Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2110
Der Gute Geist von Wassermal
Ein mysteriöser Fund in der SOL – und ein Duell in der Todeszone
von H. G. Ewers
Seit die SOL zum ersten Mal in die Unendlichkeit aufgebrochen ist, hat das Hantelraumschiff geradezu unglaubliche Reisen durch Raum und Zeit zurückgelegt. Daran hat sich auch nichts geändert, nachdem Perry Rhodan »sein« Schiff aus den Händen Shabazzas befreien konnte.
Unter der Expeditionsleitung des Arkoniden Atlan wurde die SOL mit ihrer Besatzung zuletzt in die Galaxis Segafrendo verschlagen – und zugleich 18 Millionen Jahre in die Vergangenheit. In dieser Zeit wurden die Menschen an Bord des Raumschiffs Zeugen eines grauenvollen Krieges und der Geburt einer Superintelligenz.
Im Land Dommrath, in das die SOL anschließend durch einen Mega-Dom transportiert wurde, lernten Atlan und seine Begleiter eine Kultur kennen, die eine ganze Galaxis umspannt und sich dem Frieden verschrieben hat. Sie stießen auf die Dunkle Null und stellten fest, dass dieses seltsame Gebilde namens ZENTAPHER als Chaotender zu den mächtigen Waffen der Chaosmächte gehörte.
Nachdem die gigantische Bedrohung des Landes Dommrath und auch der Milchstraße abgewehrt werden konnte, steht eine neue Reise bevor: in die ferne Galaxis Wassermal und zu den Pangalaktischen Statistikern. Als sie dort eintreffen, hat Atlan eine merkwürdige Begegnung mit einem fremden Wesen – es ist DER GUTE GEIST VON WASSERMAL ...
Atlan – Der Arkonide muss sich einem ganz seltsamen Duell stellen.
Sershan Contagi Peiragon – Der ehemalige Krieger der Kosmokraten kämpft um seine Zukunft.
Tagira – Die seltsame Frau zieht zwei Männer in ihren Bann.
Zwischen Sein und Nichtsein
Es gab nichts außer mir.
Eine unbekannte, unbegreifliche Macht musste mich aus einem halbwegs geordneten Dasein gerissen haben.
Wie sonst ließe sich erklären, dass mich ringsum pechschwarze Dunkelheit umgab und dass nicht der leiseste Laut die permanente Stille durchbrach?
Das absolute Nichts ...
Im Universum gibt es kein absolutes Nichts.
Das war typisch für meinen Extrasinn: schulmeisterlich und von oben herab. Als ob ich nicht wüsste, dass es im Universum kein absolutes Nichts gibt. Aber es wäre ja möglich, dass ich mich außerhalb des Universums befände.
Das Universum schließt alles ein und nichts aus.
Vergiss es! Ich schüttelte diese Überlegungen ab. Sie waren abwegig und unfruchtbar. Immerhin hatten sie mir bewiesen, dass ich existierte – zumindest mein Geist.
Atlan – Kristallprinz von Arkon, Admiral, Einsamer der Zeit, Imperator von Arkon, Regierender Lordadmiral und was weiß ich noch alles!
War ich tot?
Ich konzentrierte mich und versuchte, mich an das zu erinnern, was dem gegenwärtigen Zustand vorausgegangen war.
Alarmsirenen!
Wovor hatten sie gewarnt? Was war die Ursache des Alarms und des jetzigen Zustands gewesen? Was war diesem körperlosen Schweben im scheinbaren Nichts vorangegangen?
Ein Durcheinander aller möglichen Geräusche – und noch viel mehr. Die SOL!
Das war es! Ich war mit der SOL unterwegs – und zwar mit einem Überlichtfaktor von 120 Millionen ihres Hypertakttriebwerks im Anflug auf die Galaxis Wassermal. Dort wollten wir – wer waren wir? – Kontakt zu den ominösen Pangalaktischen Statistikern aufnehmen. Diese Leute wussten angeblich Bescheid über die Geheimnisse der Thoregons, auf deren Spuren unsere Expedition durch Raum und Zeit vorangetrieben wurde.
Aber warum sah und hörte ich dann nichts von der SOL, wenn ich mich im Innern des Hantelschiffes befand?
Grelles Licht explodierte in meinem Gehirn. Mit einem Mal war der Eindruck, körperlos im Nichts zu schweben, vorüber.
Ich spürte meine Körperlichkeit. Ich öffnete die Augen.
Und wurde mit der nächsten Überraschung konfrontiert.
Da war nichts von einer SOL! Nichts von einem alles behütenden Raumschiff!
Über mir spannte sich ein gleißender Sternenhimmel. Das war jedenfalls mein erster Eindruck. Nach und nach verarbeitete ich mit Hilfe meines Wissens und meiner Erfahrungen – sowie mit Unterstützung meines Extrasinns – die optischen Eindrücke und kam zu einer immer konkreteren Definition.
Ich sah genau über mir die von zerfasertem Hell und Dunkel markierte Kante einer Galaxis – offenbar einer Galaxis vom Sa-Typ, deren Zentralbereich erheblich ausgedehnter war als der von Andromeda. Dafür besaß sie hauptsächlich eng anliegende Spiralarme. Solche Galaxien setzten sich erfahrungsgemäß meist aus älteren Sternen zusammen; neue Sterne pflegten nur in unregelmäßigen Abständen zu entstehen.
Immerhin aber nahm die Sterneninsel über mir einen großen Teil des Firmaments ein. Der unregelmäßige Schwarm kräftiger Lichtpunkte darum herum bestand aus einem wahren Meer von Kugelhaufen, die für Galaxien vom Sa-Typ besonders charakteristisch waren.
Die Struktur dieser Sterneninsel war mir vertraut, denn die SOL war Jahr um Jahr auf sie zugeflogen. Bei der Galaxis, die ich über mir sah, konnte es sich nur um Wassermal handeln. Da war ich mir absolut sicher.
Doch wo war die SOL?
Nicht hier jedenfalls. Immerhin aber sollte sie sich in der Nähe befinden – Nähe nach kosmischen Maßstäben.
Mit Hilfe meines Extrasinns und meines fotografischen Gedächtnisses vermochte ich sogar grob zu ermitteln, dass mein derzeitiger Standort weiter von Wassermal entfernt war als die SOL – und dass der Betrachtungswinkel nicht mehr übereinstimmte.
Folglich musste der wie auch immer geartete Transport mich nicht geradlinig fort von der SOL und Wassermal gebracht haben, sondern parallel zu dieser Galaxis. Schätzungsweise war ich derzeit zirka zehntausend Lichtjahre von dem Hantelschiff entfernt. Zwar wäre es mir schwer gefallen, diese Annahme mit konkreten Fakten zu untermauern, aber bei solchen Schätzungen konnte ich mich recht gut auf meinen sechsten Sinn verlassen.
Ich lag horizontal ausgestreckt, war aber nicht schwerelos, folglich musste ich mich auf der Oberfläche eines Himmelskörpers mit natürlicher Schwerkraft oder eines Objekts mit künstlicher Schwerkraft befinden. Mit ungefähr einem Gravo Schwerkraft, das konnte ich aus Erfahrung beurteilen.
Ich richtete mich auf, drehte mich. In kniender Haltung musterte ich meine Umgebung.
Als Erstes stellte ich fest, dass ich auf losem Kies kniete. Gelbbraune Kieselsteine von der Größe einer Murmel bis zu Eigröße bildeten einen etwa sechs Meter hohen Hügel, der sich mitten aus einer gut dreißig Meter durchmessenden Kiesfläche erhob. Bergaufwärts blickte ich auf einen breiten Kiesweg, der in Serpentinen durch einen fremdartigen Park nach oben führte. Fremdartig war allerdings nur die Pflanzenwelt – geheimnisvoll, bedrohlich und von abweisender Kälte –, die Architektur dagegen erinnerte mich in vielen Dingen an die Architektur anderer künstlich angelegter Parks, die ich gesehen hatte.
Nach unten hin schien der Berg im freien Weltraum zu enden – und nach oben zu mochte er sich steil bis in etwa vier Kilometer Höhe zu erstrecken und endete wahrscheinlich kegelförmig in undurchsichtigem Dunst oder Hochnebel.
Zweifellos existierte ein die Atmosphäre haltendes Energiefeld, denn ich konnte trotz offener Bordkombination ganz normal atmen und empfand die Luft weder als zu warm noch zu kalt.
Aber war das alles Realität – oder wurde mir alles nur vorgegaukelt?
*
Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Fülle der fremdartig-unnahbaren Vegetation, die diesen im All schwebenden Berg überzog – und plötzlich schweifte mein Bewusstsein ab wie in einem Traum ...
In eine andere Welt ...
In eine vertraute Welt.
Sie wirkte real und gegenwärtig – und konnte doch nur die Rückspiegelung einer Erinnerung sein.
Suchte mein Unterbewusstsein nach einem Rettungsanker, weil sich die Ereignisse dem logischen Verstehen entzogen?
Und doch: Es war absolut wirklich. Zumindest stammte es aus dem Fundus meines fotografischen Gedächtnisses.
Jedes Mal, wenn ich Zitonie Kalishans Reich betrat, fühlte ich mich in eine andere Welt versetzt. Und das traf auch jetzt zu.
Wobei es keine richtige »Welt« war, kein natürlich entstandener Himmelskörper, der seine Sonne umkreiste. Es war kein Planet, sondern das Innere der SOL, des legendären Hantelschiffes der Menschheit.
Eine kolossale technische Monstrosität, ein zugleich grauenhafter und erhebender Albtraum. Licht und Dunkelheit vermischt, total unmenschlich und dennoch voller Menschlichkeit und Geborgenheit – ein durchs All rasendes Maschinenungeheuer, das zahlreichen intelligenten Lebewesen Heimat war und optimalen Schutz bot.
Derzeit bewegte sich das Hantelschiff im Hypertakt auf die Galaxis Wassermal zu – eine eigentlich unvorstellbar große Strecke, auf der zudem Pannen geschahen. Die SOL war keine Welt. Sie war ein gigantischer, mit beinahe perfider Perfektion funktionierender Schrotthaufen.
Ich holte tief Luft und betrat den sonnendurchfluteten Grasweg, der sich schnurgerade unter einer von Rosen berankten Pergola hinzog. Die warme, mäßig feuchte Luft war von einem Duft erfüllt, der ein tiefes Glücksgefühl erzeugte.
Balsam für die Seele ...!
Mein Logiksektor war wieder einmal vorwitzig. Er hatte zwar Recht, aber im Grunde genommen war er für Gefühle nicht zuständig.
Ich wollte deine Gedanken nur wieder auf die Reihe bringen. Sie konzentrierten sich eben noch auf die Definition des Begriffes Welt.
Ich lachte spöttisch. Du bist der gute Hirte, ich weiß.
Der Logiksektor mochte es nicht, wenn meine Gedanken abschweiften. Natürlich hatte er Recht. Doch das galt für den Normalfall.
Folglich nicht für jetzt. Denn war es etwa normal, wenn ich alter Arkonidenadmiral und ehemaliger Imperator mich von Gefühlen umgarnen ließ, die eigentlich irreal waren?
Und dass ich den Rosengarten unserer reizenden Kamashitin sogar als Welt empfand, obwohl er nicht auf einem Planeten lag, sondern im Innern einer gigantischen Weltraummaschinerie?
Unwillkürlich holte ich tief Luft, dann schritt ich über den Grasweg bis ans Ende der Pergolen – und befand mich plötzlich in einer ganz anderen Landschaft.
Ein kleiner Bach mit plätscherndem Wasserfall, der in steingestützten Ufern zahlreichen Pflanzen zu ihrer wahren Wirkung verhalf. Allein die vor mir liegende Strecke von vielleicht zwölf Metern schluckte bereits eine endlose Fülle von Münzkraut, Funkien, Taglilien, Ligularien, Ufergräsern, Vergissmeinnicht, Farnkräutern und weißen Astilben, Sumpfdotterblumen und Tafelblatt.
Alles das lag unter einem warmen goldenen Schimmer – wie die Landschaft einer wirklichen Welt.
Ich legte den Kopf in den Nacken und blinzelte in das warme gelbe Leuchten, das von der Kugelkappe der Erholungslandschaft der SOL-Zelle 1 ausging. Die kugelschalenförmige Halle durchmaß in ihrer Ebene 800 Meter und war im Zenit 120 Meter hoch. Das wäre schon für eine kontinentale Gartenschauhalle auf Terra groß gewesen. Hier wirkte sie riesig, denn ihre Grenzen waren durch landschaftsarchitektonische und gärtnerische Formgestaltungen so kaschiert, dass man meinen konnte, die Landschaft erstrecke sich auf einem erdähnlichen Planeten von Horizont zu Horizont.
Zu meiner Rechten wand sich eine schmale Treppe um den Wasserfall herum. Ich stieg hinauf und fand mich am sumpfigen Ufer eines Baches wieder. Neben zahllosen anderen Pflanzen erkannte ich ganze Vegetationsinseln blühender hoher Tibetprimeln. Ich fühlte mich eigentümlich berührt. Das mochte daran liegen, dass ich Jahrtausende in allen Gegenden Terras verbracht hatte – auch in Tibet.
Nach etwa zwanzig Schritten stieg ich eine andere Treppe zur Rechten hinab, überquerte eine geschwungene »japanische« Brücke und bekam nach weiteren zwanzig Schritten den Blick frei auf einen kleinen See, dessen Oberfläche sich in einer spürbaren Brise kräuselte.
Mit einem Mal packte mich die Sehnsucht nach dem Meer. Zwar war dieser See alles andere als ein Meer, doch in meiner Phantasie verwandelte er sich plötzlich in eine stille Lagune, die hundert Meter vor mir zwischen Palmen an einem fast weißen Sandstrand endete, hinter dem aus unergründlicher ozeanischer Weite Welle auf Welle einer donnernden Brandung heranrollte ...
Ein paar Sekunden kämpfte ich gegen die Versuchung an, dann gab ich nach.
Ich streifte meine Bordkombination ab, stieg vorsichtig ins Wasser – denn ich wusste ja nicht, wie tief es war und ob sich harte Gegenstände unter seiner Oberfläche verbargen –, watete hinaus und ließ mich ganz hineingleiten, als es sich als tief genug erwies.
Ich bewegte mich etwa zehn Meter im Kraulstil vorwärts, danach drehte ich mich auf den Rücken und schwamm im Droghnorstil weiter.
Selbstverständlich hatte ich die Seerosen mit ihren cremefarbenen Blüten gesehen, dennoch wunderte ich mich darüber, dass sie mich beim Schwimmen behinderten. Sie wuchsen nicht einmal zu dicht, doch ihre großen Blüten erhoben sich bis zu einem Meter über den Wasserspiegel. Als ich mit einer Schulter einen Blütenstiel anstieß, drehte ich mich vorsichtig herum, denn ich wollte ja keine Schäden verursachen.
Im nächsten Augenblick zuckte ich heftig zusammen, denn ein gellender Schrei flog mir wie ein Peitschenhieb um die Ohren.
Die darauf folgende Schimpfkanonade verblüffte mich so sehr, dass ich unterging und einen halben Liter Wasser schluckte.
Ich tauchte sofort wieder auf, spie einen Wasserstrahl aus und sah mich ärgerlich um, obwohl es im Grunde genommen völlig klar war, wer hier schimpfte und warum.
»Das hätte ich nicht für möglich gehalten!«, wetterte eine unüberhörbar weibliche, wenngleich zornbebende Stimme. »Atlan, der Große Atlan, Raumadmiral und Imperator, betätigt sich als Vergewaltiger der Natur und als Zerstörer eines der wunderschönsten Pflanzenkinder, die die ferne Erde hervorbrachte!«
Im ersten Moment war ich verärgert, doch dann sah ich die kleine weibliche Gestalt am Ufer, die sich in ihrer chamäloiden Kalamar-Kombination kaum von ihrer unmittelbaren Umgebung abhob – und plötzlich schämte ich mich so sehr, dass die Erregung mir das Wasser in die Augen trieb.
Wieso brachte sie mich zu einer solchen Reaktion? Besaß sie eine psionische Ausstrahlung?
Unsinn!, meldete sich mein Logiksektor. Es ist die Kombination von Kindfrau und Autorität, die sogar gestandene Männer kuschen lässt.
Zitonie Kalishan, Kamashitin, Leutnant auf der SOL und Chefin der Hydroponischen Gärten und Systeme. Sie war die ideale Besetzung für ihren Posten, denn als Kamashitin war sie in einer Art paranormaler Rückkopplung mit der Natur verbunden – in erster Linie natürlich mit der geheimnisvollen Flora und Fauna ihres Heimatplaneten Kamash, einer Art Kollektivintelligenz, aber auch mit der Natur aller Wälder und Gärten der SOL –, also auch mit den Erholungslandschaften der SOL-Zellen. Die nur 1,39 Meter große Menschin war berühmt-berüchtigt dafür, dass sie jede Verfehlung gegenüber »ihren« Wäldern, Landschaften und hydroponischen Anlagen vehement geißelte.
»Oh, entschuldige, bitte, Zitonie!«, rief ich zerknirscht und bewegte mich behutsam aufs Ufer zu. »Ich bin nicht absichtlich an die Seerose gestoßen.«
»Seerose ...?«, schallte es zurück. »Was bist du bloß für ein Banause, Arkonide! Das ist eine Nelumbo lutea, eine Lotosblume, eine beinahe überirdische Schönheit – zart und zerbrechlich wie eine Elfe, aber dankbar für jede Pflege, die man ihr angedeihen lässt.«
»Tut mir Leid«, sagte ich und richtete mich auf, als meine Füße Grundberührung bekamen.
Zitonie stand starr am Ufer und funkelte mich mit ihren goldfarbenen Augen an. Sie sah keineswegs wie die Furie aus, als die sie sich gebärdete, sondern war trotz ihres schlanken, sehnigen Körpers ausgesprochen weiblich geformt. Ihre mentale Ausstrahlung war noch weiblicher. Zusammen mit ihrer goldbraunen Haut, ihren silberfarbenen Zähnen und Nägeln und ihrem kurz geschnittenen grasgrünen Haar war sie im Grunde genommen eine Schönheit.
Als ich das Ufer erreichte, breitete ich meine Arme aus und rief: »Verzeih mir bitte noch einmal, liebe Zitonie! Ich werde künftig jeden Grashalm deiner Gärten wie einen Augapfel hüten.«
Völlig unerwartet brach sie in glockenhelles Lachen aus, deutete auf mich und sagte glucksend: »Wenigstens hast du ein Minimum an Anstand gewahrt, Atlan.«
Ich wusste nicht sofort, was sie meinte, bis mein Logiksektor »sagte«: Sie macht sich lustig darüber, dass du deinen Slip anbehalten hast. Obwohl er jetzt nass und dadurch eng anliegend ist. Extrem eng!
Ich war ein wenig ärgerlich und verlegen, gleichzeitig aber erleichtert, weil Zitonie mir offenbar verziehen hatte.
Irgendwie musste ich ihr dafür danken – und sei es nur, um meine Verlegenheit zu überspielen, die eigentlich untypisch für mich war.
Impulsiv – geht irgendwann schief!, monierte der Logiksektor.
Sarkasmus ist meine Domäne! dachte ich zurück.
Ich bückte mich, streifte die feingliedrige Kette aus purem Ynkelonium von meinem linken Fußgelenk, die ich vor ein paar Tagen in einer Trümmersektion gefunden hatte, und reichte sie der Kamashitin. Es war eine wirklich wunderschöne Arbeit. Eigentlich hatte ich sie behalten wollen.
»Nimm sie als Beweis meiner tätigen Reue und meiner Sympathie für dich und deine Pflanzenwesen«, sagte ich. »Es wäre mir eine Ehre, wenn du sie tragen würdest. Sie hat einst der Prinzessin eines Sternenreiches gehört.«
Charmeur und Lügner!, spottete der Extrasinn.
Zitonies Augen wurden dunkel wie zwei Waldseen, als sie die Kette entgegennahm, dann wurden sie hell und klar wie ein Sonnenaufgang auf Largamenia.
Sie griff in die kleine Tasche, die sie an ihrem Gürtel trug, holte ein tischtennisballgroßes, aber nicht ganz kugelförmiges Gebilde von grüngoldener Farbe heraus und drückte es mir in die linke Hand.
»Danke, Arkonide«, flüsterte sie geheimnisvoll. »Nimm dafür dieses Rhizom einer Altarhea Samarosah von der Welt der Gudda Girran. Es soll dir Glück bringen.«
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