Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2123
Wahnzeit
Ein Pfauchone ohne Ehre – er treibt die Galaxis an den Rand des Abgrunds
von Ernst Vlcek
Im Dezember 1311 Neuer Galaktischer Zeitrechnung hat die SOL endlich die Galaxis Wassermal erreicht, nach einem Jahre dauernden Flug über die unglaubliche Entfernung von fast 700 Millionen Lichtjahren. Hier hoffen die Besatzungsmitglieder unter dem Kommando des Arkoniden Atlan, endlich weitere Informationen über Thoregon und die Helioten zu erhalten. Immerhin gibt es in der Galaxis Wassermal die Pangalaktischen Statistiker, legendäre Wesen, die unglaubliches Wissen über die Geschichte des Universums angehäuft haben.
Die ersten Hürden konnten genommen werden. Zusammen mit sechs Begleitern hat Atlan es geschafft, die seltsame LOTTERIE zwar nicht zu gewinnen, aber dennoch eine Passage ins Innere der Galaxis Wassermal zu erhalten. Sie haben bereits den Planeten Vision erreicht, auf dem die Pangalaktischen Statistiker residieren. Doch dort werden sie unverhofft in einen innergalaktischen Konflikt verwickelt.
Hintergrund für den Konflikt sind Auseinandersetzungen zwischen den eigentlichen Herrschern der Galaxis, den Pfauchonen. Ein Prinzenkrieger driftet ab in die WAHNZEIT ...
Soner – Der Prinzenkrieger steht einer Unzahl von Feinden gegenüber.
Sihame – Die Ehefrau des Prinzenkriegers versucht ihrem Gemahl zu helfen.
Riddyn – Der Pfauchonische Prophet muss eine unangenehme Weissagung aussprechen.
Anthysaphe – Das Mitglied der Koshy-Shyna führt den Kampf gegen den Prinzenkrieger.
Ronald Tekener – Der Smiler wartet an Bord der SOL auf neue Informationen.
Liebeslied
Ein Jahr bloß musste ich zuwarten, bis ich Soner für immer in die Arme schließen durfte.
Obwohl viel für mich zu tun war, mich auf dieses wunderbare Ereignis vorzubereiten, gab es dazwischen viele Stunden und Tage des Müßigganges. Dies war die Zeit der inneren Einkehr und der bangen Vorfreude, die sich schier zu Ewigkeiten dehnte.
Zwischendurch suchte mein Bruder, Prinzenkrieger Sabal, der Herr des Morgens und Herrscher über die Ukkhar-Kmi, mich immer wieder auf, um mich über den neusten Stand der Verhandlungen zu unterrichten.
»Ich versuche, Prinzenkrieger Soner zu einigen Zugeständnissen zu bewegen«, berichtete er mir. »Aber ich kann ihn einfach nicht dazu bringen, das Hochzeitszeremoniell in meinen Palast zu verlegen.«
Was kümmerten mich solche Details! Da ich doch nur die Sehnsucht hatte, endlich mit dem Mann vereinigt zu werden, den ich liebte, dessen Bild ich stets vor Augen hatte.
Das Bild eines Pfauchonen, der stattlich und bestimmend war und doch auch zärtlich und einfühlsam sein konnte. Dessen Blicke mich umgarnten und förmlich verschlangen und gleichzeitig hätschelten, mir Vertrauen und Liebkosung vermittelten. Ein Pfauchone mit Persönlichkeit und Charisma, aber ohne Dünkel und Herrschaftswahn. Ein starker Mann, dessen größte Stärke es war, anderen Liebe geben zu können. Der mich über alles lieben konnte.
Und diesen einmaligen Pfauchonen hatte ich in Soner gefunden, als er noch der Prinz des Lichts gewesen war.
Ich wollte nichts von den Querelen hören, die irgendwelche Verhandlungen über unwichtige Bedingungen betrafen.
Doch dann war es endlich so weit.
Ich kam als verhüllte Braut nach Kazién, in den Palast des Lichts auf den Hügeln über der Gläsernen Stadt. Begleitet von meinem Bruder Sabal und dessen großem Gefolge. Noch bevor ich meinem zukünftigen Gemahl begegnete, wurden die anderen Prinzenkrieger vorgestellt, die der Einladung zu diesem Fest gefolgt waren. Sie waren alle gekommen, vom Herrn des Schlafes bis zum Herrn des Göttlichen Glücks. Und alle hatten sie Präsente mitgebracht, die diesem Ereignis angemessen waren.
Danach stimmten die Pfauchonischen Propheten ihre feierliche Liturgie an, in deren Verlauf Prinzenkrieger Soner, der Mann meines Lebens, den Thronsaal betrat. Er war prunkvoll gekleidet, und zwei Schwerter in funkelnden Scheiden flankierten seine Hüften. Ich nahm das nur am Rande wahr, denn ich sah nur Soner selbst. Er war jeden Fingerbreit ein Prinzenkrieger. Aber als sich unsere Blicke trafen, da spürte ich Wärme und Zärtlichkeit für mich.
Ich bekam von dem stundenlangen Zeremoniell kaum etwas mit. Ich war wie in einem Rausch. Ich kam erst wieder zu mir, als ich mit meinem Gemahl Soner in einem Beiboot in den Orbit flog, wo wir an Bord seines Schlachtschiffes KIJAKAN gehen wollten.
Ich merkte ihm seine Begierde an, mich endlich in die Arme nehmen zu wollen und sich mit mir zu vereinigen. Aber er hielt an sich, denn unser Flug zum Flaggschiff gehörte zum offiziellen Teil des Hochzeitszeremoniells.
Im Orbit bildeten die rund 100.000 Schlachtschiffe des Prinzenkriegers ein Spalier, jedes mit einem Durchmesser von 1720 Metern. Es dauerte endlos, bis wir mit dem Beiboot das Spalier abgeflogen hatten und in einen Hangar der KIJAKAN schwebten.
Von hier aus brachte mich mein Gemahl per Transmitter geradewegs in seine Gemächer. Und hier ließ er endlich alle Hemmungen fallen und widmete sich nur noch mir. Er war so zärtlich und einfühlsam wie in meinen Vorstellungen.
Seine Hände waren so sanft wie die Flügelschläge von Schmetterlingen, während er mich entkleidete. Er stockte nur einmal. Als ich schon völlig nackt war, wollte er mich auch des goldenen Leibgurtes entledigen, der mich unter den Brüsten umspannte.
Doch da legte ich fest meine Hände darauf und verlangte: »Beraube mich bitte nicht meiner Seele, Soner!«
Seine Hände zuckten zurück. Sein Blick war fragend und wissend zugleich, als er stammelte: »Ist das deine ... krija-thaga?«
»Ja, meine Seele«, hauchte ich.
Pfauchonische Männer der Oberschicht bekamen – wie ich aus meinem Unterricht wusste – bei ihrer Initiierung in den Hinterkopf den buschigen Saltan eingepflanzt, der ihnen die geliehene Seele aus dem Leib saugte. Ihre Seele wurde in einem kleinen Dolch, Mishim genannt, gespeichert, den sie an einer Kette um den Hals trugen.
Pfauchoninnen aber waren keine Saltanträger. Sie erhielten bei ihrer Geburt ihre krija-thaga. Dabei handelte es sich um ihre Nabelschnur, die um die Plazenta gewickelt und so zu einem Bündel geschnürt wurde. Beides wurde in kostbare Tücher geschlagen und im Laufe der Jahre zu einem flachen, vertrockneten Päckchen. Dieses trug die Pfauchonin zeit ihres Lebens am Leib und legte es nie ab. Sie würde sich auch in der Hochzeitsnacht nicht davon trennen.
Soner zeigte Verständnis dafür. Seine kurze Irritation rührte daher, dass er zuvor noch nie eine krija-thaga angefasst hatte. Das entlockte mir ein wohlwollendes Lächeln.
Ich hatte danach das Gefühl, in dieser Nacht empfangen zu haben.
Am nächsten Tag traten wir unseren Hochzeitsflug mit der KIJAKAN an. Soner führte mich zu den bedeutendsten Welten seiner Speiche, wo er zwischendurch manchen Verpflichtungen nachkommen musste. Doch das trübte unser Glück nicht. Meinem Prinzenkrieger verblieb trotz seiner Verantwortlichkeiten viel Zeit, die er dazu nutzte, sich in seinen Gemächern mir zu widmen.
Den Höhepunkt unseres Hochzeitsfluges bildete ein Besuch auf dem Planeten Zabar-Ardaran. Auch wenn wir nicht in den Genuss einer Audienz eines Pangalaktischen Statistikers kamen, so war dieser Besuch ein besonderes Erlebnis. Denn hier auf Vision, der Welt der Statistiker, hatte unser beider Glück seinen Anfang genommen.
Nach diesen Besuchen traten wir den Rückflug nach Kazién an.
»Darf ich dich etwas fragen, Soner?«, bat ich meinen Gemahl.
»Du brauchst mich nicht erst um Erlaubnis zu fragen, wenn du etwas von mir wissen willst, Sihame«, sagte er zärtlich.
»Warum führt uns unsere Hochzeitsreise nicht nach Zoun, der Residenzwelt meines Bruders, und auch nicht in die anderen Speichen?«, wollte ich wissen.
»Mein Vater Marca hat mir ein schweres Erbe hinterlassen«, antwortete Soner geduldig. »Er pflegte nicht nur die Ehrenfehde mit deinem Vater Vaccine, dem einstigen Herrn des Morgens, sondern es gibt weitere Zwistigkeiten mit anderen Prinzenkriegern. Diese sind nicht so schwerwiegend und offenkundig, wie es die Fehde mit der Ukkhar-Kmi war, aber es ist ein überaus sensibles diplomatisches Terrain. Ich konnte nicht auf meiner Hochzeitsreise in die anderen Speichen fliegen ohne vorherige Schlichtungsversuche. Darum sind wir in der Ukkhar-Kaza geblieben.«
Bei unserer Rückkehr nach Kazién erwartete Soner im Palast des Lichts eine böse Überraschung. Vier seiner Minister waren auf schändliche und unehrenhafte Weise ermordet worden. Darunter auch Aldomen, der Minister für planetare Sicherheit, mit dessen Sohn Parkiru Soner eine lebenslange Freundschaft verbunden hatte.
Ihnen war allen der Saltan herausgerissen worden. Und ihre Mishims hatte man zerbrochen.
Schlimmeres konnte einem Pfauchonen von Ehre nicht widerfahren.
Ich begann zu ahnen, dass die Tage des ungetrübten Glücks für meinen Prinzenkrieger und mich vorbei waren.
Schicksalssinfonie
Soner war sofort klar, dass die Morde an den vier Ministern die Handschrift der Koshy-Shyna trugen.
Nicht, dass diese Verbrecherorganisation, die Geißel der Ukkhar seit Pfauchonengedenken, nur auf diese grausame Weise tötete. Das ganz und gar nicht. Das zwei mal achtköpfige Ungeheuer mordete auf vielfältige und eigentlich jede erdenkliche Art und Weise.
Doch war es kein Zufall, dass man seinen vier Ministern die Saltans aus dem Schädel gerissen hatte, so dass sie langsam umkommen mussten und nicht einmal ihre Seelen retten konnten, weil man ihre Mishims zerbrochen hatte.
Auf diese Weise hatte nämlich Soner einst einen hochrangigen Koshy-Shyna bestraft, und zwar den Raumfahrtminister Admiral Hergetoor. Denn dieser hatte der Koshy-Shyna angehört und war wahrscheinlich einer ihrer sechzehn Köpfe gewesen.
Dass man nun auf dieselbe Weise mit vier von seinen loyalen Ministern verfahren war, konnte Soner nur als deutliche Warnung an ihn deuten: Lass uns in Ruhe, dann gewähren wir dir auch deinen Frieden!
Damit erreichte die Koshy-Shyna bei Prinzenkrieger Soner nur das Gegenteil. Sein Zorn war durch diese Tat dermaßen gesteigert worden, dass er am liebsten auf der Stelle den Befehl für eine Totaloffensive gegeben hätte.
Doch Soner bewahrte einen kühlen Kopf. Seine Assassinen standen bereit. Seine Spione und Agenten hatten einiges Material über geheime Mitglieder, Logen und Zellen dieser Verbrecherorganisation zusammengetragen. Aber das war Soner nicht genug. Er brauchte mehr Informationen, um wirkungsvoll gegen das zwei mal achtköpfige Ungeheuer vorgehen zu können und ihm die Mehrzahl seiner Köpfe abzuschlagen, damit sie nicht gleich wieder nachwachsen konnten.
Soner musste sich in diesem Zusammenhang fragen, warum es in der Vergangenheit keinem Prinzenkrieger gelungen war, die Koshy-Shyna zu zerschlagen oder wirkungsvoll gegen sie vorzugehen. Keiner seiner vielen Vorfahren hatte je durchschlagende Erfolge gegen die Geißel der Ukkhar-Kaza erzielen können. Hatten sie sich mit den Verbrechern arrangiert?
Von seinem Vater Marca wusste er, dass er zu einer Art gegenseitigem Nichtangriffspakt genötigt worden war. Er hatte ihm nämlich selbst eingestanden, dass er aus Angst um das Leben des Prinzen nichts gegen die Koshy-Shyna unternommen hatte. Als Soner ein Säugling gewesen war, hatte man seiner Amme im Schlaf eine Brust abgeschnitten und sie dem Prinzenkrieger Marca geschickt. Die Koshy-Shyna hatte damit gezeigt, dass sie jederzeit dem Prinzen Soner das Leben nehmen konnte.
Und als Prinz Soner später von der Koshy-Shyna entführt worden war, geschah dies nur, um seinen Vater zu erpressen. Dass Soner am Leben gelassen worden war, war der beste Beweis dafür, dass Prinzenkrieger Marca auf die Forderungen der Koshy-Shyna einzugehen gewillt war.
Doch Soner hatte sich aus eigener Kraft befreien können und damit seinen Vater beschämt. Ein Prinzenkrieger hätte die Pflicht gehabt, ohne Rücksicht auf sich und die Seinen gegen das organisierte Verbrechen in seiner Ukkhar vorzugehen. Als Soner noch Prinz gewesen war, war er seinem Vater für jede Art von Zuneigung dankbar gewesen. Doch mittlerweile dachte er anders. Wenn es um die Sicherheit und das Wohl der Ukkhar-Kaza ging, mussten persönliche Interessen hintanstehen.
Prinzenkrieger Soner würde nie so handeln, wie es sein Vater getan hatte. Er liebte Sihame über alles, aber er würde für sie nie seine Ehre opfern. Trotzdem hoffte er innig, dass seine Standhaftigkeit nie auf die Probe gestellt werden würde.
*
Während die Agenten und Spione im Untergrund arbeiteten, um die unsichtbaren Fäden der Koshy-Shyna zu verfolgen und die vielen verbrecherischen Knoten zu entwirren ... Während die Assassinen unterwegs waren, ihre potentiellen Opfer aus den Reihen des zwei mal achtköpfigen Ungeheuers zu enttarnen, mit ihren richtigen Namen zu benennen und für den Tag des Schlachtens zu markieren ... Während Prinzenkrieger Soner entsetzt zur Kenntnis nehmen musste, welches dichte Geflecht aus verbrecherischen Umtrieben, Intrige und Verschwörung die Gläserne Stadt beherrschte, ja den gesamten Planeten Kazién überzog und selbst bis in den Palast des Lichts reichte ...
Während all dieser geheimen Umtriebe im Verborgenen musste Soner offiziell seinen Verpflichtungen als Prinzenkrieger nachkommen.
Dazu gehörte, die Generäle und Kommandanten seiner Flotte zu betreuen und planetare Stützpunkte und Weltraumforts zu inspizieren oder auch einzuweihen, wenn neue geschaffen wurden. Die Präsenz des Prinzenkriegers war wichtig für die Moral der Truppe, er war für die gemeinen Soldaten die Seele, und für die Saltan tragenden Offiziere war er der Fleisch gewordene Gott der Ehre und des Mutes.
Besonderen Wert legte Soner darauf, zur Mannschaft seines Flaggschiffes ein besonderes Verhältnis zu schaffen. Er wollte ihr nicht nur Seele und Ehrendenkmal sein, er versuchte, ihr das Gefühl zu geben, Teil ihrer Gemeinschaft zu sein, der mit ihnen alle Gefahren und Prüfungen teilte.
Kommandant der KIJAKAN war General Turante, ein erfahrener Weltraumfahrer, der schon viele Jahre unter seinem Vater gedient hatte. Soner merkte bald, dass Turante den Prinzenkrieger Marca über alles verehrt haben musste. Denn er brachte Soner zu Anfang, bei aller Gehorsamkeit, insgeheim eisige Ablehnung entgegen, die Soner fast körperlich spüren konnte. Ihm war natürlich klar, dass er General Turante nicht durch schöne Worte für sich gewinnen konnte, sondern dass er ihn nur durch Taten überzeugen musste.
Die Chance dafür bot sich ihm, als eines seiner Schlachtschiffe im Zentrumsgebiet von Akhimzabar in Weltraumnot geriet. Der Zufall wollte es, dass es sich dabei um die ALAUDO handelte, auf der Soner als Prinz stets mitgeflogen war, wenn er seinen Vater begleitet hatte. Er hatte zu dem Kommandanten Asccillo ein gutes Verhältnis aufgebaut, weil er sich nie in dessen Belange eingemischt hatte, obwohl er als Prinz von Kaza das Oberkommando innegehabt hatte.
Auf der ALAUDO hatte Prinz Soner beispielsweise seine ersten Erfahrungen mit künstlichem Licht gemacht. Denn obwohl die Pfauchonen es eigentlich strikt ablehnten, mussten sie seinen Gebrauch an Bord ihrer Raumschiffe dulden. Es ging schließlich nicht, dass Weltraumfahrer ständig in völliger Dunkelheit agierten. Immerhin hingen von der präzisen Handhabung der Instrumente ihre Sicherheit und ihr Leben ab. Für Prinz Soner war das eine neue Erfahrung gewesen, aber er hatte sich rasch an die künstliche Beleuchtung gewöhnt, die in den neun Stunden simulierter Nacht ohnehin auf ein Minimum gedrosselt wurde.
»Mir scheint, dass die Pfauchonen die Dogmen ihrer Religion ganz nach Wunsch beugen«, hatte der aufgeweckte Prinz damals Kommandant Asccillo vorgehalten.
»Weltraumfahrer bedienen sich des künstlichen Lichts nicht zu ihrem Vergnügen, sondern lediglich, um ihren Dienst am Volk verrichten zu können«, hatte ihn der Kommandant zurechtgewiesen.
Das war das einzige Mal gewesen, dass sie kontrovers aneinander gerieten. Und jetzt befand sich Asccillo mit seiner ALAUDO in Weltraumnot.
Zufall? Nein, es gab keine Zufälle, es war gozin, dass Soner derart mit Asccillo zu tun bekam! Ihrer beider Schicksalsfäden waren noch offen, die Enden mussten zusammengeführt werden.
Die ALAUDO war einem Schwarzen Loch zu nahe gekommen und in dessen Akkretionsscheibe geraten. Sie konnte sich aus eigener Kraft nicht mehr aus der Gravitationsfalle befreien und trieb hilflos auf den Ereignishorizont des Schwarzen Loches zu. Zehn Schlachtschiffe waren zum Ort des Geschehens geflogen, aber sie konnten der ALAUDO nicht beistehen. Es war wegen der starken hyperenergetischen Störfelder nicht einmal möglich, die Mannschaft per Transmitter zu bergen. Lediglich ein in unregelmäßigen Abständen aktives Funkfenster erlaubte es, mit der Mannschaft Kontakt aufzunehmen.
Als Soner von dem Unglück erfuhr, befahl er Turante, zum Ort des Geschehens zu fliegen.
»Ich muss dich darauf aufmerksam machen, mein Prinzenkrieger«, wagte der Kommandant der KIJAKAN einzuwenden, »dass in dem betreffenden Gebiet unglaubliche hyperstatische Turbulenzen herrschen, die jedes unserer Schlachtschiffe in äußerste Gefahr bringen können.«
»Ist die KIJAKAN denn etwa technisch weniger gerüstet als die zehn Schlachtschiffe vor Ort?«, fragte Soner provokant.
»Das keineswegs«, blieb Turante gelassen. »Aber deine Sicherheit geht über alles, mein Prinzenkrieger.«
»Da irrst du gewaltig, General Turante!« Soner blickte seinem Gegenüber fest in die Augen. »In der Flotte habe ich denselben Stellenwert wie jeder von euch, und keiner von uns ist mehr als der geringste unserer Soldaten. Und jedes einzelne Schiff ist so wichtig wie die gesamte Flotte. Ich möchte nichts unversucht lassen, die ALAUDO zu retten.«
Danach flog die KIJAKAN das Schwarze Loch an, das die ALAUDO gefangen hielt. Die zehn Schlachtschiffe hatten in einem ausreichenden Sicherheitsabstand zum Schwarzen Loch Position bezogen, zehn Lichtsekunden von der kritischen Zone entfernt.
»Wir haben keinen Kontakt mehr zur ALAUDO«, wurde Prinzenkrieger Soner gemeldet. »Das Funkfenster ist geschlossen.«