Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Vorspiel
1. Strophe
2. Strophe
3. Strophe
4. Strophe
5. Strophe
6. Strophe
7. Strophe
8. und letzte Strophe
Nachspiel
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2102
Die Hand der Vorsehung
Sie sind die unschlagbaren Vier – und fürchten weder Piraten noch Terraner
von Leo Lukas
Auf den von Menschen besiedelten Planeten der Milchstraße schreibt man das Jahr 1306 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, dies entspricht dem Jahr 4893 alter Zeit. Eigentlich weisen alle Anzeichen auf eine friedliche Entwicklung der Erde und der gesamten Liga Freier Terraner hin. Perry Rhodan konnte mit aktiver Hilfe der anderen »Unsterblichen« die letzten großen Gefahren beseitigen, wenngleich unter großen Opfern. Die negative Superintelligenz SEELENQUELL, ein vergleichsweise junges Geisteswesen mit großer Macht, wurde besiegt, die unterjochten Völker der Menschheitsgalaxis bekamen ihre Freiheit zurück.
Geschwunden sind jedoch nicht die Spannungen zwischen den Großmächten der Milchstraße. Vor allem das Reich der Arkoniden unter Imperator Bostich I., dem weit über zehntausend Planeten angehören, setzt weiter darauf, die unangefochtene Supermacht der Galaxis zu werden. Zum Zankapfel könnte sich wieder einmal der Hayok-Sternenarchipel entwickeln, eine Ansammlung von Planetensystemen, die praktisch zwischen Terra und Arkon liegen.
Doch dann bekommt ausgerechnet diese Region Besuch, der aus dem bislang unbekannten Reich Tradom und durch das Sternenfenster anreist. Trah Rogue, der Konquestor, bezeichnet die Milchstraße als neues Territorium des Reiches.
Recht schnell kommt es zu weiteren Kontakten zwischen den Galaxien. Verantwortlich dafür ist unter anderem DIE HAND DER VORSEHUNG ...
Roxo Quatron – Der »Schnellschnapper« der Jankaron setzt sich gegen alle Widerstrebungen durch.
Itchi Cultega, Vett Burmer und Kiv Aaterstam – Drei Helden der Jankaron fürchten weder Tod noch Shuftarr.
Wixelhirnz – Ein Handelspartner der nicht immer angenehmen Art.
1.
Sie waren vier, wie's keine and'ren
Gab in Virginox.
Sie räumten auf mit allerhand
Gesindel und Gesocks.
Sie kämpften hart und listenreich.
An Mut tat's ihnen niemand gleich
Im ganzen Sternenreich.
Ho, bei Yabaal –
Im ganzen Sternenreich!
2.
Sie fürchteten die Qualen nicht,
Den Schmerz der Transition. Ihr stolzes Schiff beherrschten sie
In höchster Perfektion.
Man nannte sie im ganzen Land,
Weil wahre Freundschaft sie verband,
Die »Vierfingrige Hand«.
Ho, bei Yabaal –
Die »Vierfingrige Hand«!
3.
Von PERUZ bis Kischario
Tagein, tagaus besang
Man ihre Kühnheit, ihren Scharfsinn,
Ihren Tatendrang.
Und wenn sie aus dem Weltenall
Zurückkehrten, dann jedes Mal
Mit Schätzen sonder Zahl.
Ho, bei Yabaal –
Mit Schätzen sonder Zahl!
4.
Verschwunden waren plötzlich sie,
Ganz ohne jede Spur.
Wir wissen nicht, wo, wann und wie,
Was ihnen widerfuhr.
Ihr Schicksal, das kennt keiner hier.
Doch rühmen und verehren wir
Die »Unschlagbaren Vier«.
Ho, bei Yabaal –
Die »Unschlagbaren Vier«!
Die Ballade von der Hand der Vorsehung (stark gekürzte Fassung)
Vorspiel
Die Pest von Virginox
Gavvum fiel vor Schreck der Grog aus der Pranke.
Der Krug zerbrach an der Kante des Instrumentenpultes. Tropfen heißer, klebriger Flüssigkeit spritzten durch die Zentrale. Llurck brüllte auf, weil etwas davon in eines seiner Augen gelangt war. Ausgerechnet in das gesunde!
Blindlings drosch er mit dem Schwanz in Gavvums Richtung. Der zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein, deutete mit allen sechs Armen zugleich auf den Orterschirm und kreischte, so schrill er konnte, um das Geheul der Sirene zu übertönen: »A'arm! Fremdes Raumschiff in weniger a's einer 'ichtsekunde Entfernung!«
Endlich kam auch Moolkwetz, der im Pilotensitz gedöst hatte, zu sich, blinzelte verärgert, setzte sich auf und tappte nach seiner Beinprothese.
»Auswertung!«, fauchte er, während er den Gehbehelf in das Verbindungsstück an seinem linken vorderen Oberschenkel schraubte. »Und schaltet verdammt noch einmal die verdammte Warnblinkanlage ab, ihr verdammten Schlafmützen, verdammt!«
Zustzscha blies verächtlich Rauch aus den Nüstern und drückte betont lässig eine Taste nach der anderen, bis das Alarmsystem verstummte. Das war wieder einmal typisch. Grog saufen und Sprüche klopfen, das konnten sie, die Herren Piraten – aber kaum passierte etwas Unvorhergesehenes, schmissen sie die Nerven weg.
Obwohl ...
Je mehr Analyseergebnisse der Rechner auf ihre Bildschirme projizierte, desto aufgeregter wurde auch sie.
Der fremde Raumer war geradezu unglaublich nahe an den zwölf Schlachtschiffen der Red Chy materialisiert – und raste jetzt mit 39 Prozent Lichtgeschwindigkeit mitten in ihren locker gestaffelten Pulk hinein.
Er war eiförmig, um mehr als die Hälfte kleiner als die Piratenschiffe, und nach den Emissionen der Triebwerke zu schließen ...
»Das sind Jankaron!«, rief Zustzscha.
Nach einem kurzen Moment verblüfften Schweigens brandete vielstimmiger Jubel auf.
Llurck, dessen Auge mittlerweile durch zwei seiner Frauen gesäubert worden war, beugte den mächtigen Schädel zum Mikrofon hinunter und blaffte: »Flottenkommandant an alle: Schießt den Eierkahn schrottreif! Aber zielt genau, hört ihr? Dass mir nicht wieder die halbe Ladung beschädigt wird! In diesem Sinne: Feuer frei!«
Mit hysterischem Gefuchtel sämtlicher Arme machte Gavvum auf sich und seinen Orterschirm aufmerksam. »Sie haben den Kurs geändert! Sie versuchen zu f'üchten!«
Moolkwetz kicherte. »Verdammt hübsches Manöver, das muss man den verdammten Galgenvögeln lassen. Aber es wird ihnen verdammt wenig nützen.«
Zustzscha sah, was er meinte. Die Jankaron hatten zwar, obwohl sie vom Transitionsschock schwer betäubt gewesen sein mussten, um vieles schneller als die Piraten auf das unerwartete Zusammentreffen reagiert und ihr Schiff auf einen waghalsigen Ausweichkurs gezwungen.
Doch ihr Kursvektor war dem des Red-Chy-Konvois immer noch sehr ähnlich und auch ihre Geschwindigkeit annähernd dieselbe.
»40 Prozent 'icht ... 42 ... 45 ...«, meldete Gavvum.
»Was brauchen diese Eier, um transitieren zu können?«, knurrte Llurck.
Zustzscha hatte die Daten längst vor sich. »Die benötigen als Eintauchgeschwindigkeit mindestens sechzig Prozent Licht. Und sie haben die bei weitem schwächeren Impulstriebwerke.« Llurck grunzte. Jene drei Red Chy, die dem Eiraumer am nächsten waren, eröffneten in diesem Moment das Feuer.
Zustzscha zog scharf die Luft ein. Was war das? Die Thermosalven aus der MONDAXT und der MEUCHLERIN verfehlten das jankarische Schiff, und noch dazu, wenn man der Darstellung des Rechnerverbunds trauen konnte, überraschend klar! Wer immer es steuerte, hatte das Ei präzise im richtigen, einzig möglichen Moment verrissen – ganz so, als hätte er gespürt, wann die Kanoniere den Auslöser betätigen würden.
»Achtundvierzig Prozent ... neunundvierzig ... ba'd fünfzig ...«
Die Zielpositroniken der BLUTSCHWESTER rechneten merklich genauer. Aber auch ihre Salve lag daneben, wenngleich nur knapp.
»Verdammte Warmblüter, verdammte!«
Am plötzlich spürbar heftigeren Vibrieren des Bodens erkannte Zustzscha, dass Moolkwetz auf Vollschub gegangen war. Nur noch Llurcks Flaggschiff, die in ganz Virginox gefürchtete SPERRSTUNDE, konnte dem Jankaron den Fluchtweg verlegen.
»... einundfünfzig ... zweiundfünfzig ... dreiundfünfzig ...«
Zustzschas Rechner hatte das Zielobjekt im Visier. Wie immer im Zustand höchster Erregung, spielten die Spitzen ihrer gespaltenen Zunge nervös um ihre Nüstern.
»... vierundfünfzig ... fünfundfünfzig ...«
Jetzt hätte jeder andere abgedrückt. Doch Zustzscha wartete den Bruchteil eines Augenblicks länger – und hieb exakt im selben Moment, in dem der Eiraumer ausbrach, mit beiden Fäusten auf den Feuerknopf.
Die Positronik, die ihr Ziel schon verloren gehabt hatte, erfasste es erneut. Ungeheure Mengen an lichtwellenverstärkter, elektromagnetischer Strahlung des nicht sichtbaren Infrarotbereichs schlugen, lichtschnell und ultraheiß, in den gegnerischen Schutzschirm.
Der flackerte. Flackerte nochmals, flackerte heftiger – und hielt.
»... sechsundfünfzig ...«
»Verdammte Hölle und höllische Verdammnis!«, zeterte Moolkwetz.
»... sechsundfünfzig ...«
Zustzscha blickte auf die Ladeanzeigen ihrer Geschützbatterien. Die roten Balken waren bereits wieder über halb und stiegen kontinuierlich weiter.
»... sechsundfünfzig ...«
»Warum wird er nicht mehr schneller?« Llurcks Schwanz trommelte auf den ohnehin bereits bedenklich verbeulten Boden der Zentrale.
Pfeifend ließ Zustzscha Dampf ab. Ihre Zunge verschwand, ihre vier Schultern entkrampften sich. »Weil die Salve teilweise durchgeschlagen hat«, sagte sie triumphierend. »Weshalb sie die Transition abgebrochen haben. Und jetzt das gesamte Manöver neu berechnen und einleiten müssen, wofür sie einige Zeit brauchen werden.«
»Die verdammt alte verdammte Echse hat verdammt ausnahmsweise einmal verdammt recht!«
»Unverändert sechsundfünfzig Prozent 'icht ...«
»Klappe, Gavvum! Llurck an alle Einheiten: Das dicke Ei kommt nicht mehr rechtzeitig weg. Aufschließen, Halbkugelschale bilden, fertig machen!«
Er lachte dröhnend. Seine Frauen, die ihm nur knapp bis zur Hüfte reichten, applaudierten begeistert, dann rannten sie um frischen Grog.
Die BLUTSCHWESTER war als Erste heran und nun traf auch sie.
*
»Wie lange noch?«, fragte der Kapitän der Jankaron.
»Zu lange«, antwortete die Pilotin.
»Und der Schirm?« Das galt dem Bordingenieur.
»Nicht lang genug.«
»Ich nehme an, ein Gegenschlag wäre wenig zielführend?«
»Sinnlos«, bestätigte der Waffenmeister.
»Wenn dem so ist«, sagte der Kapitän ruhig, »sind wir verloren. Außer ...«
»Außer?«
»Außer wir springen den Hikup.«
*
Zustzscha synchronisierte die Thermogeschütze der SPERRSTUNDE und fünf weiterer Red Chy per Überrangbefehl und visierte mit deren geballter Feuerkraft ein und denselben Punkt auf der energetischen Schutzhülle des Beuteschiffes an.
Da sie ihre Geschwindigkeit inzwischen dem antriebslosen Jankaron-Raumer perfekt angeglichen hatten, war das eine einfache Übung. Die Schiffe standen einander ja scheinbar unbeweglich gegenüber – auch wenn sie in Wirklichkeit, immer noch unvorstellbar weit voneinander entfernt, mit 168.000 Kilometern pro Sekunde dahinrasten.
»Sei vorsichtig, Kleine«, grollte Llurck. »Mach sie mir nicht zu sehr kaputt! Sind verdammt gute Händler, diese neureichen Fiederlinge! Wer weiß, was die alles geladen haben.«
Widerwillig setzte Zustzscha die bereits eingestellte Gesamtleistung der Geschütze um ein Fünftel herab. Wo der fette Saurier Recht hatte, hatte er Recht, auch wenn alles in ihr nach Totalvernichtung gierte.
»Wenn es mir Spaß machen würde, kleinweise am lebenden Objekt herumzuschnetzeln, wäre ich Chirurgin geworden und nicht Kanonier«, maulte sie, bevor sie die zerstörerischen Strahlen auf ihre lichtschnelle Reise schickte. Zischte dann aber dennoch leise auf, als der feindliche Schutzschirm um einiges früher als erwartet zusammenbrach. Rasch beendete sie den Beschuss.
Nahezu gleichzeitig empfing Gavvum eine Hyperfunknachricht. Sie bestand nur aus zwei Wörtern, aber nicht einmal die konnte er richtig aussprechen: »Wir kapitu'ieren!«, las er von einem seiner Schirme ab.
»Feuer einstellen!«, brüllte Llurck überflüssigerweise. Dann stampfte er mit den Säulenbeinen auf, dass die Zentrale bebte, und rieb sich die im Verhältnis zum Rest des Körpers lächerlich kleinen Hände.
»Meine werten Herren Spießgesellen, Plünderbuben und Raubgenossen«, röhrte er ins Mikrofon, »das Rührei ist aufgeschlagen. Lasst es uns in die Pfanne hauen! Enterkommandos ausschleusen! Und für die ruhmreiche Besatzung der SPERRSTUNDE – Grog, bis ich halt sage!«
Das wurde natürlich mit großem Gejohle aufgenommen.
»Zum Woh'!«, rief Gavvum, sobald er einen neuen Krug erhalten hatte. »Prost, auf den unbesiegbaren Sch'achten'enker 'urck!«
Der sonnte sich in der Bewunderung seiner Mannschaft, warf sich auf seiner Kommandoplattform in Positur, rückte seine beiden Augenklappen zurecht und richtete das dritte, gesunde Auge in die unendlichen Fernen des Alls. Zustzscha konnte sich denken, was ihm gerade durch den hornigen Kopf ging. Ein Schiff der Jankaron ...
Die Jankaron galten unter den raumfahrenden Nationen von Virginox als die Emporkömmlinge der letzten Zeit. Ihr erster Kontakt mit den anderen Zivilisationen des Kugelsternhaufens lag erst wenige Jahrzehnte zurück – und dennoch machten sie bereits Anstalten, die alteingesessenen Völker technologisch zu überholen. Dabei besaßen sie, so sagte man, nicht einmal zwei Dutzend überlichtschneller Raumschiffe.
Aber diese vogelköpfigen, widerlich dürren Zweibeiner waren so unverschämt unverbraucht und findig! In Rekordzeit hatten sie die in Virginox gebräuchliche Technik assimiliert, zu ihrer eigenen gemacht – und nicht selten verbessert.
Es wurde geraunt, dass inzwischen sogar ein hohes Kopfgeld auf jeden einzelnen Jankaron ausgesetzt war. Offiziell wusste natürlich niemand, von wem, aber wer sonst sollte dahinter stecken als die mächtigen Shuftarr von Tatas II?
Bis jetzt war es keinem gelungen, diese Prämie einzustreichen. Noch nie war ein Schiff der Jankaron aufgegriffen worden – und die Position ihrer Heimatwelt galt als bestgehütetes Geheimnis von Virginox.
Kein Wunder, dass Llurck sich die schuppigen Hände rieb. Und seine Soldaten in den vorsichtig auf den eiförmigen Flugkörper zusteuernden Beibooten zu höchster Eile antrieb.
Denn inzwischen hatten auch die anderen Kapitäne, die ihrem eher schlecht als recht akzeptierten Befehlshaber an Gier um nichts nachstanden, Entermannschaften losgeschickt, obwohl Llurck es ihnen ausdrücklich untersagt hatte. Aber was sollte er tun? Auf die eigenen Leute schießen lassen?
Schon wimmelte es in Zustzschas Computerbild derart von kleinen Einheiten zwischen dem Konvoi und dem Eiraumer, dass ...
Zustzschas Zunge schnellte aus ihrem Mund. Ihr war, als hätte man sie mit flüssigem Teer übergossen. »Die bluffen!«, rief sie gellend, doch im selben Moment geschah es auch schon.
Llurcks geschlitzte Pupille weitete sich. Fassungslos stierte er auf den Hauptbildschirm. »Die Ja... die Jaja...«, stammelte er, »die Jankaron – sie beschleunigen!«
»Aber hopp'a! Und eher f'ott als 'angsam!«, fügte Gavvum hinzu.
Dieses Mal hatte er seinen Krug rechtzeitig aufgefangen, doch dafür erwischte ihn Llurcks Schwanz voll. Jammernd purzelte er quer durch die Zentrale.
»Was zum ...!«, brüllte Llurck, nachdem er sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte. »Feuern! Sofort! Aus allen Rohren! Nein, aus, Kommando zurück! Halt! Nicht schießen! Geht ja nicht. Weil diese Sumpfdeppen im Weg sind! Ausschwärmen! Ausschwärmen! Und ihr in den Beibooten, macht die Schussbahn frei!«
Aber die Jankaron, die jetzt wie zum Hohn auch den Schutzschirm wieder hochfuhren, hielten die schwerfälligen Raumboote der Enterkommandos geschickt zwischen sich und dem Pulk der Piraten, während sie die Distanz zu ihren Verfolgern rapid vergrößerten.
Der Kanonier der HENKERSTOCHTER vergaß als Erster seine Skrupel und jagte ihnen ohne Rücksicht auf Verluste eine schwere Thermosalve hinterher. Prompt streifte er stattdessen den schwachen Schirm eines Beiboots der ERBTANTE, worauf im Funk der Piratenschiffe endgültig das Chaos regierte.
»Verdammich verdammt noch mal!«
Trotz ihrer überlegenen Triebwerke brauchte auch Moolkwetz viel zu lang, bis er sie aus dem Durcheinander und in eine brauchbare Schussposition manövriert hatte. Zustzscha konnte zwar noch einen einzelnen Treffer landen, doch das jankarische Schirmfeld hielt ihm problemlos stand – und dann war das Schiff ebenso plötzlich verschwunden, wie es zuvor aufgetaucht war.
Moolkwetz raufte sich den Zackenkamm. »Und so was nennt sich die Pest von Virginox! Was für eine verdammte, verdammte, verd...«
Llurcks muskulöser Schwanz wickelte sich um den Hals des Steuermanns, drückte ihm die Luft ab und hob ihn ruckartig vor das wutverzerrte Gesicht seines Anführers.
»Sag dieses Wort noch ein einziges Mal«, grollte Llurck, »und du frisst dein Holzbein!«
Feierzeit
Das Schiff der Jankaron trug den Namen KELTAMMER. Das bedeutete in ihrer Sprache, dem Jannik, sowohl »Vorsehung« als auch »Vorsicht«. Es maß an der längsten Stelle 64 Yabaal, und 64 Jankaron taten darauf Dienst.
Der Name des Kapitäns, der alles auf eine Karte gesetzt hatte, war Roxo Quatron.
Die Pilotin, durch deren Flugkünste die Flucht doch noch gelungen war, nannte sich Itchi Cultega.
Der Bordingenieur, der die vom Thermotreffer angerichteten Schäden in schier unmöglich kurzer Zeit behoben hatte, hieß Vett Burmer.
Nur Kiv Aaterstam, der Waffenmeister, hatte wieder einmal untätig daneben gesessen.
Und war stolz darauf! Sein ganzes Leben lang hatte er seinen Schülern eingeschärft, dass die wahre Kunst des Kampfes darin bestand, Gewalt möglichst zu vermeiden. Durch Einsatz der vier jankarischen Kardinaltugenden: Voraussicht, Intelligenz, Kreativität und Mut.
Kiv Aaterstam war stolz auf sein Volk, auf seine Schüler und ganz besonders auf die Crew dieses Schiffes.
Obwohl in größter Not und höchster Eile eingeleitet, war die Transition der KELTAMMER erfolgreich verlaufen – ein weiterer Beweis dafür, dass niemand im Sternhaufen diese hochkomplizierte Technologie perfekter beherrschte als sie, die Jankaron.
Auch mit dem grässlichen Entzerrungsschmerz und der anschließenden Bewusstlosigkeit – immerhin hatte der Sprung über die gewaltige Distanz von 16 Lichtjahren geführt – wurden sie schneller fertig als jedes andere ihnen bekannte Volk.
Lässig und beiläufig, als wären sie nicht gerade um Flaumfederbreite dem Tod entgangen, bestimmten Roxo und Itchi ihre Position.
»37,549 Lichtjahre von Virginox-Zentrum.«