricht an mit dem Schleier geübt werden soll.“145
Auch heute noch wird Eurythmie in gemeinschaftlichen Wiederholungen geübt, ohne Einzelheiten am persönlichen Bewegen zu korrigieren, so wie es Rudolf Steiner handhabte.146
Die Verbundenheit zu den anderen Euryhmistinnen verpflichtete: „Auch wenn man nichts hatte, [nichts zu tun hatte, Anm. d. Verf.], waren wir immer dabei.“147
Maria Jenny-Schuster berichtet von einer Tournee:
In Stuttgart, erinnere ich mich, musste ich einspringen […] ganz vorne und Assja [Assja Turgenieff, Anm. d. Verf.] sagte: ‚Mach einfach was ich mache, dann ist [sic] schon recht.‘ Also vom Üben war da keine Rede. Da musste man lernen sich anzugleichen, und Frau Doktor [Marie Steiner-von Sivers, Anm. d. Verf.] schaute, ob es klappte.148
In Dornach kamen im Jahr 1915 wöchentlich neue Eurythmiestücke zur Aufführung und auch Rudolf Steiner war in allen Proben, die oft mehrere Stunden dauerten.149
Ein Stück wurde ausgesucht und der Herr Doktor sagte: ‚Machen Sie es‘. Also improvisierte die Person. Das hat er sehr gewollt. Und ob man das konnte oder nicht – das war egal. Und wenn der Stil nicht getroffen wurde, wurde es einfach abgesetzt, dann wurde das nächste genommen. Da hat man gelernt, präsent zu sein.150
Rudolf Steiner schaute sich den Ablauf der Programme in stundenlangen Generalproben an, da
Frau Doktor immer wieder alles von Anfang an und ganz vollständig zu sehen verlangte […].151
Er gab dann noch oftmals Anweisungen, wodurch manches Gedicht oder Tonstück durch scheinbar geringfügige Angaben, zu ganz neuer Gestaltung und neuem Leben erwachte.152
So begleitete Rudolf Steiner das Werden der Eurythmie mit neuen Anweisungen, Anregungen, Hilfen, mit seinen sogenannten Angaben.
Der Weg zum eurythmischen Bewegen geht über übende Wiederholungen. Am 27. September 1912 in Bottmingen erhielt Lory Maier-Smits von Rudolf Steiner ihren einzigen pädagogischen Ratschlag:
‚Wenn Sie das nun alles gelernt haben und in die Welt gehen, um es anderen Menschen zu bringen, und Sie haben einen Schüler vor sich, der meinetwillen sechs Fehler macht, tun Sie mir den Gefallen und sagen Sie ihm erst den siebten. Sie […] werden gesehen haben, daß ich eigentlich sehr wenig sage oder korrigiere und am Ende machen die Leute es doch so, wie ich es haben möchte.‘153
Das Fehlerhafte korrigiert sich über die künstlerischen Empfindungen im Lauf der Wiederholungen.
Empfindungen sind also nicht selbstverständlich ,da‘, einfach vorhanden. Sie bilden und entwickeln sich, indem sie an den inneren Wahrnehmungen und Erfahrungen der gehörten Laute und an den eingenommenen Haltungen der leiblichen Gestalt erweckt und bemerkbar werden.154
Auch die traditionelle Vermittlung der eurythmischen Gesten und Gebärden blieb erhalten. Sie beruht weitgehend auf Nachahmung. Die Vorgehensweise von drei Ausbilderinnen wurde beschrieben: Tatiana Kisseleff fungierte in ihrem Unterricht als Vorbild. Die Schülerinnen konnten sie nachahmen „bis sie ihren eigenen Weg und ihre eigene Gestaltungskraft fanden.“ 155 Alice Fels ermöglichte in ihrer Eurythmieschule freies Lernen und Entfaltung: „Sie gab die Elemente der Eurythmie exakt und mit großer Lebendigkeit. Dabei machte sie ganz wenige Bewegungen selbst vor, aber sie erzählte fesselnd, befeuerte, korrigierte und ließ doch jeden selbst zum Erleben kommen.“156 „Dadurch konnte sich jeder, nach seiner Art entfalten. […] Jeder hat es auf seine eigene Art machen können!“ 157
Else Klink158 wird von Magdalene Siegloch wie folgt beschrieben:
Ihre Gebärden entsprechen überzeugend den Angaben Steiners und werden von den Schülern freudig bewundernd nachgeahmt. Sie hat jedoch Mühe, den künstlerischen Ansatz gedanklich zu formulieren. Sie vermittelt im Unterricht bild- und gleichnishaft, beweglich nuanciert die Stimmung des Vokals, Intervalls, Gedichtes, der Melodie. Die Schüler gewinnen fein differenzierte Gefühlserfahrungen, spüren diesen übend nach, finden zur selbständigen Anwendung und eigenen künstlerischen Gestaltung.159
Die Beurteilung, woran eurythmisches Bewegen erkennbar ist, stellt bis heute ein Problem dar.160
Als hundertjährige Eurythmistin wurde Maria Jenny-Schuster gefragt, ob sie anfangs untereinander viel gesprochen hätten über das, was Tanz ist und über das, was Eurythmie ist.
Nein, nein, nein. Wir haben nur gemacht und nie gefragt. Wir hatten auch keine Zeit, andere Sachen zu sehen. Nein. Wir haben geübt, geübt. Man hat probiert und wenn man nicht konnte, hat man noch mal probiert.161
1.1.4 Intentionen und Wirkungen von Eurythmie
Eine Intention der Eurythmie ist, „daß der dreidimensionale Raum durch die eurythmische Bewegung überwunden wird […] und der ätherische Raum erneuert erscheint.“ 162 Dies ist der Raum, in dem die Eurythmie sich darstellt. (Siehe 3.3 ‚Gegenstandslose Kunstmittel‘, S. 104)
Der Begriff ätherisch bezeichnet im herkömmlichen Sinn die Eigenschaften ‚zart‘ und ‚vergeistigt‘. Im Zusammenhang mit der Eurythmie tritt das Wort ebenfalls für diese Charakterisierungen auf und wird darüber hinaus auch für die Begriffe ‚lebendig‘, ‚von Leben erfüllt‘ eingesetzt, da das Wort Äther in der Terminologie Rudolf Steiners eine weitergehende Bedeutung hat: In der Eurythmie geht es auch um das Beleben des Raumes. Die Ausführenden müssen dazu ihre Empfindungsfähigkeit intensivieren und mit der Bewegung so in Übereinstimmung bringen, dass Geistiges, nämlich Unsichtbares und Unhörbares, sichtbar werden kann. „Der Zuschauer nimmt an der Eurythmie […] wahr, was der Eurythmisierende empfindet und innerlich erlebt.“163
Bei Gründung der ersten Waldorfschule wurde Eurythmie in den Lehrplan aller Klassenstufen als verbindliches Unterrichtsfach aufgenommen. Ein Ziel der Eurythmie sei, das menschliche Denken aus seinem Eingefrorensein in Bewegung zu bringen.164
Für die eurythmische Kunst wird gedichtete Sprache verwendet, da in der poetisch gefassten Sprache Seelisches zum Ausdruck kommt. Seelische Äußerungen leben in der Alltagssprache nur noch in den Interjektionen. „Die Sprache ist bei den Kulturvölkern der Gegenwart verkümmert zum Werkzeuge, das an die Sinneswelt gebundene Denken zu vermitteln.“165
[…] soviel ich weiss, ist die Form für den „Prosa-Hymnus an die Natur“ von Goethe das Einzige, was Dr. Steiner in dieser Hinsicht gegeben hat. […] Ich finde es auch sehr bedenklich, dass immer mehr die Eurythmie dazu benutzt wird, Märchen etc. zu illustrieren […], weil eben immer neue Stoffe gesucht werden – man denkt zu viel an das Was, statt an das Wie166
Bereits vor Beginn der Eurythmie-Entwicklung lehrte Rudolf Steiner Erna van Deventer-Wolfram Geh- und Schreitübungen für Patienten, im Wechsel mit Sprachübungen. Im Jahr 1913 erzählte er ihr von griechischen Mysterien, in denen durch die Ruhe des Tempelschlafes und durch Bewegungen geheilt wurde.167 Im April 1921 begründete er die Heileurythmie, in der über das Wort, einzelne Laute und über Bewegungsabläufe therapiert wird.168
Durch die Eurythmie werden allgemein anregende und stärkende Wirkungen hervorgerufen. Häufig steht daher als Hinweis neben den Bewegungsangaben: .„‚Beruhigend‘, […] ,hygienisch‘, ‚hygienisch-pädagogisch‘, ‚gut für…‘, ‚gegen…‘.“169 Zudem soll Eurythmie dem Übenden Erkenntnis und Entwicklung bringen:170
Schon im frühesten Kindesalter wird durch die entsprechenden Übungen der kindliche Organismus so in die naturgemäßen Bewegungen des Ätherleibes sich hineinfinden, daß er Gesundheit und gesunde Kraft für sein ganzes Leben hinüberträgt. Aber nicht nur im physischen Sinne gilt das, sondern es werden sich Menschen, die später auf die Sache zurückblicken werden, sagen müssen, daß nicht nur physische, sondern auch moralische Kräfte gewonnen werden für das Leben.171
1.1.5 Eurythmie in der Öffentlichkeit
Die eurythmische Kunst sollte von Anfang an öffentlich zugänglich sein, denn
[…] die Wirkung der von Musik oder Sprache begleiteten Eurythmie ist eine solche, die unmittelbar durch die bloße Anschauung empfunden wird. Sie wirkt, wie das Musikalische auch auf den Menschen, der die Formen nicht selbst gelernt hat. Denn sie ist eine natürliche, eine elementare Offenbarung des menschlichen Wesens [… ].172
Die nachstehende Äußerung bezieht sich auf eine der ersten öffentlichen Aufführungen. Der vor 91 Jahren verfasste Text könnte auch heute noch, in einer neudeutschen Formulierung, angetroffen werden.
29. März 1919
… Über die Eurythmievorstellung […] wollte ich gerne noch sprechen […]. Es handelt sich um etwas, das von tief mystischer Bedeutung ist und dem eine große Zukunft bevorsteht. Es spielen sich Dinge während des Vorganges ab, die weithin wirkende Schwingungen und Wellen hervorrufen. […] Es werden alle irdischen und auch die geistigen Sinne gleichzeitig in Anspruch genommen und das ist es, was diese merkwürdig starke Wirkung hervorruft. Ihr solltet trachten, auch davon zu profitieren, sei es auch nur durch die Einwirkung und Aufnahme des Gesehenen und Geahnten. – Eurythmie ist eine Darstellungskunst, die wie eine Art Brücke von der physischen Verständigung zur übersinnlichen Wahrnehmung hinleitet.173
Zu Anfang waren sämtliche Eurythmie-Darbietungen, auch die künstlerischen Einstimmungen, den TeilnehmerInnen von Veranstaltungen der Theosophischen Gesellschaft vorbehalten. Später waren nur Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft und persönliche Gäste zugelassen. Dies änderte sich erst am 24. Februar 1919, mit der ersten öffentlichen Eurythmie-Aufführung im Pfauentheater von Zürich. Anlässlich dieser ersten öffentlichen Präsentation äußerte Rudolf Steiner:
Was jetzt schon als Eurythmie auftritt, ist ein Anfang; die mit dieser Kunst verbundenen Absichten werden wohl eine weitere Entwicklung finden. Sie möchten aber als ein Anfang genommen werden.174
Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Truppe, trotz der Erschwernisse durch den Ersten Weltkrieg, bereits über genügend bühnenfähige Eurythmistinnen. Die internationale Bekanntheit wuchs rasch und die Bühnenleistungen wurden im Allgemeinen anerkannt, so dass sich für die Darbietungen auch ein Interessentenkreis bildete, der nicht zugleich der Anthroposophischen Gesellschaft angehörte. Rudolf Steiner wollte die Eurythmie in die allgemeine Kunstszene eingliedern und versuchte, sie als reguläres Unterrichtsfach am Freiburger Staatlichen Konservatorium für Musik einzuführen. Der damalige Leiter lehnte jedoch ab, da es ihm nicht möglich war, sich mit der Anthroposophie zu identifizieren.175
Um die wirtschaftliche Grundlage für eine eigene Kunstschule zu schaffen, die auf seiner Geisteswissenschaft aufbauen würde, gründete Rudolf Steiner am 21. Dezember 1920 einen Verein zur Förderung der Eurythmie. Seitdem ist die Berufsausbildung zur Eurythmistin allgemein zugänglich. Der Schulbesuch sollte mit einem Zertifikat abschließen, das dazu berechtigt, Eurythmie in der Öffentlichkeit zu präsentieren.176 Den Standort der Schulen wünschte sich Rudolf Steiner mitten im kulturellen Zeitgeschehen größerer Städte.177
1.1.6 Internationale Bekanntheit der Eurythmie-Bühnen
Der Weg der Eurythmie in die Öffentlichkeit begann in einer Zeit sozialpolitischer Umwälzungen. Auf seinen Tourneen brachte das Bühnenensemble die Eurythmie in das europäische Kulturleben ein.178
Die Aufführungen und Veranstaltungen unter der künstlerischen Leitung Marie Steiners waren der in Europa zu dieser Zeit bekannteste Ausdruck der anthroposophischen Arbeit.179
Dies führte zu einer großen Anerkennung. Nachdem im Oktober 1936 in Biel vier Aufführungen der Gluckschen Oper Orpheus und Eurydike unter Mitwirkung der Eurythmiegruppe des Goetheanums stattgefunden hatten,180 erhielt das Ensemble für seine künstlerischen Darbietungen auf der Weltausstellung 1937 in Frankreich eine Auszeichnung.181
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland die Arbeit im Privaten Eurythmischen Konservatorium in Köngen am Neckar fortgesetzt.182 Schon im Herbst 1945 fand die erste Aufführung statt und bereits 1946 gab es siebzehn öffentliche Eurythmie-Darbietungen in den Theatern württembergischer Städte, eine davon im Großen Haus des Staatstheaters Stuttgart. 1947 wurde das Eurythmeum in eine Inszenierung des Stuttgarter Staatstheaters miteinbezogen.183 Im Jahr 1957 entstand der Plan, nach Stuttgart zurückzukehren, woraufhin in unmittelbarer Nähe zum alten, durch Kriegseinwirkung zerstörten Eurythmeum neu gebaut wurde.184
Else Klink hat mit ihrem Ensemble die Eurythmie in der internationalen Tanzszene und Opernwelt bekannt gemacht.185 Durch andere Initiatoren wurde in Italien Vergleichbares erreicht.186
1.1.7 Frauen und Männer in der Eurythmie
Rudolf Steiner regte ausschließlich Frauen dazu an, Eurythmistin zu werden, denn: „wir sind am Goetheanum noch nicht so weit, daß wir einem jungen Mann sagen könnten, er solle diesen Beruf ergreifen. Sie verstehen mich doch: ein Mann muß eine Familie ernähren können; bei einem jungen Mädchen ist das etwas anderes.“ 187 Und viele dieser Eurythmistinnen blieben lebenslang in anthroposophischen Zusammenhängen tätig und mit dem Geschehen am Goetheanum verbunden. So wie es nachstehender Nachruf exemplarisch schildert, erbrachten sie dafür einen großen Einsatz und führten im Alltag ein genügsames, fast spartanisches Leben.
Sie beanspruchte sehr wenig für sich und gab viel, sehr viel in die Gemeinschaft. Die Anthroposophie war ihr zentrales Anliegen, von dem sie nie je einen Zoll abwich, so, als wolle sie dies durch alle Ewigkeit in ihrem Herzen tragen.188
Alle MitarbeiterInnen am Goetheanum beteiligten sich an der Eurythmie. „[Auch] ein Spezialkurs für Männer, in der Hauptsache für Wächter am Goetheanum, wurde während einiger Jahre im Auftrage Rudolf Steiners […] erteilt.“ 189 Sie kamen in den internen Aufführungen zum Einsatz und man versuchte, das Bewegungsbild der Männer von dem der Frauen abzusetzen.
Die ersten Berufseurythmisten wurden in ihren Bemühungen von Rudolf Steiner zwar unterstützt, jedoch nur ideell. Der Sektor der Männer-Eurythmie wurde von ihm nicht mehr entwickelt. „[Außer] dem Dr. konnte sich damals […] noch niemand eine Vorstellung davon machen, wie die Männer-Eurhythmie aussehen könne, denn was damals davon da war, wirkte ja ziemlich komisch und nicht besonders entwicklungsfähig.“ 190
Sie haben vollkommen recht, wir sind imstande, eine Eurythmie auszubilden, die von Männern gemacht wird; sie wird in manchem ein wenig anders sein.191
Die einzige Schwierigkeit sei nur die Bekleidung, denn man könne nicht in Hosen Eurhythmie machen.192
Im Gegensatz zu Rudolf Steiner glaubte Marie Steiner-von Sivers anfangs nicht, dass Männer eurythmisieren können, nahm aber den wenigen Studenten nie die Möglichkeit, Neues zu probieren.193 Später beauftragte sie Hans Reipert194 mit der Ausarbeitung der Männer-Eurythmie.195
Die Frage nach einer geeigneten Bekleidung begann mit der Aufführung am 28. August 1913. Hier traten zum ersten Mal drei Männer mit der Eurythmiegruppe auf. Eine Teilnehmerin berichtet: „Wir trugen schlichte, weisse, ziemlich lange Gewänder, von einer seidenen Kordel gehalten.“ 196 Einige Männer-Auftritte fanden in einer Art Künstler-Zivil statt, in weißem Rollkragen-Pullover oder leichter Jacke und mit schwarzen Kniehosen. Nachdem Rudolf Steiner grob gewebten Seidenrupfen aus Zürich kommen ließ, entstanden für die Darstellung eines Gedichtes von Christian Morgenstern langärmelige, verhältnismäßig enge, leicht tailliert gearbeitete Gewänder, die bis kurz unter das Knie reichten und auf denen ein sehr breiter Gürtel getragen wurde. Anlässlich ernster Gedichte traten die Männer in weißen Unterkleidern mit roten Stolen und Gürteln auf.197 Nach Ralph Kux kam es bei der Ausarbeitung von Gedichten von Friedrich Hölderlin zur ersten Bekleidungsangabe für Männer. Rudolf Steiner gab hierfür lange, blaue Gewänder an.198
Eine Folge von satirischen Zeichnungen aus dem Jahr 1925 parodiert Eigentümlichkeiten im Zusammenhang mit dem Goetheanum. Unter anderem werden Männer in bodenlanger Bekleidung beim Schreiten dargestellt, einer Grundübung der Eurythmie.
Das was nur für die Männer angegeben wurde, war, dass der Schleier kurz sein soll […]. Er sollte aber reichlicher an Stoff sein, so dass oberhalb der Arme noch ein Stück Schleier überstehend war. Aber das wurde kaum verwendet, weil es schwer ist, dieses überhängende Schleierstück so zu beherrschen, dass es mitschwingt in der Bewegung und nicht schlaff hängt. Die Herren weigerten sich, das zu tragen.200
1.1.8 Berufsfelder der Eurythmie
Auch die Berufsbilder aus der Anthroposophie sollten frei zugänglich und in die Öffentlichkeit eingebunden sein. Für die Erziehung wurde in Stuttgart die Waldorfschule gegründet und etwas später der erste Kindergarten eingerichtet. Auch in der Heilpädagogik entstanden eigene Institute. Anthroposophische Ärzte behandelten mit künstlerischen Therapien und pharmazeutischen Produkten, die nach Anweisungen von Rudolf Steiner hergestellt wurden. Es entstand eine neue Form der Landwirtschaft und damit auch eine neue Ernährungsweise. In der Architektur bildete sich eine neue Baukunst, im Bereich der Glaubensfrage eine religiöse Erneuerung. Mit der sozialen Dreigliederung sollte sich das Wirtschaftsleben neu ordnen. Im Bereich der Kunst entstand die Eurythmie. Rudolf Steiner stellte sie in den Mittelpunkt und wollte, dass sie in allen Lebensbereichen praktiziert und geübt werden solle.
Mögen unsere Anthroposophen es in rechter Stunde einsehen, daß sie hier etwas haben, was sie wirklich hinaustragen können ins Leben, was gesundend wirken wird.201
Am 28. August 1913 verwies Rudolf Steiner auf drei Formen des Wollens in der Eurythmie. Dies führte zur Bühneneurythmie, zum Unterrichtsfach Eurythmie in der Schule und zur Heileurythmie.202 Die Praxisfelder differenzierten sich immer mehr aus und führten zu den weiteren Bezeichnungen wie Bühneneurythmist, Eurythmielehrer/Eurythmiepädagoge, Eurythmietherapeut/Heileurythmist und Sozialeurythmist/Eurythmist im sozialen Berufsfeld. Von der Bundesagentur für Arbeit werden die Berufe Eurythmielehrer/in und Heileurythmist/in geführt.203
Mit Strafgefangenen, mit Gehörlosen, mit Fließbandarbeitern sowie innerhalb spezieller Lebenszusammenhänge wie Altenheimen entstand die Eurythmie in sozialen Arbeitsfeldern. Die Heileurythmie wurde nach Haupterkrankungen, wie innere Erkrankungen, Onkologie, Orthopädie, Psychiatrie usw., unterteilt. Durch das Zusammenfassen von Übungen, die der allgemeinen Gesundung dienten, entstand unter dem Begriff Hygienische Eurythmie ein eigenes Ressort, das von Rudolf Steiner nicht so benannt worden war.204
1.1.9 Eurythmie-Ausbildung
Bis heute wird die Eurythmie vor allem von Frauen praktiziert. Im Jahr 1991 gab es weltweit 3000 ausgebildete Kräfte. Davon waren ca. 2400 weibliche und ca. 600 männliche EurythmistInnen.205 Im Jahr 2009 gehörten dem Berufsverband in Deutschland vor allem Eurythmistinnen an.206 Bis heute sind entschieden mehr Frauen als Männer mit der Eurythmie beruflich beschäftigt.
Um Eurythmie beruflich auszuüben, muss kein Zertifikat erworben werden.207 Dadurch lassen sich nicht alle eurythmisch tätigen Personen erfassen und es konnten von den ehemaligen Studierenden nur die ermittelt werden, die in Übereinstimmung mit der Freien Hochschule am Goetheanum ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Im Jahr 2009 waren dies 141 AbsolventInnen weltweit.208 Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, Dornach, ist an der Anerkennung von Ausbildungsstätten und darauf folgend auch an der Diplomierung der Abschlüsse beteiligt.
„Das zuständige Amt in Solothurn soll einmal geäußert haben, was das Goetheanum denn für eine Hochschule, d. h. Akademie sei, wenn es für das Eurythmiestudium keinerlei Voraussetzungen fordere!“ 209
Die Bemühung um staatliche Anerkennung von Eurythmie-Berufen führte zur Einleitung einer neuen Qualifizierung. Diese ist erreicht worden, indem im Jahr 2002 „die Ernennung eines Eurythmisten zum Professor […] an der Alanus Hochschule, Alfter, durchgeführt wurde […].“210
Das Studienfach Eurythmie mit der Studienrichtung Eurythmiepädagogik kann seitdem mit dem Master of Arts abgeschlossen werden. (Das Master of Arts-Zertifikat wird in Nordrhein-Westfalen dem Hochschulabschluss Sekundarstufe I gleichgesetzt und berechtigt bei Anstellung und Einsatz in der Oberstufe zur Zulassung des Feststellungsverfahrens Sekundarstufe II.) Die als Master zertifizierten Eurythmistinnen, die an einer Schule arbeiten, sind sogenannte Ein-Fach-Lehrer, für die das Bundesland einen höheren Anteil der Personalkosten übernimmt.211
Der Eurythmie-Beruf ist der einzige der aus der Anthroposophie neu entstandenen Berufe, den Rudolf Steiner persönlich unterrichtet hat. Seine erste Schülerin war Lory Maier-Smits.212 Danach begleitete Rudolf Steiner die Weiterbildung von Tatiana Kisseleff.213 Später erteilte er den bereits erfahrenen Eurythmistinnen weiterführende Kurse.214 Daneben ergaben sich für die im Eurythmie-Ensemble Mitarbeitenden fachliche Ergänzungen und Korrekturen.
Schon im Jahr 1913 hatte der Unterricht von Lory Maier-Smits in Haus Meer, ihrem Elternhaus in Meerbusch bei Düsseldorf, Ausbildungscharakter. Nach dem Ersten Weltkrieg fand dann ein nun bereits zwei Jahre dauernder Ausbildungskurs in Stuttgart statt. Diese Ausbildung dauerte vom Herbst 1919 bis zum Herbst 1921.215 Alle, die von Lory Maier-Smits in Eurythmie ausgebildet werden wollten, nahmen daran teil.216
Nur wenig später entstand in Stuttgart die erste offizielle Eurythmieschule in Deutschland217 und Rudolf Steiner eröffnete über die Neuordnung der Ausbildung
[…] den Ausblick auf Zukunftsperspektiven einer auf die Geisteswissenschaft gegründeten Kunsthochschule. Er stellte sehr hohe Anforderungen an das eurythmische Können und an die ergänzende Bildung und verlangte damit größte Hingabe und ernste Arbeit von den Studierenden.218
Beispielhaft erfüllte eine der frühen Eurythmie-Schülerinnen die geforderten Zugangsvoraussetzungen:
Ihre Begabung ist evident: mittelgroße, ebenmäßige, feingliedrige Gestalt; vielseitigste Ausdrucksmöglichkeiten in Haltung, Schritt, Gebärde; künstlerisches Formgefühl; Freude am ausdauernden Üben.219
Bis heute bilden die sogenannten Vorübungen und Anweisungen das Fundament in den anerkannten Ausbildungen, da die Ausbilder darin einen schlüssigen Schulungsweg sehen.220 Dies gilt sowohl für die Aufeinanderfolge der Lernschritte, als auch für die dort bearbeiteten Themen. Hinzu kommen die von Rudolf Steiner am 30. April 1924 vermittelten Richtlinien zum Lehrplan.221
Es ist notwendig, daß die Eurythmie, wenn sie ernsthaft vom Eurythmeum aus zum wirklichen Ansehen kommen soll, so betrieben werde, daß die Leute, die da herauskommen, nicht nur handwerksmäßige Eurythmisten sind, sondern im Ganzen gebildete Menschen werden.222
Zu unterrichten sei:
Erstens: Metrik, Poetik, was dann überläuft in Ästhetik
Zweitens: Takt, Harmonie, Rhythmus
Drittens: Geometrie
Viertens: Anthropologie
Fünftens: Gesang und Rezitation
Sechstens: Allgemeine Pädagogik
Siebtens: Allgemeine Anthroposophie.223
Der Verein zur Förderung der Eurythmie legte 1920 fest, ,„die Pflege der eurythmischen Raumbewegungskunst nach den Intentionen von Frau Marie Steiner zu sichern.‘“224 Marie Steiner-von Sivers übernahm dadurch die künstlerische Leitung in den Ausbildungsstätten.
In Stuttgart begann im Jahr 1922 unter Führung von Alice Fels die erste Ausbildung, die zu einem Zertifikat führte.225
In Dornach leitete seit 1914 Tatiana Kisseleff Einführungskurse, die teilweise in einer offenen Form in eine Ausbildung übergingen. Die Teilnehmerinnen wurden durch das gemeinsame künstlerische Tun bühnenreif.226 Später führte Tatiana Kisseleff ihre Ausbildung als Schule.
Am Anfang des Jahres 1924 wurde die aus drei Klassen bestehende Eurythmie-Schule in Dornach unter Leitung von T. Kisseleff, mit einigen Künstlerinnen von der Bühne als ersten Lehrerinnen gegründet. Im Jahre 1925 kam dann die 4. Klasse dazu.227
Diese Klassen werden jedoch nicht als erste Eurythmie-Ausbildungsstätte in der Schweiz gesehen,228 so dass die in Akademie für Eurythmische Kunst, Baselland umbenannte Eurythmie-Schule ihr achtzigjähriges Bestehen erst im Jahr 2006 feierte.229
1.2 Probleme der Rezeption und ihre Kritikpunkte
Anfang des 20. Jahrhunderts interessierten sich viele KünstlerInnen für mystische und okkulte Erscheinungen und suchten Kontakt zu spirituellen Kreisen. Etliche von ihnen besuchten Vorträge von Rudolf Steiner, setzten sich mit seinen Schriften auseinander und baten ihn um persönliche Hinweise zum Meditieren.230 Auch wenn Rudolf Steiner bereits im Jahr 1907 davon sprach, keine neue Sekte oder dergleichen stiften zu wollen,231 wird die Bezeichnung sektenhaft mit der Anthroposophie und mit Rudolf Steiner verknüpft.232
Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Erkenntnisse wurden damals häufig aufgenommen, während sein künstlerischer Impuls, auch die Eurythmie, nur Wenige erreichte. Bis heute werden Gedanken geäußert, wie der aus dem nachstehenden Zitat von 1922:
Man tanzt nach Steinerschen Ideen. In dieser Hinsicht bin ich kompetent. Ich weiß, […] dass man nach keiner Idee tanzen kann. Wer wirklich tanzt, tanzt ohne Idee mystisch.233
Nach Heiner Ullrich werde in den Mysterienspielen und in der Eurythmie Formen einer sakralen Kunst praktiziert, durch die sich die Anthroposophische Gesellschaft als eine im Grunde religiöse Gemeinschaft entfalte. Für viele ihrer Anhänger sei die Lehre Rudolf Steiners Bildungs-, Leistungs- und Heilswissen in einem. Sie sei zudem religiöse Erweckung und gelebtes Leben. In ihr habe das Handeln des Einzelnen eine höchste moralische, das ganze Weltenall betreffende Bedeutung. Der anthroposophische Lebensstil führe zum mythischen Bewusstsein der All-Einheit. Und der persönlich praktizierte meditative Schulungsweg leite zum mystischen Erlebnis der Entgrenzung des eigenen Ich. Die Anthroposophische Geisteswissenschaft sei eine Weise von Katholizität, zu der die Menschen drängten, die sich durch das Allgemeine, durch das System, Erleichterung und vor allem Sicherheit vor der Freiheit verschafften.234
Katholizität ist so die Ausflucht derjenigen, für die die Vernunft in ihrer offenen Geschichtlichkeit unerträglich ist.235
Anfangs kam es zu Protesten in den öffentlichen Eurythmie-Veranstaltungen.236 Auf Rudolf Steiner sollen Anschläge geplant worden sein und Attentate stattgefunden haben. Die Anhänger zählen zu dem Kanon der Ablehnungen die Brandstiftung, die das Erste Goetheanum vernichtet hat.237
Sein „Steinereanum“ in der Schweiz haben sie ihm in Brand gesteckt, eine Tat, die durchaus widerwärtig ist. Es soll ein edler, kuppelgekrönter Bau gewesen sein, der wirkte wie aus Stein. Er war aber aus Holz und Gips, wie die ganze Lehre.238
Auch nach dem Tod von Rudolf Steiner wurden öffentliche Darbietungen im Allgemeinen abgelehnt. Else Klink erlebte bei ihren Auftritten in Holland in den Jahren 1929 bis 1935 Lärm und Tumult. Erst später gelangte die bedeutende Eurythmistin zu internationaler Anerkennung.239 Helmut Zander verweist auf zwei andere Aussagen. Demnach war die Eurythmie im Juni 1922 in Wien real ein großer Erfolg in der Öffentlichkeit beschieden und in Ulm kam es 1924 zu einem nahezu gefüllten Theater.240
Vermutlich wurde die Eurythmie fast ausschließlich von AnthroposophInnen rezipiert, wenn auch nicht uneingeschränkt, da sich Rudolf Steiner auch bei den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft immer wieder um die Aufnahme der Eurythmie bemühte. (Siehe 2.7 ‚Anthroposophie und Eurythmie‘, S. 83) Arfst Wagner schreibt 2001 von einem großen Einbruch in der anthroposophischen Kunstszene.241 Die Einbindung von Eurythmie als Kulturfaktor und als Therapie innerhalb der pädagogischen, sozialen und medizinischen Einrichtungen hat sich verändert.242
Es gibt weniger Mitglieder in der Anthroposophischen Gesellschaft und diejenigen, die in den anthroposophischen Berufsfeldern arbeiten, sind nicht mehr zugleich Teil dieser Gesellschaft. Im Jahr 2001 sank zum ersten Mal die Anzahl derer, die an Waldorfschulen unterrichten und zugleich Gesellschaftsmitglied sind, unter die 10%-Marke.243
Nach Thomas Parr hat die Eurythmie keine Bedeutung in der allgemeinen Kunstrezeption. Sie führt ein Schattendasein.244 Wie die Auswertung in seiner Dissertation ergab, findet ein Großteil aller eurythmischen Darbietungen in einem mehr oder minder nicht-öffentlichen Rahmen statt.245 Es ist überwiegend ein kleiner und ausgesuchter Interessentenkreis, der die Darstellungen besucht. Die meisten Zuschauer stammen aus den Praxisfeldern der Anthroposophie, kennen bereits Eurythmie oder haben davon gehört. Die Veranstaltungen stehen oft im Zusammenhang mit der örtlichen Arbeitsgruppe der Anthroposophischen Gesellschaft und finden häufig im Festsaal einer Waldorfschule statt. Diese Maßnahme reduziert die Ausgaben. Die Eurythmie-Bühnen treten oft auf eigene Kosten auf und haben das Risiko eines finanziellen Verlustes selbst zu tragen. Dadurch sind Eurythmie-Darbietungen in öffentlichen Stadthallen, Theaterhäusern oder Opernhäusern nur selten zu sehen.
Ein breites Publikum erreichte im Jahr 2007 die Einstudierung Symphonie/Eurythmie, eine Zusammenarbeit der Goetheanum Eurythmie-Bühne und des Else-Klink-Ensembles Stuttgart. Dieses Programm zielte darauf, die Kunst-Eurythmie öffentlich zu präsentieren.
Michael Grandt kritisiert unter anderem, dass in Deutschland der Staat über die Mitfinanzierung der Waldorfschulen aktiv zur Verbreitung der anthroposophischen Lehre beitrage. Er führt aus, dass es über die Pädagogik zu einer unterschwelligen Rezeption komme, da mit der offiziellen Anerkennung der Schulform auch die geisteswissenschaftliche Ausrichtung staatlich akzeptiert werde, die für die Schüler im Lernstoff zu Sinnsprüchen und zum Unterrichtsfach Eurythmie führe.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Einüben der eurythmischen Bewegungen auch nach der Schulzeit in der Körpersprache sichtbar bleibe, und dass ehemalige Waldorfschüler dadurch auch im Erwachsenenalter als solche zu erkennen seien, auch wenn sie dies nicht wollten.246
1.3 Zusammenfassung und Fazit
Im vorangegangenen Kapitel wurde die Beantwortung der Fragen ‚Was ist Eurythmie?‘ und ‚Was stellt Eurythmie dar?‘ bearbeitet. Dabei wurde deutlich, dass bei der Klärung dieser Fragen das anthroposophische Weltbild nicht unberücksichtigt bleiben kann, durch das die Eurythmie von Rudolf Steiner entstanden ist. Die anthroposophische Sichtweise geht davon aus, dass Eurythmie Kräfte sichtbar macht, die auch die Entstehung der Sprache und der Musik ermöglicht haben sollen. Rudolf Steiner war der Auffassung, dass durch das Betrachten von Eurythmie den ZuschauerInnen Sprache und Gesang verbildlicht werden könne. Zudem seien die Eurythmie und alle anthroposophischen Kunstformen eine Weiterentwicklung der konventionellen Künste und spiegelten den geistig-seelischen Entwicklungsstand des modernen Menschen. Darüber hinaus trage sowohl das Anschauen als auch das Ausüben von Eurythmie zur persönlichen Weiterentwicklung des Menschen bei. In dieser Hinsicht wurde in dem in der Dissertation erfassten Zeitrahmen von 1911 bis 1925 der Eurythmie eine hohe Wertigkeit eingeräumt.
Das Wort Eurythmie war ein bereits etablierter Begriff, als Marie Steiner-von Sivers im Jahr 1912 der neuen Bewegungskunst von Rudolf Steiner diese Bezeichnung gab. Parallel ist der Begriff auch von anderen TanzpädagogInnen verwendet worden. Das ursprünglich griechische Wort wurde lange unterschiedlich geschrieben. Erst im Jahr 1925 setzte sich die heute ausschließlich verwendete Schreibweise Eurythmie durch. Die Wurzeln des Begriffes liegen in der griechischen Kunsttheorie, aber auch in den klassizistischen und romantischen Traditionen Deutschlands.